Erst Nanny, dann neue Liebe?
Von Michelle Major
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Über dieses E-Book
Jake Travers liebt seine Unabhängigkeit über alles. Als frischgebackener Single Dad muss er allerdings über seinen Schatten springen und Millie als Nanny engagieren. Natürlich nur seiner kleinen Tochter zuliebe. Nicht weil er sich spontan zu Millie hingezogen fühlt – oder doch?
Michelle Major
Die USA-Today-Bestsellerautorin Michelle Major liebt Geschichten über Neuanfänge, zweite Chancen - und natürlich mit Happy End. Als passionierte Bergsteigerin lebt sie im Schatten der Rocky Mountains, zusammen mit ihrem Mann, zwei Teenagern und einer bunten Mischung an verwöhnten Haustieren. Mehr über Michelle Major auf www.michellemajor.com.
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Buchvorschau
Erst Nanny, dann neue Liebe? - Michelle Major
IMPRESSUM
Erst Nanny, dann neue Liebe? erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2015 by Michelle Major
Originaltitel: „Suddenly a Father"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRA, Band 29
Übersetzung: Anna-Pia Kerber
Umschlagsmotive: GettyImages_Lacheev
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2021
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751507202
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
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1. KAPITEL
Millie Spencer holte tief Luft, wischte einige Chipskrümel von ihrem leichten Sommerkleid und klopfte an die Tür.
Während sie wartete, betrachtete sie die breite Veranda aus Holz, die um das gesamte Haus verlief. Bis auf ein zartes Spinnennetz in der Ecke war sie vollkommen leer. Dabei rief dieser Platz förmlich nach einer hübschen, altmodischen Hollywoodschaukel, auf der man laue Sommerabende genießen und Limonade trinken konnte, während die Welt da draußen ihrem eigenen Rhythmus folgte.
Als kleines Mädchen hatte Millie von einem Ort wie diesem geträumt. Aber in der winzigen Wohnung, die sie mit ihrer Mutter teilte, war selbst für ihre Träume kaum Platz genug gewesen.
Als noch immer niemand antwortete, trommelte Millie energisch mit den Fingerknöcheln an die Tür. Das Haus befand sich am Rande der kleinen Stadt Crimson, einem idyllischen Fleckchen Erde in Colorado auf knapp zweieinhalbtausend Höhenmetern inmitten der majestätischen Rocky Mountains.
Es lag gar nicht einmal so weit entfernt von dem hübschen, frisch renovierten viktorianischen Haus in der Nähe des Stadtzentrums, das ihre Halbschwester Olivia bewohnte.
Millie hatte es Olivia zu verdanken, jetzt hier zu sein. Oder tat sie ihr umgekehrt einen Gefallen damit?
Vor wenigen Tagen hatte Millie vor Olivias Tür gestanden – sowohl nervlich als auch finanziell ziemlich am Ende. Glücklicherweise hatten weder Olivia noch ihr Mann Logan viele Fragen gestellt, sondern Millie ohne Weiteres das Gästezimmer angeboten. Und das, obwohl sich Millie und Olivia im Grunde kaum kannten. Sie hatten denselben Vater, waren jedoch völlig unterschiedlich aufgewachsen. Ein Umstand, der anfangs für Schwierigkeiten gesorgt hatte, da beide Frauen das Gefühl gehabt hatten, mit der Liebe ihres Vaters zu kurz gekommen zu sein.
Und zu ihrer Scham musste Millie gestehen, dass sie seitdem nicht viel mehr getan hatte, als auf Olivias Couch zu sitzen, Junkfood zu essen und schlechte TV-Serien anzusehen.
Bis Olivia ihr vorgeschlagen hatte, sich bei Logans Bruder um den Job als Nanny zu bewerben. Sie hatte Millie erzählt, dass Jake vor Kurzem bei einem Unfall verletzt worden war und seitdem nicht mehr Auto fahren konnte, sodass er auf Hilfe angewiesen war.
Demnach musste Jake zu Hause sein. Oder er hatte das schöne Wetter an diesem Augusttag genutzt und war in den Park gegangen, den Millie auf dem Weg hierher bemerkt hatte.
In dem Augenblick, in dem Millie sich zum Gehen wenden wollte, wurde die Tür einen Spalt breit geöffnet. Das goldene Nachmittagslicht fiel auf das Gesicht eines Mannes mit strahlend blauen Augen. Die gleichen blauen Augen wie Logans.
Allerdings musterte er Millie ziemlich kritisch. „Wir möchten nichts", sagte er von oben herab. Er war viel größer als Millie, doch von seinem Körper war nichts zu sehen, weil er die Tür unnachgiebig geschlossen hielt.
„Was möchten Sie nicht?" Millie stellte sich unwillkürlich auf die Zehenspitzen, um einen Blick über seine Schulter zu werfen. Am Ende siegte immer ihre Neugier.
„Kein Popcorn, keine Kekse oder was auch immer ihr verkaufen wollt, sagte er schnell. Sein Blick streifte über Millies Schulter. „Wo sind deine Eltern?
Millie blieb buchstäblich der Mund offen stehen. Entschlossen richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf. Stolze hundertachtundfünfzig Zentimeter. Hundertsechzig sogar, wenn sie hohe Schuhe trug. „Ich bin kein …", begann sie empört, doch es war umsonst. Der Mann fluchte leise, drehte sich um und verschwand im Haus.
Millie starrte die Tür an. Er hatte sie nicht hinter sich verschlossen; daher stieß sie mit der Schuhspitze dagegen. Das Licht fiel in einen hellen Flur. „Hallo?", rief sie, und ihre Stimme hallte leise von den kahlen Wänden.
Von Olivia wusste Millie, dass Logans Bruder erst kürzlich nach Crimson zurückgekehrt war. Bestimmt hatte er schon neue Möbelstücke bestellt. Insgeheim hoffte sie, dass vielleicht eine Hollywoodschaukel darunter war.
Plötzlich drang Lärm aus dem hinteren Teil des Hauses. Ein Poltern war zu hören, dann noch mehr Fluchen und das Weinen eines Kindes. Zunächst zögerte sie. Unwillkürlich suchte sie in ihrer Tasche nach dem Handy, um Olivia anzurufen. Doch dann wurde das Weinen lauter, gefolgt von einem erstickten Nein!
Millie konnte sich nicht länger zurückhalten. Mit schnellen Schritten durchquerte sie den Flur und betrat den Raum am Ende des Ganges.
Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um eine geräumige, helle Küche.
Eine Küche, in die ganz offensichtlich der Blitz eingeschlagen hatte.
Bei dem Anblick blieb Millie im Türrahmen stehen.
Der Raum ging in ein Wohnzimmer über, das mit seinen großen Fenstern und dem Blick in den Garten durchaus einladend aussah.
Bis auf die Tatsache, dass Millie nicht wusste, wohin sie die Füße setzen sollte. Auf dem Fußboden waren Puppen, Plüschtiere und ein Allerlei aus pinkfarbenem Plastikspielzeug verstreut. Es sah aus, als sei ein Spielzeugladen explodiert.
Hatte Jake Travers wirklich nur ein Kind? Oder einen ganzen Stall voll?
Millies Blick wanderte zur offenen Wohnküche zurück. Zwei hohe Barhocker standen ordentlich neben der Anrichte. Allerdings waren sie das einzig Ordentliche an der Küche. Über die Anrichte waren aufgerissene Cornflakes-Packungen, angebrochene Milch- und Safttüten und zwei umgekippte Frühstücksschälchen verteilt, deren Inhalt auch schon auf dem Fußboden verteilt war.
Die durchweichten Weizenflocken schwammen in einer hellbraunen Lache, die wie eine Mischung aus Schokomilch und Traubensaft aussah.
Und rechts neben der Anrichte stand Jake Travers. Er hatte Millie den Rücken zugekehrt, sodass sie seine breiten Schultern und die schmalen Hüften sehen konnte.
Er trug ein graues T-Shirt, das seinem muskulösen Körper schmeichelte, und dazu dunkle Basketballshorts, die knapp über dem Knie endeten und den Blick auf die Schiene freigaben, die er am rechten Bein trug.
Darüber trug er ein violettes Tutu.
Millie grinste. Deswegen hatte er die Tür nur einen Spalt geöffnet.
Dann bemerkte sie das plüschige Ding, das er in der ausgestreckten Hand hielt. Bei genauerem Hinsehen entpuppte es sich als Hase, aus dessen nassem Fell noch mehr Traubensaftschokomischung tropfte.
Zu Jakes Füßen hüpfte ein weinendes kleines Mädchen auf und ab und versuchte verzweifelt, nach dem Plüschtier zu greifen. Ein aussichtsloses Unterfangen. Millie vermutete, dass Jake mindestens eins achtzig maß.
Er war jedenfalls nicht das, was sie erwartet hatte. Nach Olivias Schilderung hatte sie mit einem invaliden Rollstuhlfahrer gerechnet – nicht mit einem durchtrainierten, hünenhaften Athleten.
Millie wich einen Schritt zurück. Doch bevor sie sich davonschleichen konnte, sah das Mädchen sie an. Sie hatte die strahlend blauen Augen ihres Vaters, so groß und leuchtend, dass sie in ihrem kleinen herzförmigen Gesicht beinahe unwirklich aussahen. Ihr Haar war dicht und glänzend und eine Nuance dunkler als Jakes, allerdings musste es mal kräftig gebürstet werden. Sie trug ein pinkfarbenes Trikot mit dazu passendem Tutu. Das perfekte Outfit für eine kleine Ballerina, das nun allerdings mit Traubensaftflecken verschmutzt war.
Millie spürte sofort eine Verbindung zu dem Mädchen.
Die Kleine hörte auf zu weinen und verfiel in einen erschöpften Schluckauf. Dann zeigte sie mit dem Finger auf Millie. „Da! Eine Fee!"
Jake Travers seufzte. Es war ihm vollkommen gleich, ob eine wahrhaftige Fee oder ein Geist ins Haus geschwebt war, solange Brooke nur aufhörte zu weinen.
Sein Blick fiel auf die Küchentür. Doch da stand keine Fee, sondern das Mädchen, das er eben noch von der Veranda verscheucht hatte.
Nur dass es sich dabei nicht um ein Mädchen handelte. Sie war eine Frau. Eine kleine, zierliche Frau mit der Statur einer Elfe, aber immerhin eine Frau. Das Licht, das auf ihr geblümtes Sommerkleid fiel und ihre sanften Kurven betonte, ließ daran keinen Zweifel.
„Ich bin Millie, erklärte sie rasch. „Millie Spencer. Olivias Schwester. Sie und Logan haben mich geschickt.
Sie strich sich eine Strähne ihres kinnlangen, karamellfarbenen Haars hinter das Ohr. Bei dieser Geste klingelten fröhlich die unzähligen Armreifen, die sie um das schmale Handgelenk trug.
Brooke entfuhr ein ersticktes kleines Geräusch. „Daddy! Sie glitzert!"
Jake ließ den tropfenden Hasen sinken und kniff die Augen zusammen. Millies Haut schien in diesem Licht wirklich zu schimmern.
Sie sah auf ihre blanken Arme und begann zu lachen. Es war ein fröhliches, glockenhelles Geräusch, genau wie ihre Armbänder. „Das ist meine Lotion, sagte sie freundlich. „Sieht so aus, als hätte ich die mit Glitzer erwischt.
Brookes Gesicht hellte sich auf. „Ich will auch Glitzer." Ihre Stimme hatte einen verträumten Klang angenommen.
„Logan hat dich geschickt?" Jake verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte die Schiene am rechten Handgelenk zu verbergen. Glitzer war nun wirklich das Letzte, das er in diesem Chaos noch brauchte.
Er bemerkte, wie Millie ihre kecke kleine Nase kraus zog. „Ich dachte, Logan hätte mit dir darüber gesprochen. Er sagte, dass du Hilfe brauchst, wegen …" Sie bewegte die Hand auf und ab, als wolle sie mit der Geste seinen Körper beschreiben. Wieder dieses fröhliche Klingeln.
Jake straffte sich. Er hasste es, dass seine Verletzungen sein gewohntes Leben beeinträchtigten. Jetzt erinnerte er sich vage daran, wie Logan gestern Abend angerufen hatte, um ihm einen Vorschlag zu machen. Er hatte davon geredet, einen Babysitter für Brooke zu finden und jemanden, der Jake zu seinen Therapiestunden chauffieren würde.
Allerdings hatte Jake nur mit halbem Ohr zugehört, weil die Tiefkühlpizza im Ofen verdächtig verbrannt roch und Brooke einen Stapel Teller gefährlich schräg balancierte.
Sein Bruder hatte es sicher gut gemeint, aber Jake wollte keine