Heiße Küsse - falsche Liebe?: Der kleine Fürst 372 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Du bist so still, Mara. Beunruhigt dich etwas?« Moritz zu Reifenstein warf seiner Verlobten auf dem Beifahrersitz einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte. Moritz war ein Mann mit offenem, freundlichem Gesicht, die dunklen Haare trug er kurz geschnitten. Seinen Beruf als Sportlehrer übte er mit großer Begeisterung aus, und es gelang ihm, diese Begeisterung auch auf seine Schüler zu übertragen. »Beunruhigen? Nein, im Gegenteil, ich freue mich auf die vor uns liegenden Tage auf Schloss Sternberg«, antwortete Mara von Thun. Sie war eine Blondine von klassischer Schönheit, mit einem schmalen Gesicht, das von ausdrucksvollen blauen Augen beherrscht wurde. »Du hast mir so viel von diesem magischen Ort erzählt, dass ich sehr neugierig darauf bin. Und auf seine Bewohner natürlich auch.« Nachdenklich sah sie aus dem Fenster. Moritz fuhr nicht schnell, und sie war froh darüber. Es war eine wunderschöne Landschaft, die sie durchquerten. Waldige Abschnitte wechselten sich mit langgestreckten Tälern ab, über die hinweg man einen weiten Blick hatte. »Hast du dir alles merken können?«, fragte er scherzhaft. »Auf Sternberg leben Baronin Sofia und Baron Friedrich von Kant mit ihren Kindern Anna und Konrad, dreizehn und sechzehn Jahre alt, und mit Sofias Neffen, dem fünfzehnjährigen Prinz Christian von Sternberg. Christian ist vor etlichen Monaten Vollwaise geworden, als seine Eltern bei einem Hubschrauberunglück ums Leben gekommen sind. Richtig?«
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Heiße Küsse - falsche Liebe? - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 372 –
Heiße Küsse - falsche Liebe?
Viola Maybach
»Du bist so still, Mara. Beunruhigt dich etwas?« Moritz zu Reifenstein warf seiner Verlobten auf dem Beifahrersitz einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte. Moritz war ein Mann mit offenem, freundlichem Gesicht, die dunklen Haare trug er kurz geschnitten. Seinen Beruf als Sportlehrer übte er mit großer Begeisterung aus, und es gelang ihm, diese Begeisterung auch auf seine Schüler zu übertragen.
»Beunruhigen? Nein, im Gegenteil, ich freue mich auf die vor uns liegenden Tage auf Schloss Sternberg«, antwortete Mara von Thun. Sie war eine Blondine von klassischer Schönheit, mit einem schmalen Gesicht, das von ausdrucksvollen blauen Augen beherrscht wurde. »Du hast mir so viel von diesem magischen Ort erzählt, dass ich sehr neugierig darauf bin. Und auf seine Bewohner natürlich auch.«
Nachdenklich sah sie aus dem Fenster. Moritz fuhr nicht schnell, und sie war froh darüber. Es war eine wunderschöne Landschaft, die sie durchquerten. Waldige Abschnitte wechselten sich mit langgestreckten Tälern ab, über die hinweg man einen weiten Blick hatte.
»Hast du dir alles merken können?«, fragte er scherzhaft.
»Auf Sternberg leben Baronin Sofia und Baron Friedrich von Kant mit ihren Kindern Anna und Konrad, dreizehn und sechzehn Jahre alt, und mit Sofias Neffen, dem fünfzehnjährigen Prinz Christian von Sternberg. Christian ist vor etlichen Monaten Vollwaise geworden, als seine Eltern bei einem Hubschrauberunglück ums Leben gekommen sind. Richtig?«
Er griff nach ihrer Hand und drückte sie. »Richtig. Dann gibt es noch Herrn Hagedorn, er ist seit sehr, sehr vielen Jahren Butler auf Sternberg und absolut perfekt. Ich kenne keinen Menschen, der ihn schon einmal bei einem Fehler ertappt hätte. Außerdem noch …«
»Halt!«, bat Mara. »Überfordere mich bitte nicht. Ich lerne sie ja alle bald kennen, dann ist es viel einfacher, mir ihre Namen zu merken, weil ich sie dann mit einem Gesicht verbinden kann. Ich brauche Bilder, Moritz, sonst vergesse ich alles wieder.«
»Entschuldige, mir geht es ja genau so.«
»Das Einzige, was du mir noch nicht erklärt hast ist, warum die Leute Christian ›der kleine Fürst‹ nennen.«
Er sah sie erstaunt an. »Ich habe keine Ahnung!«, gestand er. »Ehrlich, über diese Frage habe ich noch nie nachgedacht. Im Schloss heißt er natürlich nicht so, es ist eher ein Spitzname oder Kosename in der Bevölkerung.«
»Denkst du, er weiß, woher der Name kommt?«
»Davon gehe ich aus, du kannst ihn ja fragen.«
»Wenn ich dran denke, werde ich es tun.« Mara ließ ihren Blick wieder aus dem Fenster gleiten. Sie hatte hart gearbeitet in den vergangenen Wochen und sich diese paar freien Tage ehrlich verdient, fand sie. Zum Glück hatte sich ihr Chef dieser Meinung angeschlossen und nicht darauf hingewiesen, dass ihr Urlaubsgesuch reichlich kurzfristig gekommen war. Mara war Empfangschefin eines renommierten Hotels – kein großes Haus, dafür aber ein exklusives.
»Fritz hat mir eine spezielle Überraschung angekündigt«, sagte Moritz in ihre Gedanken hinein. »Ich habe versucht, ihm noch etwas mehr zu entlocken, aber er hat eisern geschwiegen. Nur so viel hat er verraten: dass ich Grund hätte, mich zu freuen.«
Mara wandte sich ihm zu. »Und was könnte er gemeint haben?«
»Ich habe mir schon den Kopf darüber zerbrochen, aber mir ist nichts eingefallen. Vielleicht haben sie ein tolles neues Pferd im Stall stehen, das ich mal reiten darf – etwas in der Art.« Moritz war ein passionierter Reiter, gelegentlich trat er sogar bei Amateurrennen an.
»Baron von Kant ist ziemlich erfolgreich mit dem Gestüt, habe ich gelesen.«
Er warf ihr einen liebevoll-amüsierten Blick zu. »Du hast dich richtig vorbereitet auf unseren Besuch, scheint mir.«
»Ja, natürlich habe ich das getan. Ich will mich ja nicht lange fremd fühlen im Schloss – schließlich bleiben wir nur eine knappe Woche.«
»Ich finde, das sind paradiesische Aussichten«, seufzte Moritz. »So lange waren wir noch nie zusammen, Mara.« Er griff nach ihrer Hand und zog sie an die Lippen. »Wann heiraten wir?«
»Darüber haben wir doch schon gesprochen, Moritz! Das nächste Frühjahr wäre ein guter Termin.«
»Das ist eine halbe Ewigkeit bis dahin!«, rief er. »Ich finde, wir sollten uns das noch einmal überle-gen. Warum heiraten wir nicht sofort? Ich meine, so schnell wie möglich? Was spräche eigentlich dagegen?«
Meine Zweifel, dachte Mara, aber das sagte sie nicht laut. Sie hatte Moritz von Herzen gern, aber manchmal fragte sie sich, ob sie ihn wirklich liebte. Es gab Augenblicke, da war sie fest davon überzeugt – und dann wieder war sie sicher, dass er ein Freund für sie war und nicht mehr. Sie hatte seinen Antrag angenommen zu einem Zeitpunkt, da sie geglaubt hatte, ihn zu lieben, und schon am nächsten Tag war sie nicht mehr sicher gewesen. Sie wusste, dass sie mit ihm darüber reden musste, aber nicht ausgerechnet jetzt, zu Beginn dieser lang ersehnten Urlaubswoche …
»Nichts«, erwiderte sie deshalb. »Wir reden darüber nach unserem Aufenthalt auf Sternberg, einverstanden?«
Moritz strahlte sie an. »Aber natürlich bin ich einverstanden!«
Sie begriff, dass er ihre Worte anders hatte auffassen müssen, als sie sie gemeint hatte, doch sie klärte das Missverständnis nicht auf. Zuerst musste sie ein wenig zur Ruhe kommen und noch einmal über alles nachdenken, bevor sie dieses heikle Thema zur Sprache brachte.
Gleich darauf stieß sie einen leisen Schrei aus. »Ist es das?«, fragte sie atemlos und wies nach vorn.
Moritz lächelte breit. »Darf ich vorstellen: Schloss Sternberg, Frau von Thun. Dieses ist der beste Blick aus der Ferne, den man auf das Schloss haben kann. Wenn wir gleich die Anhöhe hinauffahren, verschwindet es natürlich wieder aus unserem Blickfeld, und wenn es dann wieder auftaucht, sind wir schon beinahe da.«
»Es sieht … ein wenig verwunschen aus, finde ich. Wie ein Märchenschloss, Moritz.«
»Es IST ein Märchenschloss, du wirst schon sehen.« Moritz geriet ins Schwärmen, nicht zum ersten Mal. »Ich bin ja schon oft hier gewesen, und es war immer ein ganz besonderer Ort für mich.« Er wandte sich ihr zu. »Es wird dir gefallen, Mara«, sagte er voller Wärme. »Du wirst schon nach der ersten Nacht ganz erholt sein und mich fragen: Warum sind wir nicht schon viel früher hierhergefahren?«
Seine Worte blieben nicht ohne Wirkung auf Mara. Sie merkte, wie Zweifel und Unsicherheit von ihr abfielen und die Freude auf die bevorstehenden Tage erneut die Oberhand gewann. Moritz war ein wunderbarer Mensch, und wahrscheinlich war sie einfach nur eine Frau, die sich vor dem entscheidenden letzten Schritt fürchtete. In Wirklichkeit liebte sie ihn, sie hatte nur ein wenig Panik – wie viele andere in ihrer Situation auch.
»Ich freue mich sehr, dass wir hier sind, Moritz«, sagte sie leise.
»Und ich erst!«
Während sie die Anhöhe hinauffuhren, sagten sie beide nichts. Die schmale Straße schlängelte sich in vielen Windungen durch einen dichten Wald, bis dieser sich lichtete – und da stand es vor ihnen: Schloss Sternberg.
Moritz verlangsamte die Fahrt