Ein zarter Kuss weckt süße Träume
Von Rebecca Winters
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Über dieses E-Book
Herzklopfen, Begehren, Eifersucht - ein einziger Kuss hat zwischen Zak und Michelle alles verändert! Hat aus ihrer schon ewig währenden Freundschaft eine stürmische Affäre gemacht. Doch während Zak das neue erotische Knistern genießt, bringt es Michelle total durcheinander. Denn sie ist sieben Jahre älter als Zak und überzeugt, dass sie "vernünftig" bleiben muss. Wegen ihrer Familien, für die sie schließlich fast wie Geschwister sind. Und wegen ihrer Freundschaft, die womöglich zerbricht, wenn Zaks Liebe sich als Strohfeuer erweist. Aber Zak gibt nicht auf - und überrascht Michelle mit der Erfüllung eines gemeinsamen Traums ...
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Buchvorschau
Ein zarter Kuss weckt süße Träume - Rebecca Winters
IMPRESSUM
Ein zarter Kuss weckt süße Träume erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2003 by Rebecca Winters
Originaltitel: „The Forbidden Marriage"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 1625 - 2004 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Svenja Willkomm
Umschlagsmotive: GettyImages_olegbreslavtsev
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733716899
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Michelle Howard betrat den zweiten Stock im Haus ihres Bruders in Riverside, Kalifornien, als ihre Nichte Lynette die Tür des Gästezimmers am Ende des Flurs hinter sich schloss.
„Tante Michelle! Was machst du denn hier?", fragte Lynette vorwurfsvoll.
Offenbar hat sie angenommen, sie wäre mit Zak allein im Haus, dachte Michelle. „Ich wollte dich gerade dasselbe fragen! Deine Mutter sagte, du hättest heute Vormittag Kurse am College."
„Donnerstags nur einen, und der beginnt erst um elf."
Michelle sah zur Uhr. „Dann musst du dich beeilen, wenn du es noch rechtzeitig schaffen willst!"
Lynette hob trotzig das Kinn. „Vielen Dank, aber ich weiß schon, was ich tue."
Lynettes Eltern, Graham und Sherilyn, hatten sich darüber beklagt, dass sich ihre Tochter im Laufe des Sommers sehr zu ihrem Nachteil verändert habe. Sie fanden den Umgang mit ihr schwierig, da sie sich ständig angegriffen fühlte und aggressiv reagierte. Jetzt wusste Michelle, was sie gemeint hatten. Lynette wirkte wie ausgewechselt. Früher war sie immer höflich und hilfsbereit gewesen.
„Entschuldige, meine Liebe. Ich hatte mir nichts dabei gedacht. Tut mir leid." Unter dem einen Arm zwei Eisbeutel und das Blutdruckmessgerät, umarmte Michelle ihre Nichte mit dem freien Arm.
Lynette reagierte kaum.
Verwirrt trat Michelle einen Schritt zurück. „Sherilyn bat mich, nach deinem Onkel Zak zu sehen, während sie ein paar Einkäufe erledigt."
„Ich bin gut imstande, ihn zu pflegen!"
„Das bezweifle ich nicht, Lynette. Aber deine Mutter hat Angst um ihren Bruder und möchte, dass ich mir ein Bild von seinem Gesundheitszustand mache."
„Sie hätten ihn doch nicht aus dem Krankenhaus entlassen, wenn es ihm nicht gut genug ginge, wandte Lynette ärgerlich ein. „Ich bin fast neunzehn. Trotzdem halten mich alle noch für eine Jugendliche. Du kannst Gift darauf nehmen, dass meine Eltern Zak nie so behandelt haben wie mich!
Ihre braunen Augen funkelten zornig.
Michelle zuckte zusammen. So kannte sie Lynette noch gar nicht. „Das liegt wohl eher daran, dass dein Onkel Zak schon neun Jahre alt war, als mein Bruder deine Mutter geheiratet hat."
Und selbst mit neun hatten für Zak eigene Regeln gegolten. Michelle konnte sich noch gut an die Zeit erinnern. Ihr Bruder Graham hatte sich damals sehr um Sherilyns jüngeren Bruder Zak bemüht und es vermieden, sich wie ein Stiefvater aufzuspielen. Es hatte sich gelohnt. Inzwischen verstand er sich ausgezeichnet mit seinem Schwager Zak.
„Warum nennst du ihn ständig meinen Onkel? Wir sind doch gar nicht wirklich verwandt."
Lynette, Lynette!
Endlich begann Michelle, das ungewohnte Verhalten ihrer Nichte zu begreifen. Der Übergang vom Teenager zur Erwachsenen war nun mal eine verwirrende, schmerzliche Zeit.
„Du weißt, dass ich recht habe, Tante Michelle! Erst haben seine Eltern Zak verlassen, dann hat er jahrelang in Pflegefamilien gelebt, bis ihn meine Großeltern adoptiert haben. Kurz danach sind sie bei einem Unfall ums Leben gekommen. Als ich in den Kindergarten kam, ging Zak schon zur höheren Schule. Ich habe nur sehr wenig von ihm zu sehen bekommen."
„Trotzdem gehört er zur Familie und ist dein Onkel. Zak und ich haben großes Glück gehabt, eine Schwester und einen Bruder zu besitzen, die uns nach dem Tod unserer Eltern ein sicheres Zuhause geboten haben."
Ebenso selbstverständlich hatte Sherilyn Zak am Vortag aus dem Krankenhaus zu sich nach Hause geholt, damit er sich in Ruhe erholen konnte. Michelle nahm an, dass er wie jeder Genesende persönliche Zuwendung gut brauchen konnte. Außerdem ging er dadurch mehreren Frauen aus dem Weg, die sich, Sherilyns Worten nach zu urteilen, alle darum bemühten, die eine zu werden. Zak schätzte seine Unabhängigkeit und hatte bisher keine Ambitionen entwickelt, eine eigene Familie zu gründen.
„Wieso bist du eigentlich nicht bei der Arbeit, Tante Michelle?"
„Ich habe gerade einen Pflegeeinsatz in Murrieta beendet."
Ihr Patient, der Golfprofi Mike Francis, hatte sich bei einem schweren Autounfall ein Bein gebrochen und war daher auf Hilfe angewiesen gewesen. Inzwischen war er wieder gesund und hatte Michelle eingeladen, ihn nach Australien zu einem Golfturnier zu begleiten. Hinter der arroganten Fassade des gut aussehenden Golfers verbarg sich echter Charme, und er brachte Michelle oft zum Lachen. Außerdem war sie noch nie in Australien gewesen. Die Vorstellung, Queensland und das Große Barrier-Riff zu erkunden, faszinierte sie sehr.
Doch obwohl Michelle vorsichtshalber einen Pass beantragt hatte, hatte sie sich noch nicht fest entschieden mitzufahren. Sie vermutete, dass Mike immer seine geschiedene Frau lieben würde, auch wenn er mit ihr, Michelle, einen neuen Anfang wagen wollte. Als seine Krankenschwester hatte sie ihn gut genug kennengelernt, um zu wissen, dass er eine solche Verbindung nicht leichtfertig eingehen würde. Wenn sie nicht bereit war, eine ernsthafte Beziehung mit ihm aufzunehmen, war es besser, auf die Reise zu verzichten.
„Wie grantig ist der Patient denn heute Morgen?", fragte Michelle, um Lynette etwas aufzuheitern.
„Er schläft und möchte nicht gestört werden." Lynette wollte offensichtlich nicht, dass sie sich für Zak interessierte. Irgendwann in diesem Sommer war sie erwachsen geworden.
„Jetzt bin ich wach", sagte eine Männerstimme, die eine ganze Oktave tiefer klang als vor zwei Jahren, als Michelle sie bei der Beerdigung ihres Ehemannes Rob zum letzten Mal gehört hatte.
Überrascht drehte sie sich um. „Zak!"
Er lehnte im Türrahmen am Ende des Flurs. Da Michelle ahnte, welche Anstrengung es ihn kostete, sich aufrecht zu halten, eilte sie auf ihn zu.
„Also habe ich mich doch nicht verhört, sagte er, als sie näher trat. „Wir haben uns ja ewig nicht gesehen, Michelle.
Plötzlich wusste sie, warum ihre Nichte sich so radikal verändert hatte.
Zwei Jahre waren eine lange Zeit. Zak war sieben Jahre jünger als Michelle und in den vergangenen zwei Jahren zum Mann herangereift. Mit seinen ein Meter achtzig, dem dichten schwarzen Haar und den ausgeprägt männlichen Zügen sah er absolut faszinierend aus. Statt wie früher eher zurückhaltend, wirkte er nun ausgesprochen sinnlich und anziehend. Ein Mann, mit dem man rechnen musste und dessen maskuliner Ausstrahlung sicher nur wenige Frauen widerstehen konnten.
Bis auf eine graue Trainingshose und den Verband um die Rippen war er nackt. Sein muskulöser Oberkörper war von der Arbeit unter der kalifornischen Sonne gebräunt. Mit seinen achtundzwanzig Jahren besaß Zak bereits eine eigene Baufirma, die „Sadler Construction Company", in Carlsbad, einer Stadt am Meer ungefähr zwei Autostunden von Riverside entfernt.
Zak hatte schon früh begonnen, auf dem Bau zu arbeiten, und das Geld gespart. So hatte er sich ohne Grahams finanzielle Unterstützung das Studium zum Bauingenieur selbst finanziert. Aus den Erzählungen von Graham und Sherilyn wusste Michelle, dass er sich anschließend mit seinen früheren Arbeitskollegen zusammengetan und so eine eigene Firma gegründet hatte.
Michelle bewunderte ihn dafür, dass er wusste, was er wollte, und seine Pläne auch umsetzte. Aber bei dieser Begegnung beeindruckte sie vor allem die Wirkung, die er auf sie ausübte. Bisher hatte sie ihn nur als Sherilyns jüngeren Adoptivbruder gekannt. Jetzt nahm sie ihn zum ersten Mal als Mann wahr.
Obwohl es nicht leicht fiel, blieb Michelle gelassen. „Wie schön, dich wiederzusehen, Zak. Aber du sollst noch nicht aufstehen. Komm, leg dich wieder ins Bett. Ich habe dir frische Eisbeutel mitgebracht."
„Genau das hat der Arzt angeordnet."
Irgendetwas in seinem Tonfall bewirkte, dass Michelle die Knie weich wurden. Und das machte überhaupt keinen Sinn.
„Warum hast du es nicht mir gesagt? Lynette sah ihn wie gebannt an. „Ich hätte dir sofort Eis besorgt.
Er zuckte die Schultern. Michelle beobachtete fasziniert das Spiel seiner kräftigen Muskeln.
„Das ist nett gemeint, Lynette, aber ich habe die Schmerzen erst bemerkt, als ich eben aufgewacht bin. Bisher hatte er nur Augen für Michelle gehabt, nun warf er Lynette einen Blick zu. „Wird es für dich nicht allmählich Zeit, zum College zu fahren? Bei den hohen Studiengebühren kannst du es dir nicht leisten, Unterricht zu verpassen.
Lynette wurde aschfahl und sah Michelle feindselig an. Im nächsten Moment wandte sie sich ohne ein Wort um und ging zur Treppe.
Zak begab sich unverzüglich wieder ins Bett. Michelle merkte ihm an, wie schwer ihm jede Bewegung fiel.
„Bist du nicht ein bisschen zu hart mit Lynette umgesprungen?", fragte sie. Dabei hasste sie es, in den Konflikt zwischen Zak und seiner Nichte hineingezogen zu werden.
„Nicht hart genug, würde ich meinen. Wenn du ein bisschen die Krankenschwester für mich spielst, erzähle ich dir, warum." Er lag mit geschlossenen Augen auf dem großen Gästebett und atmete nur sehr flach. Seine langen, dichten Wimpern beschatteten die Wangen, und auf seiner Stirn perlten feine Tröpfchen. Die dunklen Schatten auf seiner Oberlippe und am Kinn wiesen darauf hin, dass er zu den Männern gehörte, die sich eigentlich zweimal am Tag rasieren mussten. Wie Michelle ihn kannte, würde er sich diese Mühe nur selten machen. Egal. Jedenfalls sah er so unglaublich gut aus, dass ihr Herz wie wild zu pochen begann.
Sie wandte den Blick ab, als sie merkte, wie anziehend sie ihn fand.
Wie hatte das passieren können?
Lynettes Worte fielen ihr wieder ein: Warum nennst du ihn ständig meinen Onkel? Wir sind gar nicht wirklich miteinander verwandt.
Bei der Erinnerung wurde ihr ganz heiß. Merkwürdig. Mit einem Schulterzucken schob sie die Gedanken beiseite und widmete sich ihrer Aufgabe.
Sie legte die Eisbeutel an Zaks linke Seite. Auf einer Baustelle hatte sich eine schwere Kranlast gelöst und ihm mehrere Rippen gebrochen und die linke Lunge eingedrückt.
„Ah, das tut gut", sagte er leise.
Michelle maß seinen Blutdruck und hörte ihn mit dem Stethoskop ab. Als sie sich über ihn beugte, löste sich eine Strähne ihres schulterlangen aschblonden Haars und kitzelte ihn an der Wange. Zak öffnete die Augen und musterte Michelle aufmerksam. Er ließ sich Zeit und schien alle Einzelheiten in sich aufzunehmen: die sanften Linien ihres Gesichts, den ausdrucksvollen Mund, die fein geschwungenen Augenbrauen und die langen dunklen Wimpern.
„Du hast noch immer die gleichen blauen Augen, aber du wirkst nicht mehr wie vom Schmerz gezeichnet. Wie schön, dass du offenbar das Schwerste hinter dir hast, Michelle."
Seine Worte trafen sie direkt ins Herz, und sein intensiv forschender Blick verunsicherte sie. Um zu verbergen, wie nah ihr die Begegnung ging, nahm sie Zuflucht zu ihrer professionellen Rolle, stand auf und packte die Manschette und das Blutdruckmessgerät wieder ein. „Ja, danke, Zak. Mir geht es wieder sehr gut. Aber du machst deiner Schwester zurzeit große Sorgen. Du darfst deine Verletzung nicht auf die leichte Schulter nehmen. Du hättest vorhin nicht ohne Hilfe aufstehen sollen."
„Ich hatte meine Gründe."
Sie maß seinen Puls. „Und ich meine."
„Ja, Schwester", neckte er sie.
In dieser Stimmung fand Michelle Zak unwiderstehlich. Es kostete sie einige Anstrengung, wenigstens den Anschein von Gelassenheit zu erwecken. „Du hättest hinfallen und dich noch einmal verletzen können. Dein Körper lügt nicht."
Er seufzte frustriert. „Du hast recht. Mir geht es ziemlich schlecht. Wann, glaubst du, kann ich wieder arbeiten?"
Michelle ließ seinen sonnengebräunten kräftigen Arm los. Dabei fielen ihr seine sauberen Hände und Fingernägel auf. Trotz der Arbeit auf dem Bau war er schon