Haut wie Seide, Küsse wie Samt
Von Maureen Child
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Über dieses E-Book
Tagelang ist Tracy an Ricks Seite unterwegs - und noch bevor sie an ihrem Heimatort ankommen, wo Tracy zu einem Klassentreffen erwartet wird, ist nichts mehr wie es war. Jede Stunde, jede Sekunde in Ricks Nähe lässt Tracy spüren, wie sehr sie ihre heimliche Jugendliebe noch immer begehrt, und Rick, von Tracys Wandlung vom unsicheren Teenager in eine schöne, atemberaubend erotische Frau fasziniert, schmiedet einen Plan: Er wird die Rolle des Verlobten übernehmen, den Tracy für Ihre früheren Klassenkameradinnen erfinden will - und er wird gut sein! So gut wie in jener Nacht, in der Tracy nach sinnlichen Spielen vor Verlangen bebte. So gut, dass die Frau, die er so leidenschaftlich liebt, nicht länger Ausflüchte sucht, um seinen Küssen zu entgehen ...
Maureen Child
Da Maureen Child Zeit ihres Lebens in Südkalifornien gelebt hat, fällt es ihr schwer zu glauben, dass es tatsächlich Herbst und Winter gibt. Seit dem Erscheinen ihres ersten Buches hat sie 40 weitere Liebesromane veröffentlicht und findet das Schreiben jeder neuen Romance genauso aufregend wie beim ersten Mal. Ihre liebste Beschäftigung neben dem Schreiben ist das Reisen; bevorzugt mit ihrem Mann und ihren Eltern. Eine lange Autofahrt mit drei Personen, die verschiedene Karten lesen und dem armen Fahrer, Maureens gestresstem Ehemann, die unterschiedlichen Richtungen zurufen, ist unvergleichlich! Aber natürlich bietet das Reisen auch gute Recherchemöglichkeiten für weitere Romances. Wenn Maureen zu Hause ist, kümmert sie sich um den Haushalt, in dem es sehr lebhaft zugeht; es gilt, sich um zwei fast erwachsene Kinder, deren Freunde und einen völlig verwirrten Golden Retriever namens Abbey zu kümmern. Abbey hat Angst vor dem Wind; sie weiß, dass es da draußen ist, kann es aber nicht sehen und weigert sich, das Haus zu verlassen, wenn es stürmisch ist. Also bleibt Maureen nicht anderes übrig, als Abbey an windigen Tagen draußen die Pfote zu halten...
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Buchvorschau
Haut wie Seide, Küsse wie Samt - Maureen Child
IMPRESSUM
Haut wie Seide, Küsse wie Samt erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1999 by Maureen Child
Originaltitel: „Mom in Waiting"
erschienen bei: Silhouette Books, New York
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1078 - 2000 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Gabriele Ramm
Umschlagsmotive: GettyImages_puhhha
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733745622
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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1. KAPITEL
„Ich hasse Ehemaligentreffen", murmelte Tracy Hall ins Telefon. Dabei hatte sie es zuerst für eine gute Idee gehalten, nach Hause nach Oregon zu fahren und an einem Treffen aller ehemaligen Schüler ihrer kleinen Highschool teilzunehmen.
Schimpfend ließ sie sich auf ihren Koffer fallen und schloss ihn. Es waren genug Sachen für eine Weltreise darin. Auch die neue Reisetasche daneben platzte fast aus den Nähten.
Tracys Magen verkrampfte sich vor Nervosität. Was war, wenn jemand herausfand, was sie beabsichtigte? Allein der Gedanke an das Hohngelächter ließ sie innerlich aufstöhnen.
„Warum mache ich das alles nur?", fragte sie laut.
„Weil es bestimmt Spaß machen wird", erwiderte die Stimme ihrer Schwester am Telefon.
„Ja", meinte Tracy, keineswegs überzeugt. Schon die Vorbereitungen für diese kleine Reise in die Vergangenheit hatten sie geschafft. Ganz abgesehen von ihrem Plan.
„Wirklich, Tracy, sagte ihre Schwester Meg in dem Kommandoton, den sie auch gegenüber ihren Kindern benutzte, „du könntest zumindest versuchen, ein wenig Enthusiasmus zu zeigen.
Das hatte Tracy getan. Vor ein paar Wochen, als ihr diese Idee durch den Kopf gegangen war. Doch jetzt, da sie sie umsetzen sollte, verlor die ganze Sache merklich an Reiz.
Sie schaute in den Spiegel, der genau gegenüber hing. Da das Bild, das sie wahrnahm, ein wenig verzerrt war, schloss sie das linke Auge. Sie war gerade dabei gewesen, ihre neuen Kontaktlinsen einzusetzen, als Meg anrief, sodass sie jetzt halb blind war.
Die Frau, die ihr aus dem Spiegel entgegenschaute, sah elegant, professionell und selbstbewusst aus – wenn man von dem zusammengekniffenen Auge absah. Was wieder einmal bewies, wie irreführend der äußere Schein sein konnte. Denn unter der glänzenden neuen Oberfläche war sie noch immer die alte Tracy Hall. Der Freak. Die Außenseiterin. Ein hässliches Entlein im Vergleich zu ihrer älteren Schwester Meg, dem Schwan.
Sie würde nie ein Fotomodell sein. Damit konnte sie leben. Aber selbst kleine Enten wurden erwachsen. Und wurden, wenn auch nicht zu Schwänen, so doch zu nicht allzu hässlichen Enten.
„Tracy?, sagte Meg laut. „Bist du noch dran?
„Ja, ich bin hier, erwiderte sie und musste lächeln, als sie am anderen Ende der Leitung zunehmenden Lärm vernahm. „Was ist denn bei dir los?
„Nur das Übliche, meinte ihre Schwester ergeben, bevor sie den Hörer mit der Hand halb verdeckte und rief: „Tony! Spring nicht von oben die Treppe runter. Du wirst dir den Hals brechen!
„Ist er wieder der gute alte Superman?", fragte Tracy, während sie sich ihren jüngsten Neffen bei seiner neuesten Heldentat vorstellte.
„Du bist nicht auf dem Laufenden, Schwesterchen, erwiderte Meg. „Der ist out. Power Rangers und Hercules sind in.
Ein wehmütiges Gefühl überkam Tracy. Sie war wirklich nicht gut informiert, und sie wusste es. Im Alter von achtundzwanzig Jahren hatte sie sich inzwischen mit der Tatsache abgefunden, wahrscheinlich nie die Familie zu bekommen, die sie sich immer erträumt hatte.
Es war eben fast unmöglich, geeignete Männer kennenzulernen, wenn man zu Hause arbeitete.
„Ich gehe wohl lieber mal nachsehen, meinte Meg mit einem Seufzer. „Jenny hat das Xena-Kampfprinzessinnen-Kostüm an und fordert Hercules zu einem Todeskampf heraus.
Tracy lächelte. Sie würde zwar vermutlich selbst nicht mehr Mutter werden, aber sie genoss es, Tante zu sein. Und Ehemaligentreffen hin oder her, sie freute sich schon darauf, ein paar Tage mit ihren vier Neffen und Nichten zu verbringen. „Wo sind Becky und David?", fragte sie ihre Schwester nach deren ältesten Kindern.
„Wahrscheinlich verkaufen sie die Tickets für den Kampf, antwortete Meg. „Die halbe Nachbarschaft ist während unseres Gesprächs schon aufgetaucht.
Eine Autohupe ließ Tracy aufhorchen, und sie ging zum Fenster und schaute hinaus. „Da wir gerade vom Auftauchen sprechen, murmelte sie, während ein schwarzer Range Rover auf ihre Einfahrt fuhr. „Rick ist hier.
Sie blinzelte in die Sonne und schloss ihr linkes Auge, konnte den Fahrer aber trotzdem nicht sehen. Während sie hinausstarrte, stieg eine große, schemenhafte Gestalt aus dem Wagen, schlug die Tür zu und verschloss sie.
„Wie sieht er aus?", wollte Meg wissen.
„Verschwommen."
„Setz gefälligst deine Brille auf."
Tracy starrte weiter hinaus und fragte: „Was hat er gesagt, als du ihn gefragt hast, ob er mich mitnehmen würde?"
„Er sagte: ‚Sicher‘."
Es war ein Fehler, dachte Tracy. Vielleicht sogar ein großer Fehler. „Weißt du, sagte sie laut, „der Mechaniker meinte, dass mein Wagen jetzt wieder in Ordnung sei. Ich hätte wahrscheinlich gar keine Probleme, wenn ich selbst fahren würde.
„Ach, ist das derselbe Mechaniker, der den Wagen beim letzten Mal repariert hat?"
„Eh, ja. Tracy runzelte die Stirn, als die schemenhafte Gestalt auf ihre Haustür zuging. „Aber seitdem hat er eine Menge gelernt.
„Das will ich hoffen", murmelte Meg.
„Jeder muss sich in seinem Beruf erst einmal qualifizieren. Jimmy wird immer besser." Dennoch traute sie, ehrlich gesagt, seinen Fähigkeiten noch nicht genug, um allein mit ihrem Auto nach Oregon zu fahren.
„Du kannst immer noch einen Flug buchen", sagte Meg neckend.
„Oh, nein. Tracy schüttelte den Kopf. „Flugzeuge sind schwerer als Luft. Sie fallen. Und sie fallen von ziemlich weit oben.
Nie im Leben würde sie ein Flugzeug besteigen. „Aber ich könnte ja den Zug nehmen."
„Oh, hör schon auf, Tracy, meinte Meg ungeduldig. „Wo ist das Problem? Rick fährt sowieso zu dem Ehemaligentreffen.
Das stimmte. Und da er in Pendleton stationiert war, ungefähr zwanzig Meilen südlich von Tracys Haus, befand sie sich ohnehin auf seinem Weg. In den letzten Jahren war sie ein oder zwei Mal in Versuchung gewesen, Rick an seinem Arbeitsplatz zu besuchen – um der guten alten Zeiten willen. Aber sie hatte es sich immer wieder ausgeredet.
„Ich weiß nicht, sagte Tracy und beugte sich vor, bis sie mit der Stirn gegen die kalte Fensterscheibe stieß. „Es kommt mir nur so komisch vor, das ist alles. Ich habe ihn seit über zehn Jahren nicht gesehen. Was ist, wenn wir uns nichts zu sagen haben? Es ist eine lange Fahrt bis nach Oregon.
Meg musste lachen. „Seit wann hast du Probleme, wenn es ums Reden geht?"
Da hatte sie recht. Seit sie der Pubertät entwachsen war, hatte Tracy verlorene Zeit aufgeholt. Ihr Vater meinte immer, wenn man ihr nur genügend Zeit gab, redete sie wie ein Wasserfall.
Allerdings schafften es gut aussehende Männer noch immer, dass sie sich unsicher und unbehaglich fühlte. Und das hier war Rick! Sie konnte schon spüren, wie sich ihr Magen in einem wohlbekannten Panikanfall verkrampfte. Sofort schossen ihr Erinnerungen durch den Kopf, die sie zusammenzucken ließen.
Als könnte sie Tracys Gedanken lesen, fügte Meg hinzu: „Ich bin sicher, er hat inzwischen vergessen, dass du ihm immer wie ein Schatten gefolgt bist."
Tracy richtete sich auf. „Das habe ich nicht getan. Ich … ich habe ihn nur ein bisschen beobachtet. Aus diskreter Distanz."
„Ja, erwiderte Meg lachend. „Von jedem Busch und jedem Baum aus, der in der Straße zu finden war.
Die Erinnerungen an die längst vergangenen Tage machten auch die Angst des Teenagers wieder gegenwärtig. Sie war so verliebt gewesen in Rick Bennet, den Freund ihrer großen Schwester.
Von unten hörte sie ihn jetzt an die Tür klopfen. Sie riss sich aus ihren Gedanken und kam wieder zurück in die Gegenwart.
„Ich muss Schluss machen, Meg, sagte Tracy und ignorierte den Protest ihrer Schwester. „Bis bald.
Sie legte auf und eilte ins Badezimmer. Rick würde noch ein oder zwei Minuten warten müssen. Sie würde ihm nicht mit nur einer Kontaktlinse gegenübertreten. Wenn sie ihren kleinen Plan durchziehen wollte, musste sie es von Anfang an richtig machen.
Nachdem sie das Licht angeschaltet hatte, nahm sie die Kontaktlinse und legte den Kopf zurück. Seit einer Woche übte sie schon, diese verflixten Dinger einzulegen, doch es war ihr immer noch unangenehm, Fremdkörper in ihre Augen zu tun.
Es würde schon noch besser werden. Es musste einfach. Ihre dicken Brillengläser waren Teil der alten Tracy. Und die würde nicht zum Ehemaligentreffen gehen.
„Geschafft", murmelte sie und versuchte dann, das heftige Blinzeln ihres linken Auges unter Kontrolle zu bekommen. Anscheinend saß die Linse nicht richtig.
In diesem Moment klingelte es unten.
„Verflixt", rief sie und hielt sich die Hand über das linke Auge. Rick stand unten, und nach all den Jahren musste sie ihm wie ein einäugiger Pirat gegenübertreten.
Während sie die Treppe hinunterstolperte, fluchte sie leise vor sich hin. Ihr Auge tränte und juckte, aber sie hatte Angst, daran zu reiben.
Kurz bevor sie unten ankam, klingelte es erneut. Sie riss die Tür auf und stand einem Teil ihrer Vergangenheit gegenüber.
Einem verschwommenen Teil.
Aber ihre Erinnerung füllte die leeren Stellen aus, und genau wie früher begann ihr Herz heftig zu klopfen.
Es würde wirklich eine lange Reise werden.
„Tracy?"
„Hallo", sagte sie und zuckte zusammen, als sie den krächzenden Ton vernahm, der statt ihrer normalen Stimme aus ihrer Kehle drang. Himmel, seine Stimme besaß noch immer die Fähigkeit, ihr einen Schauer über den Rücken zu jagen. Tracy musste schlucken, um den Kloß in ihrem Hals loszuwerden, traute sich aber nicht, noch etwas zu sagen. Stattdessen trat sie einen Schritt zurück und winkte ihn mit ihrer freien Hand herein. Gleichzeitig ermahnte sie sich, dass sie nicht mehr vierzehn war. Der schüchterne, unbeholfene Teenager hatte sich in ein viel begehrtes Computergenie verwandelt.
Warum, überlegte sie jetzt, konnte sie dann fast das Metall ihrer damaligen Zahnspange an ihren Lippen spüren? „Komm rein", brachte sie schließlich heraus.
Rick Bennet hatte sich auf diese Begegnung nicht gerade gefreut. Eigentlich hatte er nur zugestimmt, Tracy mitzunehmen, um Meg, seiner ehemaligen Freundin, einen Gefallen zu tun. Aber die Tracy, an die er sich erinnerte, hatte nichts mit der Frau zu tun, die vor ihm stand.
Er entsann sich an eine schüchterne, leicht übergewichtige, Fingernägel kauende Nervensäge. Die jüngere Schwester, die er immer ertragen musste, wenn er zu den Halls kam, um Meg zu sehen.
Das Mädchen, das mindestens ein Dutzend Mal täglich am Haus seiner Eltern vorbeiging. Das Mädchen, das ihm wie ein kleinerer Schatten gefolgt war.
Ganz offensichtlich hatten sich die Zeiten – und Tracy – geändert.
Voller Bewunderung schaute er sie an. Es war schon eine ganze Zeit her, dass eine Frau ihn sofort so in ihren Bann gezogen hatte. Der Bewunderung folgte Verlangen.
Ihr kurzes blondes Haar war gelockt und führte ihn in Versuchung, es zu berühren. Sie trug eine schlichte gelbe Bluse zu einem wadenlangen Sommerrock und Sandalen an den zierlichen Füßen. Hellrosa Nagellack zierte ihre Zehennägel, und überrascht bemerkte er den winzigen silbernen Ring an ihrem Zeh. Sie trug lange, abstrakte Silberohrringe, die in der Nachmittagssonne glitzerten. Ihr honigfarbener Teint unterstrich ihr blondes Haar und die blauen Augen.
Bei ihrem Anblick stockte ihm fast der Atem. Und während sein Gehirn noch Probleme hatte zu begreifen, dass dieses begehrenswerte Geschöpf tatsächlich Tracy Hall war … scherte sich sein Körper nicht im Geringsten darum.
„Wow, murmelte er. „Du siehst fantastisch aus.
Dann bemerkte er ihre Hand über dem einen Auge