Eine dunkle Stunde in ihrem Leben: Dr. Norden Extra 59 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Fee Norden ließ die Zeitung sinken und sah zu ihrem Mann, der in seinem Lieblingssessel vor sich hindöste. »Endlich hat mal die Gerechtigkeit gesiegt«, sagte sie betont. Die Stimme seiner Frau überhörte Daniel Norden selten. »Inwiefern hat die Gerechtigkeit gesiegt?« fragte er. »Britta Dejong hat für Melanie Krämer einen Freispruch erzielt. Rassow ist wegen übler Nachrede verurteilt worden.« »Was sagt man dazu! Die kleine Britta scheint ja ganz groß zu werden.« Sie kannten Britta Dejong schon als junges Mädchen, da Dr. Norden Brittas kranke Mutter ärztlich betreut hatte. Annette Dejong hatte ihr schweres Leiden bewundernswert und würdevoll ertragen. Dr. den. Tapfer hatte die so junge Britta in den schweren Jahren ihrem Vater zur Seite gestanden. Sie war siebzehn, als die geliebte Mutter starb. Sie war frühzeitig gereift und sehr ernst geworden, hatte sich dann ausschließlich dem Jurastudium gewidmet und bereits mit fünfundzwanzig Jahren ihren Doktor gemacht. Ihr Vater hatte sie in seiner Kanzlei als Partner aufgenommen. Er wollte sich bald ins Privatleben zurückziehen.
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Eine dunkle Stunde in ihrem Leben - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 59 –
Eine dunkle Stunde in ihrem Leben
Patricia Vandenberg
Fee Norden ließ die Zeitung sinken und sah zu ihrem Mann, der in seinem Lieblingssessel vor sich hindöste.
»Endlich hat mal die Gerechtigkeit gesiegt«, sagte sie betont.
Die Stimme seiner Frau überhörte Daniel Norden selten. »Inwiefern hat die Gerechtigkeit gesiegt?« fragte er.
»Britta Dejong hat für Melanie Krämer einen Freispruch erzielt. Rassow ist wegen übler Nachrede verurteilt worden.«
»Was sagt man dazu! Die kleine Britta scheint ja ganz groß zu werden.«
Sie kannten Britta Dejong schon als junges Mädchen, da Dr. Norden Brittas kranke Mutter ärztlich betreut hatte. Annette Dejong hatte ihr schweres Leiden bewundernswert und würdevoll ertragen. Dr. Norden hatte seine Hilflosigkeit ihrem Schicksal gegenüber schmerzlich empfun-
den.
Tapfer hatte die so junge Britta in den schweren Jahren ihrem Vater zur Seite gestanden. Sie war siebzehn, als die geliebte Mutter starb. Sie war frühzeitig gereift und sehr ernst geworden, hatte sich dann ausschließlich dem Jurastudium gewidmet und bereits mit fünfundzwanzig Jahren ihren Doktor gemacht. Ihr Vater hatte sie in seiner Kanzlei als Partner aufgenommen. Er wollte sich bald ins Privatleben zurückziehen.
»Wobei ging es bei dem Prozeß eigentlich?« fragte Daniel Norden seine Frau. »Hätte nicht eigentlich Melanie Krämer die Klägerin sein müssen?«
»So war es ja auch. Zumindest hatte sie Rassow wegen unsittlicher Belästigung angezeigt, und kraft seines Geldes und seines Namens hat er sie dann wegen Verleumdung verklagt. Wir wissen ja, daß er ein Fiesling ist. So wurde es höchste Zeit, daß er auch mal unbestechliche Richter fand und vor allem in Britta eine Gegnerin, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen läßt. Ich hoffe nur, daß sich ihr Verlobter ihrer Qualitäten bewußt ist.«
»Mit wem ist sie denn verlobt? Man kann ihn auch als ihren Freund bezeichnen, aber wenn Britta sich schon mal mit einem Mann in der Öffentlichkeit zeigt, muß es etwas Ernstes sein. Es handelt sich um Pieter Breul.«
»Der Staatsanwalt? Das paßt ja wenigstens zusammen. Wird Rassow wenigstens eine ordentliche Strafe bekommen?«
»Er muß ihr eine hohe Entschädigung zahlen, da sie durch seinen Einfluß auch ihre Stellung verloren hatte. Sein Motto, daß Leon Rassow es nicht nötig hat, eine Frau zu vergewaltigen, ist entzaubert. Es ist Britta gelungen, ihn in Bedrängnis zu bringen und festzunageln.«
»Jetzt wird sie ihn zum Feind haben«, meinte Daniel skeptisch. »Kerle wie er fallen doch immer wieder auf die Füße.«
»Aber eines Tages brechen sie sich doch das Genick. Ich bin wirklich gespannt, ob ihr Breul ehrlich zur Seite steht.«
*
Britta erwartete das nicht von Pieter Breul. Soviel Bedeutung maß sie dieser Beziehung nicht bei, wie andere es schon taten, weil man sie nie zuvor mit einem anderen Mann in Verbindung gebracht hatte. Sie wirkte nicht nur äußerlich kühl und unnahbar, ihr Gefühlsleben war sehr einseitig orientiert. Es gab nur einen Menschen, den sie liebte, das war ihr Vater, und es gab wenige Menschen, denen sie Vertrauen schenkte, dazu gehörten Daniel und Fee Norden. Sie war ihren Weg unbeirrt gegangen, und wenn sie jetzt Pieter Breul in ihr Leben einbezog, bedeutete das noch nicht, daß es Liebe war.
Sie empfand keinen Triumph, daß sie den Prozeß gewonnen hatte, denn Melanie Krämer konnte sich ihres Lebens doch nicht mehr freuen. Sie hatte Hohn und Spott ertragen müssen, bis der Richter zu ihren Gunsten entschieden hatte. Sie hatte einen fast aussichtslosen Kampf geführt, um Gerechtigkeit für sich zu erreichen. Mit Britta Dejongs Hilfe war ihr das auch gelungen, aber sie wußte auch, daß sie dafür tödlichen Haß von Leon Rassow erntete. Er hatte es immer leicht mit den Frauen gehabt, und wenn er sie auch weggeworfen hatte wie ein schmutziges Handtuch, so hatte doch keine gewagt, sich gegen ihn zu wehren.
Er war so reich, daß schon niemand zu fragen wagte, wie er soviel Vermögen hatte ansammeln können, denn er war als armer Flüchtling aus Weißrußland gekommen. Sohn eines in Gefangenschaft geratenen deutschen Offiziers und einer Russin. Man nannte ihn hinter vorgehaltener Hand der schwarze Zar.
Er hatte das Auftreten eines Großmoguls, hatte Angestellte, die vor ihm kuschten und alles taten, was er verlangte. Seine Geschäftsverbindungen waren ebenso weitreichend wie undurchsichtig.
Es gab auch eine Ehefrau und eine Tochter, die aber an der Cóte d’Azur lebten und in München überhaupt nicht in Erscheinung traten. Sie wären ihm bei seinen vielen Affären nur im Wege gewesen, wie so mancher zynisch sagte.
Die Niederlage war nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Britta würde den vernichtenden Blick, den er ihr zugeworfen hatte, nicht so schnell vergessen.
Auch ihr Vater machte sich Sorgen um sie und ihre Sicherheit.
Als Dr. Gregor Dejong von dem Ausgang des Prozesses erfahren hatte, war er in langes Nachdenken versunken. Britta kam auch keineswegs strahlend vom Gericht.
»Melanie hat wenigstens ihre Genugtuung bekommen«, sagte sie nur.
»Und was hat sie davon?« fragte Gregor. »Mit Geld kann man seelische Schäden nicht heilen.«
»Aber er ist wenigstens einmal bloßgestellt worden.«
»Man wird es schnell vergessen. Mit Geld löscht man jede Kritik.«
»Ein paar einflußreiche Leute haben sich schon von ihm zurückgezogen. Er wird nicht mehr so leichtes Spiel haben. Mir tut Melanie sehr leid, sie wird nie mehr ihres Lebens froh werden.«
»Wer weiß, was er ihr noch antut«, sagte Gregor mit schwerer Stimme.
»Das wird er nicht wagen. Außerdem ist sie in Sicherheit. Ich habe sie zu Tante Hilde gebracht. Dort wird man sie nicht suchen. Es weiß sonst niemand.«
»Und was ist mit dir? Ein Mann wie Rassow hat doch auch Schläger bei der Hand, und ihn auf frischer Tat zu ertappen wird kaum möglich sein.«
»Mach dir nicht solche Gedanken, Paps. Er wird es bestimmt nicht wagen, mich anzugreifen, da wüßte man doch gleich, wo der Täter zu suchen ist.«
Er sah sie forschend an. »Was sagt Breul zu der ganzen Geschichte?«
»Pieter wartet darauf, Rassow einmal anklagen zu können.«
»Aber er war nicht einverstanden, daß du gegen ihn angetreten bist.«
»Woher willst du das wissen, Papa?«
»Ich kann es mir denken. Er wird auch um dich besorgt sein.«
»Er weiß sehr gut, daß ich mich behaupten kann. Wir sind beide keine Romantiker.«
Gregor Dejong betrachtete seine schöne Tochter nachdenklich. Er konnte es nicht begreifen, daß sie keine Gefühle zeigte. Man bezeichnete sie als Eisblock, und in solchen Momenten wie dem augenblicklichen, war er geneigt, sie auch so zu sehen. Er hatte sie zum letzten Mal weinen sehen, als ihre Mutter gestorben war und es schien so, als wäre ein Stück von ihr auch gestorben. Sie hatte ihre Mutter unendlich geliebt, und auch Dr. Norden hatte gesagt, daß er es nie erlebt hätte, daß ein so junger Mensch einen kranken Angehörigen über so lange Zeit so aufopfernd gepflegt hatte. Er selbst hatte Gewissensbisse,