Mit Vollgas ins große Glück
Von Susan Carlisle
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Langsam wandert sein Blick von ihrem Po weiter nach oben, als sie vor ihm die Treppe hinaufsteigt. Niemals hätte Taylor Stiles gedacht, dass er in diesem kleinen Dorf mitten im Nirgendwo auf eine so faszinierende Frau wie Shelby treffen würde. Leider ist sie auch seine Chefin und sehr kratzbürstig – eine ganz besondere Herausforderung für einen Mann wie Taylor …
Susan Carlisle
Als Susan Carlisle in der 6. Klasse war, sprachen ihre Eltern ein Fernsehverbot aus, denn sie hatte eine schlechte Note in Mathe bekommen und sollte sich verbessern. Um sich die Zeit zu vertreiben, begann sie damals damit zu lesen – das war der Anfang ihrer Liebesbeziehung zur Welt der Bücher. Die Liebe zum Lesen entwickelte Susan später zu einer Liebe zum Schreiben weiter, und heute begeistern ihre Bücher unzählige Fans! In ihren Geschichten ist der Held meist ein smarter, sexy Alphatyp, der sein Herz an eine starke Heldin verliert – ein beliebtes Konzept, das zum Träumen anregt. Susan lebt mit ihrem Mann, mit dem sie schon seit über dreißig Jahren verheiratet ist, in der Nähe von Atlanta in den USA. Gemeinsam haben sie vier Kinder, die schon erwachsen sind.
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Buchvorschau
Mit Vollgas ins große Glück - Susan Carlisle
IMPRESSUM
Mit Vollgas ins große Glück erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2013 by Susan Carlisle
Originaltitel: „Hot-Shot Doc Comes to Town"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN, Band 75
Übersetzung: Katharina Illmer
Umschlagsmotive: Ivanko80 / shutterstock
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2021
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751512398
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Etwas leuchtend Rotes auf dem Parkplatz direkt vor der Tür der Praxis ließ Dr. Shelby Wayne aufsehen. Das musste der berüchtigte Arzt sein, den ihr Onkel ihr angekündigt hatte – und nur sechs Stunden zu spät.
Neugierig spähte sie durch das staubige Fenster auf das elegante Sportwagencabrio. In diesem Teil von Westtennessee besaß niemand so ein schickes Auto. Hier fuhr man große Trucks und keine noblen Karossen.
Den Babysitter für Onkel Genes neuestes Projekt spielte sie nicht gerade gern. Aber da sie wirklich dringend Hilfe in der Praxis brauchte, konnte sie ihn auch nicht einfach zurück nach Nashville schicken. Für zwei Wochen kostenlose medizinische Hilfe würde sie sich ein Bein ausreißen, um ihrem Onkel entgegenzukommen. Wenn sie es richtig anstellte, könnte sie diesen Arzt vielleicht davon überzeugen, dass seine Fähigkeiten hier in Benton dringender gebraucht wurden als dort, wo er im Moment arbeitete.
Um die Praxis zu erhalten, musste sie schleunigst Hilfe finden.
Sie warf einen Blick auf das Klemmbrett, um zu sehen, wer ihr nächster Patient war, und suchte dann im Wartezimmer nach Mrs Stewart. Die liebenswerte, alte Frau war schwerhörig, darum wollte sie gerade auf sie zugehen, als es im Zimmer plötzlich ganz still wurde und alle aus dem Fenster schauten.
Gebannt sah auch Shelby zu, wie ein Mann aus dem Sportwagen stieg. Durch das Fenster begegneten sich ihre Blicke, und Shelby stockte der Atem.
Dann musterte er die Läden der beinahe menschenleeren Einkaufsmeile. Hätte sie seinen verächtlichen Blick nicht bemerkt, hätte sie ihn als „gefährlich attraktiv" eingestuft.
Wie kam er dazu, so zu tun, als wäre Benton unter seinem Niveau? Nach dem Tod ihres Mannes Jim war es die beste Entscheidung gewesen, weiter hier zu wohnen und zu arbeiten. Ihre Eltern hatten sie gedrängt, wieder in ihre Heimatstadt zu ziehen und dort zu praktizieren, doch sie hatte entschieden, dass sie hierhergehörte. Hier hatten Jim und sie sich ein Heim geschaffen. Und während sie trauerte, hatten die Einwohner von Benton sie bedingungslos unterstützt. Hier fühlte sie sich sicher.
Aufmerksam beobachteten die wartenden Patienten, wie der Mann auf die Eingangstür zuging und daran zog. Allerdings stand sein Auto so weit auf dem Fußweg, dass es die Tür blockierte.
Shelby unterdrückte ein Kichern. Er hinterließ bei den Einheimischen im Wartezimmer wirklich einen bemerkenswerten ersten Eindruck. Heute Abend würde jeder davon gehört haben. Das war das Gute an einer Kleinstadt, obwohl es auch das Schlimmste sein konnte. Jeder wusste alles. Bei einem Unglücksfall unterstützten Freunde und Nachbarn, aber es ließ sich auch niemand die Gelegenheit entgehen, den neuesten Tratsch zu verbreiten.
Leise fluchend drehte sich der Mann um und ging zu seinem Auto zurück, öffnete die Fahrertür und stieg genauso elegant wieder ein, wie er ausgestiegen war, blieb aber mit einem Fuß auf dem Gehweg. Dann ließ er den Motor an. Die Praxisfenster vibrierten leicht, als er mit dem Wagen zurücksetzte, bis der Fußweg wieder frei war. Sofort schaltete er den Motor wieder aus, stieg aus und knallte die Tür zu.
Mit langen Schritten ging er erneut auf die Praxistür zu. Allein daran, wie er sie aufriss, merkte man deutlich, dass er verärgert war.
Freundlich lächelte Shelby ihn an, er sollte nicht denken, sie lachte ihn aus. „Sie müssen Dr. Stiles sein. Ich hatte Sie schon vor Stunden erwartet."
„Sind Sie Dr. Wayne?"
Sie reichte ihm die Hand. „Dr. Shelby Wayne."
Er schüttelte ihre Hand. „Ich hatte eigentlich einen Mann erwartet. Taylor Stiles."
Sein Griff war fest, warm und trocken. Kein lascher, feuchter Händedruck, wie sie ihn von einem schick gekleideten Großstadtarzt mit protzigem Auto erwartet hätte.
„Tut mir leid, Sie zu enttäuschen", antwortete Shelby mit einem Hauch von Sarkasmus.
„Wenn ihr beiden jungen Leute damit fertig seid mit Flirten … Mrs Stewart warf Taylor Stiles einen vielsagenden Blick zu. „… könnte sich dann vielleicht einer um meinen Ischias kümmern?
Taylor blinzelte verblüfft.
Amüsiert räusperte sich Shelby. Die forsche alte Frau war ihr sehr ans Herz gewachsen. „Natürlich, Mrs Stewart. Sie sind die Nächste. Shelby reichte Dr. Stiles das Klemmbrett. „Rufen Sie den nächsten Patienten unter Mrs Stewarts Namen auf und bringen Sie ihn in Behandlungsraum zwei.
Sie deutete den kurzen Flur entlang. „Ich komme sofort, nachdem ich mich um Mrs Stewart gekümmert habe."
Dr. Stiles zog leicht eine Augenbraue hoch, nahm aber das Klemmbrett entgegen. Er war es wohl nicht gewöhnt, Anweisungen zu bekommen. Trotzdem rief er den kleinen Greg Hankins auf, während sie Mrs Stewart in Behandlungsraum eins begleitete.
„Ziemlich versnobt, der Neue, aber trotzdem sehr attraktiv", bemerkte Mrs Stewart, als sie im Behandlungszimmer auf einem Stuhl Platz nahm.
„Ich schätze, da haben Sie recht", antwortete Shelby, während sie die Krankenakte der Vierundsiebzigjährigen durchblätterte.
„Man hat Ihnen deutlich angesehen, dass Sie es auch bemerkt haben. Doc Shelby, Sie müssen wieder anfangen zu leben. Es sind jetzt drei Jahre. Ihr Jim ist tot, aber Sie nicht."
Die Erinnerung daran war wie ein schmerzhafter Stich ins Herz. Sie hatte nichts mehr tun können. Obwohl sie nicht weit hinter Jim gewesen war, hatte sich sein Truck bereits um einen Baum gewickelt, als sie den Unfallort erreichte. Nichts, was sie versucht hatte, stoppte die Blutungen. Es war schrecklich gewesen. Und der Geruch nach Blut … Jetzt, drei Jahre später, tat sie alles in ihrer Macht Stehende, um seinen Traum zu erfüllen, indem sie die Praxis am Laufen hielt. Die Leute in Benton brauchten die medizinische Versorgung und sie das Gefühl, gebraucht zu werden.
„Mrs Stewart … Shelby lächelte ihre Patientin freundlich an. „… eigentlich soll ich mich hier um Sie kümmern und nicht umgekehrt.
„Nun, junges Fräulein, ich habe aber das Gefühl, dass Sie sich vernachlässigen, also muss ich das wohl tun."
„Darf ich erst Sie untersuchen, bevor wir uns um mich kümmern?" Sie setzte ihr pinkfarbenes Stethoskop auf und hörte die Brust ihrer Patientin ab.
„Sie denken nur an die Praxis. Aber jetzt, wo Dr. Kildare hier ist, können Sie vielleicht auch ein wenig Spaß haben", murrte die alte Frau.
„Dr. Kildare?"
„Ja, das war einer dieser gut aussehenden Fernsehärzte, aber vor Ihrer Zeit. Dieser neue Arzt erinnert mich an ihn, so groß und dunkelhaarig und attraktiv."
Shelby lachte. „Mrs Stewart, Sie sind mir vielleicht eine. Sie kennen ihn doch gar nicht, und ich eigentlich auch nicht. Außerdem wird er nur ein paar Wochen aushelfen."
„Schon, aber Sie könnten in der Zeit etwas Spaß haben. Genießen Sie Ihr Leben."
Sanft tätschelte Shelby den Arm ihrer Patientin. „Für Sie werde ich es versuchen, versprochen."
Diesmal hatte Taylor es gründlich vergeigt. Der Richter war nicht von seinem Urteil abzubringen gewesen; gemeinnützige Arbeit in einer ländlichen Gegend. Dabei hatte ihn sein Anwalt davor gewarnt, sich mit dem Richter anzulegen. Wenn er nicht so einen Bleifuß hätte, wäre er jetzt in Nashville, in seinem schönen, modernen Traumazentrum statt in einer Stadt wie Benton. Vor Jahren war er aus einer ähnlichen Stadt geflüchtet und nie dorthin zurückgekehrt.
Taylor hob den für sein Alter großen Zweijährigen auf den metallenen Untersuchungstisch. Wo fand man heutzutage noch medizinische Ausrüstung aus den 1950ern?
Die schmale, zerbrechlich wirkende Mutter des Jungen stellte vorsichtig eine braune Papiertüte auf den Boden. Sie erinnerte Taylor an seine eigene Mutter – erschöpft von der Arbeit und traurig.
„Was stimmt denn nicht mit Greg?", fragte Taylor sie, während er das zappelnde Kind festhielt.
Früher war er selbst einmal wie dieser kleine Junge gewesen, schmutzig und bekleidet mit abgelegten Sachen aus der Kleiderkammer der Kirche. Für einen Moment ließ ihn die Erinnerung daran erstarren, dann schob er sie resolut beiseite. Seit Jahren hatte er nicht mehr über seine traurige Kindheit nachgedacht, und da würde er bestimmt jetzt nicht damit anfangen.
„Ich glaube, er hat etwas in seiner Nase. Wir werden warten, bis Doc Wayne es entfernen kann."
Sie vertraut mir nicht. Das gefiel Taylor überhaupt nicht. Schließlich arbeitete er in einem angesehenen Krankenhaus, und sie stellte seine Fähigkeiten infrage.
„Nun, ich kann mir das ja schnell mal ansehen, okay? Taylor setzte sein professionellstes Lächeln auf und suchte dann nach dem Otoskop, das eigentlich an der Wand hätte hängen sollen. „Äh, entschuldigen Sie mich, ich muss eine Lampe finden.
„Dort, in der Schublade, liegt eine kleine Taschenlampe." Die Frau deutete auf den Beistellwagen aus Metall neben ihm.
Taylor zog die Schublade auf und fand, was er brauchte, ebenso wie Einmalhandschuhe. Er schaute in die Nase des Jungen. „Da ist es ja. Im linken Nasenflügel. Ich glaube, es ist eine Limabohne. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich sie entferne? Dr. Wayne wird noch eine Weile beschäftigt sein."
„Ich denke, das geht in Ordnung", antwortete die Mutter gleichgültig.
„Ich muss nur …"
„Dieses große Pinzettenteil steckt in dem Becher auf dem Wagen", erwiderte die Frau trocken.
„Wie oft war Greg denn schon mit diesem Problem hier?", fragte Taylor, als er nach dem Instrument griff.
„Das ist das dritte Mal in zwei Wochen."
„So oft? Taylor nickte nachdenklich. „Greg, lehn dich ein wenig zurück und halt still.
Mit einem sanften Ruck entfernte er die Bohne und entsorgte sie zusammen mit den Handschuhen im Mülleimer.
„Okay, junger Mann, das war’s." Er hob den Jungen vom Tisch und stellte ihn wieder auf die Füße.
Als hätte Taylor einen Knopf gedrückt, begann der Junge zu schreien und zu weinen. Seine Mutter nahm ihn auf den Arm. „Shh, was ist denn los, Liebling? Hat dir der Doktor wehgetan?"
Toll, jetzt macht sie dem Kleinen Angst vor mir.
„Lutscher, ich will einen Lutscher", jammerte das Kind.
Taylor ahnte etwas. „Hat ihm Dr. Wayne jedes Mal einen Lutscher gegeben, wenn sie ihm etwas aus der Nase entfernt hat?"
Die Frau nickte.
„Greg, sagte Taylor so streng, dass der Junge aufhörte zu weinen. „Wenn du dir eine Woche lang nichts in die Nase steckst, kommst du mit deiner Mutter her und bekommst den Lutscher. Verstehst du mich?
Der Junge nickte zustimmend und steckte sich seinen schmutzigen Daumen in den Mund.
„Gut, dann sehen wir uns nächste Woche."
Als sie das Behandlungszimmer verließen, reichte die Mutter Taylor die braune Papiertüte, die sie so vorsichtig behandelt hatte. „Ihre Bezahlung."
„Danke."
Während Mutter und Kind über den Flur zum Wartezimmer gingen, öffnete Taylor die Tüte. Darin lagen sechs braune Eier. Schnell schloss er die Tüte wieder. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie seine Mutter aus Geldmangel ihre Putzdienste als Gegenleistung für die medizinische Versorgung ihrer Kinder angeboten hatte. Von allen Orten, wo der Richter ihn hätte hinschicken können, warum ausgerechnet hierher?
„Wo ist mein Patient?", fragte Dr. Wayne und sah an ihm vorbei in den Behandlungsraum.
„Gegangen."
„Wohin?"
„Ich habe ihn untersucht und dann nach Hause geschickt."
Verärgert straffte sie die Schultern, wodurch ihre Brust vorgestreckt wurde. Den Anblick hätte er gern genossen, wenn ihre grauen Augen nicht so verärgert gefunkelt hätten.
„Das war nicht das, was ich Ihnen aufgetragen hatte."
„Ich bin Arzt und habe einen Patienten behandelt. Punkt."
Ruhiger als ihr Gesichtsausdruck vermuten ließ, sagte sie: „Kommen Sie bitte mit in mein Büro."
Abrupt drehte sie sich um und ging zum Ende des Flurs. Erst vor