Blonde Gefahr: Der kleine Fürst 184 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Sie wissen, weshalb ich hier bin«, sagte Dr. Walter Brocks, als er das Zimmer seines Patienten Robert Wenger betreten hatte. Er leitete eine renommierte Privatklinik in Sternberg.
Robert Wenger war Stallmeister im Schloss, ein noch junger Mann, bei dem wenige Wochen zuvor ein gutartiger Hirntumor entdeckt worden war, der nach Meinung von Dr. Brocks und seinen Kollegen längst hätte operiert werden sollen. Doch Robert Wenger hatte zunächst gezögert, seinen Arbeitgeber Baron Friedrich von Kant zu informieren. Seine Befürchtung war gewesen, dass er als kranker Stallmeister nicht mehr die nötige Autorität haben würde, um seinen Beruf so auszuüben, wie er selbst es von sich erwartete.
Dann hatten sich die Ereignisse plötzlich überschlagen: Er hatte einen Erpresserbrief bekommen mit der Drohung, den Baron über seinen Tumor zu informieren, wenn er nicht über einen sehr teuren Zuchthengst falsche Angaben machte. In seiner Not hatte sich der junge Stallmeister nicht etwa endlich dem Baron offenbart, sondern einem Gast der Schlossbewohner: Bettina von Aahlen war private Ermittlerin, sie hatte er gebeten, die Erpresser zu finden. Erst wenn das geschafft war, wollte er Baron Friedrich über seinen Tumor informieren und sich operieren lassen.
Doch der Tumor hatte Robert Wenger einen Strich durch die Rechnung gemacht: Er litt unter unerträglichen Schmerzattacken, die er mit immer stärkeren Medikamenten bekämpfte. Infolge seiner Beschwerden veränderte er sich so, dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anfingen, sich zu fragen, was mit ihm los war. Schließlich war er zusammengebrochen, Bettina von Aahlen hatte dafür gesorgt, dass er umgehend in die Klinik gebracht worden war.
Für sie war
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Buchvorschau
Blonde Gefahr - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 184–
Blonde Gefahr
Annina von Hellingfors greift ein
Viola Maybach
»Sie wissen, weshalb ich hier bin«, sagte Dr. Walter Brocks, als er das Zimmer seines Patienten Robert Wenger betreten hatte. Er leitete eine renommierte Privatklinik in Sternberg.
Robert Wenger war Stallmeister im Schloss, ein noch junger Mann, bei dem wenige Wochen zuvor ein gutartiger Hirntumor entdeckt worden war, der nach Meinung von Dr. Brocks und seinen Kollegen längst hätte operiert werden sollen. Doch Robert Wenger hatte zunächst gezögert, seinen Arbeitgeber Baron Friedrich von Kant zu informieren. Seine Befürchtung war gewesen, dass er als kranker Stallmeister nicht mehr die nötige Autorität haben würde, um seinen Beruf so auszuüben, wie er selbst es von sich erwartete.
Dann hatten sich die Ereignisse plötzlich überschlagen: Er hatte einen Erpresserbrief bekommen mit der Drohung, den Baron über seinen Tumor zu informieren, wenn er nicht über einen sehr teuren Zuchthengst falsche Angaben machte. In seiner Not hatte sich der junge Stallmeister nicht etwa endlich dem Baron offenbart, sondern einem Gast der Schlossbewohner: Bettina von Aahlen war private Ermittlerin, sie hatte er gebeten, die Erpresser zu finden. Erst wenn das geschafft war, wollte er Baron Friedrich über seinen Tumor informieren und sich operieren lassen.
Doch der Tumor hatte Robert Wenger einen Strich durch die Rechnung gemacht: Er litt unter unerträglichen Schmerzattacken, die er mit immer stärkeren Medikamenten bekämpfte. Infolge seiner Beschwerden veränderte er sich so, dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anfingen, sich zu fragen, was mit ihm los war. Schließlich war er zusammengebrochen, Bettina von Aahlen hatte dafür gesorgt, dass er umgehend in die Klinik gebracht worden war.
Für sie war die Situation schwierig, denn Robert Wenger hatte sie zum Schweigen verpflichtet, sie durfte also ihren Freunden, Baron Friedrich und seiner Familie, nicht sagen, was sie wusste. Ähnlich verhielt es sich bei Dr. Brocks, der die Sternberger schon lange kannte, sie medizinisch betreute und ihnen darüber hinaus freundschaftlich verbunden war. Ganz abgesehen davon, dass er es vom medizinischen Standpunkt aus unverantwortlich fand, die Operation noch länger hinauszuschieben. Aber was sollte er machen, wenn sich der Patient quer stellte?
Immerhin hatte Bettina von Aahlen in der Zwischenzeit gemeinsam mit ihrer Cousine Anja Mahler und ihrer Mitarbeiterin Laura Koslik herausgefunden, dass einer der Pferdepfleger, Matteo Wulf, und die Sprechstundenhilfe Nora Dahmer aus jener radiologischen Praxis, in der die ersten Aufnahmen von Robert Wengers Kopf gemacht worden waren, die erpresserischen Briefe verfasst hatten. Nur gab es dafür keine Beweise.
»Ja, natürlich weiß ich das«, erwiderte Robert Wenger müde. »Ich bin einverstanden, Herr Dr. Brocks. Tun Sie, was Sie für richtig halten.«
Der Klinikchef traute seinen Ohren nicht. Seit zwei Wochen versuchte er, seinem Patienten die Einwilligung zur Operation abzuringen – und jetzt bekam er sie einfach so, ohne erneute längere Diskussion? »Wie bitte?«, fragte er vorsichtig.
»Sie haben schon richtig gehört«, sagte Robert Wenger. »Operieren Sie mich, aber reden Sie nicht mit Baron von Kant. Mir ist es gleichgültig, was Sie ihm erzählen, aber auf keinen Fall die Wahrheit. Das will ich selbst machen, aber nicht vor dem Eingriff. Und nicht, bevor diese beiden Erpresser überführt sind.«
Er hatte Walter Brocks schließlich anvertraut, dass man ihn erpresste und dass das der Hauptgrund war, weshalb er die Operation nicht sofort hatte durchführen lassen wollen. Doch sein letzter Zusammenbruch und die ständig stärker werdenden Schmerzen hatten ihn offenbar eines Besseren belehrt.
»Herr Wenger«, fragte der Arzt vorsichtig, »wie soll das gehen? Sie wissen, dass ich öfter mit Baron von Kant und seiner Frau spreche. Erstens bin ich weiterhin ihr Hausarzt, zweitens rufen sie mich im Augenblick jeden Tag Ihretwegen an. Ich habe ihnen vermittelt, dass Sie im Augenblick besser keinen Besuch bekommen sollten, aber das kann ich ihnen nicht noch zwei Wochen lang erzählen.«
»Ich bin schließlich überfallen worden, man hat mir K.o.-Tropfen verabreicht, davon erhole ich mich nicht so schnell – das klingt doch überzeugend«, sagte Robert Wenger mit einem Anflug von Ungeduld in der Stimme.
Er hatte sich wenige Tage zuvor auf die Lauer gelegt, um einen Dieb zu überführen, der ständig Reitzubehör mitgehen ließ. Wie genau es zugegangen war, dass dieser Dieb ihm K.o.-Tropfen in die für die Nachtwache vorbereiteten Getränke hatte geben können, war nicht klar, aber eine auf Bettinas Geheiß hin sofort veranlasste Blutuntersuchung war eindeutig gewesen. Sie war überzeugt davon, dass auch die Sache mit den Tropfen auf das Konto der Erpresser ging, aber beweisen konnte sie das so wenig wie die Urheberschaft der Erpresserbriefe.
»Ich soll also den Kants Lügen über Ihren Zustand erzählen? Ich soll Ihnen sagen, dass die K.o.-Tropfen dafür verantwortlich sind, dass Sie für einige Zeit hier in der Klinik bleiben müssen? Wer soll das glauben, Herr Wenger?«
Walter Brocks begegnete dem Blick seines Patienten. Darin lag so viel Leid und Schmerz, dass er nachgab. »Also gut, ich versuche es«, sagte er resigniert. »Wenn ich Sie bloß verstehen könnte! Sie müssten nur ein offenes Gespräch mit dem Baron führen, dann wären Sie zumindest diesen Druck los.«
»Nein, wäre ich nicht«, widersprach der Stallmeister. »Es würde sich herumsprechen, dass ich einen Hirntumor habe. Meine Leute würden mich nicht mehr ernst nehmen. Wenn man vor einem Vorgesetzten keinen Respekt mehr hat, geht schnell alles drunter und drüber, Herr Doktor.«
Walter Brocks biss sich auf die Lippen, er hätte sehr viel dazu sagen können. Zum Beispiel hätte er seinem Patienten gerne die Frage gestellt, ob seine Leute ihm in den vergangenen Wochen, in denen er sich zweifellos stark verändert hatte, den Respekt versagt hatten. Doch er verzichtete darauf, es hätte ja doch nichts gebracht.
»Sie müssen noch ein paar Formulare unterschreiben, dass Sie sich mit der Operation einverstanden erklären …«
»… und dass Sie mich über die Risiken aufgeklärt haben«, beendete Robert Wenger den Satz. »Ja, das weiß ich.«
»Dann sage ich jetzt Dr. Plettner Bescheid, dem Neurochirurgen, den Sie ja bereits kennen, und wir planen Sie für den nächstmöglichen Termin ein. Es ist die richtige Entscheidung, Herr Wenger, den Tumor endlich entfernen zu lassen.«
»Ich willige nur ein, weil ich Angst habe, sonst den Verstand zu verlieren, Herr Doktor. Ich weiß erst jetzt, was Schmerzen sind.«
Der Klinikchef nickte. »Wir haben Ihnen alles vorhergesagt.«
»Ja, ich weiß.« Robert Wenger verzog ein wenig das Gesicht. »Trotzdem hätte ich die Erpresser lieber überführt, bevor ich mir den Kopf aufmeißeln lasse. Wenn etwas schiefgeht …«
Walter Brocks unterbrach den Patienten. »Es wird nichts schiefgehen!«, sagte er mit großer Bestimmtheit.
»Und Sie sagen Baron von Kant bestimmt nichts von dem Tumor?« Robert Wengers Blick hielt den des Arztes fest.
»Ich darf ja nicht. Natürlich gebe ich nichts über Sie preis, wenn Sie das nicht wollen. Dafür gibt es die ärztliche Schweigepflicht.«
Der Patient entspannte sich. »Gut, dann bereiten Sie alles für die Operation vor, Herr Doktor, und erzählen Sie dem Baron, dass ich