Die Leidenschaft siegt
Von Mary J. Forbes
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Über dieses E-Book
Jon Tucker ist überzeugt, ein schlechter Vater zu sein. Daran ist schon seine Ehe zerbrochen. Deshalb sollte er sich von der hübschen Rianne besser fernhalten, schließlich ist sie ein absoluter Familienmensch. Aber das fällt ihm alles andere als leicht…
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Buchvorschau
Die Leidenschaft siegt - Mary J. Forbes
IMPRESSUM
Die Leidenschaft siegt erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2005 by Mary J. Forbes
Originaltitel: „A Father, Again"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1481 - 2005 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Renate Moreira
Umschlagsmotive: gpointstudio / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733778682
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Diese verflixte Frau und ihre Katze!
Jon Tucker sprang die Treppe seiner Veranda hinunter und lief durch den Garten, der mit Unkraut überwuchert war. Unter seinem Arm hielt er einen Karton, in dem sich etwas bewegte. Eigentlich mochte er Katzen. Aber er wollte nicht, dass sie in seinem Garten herumstreunten. Das war alles. Er wollte, dass überhaupt niemand auf seinem Grundstück herumlief.
Er liebte sein Einsiedlerleben.
Deswegen hatte er dieses alte viktorianische Haus gekauft, das sich am Ende einer abgelegenen Straße befand, und zu dessen Grundstück fast ein Hektar Wald gehörte.
Seine Brüder wussten, warum er sich so zurückzog, trotzdem hatten sie mehr als einmal versucht, seine Meinung zu ändern. Wer konnte es ihnen übel nehmen? Schließlich war er zweiundzwanzig Jahre fort gewesen.
Gut, Luke und Seth konnte er verzeihen.
Aber nicht seiner Nachbarin.
Diese Frau wollte es einfach nicht begreifen. Katzen waren nun einmal Streuner. Seit er nach Oregon zurückgekehrt war, hatte er fast den Eindruck, von Katzen regelrecht umzingelt zu sein. Und jetzt hatte eine davon auch noch die Frechheit besessen, auf seinem Sweatshirt drei kleine Kätzchen zur Welt zu bringen. Ausgerechnet auf seinem Lieblingsshirt! Das einzige Sweatshirt, das er noch von der Polizeiakademie besaß. Das letzte Überbleibsel eines Berufs, den er zwei Jahrzehnte mit Herz und Seele ausgeübt hatte.
Das letzte Verbindungsglied zu seinen Erinnerungen.
Und zu seinen Albträumen.
Dafür würde diese Nachbarin zahlen. Verdammt, genau das würde sie!
Er ging durch die Lücke zwischen den übermannshohen Lebensbäumen, die als eine Art Hecke dienten und die beiden Gärten voneinander trennten. Wahrscheinlich hatten die Besitzer, die vor vielen Jahren diese Bäume gepflanzt hatten, auf besserem Fuß mit ihren Nachbarn gestanden. Es hatte sie offensichtlich nicht gestört, dass ihre Kinder und Haustiere mit der Zeit diesen Trampelpfad durch die Hecke bildeten. Nun, bei ihm würde so etwas erst gar nicht einreißen. Er würde gleich morgen einen Lebensbaum kaufen und ihn in die hier entstandene Lücke pflanzen.
Er rückte den Karton unter dem Arm zurecht und lief die drei Stufen zur Veranda des Hauses hinauf, das bedeutend kleiner war als seine viktorianische Villa. Während er an die Tür klopfte, sah er sich um. Das Haus brauchte dringend einen neuen Anstrich, aber der Garten sah aus, als ob ein Landschaftsgärtner ihn entworfen hätte. Der Rasen war sattgrün und gepflegt, und Stiefmütterchen, Narzissen und Tulpen blühten in steinumrandeten Rabatten. Obstbäume streckten ihre blühenden Zweige der warmen Maisonne entgegen.
Er klopfte noch einmal.
Wo war die Lady? Er hatte doch ihren roten Wagen draußen stehen sehen.
Die Tür wurde geöffnet. Und das erste Mal sah er nun seine Nachbarin.
Auf einmal war sein Zorn verschwunden, und er brachte kein Wort hervor.
Die Frau reichte ihm gerade bis zur Schulter, hatte rötliches Haar, trug ein verwaschenes blaues Sweatshirt und war barfuß. Ihre Füße waren schmal und gepflegt und ihre Fußnägel rotbraun lackiert.
„Ja?"
Er schaute ihr in die sanften braunen Augen und bemerkte, dass sie überrascht blinzelte und für einen Moment den Atem anhielt.
Ein Miauen riss ihn aus seiner Befangenheit.
Hey, Jon, wach auf! Du bist aus einem bestimmten Grund hier. Er hielt ihr den Karton entgegen. „Ihre Katzen", sagte er.
Während sie den Karton entgegennahm, wurde die Tür noch weiter geöffnet und ein Mädchen, das ein wenig jünger als Brittany sein mochte, schaute ihn an.
„Katzen?" Die Frau runzelte erstaunt die hübsche Stirn. „Wir haben nur eine. Entschuldigen Sie, wir versuchen sie im Haus zu behalten, aber manchmal schlüpft sie einfach unbemerkt zur Tür hinaus."
„Nun denn. Dann sollten Sie besser auf das Tier aufpassen. Auf die Tiere. Denn jetzt haben Sie vier, erwiderte er schroff. „Ihr süßes Kätzchen hat Junge geworfen.
Sie schaute unter den Deckel, und ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. „Oh, rief sie aus, „Sweetpea … Kein Wunder, dass du so dick warst!
„Sweetpea? Warum in aller Welt heißt eine Katze Zuckererbse?"
Seine Nachbarin schaute ihn an, und seine Kehle war auf einmal wie zugeschnürt. Sie hatte ein so offenes und freundliches Gesicht. Das Leben ist nicht freundlich, hätte er ihr am liebsten gesagt. Es ist grausam. Gemein. Ungerecht.
Sie lächelte ihn schüchtern an. „Meine Tochter Emily …, sie schaute nach hinten zu ihrem Kind, „… hat Sweetpea vor einem Monat in unserem Gartenschuppen gefunden – zwischen vertrockneten Zuckererbsenranken. Das Tier war spindeldürr und völlig ausgehungert. Sie muss ewig nicht mehr gefüttert worden sein. Wir haben eine Anzeige in die Zeitung gesetzt, aber bis jetzt hat sich niemand gemeldet.
Jon schaute die Frau an, deren braune Augen goldfarben und grün gesprenkelt waren, und wandte sich zum Gehen.
„Warten Sie … Sie trat einen Schritt vor. „Wo haben Sie Sweetpea denn gefunden?
„Auf meinem Sweatshirt." In einer Ecke seiner Veranda, um genauer zu sein. Er hatte an einem neuen Geländer gearbeitet, das Sweatshirt ausgezogen und auf einen der Gartenstühle gelegt, als es ihm zu warm geworden war.
Jon lief die Treppe hinunter und ging auf die Lücke in der Hecke zu, ohne sich noch einmal umzudrehen.
„Sweetpea", murmelte er. ‚Wildfang‘ hätte besser gepasst, wenn man sich die Kratzer auf seinen Händen ansah.
Rianne Worth schaute auf den breiten durchtrainierten Rücken ihres Besuchers, bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war.
Jon Tucker.
Du lieber Himmel, wann hatte sie ihn das letzte Mal gesehen? Zwanzig Jahre musste das mindestens schon her sein. Sie hatte ihn nicht sofort erkannt. Doch als er ihr in die Augen geschaut hatte, wusste sie schlagartig, wer er war. Diese Augen würde sie niemals vergessen. Es waren Augen, die ihr sogar noch oft in ihren Träumen begegneten.
„Wer war der Mann, Mommy?"
Rianne wandte sich ihrem Kind zu. Ihr schüchterner kleiner Engel. Eines Tages – sie hoffte, schon bald – würde ihre Emily, wie jede andere Neunjährige, unbekümmert und lachend auf Besucher zulaufen. Das wirst du, Emily, das verspreche ich dir. „Unser neuer Nachbar, Liebling."
„Er sieht böse aus."
Rianne konnte es nicht leugnen. Er hatte tatsächlich böse ausgesehen. Zumindest sehr verärgert.
Was hatten die Jahre ihm angetan, dass er jetzt so kalt und abweisend wirkte? Der Jon Tucker ihrer Jugend stieg vor ihrem geistigen Auge auf. Zerzauste schwarze Haare, Lederjacke, der alte gelbe Pick-up. Er war lässig und cool gewesen und hatte ein großes Herz gehabt.
„Ist er wie Daddy?"
Um Himmels willen! „Nein, Liebling. Er ist nicht wie dein Vater. Zumindest nicht der Jon, an den sie sich erinnerte. „Er will nur nicht gestört werden, das ist alles
, erklärte sie. Sie kniete nieder und öffnete den Karton. „Komm, sehen wir nach, was er uns gebracht hat."
„Oh, Mommy! Emily stockte der Atem. „Sweetpea hat Babys bekommen!
Sie steckte vorsichtig einen Finger in den Karton.
„Pass auf, Kleines. Du darfst die Kätzchen noch nicht berühren. Warte damit wenigstens noch eine Woche."
„Ich weiß. Das haben wir im Biologieunterricht gelernt."
Rianne strich ihrer Tochter übers Haar. „Gut, dass du dich daran erinnerst hast."
„Sie sind so niedlich."
„Ja, das sind sie. Selbst wenn sie noch winzig klein, nackt und mit geschlossenen Augen an den Zitzen ihrer Mutter hingen. „Wann sind sie geboren worden?
„Ich glaube heute."
Emily sah ihre Mutter fragend an. „Hat der Mann Sweetpea geholfen, die Babys zu bekommen?"
„Nein. Sie hat die Babys alleine bekommen."
„War er deshalb so böse?"
„Wer?"
„Na, der Mann."
„Ich sagte dir doch schon, er war nicht böse, Schatz. Er war nur … besorgt." Er hatte den Charme eines bissigen Kettenhundes versprüht. Trotzdem konnte sie seine tiefblauen Augen nicht vergessen.
Seit das Verkaufsschild vor ungefähr einem Monat verschwunden war, hatte ihr neuer Nachbar an der alten Villa nebenan gearbeitet. Sie hatte oft zu ihm hinüber geschaut, doch er hatte weder gewunken, noch genickt oder gar Hallo gesagt. Sie allerdings auch nicht.
Und jetzt?
Er hatte sie anscheinend nicht erkannt, schien keine Lust auf gute nachbarschaftliche Beziehungen zu haben, und Tiere mochte er offensichtlich auch nicht. Sie würde jetzt noch besser auf Sweetpea achten und so bald wie möglich einen Termin beim Tierarzt vereinbaren müssen. Das Tier gehörte dringend kastriert.
Rianne nahm den Karton und stand auf. „Komm, wir bringen die Kätzchen rein. Sweetpea hat bestimmt Hunger. Außerdem braucht sie ein Bett für ihre Babys."
Sie trug den Karton in die Küche und stellte ihn neben die Fressnäpfe. Sweetpea entzog sich vorsichtig ihrem Nachwuchs, sprang heraus und trank gierig von dem frischen Wasser, das Rianne ihr hingestellt hatte.
„Schau mal, wie viel Durst sie hat, Mom. Emily hatte sich neben die Katzenfamilie gekniet. „Und Hunger hat sie auch
, fügte sie hinzu, als Sweetpea sich über das Katzenfutter hermachte.
Die Hintertür wurde aufgerissen und mit einem lauten Knall wieder zugeschlagen. „Hallo, Mom! Was gibt’s zu essen?"
Sam, Riannes dreizehnjähriger Sohn, kam mit zerzaustem Haar und geröteten Wangen in die Küche gestürzt.
„Hey, wie süüüß! Er warf seinen Rucksack auf den Boden und kniete sich neben seine Schwester. „Sweetpea hat ja Junge bekommen. Cool!
Riannes Herz quoll vor Liebe über. Jeder Moment der unbeschwerten Freude war ein Geschenk. Und sie hatte sich in der Vergangenheit geschworen, ihren Kindern so viele dieser Momente wie möglich zu bescheren.
„Was ist das für ein Hemd?" Sam betrachtete das verwaschene marineblaue Hemd, das auf dem Kartonboden lag.
„Es gehört unserem Nachbarn, Jon Tucker."
„Der Motorradtyp? Der mit den langen Haaren und dem Tattoo hier?" Er wies auf seinen linken Unterarm.
„Ja."
„Oh, Mann, das ist ja obercool. Jetzt, wo du ihn kennst, darf ich da hinübergehen und mir seine Harley anschauen?"
„Besser nicht, Sam, warf Emily ein. „Der ist ziemlich gemein.
Sams Lächeln verschwand. „Gemein?"
Also gut, dachte Rianne. Das muss sofort geklärt werden. „Mr. Tucker ist nicht daran gewöhnt, Tiere um sich zu haben, Sam. Es sieht so aus, als ob Sweetpea ihn regelmäßig besucht hätte."
„Aber sie ist doch nur eine Katze."
„Manche Leute mögen eben keine Katzen. Vielleicht hat Mr. Tucker als Kind schlechte Erfahrungen gemacht, oder er ist allergisch gegen Katzen. So wie Em gegen Kürbis. Du weißt doch, was für einen Ausschlag sie bekommt, wenn sie Kürbisgemüse gegessen hat."
Emily nickte, Sam schaute sie nur an.
„Man weiß nie, wie Leute auf Tiere reagieren, fuhr sie fort und legte dann eine effektvolle Pause ein. „Em weint, wenn sie den Ausschlag hat, weil er so juckt. Aber ein Mann wie Mr. Tucker weint nicht. Er reagiert eben anders.
„Warum weint er nicht?", fragte Emily.
Sam rollte mit den Augen. „Weißt du das denn immer noch nicht? Männer weinen nicht."
Rianne hockte sich zwischen die Kinder. „Männer weinen auch. Es hängt immer vom einzelnen Menschen und von den Umständen ab."
„Dad hat nie geweint, stieß Sam hervor. „Er hat nur … nur …
„Wie ich schon sagte, hängt es vom Einzelnen ab, Liebling. Und nur weil man einen Menschen nicht weinen sieht, bedeutet das noch lange nicht, dass er nicht leidet."
„Leidet unser Nachbar?"
„Nein, bestimmt nicht. Wahrscheinlich hatte er einfach nur einen schlechten Tag. Sie umarmte beide Kinder kurz und erhob sich wieder. „So, und jetzt sollten wir uns um Sweetpea und ihre Babys kümmern. Wir müssen sie in ihren Korb betten.
Gesagt, getan. Zusammen breiteten sie ein altes zusammengefaltetes Laken im Katzenkorb aus, hoben vorsichtig die Katzenkinder