Ein Millionär und Märchenprinz
Von Melissa McClone
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Über dieses E-Book
Chase Ryder ist knallharter Geschäftsmann und Millionär. Von Märchen hält er wenig. Doch als ihm die zauberhafte Jane Dawson von ihrer Benefizveranstaltung für ein krankes Mädchen erzählt, rührt ihn das wider Willen zutiefst. Er sagt seine Hilfe zu - und stellt bei den Vorbereitungen zu dem märchenhaften Abend fest, dass Jane eine Saite in ihm zum Klingen bringt, die er schon fast vergessen hatte. Immer mehr gerät er in den Bann ihrer tiefgrünen Augen … Plötzlich wünscht er sich nichts sehnlicher, als dass dieses Märchen von der Liebe für ihn gut ausgeht!
Melissa McClone
Melissa war schon immer ein Fan von Märchen und Geschichten mit Happy End. Doch bis ihre Englischlehrerin Liebesromane im Unterricht thematisierte, hatte sie das Genre noch nicht für sich entdeckt. Aber danach hatte sie eine neue Leidenschaft. Überflüssig zu sagen, dass sie ihrer Lehrerin auf ewig dafür dankbar ist. Nach ihrem Universitätsabschluss in Maschinenbau an der Stanford Universität erforschte Melissa das Leistungsvermögen von Flugzeugtriebwerken, und ihre Vorliebe für Liebesromane wurde immer stärker. Eines Tages entschloss sie sich, endlich den Versuch zu wagen, einen Roman zu verfassen. Leichter gesagt als getan. Doch sie lernte schnell und gab nicht auf. Sehr bald wurde das Schreiben zu einer Leidenschaft, und die wenigen Stunden in der Mittagspause und abends, in denen sie dafür Zeit fand, reichten ihr nicht mehr aus. Erst als ihr Ehemann sie anspornte und ihr seine Unterstützung versicherte, traute sie sich, ihren jahrelangen Traum von einer Karriere als professionelle Schriftstellerin zu verfolgen. Es war eine gute Entscheidung, denn gleich ihr erster Roman wurde veröffentlicht. Wenn Melissa nicht gerade an neuen Romanen arbeitet, kümmert sie sich um ihre Kinder oder die Wäsche. Danach macht sie es sich gern mit einer Tasse Tee, ihren Katzen und einem fesselnden Buch auf dem Sofa gemütlich.
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Ein Millionär und Märchenprinz - Melissa McClone
Melissa McClone
Ein Millionär und Märchenprinz
IMPRESSUM
BIANCA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2006 by Melissa McClone
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1636 (17/1) - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Patrick Hansen
Fotos: FontShop
Veröffentlicht im ePub Format im 03/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86349-872-6
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
1. KAPITEL
„Mr. Ryder!, rief Jane Dawson mit fester Stimme und hätte fast den Kopf geschüttelt. Kaum zu glauben, wie ruhig sie klang – und das trotz des mulmigen Gefühls in ihrem Bauch. Sie stand im Foyer des ultramodernen Konferenzzentrums von Cyberworx und lächelte den grauhaarigen Geschäftsmann freundlich an. „Ich würde gern mit Ihnen sprechen. Nur eine Minute. Falls Sie Zeit haben. Bitte!
Bitte? Jane biss sich auf die Zunge.
Selbstbewusst hörte sich das ja nicht gerade an, aber schließlich war das hier Neuland für sie.
„Sie möchten mich sprechen? Chase Ryder?" Er war Chef eines multinationalen Technologiekonzerns. Sein Vermögen wurde auf mehrere Millionen Dollar geschätzt.
Und er klang überrascht.
Natürlich. Leute wie Jane, die das College abgebrochen hatten und in einem – wenn auch angesagten – Coffeeshop arbeiteten, sprachen Menschen wie ihn nicht einfach an. Normalerweise hätte sie das auch nicht getan. Schon gar nicht an ihrem freien Tag. Aber als sie mitbekommen hatte, dass der Coffeeshop heute eine Veranstaltung hier bewirtete, hatte sie sich spontan gemeldet, um zu helfen. So eine Chance bekam sie schließlich nur einmal.
Eigentlich arbeitete sie gar nicht im Catering, und daher hatte es sie auch einige Überredungskunst gekostet, ihre Chefin Zoe davon zu überzeugen, sie für dieses Arbeitsfrühstück für dreißig Personen im Hauptquartier des Konzerns einzusetzen. Natürlich hatte Zoe sofort begriffen, dass Jane unbedingt mit Chase Ryder reden wollte. Gab es auf dieser Welt eine verständnisvollere Chefin als Zoe? Jane konnte sich das kaum vorstellen.
Und jetzt, da sie vor Ryder stand, brachte sie kein Wort heraus.
Benimm dich, als wüsstest du, was du tust! Und was du sagst. Und denk nach, bevor du den Mund aufmachst! Das war der Rat, den Zoe ihr gegeben hatte. Jane atmete tief durch und hob das Kinn. „Ja, das möchte ich, Mr. Ryder."
Sein belustigtes Grinsen wurde noch breiter. Irgendwie erinnerte der Mann gar nicht an einen knallharten Geschäftsmann. „Ich unterhalte mich sehr gern mit Ihnen."
Sie fühlte sich erleichtert. Gut, der erste Schritt war getan. Vielleicht würde der Rest ja ganz einfach werden? So optimistisch war sie seit Jahren nicht mehr gewesen.
„Aber leider bin ich nicht Chase Ryder", fuhr er fort.
Was hatte er gerade gesagt? Sie traute ihren Ohren nicht.
Er war … nicht Chase Ryder?
Wie peinlich! Wie hatte ihr nur ein solcher Fehler unterlaufen können? Ally hatte ihr versichert, dass sie Cyberworx’ obersten Chef gar nicht verfehlen konnte. Groß und attraktiv sei er, und stets von einer Menge Leute umgeben. Wie dieser Mann hier.
Der musterte sie besorgt. „Alles in Ordnung?"
Nein, nichts war in Ordnung. Jane brauchte Chase Ryder. Sie brauchte … ein Wunder. Sonst würde die Benefizveranstaltung, die sie organisieren wollte, niemals stattfinden.
„Hallo?"
Wie immer Ryder auch reagiert, bleib bitte gelassen. Mach ja kein Drama draus! Das waren Zoes Worte gewesen. Jane rang sich ein Lächeln ab. Genau, sie musste gelassen bleiben! Sie durfte weder ihren Job im Coffeeshop noch zukünftige Catering-Aufträge gefährden.
„Entschuldigung, sagte sie. „Danke für Ihre Zeit.
„Nein, ich danke Ihnen. Der Mann schmunzelte. „Dass Sie mich für Chase gehalten haben, tut mir richtig gut.
Verlegen sah Jane ihm nach, als er mit federnden Schritten davonschlenderte. Offensichtlich hatte sie sich das ein bisschen zu einfach vorgestellt. Ein Chase Ryder lief hier nicht einfach die Gänge entlang und ließ sich von jeder x-beliebigen Kellnerin ansprechen. Aber sie durfte jetzt nicht den Mut verlieren. Aufgeben kam nicht infrage. Sie musste es weiter versuchen.
Für Emma. Für die süße, vier Jahre alte Emma, die so gern mit Puppen spielte. Und die noch einige Monate lang behandelt werden musste, um wieder gesund zu werden. Vielleicht würde sie Chase Ryder ja doch noch finden. Es war erst zehn Uhr vormittags. Und wenn nicht, dann …
Dann könnte sie noch mehr Briefe schreiben und noch mehr telefonieren. Irgendwie würde sie schon noch Sponsoren für die Benefizveranstaltung auftreiben. Eine Benefizveranstaltung, die der einzige Weg war, um Emmas Mutter Michelle zu helfen, die immer höheren Arztrechnungen zu bezahlen. Irgendwie würde es ihr gelingen.
Wenn sie doch nur wüsste, wie!
Jane ging zum Büfett, um es abzuräumen. Die Gäste hatten Appetit gehabt. Auf den Platten waren höchstens noch ein Dutzend Muffins, Frühstückskuchen und Zimtschnecken übrig geblieben. Sie legte sie alle auf einen Teller und deckte ihn mit Alufolie ab. Auch die Schälchen mit Fruchtsalat waren alle weg, bis auf …
Oh nein.
Ein Schälchen war auf dem Fußboden gelandet. Melone, Weintrauben und Ananas schwammen zertreten und matschig in einer Pfütze. Die Reinigungskräfte von Cyberworx würden das Geschirr zwar abräumen und sauber machen, aber so konnte Jane ihnen den Raum nicht hinterlassen, also schnappte sie sich ein Tuch, ging in die Hocke und machte sich daran, die klebrige Masse aufzuwischen.
Was für ein gelungener Abschluss eines erfolglosen Morgens! Sie griff nach einer zermatschten Erdbeere. Viel schlimmer konnte dieser Tag nicht werden.
„Entschuldigung", sagte eine Männerstimme über ihr.
Janes Blick fiel auf schwarze Laufschuhe, die dringend neue Schnürsenkel brauchten, aber bequem aussahen. Genau wie die verwaschenen Jeans. Ihr Blick wanderte an den Waden hinauf, über die Knie und Oberschenkel bis …
Ihre Wangen wurden heiß.
„Sie wollten mich sprechen?", fragte der Mann.
Was fiel ihr ein? Sie war hergekommen, um ein Frühstück auszurichten. Und um Chase Ryder um einen Gefallen zu bitten. Nicht, um ihm auf den Hosenschlitz zu starren.
Jane sprang auf. „Ich bin Ja…"
Sie schaute in sein Gesicht und verstummte sofort. Wow! Schon immer hatte es ihr gefallen, wenn ein Mann kantige Züge hatte. Aber in Kombination mit so vollen Lippen und tiefblauen, warmen Augen? Das war einfach … perfekt. Dazu noch diese blonden lockigen Haare, die den graublauen Hemdkragen unter dem dunkelblauen Sakko berührten … So gut konnte kein Mann aussehen. Irgendwo musste ein Makel sein.
Und dann entdeckte sie ihn – eine winzige, kaum sichtbare Narbe an der rechten Augenbraue. Doch die verunstaltete ihn nicht, sondern verlieh ihm eine sexy, fast ein wenig gefährliche Ausstrahlung. Unwillkürlich wich Jane zurück und stieß gegen den Tisch. Ihr Herz schlug schneller.
„Jay?", fragte er nach.
„Jane. Ihre Stimme klang anders. Tiefer als sonst. Sie räusperte sich. „Jane Dawson.
„Chase Ryder."
Dieser Mann war Chase Ryder? Aber er war viel zu jung, viel zu … männlich. Wie ein Cowboy, der sich in das falsche Gebäude verirrt hatte. Breite Schultern, hochgewachsen. Mindestens einen Kopf größer als sie. Sie hatte sich ihre Begegnung mit Ryder wieder und wieder vorgestellt. Aber sie war nicht im Mindesten darauf eingestellt gewesen, so einem Mann zu begegnen. Okay, Mädchen, durchatmen, ermahnte sie sich. Und zwar sehr schnell durchatmen!
„Sie wollten mich sprechen?", wiederholte er.
Sein melodisches Timbre ging ihr förmlich unter die Haut.
Reiß dich zusammen, dachte sie verzweifelt. Sie würde die Nerven behalten und erreichen, was sie sich vorgenommen hatte. Was machte es schon, dass er der attraktivste Mann war, den sie je gesehen hatte? Dass er einer der reichsten Männer des Landes war? Alles egal, jetzt ging es nur um die finanzielle Zukunft einer Not leidenden Familie. Da durfte sie sich nicht von so einer Kleinigkeit wie einem gut aussehenden … na ja, eher atemberaubenden Gesicht aus der Fassung bringen lassen.
„Ja, brachte sie heraus und streckte die Hand aus, bis sie merkte, dass es diejenige war, in der sie das Tuch mit dem aufgewischten Fruchtsalat hielt. Hastig warf sie es auf den Tisch und wischte die Hand an der Schürze ab. „Das möchte ich.
Ryder schaute auf seine Uhr. „Ich habe drei Minuten."
Diese kleine, etwas ungeduldige Geste half Jane, sich wieder zu konzentrieren. Hatte sie für eine Sekunde etwa tatsächlich mehr in Chase Ryder gesehen als ein überdimensioniertes Scheckbuch? „Ich organisiere eine Benefizveranstaltung, um Spenden für eine Vierjährige zu sammeln. Das Mädchen hat Leukämie. Die Mutter ist mit ihrer Tochter allein. Sie arbeitet, ist aber nicht krankenversichert."
Jane holte tief Luft. „Mr. Ryder, ich habe Ihrer Stiftung zwei Briefe geschrieben und am Telefon drei Nachrichten hinterlassen, aber nie eine Antwort bekommen. Ich weiß, dass Ihre Stiftung nichts mit Cyberworx zu tun hat, aber da ich schon mal hier bin, dachte ich mir, ich spare mir eine weitere Briefmarke und spreche Sie einfach direkt an."
Sein Blick wanderte über ihre schwarze Hose, die weiße Bluse und die Schürze, bis Jane sich nervös eine Strähne zurück in den Pferdeschwanz schob.
„Und Sie sind hier wegen …"
„Des Frühstücks." Sie zeigte auf den Namen, der auf die Schürze gestickt war. „Ich … wir haben es geliefert. ‚The Hearth‘. Das ist ein Coffeeshop in der City. Wir haben auch eine Catering-Abteilung."
„Ich weiß, erwiderte er. „Ihre Firma arbeitet häufiger für uns, aber Sie kenne ich nicht.
„Normalerweise arbeite ich im Coffeeshop, nicht im Catering. Heute ist aber eine Ausnahme. Sie befeuchtete sich die Lippen. „Meine Chefin hat gesagt, ich darf Sie mit meinem Anliegen ansprechen, solange ich Sie nicht belästige. Belästige ich Sie gerade, Mr. Ryder?
Er lächelte. „Nennen Sie mich Chase. Und nein, Sie belästigen mich nicht."
Gott sei Dank. Schade, dass sie das nicht von ihm behaupten konnte. Na gut, er belästigte sie nicht, er machte es ihr nur schwer, einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Natürlich war ihr klar, dass der Mann gar nicht so nett sein konnte, wie er aussah. Jemand, der so erfolgreich war, konnte einfach nicht nett sein. Trotzdem würde sie nachher im Coffeeshop einen Eiskaffee brauchen, um sich abzukühlen.
„Ich weiß, Sie sind viel beschäftigt, und die drei Minuten sind fast vorbei, aber ich würde Ihnen gern mehr Informationen über die Benefizveranstaltung schicken. Oder ich lade Sie zum Mittagessen ein, damit wir ausführlicher darüber reden können."
Er zog eine Augenbraue hoch. „Sie wollen mich zum Mittagessen einladen?"
Mittagessen? Hatte sie das wirklich gesagt? Das hatte sie wohl, und jetzt war es zu spät, einen Rückzieher zu machen. „Äh, also ganz unverbindlich im Coffeeshop, meine ich. Wir haben sehr leckere … Was? Sandwiches, Suppen und Salate waren vielleicht nicht sehr verlockend für einen Mann, der sich alles leisten konnte, was er wollte. Denk nach, befahl sie sich. „Panini nach toskanischer Art.
Chase Ryder lächelte. „Sie setzen großes Vertrauen in Ihre Küche."
Jedenfalls weit mehr als in sich selbst. Zoe würde sie umbringen. „Es ist mein eigenes Rezept."
Ihre Blicke trafen sich, und Jane spürte ein leises Kribbeln am Rücken. Es war keineswegs unangenehm. „Wie wäre es mit halb zwei?", fragte er.
„Heute?"
Er nickte, und eine Locke fiel ihm in die Stirn. Jane musste sich beherrschen, um sie nicht zurückzuschieben.
„Sehr … gern", stammelte sie. Vorausgesetzt, ihr Puls normalisierte sich bis dahin wieder und sie konnte Zoe davon überzeugen, dass es im Hearth heute Mittag Panini nach toskanischer Art gab.
Bis zur nächsten Besprechung blieben Chase noch sieben Minuten. Auf dem Weg in sein Büro blieb er vor dem Schreibtisch seiner Assistentin stehen. Während Amanda ihr Telefonat beendete, nahm er die winzige Harke aus ihrem Miniatur-Zen-Garten.
Amanda, eine unglaublich jung aussehende Dreiundfünfzigjährige, lächelte nachsichtig. „Haben Sie nicht ein Konferenzgespräch mit Zürich?"
Er sah auf die Uhr. „In sechseinhalb Minuten."
„Dann will ich Sie nicht aufhalten." Sie strich sich durch das kurze, rote