Valentins glücklichste Stunde: Sophienlust Bestseller 148 – Familienroman
Von Aliza Korten
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Über dieses E-Book
Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
Sie war schon unendlich lange unterwegs. Gesa Cardini hatte eine möglichst große Entfernung zwischen sich und Padua legen wollen. Doch nun spürte sie die ungeheure Anstrengung und wollte nach einem Nachtquartier Ausschau halten. Deshalb war sie von der Autobahn abgebogen und befand sich nun auf einer schmalen Landstraße. In der Dunkelheit hatte sie auf dem letzten Hinweisschild gelesen, dass der nächste Ort Bachenau heiße. Hinter ihr saß Valentin im Auto, ihr blonder kleiner Bub. Er war unterwegs zweimal fest eingeschlafen, doch jetzt hielt er mit wachen Augen Ausschau, weil Gesa ihm versprochen hatte, dass die Fahrt gleich zu Ende sein solle. Gesa war am Ende ihrer Kräfte. Ihre Augen brannten, und ihre Hände umklammerten krampfhaft das Steuer. »Mutti … Was machst du denn?«, schrie der Bub plötzlich entsetzt. Da war es schon zu spät. Für den Bruchteil einer Sekunde war Gesa von der lähmenden Müdigkeit übermannt worden. Ihr Wagen geriet ins Schleudern, als sie versuchte, ihn wieder in ihre Gewalt zu bekommen. Einen Baum streifte der Wagen, gegen den nächsten prallte er frontal. Ein Krachen und Splittern von Glas – dann plötzlich eine unheimliche Stille. Die hintere Wagentür war aufgerissen worden, als der Wagen den ersten Baum gestreift hatte. Beim Aufprall auf den zweiten Baum war der kleine Valentin in hohem Bogen aus dem Wagen geschleudert worden und unsanft auf der Grasnarbe am Rande der Straße gelandet. Zuerst wagte der Fünfjährige es nicht, sich zu rühren. Dann begann er leise zu weinen.
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Sophienlust Bestseller
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Rezensionen für Valentins glücklichste Stunde
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Buchvorschau
Valentins glücklichste Stunde - Aliza Korten
Sophienlust Bestseller
– 148 –
Valentins glücklichste Stunde
Unveröffentlichter Roman
Aliza Korten
Sie war schon unendlich lange unterwegs. Gesa Cardini hatte eine möglichst große Entfernung zwischen sich und Padua legen wollen. Doch nun spürte sie die ungeheure Anstrengung und wollte nach einem Nachtquartier Ausschau halten.
Deshalb war sie von der Autobahn abgebogen und befand sich nun auf einer schmalen Landstraße. In der Dunkelheit hatte sie auf dem letzten Hinweisschild gelesen, dass der nächste Ort Bachenau heiße.
Hinter ihr saß Valentin im Auto, ihr blonder kleiner Bub. Er war unterwegs zweimal fest eingeschlafen, doch jetzt hielt er mit wachen Augen Ausschau, weil Gesa ihm versprochen hatte, dass die Fahrt gleich zu Ende sein solle.
Gesa war am Ende ihrer Kräfte. Ihre Augen brannten, und ihre Hände umklammerten krampfhaft das Steuer.
»Mutti … Was machst du denn?«, schrie der Bub plötzlich entsetzt.
Da war es schon zu spät. Für den Bruchteil einer Sekunde war Gesa von der lähmenden Müdigkeit übermannt worden. Ihr Wagen geriet ins Schleudern, als sie versuchte, ihn wieder in ihre Gewalt zu bekommen. Einen Baum streifte der Wagen, gegen den nächsten prallte er frontal. Ein Krachen und Splittern von Glas – dann plötzlich eine unheimliche Stille.
Die hintere Wagentür war aufgerissen worden, als der Wagen den ersten Baum gestreift hatte. Beim Aufprall auf den zweiten Baum war der kleine Valentin in hohem Bogen aus dem Wagen geschleudert worden und unsanft auf der Grasnarbe am Rande der Straße gelandet.
Zuerst wagte der Fünfjährige es nicht, sich zu rühren. Dann begann er leise zu weinen. Er setzte sich auf und merkte, dass sein linker Arm schmerzte. Auch die Knie taten ihm weh, und von seiner Stirn rann etwas warm herunter.
»Mutti – komm doch«, rief er ängstlich.
Doch Gesa Cardini antwortete ihrem Sohn nicht.
»Mutti, das Auto ist kaputt. Was machen wir jetzt?«
Nichts rührte sich. Die Scheinwerfer des Wagens waren erloschen. Allmählich gewöhnten sich Valentins Augen an die Dunkelheit.
»Mutti …«
Valentin stützte sich auf den rechten Arm und erhob sich etwas mühsam. Scheu näherte er sich dem Auto. Sein Herz schlug sehr schnell und laut.
»Mutti …«
Nun endlich sah er seine Mutter. Gesa Cardini saß noch auf dem Fahrersitz. Die Frontscheibe war zerborsten. Gesa war über das Lenkrad gesunken. Über ihr Gesicht rann Blut.
»Mutti …«
Valentin kam sich entsetzlich verlassen vor. Mit einem Wehlaut sank er neben dem zertrümmerten Wagen nieder, weil seine Knie ihn nicht länger tragen wollten. Doch er verlor nicht das Bewusstsein. Noch immer konnte er die Umrisse des Autos erkennen. Sie hoben sich deutlich vom Nachthimmel ab.
Eine ganze Weile lag Valentin so. Er weinte ein bisschen, dann starrte er voller Angst in die Dunkelheit. Plötzlich stockte ihm der Atem. Ein Schatten näherte sich – ein Schatten auf vier Beinen. War es der Wolf aus dem Märchen? Valentin hatte auf einmal schreckliche Angst. Er wagte es nicht, sich zu rühren.
Der Schatten kam unaufhaltsam näher. Nun konnte Valentin schon erkennen, dass es ein großer Schäferhund mit einem Halsband war. Er lahmte ein wenig. Jetzt berührte die kühle schnuppernde Hundenase den Jungen.
Valentin raffte all seinen Mut zusammen. Das Tier trug ein Halsband, also konnte es nicht der Wolf sein. Deshalb brauchte er sich auch nicht zu fürchten.
Vorsichtig streckte Valentin die rechte Hand aus und streichelte den klugen Kopf des Tieres. »Bist ein guter Hund«, flüsterte er mit nicht ganz sicherer Stimme. »Aber du kannst uns auch nicht helfen. Kommt denn hier niemand vorüber? Wir wollten ins Gasthaus und dort schlafen, Hund. Aber nun ist ein Unglück passiert.«
Der Hund blaffte leise. Es klang beinahe so, als habe er verstanden, was Valentin gesagt hatte.
»Kannst du die Polizei holen, Hund? Oder ein Krankenauto für meine Mutti? Sie muss bestimmt ins Krankenhaus.«
Der Hund beschnupperte den Jungen noch einmal, blaffte und trottete dann davon. Deutlich sah Valentin, dass er auf einem Bein hinkte. »Wohin gehst du jetzt, Hund?«, rief er. Doch da hatte die Nacht den Schatten schon verschluckt.
Valentin schloss die Augen. Er konnte den Anblick des zertrümmerten Autos und den seiner armen Mutter nicht länger ertragen.
»Mutti …« Ganz, ganz leise kam der Ruf über die Kinderlippen. Dann versank das verängstigte, erschöpfte Bübchen in eine wohltuende Ohnmacht.
*
Andrea von Lehn hob lauschend den Kopf von ihrem Kissen. Da war das Geräusch wieder, durch das sie aufgewacht war. Ganz deutlich vernahm sie das leise Kratzen an der Haustür. Nun bellte ihre schwarze Dogge einmal leise.
Andrea lächelte. Wenn Severin sich so verhielt und keinen Alarm schlug, dann konnte da draußen nur Munko an der Tür scharren, der Schäferhund. Munko war früher einmal Polizeihund gewesen. Er war besonders intelligent und sehr schön. Leider hatte er sich eine Verletzung zugezogen, sodass er lahmte und für den Dienst bei der Polizei nicht mehr geeignet war. Im Tierheim Waldi & Co. hatte er schließlich eine neue Heimat und liebevolles Verständnis für seine Polizeimanieren gefunden. Noch immer fühlte er sich für alles und jedes verantwortlich. Er unternahm Streifgänge nach eigenem Ermessen und sorgte auf seine Weise auch dann für Ordnung, wenn die Sache ihn nichts anging.
Zwischen der Dogge Severin und Munko hatte es anfangs Eifersüchteleien gegeben, denn auch Severin hielt es für sein Vorrecht, das weitläufige Anwesen des Tierarztes Dr. Hans Joachim von Lehn samt Wohnhaus, Tierheim, Freigehege und Garten zu beschützen. Doch nach und nach war zwischen den beiden Hunden eine Art Abkommen zustande gekommen. Severin versah sozusagen den Innendienst, während Munko sich auf seine Streifgänge konzentrierte. Schon so manches Mal hatte der Polizeihund das junge Ehepaar durch seine Findigkeit und Klugheit überrascht.
Deshalb gab Munkos ungewohntes Verhalten Andrea auch zu denken. Sie wartete, und als sich das Scharren wiederholte, rüttelte sie ihren fest schlafenden Mann an der Schulter.
»Hans-Joachim, du musst aufwachen, Munko ist draußen.«
Der Tierarzt seufzte einmal auf und drehte sich auf die andere Seite, um weiterzuschlafen.
»He, das geht nicht, du sollst aufwachen«, rief Andrea etwas lauter. »Wie kann man nur so faul sein!«
Nun öffnete Hans-Joachim die Augen und griff mit der Hand zum Schalter der Bettlampe. »Was ist denn los, Andrea?«, fragte er schlaftrunken. »Telefon?«
»Du hast einen gesegneten Schlummer«, sagte die junge Frau lachend. »Munko ist vor der Tür. Er gibt keine Ruhe. Schau lieber einmal nach.«
»Munko macht sich wieder einmal wichtig«, brummte Hans-Joachim. »Ich habe keine Lust, jetzt aufzustehen, um mir von unserem verhinderten Polizeiaufseher einen alten Topf oder einen halb vermoderten Hut präsentieren zu lassen.«
»Dann muss ich eben nachsehen«, erklärte Andrea. »Man kann nie wissen, was Munko will. Dass er uns schon einige Male mit gutem Grund alarmiert hat, kannst du nicht abstreiten.«
Dr. Hans-Joachim von Lehn war nun vollends wach geworden. Er hielt seine temperamentvolle Frau am Arm fest, als sie aus dem Bett springen wollte. »Bleib hier, Andrea. Ich lasse dich nicht allein mitten in der Nacht vor die Tür gehen. Ich werde selbst nachsehen, was Munko will.«
Der Doktor seufzte einmal abgrundtief, dann schwenkte er die langen Beine aus dem Bett, fuhr in die Pantoffeln und verließ das eheliche Schlafzimmer. Andrea saß aufrecht im Bett, hatte die Arme um die angewinkelten Knie geschlungen und wartete.
Hans-Joachim schloss die Tür auf. Draußen stand Munko und blaffte kurz und leise. Dann fasste er behutsam nach dem Stoff der Pyjamahose des Tierarztes und zog ein wenig daran.
»Mitkommen soll ich?«, fragte Hans-Joachim und legte die Hand auf Munkos Kopf. »Hast du etwas gefunden? Sag mal, hat das nicht vielleicht Zeit, bis es hell wird? Ich möchte nämlich schlafen, Munko.«
Der Schäferhund legte den Kopf schief und zerrte wieder an der Schlafanzughose.
»Munko – ist es wirklich so wichtig?«
Nun sprang Munko sogar an seinem Herrn in die Höhe und bellte dabei ziemlich laut. Dann rannte er ein Stück weg, um sogleich zurückzukommen und den Tierarzt unmissverständlich aufzufordern, ihm zu folgen.
»Du lässt mir ja doch keine Ruhe.« Hans-Joachim ergab sich in sein Schicksal. »Wenn ich nicht mitgehe, wirst du so laut bellen, dass unser Peterle aufwacht. Aber ein paar Minuten musst du warten, denn ich will mir etwas anziehen.«
Dafür hatte Munko kein Verständnis. Während der Tierarzt ins Schlafzimmer zurückkehrte, um sich eilig anzukleiden und Andrea zu informieren, setzte er sein Kratzen und verhaltenes Bellen vor der Haustür fort.
»Wer weiß, wohin er dich führt, Hans-Joachim«, gab Andrea zu bedenken. »Soll ich den Wagen nehmen und dir langsam folgen?«
»Querfeldein und mitten durch den Wald?«, fragte der Tierarzt achselzuckend. »Wir haben doch keine Ahnung, wohin Munko mich führen will.«
»Es käme auf einen Versuch an, Hans-Joachim.«
Der Tierarzt schüttelte den Kopf. »Bleibe erst einmal hier, Andrea. Wenn nötig, können wir noch immer den Wagen holen.«
Nebenan begann ein Kind zu weinen. Andrea erhob sich sofort. »Nun ist das Peterle doch aufgewacht. Jetzt muss ich hierbleiben.« Sie eilte ins Kinderzimmer, um ihren kleinen Buben zu beschwichtigen.
Hans-Joachim ergriff