Plötzlich war es Liebe: Der Bergpfarrer 333 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
()
Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Es war ein grauer Tag Anfang August, als Pfarrer Trenker die neunundvierzigjährige Britta Berlinger mit einem großen Strauß bunter Blumen in der Hand auf den Friedhof gehen sah. Sie ging gebeugt, wie jemand, der eine schwere Last zu tragen hatte. Hätte Sebastian nicht gewusst, dass sie noch keine fünfzig war, hätte er sie für eine wesentlich ältere Frau gehalten. Die dunkle Trauerkleidung, die viel zu locker um ihren zierlichen Körper hing, trug viel zu diesem Eindruck bei. So kleidete sich nur jemand, der grenzenlose Trauer im Herzen trug. Sebastian verließ kurz entschlossen das Pfarrhaus und folgte Britta auf den Friedhof. Sie stand vor einem Grab, die Blumen hatte sie darauf niedergelegt, die Hände lagen ineinander verkrampft vor ihrem Leib, die Augen waren geschlossen, ihre Lippen bebten. Britta hörte das Knirschen von Kies unter den Schuhsohlen des Pfarrers und wurde aus ihrer Versunkenheit gerissen. »Grüß Gott, Frau Berlinger«, sprach Sebastian sie an. »Ich hab' Sie auf den Friedhof gehen sehen.« »Grüß Sie Gott, Hochwürden.« Brittas Augen schimmerten feucht. »Heut' ist's genau ein Jahr, dass mein Madel verunglückt ist. Mir fehlt die Sabine so sehr, und es will mir noch immer net in den Sinn, dass sie niemals mehr wiederkommt.« »Ja, das war damals ein furchtbarer Schlag für Sie. Das arme Madel ist von einer Minute auf die andere aus dem Leben gerissen worden.« Britta wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Ich kann nur hoffen, dass sie jetzt in einer besseren Welt ist, Hochwürden. Ändern kann man's nimmer.
Mehr von Toni Waidacher lesen
Der Bergpfarrer Extra
Ähnlich wie Plötzlich war es Liebe
Titel in dieser Serie (100)
Der Bergpfarrer 106 – Heimatroman: Er brach ihr das Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 100 – Heimatroman: Geh' nicht am Glück vorbei Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 79 – Heimatroman: Wo das Edelweiß blüht… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 116 – Heimatroman: Die Macht der Liebe wird uns helfen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 104 – Heimatroman: Der unbeugsame Bergbauer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 123 – Heimatroman: Hochzeit mit Hindernissen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 114 – Heimatroman: Er wollte ihr eine Heimat geben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 103 – Heimatroman: Dich hat mir der Himmel geschenkt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 118 – Heimatroman: Wer andere auf die Probe stellt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 99 – Heimatroman: Von der Liebe vergessen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 112 – Heimatroman: Was kümmern uns die Leut'? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Liebespfand: Der Bergpfarrer 145 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 115 – Heimatroman: Katharinas neues Glück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 102 – Heimatroman: Die Tochter seines ärgsten Feindes… Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 105 – Heimatroman: Sagt mir, wer mein Vater ist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 107 – Heimatroman: Intrige aus Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 78 – Heimatroman: Stille Tränen – neues Glück? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn sich drei Herzen finden...: Der Bergpfarrer 128 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 117 – Heimatroman: Weil sie eine Fremde war Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 110 – Heimatroman: Wenn aus Freundschaft Liebe wird Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRosen und Tränen: Der Bergpfarrer 142 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSie fanden sich in St. Johann: Der Bergpfarrer 130 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 120 – Heimatroman: Er fühlt sich schuldig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 108 – Heimatroman: Solang du nur zu mir hältst! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 101 – Heimatroman: Nimm mich, wie ich bin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 119 – Heimatroman: Braut für einen Tag Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLeise kommt das Glück: Der Bergpfarrer 132 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Liebe ist kein Glücksspiel: Der Bergpfarrer 136 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 124 – Heimatroman: Ich bringe dir das Glück zurück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 113 – Heimatroman: Ein Mann mit vielen Gesichtern Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Es begann auf einem Kongress: Dr. Norden Bestseller 205 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNatascha, die Karrierefrau: Dr. Norden Bestseller 281 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnschlag auf die Klinik: Notarzt Dr. Winter 56 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnschlag auf die Klinik: Kurfürstenklinik 55 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 60 – Arztroman: Ich kann jenen Tag nicht vergessen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Daniel 43 – Arztroman: Ein tiefer Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs darf nicht zu spät sein: Dr. Norden Bestseller – Neue Edition 24 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 145 – Arztroman: Auch Dr. Norden schwieg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuch Dr. Norden schwieg: Dr. Norden Bestseller – Neue Edition 45 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer neue Landdoktor 2 – Arztroman: Des einen Glück, des anderen Leid Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 124 – Arztroman: Es darf nicht zu spät sein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Goldfisch in der Nordsee: Die Inselärzte auf Sylt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas sie tat, geschah aus Liebe: Dr. Norden Bestseller 360 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDon Juans Erlösung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin heftiger Urlaubsflirt: Kurfürstenklinik 56 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKollege in Not: Kurfürstenklinik 99 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDER ABGRUND JENSEITS DES TODES: Anja Spangenbergs erster Fall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie wilde Carla: Der neue Dr. Laurin 68 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Böse: Eine deutsche Geschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 78 – Arztroman: Dr. Behnisch muß schweigen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Daniel 36 – Arztroman: Gefahr für Mutter und Kind Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin neues Leben beginnt!: Der Bergpfarrer 201 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPlötzlich erwachte die Liebe: Die Klinik am See 53 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFreud und Leid im Praxiskleid: Mein Leben im weißen Kittel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHat das Leben seinen Sinn verloren?: Dr. Norden – Die Anfänge 1 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGibt es noch eine Rettung: Die Klinik am See 8 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSein Geheimnis: Der neue Dr. Laurin 60 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin moralischer Mann?: Dr. Norden Bestseller 434 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Daniel 74 – Arztroman: Sie glaubte an die Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin moralischer Mann?: Dr. Norden Gold 99 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Zeitgenössische Romantik für Sie
Die verbotene Babysitterin: Ein Milliardär - Liebesroman: Nachtclub-Sünden, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNachtclub-Sünden Kurzgeschichten: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine filmreife Hochzeit (Hochzeitsfieber bei den Andersens #1) Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Unter Feuer: Band 2: Unter Feuer, #2 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Braut für den spanischen Playboy Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHot Pursuit - 1 Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der Duke mit dem versteinerten Herzen: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Duke, der mein Herz stahl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDem Paradies so nah Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchmutzige kleine Jungfrau: Geheimnisse einer Unterwürfigen, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenProfessor Platonisch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEkstase inklusive Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieben Sie mich, Marquess! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Feuer: Band 4: Unter Feuer, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf Seinen Knien: Ein Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGegluckte Investitionen: Milliardär Liebesromane Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie erobert man einen Earl? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKleines Biest | Kurzgeschichte: Der etwas andere Bar-Besuch Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ein erster Kuss im Winter: Eine Milliardär Liebesroman: Der Mistelzweig-Vorfall, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geheimnis des Arztes: Ein Milliardär-Arzt-Liebesroman: Gerettet von dem Arzt, #1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBlitzhochzeit mit dem arroganten Griechen? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEntehrt von einem Highlander Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNanny für eine Nacht: Ein Milliardär – Liebesroman Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Finnische Träume - Teil 2 | Roman: Eine verbotene Liebe ... Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerführung wie in 1001 Nacht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Geliebter, mein Wüstenprinz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenA Pretty Mess Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRules Of Pain Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGerettet von dem Arzt Kurzgeschichten: Ein Urlaubsromanzen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeapel sehen - und sich verlieben: Die Rinucci Brüder 6 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Plötzlich war es Liebe
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Plötzlich war es Liebe - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 333 –
Plötzlich war es Liebe
Aber kann er Lena wirklich vertrauen?
Toni Waidacher
Es war ein grauer Tag Anfang August, als Pfarrer Trenker die neunundvierzigjährige Britta Berlinger mit einem großen Strauß bunter Blumen in der Hand auf den Friedhof gehen sah. Sie ging gebeugt, wie jemand, der eine schwere Last zu tragen hatte. Hätte Sebastian nicht gewusst, dass sie noch keine fünfzig war, hätte er sie für eine wesentlich ältere Frau gehalten. Die dunkle Trauerkleidung, die viel zu locker um ihren zierlichen Körper hing, trug viel zu diesem Eindruck bei. So kleidete sich nur jemand, der grenzenlose Trauer im Herzen trug.
Sebastian verließ kurz entschlossen das Pfarrhaus und folgte Britta auf den Friedhof.
Sie stand vor einem Grab, die Blumen hatte sie darauf niedergelegt, die Hände lagen ineinander verkrampft vor ihrem Leib, die Augen waren geschlossen, ihre Lippen bebten.
Britta hörte das Knirschen von Kies unter den Schuhsohlen des Pfarrers und wurde aus ihrer Versunkenheit gerissen.
»Grüß Gott, Frau Berlinger«, sprach Sebastian sie an. »Ich hab’ Sie auf den Friedhof gehen sehen.«
»Grüß Sie Gott, Hochwürden.« Brittas Augen schimmerten feucht. »Heut’ ist’s genau ein Jahr, dass mein Madel verunglückt ist. Mir fehlt die Sabine so sehr, und es will mir noch immer net in den Sinn, dass sie niemals mehr wiederkommt.«
»Ja, das war damals ein furchtbarer Schlag für Sie. Das arme Madel ist von einer Minute auf die andere aus dem Leben gerissen worden.«
Britta wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Ich kann nur hoffen, dass sie jetzt in einer besseren Welt ist, Hochwürden. Ändern kann man’s nimmer. Nachdem vor fünf Jahren mein Mann gestorben ist, hab’ ich nur noch die Sabine gehabt. Und die ist mir schließlich auch genommen worden. Ich muss damit leben, wenn ich es auch net begreifen kann und vielleicht auch net begreifen will.«
»Irgendwann werden S’ lernen, damit umzugehen, Frau Berlinger. Sie müssen’s lernen. Andernfalls verzweifeln S’ am Leben. Dazu sind Sie aber noch zu jung. Wir Menschen müssen unser Schicksal annehmen, wenn’s einem auch noch so schwer fallen mag. Aber das Leben geht weiter. Darauf müssen S’ sich besinnen, Frau Berlinger. Und dann werden S’ irgendwann auch wieder Freude empfinden und vielleicht sogar glücklich werden.«
»Ich weiß net, ob ich das je schaffen werd’. Die Lena hat mich gestern angerufen, sie meint auch, dass ich mich zu sehr in meiner Trauer verkrieche. Das gute Madel ruft mich ja fast jeden zweiten Tag an. Sie hat’s auch net leicht. Man hat ihr die Arbeit bei der Molkerei gekündigt. Personalabbau … Nun will sie zu mir nach St. Johann kommen. Sie meint, es wär’ ganz gut für mich, wenn ich durch ihre Gesellschaft auf andere Gedanken gebracht werd’.«
»Die Lena Amann?«
»Ja, sie hat damals mit der Sabine im Auto gesessen, als der schlimme Unfall passiert ist. Die Lena war die beste Freundin meiner Sabine. Ich hab’ ihr gesagt, dass sie jederzeit kommen kann, sie ist mir immer willkommen.«
»Kümmern sich net Ihr Cousin, der Walter Wagner, und seine Frau um Sie?«, fragte Sebastian.
»Na ja, sie arbeiten halt auf dem Hof. Kümmern muss sich um mich keiner, denn ich bin selbst noch ganz gut auf den Beinen. Es ist halt, dass mich die Lena so sehr an meine Sabine erinnert. Vielleicht bleibt sie auf dem Hof, was mir den schmerzlichen Verlust möglicherweise ein bissel leichter macht.«
»Wenn’s so wär’, würd’s mich freuen«, erklärte Sebastian. »Wann kommt die Lena denn?«
»Am Montag, also in fünf Tagen. Sie sagt, dass sie in Engelsbach nix hält, und jetzt, wo sie ihre Arbeit auch noch verloren hat, schon gar nix mehr. Ach, schau an, wer da kommt.«
Da Sebastian mit dem Rücken zum Eingang des Friedhofs stand, drehte er sich um und sah einen Burschen, etwa Mitte zwanzig, der sich ihnen zielstrebig näherte. Auch er trug einen bunten Strauß Blumen. Er hatte kurze, blonde Haare, die etwas widerspenstig auf seinem Kopf herumstanden, sein Gesicht war sonnengebräunt, der Blick seiner blauen Augen ernst.
»Grüß di, Britta, grüß Gott, Herr Pfarrer.«
Die beiden erwiderten den Gruß.
»Ich bring’ der Sabine ein paar Blumen«, murmelte der Bursche. »Heut’ vor einem Jahr ist’s passiert.«
»Das ist aber ein netter Zug, Torsten«, sagte Britta mit brüchiger Stimme, geradezu ergriffen, und wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen.
Torsten Voit legte die Blumen auf das Grab. Dann schaute er versonnen auf das Bild der jungen Frau, die hier ihre letzte Ruhe gefunden hatte, es war an dem kunstvoll gearbeiteten Holzkreuz befestigt. »Sie war so schön«, flüsterte er. »Und sie war viel zu jung … Ich hab’ sie sehr geliebt.« Er kämpfte mit den Tränen. Seine Kehle war plötzlich wie zugeschnürt.
»Die Sabine lebt in euren Herzen weiter«, sagte der Bergpfarrer. »Solang ihr das Gedenken an sie bewahrt, ist sie ein Teil von euch und bleibt lebendig.«
»Ich werd’ sie niemals vergessen«, versicherte Torsten.
»Ich geh’ dann mal wieder«, gab Sebastian zu verstehen. »Es freut mich für Sie, Frau Berlinger, wenn die Lena zu Ihnen auf den Hof kommt. Sie kann Ihnen zwar net die Tochter ersetzen, aber sie kann vielleicht dafür sorgen, dass Sie Trauer und Schwermut überwinden und wieder mehr am Leben teilhaben.«
»Die Lena kommt zu dir auf den Hof?«, zeigte sich Torsten ziemlich überrascht.
»Ja.« Britta nickte. »Man hat ihr die Arbeit gekündigt. Jetzt, meint sie, gibt’s nix mehr, was sie in Engelsbach halten könnt’. Ihre Mutter hat ja wieder geheiratet und lebt ihr eigenes Leben. Ich freu’ mich schon auf das Madel. Genug Platz haben wir ja auf dem Hof.«
»Ich hab’ die Lena schon eine kleine Ewigkeit nimmer gesehen«, erklärte Torsten. »Sag’ mir Bescheid, Britta, wenn s’ ankommt. Ich würd’ ihr gern grüß Gott sagen.«
»Mach’ ich«, versprach Britta Berlinger.
»Also dann, pfüat euch«, verabschiedete sich Sebastian und wandte sich ab. Während er dem Portal zustrebte, musste er an das tragische Geschehen von vor einem Jahr denken.
Sabine und Lena hatten einen schönen Tag in München verbracht und waren am späten Nachmittag auf der Autobahn in Richtung Garmisch unterwegs, als sie in einen Stau gerieten. Ein Sattelzug war ungebremst in das Stauende gerast. Man vermutete, dass der Fahrer übermüdet gewesen war.
Bei Sabine hatte der Notarzt nur noch den Tod feststellen können. Lena Amann hatte den Unfall schwer verletzt überlebt, musste aber viele Wochen im Krankenhaus und in einer Reha-Klinik verbringen.
Die ganze Angelegenheit war an Tragik kaum zu überbieten und lange Zeit war zu befürchten gewesen, dass Britta in Depressionen verfällt. Aber dann waren ihr Cousin, Walter Wagner, und dessen Frau Martina auf dem Berlingerhof eingezogen, und es war ihnen gelungen, Britta psychisch wieder ein wenig aufzurichten.
Einige böse Zungen hatten zwar behauptet, dass das aus eigennützigen Gründen geschehen war, denn mit Sabines Tod war die einzige Hoferbin weggefallen, und es hielt sich einige Zeit der Tratsch, dass sich die Wagners den Hof für ihren Sohn Dirk sichern wollten.
Diese Stimmen waren allerdings in der Zwischenzeit wieder verstummt. Für die Menschen in St. Johann waren Walter und Martina Wagner fester Teil des Berlingerhofs geworden, sie arbeiteten dort