Ein Engel als Bodyguard
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Über dieses E-Book
Der reiche Architekt Lorcan hat sein Herz an die bildhübsche Jessica Pallister, die Leibwächterin seiner kleinen Tochter, verloren. Die Wochen auf Mauritius mit dieser hinreißend zärtlichen Frau sind wie ein Traum für ihn. Aber warum zögert sie, seinen Heiratsantrag anzunehmen?
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Buchvorschau
Ein Engel als Bodyguard - Elizabeth Oldfield
IMPRESSUM
Ein Engel als Bodyguard erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1997 by Elizabeth Oldfield
Originaltitel: „Looking After Dad"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1202 - 1998 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Dr. Susanne Hartmann
Umschlagsmotive: gpointstudio / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733778880
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Es war einer dieser Tage, an denen es klüger gewesen wäre, nicht auf den Piepton des Weckers zu hören, sich die Decke über den Kopf zu ziehen und im Bett zu bleiben.
In der einen Hand ein halb aufgegessenes Krabben-Mayonnaise-Sandwich und in der anderen eine Flasche Magnum Champagner, eilte Jess Pallister die belebte Geschäftsstraße entlang. Erst hatte das Frühstück ausfallen müssen, weil sie vergessen hatte, einzukaufen, als Nächstes waren die Duschen im Schwimmbad defekt gewesen, dann hatte sie ein beunruhigendes Geschenk bekommen, und jetzt wurde nichts aus dem ruhigen Nachmittag vor der Staffelei, weil sich plötzlich ein Vorstellungsgespräch ergeben hatte.
Ich bin wirklich zu nachgiebig, dachte Jess. Anstatt unverblümt Nein zu sagen, hatte sie sich mal wieder überreden lassen.
„Klingt wie ein Traumauftrag", hatte ihr Bruder erklärt, bevor er ihr eine Kurzfassung der näheren Einzelheiten gab, doch Jess hatte früher schon seine so genannten ‚Traumaufträge‘ übernommen, und die waren zum Albtraum geworden. Wie zum Beispiel der von Roscoe Dunbar.
Jess erreichte das weiße Bürohochhaus, setzte die Drehtür in Gang und gelangte in eine große Eingangshalle mit Marmorboden. Nervös sah Jess auf ihre Armbanduhr. Sie kam nur ungern zu spät. Ihr blieben noch fünf Minuten, gerade genug Zeit, auf dem Weg nach oben ihr Essen zu beenden, sich von der Hetzerei zu erholen und sich dann kühl, gelassen und konzentriert in den Büros des Industriemagnaten und internationalen Hoteliers Sir Peter Warwick im zwanzigsten Stock einzufinden.
Sie ging zu den Fahrstühlen, entdeckte einen, dessen Türen sich gerade schlossen, hastete darauf zu und schwang in letzter Sekunde ihre schwere Sporttasche in den Spalt, sodass die Türen wieder aufglitten. Als Jess in den Lift stürmte, mussten sechs Leute zurückweichen.
„Geschafft!", sagte Jess, lächelte die anderen entschuldigend an und drehte sich zur Schalttafel an der Wand um. Die rautenförmige Taste mit der Zahl zwanzig war bereits gedrückt.
Der Fahrstuhl glitt nach oben, und Jess biss von ihrem Sandwich ab. Na schön, sie hatte sich überreden lassen, zu dem Vorstellungsgespräch zu gehen, aber das bedeutete nicht, dass sie wieder nachgiebig und schwach sein und den Job annehmen würde. Wie Dennis eingeräumt hatte, war es ihre Entscheidung, und wenn die Sache nur einen einzigen Haken hatte, würde sie ablehnen. Jess’ haselnussbraune Augen funkelten aufsässig. Sie war nicht länger Miss Willfährig. Von jetzt an würde sie über sich selbst bestimmen.
Während der Fahrstuhl hielt und zwei Männer mittleren Alters mit Aktenkoffern hinausgingen, aß Jess den Rest des Sandwichs. Die Türen schlossen sich, und der Lift fuhr weiter nach oben. Sie wischte sich die Finger an einem Papiertaschentuch ab. Bevor sie dem Industriemagnaten gegenübertrat, musste sie sich kämmen, doch das würde sie machen, wenn der überraschend langsame Aufzug die oberste Etage erreichte.
Jess zog sich den Riemen der Sporttasche höher auf die Schulter. Ihre Mitfahrer trugen alle die für das Geschäftsviertel typische elegante Kleidung, während sie in alten schwarzen Leggings und einer pinkfarbenen langen Bluse mit Farbklecksern extrem lässig aussah. Lässig, erhitzt und gereizt. Jess neigte den Kopf und schnupperte diskret. Igitt. Ein bisschen nach Chlor roch sie auch.
Der Aufzug hielt wieder. Leute verließen den Lift, und die gemächliche Fahrt ging weiter. Jetzt waren nur noch Jess und ein Mann übrig. Er stand mit verschränkten Armen ihr gegenüber und blickte gedankenverloren zu Boden. Auf Jess wirkte der Fremde bekümmert, als wäre dieser Septembertag für ihn bis jetzt auch nicht die reine Freude gewesen.
Er sah aus wie Ende dreißig, war ungefähr einen Meter neunzig groß und hatte eine athletische Figur. Das dichte schwarze Haar fiel ihm in die Stirn, und seine Haut hatte den Ton langsam verblassender Sonnenbräune. In einem tadellosen dunkelblauen Nadelstreifenanzug sah er aus wie ein Manager. Das ein bisschen zu lange Haar, das seinen Kragen streifte, und eine auffallend rosa, blau und weiß gemusterte Seidenkrawatte deuteten jedoch an, dass er nicht zu den ganz konventionellen Typen des Geschäftsviertels gehörte.
Seine Augen konnte Jess nicht sehen. Er hatte eine gerade Nase und ein energisches Kinn, und obwohl sein Gesicht zu markant war, als dass man es wirklich gut aussehend nennen konnte, hatte er eine besondere männliche Ausstrahlung, die ihn anziehend machte. Mit dem fast blauschwarzen Haar konnte er südländischer Abstammung sein.
Ein Mann, der gewohnt ist, zu befehlen, und der keine Dummköpfe duldet, dachte Jess. Plötzlich merkte sie, dass er ihren forschenden Blick kühl erwiderte. Schnell schaute sie zur Schalttafel. Glaubte er, dass sie ihn interessiert abgeschätzt hatte? Zweifellos wurde dieser Mann von vielen Frauen taxiert. Aber wenn er das von ihr dachte, irrte er sich. In ihrem Job musste sie aufmerksam sein und andere beobachten, und ihr Gegenüber faszinierte sie als Fallstudie, das war alles. Jess überlegte, ob sie etwas sagen sollte, um ihm zu zeigen, dass sie überhaupt kein persönliches Interesse an ihm hatte. Es würde die Situation entspannen …
Gerade als die Taste für den achten Stock aufleuchtete, hob Jess an. „Mir gefällt Ihre …"
Peng! Der Champagner explodierte. Der Korken schoss aus der Flasche, pfiff am Ohr des Mannes vorbei und prallte gegen die Wand hinter ihm. Eine Fontäne weißen Schaums folgte. Ganz plötzlich war Silvester.
Jess zuckte zusammen. Sie blinzelte. Geich darauf schaute sie den Mann starr an. Er hatte schützend den rechten Arm gehoben, aber trotzdem lief ihm weißer Schaum vom Haar auf die breiten Schultern und sammelte sich wie rasch schmelzender Schnee auf dem Nadelstreifenjackett.
„Du liebe Güte!", rief Jess. Hilflos umklammerte sie mit beiden Händen die Flasche. Die sprudelnde Flüssigkeit verwandelte sich in einen Hochdruckstrahl.
Jetzt spritzte dem Mann Champagner ins Gesicht, tränkte seinen Ärmel und perlte an seinem Anzug hinunter.
„Zur Seite!", schrie er.
Jess sah ihn sprachlos an.
„Halten Sie die Flasche zur Seite!"
„Oh … ja." Jess hielt die Magnum gerade nach oben. Der Champagner traf wie ein Geysir die Decke des Lifts und regnete auf Jess und den Mann hinunter. Laut fluchend schnellte er vor, packte den Flaschenhals und richtete ihn nach unten in eine Ecke. Einige Sekunden lang sprudelte der Champagner noch dorthin, dann wurde der Sturzbach zu einem harmlosen Tröpfeln.
„Um Himmels willen!" Der Mann blickte Jess finster an.
Er hatte blaue Augen, umrahmt von dichten schwarzen Wimpern – Augen, über die Dichter Verse schrieben und deren sanfter Blick Mädchenherzen dahinschmelzen ließ. Jetzt funkelten diese schönen Augen allerdings vor Wut.
„Es tut mir sehr leid, sagte Jess. „Alles ging so schnell, ich war völlig überrascht.
„Und warum ist es passiert?", fragte ihr Opfer und strich sich das tropfnasse schwarze Haar aus der Stirn.
„Keine Ahnung, ich …" Jess verstummte. Unvermittelt fand sie den Anblick des wie ein wütender begossener Pudel aussehenden Mannes komisch. Sie spürte einen heftigen Lachreiz. Oder war es Nervosität?
„Wagen Sie es nicht", warnte er und bewies damit, wie erschreckend aufmerksam er war.
Wohlweislich unterdrückte Jess den drohenden Heiterkeitsausbruch.
Der Mann zog ein weißes Taschentuch aus der Hosentasche und trocknete sich damit das Haar. „Waren Sie gerannt?, fragte er und beantwortete die Frage selbst. „Ja. Als Sie den Fahrstuhl betraten und fast alle umgestoßen hätten, waren Sie außer Atem und dunkelrot im Gesicht.
Er übertrieb. Jess presste verärgert die Lippen zusammen. Keiner der Mitfahrer war durch sie gefährdet gewesen. Doch auch ohne Vorhaltungen fühlte Jess sich wegen ihrer arg lässigen Aufmachung wie eine Blamierte.
„Ich habe einen Termin und bin in Eile", rechtfertigte sie sich.
„Deshalb sind Sie gesprintet, wobei der Champagner durchgeschüttelt wurde? Der Fremde verzog den Mund. „Großartig.
Er blickte angewidert auf sein durchweichtes Taschentuch und schob es vorsichtig zurück in die Hosentasche. „Schade, dass der Korken nicht flog, als der Fahrstuhl voll war, dann hätten Sie sich wirklich amüsieren können", sagte er. Seine Stimme klang tief und rau und hatte einen kaum merklichen amerikanischen Akzent.
„Ich tat es doch nicht absichtlich!"
„Sie haben nur nicht nachgedacht?"
Musste der Kerl so unerbittlich sein? Und auch noch recht haben? Jess blickte ihn finster an. „Ja", gab sie zu.
Wieder wurde der Lift langsamer, fuhr ruckartig am siebzehnten Stock vorbei und stieg mit voller Geschwindigkeit weiter.
„Meinen Sie, wir könnten stecken bleiben?", fragte Jess, plötzlich besorgt. Die Gesellschaft des Unbekannten war schon jetzt belastend, aber länger mit ihm in dieser Kabine eingesperrt zu sein …
„Mich würde nichts mehr überraschen", erwiderte er, als hielte er es für möglich, dass sich Jess am Motor des Fahrstuhls zu schaffen gemacht hatte.
„Es tut mir ehrlich leid", sagte Jess noch einmal.
„Das hoffe ich!"
Jess stellte die Flasche ab, durchsuchte ihre Sporttasche und fand ein Papiertaschentuch. „Lassen Sie mich das Schlimmste abtupfen."
Er streckte schweigend die Arme aus, und Jess drückte das Taschentuch auf seinen rechten Ärmel. Zu spät erkannte sie, dass es das Tuch war, mit dem sie sich die Finger abgewischt hatte. Jetzt hatte der feine dunkelblaue Stoff einen Mayonnaisefleck.
Der Mann blickte nach oben, als wollte er die himmlischen Mächte anflehen, ihm Geduld zu geben. „Soll ich mich ganz ausziehen, damit Sie eine Weile auf meinen Sachen herumspringen können?"
Jess rang sich ein Lächeln ab. Sie hätte sich am liebsten geohrfeigt. Und ihn. „Das bekomme ich wieder weg." Sie fand ein frisches Taschentuch und machte sich daran, heftig zu reiben. Zu ihrer großen Erleichterung verschwand die Mayonnaise.
Als Nächstes tupfte Jess dem Mann die Schultern ab, dann den Brustbereich. Ihr Herz schlug schneller. Trotz ihrer überhaupt nicht romantischen Aufgabe und der Feindseligkeit des Fremden war es schwierig, den athletischen Körper unter der Kleidung zu ignorieren. Unwillkürlich stellte sich Jess vor, wie er nackt aussehen würde. Muskulös, geschmeidig und mit Proportionen eines griechischen Gottes, dachte sie.
„Das genügt", sagte der Mann plötzlich und trat zurück.
Jess sah ihn forschend an. Er konnte doch wohl nicht ihre lebhaften Fantasien erraten? Doch wahrscheinlich hatte ihn der Körperkontakt auch nicht unberührt gelassen. Auch wenn Jess beim Sprung in den Fahrstuhl rot im Gesicht und außer Atem gewesen war – sie war groß, blond, schlank und langbeinig, eine Frau, bei der Männer schwach wurden.
Genüsslich gratulierte sich Jess, weil sie den Fremden aus der Fassung gebracht hatte, doch dann sah sie, dass sich die feuchten Papiertaschentücher auflösten und kleine weiße Reste auf dem Jackett zurückblieben. Jess fragte sich entsetzt, warum sie den Clown spielte, wo sie doch sofort richtig erkannt hatte, dass dieser Mann keine Dummköpfe duldete.
„Ich hätte heute Morgen gar nicht erst aufstehen sollen", sagte Jess leise.
„Dann hätten Sie mir nicht das Leben schwer gemacht", erwiderte er schneidend.
„Die Papierfetzen gehen wieder ab." Jess nahm noch ein neues Taschentuch.
Er hob die Hand. „Lassen Sie es."
„Aber …"
„Würden Sie mir den