Hallo Daddy!
Von Mary Anne Wilson
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Über dieses E-Book
Lindsey ist wie elektrisiert, als sie im Fahrstuhl ihrer Firma Zane Holden trifft. Er ist absolut umwerfend, aber eben der Chef, der jeden Zuschuss für ihren Kinderhort ablehnt. Doch nun bittet er sie um ihre ganz private Hilfe - und sein Blick trifft sie mitten ins Herz…
Mary Anne Wilson
Mary Anne wurde in Toronto, Kanada, geboren und fing bereits im Alter von neun Jahren mit dem Schreiben kleiner Geschichten an. Über den Ausgang von Charles Dickens' berühmtem Roman "A Tale of Two Cities" ("Eine Geschichte zweier Städte") war sie so enttäuscht, dass sie das Ende kurzerhand nach ihren Vorstellungen umschrieb. Jahre später zog sie nach Südkalifornien, wo sie der Liebe ihres Lebens begegnete. Dort erkannte sie, dass sie den Schnee im Winter nicht vermisste, und nahm ihren ganzen Mut zusammen, um endlich ihren ersten Liebesroman, natürlich mit Happy End, zu schreiben. Sie verfasste acht Romane, bevor sie den Dreh raus hatte und ihr erstes Buch veröffentlicht wurde. Das war im Jahr 1988. Seitdem kamen 40 weitere hinzu. In ihrer Freizeit arbeitet sie an weiteren Liebesromanen voller Romantik und knisternder Spannung.
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Buchvorschau
Hallo Daddy! - Mary Anne Wilson
IMPRESSUM
Hallo Daddy! erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2001 by Mary Anne Wilson
Originaltitel: „Regarding the Tycoon´s toddler"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1327 - 2002 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Gisèle Bandilla
Umschlagsmotive: monkeybusinessimages/GettyImages
Veröffentlicht im ePub Format in 09/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733753399
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
„Was soll ich denn mit einem Kind?", fragte Zane Holden genervt. Er schaute von seinem Büro im 20. Stock der LynTech Corporation aus auf die Stadt Houston hinunter und drehte sich nun zu Edward Stiller, dem Anwalt aus Florida, um.
Stiller saß in einem Ledersessel am Schreibtisch. Er zog die Schultern hoch. „Sir, Ihre Frau ist tot, ich meine Ihre Exfrau."
Zane versuchte noch immer, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass Suzanne nicht mehr lebte. Dass sie und ihr zweiter Mann vor zwei Tagen bei einem schweren Autounfall in Südflorida tödlich verunglückt waren.
„Das sagten Sie bereits. Und es tut mir unendlich leid. Aber ich war nur knapp zwei Jahre mit Suzanne verheiratet und habe sie seit Langem nicht mehr gesprochen. Und nun … Also das müssen Sie mir schon erklären."
„Wie ich schon sagte – ich führe nur den letzten Willen Ihrer Exfrau aus."
Zane sank in seinen Lehnstuhl. „Das verstehe ich nicht." Nervös fuhr er sich übers Gesicht. Weder konnte er begreifen, dass Suzanne tot war, noch dass dieser Mann ihm mitteilte, dass sie nicht nur ein Kind mit Dan Weaver gehabt hatte, sondern schon vor der Scheidung schwanger gewesen war!
Stiller legte einen ledernen Ordner auf den Schreibtisch. „Ich wollte Sie erst anrufen, war dann aber der Meinung, es sei besser, die Sache persönlich mit Ihnen zu besprechen. Zumal Entscheidungen zu treffen sind."
Zane wusste nicht mehr, ob er Suzanne je geliebt hatte, aber dass sie nun tot war, schmerzte ihn doch.
Im Gegensatz zu ihm hatte sie sich immer eine Familie gewünscht. In Dan Weaver hatte sie dann jemanden gefunden, der auch Kinder wollte. Gegen Weaver empfand Zane keine Ressentiments, denn seine eigene Ehe mit Suzanne war einfach keine Ehe gewesen.
„Mr. Stiller, erklären Sie mir doch bitte, wieso ausgerechnet ich Treuhänder sein soll. Suzanne hat ihr Testament nie geändert, sagen Sie? Obgleich sie Mutter war?"
„Nein, das hat sie nicht. Stiller entnahm der Mappe einen Stapel Papiere. „Ich habe die Unterlagen sorgfältig durchgesehen. Es hat alles seine Richtigkeit.
Zane versuchte ein Gefühl der Reue zu verdrängen, das er normalerweise als reine Zeitverschwendung ansah. „Und das Kind?"
„Ein Junge. Walker Scott Weaver. Knapp zwei Jahre alt. Ein niedliches Kind, soweit ich weiß. Er wurde von einem Babysitter betreut, als … Er hüstelte. „Dort kann er auch bleiben, bis alles geregelt ist.
An Kinder hatte Zane nie gedacht. Heute jedoch gleich zweimal. Als Erstes war wieder mal eine Spendenbitte von L. Atherton von der firmeneigenen Kindertagesstätte bei ihm gelandet. Die er natürlich wieder abgelehnt hatte. Und nun der Sohn von Suzanne …
Zane rief seine Sekretärin an. „Marlene, versuchen Sie, Mr. Terrel zu erreichen. Er soll so schnell wie möglich kommen."
„Und was ist mit den Großeltern?", fragte er dann wieder an Edward Stiller gewandt.
„Es gibt keine."
„Tanten, Onkel?"
„Wir haben keine gefunden."
Suzanne war wie Zane Einzelkind gewesen, und ihre Eltern waren schon vor Jahren gestorben. Aber Weaver müsste doch Familie haben. „Keine entfernten Cousins?"
„Meine Kanzlei bemüht sich, welche ausfindig zu machen. Aber im Augenblick ist die Betreuung des Kindes Ihre Angelegenheit, das geht klar aus dem Testament hervor. Sie sollen sich um die gesamte Hinterlassenschaft kümmern."
Es klopfte, und Matthew Terrel, der Firmenanwalt, trat ein. Ein Mann wie ein Schrank, muskulös und kräftig.
Matt war seit sieben Jahren Zanes bester Freund. Er würde sicher wissen, was zu tun war. „Matt, das ist Edward Stiller aus Florida."
Matt gab Stiller die Hand und stellte sich vor. „Worum geht es?"
„Lass es dir von Mr. Stiller erklären."
Matt setzte sich in den zweiten Ledersessel. „Ich höre."
Während die beiden Männer miteinander sprachen, stand Zane auf und ging an das riesige Panoramafenster. Er spiegelte sich darin. Vor sich sah er einen großen, schlanken Mann in grauer Hose, mit Weste, aufgerollten Hemdsärmeln und düsterem Blick. Als „kalt" hatte Suzanne ihn manchmal bezeichnet. Dass ausgerechnet sie ihm ihr Kind anvertrauen wollte, war unbegreiflich!
„Wenn du keine Kinder willst, haben wir keine gemeinsame Zukunft!", klang es Zane noch in den Ohren.
Er hatte deutlich gemacht, dass er sich nie Kinder gewünscht hatte und auch mit ihr keine wollte.
„Du bist stur und egoistisch. Ich hätte dich nie heiraten dürfen!, hatte sie geschimpft. „Falls es in deinem Leben je Kinder geben sollte, tun sie mir schon jetzt leid! Du bist kalt wie Stein.
Und nun war ausgerechnet ihr Kind in seinem Leben aufgetaucht! Das passte nicht, genauso wenig wie die Vorstellung, je wieder zu heiraten.
Suzanne ahnte nicht, wie sehr ihn die Trennung verletzt hatte, denn sie bedeutete eine Niederlage für ihn. Niederlagen hasste er. Seit Langem wusste er, wie man sie verhinderte.
Suzanne hatte dann Weaver kennengelernt, und Zane konnte sich wieder seiner Arbeit widmen.
„Zane?" Matts Stimme brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. Er hatte das Testament in der Hand.
„Das Ganze ist ein Scherz, oder?", fragte er Matt.
„Nein, so wie es aussieht, bist du tatsächlich für das Kind verantwortlich, bis ein Verwandter gefunden ist."
„Du weißt doch, dass Suzanne niemals gewollt hätte, dass ich mich einem Kind auch nur nähere!"
„Sie hat bestimmt nicht damit gerechnet, mit dreißig tödlich zu verunglücken, sonst hätte sie ihr Testament vermutlich geändert. Irgendwann wird sicher ein Verwandter gefunden werden, aber bis dahin …"
Zane schaute die beiden Männer ratlos an.
„Du könntest es natürlich anfechten und damit argumentieren, dass ihr geschieden ward und du nichts mehr mit Suzanne zu tun hattest."
„Und dann?"
„Dann kommt der Junge in ein Pflegeheim, bis eine andere Lösung gefunden ist."
Das letzte Mal hatte Zane Suzanne beim Scheidungsanwalt gesehen. Sie war schon hochschwanger und hatte Dan Weavers Hand gehalten. Obgleich Zane seine Frau nicht wirklich liebte, hatte er sie doch sehr geschätzt.
„Was gibt es noch für eine Möglichkeit?"
„Du könntest den Jungen irgendwo unterbringen, bis ein Verwandter gefunden wird."
„Das wäre vielleicht machbar."
Matt schaute Stiller an. „Das ginge doch, oder? Wenn er jemanden fände, der sich um den Jungen kümmert?"
„Das liegt ganz bei Mr. Holden. Ich werde veranlassen, dass das Kind hergebracht und der jetzige Babysitter bezahlt wird. Mr. Holden kann dann …"
„Hierher gebracht wird?", unterbrach Zane ihn entsetzt.
„Ganz richtig. Er kann nicht in Florida bleiben."
„Wieso nicht? Wie Matt schon sagte, wir könnten doch ein Kindermädchen für ihn engagieren.
„Nun, wenn Sie oder Mr. Terrel nach Miami fahren wollen und sich dort um alles kümmern, könnten wir …"
„Unmöglich! Sie werden das machen. Ich bezahle Sie dafür."
Stiller schüttelte den Kopf. „Ich habe nur eine kleine Praxis mit wenig Personal, das schon völlig überlastet ist. Für so etwas habe ich keine Zeit. Vielleicht könnten Sie jemanden finden …"
„Das ist viel zu kompliziert, meinte Matt. „Allein die Zeit, hinzufahren, alles einzufädeln, schriftlich festzumachen und …
„Wie immer Sie sich entscheiden, Sie haben eine Woche Zeit, unterbrach Stiller ihn. „Der Babysitter kann den Jungen bis nächsten Montag betreuen. Danach muss er woanders untergebracht sein.
„Also eine dritte Möglichkeit", sagte Matt zu Zane.
„Welche?"
„Du bringst den Jungen in deinem Penthouse oder sonst wo unter und besorgst ein Kindermädchen. Das ist viel einfacher, als alles aus der Ferne zu regeln."
Zane wollte das Kind am liebsten gar nicht sehen. Aber Matt hatte recht, das war die beste Lösung.
„Gut, das machen wir. Mr. Stiller, veranlassen Sie bitte die Übergabe. Ich komme für alles auf. Über das, was Suzanne dem Kind vererbt hat, können wir später sprechen. Und suchen Sie bitte weiter dringend nach einem Verwandten."
„Selbstverständlich. Stiller schloss seine Aktentasche. „Wer kümmert sich hier um die rechtlichen Dinge?
Matt schaute Zane an. „Unsere Rechtsabteilung?"
„Es wäre mir lieber, du würdest es persönlich tun, Matt. Ich möchte nicht, dass das hier publik wird."
Matt nickte. „Mr. Stiller, mein Büro liegt den Flur hinunter, zweite Tür rechts. Wir sehen uns dort in ein paar Minuten."
Sobald Stiller gegangen war, sank Zane auf den Stuhl.
Matt sah seinen Freund verständnisvoll an. „Genau das, was du brauchtest, was?"
„Dass unsere Neuerwerbung LynTech Probleme bringen würde, ahnte ich schon, aber nicht in welchem Ausmaß. Sein Blick fiel auf einen Notizzettel. „Scheint so, als hätte Mr. Lewis ein weiches Herz und eine offene Brieftasche und noch nie davon gehört, dass man auch Nein sagen kann. Kein Wunder, dass hier niemand versteht, dass mit seinem Verschwinden auch kein Geld mehr da ist.
„Sonst alles in Ordnung, Zane?"
„Das wäre es, wenn ich endlich ungestört arbeiten könnte."
„Ich meinte nicht die Arbeit, sagte Matt, „sondern, ob du mit Suzannes Tod fertig wirst.
„Es war ein Schock für mich, aber Suzanne ist Vergangenheit. Das heißt, sie war es, bis Mr. Stiller hier auftauchte. Er setzte sich. „Ich bin dir dankbar, dass du die notarielle Abwicklung übernimmst.
„Aber das mit dem Kind, übernehme ich nicht, Zane. Vielleicht könnte Rita helfen. Sie hat selbst Kinder und kennt sich bestimmt aus."
Matts Sekretärin musste schon dauernd Überstunden machen. „Meinst du, sie hat Zeit für so was?"
„Sie ist tüchtig, das schafft sie schon." Matt lächelte.
Zane nahm einen Notizzettel auf. „Noch eins, bevor du zu Stiller gehst. Könntest du den beim Rausgehen Marlene geben? Sie möchte das hier in die Kindertagesstätte zurückschicken."
Matt schaute darauf. „Du lieber Himmel, die dritte Ablehnung eines Spendenaufrufs?"
„Genau. Diese Atherton akzeptiert einfach kein Nein. Sie glaubt wohl an den steten Tropfen, der den Stein höhlt. Aber da hat sie sich geschnitten."
„Na, hoffentlich." Matt wandte sich zur Tür.
„Sag mir Bescheid, wenn Rita jemanden gefunden hat."
„Mach ich."
Zane konzentrierte sich wieder auf die Arbeit.
Seitdem er LynTech übernommen hatte, lebte er praktisch im Büro. LynTech, eine große Computertechnologiefirma mit vielen Tochterunternehmen, musste umstrukturiert werden. Zane hatte vor, sie in Einzelteile zu zerlegen und diese dann lukrativ weiterzuverkaufen. So etwas machte er seit Jahren mit Firmen, die in Schwierigkeiten steckten. Im Prinzip war LynTech eine Goldmine, aber man musste ziemlich tief graben, bevor man das Gold fand.
Lindsey Atherton träumte wieder mal den gleichen Traum. Er schien die einzige Konstante in ihrem Leben zu sein und hatte in früher Kindheit angefangen. Jetzt, mit siebenundzwanzig, träumte sie ihn noch immer. Seine Bedeutung war ihr jedoch nach wie vor unklar.
Er begann immer mit völliger Dunkelheit, ohne große Spannung. Sie fühlte sich ganz sicher, eingehüllt wie in einen Kokon. Aber dann kamen Geräusche. Das leise Knarren eines Türgriffs, das Klicken eines Schlosses, das Quietschen von Scharnieren. Und alles änderte sich. Um sie herum war es taghell, und damit war ihre Sicherheit dahin.
Als kleines Mädchen glaubte sie, nun käme der Schwarze Mann sie holen. Als sie älter wurde, gab es keinen Schwarzen Mann mehr, aber die Dunkelheit bedeutete keine Sicherheit mehr, sondern Abgeschnittenheit, Einsamkeit. Die Geräusche kamen von einer Person, die sie retten würde.
Sie wusste nicht, wer es war.