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Eine Lady auf Abwegen
Eine Lady auf Abwegen
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eBook258 Seiten3 Stunden

Eine Lady auf Abwegen

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Über dieses E-Book

"Nein und nochmals nein!" Lord Rhys Denham fällt aus allen Wolken: Nicht nur, dass Lady Thea ihn als Mann verkleidet zu später Stunde aufsucht - sie bittet ihn auch noch um einen Gefallen, der sie beide ihren Ruf kosten könnte! Wird Rhys es schaffen der ebenso temperamentvollen wie attraktiven Thea ihren Wunsch abzuschlagen?

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum15. Jan. 2020
ISBN9783733729479
Eine Lady auf Abwegen
Autor

Louise Allen

Louise Allen lebt mit ihrem Mann – für sie das perfekte Vorbild für einen romantischen Helden – in einem Cottage im englischen Norfolk. Sie hat Geografie und Archäologie studiert, was ihr beim Schreiben ihrer historischen Liebesromane durchaus nützlich ist.

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    Buchvorschau

    Eine Lady auf Abwegen - Louise Allen

    IMPRESSUM

    Eine Lady auf Abwegen erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2014 by Melanie Hilton

    Originaltitel: „Unlacing Lady Thea"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL SAISON

    Band 31 - 2015 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

    Übersetzung: Renate Körting

    Umschlagsmotive: lavendertime/GettyImages, angelinast/GettyImages

    Veröffentlicht im ePub Format in 01/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733729479

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    1. KAPITEL

    London, 3. Juni 1814

    Die Uhr auf dem Kaminsims schlug viermal. Es war sinnlos, noch schlafen zu gehen. Abgesehen davon, war er betrunken, wenn auch leider nicht genug, um sich nicht zu fragen, was ihn auf die hirnrissige Idee dieser Reise gebracht hatte. Aber jeder würde denken, dass er nicht wusste, was er wollte, wenn er jetzt alles absagte.

    „Stimmt ja auch, teilte Rhys Denham dem struppigen, fuchsroten Kater mit, der ihn vom Kaminvorleger aus mit dem herablassendem Blick einer Herzoginwitwe beobachtete. „Dass ich nicht weiß, was ich eigentlich will.

    Bisher war der Mäusejäger noch nie aus der Küche nach oben gekommen, schon gar nicht in das Studierzimmer des dritten Earl of Palgrave. Es war unerhört. Vermutlich waren alle im Haus mit der bevorstehenden Abreise ihres Herrn zum Kontinent beschäftigt gewesen, sodass niemandem eine offene Tür an der Dienstbotentreppe aufgefallen war.

    „Es schien mir ein guter Plan zu sein, sagte Rhys laut. Der Brandy in seinem Glas schimmerte im Kerzenlicht. Er goss noch etwas nach und schüttete alles hinunter. „Ich bin betrunken wie seit Jahren nicht mehr. Nicht mehr, seit er eines Nachmittags mit der Erkenntnis aufgewacht war, dass Alkohol die Erinnerung an seinen katastrophalen Hochzeitstag nicht auszulöschen vermochte. Ebenso wenig würde davon sein Vertrauen in die Menschen wieder aufleben oder sein Glaube an die wahre Liebe.

    Der Kater wandte seine Aufmerksamkeit nunmehr dem Teller mit den Resten von Fleisch, Käse und Brot zu, der neben der Karaffe stand. „Und du kannst aufhören, dir die Schnurrhaare zu lecken. Rhys griff nach dem Teller. „Ich brauche das jetzt mehr als du. In drei Stunden muss ich mehr oder weniger nüchtern sein. Dass er dieses Ziel erreichen würde, kam ihm selbst in seinem benebelten Zustand eher unwahrscheinlich vor.

    „Du musst zugeben, dass ich einen Urlaub verdient habe. Mein Landbesitz ist in bester Ordnung, um meine Finanzen könnte es nicht besser bestellt sein, ich bin zutiefst gelangweilt von der Stadt und Bonaparte ist schon seit einem Monat auf Elba kaltgestellt, teilte er dem Kater mit vollem Munde mit. „Denkst du etwa, ich bin zu alt für die Kavalierstour? Finde ich nicht. Mit achtundzwanzig weiß ich sogar alles besonders gut zu schätzen. Der Kater grinste höhnisch, hob ein Hinterbein und begann, sich an seinen intimsten Stellen zu lecken.

    „Hör damit auf. Ein Gentleman tut so etwas nicht im Studierzimmer. Rhys warf dem Tier ein Stückchen Speck zu. „Aber ein ganzes Jahr? Was habe ich mir dabei gedacht? Selbstverständlich konnte er jederzeit zurückkommen, aber aus einer Laune heraus alles abzusagen, wäre kein verantwortungsvolles Verhalten. Es würde anderen Menschen Umstände bereiten und sie im Stich lassen. Rhys Denham verachtete Leute, die andere im Stich ließen.

    „Nein, ich muss das jetzt durchstehen, erklärte er dem Kater. „Der Szenenwechsel wird mir guttun, und dann finde ich auch irgendwann ein hübsches, bescheidenes, gut erzogenes und häusliches Mädchen mit gebärfreudigem Becken. Ich werde vor meinem dreißigsten Geburtstag verheiratet sein. Und mich zu Tode langweilen. Vor seinem inneren Auge sah er eine Reihe appetitlicher Frauen vorbeiziehen, die bisher verhindert hatten, dass er der Langeweile zum Opfer fiel. Sie hatten auf Treue keinen Wert gelegt, aber eine Ehefrau würde es tun. Rhys seufzte.

    Die Freunde, die gemeinsam mit ihm im Club Abschied gefeiert hatten, waren alle verheiratet oder zumindest verlobt. Einige von ihnen hatten sogar schon Kinder. Und alle waren sich einig in ihrer Meinung über ihn: „Es wird Zeit, dass ein Schwerenöter wie du nicht nur am Käse knabbert, sondern einen großen Bissen davon nimmt und endlich selbst in die Falle geht, Denham."

    „Und warum ist das ein so verdammt deprimierender Gedanke?"

    „Das kann ich nicht sagen, Mylord." Griffin stand in der Tür, sein Gesicht zeigte die ausdrucklose Maske, mit der er seine Missbilligung auszudrücken pflegte.

    Rhys hievte sich aus dem Sessel. In seinem eigenen Hause durfte ein Mann doch wohl ein Glas zu viel trinken, verflucht noch mal. „Ich habe zu dem Kater gesprochen, Griffin."

    „Wenn Sie es sagen, Mylord."

    Rhys schaute zum Kaminvorleger. Das rötlichbraune Biest war verschwunden und hatte nur seinen Abdruck auf dem Stoff hinterlassen.

    „Jemand möchte Sie sehen, Mylord." Das war wohl auch der Grund für seinen versteinerten Gesichtsausdruck.

    „Wer ist es?"

    „Eine junge Person, Mylord."

    „Ein Knabe? Ich bin nicht zu Ratespielchen aufgelegt, Griffin."

    „Wie Sie meinen, Mylord. Es scheint ein Knabe zu sein. Darüber hinaus möchte ich mich nicht festlegen."

    Scheint zu sein? Meint Griffin das, was ich befürchte? „Nun, wo ist … er?" Sie?

    „Im kleinen Empfangszimmer. Er kam zur Vordertür, weigerte sich, den Lieferanteneingang zu benutzen, und meinte, er sei sicher, dass Ihre Lordschaft ihn zu sehen wünschten."

    Rhys schaute blinzelnd zu der Karaffe. Wie viel hatte er getrunken, seit er von White’s zurück war? Ziemlich viel, das ja, aber trotzdem bildete er sich den leicht verzweifelt klingenden Ton in Griffins Stimme nicht ein. Dieser Mann wurde normalerweise mit allem fertig, ohne mit der Wimper zu zucken, ob es diebische Dienstboten waren oder porzellanwerfende ehemalige Mätressen.

    Ein unbehagliches Gefühl beschlich ihn. Mätressen. Hatte Georgina den Abschied doch nicht so einfach hingenommen, wie es gestern den Anschein erweckt hatte? Rhys stand vom Sessel auf und zerrte sich das bereits gelockerte Tuch vom Hals, seinen Rock ließ er auf dem Sofa liegen. Lächerlich. Es stimmte zwar, dass er sein Vergnügen ohne emotionale Verstrickungen bevorzugte, aber er war kein Lord Byron, der ständig auf der Flucht war vor überreizten, als Knaben verkleideten Frauen. Er achtete darauf, sich nur an fest verheiratete Frauen oder Professionelle zu halten, die wussten, worum es ging. Auf keinen Fall suchte er die Gesellschaft alleinstehender Damen und schon gar von solchen, die sich als Männer verkleideten.

    „Nun gut, dann schauen wir mal, wer dieser geheimnisvolle Knabe ist." Erstaunlicherweise gehorchten ihm seine Beine, wofür er dankbar war, als er Griffin leicht schwankend den Gang hinunterfolgte. Morgen früh – nein heute Morgen – würde er einen monumentalen Kater haben.

    Griffin öffnete die Tür zu dem Raum für diejenigen Besucher, die nach seinen strengen Maßstäben nicht in den Chinesischen Salon gehörten. Die Person auf dem harten Stuhl an der hinteren Wand erhob sich. Sie war klein, gekleidet in den schlecht sitzenden Anzug eines Bürogehilfen, und hatte zwei Koffer zu ihren Füßen stehen. Ein zerbeulter Biberhut lag auf einem Stuhl.

    Rhys blinzelte. So betrunken war er nun doch nicht. „Griffin, wenn das ein Knabe ist, dann sind Sie und ich Eunuchen am Hofe des Großen Khans."

    Die junge Frau in den Männerkleidern seufzte verzweifelt, stemmte die Fäuste in die runden Hüften, die ihr Geschlecht verrieten, und sagte: „Rhys Denham, du bist betrunken – gerade als ich mir sicher war, dass ich mich auf dich verlassen kann."

    Thea?

    Lady Althea Curtiss, die Tochter des Earl of Wellingstone aus erster Ehe, eine unscheinbare kleine Göre, die ihm auf Schritt und Tritt gefolgt war, als er noch ein Junge gewesen war. Sie war ihm eine gute Freundin geworden, aber seit dem Tag, als seine Welt zerbrochen war, hatte er sie kaum gesehen. Doch hier stand sie nun am frühen Morgen, als Knabe verkleidet, in seinem Junggesellenhaushalt. Ein Skandal auf zwei Beinen – die Situation war so brenzlig, als hätte jemand eine rauchende Granate in den Raum geworfen. Fast hörte er die Lunte zischen.

    Rhys war größer, als sie ihn in Erinnerung hatte, härter, männlicher, als er in Hemdsärmeln an der Tür auftauchte. Sein Kinn wies einen dunklen Bartschatten auf, die dunklen Haare, die er von seiner walisischen Mutter hatte, hingen ihm unordentlich in die blauen Augen. Alkohol und Schlafmangel hatten seinen Blick offenbar vernebelt. Ein gefährlicher Fremder. Doch dann fiel ihr wieder ein dass sie ihn seit sechs Jahren nicht mehr aus der Nähe gesehen hatte. Natürlich hatte er sich verändert.

    „Thea? Er kam steifbeinig zu ihr herüber und packte sie an den Schultern. Sein Blick war wieder scharf, trotz des Brandys, den sie in seinem Atem riechen konnte. „Was zum … Was tust du hier? Und in diesen Kleidern? Er zog ihren mausbraunen Zopf aus dem Kragen ihrer Jacke. „Wen wolltest du damit täuschen, du kleiner Dummkopf? Bist du von zu Hause ausgerissen?"

    Rhys presste ärgerlich die Lippen aufeinander. Thea trat zurück, um sich seinem Griff zu entwinden, aber ihre Knie schlotterten. „Ich bin so angezogen, weil diese Aufmachung in einer dunklen Postkutsche lüsterne Männer fernhält. Es ist mir klar, dass ich bei hellem Licht nicht als Knabe durchgehen würde. Und ich bin von zu Hause fortgegangen, nicht ausgerissen."

    Rhys bewegte die Lippen. Sie konnte sehen, dass er auf Walisisch bis zehn zählte. Als er noch ein Junge gewesen war, hatte er das schon getan, und sie hatte die Zahlen gelernt. Un, dau, tri

    „Griffin, mehr Brandy. Tee und etwas zu essen für Lady Althea. Die selbstverständlich nicht hier ist."

    Thea ließ sich von ihm in das Studierzimmer führen. Rhys warf ihre Koffer auf den Kaminvorleger und schob eine hässliche rotbraune Katze von einem der Stühle vor dem Kamin. „Setz dich. Katzenhaare können deinen Aufzug nicht noch schlimmer machen." Der Kater fauchte sie beide an und legte die Ohren flach am Kopf nach hinten.

    Als Thea mit den Fingern schnipste, stellte das Tier den Schwanz wie ein Fragezeichen nach oben und stolzierte davon. „Ist das deine Katze?"

    Rhys sah sie mit halb zusammengekniffenen Augen an. „Es ist der Küchenkater, und er glaubt wohl, dass er hier der Herr im Haus ist." Er ließ sich ihr gegenüber auf einen der Stühle sinken und fuhr sich mit den Fingern durch seine Haare. „Sage mir, dass es nicht um einen Mann geht. Bitte. Um sieben Uhr fahre ich los nach Dover und würde die Abreise nicht gern verschieben, um mich mit irgendeinem Kerl zu duellieren, in den du glaubst verliebt zu sein."

    Wenn er nüchtern gewesen wäre, hätte man darüber nachdenken können. Aber Thea befürchtete, dass er in diesem Zustand nicht einmal ein Scheunentor mit einer Donnerbüchse treffen würde. „Sei nicht albern. Natürlich geht es nicht um einen Mann." Eigentlich doch, aber wenn ich dir die Einzelheiten erzähle, bringt uns das nicht weiter. „Und warum solltest du meinetwegen ein Duell ausfechten, bitte schön?" Erstaunlicherweise fiel es ihr schwer, ihre Stimme ruhig zu halten. Sie musste müder sein, als sie angenommen hatte.

    „Früher habe ich dich immer verteidigt, sagte Rhys und lächelte plötzlich. Er zeigte auf seine Nase, deren perfektes, klassisches Profil beim Kampf mit ein paar Dorfjungen sehr gelitten hatte. Sie hatten Thea Schimpfworte nachgerufen, als sie sechs gewesen war und er zwölf. Er wurde wieder ernst. „Wenn es also nicht um einen Mann geht …

    „Irgendwie schon. Sie hatte sich ihre Worte zurechtgelegt, während sie stundenlang in der muffigen dunklen Postkutsche gesessen hatte. Keine glatten Lügen, aber auch nicht die volle Wahrheit. „Vielleicht weißt du, dass ich drei Saisons mitgemacht habe. Nein, woher solltest du das wissen? In der Stadt haben sich unsere Wege nie gekreuzt. Du hast nicht an diesen grässlichen ‚Heirats-Basaren‘ teilnehmen müssen. Von mir wurde es verlangt.

    Sie biss sich auf die Unterlippe. Dumm und taktlos, vom Heiraten zu sprechen. Es ist ihm immer noch nicht gleichgültig, es muss ihn immer noch schmerzen. „Jedenfalls war Papa der Meinung, es sei Geldverschwendung, und dass eine weitere Saison mit all den jüngeren Mädchen meine Chancen nicht verbessern würde. Also schickte er mich zurück nach Longley Park und machte sich persönlich daran, mir dort einen Ehemann zu suchen."

    „Willst du damit sagen, dass du gar keine Anträge bekommen hast …? Rhys verstummte, als Griffin ein Tablett hereinbrachte. Dann bedeutete er Thea, sich zu bedienen, und goss eine dunkle Flüssigkeit in sein Glas. „Ich meine, da deine Mutter …

    „Oh ja. Mehrere sehr passende junge Männer aus gutem Hause machten mir Angebote. Meine Mitgift ist respektabel, und außerdem gibt es ja noch den Treuhandfonds. Beides waren durchaus Anreize, die alles andere ausgleichen konnten – ihre Offenheit, den intellektuellen Enthusiasmus, ihr durchschnittliches Aussehen. Ganz abgesehen von ihrer Mutter, die Schauspielerin gewesen war und mit ihrem Vater in wilder Ehe gelebt hatte, bevor sie unüberlegt heirateten. Sie verstarb im Kindbett. „Ich habe sie alle abgewiesen.

    „Warum?" Rhys blinzelte erneut und schaute sie dann über sein Glas hinweg an. Offenbar hatte er Schwierigkeiten, seinen Blick zu fokussieren.

    „Keinen von ihnen habe ich geliebt." Keiner hat sich in mich verliebt … nicht ein Einziger. „Papa entschied sich für Sir Anthony Meldreth. Würde Rhys sie verstehen, wenn sie ihm erklärte, warum sie sich betrogen fühlte? Warum sie fortgehen musste? Der alte Rhys hätte Verständnis gehabt, aber dieser Mann hier? In diesem Zustand? Nein, lieber ein bisschen schummeln. „Wir passen nicht zusammen, aber Papa sagt, wenn ich Anthony nicht heirate, muss ich für den Rest meines Lebens in Longley bleiben und meiner Stiefmama Gesellschaft leisten.

    „Hölle. Offenbar erinnerte sich Rhys noch an ihre Stiefmutter und deren Neigung zu eingebildeten Krankheiten, Überspanntheit und absolut selbstsüchtigem Verhalten. Er rieb sich die Stirn mit seinen langen, schmalen Fingern, als wollte er die Kopfschmerzen dahinter vertreiben, um zusammenhängend denken zu können. „Ich verstehe dein Problem.

    Versteht er mich wirklich? Wahrscheinlich nicht, denn von einem Mann wie Rhys konnte man nicht erwarten, dass er die enervierende Eintönigkeit nachvollziehen konnte, in der eine unverheiratete alte Jungfer dahinschwand. Es war so, als wäre man lebendig begraben. Ebenso wenig konnte sie von ihm erwarten, dass er die Schrecken verstand, die die Vorstellung auslöste, sich in einer Ehe mit einem Mann wiederzufinden, den sie weder mochte noch ihm vertraute, und mit dem sie keinerlei Gemeinsamkeiten hatte.

    „Aber wegzulaufen … Er sah sie unfreundlich an. „Ich bin gerade dabei, zu einer Reise auf den Kontinent aufzubrechen.

    „Ich weiß, Papa hat es mir erzählt. Er findet, es ist eine lobenswerte Kulturbeflissenheit, die er dir bislang nicht zugetraut hätte. Bitte, höre mir zu, Rhys. Ich bin zweiundzwanzig und damit volljährig. Ich laufe nicht davon, ich nehme mein Leben selbst in die Hand."

    „Zweiundzwanzig? Unsinn. So siehst du nicht aus." Es war kein Kompliment.

    Thea biss die Zähne zusammen und fuhr fort. „Ich benötige lediglich das Einverständnis von zwei bis drei meiner Treuhänder, um über mein Geld frei verfügen zu können und damit unabhängig zu sein. Es war kein Vermögen, aber es würde ihr Freiheit verschaffen und ihr die Möglichkeit gewähren, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. „Wenn ich deren Zustimmung nicht bekomme, erhalte ich gar nichts. Ebenso wenig, wenn Papa mit meiner Wahl nicht einverstanden sein sollte, wenn ich mir selbst einen Ehemann aussuche.

    „Dein Vater ist vermutlich einer der Treuhänder." Rhys nahm die Karaffe, betrachtete sie einen Moment und setzte sie dann ab.

    „Ja, das ist er, bestätigte sie. „Und Großmutter wusste ziemlich genau, wie er ist. Es hatte keinen Sinn, kindlichen Respekt vorzutäuschen. Ihren Vater hatte sie in ihrer Kindheit nur aus der Ferne gesehen, und er hatte erst begonnen, sie zur Kenntnis zu nehmen, als sie bereits zu alt gewesen war, um in ihr Kinderzimmer verbannt zu werden. Eine Tochter war schlimm genug, aber dieses Mädchen, das keinen Schimmer der legendären Schönheit und des Charmes ihrer Mutter hatte, war wertlos, wenn es nicht eine gute Partie machte. Thea kannte ihren Vater kaum und vermisste ihn auch nicht.

    Wenn ihr Plan nicht aufging und ihr Vater mitbekäme, was sie vorhatte, würde er den dritten Treuhänder, Mr Heale, unter Druck setzen. Dann saß sie in der Falle. Sie schauderte, wenn sie an das kalte, lieblose Heim ihrer Kindheit dachte. Die Saison war eine Abwechslung gewesen, aber hatte ihr auch keinen Ausweg geboten, und die Mauern um sie herum wuchsen immer höher.

    „Großmutter musste Papa als Treuhänder einsetzen, denn es hätte sehr seltsam ausgesehen, wenn sie es nicht getan hätte. Um ihn umgehen zu können, fügte sie dem Vertrag die Klausel hinzu, dass ich die Zustimmung von nur zwei Treuhändern benötige, wenn es gilt, eine wichtige Entscheidung zu treffen."

    Sie goss sich eine zweite Tasse Tee ein, denn sie merkte jetzt erst, wie hungrig und durstig sie war. „Einer der beiden anderen Treuhänder ist der jüngere Mr Heale, der Sohn von Großmutters Anwalt. Ich habe mit ihm gesprochen und er hat nichts dagegen einzuwenden, dass ich mich ab jetzt selbst um meine finanziellen Angelegenheiten kümmere. Ich habe einen Brief von ihm als Beweis dabei. Solange Papa nicht genau weiß, was ich plane, und versucht, ihn zu beeinflussen … Sie tastete nach dem Schriftstück über ihrem Herzen und fühlte das beruhigende Knistern des Pergaments. Würde unter dem Druck ihres Vaters dieser Brief seine Gültigkeit verlieren? „Mein anderer Treuhänder ist meine Patin Agnes.

    „Unsere Patin. Nun, sie findet es sicher gut, dass du die Kontrolle über dein Vermögen bekommst. Der Brandy schien dankenswerterweise keine ernsthafte Auswirkung auf Rhys’ Denkvermögen zu haben. „Obwohl ich nicht verstehe, was du in deinem Alter damit anfangen willst.

    Er hörte ihr also zu, obwohl er sie anscheinend immer noch für sechzehn hielt, unfähig, für sich selbst Verantwortung zu tragen. Thea fühlte sich besser nach einem weiteren Schluck Tee und griff nach einem Scone. Seit ihrem Frühstück in Longley Park waren viele Stunden vergangen, und in der Zwischenzeit hatte sie nur beim Pferdewechsel ein Rosinenbrötchen ergattert.

    „Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, was für ein Glück wir mit unserer Patin haben?", fragte Rhys. Beim Gedanken an Lady Hughson musste er sogar ein wenig lächeln.

    „Jeden Tag", sagte Thea zustimmend. „Als wir noch Kinder waren, dachte

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