Ein großer Schritt – in Richtung Glück: Toni der Hüttenwirt Extra 107 – Heimatroman
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Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann.
Liesel Scherers Mann lehnte sich leicht gegen den Türrahmen der Tür, die vom Wohnzimmer auf die Terrasse führte. Er schaute eine Weile seiner Frau zu, wie sie im Garten werkelte, dann schüttelte Otmar Scherer den Kopf und sagte: »Liesel, jetzt ist es aber genug. Höre endlich auf damit, die Beete umzugraben. Das ist keine Arbeit für dich. Ich grabe den Garten um. Du nimmst mir die Arbeit weg. Und was sollen die Nachbarn denken? Sollen sie denken, ich bin jetzt ein Faulenzer geworden, der alles seiner Frau aufbürdet? Oder sollen sie vermuten, dass ich krank bin, dass ich etwas mit dem Rücken habe? Komm, stecke den Spaten in die Erde und lass es gut sein! Ich hole uns zwei Flaschen Bier. Wir setzen uns auf die Terrasse und genießen den Feierabend, wie wir es jeden Freitag machen. Außerdem wird die Sonne bald untergehen.« Liesel Scherer nickte. Sie steckte den Spaten in die Erde und ging auf ihren Mann zu. »Du hast recht, ich kann nicht riskieren, dass dein Ruf als Gärtner leidet.« »Ach, um meinen Ruf als Gärtner mache ich mir keine Sorgen. Viel schlimmer wäre es, wenn es hieße, ich wäre ein fauler Kerl, der seine Frau schuften lässt und auf ihre Kosten eine ruhige Kugel schiebt. Schwere Gartenarbeit kannst du ruhig mir überlassen. Außerdem weiß ich wirklich nicht, warum du den Garten anders bepflanzen willst?«
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Buchvorschau
Ein großer Schritt – in Richtung Glück - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Extra
– 107 –
Ein großer Schritt – in Richtung Glück
Unveröffentlichter Roman
Friederike von Buchner
Liesel Scherers Mann lehnte sich leicht gegen den Türrahmen der Tür, die vom Wohnzimmer auf die Terrasse führte. Er schaute eine Weile seiner Frau zu, wie sie im Garten werkelte, dann schüttelte Otmar Scherer den Kopf und sagte: »Liesel, jetzt ist es aber genug. Höre endlich auf damit, die Beete umzugraben. Das ist keine Arbeit für dich. Ich grabe den Garten um. Du nimmst mir die Arbeit weg. Und was sollen die Nachbarn denken? Sollen sie denken, ich bin jetzt ein Faulenzer geworden, der alles seiner Frau aufbürdet? Oder sollen sie vermuten, dass ich krank bin, dass ich etwas mit dem Rücken habe? Komm, stecke den Spaten in die Erde und lass es gut sein! Ich hole uns zwei Flaschen Bier. Wir setzen uns auf die Terrasse und genießen den Feierabend, wie wir es jeden Freitag machen. Außerdem wird die Sonne bald untergehen.«
Liesel Scherer nickte. Sie steckte den Spaten in die Erde und ging auf ihren Mann zu. »Du hast recht, ich kann nicht riskieren, dass dein Ruf als Gärtner leidet.«
»Ach, um meinen Ruf als Gärtner mache ich mir keine Sorgen. Viel schlimmer wäre es, wenn es hieße, ich wäre ein fauler Kerl, der seine Frau schuften lässt und auf ihre Kosten eine ruhige Kugel schiebt. Schwere Gartenarbeit kannst du ruhig mir überlassen. Außerdem weiß ich wirklich nicht, warum du den Garten anders bepflanzen willst?«
Liesel hauchte ihrem Mann einen Kuss auf die Wange. »Hole das Bier und die Gläser! Ich mache mich frisch und ziehe mich um«, sagte sie und ging davon.
Bald saßen die Scherers auf der Terrasse. Sie prosteten sich zu und tranken.
Otmar Scherer lächelte seine Frau an. »Liesel, du solltest eine Entscheidung treffen. Seit dem Gespräch mit Oberin Justina ist es nicht einfach mit dir. Du hast der Oberin zugesagt, dass du ihr Angebot annimmst. Wenn du jetzt davon Abstand nehmen willst, dann sage es ihr.«
»Was meinst du denn dazu, Otmar?«, fragte Liesel.
»Mei, Schatzerl, das weißt du! Ich habe ich dir gleich gesagt, als du es mir erzählt hast. Ich finde, es ist eine sehr gute Idee.«
»Ja, ich habe zugesagt. Aber jetzt habe ich Bedenken. Ich denke her und hin und hin und her.«
»Mei, das ist mir klar. Du hast die letzten beiden Wochen im Haus Großputz gemacht, als erwarteten wir Staatsbesuch. Und jetzt muss der Garten daran glauben.«
»Ach, Otmar, ich bin eben unsicher. Da tut es mir gut, wenn ich etwas mache. Du kennst mich doch.«
Otmar Scherer schmunzelte. »Sicher kenne ich dich. Dein Verhalten ist für mich ein offenes Buch. Wenn ich dich nicht kennen würde, nach so vielen Jahren, wäre ich ein schlechter Ehemann. Und wenn ich abends von der Arbeit komme, genügt dir ein Blick, um zu sehen, ob ich einen guten oder einen weniger guten Arbeitstag hatte. Dann sagst du mir auf den Kopf zu, dass es nicht gut gelaufen war.«
»Ja, wir kennen uns gut, Otmar. Das stimmt. So musst du auch meine Bedenken verstehen.«
Er nickte ernsthaft. »Ich verstehe deine Bedenken. Aber es sind nicht nur Bedenken, Liesel. Es sind Ängste. Genauer gesagt, du hast Versagensängste. Deshalb grübelst du Tag und Nacht. Mei, ich kenne deine depperte Familie. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass du dich nicht kleinkriegen lassen sollst. Ein Madl, das keine Ausbildung hat, ist für sie eine billige Arbeitskraft. Immer haben sie dich schlecht gemacht, auch mir gegenüber. Ich will offen reden, Liesel. Sie waren gegen mich. Aber das lag nicht an mir. Sie waren dagegen, dass du einen Burschen findest. Sie wollten, dass du ledig bleibst und als billige Hausmamsell und Magd auf dem Hof bleibst. Sie wollten, dass du überall zupackst und ihnen alles hinterher räumst.«
Liesel nickte und seufzte.
Otmar schmunzelte. »Aber wir haben sie überlistet. Das haben wir gut gemacht. Du bist schwanger geworden mit unserem Buben und wir haben einfach geheiratet. Damit mussten sie sich abfinden.«
Liesel lächelte.
Otmar sprach weiter: »Unser Bub ist groß und führt sein eigenes Leben. Okay, er hat einiges verbockt. Aber er hat seine Lektion gelernt. Er hat jetzt wieder Arbeit und eine eigene Wohnung. Also – ich war froh, dass du als Märchentante in den Kindergarten gehen konntest. Was solltest du allein hier herumsitzen? Ich sage es dir noch einmal: Das Angebot von Oberin Justina ist gut.«
»Ich will Oberin Justina nicht blamieren. Ich habe doch nur eine geringe Schulbildung. Ich fürchte, ich könnte den schwierigen Lernstoff nicht begreifen.«
»Das kannst du nicht wissen, Liesel. Warte es doch erst einmal ab! Du machst dir zu viele Gedanken.«
Liesel schüttelte den Kopf. »Ich weiß, wovon ich spreche, Otmar. Oberin Justina hat mir Bücher über Pädagogik ausgeliehen, darin habe ich geblättert. Ich habe also eine Vorstellung davon, was erwartet wird. Du, das ist nicht ohne! Meine Besorgnis, ob ich das bewältigen kann, ist nicht aus der Luft gegriffen.«
»Ah, daher kommen deine Bedenken. Jetzt verstehe ich dich. Aber man kann alles lernen. Es gibt lediglich einen Unterschied: Einige lernen schneller, andere langsamer. Ich sehe ein, dass du eine Weile brauchen könntest, bis du dich eingearbeitet hast. Dann lässt du dir eben Zeit. Du bist doch nie ein Mensch gewesen, der vor einer Aufgabe zurückschreckt. Du bist der Typ, der die Ärmel hochkrempelt und anpackt. Lass dich nicht abschrecken! Das passt nicht zu dir, Liesel.«
»Das sagt sich so leicht, Otmar. Meine Ängste werden von Tag zu Tag größer und größer. Ich komme mir vor, als rutschte ich an einem Hang ab, immer weiter ins Tal. Es zieht mich nach unten. Wenn ich hinaufschaue, sehe ich den Gipfel. Er wird höher und höher. Ich habe mich begeistern lassen, den Gipfel zu erklimmen. Dabei bin nicht sportlich. Ich bin eine Niete. Es geschieht mir recht. Wer hoch hinaus will, wird tief fallen.«
Otmar seufzte leise. »Ich kenne diese dumme Redeweise. Ich habe diesen blöden Spruch immer abgelehnt. Wenn es zuträfe, dann würden wir Menschen noch immer in Höhlen hausen. Denke an all die Erfindungen, die gemacht wurden.«
»Das stimmt auch wieder, Otmar«, antwortete Liesel.
Sie schwiegen einen Augenblick und tranken Bier.
Otmar lächelte seine Frau an. »Liesel, ich bin dir immer auf Augenhöhe begegnet. Ich war nie der Mann, der seiner Frau sagt, was sie machen und was sie nicht machen soll. Es gibt leider immer noch viele Mannsbilder von der Sorte. Ich gehöre nicht dazu. Ich hoffe, das siehst du auch so.«
»Sicher, Otmar, daran besteht keinen Zweifel. Das gilt auch für mich. In einer Ehe beredet man alles. Das bedeutet nicht, dass man immer die gleichen Ansichten haben muss. Wenn es um eine Sache ging, die die ganze Familie betrifft, haben wir immer einen gemeinsamen Weg gefunden.«
»Das haben wir. Aber es gibt auch Entscheidungen, die jeder für sich fällen muss. Da ist es gut, wenn der andere dahintersteht. Wie du dich auch entscheidest, liebe Liesel, ich stehe zu dir. Es ist deine freie Entscheidung, diese Ausbildung als Tagesmutter zu machen und anschließend die Ausbildung als Kindergärtnerin. Es liegt ganz bei dir. Wenn du den Rückzieher machst, sprechen wir nie wieder darüber. Allerdings muss ich dir sagen, ich halte es für eine großartige Chance. Du wirst ein neuer Mensch werden. Dein Selbstbewusstsein wird wachsen. Du wirst dich nicht mehr wie ein dummes Hascherl fühlen. Das bist du nämlich nicht, Liesel. Das hat man dir in deiner Kindheit eingeredet.