Stille Küsse
Von Sara Orwig
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Über dieses E-Book
Liebesnächte im Himmelbett hatte Savannah sich ausgemalt. Aber leider hat Mike sie lediglich geheiratet, um sein Millionenerbe anzutreten. Von Liebe steht nichts im Ehevertrag. So schläft sie in ihrer Hochzeitsnacht alleine im Hotel und träumt davon, seinen perfekt trainierten Körper zu spüren. Wie soll sie es aushalten, ein ganzes Jahr lang keusch mit ihm zusammenzuleben?
Sara Orwig
Sara’s lebenslange Leidenschaft des Lesens zeigt schon ihre Garage, die nicht mit Autos sondern mit Büchern gefüllt ist. Diese Leidenschaft ging über in die Liebe zum Schreiben und mit 75 veröffentlichten Büchern die in 23 Sprachen übersetzt wurden, einem Master in Englisch, einer Tätigkeit als Lehrerin, Mutter von drei Kindern und Großmutter von 5 Enkelkindern hat Sara den Balanceakt zwischen der Karriere als Autorin und der Familie mehr als hervorragend hinbekommen. Mit über zweihundert ausländischen Ausgaben ist sie in die Oklahoma Professional Writer’s Hall of Fame aufgenommen worden. Sara hat den „Oklahoma University Award“ und zweimal den „Oklahoma Novel of the year Award“ erhalten und sie war in mehreren Bestsellerlisten. Ebenso ist sie Gewinnerin von sechs „Romantic Times Awards“. Sara und ihr Mann reisen gern und sind begeisterte Gärtner, obwohl die Sommer in ihrem heimatlichen Oklahoma so heiß sind, dass viele Pflanzen ihn nicht überstehen.
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Buchvorschau
Stille Küsse - Sara Orwig
IMPRESSUM
Stille Küsse erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© by Sara Orwig
Originaltitel: „Shut Up and Kiss Me"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA,
Band 1349 - 2005 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Christian Trautmann
Umschlagsmotive: David De Lossy / Thinkstock
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733775933
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
In was für verrückte Situationen werden die Special Forces mich wohl noch bringen? fragte sich Michael Remington, während er seine Umgebung musterte. Er befand sich in einem eleganten Anwaltsbüro, das seinen Sitz mitten in San Antonio, Texas, hatte.
Dunkle Holzwände, glänzendes Eichenparkett, komfortable Ledersessel – und die Anwältin zweifellos der dekorativste Teil von alledem. Er betrachtete ihr seidenweiches blondes Haar. Haar, das sie keinesfalls in diesem strengen Knoten verstecken sollte. Schon vom ersten Moment an, als die Dame noch vor ihrem Schreibtisch gestanden hatte, waren Mike ihre fabelhaften langen Beine aufgefallen. Abgesehen davon war sie mit einem Gesicht und einem Körper gesegnet, die jeden Mann sofort ans Schlafzimmer denken ließen – bis er ihre großen blauen Augen sah, eisig und kalt wie ein nordischer Fjord.
Er hörte ihr kaum zu, während sie ihm in ihrem Juristenjargon John Frates’ Testament vorlas. Neben ihm saßen seine Kumpel von den Special Forces: Jonah Whitewolf, ein Komantsche, einer der besten Bombenentschärfer, die Mike kannte, und Boone Devlin, ein Hubschrauberpilot der Sonderklasse.
Nicht lange nachdem sie damals John Frates gerettet hatten, trennten sich die Wege der drei Männer, und bis heute, der ersten Woche im April, hatten sie sich nicht wiedergesehen. Mike freute sich auf ihr gemeinsames Dinner heute Abend – eine Wiedervereinigung, die sie nur John Frates zu verdanken hatten. Leider lebten John Frates und seine Frau nicht mehr. Beide starben bei einem Bootsunfall vor der Küste von Schottland. Es kam Mike sehr seltsam vor, dass er in einem Testament bedacht wurde, nur weil er seine Pflicht getan hatte. Zwar hatten sie John Frates gerettet, als er im kolumbianischen Dschungel als Geisel genommen worden war, aber das war schließlich Teil ihres Auftrags gewesen.
Als er seinen Namen hörte, konzentrierte Mike sich wieder auf die Worte der Anwältin.
„Michael Remington, las Savannah Clay, ihre Stimme klang energisch und nüchtern, „dem ich auf ewig dankbar sein werde, hinterlasse ich meinen kostbarsten Besitz, die Vormundschaft über meine kleine Tochter, mein Baby Jessie Lou Frates.
Mike starrte Savannah fassungslos an. Er konnte plötzlich nicht mehr atmen, kalter Schweiß brach ihm aus und er hörte nicht mehr, was die Anwältin noch sagte.
Jessie Lou Frates? Ein Baby? Man hatte ihm die Sorge für ein Baby übertragen? Mike hatte während seiner militärischen Laufbahn lebensgefährliche Situationen durchgestanden, aber nie war er so nervös gewesen wie in diesem Moment. Nur vage nahm er den Rest der Verlesung des Testaments wahr – und schon gar nicht die Fragen seiner Freunde oder die Antworten der Anwältin. Schließlich sah Savannah Clay ihn an.
„Sie sind so still, Colonel Remington. Irgendwelche Fragen?"
Er starrte sekundenlang in ihre blauen Augen – wunderschöne Augen, dachte er flüchtig. „Ja, ich habe sehr viele Fragen. Wenn Sie etwas Zeit haben, bleibe ich noch ein wenig hier, wenn die anderen gegangen sind."
Seine Freunde protestierten, aber Miss Clay brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. Es vergingen weitere dreißig Minuten, bevor sie die Tür hinter ihnen schloss und sich zu Mike umdrehte. Er stand auf und sah sie entschlossen an.
„Ich übernehme kein Baby, sagte er. „John Frates hat mir gegenüber nie ein Baby erwähnt.
„Soviel ich weiß, hat er Sie angerufen", erwiderte sie ruhig.
„Er hat mich vor einigen Jahren angerufen und gesagt, dass er geheiratet hätte, dass er und seine Frau ihr Testament aufsetzten und dass er mir etwas hinterlassen wollte, aber er sagte nichts von einem Baby."
Savannah Clay musterte Mike mit einem Blick, der wohl ihre Zweifel am Wahrheitsgehalt seiner Worte ausdrücken sollte. „Als Jessie geboren wurde, haben John und seine Frau ihr erstes Testament geändert. Sie durchquerte den Raum und nahm wieder hinter ihrem Schreibtisch Platz. Trotz des Schocks, den er gerade erlitten hatte, bemerkte Mike den aufregenden Schwung ihrer Hüften. Sie machte eine Handbewegung. „Bitte setzen Sie sich.
„Ich kann unmöglich die Verantwortung für ein Baby übernehmen", wiederholte Mike und fragte sich, wie lange es noch dauern würde, bis sie ihn endlich begriff.
„Das Testament trifft alle nötigen Vorsorgen. Sie werden das Haus in Stallion Pass bekommen, ein Treuhandvermögen für Jessie sowie eins für die täglichen Ausgaben – und morgen werden zudem eineindrittel Million Dollar auf Ihr Privatkonto eingezahlt", sagte sie so geduldig, als müsste sie einem kleinen Kind etwas erklären.
„Lassen Sie bloß nichts auf mein Konto überweisen, fuhr Mike sie an. „Hören Sie mir überhaupt zu? Ich will diese Vormundschaft nicht übernehmen.
„Die Frates hatten keine Verwandten, sagte Savannah. „Es gibt sonst niemanden, der die Kleine nehmen könnte. Sie ist doch erst fünf Monate alt.
Savannahs Wangen waren rot angelaufen, was sie nur noch schöner aussehen ließ, aber Mike versuchte, das zu ignorieren. Sie sprach langsam und deutlich, so als wäre er taub oder zu dumm, um zu verstehen, was sie ihm sagen wollte. „Sie wird sonst in ein Waisenhaus kommen."
„Tut mir sehr leid, aber das wird sie wohl müssen, antwortete Mike gereizt. „Das ändert nichts an meiner Einstellung. Es gibt sehr viele Kinder, die in einem Waisenhaus aufwachsen müssen, aber ich übernehme auch keins von denen.
Wut blitzte in den Tiefen ihrer blauen Augen auf. „John Frates hatte eine hohe Meinung von Ihnen, und er setzte sein ganzes Vertrauen in Sie."
„Das ist sicherlich sehr schmeichelhaft, und ich weiß das zu schätzen, aber der Mann war nur dankbar, weil wir ihm das Leben gerettet hatten. Es ändert nichts an meinem Entschluss."
„Sehen Sie sich das an." Sie holte einen Umschlag hervor und kam dann um den Schreibtisch herum, schob einen Stuhl dicht neben seinen, und Mike erhaschte einen Hauch ihres verführerischen Parfüms. Als sie sich setzte und die Beine übereinanderschlug, wurde er kurz abgelenkt, und sein Blick ging wie von selbst zu ihren wohlgeformten Beinen.
Savannah holte ein Foto heraus und legte es ihm auf ein Knie. Der flüchtige Kontakt war höchst elektrisierend. „Das ist Jessie", sagte sie.
Von dem Foto lächelte ihn ein Baby mit dunklen Locken, glänzenden blauen Augen und rosigen Wangen an.
„Sie ist bezaubernd, aber meine Meinung ändere ich nicht."
„Darf ich fragen, warum nicht?" Savannah drehte sich halb zu ihm um. Ihre Knie berührten sich fast, und Mike spürte die enorme Anziehungskraft dieser sehr attraktiven, wenn auch ziemlich ärgerlichen Frau.
„Ich bin ledig. Ich liebe meine Freiheit, und ich weiß nichts über Kinder, antwortete er. „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für ein Baby in meinem Leben. Ich bin kurz davor, für die CIA zu arbeiten und werde ständig unterwegs sein. Ich kann mich nicht mit einem Baby belasten.
„Das ist unglaublich egoistisch von Ihnen, Colonel Remington. Sie weisen ein großzügiges Einkommen, ein Zuhause, ein wundervolles Baby ab, und alles nur, weil Sie Ihre Freiheit lieben?"
„Jetzt haben Sie’s endlich begriffen", entgegnete er. Sie besaß die schönsten Augen, die er je gesehen hatte, und die unglaublichsten Beine. Trotzdem konnte er es kaum erwarten, von ihr und dieser ungewollten Erbschaft fortzukommen.
„Sie sind ledig. Gibt es eine Frau in Ihrem Leben?" Sie gehörte offenbar zu der Sorte, die nicht so leicht lockerließ.
„Zurzeit nicht."
„Das wundert mich nicht", meinte sie kühl, und Mike wurde allmählich wütend.
„Hören Sie, Miss Clay, mit Ihnen wird einem auch nicht gerade warm ums Herz. Offensichtlich sind Sie auch nicht liiert, und das überrascht mich genauso wenig."
Zu seinem Erstaunen lachte sie. Was für ein schönes Lächeln, was für strahlende Augen. Jetzt kam sie ihm sogar noch begehrenswerter vor. Mike hätte fast mit den Zähnen geknirscht. Attila, der Hunne, in der Verkleidung einer verführerischen jungen Frau. „Ah, ich mache Sie nervös, stellte sie zufrieden fest. „Sie verlieren Ihre kühle Reserviertheit. Das bedeutet, dass Ihr schlechtes Gewissen sich bemerkbar macht.
„Ganz und gar nicht", widersprach er, konnte seinen Blick jedoch nicht von ihrem strahlenden Lächeln losreißen. Es raubte ihm regelrecht den Atem.
Sie sah auf ihre Uhr. „Es ist spät. Essen Sie mit mir zu Abend, dann können wir ausführlich über das Thema sprechen", verkündete sie und stand auf.
„Nein danke", entgegnete er. Savannah zog ihre Jacke aus und befreite ihr Haar aus der Spange. Ihr blondes langes Haar fiel auf eine cremefarbene Bluse, die sich eng an verführerische Rundungen schmiegte. Mike vergaß sekundenlang seine Feindseligkeit.
„Schlagen Sie oft eine Einladung zum Essen aus? Oder haben Sie Angst, dass ich Sie doch noch überreden könnte?", fragte Savannah.
Er hob die Augenbrauen. Am liebsten hätte er ihr einen Klaps auf ihren niedlichen Po gegeben. Wenn er auch nur einen Funken Verstand hätte, würde er ihr zustimmen und sich so schnell wie möglich aus dem Staub machen. Aber sie stand da mit ihrem goldblonden Haar, dem herausfordernden Glitzern in ihren blauen Augen und einer Figur, die jeden Mann alle Probleme dieser Welt vergessen machen konnte.
„Nein, Einladungen von so schönen Frauen schlage ich nicht aus, sagte er gelassen und stand auf. „Aber meine Meinung werden Sie nie ändern.
„Nie ist eine ganz schön lange Zeitspanne, Colonel."
„Na schön, da wir zusammen zu Abend essen werden, sollten wir Förmlichkeiten beiseitelassen. Ich heiße Mike, Savannah."
„Gut, willigte sie ein und sah Mike geheimnisvoll lächelnd an. „Setzen Sie sich, Mike. Geben Sie mir nur ein paar Minuten.
Sie kommandierte Leute herum wie ein Feldwebel. Sehr viel höflicher, aber mit der gleichen Autorität und absoluten Überzeugung, dass man ihr gehorchen würde. Mike schlenderte durch das Büro und sah sich um, nicht weil er wirklich neugierig war, sondern aus Eigensinn, weil sie ihm befohlen hatte, sich zu setzen.
Während er ein Gemälde betrachtete, rief er im Hotel an, in dem er und seine beiden Freunde abgestiegen waren, und ließ sich mit Boone verbinden. „Ich muss heute Abend mit dieser Anwältin über meine Erbschaft reden, erklärte er, „also kann ich nicht mit euch essen. Das Ganze ist völlig verrückt. Ich kann mich doch nicht um ein Baby kümmern.
„Du hast ein Gesicht gemacht, als hätte jemand auf dich geschossen", sagte Boone.
„So habe ich mich auch gefühlt", gab Mike trocken zu.
„Ich glaube, wir sind alle drei in einer Art Schockzustand, Mike. Keiner von uns hat so etwas erwartet. Lass uns ein anderes Mal darüber reden. Wie wär’s mit Frühstück um acht Uhr im Hotelrestaurant?"
„Gut, sagte Mike. „Bis dann also. Sag Jonah Bescheid, okay?
„Klar."
Mike stellte sein Telefon aus und spazierte weiter in Savannahs Büro herum. Vor einigen Stunden hatte er das zweistöckige Gebäude betreten, über dessen Eingang mit goldenen Buchstaben stand: „Slocum und Clay, Rechtsanwälte."
Mike war durch die Eingangstür in einen geräumigen Warteraum getreten und hatte der hübschen dunkelhaarigen Dame an der Rezeption gesagt, dass er eine Verabredung mit S. T. Clay hätte. Sie hatte ihm den Weg gewiesen und ihm versichert, dass er erwartet würde. Also war Mike den Flur hinuntergegangen, hatte an die erste Tür zu seiner Rechten geklopft und sie geöffnet. Die hochgewachsene Blondine in dem Büro hatte sich zu ihm umgedreht und gelächelt. Ihre blauen Augen waren faszinierend.
„Entschuldigen Sie, ich suche das Büro von S. T. Clay. Sind Sie seine Sekretärin?"
„Ich bin S. T. Clay, hatte sie erwidert, kam ihm entgegen und reichte ihm die Hand. „Savannah Clay.
Er stutzte. „Oh, ich hatte einen Mann erwartet."
„Nun, Sie werden mit einer Frau vorlieb nehmen müssen, sagte sie kühl. „Und Sie müssen Colonel Remington sein.
„Woher wissen Sie das?", fragte er und legte den Kopf ein wenig schief.
„John Frates hat mir eine knappe Beschreibung von Ihnen allen gegeben. Er sagte, Sie wären ein direkter, dominierender Typ."
Sie schüttelten