Keine Angst vor starken Frauen: Toni der Hüttenwirt 144 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Der große Saal im Sportlerheim am Fußballplatz war bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele standen an den Wänden entlang. Bürgermeister Fritz Fellbacher trat ans Mikrofon. Hinter ihm reihte sich im Halbkreis die Arbeitsgruppe des Schönheitswettbewerbs auf. Fellbacher hob die Hände. Das Gemurmel im Saal verstummte. Er lächelte.
»Liebe Waldkogeler! Ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Des zeigt mal wieder den Zusammenhalt und die Verbundenheit innerhalb unserer schönen Gemeinde Waldkogel. Es geht um unseren Wettbewerb, der Suche nach dem ›Bergmadl von Waldkogel‹. Das war jedenfalls unser Plan. Des wisst ihr alle. Doch unsere älteren und gestanden Weibsbilder, des mein ich jetzt net abwertend, sondern anerkennend, die fühlten sich benachteiligt. Es war nie unsere Absicht, sie zu übergehen. Deshalb haben wir eine Änderung vorgenommen. Wir haben die Helene Träutlein, die Meta Baumberger und meine liebe Frau Irene in die Arbeitsgruppe aufgenommen. Was den Schönheitswettbewerb angeht, haben wir jetzt drei Kategorien: Erstens die Wahl des Bergmadls, für junge unverheiratete und verheiratete Madln bis dreißig. Zweitens, für alle unsere lieben und hochgeschätzten, und ich sage des net abwertend, unsere feschen Weiber bis zum Rentenalter. Drittens, alle, die älter sind. Der Gemeinderat, unsere Arbeitsgruppe und ich, als euer von euch seit vielen Jahre immer wieder mit großer Mehrheit gewählter Bürgermeister, hoffen, damit jedem gerecht zu werden.«
Ein Bursche im Saal hob die Hand.
»Was willst sagen, Jochen?«, rief Fellbacher.
Jochen stand auf.
»Ich denke, ich spreche im Namen aller Anwesenden hier. Wir haben die Sache auch schon innerhalb der Jahrgangsburschen beredet. Nix gegen die Madln, aber
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Rezensionen für Keine Angst vor starken Frauen
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Buchvorschau
Keine Angst vor starken Frauen - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt –144–
Keine Angst vor starken Frauen
Melanie trägt viel Verantwortung
Friederike von Buchner
Der große Saal im Sportlerheim am Fußballplatz war bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele standen an den Wänden entlang. Bürgermeister Fritz Fellbacher trat ans Mikrofon. Hinter ihm reihte sich im Halbkreis die Arbeitsgruppe des Schönheitswettbewerbs auf. Fellbacher hob die Hände. Das Gemurmel im Saal verstummte. Er lächelte.
»Liebe Waldkogeler! Ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Des zeigt mal wieder den Zusammenhalt und die Verbundenheit innerhalb unserer schönen Gemeinde Waldkogel. Es geht um unseren Wettbewerb, der Suche nach dem ›Bergmadl von Waldkogel‹. Das war jedenfalls unser Plan. Des wisst ihr alle. Doch unsere älteren und gestanden Weibsbilder, des mein ich jetzt net abwertend, sondern anerkennend, die fühlten sich benachteiligt. Es war nie unsere Absicht, sie zu übergehen. Deshalb haben wir eine Änderung vorgenommen. Wir haben die Helene Träutlein, die Meta Baumberger und meine liebe Frau Irene in die Arbeitsgruppe aufgenommen. Was den Schönheitswettbewerb angeht, haben wir jetzt drei Kategorien: Erstens die Wahl des Bergmadls, für junge unverheiratete und verheiratete Madln bis dreißig. Zweitens, für alle unsere lieben und hochgeschätzten, und ich sage des net abwertend, unsere feschen Weiber bis zum Rentenalter. Drittens, alle, die älter sind. Der Gemeinderat, unsere Arbeitsgruppe und ich, als euer von euch seit vielen Jahre immer wieder mit großer Mehrheit gewählter Bürgermeister, hoffen, damit jedem gerecht zu werden.«
Ein Bursche im Saal hob die Hand.
»Was willst sagen, Jochen?«, rief Fellbacher.
Jochen stand auf.
»Ich denke, ich spreche im Namen aller Anwesenden hier. Wir haben die Sache auch schon innerhalb der Jahrgangsburschen beredet. Nix gegen die Madln, aber was ist mit uns Burschen und Mannsbildern? Was ist mit der Gleichberechtigung? Die Madln fordern dies und fordern jenes. Des kann net so weitergehen! Gleichberechtigung kann doch net nur so ausgelegt werden, dass die Madln und die Weiber gegenüber den Mannsbildern gleichberechtigt sind? Na! Wir beantragen für unser Geschlecht ebenfalls des Grundrecht. Dir als Politiker Fellbacher muss ich des net erst sagen. Des steht schon im ersten Paragraphen unseres Grundgesetzes. Ich hab’ den Gesetzestext hier dabei. Soll ich ihn vorlesen?«
Fritz Fellbacher unterbrach Jochen.
»Ganz ruhig, Jochen! Wir haben dich alle verstanden. Mei, du hast ja vollkommen Recht. Es war auf keinen Fall unsere Absicht, die feschen und strammen Mannsbilder unserer schönen Gemeinde zu benachteiligen. Sollte dieser Eindruck entstanden sein, dann möchte ich mich hier in aller Form entschuldigen.«
Tosender Beifall unterbrach den Bürgermeister. Einige Hüte flogen durch die Luft, und kräftige Jauchzer ertönten aus der Gruppe der jungen Burschen. Fellbacher bat um Ruhe. Er lächelte Jochen an.
»Also, die Arbeitsgruppe wird deine Anregung aufnehmen.« Fellbacher rieb sich das Kinn. »Aber für dieses Mal ist es leider schon zu spät. Außerdem denke ich, es ist besser, wenn Burschen und Mannsbilder eine eigene Veranstaltung bekommen. Sobald dieser Wettbewerb vorbei ist, werde ich mich um die Sache kümmern. Des verspreche ich dir, lieber Jochen, und allen Mannsbildern hier.«
Beifall brauste erneut auf. Es dauerte etwas, bis Ruhe im Saal einkehrte.
»So, dann will ich jetzt mal die Spielregeln erläutern.«
Fellbacher erklärte, dass, ab dem nächsten Tag, jedes Madl und jede Frau sich im Rathaus melden könne. Mitzubringen sei ein Foto in Postkartengröße, das würde dann im Flur des Rathauses ausgehängt.
»Am Tag der Entscheidung stellen sich die Teilnehmerinnen hier vor.«
Fellbacher erklärte das Wahlverfahren. Jeder im Publikum bekommt drei Bierdeckel in drei unterschiedliche Farben, einen zartrosa für die ganz jungen Madln. Der zweiten Kategorie war ein kräftigeres Rosa zugeordnet und der letzten Abteilung ein Dunkelrosa. Jeder musste auf der Vorderseite seinen Namen draufschreiben. Das Mitglied einer Familie konnte nicht gewählt werden.
»Des haben wir so festgelegt, weil es große und kleinere Familien gibt und so des Ergebnis beeinflusst werden könnte. Nachdem die Kandidatinnen sich vorgestellt haben, geht ihr alle raus auf den Sportplatz. Dort stehen drei Kisten, unsere Wahlurnen. Dahinein werft ihr die Bierdeckel, auf die ihr unter eurem Namen, die Nummer der Teilnehmerin schreibt, die ihr auserwählt habt.«
Bürgermeister Fellbacher erklärte, dass die Jury alles beaufsichtigt, kontrolliert und auszählt. Die drei Frauen in der Jury können nicht am Wettbewerb teilnehmen. Das waren die Regeln.
»Die Auszählung wird mindestens eine Stunde dauern, denken wir uns. Derweil gibt es Musik und es kann auch getanzt werden. Dann werden zuerst die dritten Plätze, dann die zweiten und dann die Siegerinnen bekanntgegeben und bekommen die Schleife und des Krönchen aufgesetzt.«
Fellbacher lauschte dem aufkommenden Gemurmel im Saal. Er sah das Kopfnicken und es fiel ihm ein Stein vom Herzen.
»So, dann wäre alles klar, denke ich. Draußen auf dem Sportplatz gibt es Freibier der Brauerei, die wir als Sponsor gewonnen haben. Dann sage ich schon mal: Zum Wohlsein! Feiert unseren Start zum ersten Schönheitswettbewerb in Waldkogel! Die Gina, unsere allseits geschätzte Gemeindesekretärin, wird morgen früh um acht Uhr die Bewerbungen entgegennehmen und jeder Teilnehmerin eine Nummer zuordnen.«
Bürgermeister Fellbacher schmunzelte.
»Da wir mit einem großen Ansturm und einer langen Warteschlange rechnen, wird Chris Danzer, unsere neue Polizistin, vor dem Rathaus den Verkehr regeln. So, des war alles, jetzt gehe ich raus und steche das Bierfass an.«
Es gab nochmals kurzen Beifall, dann leerte sich der Saal.
Irene Fellbacher trat neben ihren Mann. Sie lächelte ihm zu.
»Des hast gut gemacht, Fritz«, sagte sie leise. »Sie fressen dir aus der Hand.«
»Danke, Irene, deine Worte sind Balsam für meine Seele. Des war ein harter Weg. Hast mich ganz schön in die Enge getrieben, Irene!«
»Bist ja auch manchmal ein sturer Ochse, Fritz. Du hast dir des selbst zuzuschreiben. Aber jetzt bin ich dir wieder gut. Aber ich sage dir, ich kann den Streik jederzeit wiederholen, wenn du so wenig für mich und deine Familie da bist. Da müssen wir noch drüber reden. Ich will ein Mitspracherecht über deine Abendtermine. Net jedes Wochenende kannst du in Zukunft in Sitzungen verbringen, hörst?«
»Irene, des hab’ ich dir versprochen und des halte ich. Komm mit mir! Jetzt muss ich raus und des Bier anzapfen, sonst bricht hier noch ein ganz anderer Streik aus, vielleicht sogar ein Aufstand.«
Sie lachten. Fritz legte den Arm um Irenes Schulter, drückte ihr einen herzhaften Kuss auf den Mund und sie gingen gemeinsam hinaus.
Es dauert nicht lange, schon nach dem ersten Schlag, war das Bierfass angestochen und Fellbacher rief:
»Anzapft is!«
Es wurde ausgelassen getanzt bis in den Abend.
*
Es war später Vormittag. Die Hüttengäste waren zu ihren Bergwanderungen und Hochgebirgstouren aufgebrochen. Wie jeden Morgen gönnten sich Toni und Anna eine kleine Verschnaufpause auf der Terrasse
der Berghütte. Sie saßen beim alten Alois am Tisch, der seine Zeitungen las, die Toni ihm am Morgen von der Oberländer Alm mit heraufgebracht hatte.
»Na, Alois, gibt es etwas Interessantes?«, fragte Toni.
»Ich bin erst bei der Dienstagszeitung. Bis jetzt hab’ ich nix gelesen, was interessant ist. Es ist immer der gleiche Brei in der Politik, den sie da anrichten. Ich lese des schon gar nimmer. Sollen sie machen, was sie wollen, die Hornochsen, diese eitlen Querköpfe!«
»Du hast doch alles gelesen, Alois. Ich kenne dich.«
»Nur mal so drübergeschaut, Toni. Aber des ist des Papier net wert, um es zu drucken.«
»Wenn dich des nimmer interessiert, dann brauche ich dir die Zeitungen nimmer mitzubringen, oder?«
»Schmarrn! Deine Eltern sollen sie ruhig weiter aufheben, schön sammeln, Woche für Woche. Wo sollten wir sonst des Papier hernehmen, zum Anzünden vom Kamin?«
Toni und Anna schmunzelten und warfen sich Blicke zu. Alois würde nie zugeben, dass er montags immer dem Augenblick entgegenfieberte, wenn Toni ihm die gesammelten Zeitungen der vergangenen Woche gab. Der alte Alois ging nur noch selten hinunter ins Dorf. So waren die gedruckten Blätter sein Tor zu Welt, denn es gab kein Fernsehen auf der Berghütte und Radio hörte Alois nur selten. Die große Welt interessierte ihn weniger. Im Radio kam wenig über seine Heimat.
»Schau mal, Toni!«, rief Anna. »Das ist doch Lorenz, wenn ich richtig sehe?«
Toni sah über