Sinnliche Blicke aus saphirblauen Augen
Von Chantelle Shaw
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Über dieses E-Book
Die sinnlichen Küsse des geheimnisvollen Brasilianers Diego Cazorra sind so verlockend wie verboten für Clare. Denn sie hat sich als Nonne verkleidet, um ihre entführte Schwester zu retten. Da kann sie wohl schlecht eine Liebesaffäre beginnen! Sosehr sie Diego auch begehrt …
Chantelle Shaw
Chantelle Shaw ist in London aufgewachsen. Mit 20 Jahren heiratete sie ihre Jugendliebe. Mit der Geburt des ersten Kindes widmete sie sich ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter, ein Vollzeitjob, da die Familie bald auf sechs Kinder und verschiedene Haustiere anwuchs. Chantelle Shaw entdeckte die Liebesromane von Mills & Boon, die sie schon aus ihrer Jugend kannte, in den ersten Jahren als Mutter neu. Während ihrer unfreiwillig nachtaktiven Zeit, hatte sie häufig ein Baby im Arm und ein Buch in der anderen Hand. In ihrer Freizeit fing Sie an, eigene Geschichten zu schreiben. Mills & Boon lehnte ihre ersten Entwürfe ab, ermutigte sie aber weiter zu machen. Doch als Mutter von sechs Kindern, die auch noch halbtags arbeitete, blieb ihr kaum Zeit. Erst 20 Jahre später begann sie wieder ernsthaft zu schreiben, als sie versuchte über den Tod ihrer Mutter hinweg zu kommen. Sie konnte sich in die Welten in ihrem Kopf flüchten und so für einige Zeit ihre Trauer vergessen. Seit dieser Zeit mag Chantelle Shaw Liebesromane noch mehr als zuvor, denn kein anderes Genre verleiht seinen Lesern ein ähnliches Gefühl von Glück und Entspannung. Sie liebt es, starke, entschlossene und sexy Helden zu kreieren, die letztendlich das große Glück und die Liebe finden. Das Schreiben nimmt ihre meiste Zeit ein, aber wenn sie einen freien Kopf braucht, geht sie in ihren Garten oder spazieren. Manchmal wünschte sie sich nur, dass sie auch von der Hausarbeit einen freien Kopf bekommen würde.
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Buchvorschau
Sinnliche Blicke aus saphirblauen Augen - Chantelle Shaw
IMPRESSUM
Sinnliche Blicke aus saphirblauen Augen erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2016 by Chantelle Shaw
Originaltitel: „Master of Her Innocence"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA, Band 426
Übersetzung: Dorothea Ghasemi
Umschlagsmotive: g-stockstudio, VTT Studio / GettyImages
Veröffentlicht im ePub Format in 2/2022
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751513708
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
„Muss ich wirklich Tracht tragen, Schwester Ann? Zweifelnd blickte Clare Marchant die Mutter Oberin an. „Ich fühle mich wie eine Hochstaplerin, wenn ich so tue, als würde ich dem Heiligen Orden Herz Jesu angehören.
„Mein Kind, ich rate Ihnen dringend, sich um Ihrer eigenen Sicherheit willen als Nonne zu verkleiden. Torrente ist einer der gefährlichsten Orte überhaupt in Brasilien. Wegen seiner Nähe zur kolumbianischen Grenze sind Drogen- und Menschenschmuggel dort an der Tagesordnung, und angeblich hat man junge Frauen in der Stadt zur Prostitution gezwungen. Es ist ein Ort ohne Gesetz, den sogar die Polizei meidet. Die Bosse der Drogenkartelle haben wenig Achtung vor dem Leben, aber wenigstens noch einen gewissen Respekt vor der Kirche."
Freundlich lächelte die Mutter Oberin die junge Engländerin an. Sie sah ihr an, wie mitgenommen sie war. Die Schatten unter ihren Augen zeugten von vielen schlaflosen Nächten.
„Sie sind nach Brasilien gekommen, um Ihre Schwester zu suchen und das Lösegeld zu zahlen, das ihre Kidnapper verlangen. Sie sind bereit, sich in Gefahr zu begeben, um jemandem zu helfen, den Sie lieben, und zumindest die Kirche kann Ihnen ein gewisses Maß an Schutz gewähren. Schwester Anns Miene wurde ernst. „Ich muss Sie bestimmt nicht daran erinnern, dass die Männer, die Becky entführt haben, völlig skrupellos sind.
Clare folgte dem Blick der Nonne zu der Schatulle auf dem Schreibtisch, und ihr wurde übel, als sie an den Inhalt dachte. Denk nicht daran, ermahnte sie sich. Trotzdem sah sie das abgeschnittene und in Papiertaschentücher eingewickelte Ohrläppchen vor sich. Sie hoffte, es stammte nicht von Becky. Man hatte ihre wunderschöne Schwester während eines Fotoshootings auf der Straße vor dem Fünf-Sterne-Hotel in Rio de Janeiro entführt, und die Vorstellung, dass die Entführer sie verstümmelt hatten, war unerträglich.
Clare riss den Blick von der Schatulle los und betrachtete sich in dem kleinen Spiegel, der an der Wand im Büro der Mutter Oberin hing. Die graue Tracht reichte ihr bis zu den Knöcheln, dazu trug sie flache schwarze Schnürschuhe. Zu guter Letzt setzte die Mutter Oberin ihr einen Schleier auf. Jetzt, da ihr rotbraunes Haar bedeckt war, wirkte sie eleganter, ja, kultivierter, so wie Becky. Nur die Sommersprossen auf ihrer Nase passten nicht so ganz dazu.
„Der weiße Schleier wird von Novizinnen getragen, bevor sie das Gelübde ablegen und den schwarzen bekommen, erklärte Schwester Ann. „Sie brauchen also kein schlechtes Gewissen zu haben, denn Sie wirken nun wie eine junge Frau, die mit dem Gedanken an ein religiöses Leben spielt. Außerdem haben Sie Trost in der Kapelle der Heiligen Jungfrau Maria gesucht, als Sie in Rio de Janeiro eingetroffen sind.
Das Keuschheitsgebot erfülle ich auf jeden Fall, denn ich bin mit vierundzwanzig immer noch Jungfrau, dachte Clare ironisch. Mark hatte sie sogar als prüde bezeichnet, doch sie hatte nur sichergehen wollen, dass er der Richtige für sie war.
England und ihre Trennung von ihm schienen zu einem anderen Leben zu gehören. Am Montagmorgen war sie wie immer pünktlich in der Agentur ihrer Eltern, A-Star PR, erschienen und hatte jenen schicksalhaften Anruf ihres Vaters erhalten.
„Im Schreiben der Entführer steht, dass sie Becky töten, wenn ich ihre Anweisungen nicht befolge, hatte Rory Marchant mit bebender Stimme hinzugefügt. „Ich soll das Lösegeld persönlich überbringen, aber ich kann deine Mutter nicht allein lassen, und ich wage ihr nicht zu sagen, dass Becky in Lebensgefahr schwebt. Wir müssen jede Art von Stress von Tammi fernhalten, denn ein zweiter Schlaganfall könnte tödlich sein.
Dann hatte er die Fassung verloren. „Clare, ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich möchte meine geliebte Tochter retten, aber ich will meine Frau nicht verlieren."
Sofort hatte sie sich bereit erklärt, nach Brasilien zu fliegen und das Lösegeld zu übergeben. Dabei hatte sie zu verdrängen versucht, dass ihr Vater sie nie als seine geliebte Tochter bezeichnet hatte. Ihre Schwester hatte für die beiden immer an erster Stelle gestanden, was allerdings nicht verwunderlich war, weil sie als Kind schwer erkrankt war und fast gestorben wäre. Außerdem liebte sie Becky und mochte sich gar nicht ausmalen, was sie gerade durchmachte.
Clare blinzelte die plötzlich aufsteigenden Tränen weg und wandte sich zu der Mutter Oberin um. „Vielen Dank für Ihre Hilfe. Sie sind alle so nett zu mir. Ich hatte Angst und habe mich schrecklich allein gefühlt, als Schwester Carmelita mich in der Kapelle ansprach."
Sie dachte an ihre Ankunft vor zwei Tagen in Rio de Janeiro. Den Anweisungen der Kidnapper folgend, hatte sie in einem heruntergekommenen Motel eingecheckt und dort auf einen Anruf oder ein Schreiben gewartet. Zu ihrem Entsetzen hatte sie jedoch die Schatulle mit dem abgeschnittenen Ohrläppchen erhalten. Auf der beiliegenden Notiz wies man sie an, nach Torrente zu fahren, das, wie sie herausfand, im äußersten Westen von Brasilien lag, im tiefsten Regenwald und mehr als dreitausend Kilometer von Rio entfernt. In ihrer großen Verzweiflung hatte sie die Kapelle in der Nähe ihres Motels aufgesucht und sich Schwester Carmelita anvertraut. Diese hatte ihr einen Flug nach Manáus im Norden gebucht, und gleich nach ihrer Ankunft vor vierundzwanzig Stunden hatte Schwester Ann alles für ihre Weiterreise nach Torrente in die Wege geleitet.
„Ich wünschte, Sie würden doch zur Polizei gehen", sagte Schwester Ann besorgt.
„Ich kann nicht. Die Kidnapper sagten, sie würden Becky umbringen, wenn ich irgendjemandem von der Entführung erzähle. Es war schon sehr riskant, mich an Ihren Orden zu wenden."
Das Motorengeräusch eines Wagens, der in den Hof fuhr, veranlasste die Mutter Oberin, ans Fenster zu treten. „Senhor Cazorra ist da."
Clare hob ihren Rucksack hoch. „Der Goldsucher, der mich nach Torrente bringt, kennt den Grund für meine Reise nicht, stimmt’s?"
„Keine Sorge, Ihr Geheimnis bleibt innerhalb der Klostermauern. Ich habe Diego erzählt, dass Sie einen Job in der Sonntagsschule antreten und bis zum Wochenende dort sein müssen."
Clares Magen krampfte sich zusammen. Am Sonntag wollten die Kidnapper ihr mitteilen, wo die Lösegeldübergabe stattfinden sollte. Sie nahm ihre Aktentasche vom Schreibtisch, die fünfhunderttausend Pfund enthielt.
„Ich muss Sie vor dem Goldsucher warnen", sagte Schwester Ann.
„Warnen? Clares Anspannung verstärkte sich. „Sie sagten doch, ich könnte ihm vertrauen.
„Er wird Sie sicher nach Torrente bringen, denn er kennt den Regenwald wie kein anderer. Er ist ein guter Mann, der den Schwestern schon oft geholfen hat, aber er gilt als … Nach einer Pause fügte die Nonne vorsichtig hinzu: „Na ja, er ist gern mit Frauen zusammen. Er ist sehr charmant.
„Sie meinen, er ist ein Casanova? Das wäre einer ihrer geringsten Sorgen, denn sie konnte nur an ihre Schwester denken. „Ich komme schon mit ihm zurecht
, fuhr Clare grimmig fort, während sie der Mutter Oberin in den Hof folgte.
Diego Cazorra beobachtete, wie das Sonnenlicht, das von dem Buntglasfenster des Klosters reflektiert wurde, Regenbogenfarben auf den Boden im Hof zauberte. Seltsam, oft findet man Schönheit in den einfachsten Dingen, dachte er. In der Diamantmine, die er zusammen mit seinem engen Freund und Geschäftspartner Cruz Delgado besaß, hatte er ein paar der wertvollsten Diamanten gefunden, die man je in Brasilien geschürft hatte. Aber die Reinheit des Sonnenlichts rührte ihn in einer Art und Weise an, wie es funkelnde Juwelen nie vermochten.
Die zwei Jahre, die er in einem der berüchtigten Gefängnisse Brasiliens verbracht hatte, hatten ihn gelehrt, die einfachen Dinge im Leben wertzuschätzen – das Gefühl der warmen Sonne im Gesicht, wenn er aus einem Minenschacht kam, oder der Anblick des wolkenlosen blauen Himmels, den er während seiner Haft so vermisst hatte.
Die Erinnerungen daran, was ihm als Teenager widerfahren war, waren nie verblasst, aber Diego hatte gelernt, die Vergangenheit auszublenden. Nur gegen die Albträume war er machtlos. Nun rief er sich den Grund für seinen Besuch hier im Kloster am Rand von Manáus, der Hauptstadt des Bundesstaats Amazonas, ins Gedächtnis. Am Vortag hatte die Mutter Oberin ihn angerufen und ihn gebeten, eine der Nonnen in eine Stadt an der Grenze zu Kolumbien zu bringen.
Diego runzelte die Stirn. Torrente war ein gottverlassenes Dreckloch mit einer hohen Kriminalitätsrate, in der selbst eine ganze Schar von Nonnen vermutlich nichts hätten ausrichten können. Die Favela, in der er seine Kindheit verbracht hatte, war genauso schlimm gewesen, und er hatte keine Lust, an einen Ort zu fahren, der ihn an seine Vergangenheit erinnerte. Doch er würde nie vergessen, dass der einzige Mensch, der ihm damals geholfen hatte, ein Priester gewesen war, Pater Vincenzi. Obwohl er nicht religiös war, fühlte er sich eng der Kirche verbunden, die ihn buchstäblich aus dem Gefängnis geholt und ihm sein Leben zurückgegeben hatte.
Er musste nächste Woche nach Rio fliegen, um in dem Nachtclub, der ihm gehörte, nach dem Rechten zu sehen. Danach stand ein Geschäftstreffen mit Cruz in Europa an, weil sie über seine Beteiligung in dem gemeinsamen Unternehmen Delgado Diamonds und der Diamantmine, die sie die Alte Betsy getauft hatten, sprechen wollten. Aber er konnte sich ein paar Tage freinehmen. Vielleicht hätte er sogar Gelegenheit, sich eine Mine anzusehen, in der es geologischen Gutachten zufolge Diamantvorkommen gab.
Als Diego aus dem Jeep stieg und seinen ramponierten Lederhut zurechtrückte, beobachtete er, wie die Tür zum Kloster aufschwang.
Die Mutter Oberin eilte auf ihn zu, wobei ihr schwarzer Schleier und ihre graue Tracht in der Brise wehten. „Wie schön, Sie zu sehen, Diego, begrüßte sie ihn auf Englisch, was seltsam war, denn normalerweise unterhielten sie sich in ihrer Muttersprache Portugiesisch. „Ich möchte Ihnen Schwester Clare aus England vorstellen, die kürzlich unserem Orden beigetreten ist.
Das löste also