Unter dem weiten Himmel der Provence
Von Donna Alward
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Über dieses E-Book
Annie liebt ihre Arbeit für das Luxus-Unternehmen der Pemberton-Familie in Paris. Und sie schwärmt seit Langem für ihren Boss, den attraktiven Parfümeur Phillipe Leroux. Als sie in einen Skandal um ihre illegitime Herkunft verwickelt wird, nimmt Phillipe sie kurzerhand mit auf eine Geschäftsreise. Unter dem weiten Himmel der Provence kommen sie sich näher, und Annie träumt von heißen Küssen und magischen Nächten. Aber Phillipe hat nach einer schlimmen Enttäuschung geschworen, nie wieder Gefühle zuzulassen …
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Unter dem weiten Himmel der Provence - Donna Alward
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2022 by Donna Alward
Originaltitel: „A Proposal in Provence"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 012023 01/2023
Übersetzung: Grit Wölten
Abbildungen: Danilova Kristina / Shutterstock, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2023 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751518277
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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PROLOG
Februar
Mit großen Schritten durchmaß Stephen Pemberton, der junge Earl of Chatsworth, sein Büro auf Chatsworth Manor.
„Was wollen Sie damit sagen, George? Vor dem schweren Mahagonischreibtisch blieb er stehen und bedachte seinen Bilanzbuchhalter mit einem stechenden Blick. Er hatte den Mann extra eingestellt, um die Immobilienkonten zu überprüfen. „Wo ist es denn?
Mit „Es" meinte er das Geld, das seit sechsundzwanzig Jahren halbjährlich aus dem Immobilienfonds verschwunden war. Verglichen mit dem Wert der Vermögenswerte insgesamt war es keine beachtliche Summe – pro Jahr etwa dreißigtausend Pfund. Aber im Laufe der Jahre war immerhin gut eine dreiviertel Million zusammengekommen.
„Wenn Sie möchten, kann ich das nachverfolgen. Ich versichere Ihnen, Lord Pemberton, es ist die einzige Auffälligkeit, die ich bei meinen Überprüfungen festgestellt habe. Das ist die gute Nachricht."
Vermutlich hätte er erleichtert sein sollen. Es war ein Schock für Stephen gewesen, den Titel und die Immobilien so früh zu erben. Und die Familie nagte keineswegs am Hungertuch. Die Modefirma Aurora war ausgesprochen erfolgreich. Aber er allein war verantwortlich für den Nachlass seines Vaters. Deshalb sah er sich in der Pflicht, die finanziellen Verhältnisse überprüfen zu lassen.
„Nennen Sie mich Stephen, sagte er ruhiger. „Es ist für mich immer noch seltsam, mit dem Titel angesprochen zu werden.
„Daran sollten Sie sich gewöhnen, gab George Campbell zurück. „Immerhin sind Sie jetzt der Earl, Sir.
„Bitte gehen Sie der Sache nach, George. Sie haben alle Freiheiten. Wenn Sie dafür eine Vollmacht brauchen, lassen Sie es mich wissen."
„Das mache ich, Sir. Die einzelnen Beträge waren übrigens keine automatischen Abbuchungen."
„Dann hat er sie also selbst überwiesen", überlegte Stephen.
„Sieht so aus. Die letzte nur ein paar Monate vor seinem Tod."
Entschlossen nickte Stephen. „Tun Sie, was getan werden muss. Offensichtlich hat irgendjemand sechsundzwanzig Jahre lang einen Teil aus dem Vermögen meines Vaters bekommen. Ich will wissen, wer und warum."
Nachdem George sich verabschiedet hatte, ließ Stephen sich schwer in den Ledersessel hinter seinem Schreibtisch fallen.
Eines wusste er mit Sicherheit: Seiner Mutter würde er nur im Notfall von der Sache erzählen, um ihre angeschlagene Gesundheit nicht zu gefährden. Und ganz sicher würde er nicht darüber sprechen, bis er dieser … Auffälligkeit, wie George es genannt hatte, nicht auf den Grund gegangen war. Es war unnötig, die Familie in Alarmbereitschaft zu versetzen. Vielleicht gab es einen ganz harmlosen Grund. Sein Bauchgefühl allerdings sagte ihm etwas völlig anderes.
Seufzend lehnte er sich zurück. Er hätte nie gedacht, dass der Adelstitel so schwer auf seinen Schultern lasten würde. Ob sein Vater es genauso empfunden hatte?
1. KAPITEL
April
„Anemone, haben Sie die Unterlagen, um die ich heute Morgen gebeten hatte?"
Über ihre Brille hinweg sah Annie ihren Chef Phillipe Leroux an. Vor einem Monat war sie in seine Abteilung versetzt worden. Sie sollte das Bindeglied zwischen seinem Büro und der Werbeabteilung sein, wenn das neue Parfum von Aurora auf den Markt kam. Der Launch, wie die Markteinführung im Branchenjargon hieß, war ihr Baby, das erste Projekt, das sie für die Firma leiten durfte. Und sie würde kein Detail dem Zufall überlassen.
Mit ihrem Job bei Aurora hatte sich für sie ein Traum erfüllt. Das internationale Unternehmen stand für erstklassige Mode, hochwertigen Schmuck und luxuriöse Kosmetik. Es gehörte der Familie Pemberton, und damit auch Stephen Pemberton, dem Earl of Chatsworth. Damit war er Annies Halbbruder. Doch davon ahnte er nichts.
Niemand aus der Familie wusste, dass der kürzlich verstorbene Cedric Pemberton eine uneheliche Tochter gehabt hatte, und sie hatte derzeit nicht vor, daran etwas zu ändern.
Mit einem Lächeln reichte sie Phillipe den Ordner. „Ich habe alles für Sie ausgedruckt, inklusive der Diagramme und Kurven der jüngsten Zahlen. Es wird Ihnen gefallen – unsere Zielgruppen reagieren sehr erfolgversprechend."
Nectar, der neue Duft von Aurora, sollte in einer Woche in die Läden kommen. Annie wusste, wie wichtig der erfolgreiche Start für Phillipe war, denn auch er war neu auf seiner Position. Er war Verkaufsleiter für die Parfümsparte und unterstand damit direkt dem Chef der Abteilung Kosmetik und Mode, William Pemberton.
Doch Phillipe war Parfümeur, kein Verkaufsstratege, und deshalb hatte er sie als Verstärkung angefordert. Annie hatte sich geschmeichelt gefühlt, dass er eine solch hohe Meinung von ihr hatte und offensichtlich darin auch von der Chefetage unterstützt wurde.
Nervös blätterte Phillipe die Akte durch und warf nur einen kurzen Blick auf die einzelnen Seiten. Dann sah er auf, und als seine graublauen Augen ihre trafen, flatterten Schmetterlinge in ihrem Bauch. Das passierte immer, wenn er sie anschaute. Er war unglaublich attraktiv mit seinem dichten dunklen Haar und dem kleinen Lächeln, das immer verschmitzt wirkte. Außerdem war er ausnehmend klug, und Annie hatte eine Schwäche für intelligente Männer.
Es war schon kompliziert genug, als illegitime Halbschwester der Pembertons bei Aurora zu arbeiten. Sie war sicher, dass man sie sofort hinauswerfen würde, wenn sie verkündete, die uneheliche Tochter von Cedric Pemberton zu sein. Sich zudem noch in Phillipe zu verlieben, machte ihren Arbeitsalltag nicht einfacher.
„Vielen Dank, Anemone." Er reichte ihr die Mappe zurück.
„Nennen Sie mich Annie, das tun fast alle", sagte sie strahlend.
„Annie, wiederholte er und schenkte ihr ein Lächeln, das kaum sichtbar war, aber trotzdem ihre Knie weich werden ließ. „Großartige Arbeit.
Er wedelte mit dem Ordner. „Was steht heute noch an?"
Sie blickte auf den Bildschirm vor ihr und öffnete die Datei mit seinem Kalender. „Eine Besprechung mit William in einer Stunde. Am Nachmittag sind keine Termine."
Dann sah sie von ihrem Laptop auf. „Ich treffe mich später mit den Kollegen aus der Marketingabteilung, um noch ein paar Details zu besprechen. Und dann lege ich mit dem Caterer das Menü für die Präsentation fest."
„Fantastisch. Er beugte sich vor und stützte sich mit den Ellbogen auf ihrem Schreibtisch ab. „Es gefällt mir, wie Sie das alles unter Kontrolle haben.
Dann trat er einen Schritt zurück. „Sind Sie bereit für eine Exkursion?"
Verblüfft sah sie ihn an. „Eine Exkursion, Monsieur Leroux?"
„Wenn ich Sie Annie nennen soll, sagen Sie Philippe zu mir, bat er. „Wir sollten diese Förmlichkeiten hinter uns lassen.
„Gern … Phillipe."
Obwohl sie so für ihn schwärmte, empfand sie ihm gegenüber immer ein bisschen Ehrfurcht. Ihn mit Vornamen anzusprechen, erschien ihr deshalb seltsam unpassend. „Und … wohin gehen wir?", erkundigte sie sich.
Sein feines Lächeln wurde breiter, es war einfach umwerfend.
„Ich dachte, so kurz vor der Markteinführung sollten Sie sehen, wo wir das neue Parfüm lagern, und einen Crash-Kurs in Sachen Produktion bekommen."
Begeistert nickte Annie. „Das wäre toll. Soll ich ein Taxi auf eine bestimmte Uhrzeit bestellen?"
„Ich weiß noch nicht genau, wann ich hier loskomme."
„Kein Problem. Sagen Sie einfach Bescheid, wenn Sie soweit sind." In Gedanken listete sie alle Aufgaben auf, die sie heute eigentlich noch bearbeiten musste, und fragte sich, was davon sie vor dem Mittag noch schaffen könnte. Ihre Lunchpause würde ausfallen müssen, aber das störte sie nicht.
Nachdem Phillipe gegangen war, atmete Annie tief durch und stützte den Kopf in die Hände. Das war gar nicht gut. Sie hatte einen Traumjob – noch dazu direkt im Unternehmen ihrer ihr lange verheimlichten Familie –, und dann verliebte sie sich in ihren Chef. Das würde im Chaos enden. Noch nie war ihr so etwas passiert. Aber sie hatte auch noch nie einen Chef wie Phillipe gehabt.
Wie gern wäre sie jetzt nach Hause gefahren und hätte ihrer Mum davon erzählt. Doch ihre Mutter war gestorben, und erst nach ihrem Tod hatte Annie von der wahren Identität ihres Vaters erfahren. Zwei Jahre zu spät, um ihn noch kennenzulernen. Der Verlust ihrer Mutter, die Gewissheit, dem eigenen Vater niemals mehr begegnen zu können – all das hatte ihr das Herz gebrochen.
Es war ein Schock für sie gewesen, zu erfahren, dass sie Cedric Pembertons Tochter war. Und ihr war klar, dass seine Witwe und die Kinder diese Neuigkeit nicht gerade mit Begeisterung aufnehmen würden.
Annie war nicht der Typ, der eine Bombe platzen ließ. Und obwohl sie sich immer eine große Familie gewünscht hatte, wollte sie die Pembertons nicht brüskieren. Niemand außer Cedric Pemberton und ihrer Mutter war schuld an dieser Situation. Und was würde es ändern, wenn sie der Familie von Cedrics Seitensprung erzählen würde?
Wenn ihre Mutter ihr gegenüber offen gewesen wäre, dann hätten sie gemeinsam überlegen können, welcher Schritt sinnvoll wäre. So aber hatte sie erst im Testament von der Existenz ihres Vaters erfahren.
Mit neunundzwanzig Jahren stand Annie jetzt ohne Mutter und Vater da. Sie hatte keinen Partner, der diese schwere Zeit mit ihr gemeinsam durchstand, und ihre beste Freundin lebte in Norwich. Aber wenn ihre Mutter es geschafft hatte, ein Kind allein großzuziehen, würde Annie wohl auch allein mit dieser Situation klarkommen.
Sie hatte noch keine Entscheidung getroffen, ob und wann sie die Pembertons mit ihrer wahren Identität konfrontieren wollte. In der Zwischenzeit genoss sie einfach diesen großartigen Job und entdeckte nebenbei, dass die Unternehmerfamilie keineswegs arrogant und verwöhnt war, sondern ausgesprochen nett. Sie fing an, die Pembertons zu mögen.
Fluchend fuhr sich Phillipe mit dem Finger am Hemdkragen entlang, um ihn zu lockern. Er fühlte sich unbehaglich. Als er jemanden als Unterstützung für die Markteinführung des neuen Parfüms gebraucht hatte, war die Wahl schnell auf Annie gefallen. Sie arbeitete in der PR-Abteilung, und ihr dortiger Chef hatte sie in den höchsten Tönen gelobt. Und tatsächlich hatte sich schnell herausgestellt, dass sie gut zusammenarbeiten konnten. Doch dabei war es nicht geblieben.
Er hatte bemerkt, wie ihre Locken über die Schultern fielen, wenn sie ihr Haar offen trug. Wenn das Licht darauf fiel, schimmerte es kastanienbraun. Ihre Augen waren von einem so tiefen Blau, dass es sogar auffiel, wenn sie ihre Brille trug – die ihr im Übrigen ausgesprochen gut stand. Er wusste ihre effiziente Arbeitsweise zu schätzen, und es erstaunte ihn immer wieder, dass sie genau zu wissen schien, was er gerade brauchte. Und gleichzeitig war sie so süß – etwa, als sie ihn gebeten hatte, sie Annie zu nennen.
Er seufzte entnervt auf. Seit wann war er so rührselig?
Dabei hatte er weitaus Wichtigeres zu tun, immerhin sollte nächste Woche die Präsentation des Parfüms stattfinden. Es war seine erste Produkteinführung, seit er Senior Manager geworden war, und er wollte William nicht enttäuschen. Oder Bella. Mit seiner Beförderung hatten die Pembertons ihm viel Vertrauen geschenkt.
Tatsächlich hatte er das Parfüm schon vor zwei Jahren entwickelt, und es war ein seltsamer Zufall, dass er es jetzt selbst herausbringen sollte.
Verrückt, wie sehr sich das Leben in zwei Jahren ändern konnte.
Er schob die Erinnerungen beiseite und konzentrierte sich auf die Termine, die vor ihm lagen. Der Ausflug nach Montparnasse würde Annie in die Welt der Düfte entführen, die Aurora zu bieten hatte. Wenn das Labor nicht ganz so weit entfernt läge, hätte er ihr auch gern gezeigt, wie die Aromen komponiert wurden. Aber von Paris bis Grasse waren es gut 900 Kilometer.
Stattdessen würde er ihr das Endprodukt präsentieren und ihr die einzelnen Schritte bis zum fertigen Parfüm erklären. Wenn sie weiterhin in der Welt der Düfte arbeiten wollte, musste sie wissen, wie sie entstanden. Und währenddessen konnte er sich noch einmal davon überzeugen, dass die Qualitätskontrolle beste