Zärtliche Eroberung
Von Sylvia Andrew
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Über dieses E-Book
"Rühren sie mich nicht an, Sir!" Wütend weist Kate den galanten Lord Calthorpe zurecht, der ihr sein Geleit anbietet. Er wurde von ihrem Bruder beauftragt, sich um sie zu kümmern, aber sie wird ihm beweisen, dass sie gut für sich selbst sorgen kann. Wäre er nur nicht so attraktiv! Denn schon bald muss sich Kate eingestehen, dass sie sich nicht nur nach seiner Hilfe, sondern auch nach seinen Küssen sehnt...
Sylvia Andrew
Sylvia Andrew wollte eigentlich nie ein Buch verlegen lassen, bis sie Mills & Boon ihren ersten historischen Roman zukommen ließ. Als dieser sofort angenommen wurde, war sie überrascht, aber glücklich. "Perdita" erschien 1991, und sieben weitere Bücher folgten. Auch Sylvias eigene Liebesgeschichte ist sehr romantisch. Vereinfacht gesagt hat sie den Jungen aus dem Nachbarhaus geheiratet, weil seine Mutter es so wollte. Aber es ist etwas komplizierter: Ihre zukünftigen Schwiegereltern waren ihre Nachbarn und stellten den Kontakt zu ihrem Sohn her, als Sylvia einen Job in Cambridge annahm. Simon war dort Lektor. Er kümmerte sich ein wenig um sie, zeigte ihr die Stadt, und daraus wurde schließlich mehr … Heute – 40 Jahre später – leben sie mit Hund und Katze in Somerset. Ihre Tochter Catherine ist in London verheiratet. Simon ist im Stadtrat von Crewkerne aktiv und in der Gegend sehr bekannt, Sylvia dagegen ist gerne mal allein, weshalb sie ihr Mann mit dem Spitznamen "verkappte Einsiedlerin" aufzieht! Die beiden haben eben ihre Eigenheiten: Simon ist Rekordhalter, wenn es darum geht, möglichst schnell Unordnung zu schaffen, Sylvia wiederum kann keinem Schnäppchen widerstehen, ob nützlich oder nicht. Die beiden besitzen auch ein kleines Haus in der Normandie, wo sie so viel Zeit wie möglich verbringen. Sie erinnern sich gerne an Sylvias spitzen Schrei, als sie hier in einem Supermarkt das erste Mal eines ihrer Bücher entdeckte!
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Zärtliche Eroberung - Sylvia Andrew
IMPRESSUM
Zärtliche Eroberung erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2002 by Sylvia Andrew
Originaltitel: „Lord Calthorpe‘s Promise"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe MyLady
Band 456 - 2006 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Birgit Zeidler
Umschlagsmotive: sandr2002 / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 11/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733754099
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Juni 1815
Adam Calthorpe stand im Ballsaal der Duchess of Richmond und beobachtete das ausgelassene Treiben um ihn herum. Die Duchess hatte keinen Aufwand gescheut, damit dieser Ball eine der herausragenden Veranstaltungen der Saison würde, und es sah ganz danach aus, dass ihr dies trotz der erheblichen Konkurrenz gelungen war. Seitdem der Duke of Wellington, Oberbefehlshaber der verbündeten Truppen, in der belgischen Hauptstadt sein Hauptquartier errichtet hatte, waren Vergnügungssüchtige aus ganz Europa herbeigeströmt, um das glanzvolle gesellschaftliche Leben zu genießen, das sich ihnen dort bot. Wochenlang hatte in Brüssel ein Trubel von Festen, Konzerten, Tanzveranstaltungen, Picknicks, Musikfahrten und eine Unmenge anderer Unterhaltungen geherrscht. Adam fragte sich flüchtig, wie lange dies wohl noch anhalten würde …
Mit einiger Mühe verdrängte er alle Gedanken an die Besorgnis erregenden Meldungen von der französischen Grenze. Dazu war schließlich später noch Zeit. Er und seine Kameraden waren hier, um Optimismus zu verbreiten, um die Gäste zu beruhigen. Wieder ließ er seinen Blick über die versammelte Gästeschar schweifen und lächelte. Im Ballsaal der Duchess schien alles seinen gewohnten Lauf zu nehmen. Tom Payne galoppierte beim Volkstanz mit mehr Schwung als Anmut an seinen Mittänzern vorbei, Ivo Trenchard beugte sich über die schöne Gattin eines belgischen Diplomaten, als sei sie für ihn die einzige Frau auf der Welt – was sie, so dachte Adam zynisch, die nächste halbe Stunde lang ja auch sein wird …
„Lord Calthorpe!"
Adam drehte sich um. Eine mit funkelnden Diamanten geschmückte ältliche Dame fasste ihn besorgt am Arm. Mit einer angedeuteten Verneigung ergriff Adam die klauenartige Hand und hauchte einen Kuss darauf. Noch während er sich wieder aufrichtete, setzte er ein beschwichtigendes Lächeln auf. „Womit kann ich Ihnen helfen, Countess Karnska?"
„Der Duke. Ist er denn nicht hier?"
„Noch nicht, Countess. Aber Sie wissen ja, wie gerne Seine Gnaden tanzt. Er wird jede Minute eintreffen."
„Aber was hat seine Verspätung zu bedeuten? Stimmt es etwa, was man sagt? Dass Bonaparte die belgische Grenze überschritten hat? Weiß der Duke darüber Bescheid? Sollten wir Brüssel verlassen, solange dies noch möglich ist?"
In Gedanken verfluchte Adam die Wichtigtuer, die die neuesten Meldungen von der Front aufschnappten und sie dann unter der ängstlichen Bevölkerung verbreiteten. Laut erklärte er mit erneutem Lächeln: „Seien Sie versichert, Countess, dass der Duke voll und ganz über die Lage informiert ist. Es besteht keinerlei Anlass zur Sorge, das garantiere ich Ihnen. Brüssel droht keine Gefahr."
„Sie haben leicht reden, Milor‘. Der Sohn der Countess, ein rotgesichtiger Gentleman in einem braunen Rock, hatte sich seiner Mutter zugesellt. „Aber Bonaparte ist ein Genie. Ein Genie! Und soweit ich weiß, ist der Duke of Wellington ihm noch nie auf dem Schlachtfeld begegnet. Woher nehmen Sie also diese Gewissheit?
„Comte, Napoleon Bonaparte mag ja tatsächlich mit Genie begabt sein, wie Sie sagen, doch ich denke, der Duke ist ihm darin ebenbürtig. Sie und Ihre Mutter sollten keinen weiteren Gedanken an Bonaparte verschwenden und stattdessen den Ball genießen. Der Duke hat alles unter Kontrolle. Nun denn, darf ich Ihnen eine Erfrischung besorgen, Countess? Sie werden Seine Gnaden sehr bald zu sehen bekommen, das verspreche ich Ihnen. Er nimmt gerade ein verspätetes Dinner ein, das ist alles."
Adam holte Wein für die beiden Gäste und stahl sich dann hinaus in den Garten. Er kannte seine Pflicht, gewiss, doch irgendwann war das Maß voll. Die Luft im Ballsaal war stickig, und ihm graute vor dem Gedanken, auch nur zwei Minuten lang einen weiteren adligen Gast beruhigen zu müssen, der gekommen war, das glanzvolle gesellschaftliche Leben in Brüssel zu genießen, und dies nun bedauerte. Während der vergangenen Stunde hatte er ein Dutzend solcher Gespräche geführt, und im Augenblick war er es satt, seine eigenen Ängste verbergen zu müssen.
Trotz seiner beschwichtigenden Worte gegenüber der Countess wusste Adam, dass die Lage sogar noch beunruhigender war, als die Leute vermuteten. Meldungen von Bonapartes plötzlichem Vormarsch gegen die Preußen hatten das Hauptquartier der Alliierten erst spät erreicht, und der Duke befand sich nicht etwa bei einem verspäteten Dinner, sondern in einer vertraulichen Besprechung mit seinen Adjutanten in der Bibliothek der Richmonds, um sich Landkarten einzuprägen und stapelweise neue Befehle zu formulieren. Bald würden Adam und seine Kameraden losgaloppieren, um sie überall dorthin zu überbringen, wo die verbündeten Truppen lagerten. Es sah ganz danach aus, dass Boney dem Duke schließlich doch noch zuvorgekommen war …
Merkwürdigerweise hatte Adam keinerlei Zweifel am Ausgang des Kampfes. Nach sieben Jahren im Felde unter Wellington setzte er absolutes Vertrauen in dessen strategische Fähigkeiten. Doch die bevorstehende Schlacht würde erbittert werden, dessen war er sich ebenso sicher. Er seufzte. Wahrscheinlich würden es die letzten Kampfhandlungen sein, an denen er teilnahm. Die Armee hatte ihn gut behandelt – er war rasch befördert worden, mit dreißig gehörte er dem persönlichen Stab des Duke an und war im Rang eines Majors aus seinem Regiment ausgeschieden. Doch sobald dieser Feldzug vorbei war, musste er eine Rückkehr nach England ernsthaft in Erwägung ziehen. Dass er das Gut seines Onkels geerbt hatte, war unerwartetes Glück gewesen, doch dieses Vermächtnis brachte auch gewisse Pflichten mit sich. Der Besitz war groß und in vernachlässigtem Zustand – er würde einen großen Teil seiner Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. Außerdem war es an der Zeit, dass er sich eine passende Braut suchte …
Anfangs würde es sicherlich ein merkwürdiges Gefühl sein, nachdem er so lange durch ganz Westeuropa marschiert war, in Schlachten gekämpft und in Zelten gelebt hatte. Vor zehn Jahren war es durchaus üblich gewesen, dass ein junger Mann wie er, der keinerlei Aussicht auf künftigen Reichtum oder auf Titel und Güter in England hatte, in die Armee eintrat. Damals hatten noch zwei kerngesunde Vettern in der Erbfolge zwischen ihm und dem schönen Gut in der Nähe von Bath gestanden, das nunmehr ihm gehörte. Es erschien Adam wie eine Ironie des Schicksals, dass er selbst in dieser Zeit einige der erbittertsten Schlachten in Europa überlebt hatte, wohingegen seine Vettern alle beide gestorben waren, während sie zu Hause ihren Vergnügungen nachgingen – der eine bei einer Schlägerei vor einem Gasthaus in London und der andere bei der Jagd. Völlig unerwartet war Adam nun der Titel sowie ein beträchtliches Vermögen zugefallen. Er war es seiner Familie schuldig, nach England zurückzukehren und sich um das Erbe zu kümmern. Der Reiz des Soldatenlebens, der Kameradschaftsgeist, die Kämpfe, die Feiern – noch eine letzte große Schlacht, dann würde es damit vorbei sein.
Er machte sich auf den Rückweg zum Ballsaal, blieb jedoch abrupt stehen, als er zwei junge Leute auf sich zukommen sah. Es war ein schönes Paar – die markante blaue Kavallerieuniform des jungen Mannes gab einen wunderbaren Hintergrund für das weiße Kleid und das goldblonde Haar des jungen Mädchens ab. Auf der Terrasse hielten sie inne … Adam holte tief Luft, und sein Herz schlug heftig. Julia! Was in Gottes Namen hatte Julia hier verloren? Einen Augenblick lang konnte er keinen klaren Gedanken fassen – er fühlte sich um zehn Jahre zurück auf eine Lichtung in dem Wald versetzt, der das Gut der Redshaws umgab …
Er hatte ein lebhaftes Bild von sich selbst im Alter von zwanzig Jahren vor Augen, als er gerade erst Oxford verlassen hatte und leidenschaftlich in Julia Redshaw verliebt gewesen war. Er hatte sich häufig mit ihr in dem Wald getroffen, der ihre beiden Häuser voneinander trennte. Die Heimlichkeit ihrer Verabredungen hatte noch zusätzlich zur Romantik ihrer Liebesbeziehung beigetragen, die geradezu rührend unschuldig gewesen war. Doch eines Tages hatte er sie geküsst, mit der ganzen Inbrunst eines Liebhabers … Er entsann sich, wie sie danach voreinander zurückgewichen waren und einander voller Staunen, gemischt mit ein wenig Furcht, angeblickt hatten. Der Sturm der Gefühle, den sie gemeinsam heraufbeschworen hatten, hatte sie beide verblüfft.
Es war nicht verwunderlich, dass seine Stimme gezittert hatte, als er schließlich sagte: „Das … Das hätte ich nicht tun dürfen. Es tut mir leid, Julia."
Julia hatte ihn mit ihren blauen Augen angefunkelt. „Wag es ja nicht zu sagen, dass es dir leid tut, Adam Calthorpe!, hatte sie erklärt. „Wie könnte man einen … einen solchen Kuss bereuen? Oder die Tatsache, dass wir einander so sehr lieben? Mir tut es nicht leid! Küss mich noch einmal, Adam!
Adam lächelte. Mit zwanzig war er so ernsthaft gewesen, ein solcher Idealist! Er entsann sich, dass er leicht schockiert gewesen war und geantwortet hatte: „N…Nein. Nicht bevor … Erst musst du sagen, dass du meine Frau werden willst."
In diesem Augenblick waren seine Träume zerstört worden. Julia hatte die Augen weit aufgerissen, und das Funkeln darin war langsam erloschen. „Aber wieso denn?"
„Selbstverständlich müssen wir heiraten! Das wollten wir doch schon immer … oder etwa nicht? Ich habe mich im ersten Augenblick, als ich dich kennen lernte, in dich verliebt. Willst du damit etwa sagen, dass du mich doch nicht wirklich liebst?"
„Nein, nein! Ich liebe dich ja! Sie hatte die Arme um seinen Hals geworfen. „Das weißt du doch!
Wie schwer es ihm gefallen war, ihre Berührung zu ignorieren! Doch er hatte sie sanft von sich geschoben. „Also dann …?"
„Aber Heiraten ist doch etwas ganz anderes. Dich könnte ich auf keinen Fall zum Mann nehmen, Adam. Wovon sollten wir denn leben? Nein, nein, wenn ich eine Ehe eingehe, dann mit jemandem, der Geld hat!"
Die Erinnerung an seine Fassungslosigkeit war immer noch erstaunlich lebendig. Doch es war ihm nicht gelungen, auf Julia einzuwirken. Obgleich sie ihn so sehr liebte, wie sie überhaupt irgendjemand zu lieben vermochte, hatte Adam ihre Meinung nicht ändern können. Sie wollte nicht einmal versprechen, dass sie warten würde. In einem einzigen kurzen Sommer hatte Adam Calthorpe seine Liebe und seine Illusionen verloren und war erwachsen geworden. Er gedachte nicht, dazubleiben und dabei zuzusehen, wie die Liebe seines Lebens ihr Ziel verfolgte, sich einen reichen Mann zu angeln. Stattdessen hatte er seinen Onkel dazu überredet, ihm ein Offizierspatent in der Armee zu erwerben, und hatte England verlassen. Er hatte Glück gehabt, denn das Regiment, das er gewählt hatte, war schließlich zu einer der Elitekampfeinheiten auf der iberischen Halbinsel geworden …
Er erhaschte einen weiteren Blick auf das Mädchen in Weiß. Wie dumm von ihm! Das konnte unmöglich Julia sein. Diese junge Dame war kaum älter als siebzehn, und Julia war nur drei Jahre jünger als er selbst. Sie wäre jetzt siebenundzwanzig, mit Sicherheit eine verheiratete Frau, und zweifellos eine wohlhabend verheiratete Frau. Verärgert über seine eigene Torheit, schüttelte er den Kopf. Wie seltsam, dass der Anblick von schimmernden goldblonden Locken, die ein herzförmiges Mädchenantlitz umrahmten, ihn immer noch verwirren konnte! Er hätte schwören können, dass er Julia Redshaw vergessen hatte. Jedenfalls hatte er im Laufe der vergangenen sechs oder sieben Jahre kaum einen Gedanken an sie verschwendet, obwohl ihre Abfuhr ihn seine gegenwärtige Laufbahn hatte einschlagen lassen.
Ein ironisches Lächeln umspielte seine Lippen. Wie sonderbar sich alles gefügt hatte! Ob es etwas geändert hätte, wenn Julia und ihr Vater gewusst hätten, dass Adam Calthorpe eines Tages Titel und Vermögen seines Onkels erben würde? Wohl kaum! Zehn Jahre wären für ein siebzehnjähriges Mädchen eine zu lange Wartezeit gewesen! Er selbst hatte sich inzwischen ebenfalls verändert. Er war nicht mehr der hitzköpfige Romantiker, der in seiner Verzweiflung in die Armee eingetreten war, nachdem Julia Redshaw ihn abgewiesen hatte. Heute, mit dreißig, hatte er sich fest vorgenommen, sich eine Gattin zu suchen, mit der er hoffentlich eine reifere Beziehung führen würde, mit weniger Leidenschaft und mehr Vernunft! Zuneigung und Respekt, so hoffte er, würde zwischen ihnen herrschen, doch nicht die unbesonnene Torheit jener ersten Liebe. Julia Redshaw würde so wie bisher der Vergangenheit angehören, und er würde eine anständige, wohlerzogene junge Frau finden, die ihren Platz einnehmen würde – wenn schon nicht in seinem Herzen, so doch in seinem Leben.
Er sah dem goldblonden Mädchen hinterher, wie es am Arm seines Begleiters fortschwebte, und empfand bei dem Anblick einen letzten heftigen Stich. Dann schüttelte er den Kopf und machte sich wieder auf in den Ballsaal.
An der Tür begegnete ihm Lieutenant Tom Payne. Die Volkstänze waren nun zu Ende, und Tom glühte vor Aufregung.
„Donnerwetter, Sir, ist das nicht eine prächtige Veranstaltung? Was für eine Verabschiedung für die Truppen, nicht wahr?"
Adam lächelte. Es war schlichtweg unmöglich, Tom nicht zuzulächeln. Er war sechs Fuß groß, und mit seinem blonden Haar, das ihm für gewöhnlich über ein Auge fiel, seinem frischen Gesicht und seiner grenzenlosen Begeisterungsfähigkeit erinnerte er Adam an einen großen Welpen und erweckte in ihm dieselbe amüsierte Zuneigung, die allerdings durch Respekt für seine Qualitäten als Soldat gemildert wurde. Seit Spanien gehörte Tom Adams Kompanie an, und seine Ergebenheit Adam gegenüber wurde nur von seiner Ergebenheit gegenüber dem Soldatenleben übertroffen.
„Gibt es schon irgendwelche Neuigkeiten?", fragte Adam ihn.
„Nein, ich habe mich eben erst danach erkundigt. Der Beau hockt immer noch mit De Lacey und den anderen über seinen Papieren. Mein Gott, ich wünschte, sie würden damit endlich ein wenig vorankommen."
Es entstand ein kurzes Schweigen, während sie innehielten, um den Tanzpaaren zuzusehen, wie sie ihre Kreise drehten.
Dann begann Tom Payne: „Ich weiß schon, dass ich aus der Armee austreten muss, wenn der Krieg vorbei ist. Aber ich freue mich nicht darauf. Nach Spanien und jetzt Belgien wird mir das Zivilleben ein wenig zahm vorkommen. Man kann ja nicht ständig auf die Jagd gehen, und was gibt es zu Hause denn schon anderes zu tun?"
„Sie und die Armee sind wie füreinander gemacht, einverstanden. Aber nun, nach dem Tod Ihres Großvaters, musste es damit zwangsläufig ein Ende haben, Tom."
„Das ist wahr! Ich hätte schon vor Monaten heimkehren sollen. Zum einen wegen des Guts und zum anderen wegen meiner Schwester. Wer weiß, was ihr zustoßen würde, wenn ich sie alleine zurückließe. Was sie dringend braucht, ist ein Ehemann."
Adam lachte. „So ein Zufall! Ich habe gerade beschlossen, dass ich sesshaft werden und mir eine Frau suchen will!"
„Sie denken doch wohl nicht daran, Ihren Abschied von der Armee zu nehmen, oder, Sir?" Verblüffung stand Tom ins Gesicht geschrieben. „Wo Sie doch nicht müssen?"
„Aber ich muss ja. Sie sind nicht der Einzige, der Verantwortung trägt, Lieutenant!