Kein Geheimnis kann uns trennen
Von Wendy Warren
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Nach Thunder Ridge zurückzukehren war entweder ein Riesenfehler – oder die beste Entscheidung seines Lebens! Nate ist hin und hergerissen, als er Izzy wiedersieht, seine wunderschöne, unvergessene Sommerliebe. Aber warum geht sie ihm bloß beharrlich aus dem Weg?
Wendy Warren
Wendy lebt mit ihrem Ehemann in der Nähe der Pazifikküste. Ihr Haus liegt nordwestlich des schönen Willamette-Flusses inmitten einer Idylle aus gigantischen Ulmen, alten Buchläden mit einladenden Sesseln und einem großartigen Theater. Ursprünglich gehörte das Haus einer Frau namens Cinderella, die einen wunderbaren Garten mit Tausenden Blumen hinterließ. Wendy und ihr Mann bewirtschaften diesen eifrig, allerdings mit wechselndem Erfolg … Wendy Warren ist Mitglied bei den „Romance Writers of America“ und war bereits Finalistin für den RITA®-Award. Wenn sie nicht schreibt, unternimmt sie gern lange Spaziergänge mit ihrem Hund, chattet mit guten Freunden und kocht für sich und ihren Ehemann.
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Buchvorschau
Kein Geheimnis kann uns trennen - Wendy Warren
IMPRESSUM
Kein Geheimnis kann uns trennen erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2016 by Wendy Warren
Originaltitel: „His Surprise Son"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRA
Band 44 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Rainer Nolden
Umschlagsmotive: GettyImages_Vasyl Dolmatov / shutterstock_mythja
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2021.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751506915
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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1. KAPITEL
Thunder Ridge, Oregon
Izzy Lambert hielt sich für eine grundehrliche Person. Und sie hätte ihren letzten Dollar darauf verwettet, dass die meisten Menschen, die sie kannte, ebenso dachten. In ihrem ganzen Leben hatte sie nur zwei Mal die Unwahrheit gesagt. Genau genommen hatte sie die Wahrheit nur verschwiegen.
Lange hatte sie befürchtet, dass ihre Geheimnisse ans Tageslicht kommen könnten, und noch mehr Zeit hatte sie damit verbracht, nach dem Mann zu suchen, dem sie die Wahrheit vorenthalten hatte. Manchmal glaubte sie sogar, ihn zu sehen, etwa …
… im Supermarkt, wo er eine Tüte Milch aus dem Regal nahm …
… in der Schlange vor dem Bankschalter …
… im Wagen hinter ihr am Drive-In-Restaurant …
Einmal hätte sie sich fast an einem Pfannkuchen in einem Restaurant in Disneyland verschluckt, als sie glaubte, ihn in einem der Kellner wiederzuerkennen.
In Wirklichkeit war er es nie gewesen – Gott sei Dank! –, aber jedes Mal, wenn Izzy glaubte, Nate Thayer zu erblicken, begann ihr Herz wie wild zu schlagen, ihr Puls raste, ihr wurde ganz heiß und schwindlig, und im Handumdrehen war sie schweißgebadet.
Wie jetzt, als sie auf der Straße Flyer verteilte, um Passanten und Touristen auf ihr Restaurant The Pickle Jar aufmerksam zu machen.
„Was gibt’s denn da so zu essen?, wollte eine Frau wissen und wedelte mit dem Flyer. „Nur Salzgurken?
, spielte sie auf den Namen des Lokals an.
„Natürlich nicht. Wir bieten regionale Küche mit regionalen Spezialitäten an. Sehr viel Vegetarisches. Und absolut gesund."
„Wo liegt es denn?", fragte eine andere Frau.
„Etwa dreißig Meter in diese Richtung." Izzy streckte die Hand aus.
„Und um für Ihr Restaurant zu werben, haben Sie sich als Gurke verkleidet?", bemerkte ein älterer Herr, dem Schweißperlen auf der Stirn standen, schmunzelnd.
In ihrem Gurkenkostüm war Izzy in der Nachmittagssonne genauso heiß geworden. Vor nicht allzu langer Zeit hätte sie nicht im Traum daran gedacht, in dieser blödsinnigen Maskerade auf die Straße zu gehen. Aber in einem Marketingkurs für selbstständige Unternehmer hatte sie gelernt, dass Auffallen und Originalität äußerst wichtig waren, um aus der Masse hervorzustechen und die Kundschaft anzulocken.
Eigentlich hatte Izzy Wirtschaftswissenschaften studieren und danach ein eigenes Büro eröffnen wollen, in dem sie in eleganter Businesskleidung mit ihren Klienten verhandelte. Leider aber erfüllten sich manche Wünsche nicht, und Izzy hatte lernen müssen, dass man nur weiterkam, wenn man die Realität akzeptierte. Nun, da sich das Restaurant, in dem sie Geschäftsführerin war, gegen immer mehr Konkurrenten behaupten musste, war Izzy gezwungen, alles Mögliche zu versuchen, um zu überleben. Und eine der Maßnahmen bestand darin, ein lächerliches Gurkenkostüm anzuziehen und sich zum Hanswurst zu machen.
Aber wenn es den Umsatz steigerte, war ihr jedes Mittel recht.
Es war unerträglich heiß in dem grünen Ganzkörperkostüm. Vermutlich mit ein Grund, warum sie keinen ihrer Angestellten hatte überreden können, in dieser Verkleidung auf die Straße zu gehen. Also war sie kurzerhand selbst hineingeschlüpft, um die Werbetrommel für The Pickle Jar zu rühren.
Ein anderer Tourist baute sich vor ihr auf. „Und es ist wirklich so günstig, wie es hier steht?", erkundigte er sich.
„Noch viel günstiger. Und die Speisen sind noch viel besser." Izzy lief der Schweiß in Strömen am Körper herunter – und sie schwitzte noch mehr, als ein Mann aus dem Reisebus am Straßenrand stieg, der wieder einmal Nate Thayer ähnelte. Vermutlich sah sie nur deshalb überall Gespenster, weil sie nichts mehr fürchtete als eine Begegnung mit ihm. Vielleicht sollte sie an weniger stressige Dinge denken als daran, ihm zufällig über den Weg zu laufen.
Konzentrier dich aufs Geschäft, ermahnte sie sich. Dann verschwinden auch die Gespenster.
The Pickle Jar war nicht nur ihr Arbeitsplatz, sondern auch ihr Zuhause geworden. Hier hatte sie zum ersten Mal erfahren, was Familienleben bedeutete. Und jetzt stand das Lokal praktisch vor der Pleite. Aber sie würde das Steuer herumreißen, schwor sie sich. Sie musste es herumreißen. Ihr blieb gar keine andere Wahl.
Izzy verdrängte diese niederschmetternden Gedanken und setzte ihr strahlendstes Lächeln für die Touristen auf. „Ich verspreche Ihnen, Sie werden den Besuch nicht bereuen. Es wird einer der Höhepunkte Ihrer Reise sein."
Vermutlich hatte Nate Thayer sich die Rückkehr in seine Heimatstadt anders vorgestellt, als Jackson Fleming gegenüberzusitzen, mit dem er in derselben Baseballmannschaft gespielt hatte und der ihm die Ohren volljammerte, weil angeblich alles viel schlechter geworden war. Seine vier Kinder fraßen ihm die Haare vom Kopf, sein Job als Fahrer eines Milchlasters langweilte ihn zu Tode … und der Service im Pickle Jar, in dem die beiden Männer saßen, war auch nicht mehr das, was er einmal gewesen war. Stundenlang, schimpfte Jackson, musste man aufs Essen warten.
Es war Nates erster Besuch in Thunder Ridge seit fünfzehn Jahren. Er hatte vorgeschlagen, dort zu Mittag zu essen. Während Jack über sein Leben nach der Highschool berichtete, ließ Nate den Blick durch das Lokal schweifen. Sein erster Eindruck war: Hier hat sich nicht viel verändert. Er erinnerte sich an die Resopaltheke, an der er oft gesessen hatte, für die Prüfung gepaukt und dabei Softdrinks getrunken und Mixed Pickles in sich hineingestopft hatte, bis Sam Bernstein ein Cornedbeef-Sandwich auf Kosten des Hauses vor ihn hinstellte. „Iss das, hatte der alte Mann mit dem großen Herzen ihm befohlen, als er ihm zum ersten Mal ein Essen spendierte. „Ich sehe doch, dass du ununterbrochen lernst. Da braucht man zwischendurch etwas Anständiges zu essen. Sieh es als Unterstützung für deinen Collegebesuch. Eines Tages, wenn du mal erfolgreich bist, wirst du mir dafür dankbar sein.
Er war tatsächlich erfolgreich geworden – als Architekt in Chicago. Immer wenn er an Thunder Ridge dachte, fielen ihm die Bernstein-Brüder ein, und er hoffte, dass sie stolz auf ihn sein würden. Er musste sie unbedingt wiedersehen. Während seines Studiums hatte er ihnen noch ein oder zwei Mal geschrieben, aber dann war der Kontakt abgerissen, und er hatte nichts mehr von sich hören lassen. Umso mehr hoffte er, den beiden Männern jetzt die Hand schütteln zu können.
Die abgebrochene Beziehung zu den Brüdern war jedoch nicht das einzige Problem, das ihm zu schaffen machte. Wobei das andere sehr viel schwerwiegender war. Kurz nachdem er der Stadt den Rücken gekehrt hatte, war Isabelle Lambert ebenfalls weggezogen. Seit fünfzehn Jahren hatte er nichts mehr von ihr gehört. Manchmal hatte er überlegt, nach ihr zu suchen, doch den Gedanken daran immer wieder verworfen.
Dennoch war es unmöglich, nach Thunder Ridge, Oregon, zurückzukehren und nicht an das Mädchen mit den karamellfarbenen Haaren, der zarten Haut und den seeblauen Augen zu denken – Augen, die so groß waren, dass Nate am liebsten darin versunken wäre.
Unwillkürlich hielt er die Speisekarte fester umklammert. Entspann dich, befahl er sich. Denn wenn es um Izzy ging, spürte er selbst nach fünfzehn Jahren noch immer diese seltsame Sehnsucht.
„Haben Sie schon gewählt?"
Nate hatte die Kellnerin gar nicht bemerkt, die an ihren Tisch getreten war. Sie füllte die Wassergläser, stellte den Plastikkrug auf den Tisch und sah ihre Gäste erwartungsvoll an. Auf ihrem Namensschild stand „Willa" – ein passender Name für die zierliche Person mit den langen kastanienbraunen Haaren und der fröhlichen Miene.
Jack lächelte ihr zu. „Was können Sie denn heute empfehlen? Außer sich selbst?" Obwohl er verheiratet war und vier Kinder hatte, konnte er das Flirten nicht lassen.
Nate zuckte innerlich zusammen, aber die Frau schien nichts erschüttern zu können. Ungerührt antwortete sie: „Das Ochsenbrustsandwich mit frischem Salat der Saison. Dazu vorab die Hühnersuppe."
Rasch bestellte Nate das Sandwich und hoffte, sein Freund möge das Gleiche tun, ohne sich noch mehr zum Narren zu machen. Doch der dachte nicht im Traum daran. „Ich nehme ebenfalls das Sandwich. Aber bringen Sie mir bitte auch einen eiskalten Drink, Schätzchen. Denn je länger ich Sie anschaue, desto heißer wird mir."
„Jack …", begann Nate mit einem warnenden Unterton in der Stimme, aber der ehemalige Football-Held ließ sich nicht beirren.
Er grinste Nate über das ganze Gesicht an. „Du bleibst doch eine Weile in der Stadt, nicht wahr? Vielleicht hat Willa eine Freundin, und wir könnten zu viert was unternehmen."
Willa nahm den Wasserkrug und murmelte nur: „Die Sandwiches kommen gleich." Nun schienen bei Jack sämtliche Sicherungen durchgebrannt zu sein. Er versetzte der Kellnerin einen Klaps auf den Po und packte sie am Handgelenk. Das Mädchen versuchte, sich aus dem Griff zu befreien, aber Jack ließ nicht locker.
Plötzlich ging alles so schnell, dass Nate hinterher gar nicht mehr hätte sagen können, was genau geschehen war. Er hörte jemanden ein warnendes „He!" rufen, und dann tauchte eine große … Salzgurke ??? … neben ihm auf. Gleichzeitig ergoss sich ein Schwall eiskaltes Wasser über ihn und Jack. Das meiste davon bekam Jack ab.
Jack schrie etwas, die Gurke schrie zurück, und dann rutschte sie in einer Wasserpfütze aus. Grüne Beine strampelten, grüne Arme ruderten durch die Luft.
Nate stand auf, um dem Wesen wieder auf die Beine zu helfen.
„Das haben Sie mit Absicht gemacht", grollte Jack.
„Halt die Klappe, befahl Nate, als er sich neben das lebende grüne Gemüse kniete. „Bewegen Sie sich nicht
, riet er der Gurke. „Lassen Sie mich erst mal nachsehen, ob Sie sich verletzt haben." Aber offenbar war das Kostüm so gut wattiert, dass seine Befürchtung unbegründet war.
Die wütende Gurke zeigte auf Jack. „Verlassen Sie sofort dieses Lokal. Auf der Stelle! Dann drehte sie sich zu Nate um. „Und Sie … Sie …
Sie