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One-Night-Stand mit Nachspielzeit: Liebesroman
One-Night-Stand mit Nachspielzeit: Liebesroman
One-Night-Stand mit Nachspielzeit: Liebesroman
eBook298 Seiten3 Stunden

One-Night-Stand mit Nachspielzeit: Liebesroman

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Über dieses E-Book

"One-Night-Stand mit Nachspielzeit" von Bestseller-Autorin Dana Summer enthält zwei locker-leichte Liebesgeschichten in einem Band. Beide Kurzromane können unabhängig voneinander gelesen werden.

Lili und Damian

Lilis Nervosität an ihrem ersten Praktikumstag beim beliebtesten Fußballclub Londons verwandelt sich schlagartig in pures Entsetzen.

Nicht nur, dass sich der Typ, dessen Bett sie am Wochenende fluchtartig verlassen hat, als der neue Starspieler des Vereins entpuppt. Nein, Lili muss auch noch feststellen, dass er ein ziemliches Arschloch ist.

Damian will sich voll und ganz auf seine Fußballkarriere konzentrieren und kann es nun wirklich nicht gebrauchen, dass ihm sein One-Night-Stand hinterherläuft.

Obwohl er alles versucht, um sein Groupie loszuwerden, kreuzen sich ihre Wege immer wieder.

Bald schon müssen sowohl Lili als auch Damian feststellen, wie sehr der erste Eindruck täuschen kann.

 

 

Amanda und Jac

Jac ist nicht nur ein begnadeter Fußballspieler, sondern auch ein Mann, dem keine Frau widerstehen kann – zumindest bis jetzt. Doch dann stolpert Amanda in sein Leben. Die erste Frau, die ihm die kalte Schulter zeigt und gegen seine Annäherungsversuche immun zu sein scheint.

Amanda hat die Nase voll von Playboys und sucht einen Mann fürs Leben. Da kommt der süße Ethan wie gerufen: liebevoll, aufmerksam und wie sie auf der Suche nach einer ernsthaften Beziehung. Wenn da nur nicht sein Bruder Jac wäre, der sie so wütend macht, dass sie kaum noch an etwas anderes denken kann …

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum18. Juli 2019
ISBN9783739637242
One-Night-Stand mit Nachspielzeit: Liebesroman

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    Buchvorschau

    One-Night-Stand mit Nachspielzeit - Dana Summer

    Lili und Damian: Kapitel 1

    Warme Sonnenstrahlen bahnten sich einen Weg durch den Spalt zwischen den zugezogenen Vorhängen und erleuchteten das Zimmer in einem hellen Glanz. Binnen weniger Sekunden wärmten sie ihr ganzes Gesicht und glitten hinunter zu ihrem Hals. Die Wärme tat gut, sehr gut sogar.

    Verschlafen öffnete Lili ihre Augen und musste paarmal kräftig blinzeln, um sich an das Licht zu gewöhnen. Kaum hatte sie das getan, schlich sich ein böser, klopfender Schmerz in ihren Kopf. Seufzend drehte sie sich auf die Seite, um nach einer der Schmerztabletten zu greifen, die sie immer in der ersten Schublade ihres Nachttischschränkchens aufbewahrte. Doch anstatt wie erwartet ihr Nachttischchen zu fassen zu bekommen, griff sie ins Leere. Auch fühlte sich der Stoff auf ihrer Haut irgendwie seltsam an. Nicht so, wie sie es sonst von ihrer weichen Decke gewohnt war.

    Auf einen Schlag war sie hellwach und blickte sich suchend um. Wo war sie? Das Zimmer, in dem sie sich befand, war beinahe doppelt so groß wie ihr eigenes. Bis auf das riesige, französische Bett, in dem sie lag, und den gewaltigen Kleiderschrank mit einer Glasfront als Tür war das Zimmer so gut wie leer. Ein neu aussehender, dunkelbrauner Ledersessel und eine große Zimmerpalme befanden sich noch in dem Raum. Dieses penible, aufgeräumte Zimmer gehörte nicht ihr. Aber wem gehörte es dann?

    Panisch drehte sie sich um, griff nach der dunkelroten Samtbettwäsche und schlang sie um ihren nackten Oberkörper.

    „Bitte, bitte, lass es nicht diesen schmierigen, unattraktiven Barkeeper von gestern sein!", flüstere sie leise und linste mit leicht zusammengekniffenen Augen zur anderen Seite des Bettes.

    Doch das krasse Gegenteil war der Fall: Neben ihr lag ein gutgebauter, braungebrannter Mann mit kurzen, dunkelblonden Haaren. Mehr konnte Lili nicht erkennen, denn der Fremde lag auf dem Bauch und verdeckte sein Gesicht mit den muskulösen Oberarmen. Die Bettdecke hatte er um seine Hüften geschlungen und Lili musste nicht nachsehen, um zu wissen, dass er darunter ebenfalls nackt war. Fieberhaft versuchte sie, den gestrigen Abend noch einmal Revue passieren zu lassen.

    Verschwommen konnte sie sich daran erinnern, dass sie und ihre beste Freundin Megan in der angesagtesten Disco Londons gewesen waren und dort ein paar Tequilas getrunken hatten. Sie wusste auch noch, wie Megan an der Bar von einem Mann angesprochen worden war. Er hatte sie beide eingeladen, an seinem Tisch Platz zu nehmen, was sie dann auch getan hatten.

    Irgendwann waren dann ein paar Kumpels von Megans Eroberung zu ihnen gekommen. Womöglich war auch der Mann, mit dem sie jetzt im Bett lag, dabei gewesen, doch Lili konnte sich weder daran erinnern, wie er hieß, noch, wie sie hierhergekommen war.

    Sie hatte einen kompletten Blackout, was sie mit Sicherheit den vielen Tequilas zu verdanken hatte.

    Was sollte sie jetzt tun? So etwas hatte Lili noch nie erlebt. Bis jetzt hatte sie ausschließlich Sex mit Männern gehabt, mit denen sie auch zusammen gewesen war. Die Situation, in der sie sich im Moment befand, war völliges Neuland und sie verfluchte sich im Stillen dafür, dass sie in keiner Zeitschrift nachgelesen hatte, wie man sich in so einem Fall am besten verhielt. Ganz in Gedanken versunken, strich sie über ihre Waden und zuckte augenblicklich zurück. Auf ihren Beinen hatte sich seit der letzten Rasur eine Art Stoppelfeld gebildet. Viele kleine Härchen, die bei jeder Berührung leicht Pickten. Wie peinlich! Der Typ neben ihr sah - soweit sie das beurteilen konnte - echt scharf aus und eigentlich hätte sich ihre Haut anfühlen sollen wie ein kleiner Babypopo. Noch einmal strich sie über ihre Beine. Von dem Babypopo war sie weit entfernt. Mit Sicherheit würde er sich noch Wochen später an sie als die Frau erinnern, die auf ihren Beinen ein Stoppelfeld züchtete.

    Das Surren ihres Handys riss Lili aus ihren Gedanken. Wo war ihre Tasche? Hektisch blickte sie sich um. Unter keinen Umständen sollte der Mann neben ihr jetzt aufwachen. Ganz langsam stahl sie sich aus dem Bett und kramte in ihrer Tasche, die auf dem Ledersessel lag, nach ihrem Telefon. Als sie es endlich zu fassen bekam, hatte es schon aufgehört zu vibrieren, und so klickte sie die zwei SMS auf ihrem Display an. Beide waren von Megan:

    Wo steckst du? Bist du noch bei Damian?

    Damian war also der Name des Fremden! Schon mal gut zu wissen, dachte sie bei sich und sah sich die zweite SMS an:

    Verdammt, Liliana, melde dich! Ich mach mir Sorgen. Megan

    Megan war definitiv sauer, denn nur dann sprach oder schrieb sie Lili mit ihrem vollen Namen an. Schnell antwortete sie:

    Ich habe keine Ahnung, wo ich bin. Kannst du mich bitte abholen? Der Typ im Bett schläft noch und ich möchte ihn nicht wecken. Bin ich gestern mit Damian nach Hause gegangen?

    Lili hielt ihr Handy in der Hand und setzte sich auf den kalten Fußboden. Sie wollte nur noch weg! Gut, es gab Schlimmeres als einen One-Night-Stand. Vor allem, wenn der Typ so gut aussah wie dieser Fremde. Aber sie hatte keine Ahnung, wie sie reagieren sollte, würde er jetzt wachwerden. Noch nie hatte sie mit einem Typen geschlafen, den sie nicht einmal kannte. Noch nie war sie am nächsten Morgen neben jemandem aufgewacht, mit dem sie keine Beziehung führte. Dazu noch die Tatsache, dass sie zu einem verkaterten, unrasierten Wrack mutiert war. Kurz darauf kam Megans Antwort:

    Oh Süße! Ja, das war Damian. Ich hab gestern mitbekommen, wo er wohnt, und bin in zwanzig Minuten da. Bis gleich

    Mit angehaltenem Atem und so geräuschlos wie eine Katze schlich sie zu ihren Klamotten, die auf dem weißen Parkettfußboden verteilt lagen. Mit schnellen Bewegungen zog sie sich an und betete, dass sie leise genug war und Damian nicht weckte. Seine geregelten Atemzüge ließen keinen Zweifel übrig: Er schlief. Jetzt musste sie nur noch aus diesem Zimmer kommen und das Thema wäre erledigt. Mit pochendem Herzschlag und ihren Pumps in der Hand ging sie lautlos aus dem Raum. Ganz sachte schloss sie Damians Schlafzimmertür und drehte sich dann erleichtert um. Mit ihrer freien Hand strich sie sich ihr langes, rotblondes Haar aus dem Gesicht und gönnte sich einen kurzen Blick durch die leerstehende Wohnung. Entweder war dieser Damian gerade dabei, sich eine neue Bleibe zu suchen, oder er war vor Kurzem erst hier eingezogen. Unzählige verschlossene Kartons standen in dem großen Raum und ließen die Wohnung ungemütlich wirken. „Bloß weg hier", murmelte sie, schüttelte den Kopf und ließ die Wohnungstür ins Schloss fallen. Sollte er ihretwegen aufwachen, jetzt war sie in Sicherheit. Im Aufzug betrachtete sie ihr Gesicht. Durch die Blässe um die Nase und die geröteten Augen mit den Augenringen, die gefühlt bis zu den Kniekehlen hingen, sah sie aus, als ob sie die ganze Nacht durchgemacht hätte - was vielleicht auch stimmte. Wie, um alles in der Welt, konnte man nur so viel Alkohol trinken? Mit einem Gong sprang die Aufzugstür auf und mit gesenktem Blick eilte sie am Portier vorbei.

    „Süße, ich bin hier!" Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand Megan und winkte ihr kurz zu.

    Schnell schlängelte sich Lili an den wartenden Autos vorbei und hätte ihre Freundin am liebsten umarmt, doch ihr morgendlicher Atem ließ zu wünschen übrig und so sagte sie nur: „Ich bin so froh, dich zu sehen!"

    Megan grinste sie gutgelaunt an. „War deine Nacht nicht gut?"

    „Ich bitte dich!" Lili warf ihr einen bösen Blick zu und ließ sich auf den Beifahrersitz des Minis sinken.

    Megan nahm hinter dem Steuer Platz und reihte sich in den Straßenverkehr ein. Nur gut, dass heute Sonntag war und Lili morgen erst ihre neue Praktikumsstelle antreten musste.

    „Jetzt sag schon! Weißt du wirklich gar nichts mehr?"

    Aus ihrer Handtasche zog Lili ein Päckchen Kaugummi und schüttelte den Kopf. „Totale Leere."

    „Hey, aber dein Damian sieht echt verboten gut aus."

    Mein Damian? Sie schnappte hörbar nach Luft. „Ich werde den Typen nie wiedersehen. Weißt du eigentlich, wie peinlich mir das Ganze ist?

    Kurz hielt sie inne. „Ich bin definitiv kein One-Night-Stand-Typ. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn dieser Damian schon vor mir aufgewacht wäre, wenn er mich bei Tageslicht nackt gesehen hätte - ein völlig Fremder!" Sie verscheuchte den Gedanken, dass er sie schon in der Nacht nackt gesehen haben musste, schnell aus ihrem Kopf.

    Megan verdrehte spielerisch die Augen. „Komm, so ein kleiner One-Night-Stand hat noch niemandem geschadet. Nur beim ersten Mal ist die Situation etwas seltsam. Eigentlich wollte sich Lili nicht mit ihr streiten, aber Megan war ihre Freundin und Mitbewohnerin, und da hatte man doch ein Auge aufeinander. Lili sprach sie darauf an: „Warum hast du mich überhaupt mit ihm mitgehen lassen?

    „Also erstens hab ich dir bestimmt fünfmal ins Gewissen geredet, aber du wolltest unbedingt noch bleiben. Zweitens bist du mit Damian abgehauen, ohne dich zu verabschieden. Ich hab mir die ganze Nacht Sorgen um dich gemacht." Megan klang beleidigt.

    „Sorry, ich bin einfach total fertig. Lass uns das Thema einfach vergessen, okay?" Es tat Lili wirklich leid, schließlich hatte sie das alles nur sich selbst zu verdanken. Jetzt jemand Anderem die Schuld zuzuschieben, war falsch.

    „Na gut, Thema erledigt. Vergessen wir es einfach. Du siehst ihn eh nie wieder", munterte Megan sie auf.

    ***

    Das Zuschlagen seiner Wohnungstür riss Damian aus dem Schlaf. Obwohl er spürte, dass die andere Hälfte seines Bettes leer sein musste, tastete er sie ab. Noch konnte er die Restwärme, die in den Laken hing, spüren und öffnete die Augen. Er suchte den Fußboden ab. Wo letzte Nacht noch überall Frauenkleidung gelegen hatte, war jetzt nichts mehr. Nur sein kleines Häufchen Klamotten war noch zu sehen.

    „Freu dich, sie ist weg", sagte er leise. Ihm blieb eine unangenehme Situation erspart. Es war nicht Damians erster One-Night-Stand gewesen und er wusste, dass der Morgen danach unter Umständen ziemlich unschön werden konnte. Vor allem, wenn die Auserwählte es so schön bei ihm fand und einfach nicht gehen wollte, was zum Glück bisher nur einmal der Fall gewesen war. Die Dame hatte dann erst beim direkten Bitten kapiert, wie der Hase lief. Auch wenn er die One-Night-Stands, die er bisher gehabt hatte, an einer Hand abzählen konnte, war doch er es, der immer zuerst zu sich gekommen war und das Zimmer verlassen hatte, um sich zu duschen. Er nutzte diese Zeit dann immer, um die letzte Nacht noch einmal zu überdenken und zu hoffen, dass seine Auserwählte kein Groupie war. Oder zu einem wurde. Sex mit Fans war ein absolutes Tabu. Er hatte schon zu viel über Frauen gehört, die der Presse von solchen Erlebnissen erzählt und sogar Fotos gemacht hatten. Sofort musste er an Adam, einen ehemaligen Teamkollegen, denken, dem genau dieses passiert war. Die Sache lag schon fast ein Jahr zurück, und doch hatte es bei Damian und seinen EX-Teamkollegen Spuren hinterlassen. Adam hatte was mit einem Groupie angefangen. Eine lockere Affäre, wie er es damals nannte. Nachdem Adam die Affäre beendet hatte, zeigte diese ihr wahres Gesicht und verwandelte sich zu einer völlig durchgedrehten Stalkerin. Adam konnte kaum mehr unbemerkt das Haus verlassen, ohne dass sie ihn verfolgte. Immer wieder tauchten Fotos von Adam auf. Egal ob es beim Fußballspielen oder in der Freizeit war. Selbst unter der Dusche wurde er abgelichtet. Sämtliche Anzeigen gegen sie hatten nicht viel gebracht und es wurde erst besser, als Adam sich eine Auszeit nahm. Seitdem war Damian vorsichtiger geworden, was fremde Frauen anging.

    Kapitel 2

    Wie ein Raubtier, das auf seine Beute lauerte, trat er vor sie und versperrte ihr jegliche Fluchtmöglichkeit. Mit seinen bernsteinfarbenen Augen sah er sie auffordernd an und flüsterte kaum hörbar: „Renn."

    „Warum?" Panisch drehte Lili sich einmal um die eigene Achse. Wohin sollte sie rennen?

    Sein Körper baute sich vor ihr auf und automatisch wich sie zurück, bis sie sich mit dem Rücken an eine Mauer presste. Sie war in der Falle. Genau hier wollte er sie haben, denn auf seinem markanten Gesicht breitete sich ein verführerisches Lächeln aus. „Hab ich dich nicht gewarnt? Hab ich nicht gesagt, dass du rennen sollst?"

    Am liebsten hätte sie gebrüllt: „Wohin soll ich bitte rennen?!" Doch sie schwieg und blickte ihn ängstlich an. Er kam einen Schritt auf sie zu und stützte seine großen Hände an der Wand neben ihrem Kopf ab. Sein wunderschön geschwungener Mund war nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt.

    „Wer bist du und was willst du von mir? Lili fand, dass ihre Stimme wie die eines kleinen Kindes klang. Viel zu hoch und fremd in ihren Ohren.„Dich, Lili. Nur dich. Und bevor sie wusste, wie ihr geschah, durchbrach ein greller, lauter Ton die Stille.

    „Was?"

    Komplett orientierungslos blickte sie sich um. Wieso war Lili in ihrem Zimmer und nicht bei ihm? Ihr verschwitztes T-Shirt klebte an ihrem Rücken, und als sie auf die Uhr sah, fuhr Lili erschrocken auf. „Ach du Scheiße!", fluchte sie und sprang mit einem Satz aus dem Bett. Gestern Abend, als sie ihren Wecker gestellt hatte, war sie sich sicher gewesen, dass die Zeit reichen müsste, um sich für ihre neue Stelle fertigzumachen. Doch ein Blick in den Spiegel sagte ihr das genaue Gegenteil. Sie sah aus wie ein Zombie. Ihr rotblondes, langes Haar war zerzaust und unter ihren Augen hatten sich dunkle Schatten gebildet, was daran lag, dass sie gestern Nacht nicht hatte einschlafen können. Immer und immer wieder hatte sie versucht, sich in Erinnerung zu rufen, wie es dazu gekommen war, dass sie mit Damian im Bett gelandet war. Doch es fehlte ihr noch immer jegliche Erinnerung. Lili griff nach ihrer Haarbürste, um sich durch ihre Zotteln zu kämpfen, doch gleich darauf schmiss sie sie erfolgslos in die Ecke. In vierzig Minuten musste sie ihre neue Praktikumsstelle antreten und so, wie sie aussah, blieb ihr nichts anderes übrig, als vorher noch unter die Dusche zu hüpfen. Nur gut, dass sie ihre Kleidung schon gestern Abend zusammengesucht hatte. Binnen zwanzig Minuten hatte sie sich frischgemacht und ihren knielangen, schwarzen Rock und eine weiße Bluse angezogen. Es war sehr wichtig, dass sie einen guten Eindruck machte, schließlich war ihr Onkel der Manager des Fußballclubs, bei dem sie die Chance bekommen hatte, ein dreimonatiges Praktikum zu absolvieren. Etwas, das eigentlich in dem Verein und vermutlich auch in allen anderen mehr als unüblich war. Das noch feuchte Haar flocht Lili zu einem Zopf zusammen, dann schminkte sie sich dezent. Aus Zeitmangel musste auch das Frühstück heute ausfallen und so kaufte sie sich an der U-Bahnhaltestelle einen Coffee-to-Go.

    „Puh." Um den Kaffee nicht zu verschütten, ließ sie sich langsam auf die abgewetzten Bänke der U-Bahn sinken. Abgekämpft lehnte sie ihren Kopf an das kalte Fenster der Bahn, hielt ihren Becher fest in der Hand und freute sich auf den ersten Schluck Koffein. Für Lili gehörte ein Kaffee am Morgen genauso dazu wie das Zähneputzen. Nicht nur am Morgen, würde Megan jetzt sagen. In Megans Augen war Lili nach der schwarzen Flüssigkeit süchtig - was irgendwie auch stimmte. Ohne ihre drei Tassen am Tag, die nun wirklich nicht viel waren, kam Lili nicht aus. Für sie hatte der Geruch der frischgemahlenen Bohnen etwas Beruhigendes. Sie liebte den Duft und den Geschmack. Lili sah sich um. Der Zug war gut gefüllt und neben ihr nahm eine Horde von Schulmädchen in ihren Uniformen Platz. Gerade als sich Lili den ersten Schluck Kaffee gönnen wollte, stand eines der Mädchen auf und schnappte sich ihren Rucksack. Dabei rempelte diese Lili an, woraufhin ein Teil des Kaffees, der eigentlich für Lilis Mund bestimmt war, verschüttet wurde. Das hatte ihr gerade noch gefehlt! Auf ihrer schneeweißen Bluse prangte nun, genau auf ihrer rechten Brust, ein brauner, faustgroßer Fleck.

    Verzweifelt versuchte Lili ihn abzuwischen, was natürlich nicht gelang. Konnte ihr Tag noch schlimmer werden? Strafend schaute sie das Mädchen an, das aber so mit seinem Rucksackträger beschäftigt war, dass es Lili keine Aufmerksamkeit schenkte. Bevor sie noch mehr verschütten konnte, warf sie den Becher in den Mülleimer und stand auf. Die Lust auf Kaffee war ihr nun gründlich vergangen. An der nächsten Haltestelle musste Lili raus.

    So schnell, wie der enge Rock es zuließ, eilte sie die Treppe hinauf. Bei Tageslicht sah der Fleck doch gar nicht mehr so schlimm aus - zumindest sagte sie sich das immer wieder, während sie auf den Park zuging, wo sich das Trainingsgelände und ihre neue Arbeitsstelle befanden. Lili lief an dem hohen Zaun vorbei, der das Sportgelände umgab, und suchte nach einem Weg hinein. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit, in knapp fünf Minuten sollte sie spätestens da sein. Wenn sie nun weiter hier entlangtigerte, um das Eingangstor zu finden, kam sie sicher zu spät. Dann, keine zehn Schritte entfernt, entdeckte sie das Tor.

    „Warum nicht gleich so?" Erfreut stellte sie fest, dass der Eingang zum Gelände offen war. Auf dem Parkplatz davor standen an die fünfzehn Autos - alles teure Nobelkarossen. Der Anblick machte sie leicht nervös. Sie kannte sich nicht mit Leuten aus, die im Monat so viel verdienten wie andere in ihrem ganzen Leben nicht. Vor dem Hauptgebäude straffte Lili ihre Schultern und setzte ihren selbstbewussten Blick auf, den sie tagelang geübt hatte. Mit einer schwungvollen Bewegung stieß sie die Glastür auf und trat in den hell erleuchteten Raum. Suchend blickte sie sich um. Warum war hier niemand? Noch bevor sie sich richtig umsehen konnte, hörte sie jemanden sprechen.

    „Wer hat dich hier reingelassen?, erklang eine unfreundliche Männerstimme hinter ihr. Erschrocken zuckte sie zusammen und stammelte: „Die Tür war offen und …

    „Ich bring diesen Taugenichts von Mitarbeiter noch um. Wir sind hier für die Sicherheit zuständig und nicht dafür, dass wildfremde Menschen einfach reinspazieren können. Nicht umsonst gibt es einen Code!"

    Mist, das Letzte, was Lili wollte, war, dass jemand wegen ihr Ärger bekam. Bevor sie dem wütenden Sicherheitsbeamten, der einem wirklich Angst einjagte, alles erklären konnte, rief dieser: „Lucas! Wo zum Teufel steckst du? Komm sofort her!"

    „Sir, bitte, ich kann Ihnen alles erklären. Mein Name ist …"

    „Nun hör mir mal zu, der bullige Sicherheitsbeamte baute sich vor ihr auf und verschränkte demonstrativ seine Arme vor der Brust, „an deiner Stelle würde ich hier ganz schnell verschwinden. Außer du willst mich richtig wütend erleben. Mit seinen bohrenden, dunklen Augen fixierte er Lili strafend und auf seiner Glatze bildeten sich kleine Schweißperlen.

    „Mein Name ist Liliana Brown und mein Onkel ist der Manager dieses Vereins. Ab heute beginnt mein dreimonatiges Praktikum und -"

    „Lucas, was soll das?" Der Sicherheitsbeamte deutete auf Lili und sah über ihren Kopf hinweg jemanden böse an.

    „Nun, ich …", erklang eine leise Stimme hinter Lili.

    „Die Tore waren offen. Wie kann das passieren?"

    „Ich dachte nur …"

    „Überlass das Denken mir. Du sollst nicht denken, sondern deine Arbeit erledigen. Verstanden?"

    „Ja."

    „Gut, dann bring dieses Mädchen nach draußen."

    „Aber ich arbeite ab heute hier", protestierte Lili. Sie war nicht bereit, sich so einfach wegschicken zu lassen.

    „Hau ab, oder willst du richtigen Ärger?", zischte Mr. Bulldogge.

    „Sie hat recht. Mr. Brown hat mich gebeten, das Tor für seine Nichte offenzulassen und es danach wieder zu schließen", half die Stimme hinter ihr.

    Mr. Bulldogge kam auf Lili zu und schenkte ihr einen vernichtenden Blick. „Und warum sagt mir das keiner? Ich bin der Boss, was die Sicherheit angeht. Solche Sachen sollten mit mir besprochen werden. Falls das eine Lüge ist, möchte ich nicht in deiner Haut stecken. Dann wandte er sich an die Person hinter Lili: „Wir zwei sprechen uns später. Mit großen Schritten stapfte er aus dem Raum.

    „Puh!" Lili atmete tief durch und drehte sich um.

    „Unfreundlicher Kerl, nicht?" Der Junge - er musste ungefähr in Lilis Alter, also Anfang Zwanzig sein - trat schüchtern vor.

    „Das kannst du aber laut sagen. Ich bin Liliana Brown, aber nenn mich ruhig Lili. Es tut mir schrecklich leid, ich wollte dir keinen Ärger bereiten." Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.

    „Lucas, stellte er sich vor und schüttelte ihre Hand. „Ich muss mich entschuldigen. So war deine Begrüßung nicht geplant.

    „Schon gut, winkte Lili ab und fragte: „ Arbeitest du schon lang hier?

    „Nein, erst seit vier Wochen", erwiderte er.

    Für Lili sah er gar nicht danach aus. Gut, er war recht groß, bestimmt einen Meter neunzig, aber relativ schlank, um nicht zu sagen fast mager. Die schwarze Kleidung mit dem weißen Schild auf der Brust, auf dem „Security stand, hing an ihm herunter. Sein schulterlanges, pechschwarzes Haar hatte er zu einem Zopf gebunden. Lucas‘ dunkelbraune Augen blickten freundlich und auch der Rest von ihm hatte nichts Furchterregendes an sich. Er sah aus wie der freundliche Junge von nebenan, der sich als Sicherheitsbeamter verkleidet hatte. „Also, dann bring ich dich mal zu deinem Onkel. Lucas ging an Lili vorbei und führte sie zum Lift. Mit einem Gong sprang die Aufzugstür auf und Lili trat hinter Lucas ein.

    „Im Erdgeschoss befinden sich die Mannschaftskabinen, Duschen, der Kraft- und

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