Die Wüste, die Sterne und du
Von Amalie Berlin
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Über dieses E-Book
Er ist atemberaubend sexy, aber Prinz Dakan Al Rahal ist auch ihr Boss. Sie soll in seinem Land ein modernes Krankenhaus bauen. Für Architektin Nira Hathaway steht fest: Ein Flirt mit dem Arzt kommt nicht Frage. Doch ihr Herz sagt ihr etwas anderes …
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Buchvorschau
Die Wüste, die Sterne und du - Amalie Berlin
IMPRESSUM
Die Wüste, die Sterne und du erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2016 by Amalie Berlin
Originaltitel: „Challenging the Doctor Sheikh"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN, Band 119
Übersetzung: Claudia Weinmann
Umschlagsmotive: GettyImages_den-belitsky
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2021
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751507240
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Die Hitze, an die sich Prinz Dakan Al-Rahal nur zu gut aus seiner Kindheit erinnern konnte, machte ihm schwer zu schaffen. Widerwillig trat er aus dem klimatisierten, neu errichteten Hochhaus im Herzen der Hauptstadt seines Königreichs.
Seines Königreichs auf Zeit, denn er war nur vorübergehend der Landesvater von Mamlakat Almas – nur solange sein Vater in England war, wo er an den Hochzeitsfeierlichkeiten seines älteren Sohns teilnahm.
Obwohl Dakan seinen Vater erst seit wenigen Tagen vertrat, konnte er sich nicht erinnern, je so schlecht gelaunt gewesen zu sein – was nicht nur an den ungewohnt warmen Temperaturen lag.
Natürlich wäre es vernünftig und dem Klima angemessen gewesen, wenn er eines der traditionellen weiten und hellen Gewänder angezogen hätte, doch Dakan zog seine maßgeschneiderten dunklen Anzüge vor. Auch wenn diese deutlich besser zum englischen Schmuddelwetter passten, in dem er sich für gewöhnlich aufhielt.
Was gäbe er in diesem Augenblick für einen ordentlichen Herbststurm. Oder auch nur für den wolkenverhangenen Himmel eines trüben Nachmittags am Meer. Doch solange weder der König noch Dakans älterer Bruder Zahir zurückkamen, saß er in Mamlakat Almas fest.
Genau wie die Architektin, die Zahir engagiert hatte, um den Bau der neuen Klinik zu leiten. In diesem Augenblick saß sie vermutlich in ihrem kleinen Büro und arbeitete an ihren Entwürfen.
Der Gedanke daran, dass dieser Klinikneubau das Gesundheitssystem seines Heimatlandes revolutionieren und endlich ins 21. Jahrhundert befördern würde, hatte Dakans Stimmung ein wenig aufgehellt. Dieses Projekt war der einzige Lichtblick an einem Tag, der bis jetzt nur aus lästiger Büroarbeit bestanden hatte.
Der Klinikneubau war für Dakan eine Herzensangelegenheit, der er sich voller Elan widmete. Umso enttäuschter und frustrierter war er, als er die Architektin nicht an ihrem Arbeitsplatz antraf. Sie hatte offenbar nichts Besseres zu tun gehabt, als zu einer kleinen Besichtigungstour aufzubrechen. Typisch.
An einer roten Ampel drängte er sich durch die haltenden Autos hindurch, seine drei Leibwächter dicht auf den Fersen. Über einen Platz, der mit wunderschönen bunten Fliesen ausgelegt war, eilte er auf den Basar zu. Doch Dakan hatte keinen Blick für die Schönheit seiner Umgebung. Ihm war warm. Viel zu warm. Und es machte ihn wütend, dass er die Architektin nicht angetroffen hatte. Aber am allermeisten störte ihn, dass er überhaupt hier sein musste.
In England war es im Winter manchmal empfindlich kalt, doch in der aktuellen Jahreszeit war das Wetter meistens angenehm. Abgesehen davon konnte er in England gehen, wohin er wollte. Er wurde nicht von Leibwächtern verfolgt, konnte sich mit Frauen verabreden, die er sich aussuchte, und durfte selbst Auto fahren. England bot ihm alles, was er wollte – insbesondere eine Freiheit, die er in Mamlakat Almas nicht besaß.
Sein Leben in England war ausgesprochen angenehm. Er hatte einen netten Freundeskreis, eine beeindruckend luxuriöse Wohnung und großartige berufliche Aussichten. Nachdem er sein Medizinstudium beendet und seine Facharztausbildung abgeschlossen hatte, war Dakan umhergereist, um sich verschiedene Praxen anzusehen. Doch noch ehe er sich für eine entschieden hatte, war er nach Hause zurückbeordert worden. Er hatte also gute Gründe, sehr schlecht gelaunt zu sein.
Noch ein Block, und der kunstvolle Fußgängerweg mündete auf eine große Geschäftsstraße, die zu einem der ältesten und imposantesten Gebäude der Stadt führte – einem Meisterwerk byzantinischer Baukunst.
Dakan ahnte, dass es im Inneren noch genauso voll wie eh und je sein würde. An unzähligen Ständen boten Händler alles an, was man zum Leben brauchte. Auch wenn rund um den Basar herum viele neue und hochmoderne Gebäude entstanden waren, war das alte Bauwerk noch immer der wichtigste Ort, an dem sich die Händler tummelten.
Dakan liebte seinen Vater sehr, doch er stimmte mit dessen äußerst konservativer Politik nur selten überein. Manchmal, wenn der König sich wieder einmal entschieden gegen Fortschritt und Reformen stellte, verspürte Dakan das dringende Bedürfnis, ihn kräftig durchzuschütteln. Oder eine Revolte anzuzetteln, um Zahir als neuen Herrscher einzusetzen. Dakan selbst würde danach natürlich nach England zurückkehren.
Doch solche Gedanken brachten ihn jetzt nicht weiter. Er musste diese Architektin finden. Als Erstes würde er sich ihre Telefonnummer geben lassen, um nicht noch einmal vergeblich in ihr Büro zu kommen. Wieso dachte diese Frau eigentlich, sie könnte sich wie eine Touristin aufführen? Sie war schließlich zum Arbeiten hier!
Vielleicht wäre auch ein dezenter Hinweis darauf, dass zahlreiche einheimische Firmen nur zu gern ihren Job übernehmen würden, eine gute Idee.
Er wusste nicht einmal, wie sie aussah.
Als Britin war sie vermutlich blond. Oder brünett. Aber mit heller Haut. Er brauchte also nur nach einer europäisch aussehenden Touristin Ausschau zu halten. Oder besser noch nach einer Europäerin mit Leibwächter. Natürlich! Er würde einfach den Leibwächter anrufen lassen. Wieso hatte er daran nicht schon früher gedacht?
„Finden Sie bitte heraus, mit wem sie unterwegs ist, und rufen sie ihn an", wies er seine Entourage an, bevor er sich ins Getümmel stürzte. Da er größer als die meisten seiner Landsleute war, hatte er einen guten Überblick. Es half auch, dass er sofort erkannt wurde und alle ihm Platz machten. Schon nach wenigen Minuten war er schweißüberströmt.
„Sie sind in der dritten Arkade, Eure Hoheit", informierte ihn einer seiner Leibwächter. Dakan nickte dankbar und machte sich auf den Weg. Nach wenigen Metern entdeckte er die vertraute Palastuniform. Neben der Wache stand eine Frau mit smaragdgrünem Kopftuch. Ob das die Architektin war? Manchmal verhüllten auch Ausländerinnen ihr Haar aus Respekt vor den örtlichen Gepflogenheiten.
Er griff nach dem Ellenbogen der Frau und drehte sie zu sich um. Mit großen, blassgrünen Augen sah sie ihn an. Nein, das konnte sie nicht sein. Diese Frau hatte einen zu dunklen Teint für eine Britin. Und sie sah zu exotisch aus.
Verdammt. Es war für ihn schon gewagt genug, eine Ausländerin einfach anzufassen, doch bei einer Einheimischen war es ein unverzeihlicher Fauxpas.
Nira Hathaway blickte auf und sah den wohl attraktivsten Mann, der ihr jemals begegnet war. Groß, breite Schultern, leicht zerzaustes, dunkles Haar und fast schwarze Augen. Als ihre Blicke sich trafen, schlug ihr Herz schneller, und ihre Knie wurden weich.
Der Mann zog seine Hand zurück und verbeugte sich. „Bitte verzeihen Sie. Ich habe Sie verwechselt." Sein Arabisch klang wie Musik in ihren Ohren.
„Kein Problem, Sir. Darf ich Sie fragen, für wen Sie mich gehalten haben?" Niras Arabisch war zwar besser als vor einigen Wochen, doch sie war noch weit davon entfernt, fließend oder gar akzentfrei sprechen zu können. Seitdem sie in Mamlakat Almas angekommen war, hatte sie kaum Gelegenheit gehabt, es anzuwenden, da sie fast immer allein war.
Vor einigen Monaten hatte sie endlich angefangen, einen Sprachkurs zu machen – ein Wunsch, den sie schon als Kind gehabt hatte. Natürlich kam sie nur langsam voran; in ihrem Alter lernte man nun einmal nicht mehr so schnell wie als Kind.
Normalerweise hätte sie sich nie getraut, diesen Mister Universum einfach anzusprechen, doch er hatte gesagt, dass er sie mit jemandem verwechselt hätte. Das bedeutete, sie erinnerte ihn an jemanden; an eine Frau, die hier im Land lebte. War das eine erste Spur?
Seine dunklen, verführerischen Augen wanderten von ihr zu ihrer Eskorte, und er runzelte die Stirn. „Sind Sie Nira Hathaway?", erkundigte er sich auf Englisch.
Sie nickte und wechselte ebenfalls in ihre Muttersprache. Sie durfte auf keinen Fall mit diesem umwerfenden Mann flirten, denn sie hatte keine Ahnung, welche ungeschriebenen Regeln dafür in diesem Land galten. Vermutlich verabredeten Frauen sich in Mamlakat Almas nicht so einfach mit fremden Männern und machten auch keine neuen Bekanntschaften auf dem Basar.
„Ja, das bin ich. Und wer sind Sie?"
„Dakan Al-Rahal", antwortete er und sah sie tadelnd an. Nira wurde flau im Magen. Natürlich! Er sah Zahir auffallend ähnlich. Genauso groß, das gleiche energische Kinn, eine ähnliche Haarfarbe. Sie hätte ihn erkennen müssen. Peinlich, dass die Begegnung mit einem attraktiven Mann sie derart aus dem Konzept brachte.
Genau wie sein Bruder Zahir war auch Dakan Mediziner. Arzt und Prinz – was für eine Kombination. Ein Adonis in einem maßgeschneiderten dunkelgrauen Anzug. Bestimmt war er es gewohnt, Frauen durcheinanderzubringen.
Vermutlich gab es irgendein Hofprotokoll, das jetzt von ihr erwartet wurde. Wie sollte sie ihn ansprechen? Was sollte sie sagen? Hallo, ich bin Nira und liebe Strandspaziergänge bei Sonnenuntergang?
„Guten Tag. Ich wusste nicht, dass wir heute verabredet waren, Prinz Dakan. Na also, es ging doch. Oder hätte sie ihn mit „Eure Hoheit
anreden müssen? Wieso hatte sie solche Etikette-Fragen nicht vor ihrer Reise geklärt? Zahir war sehr unkompliziert gewesen und hatte seinen Titel nie erwähnt. Doch hier im Land, noch dazu auf diesem Basar wie aus Tausendundeiner Nacht, erschien es ihr falsch, einfach Dakan zu sagen. Oder Mr. Al-Rahal. Mr. Universum war sowieso passender.
„Offenbar war es naiv von mir anzunehmen, dass ich Sie in Ihrem Büro antreffen könnte. Dabei dachte ich, Sie würden für die Planung des Krankenhauses bezahlt und nicht für Basarbesuche." Sein Ton war alles andere als freundlich. Um sie herum hatte sich inzwischen ein Kreis Neugieriger gebildet, und es herrschte eine bedrückende Stille, die Nira dabei half, wieder klar denken zu können.
Verärgert sah sie den Prinzen an. Sie hasste es, unberechtigterweise beschuldigt zu werden. „Oh nein! Ich werde nach geleisteten Stunden bezahlt und nicht pauschal! Also nur, wenn ich tatsächlich an dem Projekt arbeite. In dieser Hinsicht ist meine Firma sehr genau. Sie brauchen also keine Angst zu haben, dass ich Ihnen diesen Ausflug auf den Basar in Rechnung stelle."
Sie reckte das Kinn. „Während meiner ersten Tage hier habe ich meinen Arbeitsplatz eingerichtet und einiges vorbereitet, doch heute war ich fertig und habe darauf gewartet, dass Sie mit mir die nächsten Schritte besprechen. Ich habe schon einige Skizzen gemacht und …"
„Ich schlage vor, wir setzen unsere Unterhaltung in Ihrem Arbeitszimmer fort. Hier halten wir nur die Leute vom Einkaufen ab." Mit dem Kopf wies er auf die immer größer werdende Menschenmenge, die sie umringte. Obwohl die meisten ihr Gespräch vermutlich nicht verstanden, war den Zuschauern klar, dass sie sich mit einem Mitglied des Königshauses stritt. Entsprechend entsetzt blickten die Leute sie an.
Nira nickte, denn bestimmt war es taktisch unklug, den Prinzen vor seinen Untertanen in eine peinliche Situation zu bringen. Abgesehen davon wollte sie keinesfalls unhöflich oder gar respektlos erscheinen. „Natürlich. Tut mir sehr leid. Sie haben vollkommen recht."
Wortlos folgte sie ihm durch die Markthallen. Wie von selbst bildeten die Besucher, seine Untertanen, eine Gasse, um sie durchzulassen. Draußen angekommen war mit einem Schlag der verführerische Duft nach exotischen Gewürzen verflogen und einem anderen, schwer fassbaren Geruch gewichen, der Nira schon bei ihrer Ankunft aufgefallen war. Obwohl es etwas salzig roch, war es nicht das Meer. Mamlakat Almas hatte zwar eine Küste, doch die Hauptstadt lag in einem Tal, das von Wüste und einer Gebirgskette umgeben war. Ob es Wüstengeruch war? Hatte Sand überhaupt einen Duft?
Mit gesenktem