eBook173 Seiten2 Stunden
Zwischen Vernunft und wildem Verlangen
Von Natalie Anderson
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Über dieses E-Book
"Willst du mich heiraten?" Victoria hat lange darauf gehofft, dass ihr solider Lebensgefährte Oliver ihr endlich einen Antrag macht. Bis sie an Weihnachten Olivers Freund Liam trifft - und beim Blick in dessen goldbraune Augen von einer nie gekannten verzehrenden Sehnsucht erfasst wird. Nur leider für den falschen Mann! Und als Oliver vor ihr auf die Knie fällt, ist sie plötzlich hin- und hergerissen zwischen Vernunft und Verlangen: Soll sie aus Pflichtbewusstsein Ja sagen? Oder doch darauf hören, was das Herz ihr sagt? Victoria steht vor einer dramatischen Entscheidung …
Autor
Natalie Anderson
Natalie Anderson nahm die endgültigen Korrekturen ihres ersten Buches ans Bett gefesselt im Krankenhaus vor. Direkt nach einem Notfall-Kaiserschnitt, bei dem gesunde Zwillinge das Licht der Welt erblickten, brachte ihr ihr Ehemann die E-Mail von ihrem Redakteur. Dem Verleger gefielen ihre früheren Korrekturen und da es gerade einen Mangel an guten Manuskripten gab, musste sie ihre Verbesserungen innerhalb von einer Woche anfertigen. Trotz dieses knappen Zeitfensters hatte ich längst angebissen. Unter starken Schmerzmitteln und ohne den ständigen Kontakt zu meinen frisch geborenen Zwillingen schaffte ich die Revisionen rechtzeitig, sagt sie. Auch ihr Ehemann dachte, dass es eine gute Idee sei, die Sache anzugehen. Darum brachte er ihr den Laptop seines Bruders und Natalie machte sich an die Arbeit. Sie verschickte die Revisionen am Freitag. Am Montag war sie bereits wieder Zuhause und bekam endlich den heiß ersehnten Anruf: Wir wollen ihr Buch kaufen. Ernsthaft schreibt Natalie nun schon seit einigen Jahren. Aber seit sie damit angefangen hat, schreibt sie jede Nacht, nachdem ihre zwei Kinder, und jetzt auch noch ihre Zwillinge, ins Bett gegangen sind. Für ihre Romane hofft sie in der Zukunft auf weitere gute Neuigkeiten und auf eine längere Abgabefrist.
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Buchvorschau
Zwischen Vernunft und wildem Verlangen - Natalie Anderson
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2013 by Natalie Anderson
Originaltitel: „The Right Mr. Wrong"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN HEAT
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 242016 - 2016 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Michaela Koch
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 11/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733707156
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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PROLOG
Weihnachten – fünf Jahre zuvor
Fast alle waren sie da. Ihre Eltern. Olivers Familie. Olivers Freunde. Die Einzige, die fehlte, war Stella. Ihre rebellische Schwester, die sich vor ein paar Jahren von der Familie losgesagt hatte.
Victoria Rutherford musterte die Päckchen unter dem Baum. Natürlich gab es keins für Stella. Ihre Eltern erwähnten sie ja nicht einmal mehr. Doch war zumindest ein Geschenk für Olivers Freund dabei? Sie trat näher und überprüfte die Geschenkanhänger nach seinem Namen.
Liam.
Dabei ging er sie nichts an. Er war Olivers Segeltrainer. Ein Gast seiner Eltern. Sicher besaßen sie die Umsichtigkeit, dem jungen Mann, der erst letzte Woche nach England zurückgekehrt war, ein Geschenk zu machen.
Seine samtige Stimme riss sie aus ihren Gedanken: „Wenn du wissen willst, was drin ist, solltest du die Kartons schütteln."
Victoria zuckte zusammen. Dann trat ein Lächeln auf ihre Lippen. Was falsch war. Vollkommen falsch. Doch Liam brachte sie mit seinen unbeschwerten Kommentaren zum Lachen. Und mit dem amüsierten Leuchten in seinen goldbraunen Augen. Jedes Mal liefen Schauer über Victorias Rücken, wenn dieser Mann sie anblickte. Er gab ihr das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein. Seit dem Moment, in dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte … bei jenem peinlichen Zusammentreffen in ihrem Gästebad, als er noch nicht gewusst hatte, wer sie war. Sie hatte nichts getragen außer einem Handtuch. Er hatte zwar etwas angehabt, aber dennoch waren Victoria Dinge aufgefallen, die sie lieber nicht bemerkt hätte.
„Die Dekoration ist mehr als gelungen", hörte sie ihn jetzt sagen.
„Danke." Victoria war die ganze Nacht aufgeblieben, um den Baum zu schmücken. Und Liam hatte ihr geholfen.
Sie schluckte und verdrängte die Erinnerung an den frühen Morgen. An den Augenblick, wo sie sich vollkommen durcheinander in ihr Zimmer geflüchtet hatte. Denn sonst wäre etwas passiert, das sie sich niemals vergeben hätte.
Liam war der beste Freund ihres Freundes. Ein Gast im Haus von Olivers Familie. Der letzte Mensch, nach dessen Nähe sie sich sehnen sollte.
Nach und nach kamen die anderen ins Zimmer, und die Bescherung begann. Es gab sowohl die üblichen Scherzgeschenke, die in Olivers Familie Tradition waren, als auch die „richtigen" Geschenke. Für alle – einschließlich Liam.
Ein sehr kleines Kästchen blieb unter dem Baum liegen. Victoria, die vermutete, dass es für Olivers Mum war, dachte nicht weiter darüber nach. Umgeben von Lachen und Gesprächen fühlte sie sich etwas unbefangener und wagte es, für einen Moment in Liams Richtung zu blicken. Während er sein Geschenk, einen fürchterlich hässlichen, selbst gestrickten Weihnachtspullover in die Luft hielt, lag in seinen Augen ein fragender, fast Hilfe suchender Blick, mit dem er Victoria erneut zum Lachen brachte.
Schnell wandte sie sich ab und unterdrückte ihr Kichern.
„Ich denke, das hier ist für dich."
Victoria erschrak, als Oliver ganz dicht neben sie trat.
„Du hast mir doch schon ein Geschenk gegeben …" Sie blinzelte, um ihre Konzentration von Liam auf Oliver zu richten.
Wie in Trance sah sie, dass ihr Lebensgefährte auf seine Knie sank. Warum bloß? Seine blauen Augen funkelten, und alle im Raum waren plötzlich still geworden.
„Victoria, du weißt, wie sehr ich dich liebe."
Sie lächelte, doch ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. War das …? Oliver hatte doch nicht etwa vor …?
„Willst du mich heiraten?"
Victoria starrte ihn an, als er ihre rechte Hand in seine nahm. Oliver, ihr erster Freund. Der Mann, den sie fast ihr Leben lang kannte und dem sie vertraute. Und hier vor ihren Eltern, seinen Eltern und …
„Victoria?" Sie hörte ganz deutlich Liams Stimme.
Oh nein … Sieh ihn nicht an! Konzentriere dich auf Oliver!
Doch sie konnte nicht anders, als sich zu Liam umzudrehen.
Ihr Blick verschmolz mit seinem. Seine wunderschönen Augen wirkten ernst und schienen direkt auf den Grund von Victorias Seele zu blicken. Als ob Liam all ihre Gedanken lesen konnte.
All ihre Zweifel und Sehnsüchte.
„Jetzt nicht, Liam. Oliver klang eher erstaunt als wütend über die Unterbrechung. „Sie ist gerade dabei, eine wichtige Antwort zu geben.
Victoria ertrank in Liams Augen. Sie hätte zu Oliver sehen sollen, doch schaffte es nicht. Eine leichte Unruhe kam unter den Gästen auf. Victoria fühlte, wie Oliver ihr fragende Blicke zuwarf. Ebenso seine Eltern. Und ihre Eltern. Jede Sekunde würde jemand etwas sagen.
Oliver räusperte sich. Oliver, der Mann, der perfekt für sie war und eine gemeinsame Zukunft plante. Sie konnte ihn nicht verletzen oder in Verlegenheit bringen. Weder ihn noch die anderen Menschen um sie herum. „Victoria?" Er klang mittlerweile leicht ungehalten.
Pflichtbewusst blickte sie zu dem Mann, der vor ihr kniete. Irgendwie schaffte sie es, das Lächeln auf ihren Lippen zu behalten. Um Oliver zu beruhigen. Oder vielleicht sich selbst? Sie liebte ihn doch. Wollte all das, was er auch wollte. Was ihre beiden Familien wollten und erwarteten. Oder nicht?
Oliver lächelte zurück. Und während sich alles vor Victorias Augen zu drehen begann, stellte er ihr noch einmal die Frage: „Willst du mich heiraten?"
1. KAPITEL
„Ja, natürlich, antwortete sie strahlend und ignorierte den brennenden Schmerz in ihrer Hand. „Auf jeden Fall.
Sie würde tun, was getan werden musste. Das war es, was erfolgreiche Unternehmer auszeichnete. Sie brachten Opfer. Arbeiteten die ganze Nacht. Victoria hatte das Buch „Jeder kann Milliardär werden" vor Monaten gelesen und wusste, was sie zu tun hatte. Auch wenn das Leben einer Milliardärin oder Millionärin gar nicht ihr Ziel war. Victoria wollte nur zahlungsfähig sein. Um keine dieser schrecklichen roten Zahlen mehr auf ihren Kontoauszügen sehen müssen.
Zudem war das Kalligrafieren von fünf weiteren Tischkarten in geschwungener Kupferschrift nichts im Vergleich zu dem, was Victoria bereits geleistet hatte. Wenn ihre Kundin nur mit den fertigen Exemplaren zufrieden war. So viel hing davon ab.
Aurelie Broussard schritt durch die prunkvolle Bibliothek – direkt auf den großen Schreibtisch zu, an dem Victoria nervös wartete. Wie wohl jeder in Aurelies Nähe konnte Victoria nicht anders, als diese Frau anzustarren. Sie war unglaublich schön. Selbst in einem schlichten weißen Sommerkleid und einem marineblauen Bolerojäckchen überstrahlte sie alles. Ihr langes dunkles Haar fiel in sanften Wellen über ihre Schultern. Es hatte dieselbe Farbe wie Aurelies Augen. So glänzend und verführerisch wie heiße Schokoladensoße. Vielleicht hing es mit ihrem betörenden Aussehen zusammen, dass diese Frau alles erreicht hatte, wovon andere träumten: Die mehrfache Surfweltmeisterin war nicht nur ein gefragtes Model, sondern auch eine überaus erfolgreiche Unternehmerin. Und bald Ehefrau und Mutter – wie die anmutige Wölbung ihres Bauches verriet.
Victoria hatte nie eine schönere Frau gesehen. Oder eine Frau, die größere Macht hatte, ihrem kleinen Kalligrafie-Unternehmen auf die Beine zu helfen. Beziehungsweise es zu zerstören. Wenn Aurelie ihre Arbeit mochte, käme alles in Ordnung. Wenn nicht, wäre Victoria verloren. Und Bräute waren schrecklich pingelig. Besonders Bräute mit einer Entourage von berühmten Freunden und einer bevorstehenden Superhochzeit.
Victoria gab sich Mühe, ihre Nervosität zu verbergen. Langsam legte sie die fertiggestellten Karten auf die antike Schreibtischoberfläche. Schweigend begutachtete Aurelie das Ergebnis. Es hatte Victoria zahllose Arbeitstage und schlaflose Nächte gekostet, die Tischkarten fertigzustellen. Sie war erst vor vierzehn Tagen für das Erstellen von Aurelies Hochzeitsdekoration auserwählt worden. Nicht gerade der geeignete Zeitraum, um in Perfektion ein Handwerk auszuführen, das eigentlich Licht, Ruhe und Zeit für Kreativität erforderte.
„Sie sind wunderschön. Aurelie verkündete endlich ihr Urteil. „Genau, was ich wollte.
Victoria blinzelte Tränen der Erleichterung fort. Innerhalb kürzester Zeit zweihundertvierunddreißig perfekte Tischkarten zu erstellen, war beinahe unmöglich gewesen. Doch sie hatte es geschafft.
„Ich habe die Namen genauestens von Ihrer Liste abgeschrieben, sagte sie leise. „Dennoch möchte ich Sie bitten, alles noch einmal Korrektur lesen zu lassen.
Sie konnte sich nicht leisten, dass irgendein berühmter Gast sich beleidigt fühlte, weil sein Name falsch buchstabiert war.
Aurelie nickte. „Meine Assistentin wird das tun. Vielleicht können Sie die zusätzlichen fünf Tischkarten gleich erstellen, während Sie hier sind?" Aurelie trat um den antiken Schreibtisch herum und zog aus einer der Schubladen ein Blatt Papier mit getippten Namen.
„Natürlich. Victoria hatte vorsorglich ein paar leere Karten, ihren Federhalter und die kupferfarbene Tinte mitgebracht. Doch ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Die Erwähnung von fünf weiteren Gästen würde im schlimmsten Fall bedeuten, dass … „Wie verbleiben wir mit dem Sitzplan?
, begann sie.
Es hatte so viele Tage Arbeit gekostet, ihn zu kalligrafieren. Ein großes Wandbild mit zweihundertvierunddreißig Namen. Dazu die Namen jedes Tisches. Beim Gedanken daran, all das noch einmal machen zu müssen, wurde Victoria ganz schlecht. Ihre rechte Hand tat plötzlich so weh, dass sie am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre.
„Wir brauchen einen neuen. Aurelie strich ihre dunklen Locken aus dem Gesicht und stellte sich ganz gerade vor den Schreibtisch. Sie war fast einen Kopf größer als Victoria. „Das wäre doch kein Problem, oder?
„Überhaupt nicht", schwindelte Victoria und zwang sich, noch einmal zu lächeln. Sie würde fünf weitere Nächte nicht schlafen und durcharbeiten, bis alles zu Aurelies Zufriedenheit fertiggestellt war.
Unwillkürlich wanderten ihre Gedanken zurück zu dem Tag, an dem sie selbst eine Braut gewesen war. Zu all der Freude und Hoffnung, die sie damals verspürt hatte. Sie würde so hart sie konnte arbeiten, damit ihre Kundin ähnlich glücklich war. Und sie hoffte, dass Aurelies Glück anhielt. Denn während Victorias Hochzeitstag wie der Auftakt einer großen Romanze gewirkt hatte, war ihre Ehe mit Oliver von Tag zu Tag mehr den Bach hinuntergegangen. Viel zu schnell hatte sich ihr Glück in eine Katastrophe verwandelt. Und irgendwann hatte Oliver sie für eine andere Frau verlassen.
Aurelies Hochzeit mitzugestalten, würde Victoria helfen, ihr Leben zumindest finanziell wieder in Ordnung zu bringen. So viele reiche Gäste würden kommen. Wenn sie hier ihre beste Arbeit zeigte, könnte sie sicher neue Kunden gewinnen.
Die Ironie, nach ihrer gescheiterten Ehe einen Beruf zu haben, in dem sie anderen Menschen zu einem perfekten Hochzeitsfest verhalf, war Victoria nicht entgangen. Aber sie war nicht zynisch. Für zwei Menschen, die zusammengehörten, war eine Hochzeit ein wunderbarer Anfang.
Hoffentlich war Aurelies Verlobter ein anständiger Kerl. Victoria fiel in diesem Moment auf, dass sie eigentlich gar nichts über ihn wusste. Sie hatte nicht die Zeit gehabt, sich im Internet über ihn zu informieren, und auf Tischkarte und Sitzordnung war er nur mit dem Wort „Bräutigam" vermerkt. Einige der Gästenamen hingegen hatte Victoria sofort einordnen können: Elitesportler, Berühmtheiten, Models.
„Ich bin sicher, dass ich mich auf Sie verlassen kann. Aurelie schenkte ihr eins dieser Lächeln, die unterschwellig sagten: „Falls irgendetwas schiefgeht, bringe ich Sie um.
Gut zu wissen. Während Aurelie sich auf sie verließ, müsste Victoria sich wohl auf Kaffee verlassen. Gallonen davon.
„Ich kann die Karten jetzt gleich schreiben, wenn Sie das möchten, aber den Sitzplan muss ich zu Hause anfertigen. Ich konnte die Materialien dafür nicht mitbringen."
Aurelie nickte. „Ich sorge dafür, dass meine Assistentin Ihnen die Änderungen umgehend mitteilt."
„Und ich bringe Ihnen den Plan, sobald
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