Schöne Braut allein!: Der kleine Fürst 386 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Natürlich ist sie reizend – aber eben eine Bürgerliche, meine Liebe. Und auch wenn Sie mich jetzt für rückständig halten, so sage ich es trotzdem: Wenn zwei Menschen nicht den gleichen gesellschaftlichen Hintergrund haben, kann das ein Problem werden.« Die alte Fürstin Helena von Randow setzte mit einer anmutigen Gebärde die hauchdünne Porzellantasse ab, nachdem sie daraus getrunken hatte. Sie saß mit Baronin Sofia von Kant im blauen Salon von Schloss Sternberg, wo die Baronin den Tee hatte servieren lassen. »Da stimme ich Ihnen durchaus zu, Fürstin Helena«, erwiderte Sofia liebenswürdig, »aber dieser Fall liegt doch wohl etwas anders. Alexandra stammt aus vermögendem Hause, sie hat auch vor ihrer Verlobung mit Johannes schon in denselben Kreisen verkehrt wie er. So haben sie sich ja überhaupt kennengelernt.« Das Paar, über das die beiden Frauen sprachen, sorgte derzeit überall für Gesprächsstoff: Die schöne und elegante Alexandra Wellinghoff und der attraktive Graf Johannes zu Marthal würden in der kommenden Woche heiraten. Schon um ihre Verlobung hatte es ziemlichen Wirbel gegeben, galt doch die Familie des Bräutigams als sehr konservativ hinsichtlich aller Standesfragen. Und so viele Vorzüge Alexandra auch haben mochte: Ihr fehlte in den Augen etlicher Angehöriger der weit verzweigten Grafenfamilie das Wichtigste, nämlich der Adelstitel. »Das ist sicher richtig«, räumte Fürstin Helena jetzt ein. Sie saß kerzengerade in ihrem Sessel, niemand, der sie so sah, hätte vermutet, dass sie bereits auf die achtzig zuging. Ihre Haare schimmerten silbrig-weiß, und ihr Make-up war überaus dezent aufgetragen worden. Das edle graue Kostüm mit der weißen Seidenbluse und die wenigen kostbaren Schmuckstücke, die sie trug, vervollständigten das Gesamtbild einer durch und durch geschmackssicheren und eleganten Frau von Welt. »Und ich wünsche mir ja auch nicht, dass etwas mit den beiden schief geht – ich sehe nur die Gefahr.« Sie lächelte Sofia zu. »Keine Sorge, ich rede nur mit Ihnen darüber, Sofia. Ich werde mich an Klatsch und Tratsch über dieses sympathische Paar nicht beteiligen.«
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Buchvorschau
Schöne Braut allein! - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 386 –
Schöne Braut allein!
Viola Maybach
»Natürlich ist sie reizend – aber eben eine Bürgerliche, meine Liebe. Und auch wenn Sie mich jetzt für rückständig halten, so sage ich es trotzdem: Wenn zwei Menschen nicht den gleichen gesellschaftlichen Hintergrund haben, kann das ein Problem werden.« Die alte Fürstin Helena von Randow setzte mit einer anmutigen Gebärde die hauchdünne Porzellantasse ab, nachdem sie daraus getrunken hatte. Sie saß mit Baronin Sofia von Kant im blauen Salon von Schloss Sternberg, wo die Baronin den Tee hatte servieren lassen.
»Da stimme ich Ihnen durchaus zu, Fürstin Helena«, erwiderte Sofia liebenswürdig, »aber dieser Fall liegt doch wohl etwas anders. Alexandra stammt aus vermögendem Hause, sie hat auch vor ihrer Verlobung mit Johannes schon in denselben Kreisen verkehrt wie er. So haben sie sich ja überhaupt kennengelernt.«
Das Paar, über das die beiden Frauen sprachen, sorgte derzeit überall für Gesprächsstoff: Die schöne und elegante Alexandra Wellinghoff und der attraktive Graf Johannes zu Marthal würden in der kommenden Woche heiraten. Schon um ihre Verlobung hatte es ziemlichen Wirbel gegeben, galt doch die Familie des Bräutigams als sehr konservativ hinsichtlich aller Standesfragen. Und so viele Vorzüge Alexandra auch haben mochte: Ihr fehlte in den Augen etlicher Angehöriger der weit verzweigten Grafenfamilie das Wichtigste, nämlich der Adelstitel.
»Das ist sicher richtig«, räumte Fürstin Helena jetzt ein. Sie saß kerzengerade in ihrem Sessel, niemand, der sie so sah, hätte vermutet, dass sie bereits auf die achtzig zuging. Ihre Haare schimmerten silbrig-weiß, und ihr Make-up war überaus dezent aufgetragen worden. Das edle graue Kostüm mit der weißen Seidenbluse und die wenigen kostbaren Schmuckstücke, die sie trug, vervollständigten das Gesamtbild einer durch und durch geschmackssicheren und eleganten Frau von Welt. »Und ich wünsche mir ja auch nicht, dass etwas mit den beiden schief geht – ich sehe nur die Gefahr.« Sie lächelte Sofia zu. »Keine Sorge, ich rede nur mit Ihnen darüber, Sofia. Ich werde mich an Klatsch und Tratsch über dieses sympathische Paar nicht beteiligen.«
»Das habe ich auch nicht angenommen«, erwiderte die Baronin nachdenklich. »Wir haben Alexandra ja kennengelernt, weil Jo einmal mit ihr bei uns gewesen ist. Wir haben sie gleich ins Herz geschlossen und hoffen sehr, dass die beiden glücklich werden, allen Unkenrufen der Familie zum Trotz. Aber sie sind ihrer Sache sehr sicher, und Jo hat sich von Anfang an nicht beirren lassen, also stehen die Chancen wohl recht gut. Werden Sie auch zur Trauung kommen?«
Die alte Fürstin nickte. »Ja, ich bin der Familie Marthal sehr verbunden, und besonders Johannes mochte ich immer gern. Er hat der Einladung ein paar persönliche Zeilen hinzugefügt, ich hätte es schäbig gefunden, abzusagen.«
»Dann sehen wir uns bei der Gelegenheit wieder. Wir werden mit der ganzen Familie zur kirchlichen Trauung anreisen.«
»Gut, dass Sie mir das Stichwort liefern, Sofia: Familie. Wie geht es Christian, dem kleinen Fürsten? Ich habe den Jungen lange nicht gesehen, aber natürlich weiß ich, dass er den Verlust seiner Eltern dank Ihnen und Ihrem Mann besser verkraftet hat, als man zunächst befürchten musste.«
Prinz Christian von Sternberg war Sofias Neffe. Seit dem schrecklichen Unfalltod seiner Eltern, des Fürstenpaares von Sternberg, waren sie und ihr Mann es, die sich um ihn kümmerten.
»Nicht nur wir helfen ihm, sondern vor allem unsere Anna«, erwiderte Sofia nachdenklich. »Sie ist ja erst dreizehn, also zwei Jahre jünger als Christian, aber sie sind die besten Freunde. Das war auch vor dem Unglück schon so. Man sollte ja eigentlich meinen, dass er sich enger an unseren Konrad angeschlossen hätte, die beiden sind schließlich nur ein Jahr auseinander – aber die beiden Jungen stehen einander längst nicht so nahe wie Anna und Chris. Um Ihre Frage zu beantworten: Er hält sich sehr gut. Natürlich ist er ein bisschen zu ernst für sein Alter, und er hat auch immer wieder Zeiten, in denen er traurig und in sich gekehrt ist, aber alles in allem scheint er uns ein ganz normaler Junge zu sein.«
»Es freut mich, das zu hören. Sie wissen ja, dass ich seine Eltern gut kannte, ich habe beide sehr geschätzt. Dieser Unfall war ... eine Tragödie. Ich bin keine Freundin großer Worte, aber in diesem Fall kann man es nicht anders ausdrücken. Eine Tragödie! Die beiden hätten noch viel Gutes bewirken können.«
Sofias Augen hatten sich bei diesen Worten unwillkürlich mit Tränen gefüllt. Erschrocken beugte sich die alte Dame vor und legte eine Hand auf den Arm ihrer Gastgeberin. »Entschuldigen Sie meine Gedankenlosigkeit, Sofia. Wahrscheinlich geschieht es oft, dass jemand fragt, wie Christian den Verlust seiner Eltern verkraftet und darüber vergisst, dass Sie Ihre Schwester verloren haben, die Ihnen ganz besonders nahe stand.«
Die Baronin lächelte unter Tränen. »Es geht schon wieder«, sagte sie tapfer, »aber manchmal, wenn ich an Lisa denke, wird mir das Herz so schwer, dass ich glaube, es nicht aushalten zu können. Sie fehlt mir, Fürstin Helena. Sie fehlt mir jeden Tag mit ihrem Lachen, ihrer besonderen Art, zuzuhören, ihrer Liebe und Zuneigung. Siebenunddreißig Jahre lang waren wir unzertrennlich – und dann ist sie auf einmal nicht mehr da. Es war einfach viel zu früh, und es gibt Tage, da kann ich mich mit diesem Verlust nicht abfinden. Ich trauere auch um Leo, aber das ist etwas anderes. Er kam erst später dazu, während Lisa und ich zusammen aufgewachsen sind.«
»Ich habe meinen Mann verloren«, sagte Helena nach einem längeren Schweigen. »Glauben Sie mir, Sofia, ich weiß, was es bedeutet, wenn ein geliebter Mensch von einem Moment auf den anderen nicht mehr da ist.«
»Ja, natürlich«, flüsterte Sofia. »Entschuldigen Sie, ich ...«
»Entschuldigen Sie sich nicht. Es ist gut, wenn Sie ab und zu Ihren Schmerz und Ihren Kummer zeigen. Ich habe das damals auch getan, und es hat mir geholfen.«
Die Baronin griff nach einem Taschentuch und tupfte sich die Augen trocken. Danach schenkte sie neuen Tee ein. Als eine Viertelstunde später Baron Friedrich hereinkam, um Fürstin Helena zu begrüßen, konnte seine Frau schon wieder lächeln.
*
»Liebst du mich noch?«, fragte Graf Johannes zu Marthal seine Verlobte zwischen zwei Küssen.
Alexandra Wellinghoff lachte leise. »Nein, überhaupt nicht mehr.«
»Und trotzdem heiratest du mich?«
»Wer sagt dir, dass ich das tue? Vielleicht verlasse ich dich am Vorabend der Hochzeit und verursache einen gesellschaftlichen Skandal.«
Er zog sie fester an sich und küsste sie erneut, noch länger und leidenschaftlicher als zuvor. »Deine Küsse sprechen eine andere Sprache«, murmelte er. »Du liebst mich, Alex, und ich liebe dich.«
»Wenn du es sowieso schon weißt, kann ich es ja auch zugeben«, flüsterte sie. »Ja, ich liebe dich, Jo. Ich liebe dich sogar sehr, und eines Tages wird mich vielleicht auch deine Familie mit anderen Augen sehen können.«
Für einen Moment verdunkelte sich sein Gesicht.