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Verführt von einem Abenteurer
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eBook251 Seiten3 Stunden

Verführt von einem Abenteurer

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Über dieses E-Book

Was für ein attraktiver Gentleman: Rowena kann den Blick nicht von James Winterleys muskulöser Gestalt und den edlen Gesichtszügen abwenden. Auch wenn die junge Witwe nicht mehr an die große Liebe glaubt – eine Affäre mit dem verwegenen Abenteurer erscheint ihr höchst verlockend! Doch Rowena ahnt nicht, in welch brenzlige Situation James sie bringen wird …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum16. Okt. 2021
ISBN9783751512978
Verführt von einem Abenteurer
Autor

Elizabeth Beacon

Das ganze Leben lang war Elizabeth Beacon auf der Suche nach einer Tätigkeit, in der sie ihre Leidenschaft für Geschichte und Romane vereinbaren konnte. Letztendlich wurde sie fündig. Doch zunächst entwickelte sie eine verbotenen Liebe zu Georgette Heyer`s wundervollen Regency Liebesromanen, welche sie während der naturwissenschaftlichen Schulstunden heimlich las. Dies half ihrer schulischen Karriere jedoch nicht gerade weiter. Deshalb überraschte sie vor allem sich selbst damit das Studium der englischen Literatur mit Auszeichnung abzuschließen. Sie liebte jede Minute. Vor allem die Kurse im kreativen Schreiben hatten es ihr angetan und gaben ihr Hoffnung eines fernen Tages ein Buch veröffentlichen zu können. Dafür war viel Zeit und Hartnäckigkeit notwendig, aber nun ist sie glücklich an ihrem Ziel angelangt. Die britische Regency Epoche ist so vielschichtig und faszinierend, dass sie nimmer Müde ist begeistert Nachforschungen darüber anzustellen. Lebhafte Heldinnen und traumhafte charismatische Helden zu erschaffen ist für sie ein Liebesdienst und dennoch will sie das Wagnis eingehen über andere Perioden zu schreiben. Eines Tages so hofft sie, wird sie eine neue Welt entdecken in der sie gelegentlich ihre Geschichten ansiedeln kann und sie auf dieser Reise von ihren Lesern begleitet wird.

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    Buchvorschau

    Verführt von einem Abenteurer - Elizabeth Beacon

    IMPRESSUM

    Verführt von einem Abenteurer erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

    © 2016 by Elizabeth Beacon

    Originaltitel: „Redemption Of The Rake"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises, Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL SAISON, Band 48

    Übersetzung: Eleni Nikolina

    Umschlagsmotive: Getty Images / Venerala, Olga, ProVectors

    Veröffentlicht im ePub Format in 10/2021

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783751512978

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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    1. KAPITEL

    Mr. Winterley sieht sehr attraktiv aus, nicht wahr?", bemerkte Mary Carlinge mit einem wehmütigen Seufzer.

    „Wenn du mich fragst, wäre er in London besser aufgehoben, und der haut ton muss sich inzwischen doch bereits zur kleinen Saison dort eingefunden haben", antwortete Rowena argwöhnisch.

    „Versuche nicht, das Thema zu wechseln, Rowena Westhope. Du bist vierundzwanzig Jahre alt und im Vollbesitz deiner geistigen Kräfte, wie kann dich also ein junger, reicher und derart hinreißender Gentleman wie dieser nur so gleichgültig lassen. Ich weiß nicht, wie Callie Laughraine es geschafft hat, ihn heute Morgen wieder in die Kirche zu zerren, aber ich bin ihr sehr dankbar dafür, selbst wenn du es nicht bist."

    Rowena betrachtete den hochgewachsenen, dunkelhaarigen und wirklich sehr gut aussehenden Gentleman und erschauerte unwillkürlich – zu ihrer größten Besorgnis. „Er muss zweifellos sehr reich sein, da er das Saltash-Gut gekauft hat, dabei ist es nicht mehr als eine Ruine. Und vermutlich sieht er recht gut aus, aber er ist viel zu eitel und hochmütig, als dass ich ihn deswegen bewundern könnte."

    „Du bist entweder eine Heilige und gehörst in ein Kloster oder eine Lügnerin, liebe Freundin", antwortete Mary leise, gerade als Mr. Winterley zu ihnen herübersah, den Blick jedoch gleich weitergleiten ließ, als wären sie seiner Aufmerksamkeit nicht wert.

    „Und du bist eine verheiratete Frau und Mutter, Mary Carlinge, und solltest wirklich klüger sein."

    „Ich habe zwar Carlinge geheiratet, kaum dass ich das Schulzimmer verlassen hatte, sagte Mary ungeniert und sah liebevoll, wenn auch flüchtig zu ihrem vor sechs Jahren geehelichten Gatten hinüber, „aber dein Mr. Winterley ist dennoch einen zweiten Blick wert, und dann sicherheitshalber noch einen dritten und vierten.

    „Er ist nicht mein Mr. Winterley, und für meinen Geschmack weiß er einfach zu gut, wie attraktiv er ist und außerdem eine der besten Partien auf dem Heiratsmarkt", entgegnete Rowena so kühl sie konnte, denn in diesem Moment ließ der unmögliche Mann den Blick seiner ungewöhnlich grünen Augen wieder zu ihr zurückgleiten und musterte sie forschend.

    Sie hatte gehofft, im Schatten einer uralten Eibe so gut wie unsichtbar zu sein. Aber das war, bevor Mary sie entdeckte und darauf bestand, ihr unmögliche Fragen zu stellen. Und jetzt beobachtete er sie beide, als könnte Rowena ihm eine Kröte unter das Hemd stecken, wenn er sie nicht im Auge behielt. Vor fünfzehn Jahren hätte sie es gewiss getan, aber eine nüchterne, vernünftige Witwe würde selbstverständlich nicht einmal daran denken, so etwas zu tun.

    „Also mir gefallen Männer, die sich ihres eigenen Wertes bewusst sind. Ich würde außerdem meinen besten Hut verwetten, dass dieser hier auch ein wundervoller, aufmerksamer Liebhaber ist, fuhr Mary gnadenlos fort. „Sobald ich Carlinge einen weiteren Sohn geschenkt habe, hoffe ich, noch jung und attraktiv genug zu sein, um es persönlich herauszufinden. Das heißt, wenn ihn uns bis dahin keine andere weggeschnappt hat.

    „Oh, Mary, nein. Wie kannst du etwas so Fürchterliches sagen? Vor nur wenigen Minuten haben wir vor Gott unsere Sünden gebeichtet. Du kannst das unmöglich ernst meinen."

    „Sch, machte Mary Carlinge und vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war, um die skandalösen Worte der ältesten Tochter des Pfarrers zu hören. „Es ist vielleicht gar nicht so schlecht, dass du dich dieser Tage in dunklen Ecken herumtreibst, wo dich niemand bemerkt. Hast du das übrigens von deiner Schwiegermutter gelernt? Wenn ja, dann ist es gut, dass sie zu ihrer Schwester gereist ist und dich deinem Schicksal überlassen hat. Sonst wärst du an ihrer Seite zu einer langweiligen, einsamen Frau verkümmert, die kleine Hunde züchtet.

    „Es war sehr freundlich von Mama Westhope, mich bei sich aufzunehmen, als ich aus Portugal zurückkam und nicht mehr besaß als die Kleider auf dem Leib. Und ich blieb auch länger, als sie oder ich beabsichtigten, weil der Kummer sie so sehr überwältigte, dass ich es nicht über mich bringen konnte, sie allein zu lassen. Um gemeinsam Nates Tod zu verarbeiten", verteidigte Rowena sich und die Mutter ihres verstorbenen Mannes. Dennoch hatte sie das Gefühl, dass Mary dieses Mal recht hatte.

    „Freundlich, dass ich nicht lache! Sie hat dich ausgenutzt, Row. Ihre Freundin vergaß einen Moment, die raffinierte Frau von Welt zu mimen, um Rowena eine Standpauke zu halten. „Du warst kaum mehr als eine unbezahlte Dienstmagd für sie, und es würde mich schon sehr wundern, wenn sie dich in den vergangenen zwei Jahren nicht täglich für den Umstand bestraft hat, dass du noch lebst, während ihr Liebling tot ist. Nein, du bist lange genug beschimpft und erniedrigt worden, liebste Freundin. Es ist höchste Zeit für dich, wieder leben zu lernen, und dort drüben steht der Mann, mit dem du das tun solltest, endete sie und wies mit einem triumphierenden Winken der Hand auf Mr. Winterley.

    „Wer ist der Gentleman in der braunen Jacke, Mary?, fragte Rowena über den Mann an Mr. Winterleys Seite. „Du bist eine wahre Fundgrube an Informationen geworden, seit du Mr. Carlinge dazu überredet hast, im Haus seines Großonkels zu leben, als er erbte, statt mit ihm in Bristol zu bleiben.

    „Es ist hier gesünder für die Kinder. Aber nennst du mich etwa ein Klatschweib?, fragte Mary scharf. Sie schien kurz darüber nachzudenken, zuckte dann mit den Schultern und lächelte schelmisch, als ließe sich die Wahrheit dieses Vorwurfs sowieso nicht leugnen. Und Rowena fiel wieder ein, warum sie ihre alte Freundin trotz ihrer unverblümten, neugierigen Art so liebte. „Womit du natürlich recht hättest. Was soll man sonst auf dem Land tun, als sich für seine Nachbarn zu interessieren oder sich zu Tode zu langweilen? Der Mann in der recht langweiligen braunen Jacke ist der Honourable Mr. Bowood, und sein Vater müsste Lord Grisbeigh sein, einer jener geheimnisvollen politisch einflussreichen Gentlemen, von deren Existenz die Regierung angeblich nichts weiß. Er würde zugeben müssen, dass er arbeitet, und wir alle wissen schließlich, dass Gentlemen so etwas nicht tun.

    Da Mr. Carlinge Anwalt war und Mary ganz offensichtlich verbittert über die Unterschiede, die die Gesellschaft machte, zwischen einem Gentleman, der für seinen Lebensunterhalt arbeitete, und einem Gentleman, der andere für sich arbeiten ließ, lenkte Rowena das Gespräch auf Marys kleinen Sohn und die erst kürzlich zur Welt gekommene Tochter. Sie versuchte, sich auf das wortreiche Schwärmen einer vernarrten Mutter zu konzentrieren und Mr. Winterley aus ihren Gedanken zu verdrängen. Trotz des Geredes, sich einen Liebhaber nehmen zu wollen, weil ihr Leben so langweilig war, wusste Rowena fast sicher, dass Mary ihren Gatten und ihre lebhaften Kinder viel zu sehr liebte, um ihr Leben mit ihnen wegen eines oberflächlichen Modegecken wie Mr. Winterley aufs Spiel zu setzen. Zumindest hoffte Rowena das sehr – ihrer Freundin zuliebe und nicht, weil der Mann hochgewachsen und faszinierend war, aufregend breite Schultern hatte und etwas in ihr weckte, das sie lieber nicht empfinden wollte.

    „Hier versteckst du dich also heute, Rowena Finch", unterbrach eine weitere Freundin aus alten Zeiten Marys Geschichten über ihre geliebten Kinder, und jetzt ruhten sogar zwei sehr aufmerksame Augenpaare auf ihr. Rowena wurde etwas unruhig unter Callie Laughraines durchdringendem Blick und errötete zu ihrem Ärger, da Callies Worte ausgerechnet die Aufmerksamkeit jenes Mannes erregt hatten, dem sie auszuweichen versuchte.

    Er sah wie ein byzantinischer Prinz aus, fand sie, den man als vornehmen Gentleman verkleidet und in ein englisches Dorf versetzt hatte, um die Bewohner einzuschüchtern. Er strahlte eine Kraft und Selbstbeherrschung aus, die Rowena fast schon ärgerte. Es fiel ihr schwer, ehrlich zu sagen, was sie wirklich von dem Eindringling hielt, aber es war auch nicht wichtig, denn sie hatte mit gut aussehenden Gentlemen wie ihm ein für alle Mal abgeschlossen – außerdem würde er sie keines Blickes würdigen, selbst wenn es anders gewesen wäre. Sie war eine uninteressante, verarmte Witwe, die in sehr bescheidenen Umständen lebte, und er war der Bruder eines Viscounts und viel zu attraktiv und aufregend für sie, und damit hatte es sich.

    „Ich bin nicht mehr Rowena Finch, wie du sehr wohl weißt, Callie", rief sie streng in Erinnerung.

    Callie war die Enkelin des verstorbenen Pfarrers von Raigne, die als kleines Baby zu ihm gekommen war. Als die Finches in Great Raigne erschienen, wo Rowenas Papa den Hilfspfarrer für Reverend Sommers abgeben sollte, konnte Rowena gerade eben krabbeln und ihr Bruder Joshua war noch ein Baby. Damals war Callie nicht nur ihre Freundin, sondern sogar wie eine ältere Schwester für sie gewesen.

    „Ja, das weiß ich, sagte Callie jetzt so leise, dass nur ihre beiden Freundinnen sie hören konnten. „Wenn die Ehe dir auch nicht bekommen zu haben scheint.

    Mary nickte heftig. „Callie hat recht, und du solltest auf sie hören, sagte sie und bemerkte erst jetzt, dass ihr Mann versuchte, ihr zu verstehen zu geben, dass ihre Kutsche bereits wartete. „Ich hoffe, wenigstens du kannst ihr Vernunft beibringen, damit sie aus ihrem Schneckenhaus herauskommt. Rowena will einfach nicht auf mich hören, und du hattest schon immer einen größeren Einfluss auf sie als ich. Nur weil du die Älteste bist, du verstehst. Nicht weil du Lady Laughraine bist und kurz davor, eine wichtige Rolle in der Gesellschaft zu spielen. Das heißt, wenn du einmal nicht so sehr damit beschäftigt sein wirst, Gideons Frau zu sein, dass wir dich kaum noch zu Gesicht bekommen.

    „Nun gut, und ich werde versuchen, nicht ganz so beschäftigt zu sein und mehr Zeit für meine Freunde zu haben. Und jetzt geh endlich und überlass es mir, Row zu ihrem eigenen Besten zu schikanieren, Mary. Dein armer, gequälter Mann wird dir eines Tages noch eine Lektion erteilen und ohne dich losfahren, wenn du nicht aufpasst."

    „Dann gehe ich also, da alle so erpicht darauf sind, mich loszuwerden. Was aber nicht bedeutet, dass ich die Hoffnung aufgebe, was dich und einen gewissen Gentleman angeht, Rowena Westhope, sei gewarnt!"

    „Gut, dass sie gegangen ist, bevor wir die Geduld mit ihr verloren haben und noch ein wenig Zuneigung für sie empfinden, meinte Callie und verdrehte die Augen, nachdem Mary, die sie beide liebten, an der sie aber oft auch verzweifelten, davongetrippelt war. „Mary sagt solche unerhörten Dinge, um zu vertuschen, wie sehr ihr das Leben auf dem Land wirklich gefällt. So unmodisch, dass es gar nicht zu ihr passt.

    „Bald wirst du es ihr in dieser Hinsicht gleichtun", stellte Rowena fest, betrachtete aber besorgt das blasse Gesicht und den noch immer völlig flachen Bauch ihrer Freundin. Die frühen Monate der Schwangerschaft hatten an Callies Energie gezehrt, und Rowena hoffte inständig, dass dieses zweite Kind im Gegensatz zum ersten gesund zur Welt kommen würde.

    „Lenk nicht vom Thema ab, Row, tadelte Callie, die es offensichtlich müde war, von ihrem Mann und engen Freunden voller Sorge angesehen zu werden. „Du bist jetzt seit fast einem Monat wieder zu Hause, und ich habe dich kaum gesehen, geschweige denn einen Plausch mit dir gehalten. Wann immer wir dich einladen, ist es dir unmöglich zu kommen, und Mary sagt, du weichst jeder Einladung zum Dinner oder gar zu einer Gesellschaft aus. Das geht nicht so weiter, meine Liebe.

    „Warum nicht? Ich bin eine Witwe. Warum kann ich nicht in Ruhe leben?"

    „Weil du vierundzwanzig Jahre alt bist und nicht vierundsiebzig. Außerdem machst du einen traurigen und ein wenig resignierten Eindruck. Das Leben mit deiner Schwiegermutter hat dir eindeutig nicht gutgetan. Diese Frau war schon kränklich und weinerlich, bevor ihr Sohn im Kampf gefallen ist, also möchte ich mir gar nicht vorstellen, wie sie jetzt gewesen sein muss. Ein Leben mit ihr kann dir nur geschadet haben, Rowena. Hör auf jemanden, der es wissen muss."

    Die Reue über die vielen Jahre, die Callie dadurch vergeudet hatte, dass sie auf ihre selbstsüchtige, arglistige Tante gehört hatte, statt auf den Mann, von dem sie damals getrennt lebte, klang deutlich in ihrer Stimme mit.

    „Gideon hat dich immer geliebt, Callie. Die Liebe, die ihr füreinander empfunden habt, war für jeden deutlich zu sehen, seit ihr alt genug wart zu wissen, was Liebe und Leidenschaft bedeuten."

    „Wir wussten vielleicht, was es war, aber wir waren nicht alt genug, um damit umgehen zu können. Glaube aber nicht, dass du mich mit meinen Fehlern aus der Vergangenheit vom Thema abbringen kannst, denn jetzt reden wir über dich und nicht über mich. Es wird höchste Zeit, dass du an deine Zukunft denkst, die nichts mit den Diensten einer Gesellschafterin oder Gouvernante zu tun hat. Ich weiß, dass du weder mit dem einen noch mit dem anderen zufrieden sein würdest."

    „Warum nicht? Du warst neun Jahre lang Schulmeisterin und scheinst es unbeschadet überstanden zu haben."

    „Ach, wirklich?, sagte Callie bitter, als würde sie jeder Tag schmerzen, den sie fern von ihrem Mann verbracht hatte, selbst jetzt da sie vereint waren und wieder ein Kind erwarteten. „Ich möchte nicht, dass du dich so lange wie ich vom Leben abwendest, Rowena. Wie kann ich dir die Pein beschreiben, die es mir bereitet, wenn ich mit ansehen muss, wie meine geliebte Freundin, die wie eine Schwester für mich ist, sich mit einer faden Existenz abfindet, statt für ein lebenswertes Leben zu kämpfen? Und alles nur wegen eines einzigen jugendlichen Fehlers.

    Rowena wollte schon verteidigen, dass sie so überstürzt geheiratet hatte, seufzte dann aber geschlagen. „Vielleicht bin ich nicht so tapfer wie du, Callie", gestand sie.

    „Du könntest kaum weniger tapfer sein."

    „Oh doch. Du warst so stark, als du Grace verlorst. Und als du dich dann mit Gideon gestritten hast, trafst du einfach den Entschluss, nicht mehr mit ihm zusammenzuleben. Es tat fast weh, damals zu erleben, wie ihr beide versuchtet, eure wahren Gefühle voreinander zu verbergen. Jetzt wünschte ich, ich hätte dir nicht versprochen, deinen Aufenthaltsort geheim zu halten. Die neun Jahre, die du allein warst und von deiner Tante betrogen wurdest, waren eine viel zu lange Zeit, Callie."

    „Und dennoch willst du dasselbe Leben für dich, das ich erleiden musste? Nein, Rowena, du darfst nicht aufhören, für dich zu hoffen, nur weil dein schicker Lieutenant dich unglücklich gemacht hat. Und ich kann nicht dabeistehen und tatenlos zusehen."

    Rowena atmete tief durch. „Doch, das kann ich. Was mich angeht, wird die Liebe überschätzt, und ich werde nicht noch einmal heiraten. Unabhängig davon gebe ich aber zu, dass ich aufhören sollte, mich schuldig zu fühlen, weil Nate gestorben ist und ich noch lebe, und mir ein so angenehmes Leben machen wie nur möglich. Ich habe vor, eine Anzeige zu schalten, um eine Position als Gouvernante oder Lehrerin zu finden, und freue mich schon darauf, endlich die gute Erziehung zum Einsatz zu bringen, die Papa und dein Großvater mir ermöglicht haben."

    „Das ist das Stichwort für meine Bitte. Gideon und ich wollten dir schon ein Angebot machen, seit du so müde und niedergeschlagen heimgekommen bist. Möchtest du nicht für mich arbeiten, Row? Bitte! Ich brauche dich mehr als die jungen Damen reicher Eltern. Der feinen Gesellschaft sind naive, hohlköpfige Debütantinnen sowieso lieber."

    „Du brauchst ganz gewiss noch keine Gouvernante, Callie, selbst wenn es ein Mädchen wird. Und eine Gesellschafterin auch nicht, jetzt da du jeden Moment mit Gideon verbringst", antwortete Rowena zweifelnd.

    Es erschien ihr nicht richtig, eine Stellung anzunehmen, nur weil sie und Callie befreundet waren – und Mr. Winterley teilte offenbar ihre Meinung, wenn sie sein Stirnrunzeln richtig deutete. Der nicht ganz so gleichgültige, harte Blick seiner grünen Augen verriet Rowena, wie viel ihm am Wohlergehen seiner Gastgeberin lag. Als würde er sie warnen, ihr keine Sorge zu bereiten, wenn sie sich nicht mit ihm anlegen wollte. Rowena musste ein Gefühl der Eifersucht unterdrücken und sagte sich, dass der Mann sehr wohl tat, sich um Callie und Gideon zu kümmern, da er sich für einen Hausgast bereits so unverschämt lange auf Raigne aufhielt, dass er ihnen zumindest Loyalität schuldete.

    „Mir bleiben lange nicht genug freie Momente für Gideon, und ich möchte so gern bei ihm sein, wann immer ich kann. Wir haben viel zu viele Jahre verschwendet, sodass jetzt jede Sekunde kostbar ist, und ich will sie mit ihm verbringen und mit dem Baby, sobald es – so Gott will – gesund zur Welt gekommen ist."

    „Was sollte ich denn für dich tun, Callie? Mama Westhope sagt, ich sei eine Katastrophe als Hausfrau, also wäre ich dir in der Hinsicht keine Hilfe."

    „Mrs. Craddock wäre zutiefst beleidigt, wenn ich ihr eine zweite Haushälterin zur Seite stellen wollte. Nein, was ich brauche, ist eine Schreiberin und eine Gehilfin, der ich vertrauen kann. Für beides wärst du vollkommen. Du hattest schon immer eine bessere Handschrift als ich, und wenn ich Gehilfin sage, meine ich wohl eine Art Sekretär. Ich weiß, die meisten sind Männer, aber stell dir vor, was Gideon davon halten würde, wenn ich mir von einem Mann helfen ließe."

    „Nein, lieber nicht. Rowena lachte. „Aber brauchst du wirklich Hilfe bei deiner Korrespondenz? Es würde mich sehr betrüben, wenn du mich nur einstellen willst, weil ich ohne einen Penny in der Tasche dastehe, brachte Rowena mühsam hervor. Tatsächlich wäre es fast wie ein Traum, in Raigne bleiben und für ihre liebste Freundin arbeiten zu können. Fast, erinnerte sie sich allerdings hastig, während sie versuchte, dem Blick des Mannes auszuweichen, der sich als Albtraum erweisen könnte.

    „Ja, wirklich. Dieser kleine Teufel hier beschäftigt mich so sehr, dass ich jede Hilfe brauche, die ich bekommen kann", gestand ihr ihre Freundin, die Hand schützend über ihren noch flachen Bauch legend.

    „Gewährst du mir einige Tage Zeit, damit ich es mit Mama, Papa und Joanna besprechen kann? Falls ich meine süße Schwester dazu überreden

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