Frühstück bei Giovanni
Von Kate Hardy
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Über dieses E-Book
Seit Fran zusammen mit Giovanni Mazetti einen Coffeeshop leitet, steht ihre Welt Kopf. Der blendend aussehende Italiener und sie sind schnell gute Freunde geworden, obwohl ... Für Fran ist es viel mehr als nur Freundschaft - sie hat sich unsterblich in Giovanni verliebt. Doch der Mann ihrer Träume will keine feste Bindung, und Affären am Arbeitsplatz sind für beide tabu. Da bietet das Schicksal Fran überraschend eine zweite Chance: Giovannis Großmutter kündigt ihren Besuch an! Und er braucht dringend eine Frau an seiner Seite ...
Kate Hardy
Kate Hardy wuchs in einem viktorianischen Haus in Norfolk, England, auf und ist bis heute fest davon überzeugt, dass es darin gespukt hat. Vielleicht ist das der Grund, dass sie am liebsten Liebesromane schreibt, in denen es vor Leidenschaft, Dramatik und Gefahr knistert? Bereits vor ihrem ersten Schultag konnte Kate Hardy fließend lesen. Mit blühender Fantasie dachte sie sich Geschichten aus und schrieb sie auf einer Schreibmaschine nieder, die sie zu ihrem sechsten Geburtstag bekommen hatte. Ihren ersten Liebesroman, der niemals veröffentlicht wurde, schrieb sie mit dreizehn Jahren. Kate Hardy studierte englische Literatur des Mittelalters, heiratete und bekam zwei Kinder. Sie arbeitete freiberuflich als Journalistin im Gesundheitsbereich, doch ihre wahre Berufung fand sie erst, als sie ihr Interesse für Medizin mit Romantik verband und ihren ersten Arztroman schrieb, der auf Anhieb das Lesepublikum begeisterte. Seitdem hat sie weitere 33 Arztromane, einige erotische Liebesromane und mehrere Sachbücher zum Thema Gesundheit geschrieben.
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Frühstück bei Giovanni - Kate Hardy
Kate Hardy
Frühstück bei Giovanni
IMPRESSUM
JULIA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2007 by Kate Hardy
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 1815 (11/2) - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Maria Poets
Fotos: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format im 04/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86349-272-4
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
1. KAPITEL
Sie sah aus, als sei die Welt untergegangen. Über eine leere Tasse gebeugt, starrte sie aus dem Fenster, ohne etwas zu erkennen.
Giovanni konnte dieses Elend nicht länger mit ansehen. Also tat er genau das, was sein Vater getan hätte. Und das, obwohl er schon vor zehn Minuten schließen wollte. Er machte einen Cappuccino und stellte ihn vor die Frau auf den Tisch. „Hier", sagte er leise.
Überrascht schaute sie auf. „Ich … Offensichtlich wollte sie protestieren, weil sie keinen neuen Kaffee bestellt hatte. Doch dann lächelte sie traurig und umschloss die Tasse mit beiden Händen, so als würde die Wärme ihr guttun. „Danke.
„Kein Problem. Er reichte ihr ein Schokostäbchen. „Sie sehen aus, als könnten Sie es brauchen.
„Stimmt, gab sie zu. „Vielen Dank, Sie sind sehr aufmerksam.
In der Handtasche suchte sie nach ihrem Portemonnaie. „Wie viel schulde ich Ihnen?"
„Nichts", erklärte er mit einer abwehrenden Handbewegung.
Stirnrunzelnd fragte sie: „Wollen Sie Ärger mit Ihrem Boss bekommen?"
„Keine Sorge. Er lächelte. „Außerdem sind Sie Stammgast.
Ihr Blick aus den wunderschönen blauen Augen – von derselben Farbe wie ein Sommerhimmel – wurde wachsam. „Wie meinen Sie das?"
Er zuckte die Achseln. „Jeden Mittwochmorgen um zehn nach neun bestellen Sie einen Cappuccino und ein Mandelcroissant zum Mitnehmen."
Ihr Misstrauen verwandelte sich in Nervosität. „Woher wissen Sie das?"
Oh Gott. Womöglich hielt sie ihn für einen Verrückten, der sie beobachtete und sie verfolgte. Er hätte die Uhrzeit nicht erwähnen sollen. „Wenn man lange genug hier arbeitet, lernt man die Gäste kennen, sagte er leichthin, in der Hoffnung, sie damit zu beruhigen. „Ich habe keine Croissants mehr, also habe ich Ihnen stattdessen die Schokolade mitgebracht. Das ist es doch, was Frauen brauchen, wenn es hart auf hart kommt, oder? Jedenfalls erzählen mir meine Schwestern das immer.
„Das stimmt. Danke." Sie wirkte, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.
„Möchten Sie reden?"
Sie schaute sich um und stellte fest, dass sie der einzige Gast war. „Oh, Entschuldigung. Ich halte Sie auf."
„Ganz und gar nicht. Aber würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich kurz abschließe?"
Francesca dachte darüber nach. Ein Mann, der ihr Kaffee und Schokolade ausgab, konnte kein schlechter Kerl sein, oder? Er wusste zwar, was sie jeden Mittwochmorgen bestellte, aber, wie er sagte, lernte man die Vorlieben seiner Stammkunden rasch kennen. So wie sie selbst: Auch sie erkannte auf Anhieb, warum jemand anrief, und wusste sofort, ob sie ihn durchstellen sollte oder eher vertrösten konnte.
„Überhaupt nicht", sagte sie.
Er verriegelte die Tür, drehte das Schild um, sodass das „Closed von außen zu lesen war, schaltete ein paar der Lampen aus und setzte sich ihr gegenüber. „Gio Mazetti
, sagte er und streckte die Hand aus.
Fran erwiderte den Händedruck und war überrascht von dem plötzlichen Kribbeln in ihren Fingerspitzen. „Fran Marsden. Nochmals danke für den Kaffee, Joe."
„Gio, korrigierte er sie lächelnd. Diesmal hörte sie den Unterschied. Das G, das I und das O schienen weich ineinanderzufließen. „Das ist die Kurzform für Giovanni
, fügte er hilfsbereit hinzu.
Endlich fiel der Groschen. Natürlich würde er keinen Ärger bekommen, weil er ihr einen Kaffee ausgegeben hatte. Denn das Café hieß „Giovanni’s. „Der Laden gehört Ihnen.
Er hob eine Schulter. „Es ist ein Familienunternehmen … aber ich habe die Verantwortung."
„Ich, äh … Sie erhob sich von ihrem Sitz, verlegen wegen ihrer Naivität. „Sorry.
Der Italiener lachte. „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ich bin froh, dass ich hier als barista arbeiten kann. Es gibt nichts Schlimmeres als einen Boss, der sich aufspielt, anstatt sich nützlich zu machen."
Sein Lachen klang sympathisch. Die Zähne waren weiß und gleichmäßig. Fran ahnte, dass Gio Mazetti sich durch harte Arbeit in Form hielt anstatt im Fitnessstudio, denn er sah gut aus, ohne eitel zu sein.
„Also. Wollen Sie mir erzählen, was Sie bedrückt?" Als sie nichts sagte, fügte er leise hinzu: „Meine nonna, meine italienische Großmutter, sagt immer, geteiltes Leid ist halbes Leid."
Eine Binsenweisheit. Genau so ein Spruch könnte auch von ihrer Mutter kommen.
Ihre Mutter …
Frans Lächeln erstarb, bevor es eine wirkliche Chance bekam. Heute Abend musste sie ihre Eltern anrufen und ihnen beichten, dass sie eine Versagerin war. Von den vier Geschwistern hatte sie nicht nur als Einzige keinen Hochschulabschluss, jetzt war sie auch noch die Einzige ohne einen anständigen Job. Aber schließlich war sie auch das einzige Adoptivkind der Marsdens.
Sie seufzte. „Ich habe heute meinen Job verloren."
„Das ist hart."
Gio hatte recht – es tat gut, darüber zu reden. Das miese Gefühl, es nicht geschafft zu haben, wurde schwächer. „Mein Chef hat beschlossen, dass er eine neue Herausforderung braucht. Also verkaufte er das Geschäft, um zu reisen und herauszufinden, was er mit seinem Leben anfangen will. Sie zuckte die Achseln. „Ein Konkurrent hat den Laden gekauft. Und man braucht keine zwei Büromanager, wenn man zwei Firmen zusammenlegt und die Kosten reduzieren muss.
„Sie sind also Büromanagerin?"
„War, korrigierte sie und verzog das Gesicht. „Kümmern Sie sich nicht um mich. Ich jammere nur etwas rum.
Sie schluckte. „Ich werde schon etwas anderes finden. Es ist nur so, dass ich meinen Job wirklich mochte und es leider nicht allzu viele Tonstudios in der Stadt gibt."
Interessiert sah er sie an. „Was macht ein Tonstudio?"
„Wir produzieren Jingles für Radiosender, Werbung, Hörbücher und Spezialeffekte – Sie wissen schon, galoppierende Pferde, Feuerwerk und so etwas."
„Sie haben also all die berühmten Schauspielerinnen und Schauspieler kennengelernt?"
„Es sind nicht immer bekannte Namen. Aber ein paar von ihnen habe ich engagiert", erwiderte sie lächelnd.
„Sie waren für die Engagements verantwortlich?"
„Die endgültige Entscheidung lag nicht bei mir, aber ich habe Vorschläge gemacht und alles organisiert. Ich habe dafür gesorgt, dass jeder weiß, was er zu tun hat. Und sie war gut, das wusste sie. Viel wichtiger jedoch als das gute Gehalt war das Gefühl, ihren Platz gefunden zu haben. Sie biss sich auf die Lippe. „Ich werde es schrecklich vermissen. Aber das Leben geht weiter. Ich werde schon drüber hinwegkommen und irgendwas anderes finden.
Sie warf einen Blick auf die Uhr. „Sorry, ich habe Sie wirklich lange aufgehalten."
Gio schüttelte den Kopf. „Das ist wirklich kein Problem, Fran. Der Feierabend gehört mir. Obwohl ich noch die Maschinen sauber machen muss. Leisten Sie mir doch an der Bar dabei Gesellschaft, dann können wir uns weiter unterhalten."
Fran sah ihn zum ersten Mal richtig an. Auf der Skala für Traumprinzqualitäten erreichte Gio Mazetti eindeutig die höchste Punktzahl. Olivfarbene Haut, dunkle glatte Haare, die ihm in die Stirn fielen, ein sinnlicher Mund – und atemberaubende Augen. Bei seinem dunklen Teint und dem italienischen Namen hätte sie ein tiefes Schokoladenbraun erwartet. Stattdessen waren die Augen blau. Ein hypnotisierendes, tiefes Mitternachtsblau.
Sie folgte ihm zur Bar.
„Wann ist Ihr letzter Tag?", fragte er.
Das war es, was sie so umgehauen hatte. „Es ist alles wahnsinnig schnell gegangen. Heute Nachmittag habe ich meinen Schreibtisch geräumt. Mein Gehalt bekomme ich noch fünf Monate lang weitergezahlt."
„Das ist ziemlich großzügig", bemerkte er und begann, den Kaffeeautomaten auseinanderzunehmen.
„Ich habe fünf Jahre lang in dem Studio gearbeitet. Die Vereinbarung lautet, dass ich für jedes Jahr ein Monatsgehalt bekomme. Aber sie sieht auch vor, dass ich in dieser Zeit keinen meiner früheren Kunden kontaktieren darf."
„Damit Sie, wenn Sie zur Konkurrenz gehen, keine Kunden mitnehmen können."
Er hatte ins Schwarze getroffen, und Frans Stimmung sank auf den Nullpunkt. „In fünf Monaten sind meine Kontakte veraltet, weil sich in der Werbung alles so schnell verändert. Vorausgesetzt, ich finde überhaupt einen Job in einem Studio. Der Markt dafür ist nicht besonders groß, selbst in London nicht. Sie zuckte die Achseln. „Immerhin sind meine Fähigkeiten vielseitig einsetzbar. Vielleicht versuche ich es bei ein paar Werbeagenturen.
„Erzählen Sie mir, was alles zu Ihren Aufgaben gehörte", sagte Gio.
„Ich war zuständig für die Belegungspläne der Studios und wusste immer, wo noch etwas Luft für eilige Aufträge war, oder welcher Sprecher gerade an welcher Sache arbeitete. Ich habe den Kontakt zu den Radiosendern und den Hörbuchverlagen gehalten und Zeitpläne erstellt. Außerdem habe mich darum gekümmert, dass Rechnungen und Gehälter rechtzeitig bezahlt wurden."
„Hm. Die Maschinen waren sauber, und Gio lehnte sich an den Tresen. „Sie können also gut organisieren, eine Menge Projekte gleichzeitig betreuen und mit den unterschiedlichsten Menschen umgehen.
Das war eine ziemlich gute Zusammenfassung. „Ja."
„Verstehen Sie etwas von Finanzen?"
„Ich habe etwas Grundwissen in Sachen Buchführung, kann mit einer Tabellenkalkulation umgehen und Diagramme erstellen", sagte sie.
„Kennen Sie sich mit Einnahmen-Überschussrechnungen aus?"
„Ich müsste mich da erst einarbeiten, aber ich denke, ich würde es hinkriegen."
„Und wie sieht es mit Gewinnkalkulation aus? Sagt Ihnen der Unterschied zwischen fixen und variablen Kosten etwas?"
Sie nickte.
Er lächelte. „Wunderbar. In diesem Fall möchte ich Ihnen etwas vorschlagen."
„Was denn?"
„Ein Geschäft."
Natürlich, was sonst? Einige der Schauspieler im Studio hatten freundlich mit ihr geflirtet, aber Fran wusste aus Erfahrung, dass Männer in ihr vor allem eine Kollegin oder Freundin sahen. Sie kamen zu ihr, um sie um Rat zu fragen, wie sie das Mädchen ihrer Träume für sich gewinnen konnten, aber nicht, um sie zu erobern. Doch Fran war zufrieden mit dieser Rolle. Im Moment war ihr Leben ohnehin kompliziert genug, auch ohne das Durcheinander einer romantischen Affäre.
„Vielleicht ist das die Lösung von gleich zwei Problemen, Ihrem und meinem, fügte Gio geheimnisvoll hinzu. „Gehen Sie mit mir essen, und ich werde es Ihnen erklären.
Essen gehen? Hatte er keine Frau und Kind, die zu Hause auf ihn warteten? Er schien ihr die Frage an der Nasenspitze ansehen zu können, denn sein Lächeln wurde breiter. „Bevor Sie fragen: Ich bin Single. Meine nonna sagt, kein Mädchen mit ein bisschen Grips im Kopf wird sich mit einem Workaholic einlassen. Sie sagt auch, dass ich endlich eine Familie gründen soll, ehe ich dreißig bin und es zu spät ist. Er lachte. „Ich habe ernsthaft überlegt, ihr zu sagen, dass ich schwul bin.
Fran spürte die Enttäuschung wie einen kalten Schauer. Männliche Prachtexemplare waren immer entweder seit Jahren in festen Händen oder schwul. Oder sie stellten sich schließlich doch als Idioten heraus.
„Doch abgesehen davon, dass ich es nicht bin …"
Oh. Nicht vergeben und nicht schwul. Gehörte er also zur letzten Kategorie?
„… würde sie es mir ohnehin nicht glauben. Ich bin nämlich ein miserabler Lügner."
Also doch kein Idiot? War Gio vielleicht die Ausnahme, die die Regel bestätigte?
Er lächelte sie an. „Machen Sie nicht so ein besorgtes Gesicht. Ich versuche Ihnen zu sagen, dass Sie von mir nichts zu befürchten haben. Ich werde nicht versuchen, Sie anzubaggern."
Bis zu einem gewissen Punkt meinte Gio sogar, was er sagte. Schon vor Wochen war Fran Marsden ihm aufgefallen. Sie war still, vielleicht sogar ein wenig schüchtern, wusste aber immer genau, was sie wollte. Stets hatte sie das passende Kleingeld und ein Lächeln für den barista parat, der ihr den Cappuccino brachte. Ihre tüchtige und liebenswürdige Art gefiel Gio, sodass er regelmäßig mittwochs die Frühschicht im Café in der Charlotte Street übernahm. Selbst wenn er sie nicht bediente – allein sie zu sehen war ein kleiner Lichtblick mitten in der Woche.
Aber er hatte nie daran gedacht, sich ihr weiter zu nähern. Nur zu gut wusste er, dass