145 Wer die Leidenshaft flieht
Von Barbara Cartland
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Buchvorschau
145 Wer die Leidenshaft flieht - Barbara Cartland
1
Fleur kam aus dem Zimmer, in dem die tote Comtesse de Sardou lag.
Im Gegensatz zu der stickigen, warmen Atmosphäre im Krankenzimmer war es hier im Flur kühl - die frische Luft belebte sie wie ein Glas kaltes Wasser.
Sie trat an eines der Fenster und zog die schweren Vorhänge zurück. Die ersten schwachen Strahlen der Sonne drangen durch den weißen Bodennebel, der über den grünen Rasenflächen im Garten lag.
Fleur seufzte und lehnte die heiße Stirn einen Augenblick lang an die graue Wand. Dunkle Schatten der Erschöpfung lagen unter ihren Augen, aber sie war von einem sonderbaren Gefühl des Friedens erfüllt.
Am Horizont erblickte sie eine dünne schwarze Rauchwolke, die sich dunkel vom dunstigen Blau des Himmels abhob. Sie wußte, daß sie ein Zeichen der Zerstörung war, die am gestrigen Tag stattgefunden hatte. Die ganze Nacht über hatte das Feuer gewütet - die Folge von Aktionen der Royal Air Force-Flugzeuge, die am frühen Nachmittag im Tiefflug übers Land gezogen waren.
Sie hatte die Bomben gehört und gespürt, wie sie auf dem Fabrikgelände, nur zwanzig Meilen entfernt, detoniert waren. Französische Arbeiter stellten dort Woche für Woche Hunderte von Lastwagen für ihre deutschen Herren her.
Das Haus bebte bei der Erschütterung, aber als man ihr erzählte, was geschehen war, murmelte die Comtesse nur: »Das ist gut. Nur die Engländer können uns befreien.«
»Pst, Madame!« warnte Marie. »Es ist nicht klug, so etwas zu sagen.«
Aber Fleur lächelte stolz. Ja, es waren ihre Landsleute, die der eroberten französischen Nation die Freiheit bringen würden.
Als sie jetzt zu der Rauchwolke hinüberschaute, dachte sie an Lucien ... dachte daran, wie er im Triumph durch den Himmel geflogen war ... nur um in seiner brennenden Maschine zu Boden zu stürzen - auch bei dem gestrigen Angriff waren ein paar tapfere Männer gefallen.
Bei der Erinnerung an Lucien füllten sich Fleurs Augen mit Tränen.
Seltsam, dachte sie, daß ich in diesem Augenblick um Lucien weine und nicht um seine Mutter.
Die Comtesse starb, als ob sie ihre letzte Rolle in einem Theaterstück spielen müßte, auch die Kulisse paßte: die feine, aristokratische alte Dame mit dem weißen Haar und den strengen Zügen, das perfekte Porträt einer grande dame, der ernste Priester und der grauhaarige Doktor neben dem Bett. Marie schluchzte hörbar am Fuß des Himmelbettes, in dem Generationen der Familie de Sardou die Welt begrüßt und auch wieder verlassen hatten.
In dieser Szenerie lag nichts Beängstigendes, es war nicht einmal Verzweiflung und Elend zu spüren gewesen, und jetzt, da es vorüber war, wurde sich Fleur einer unermeßlichen Erleichterung bewußt. Die Spannung, die sie in der Erwartung eines grauenvollen unausweichlichen Ereignisses umklammert gehalten hatte, war plötzlich von ihr gewichen. Nie zuvor hatte sie jemanden sterben sehen, und der Gedanke an den Tod war erschreckend, bis sie herausfand, daß es nichts weiter war als das Schließen der Augen und das Falten der Hände. Aber so friedlich war der Tod nicht immer. Lucien war anders gestorben: sein Ende war vielleicht schnell und sauber gewesen - ganz unerwartet im Kampf, in einem Augenblick des Triumphes.
Sie hatten erfahren, daß er einen feindlichen Bomber abgeschossen hatte, ehe ihn dasselbe Schicksal ereilte. Lucien - fröhlich, lebhaft, lachend -, der aus dem sonnenhellen Himmel herabgestürzt war auf die Erde seines geliebten Frankreichs.
Fleur wandte sich vom Fenster ab und ging den Gang entlang zu ihrem Zimmer.
Selbst nach fast drei Jahren fiel es ihr immer noch schwer, ohne dieses schmerzliche Gefühl des Verlustes, das sie fast körperlich verspürte und das ihr anfangs unerträglich schien, an Lucien zu denken.
Sie wusch sich das Gesicht und begann das Kleid auszuziehen, das sie die ganze Nacht über getragen hatte.
Sie war noch nicht halb ausgezogen, als es an der Tür klopfte. Es war Marie. In der Hand hielt sie ein Glas, das eine weißliche Flüssigkeit enthielt.
»Was ist das?« wollte Fleur wissen.
»Monsieur le Docteur schickt es. Sie sollen es trinken und schlafen. Sie brauchen den Schlaf, ma pauvre - wie wir alle.«
Müde ließ Fleur die letzten Kleidungsstücke zu Boden fallen, zog das weiche Seidennachthemd über den Kopf, das Marie ihr hielt, und schlüpfte zwischen die nach Lavendel duftenden, handbestickten Laken.
»Trinken Sie das, ma petite«, zwang Marie sie sanft, und gehorsam schluckte Fleur das Mittel.
Es schmeckte ein wenig bitter, und unwillkürlich verzog sie das Gesicht, als sie Marie das leere Glas zurückgab und sich dann in die Kissen kuschelte.
»Ich werde später wieder nach Ihnen sehen, Mademoiselle.«
Marie zog die schweren Vorhänge vor das offene Fenster, ging leise hinaus und schloß die Tür hinter sich. Fleur schloß die Augen. Es war wohltuend zu fühlen, wie sich die Muskeln entspannten, wie ihre Glieder in das weiche Federbett sanken. Sie spürte, wie der Schlaf in warmen Wellen von ihr Besitz ergriff ... zurückwich ... näher kam ... jedes Mal ein bißchen mehr das Bewußtsein umhüllte ...
Sie wachte auf und sah, daß Marie mit einem Tablett an ihrem Bett stand, auf dem eine Tasse dampfenden Kaffees und ein paar Kekse zu sehen waren. Fleur rieb sich die Augen und setzte sich auf.
»Ich habe wunderbar geschlafen, Marie. Wie spät ist es?«
»Fast drei Uhr.«
»So spät schon? Du hättest mich nicht so lange schlafen lassen sollen.«
Marie lächelte. Ihre alten Augen waren vom Weinen verschwollen, aber Fleur fand, daß sie weniger mitgenommen aussah als einige Stunden zuvor.
»Was ist passiert?«
»Wir haben Madame in die Kapelle gebracht und sie dort aufgebahrt - übermorgen ist die Beerdigung.«
Fleur setzte sich auf und kostete den Kaffee. Dann stieß sie einen leisen Schrei aus.
»Aber Marie! Das ist unser bester Kaffee - aus unserem Vorrat - und Madames Kekse!«
»Warum nicht?« entgegnete Marie trotzig. »Wofür sollen wir das alles aufbewahren? Für die Deutschen? Oder für die Cousins, die nicht einmal kommen konnten, um ihren letzten Segen zu erhalten? Nein! Lassen Sie sich die Sachen schmecken, Mademoiselle; die Comtesse würde wünschen, daß Sie sie bekommen. Die anderen sollen sich mit dem Rest begnügen.«
Marie spie die Worte fast aus. Ihre alten Hände zitterten.
»Wir dürfen Madames Verwandte nicht verurteilen, ohne sie gehört zu haben«, erklärte Fleur vorwurfsvoll. »Vielleicht konnten sie nicht kommen - es ist schwierig, eine Einreisegenehmigung in unser Gebiet zu bekommen.«
»Sie haben es niemals auch nur versucht«, behauptete Marie. »Die ganze Zeit nicht, seit Monsieur Lucien gestorben ist. Aber jetzt, da sie sicher sein können, daß es was zu holen gibt, werden sie sich hier ganz rasch wie die Geier versammeln, Sie werden schon sehen.«
»Wie meinst du das? Der Doktor hat sie schon vor Wochen von Madames Krankheit in Kenntnis gesetzt, aber wir haben keine Antwort erhalten. Hast du gehört, daß jemand hierher unterwegs ist?«
Marie schüttelte den Kopf.
»Aber sie werden trotzdem kommen«, beharrte sie.
»Und nur du und ich sind da, um sie zu empfangen!« Nachdenklich stützte Fleur ihr Kinn in die Hand. »Ich muß fort, Marie. Die Deutschen kann man ja noch täuschen, aber die Familie wird sich nicht so leicht hinters Licht führen lassen.«
»Aber wohin wollen Sie gehen, Mademoiselle?«
»Ich weiß es nicht.«
Fleur streckte die Hand aus und nahm einen der süßen, gezuckerten Kekse, die sie während all dieser Monate des Hungers für die Comtesse aufbewahrt hatten.
Aber wenn Marie auch Kekse und Brandy und andere kleine Delikatessen verstecken konnte, Menschen konnte sie nicht verstecken, und Fleur begriff zum ersten Mal, wie gefährlich ihre Lage war.
Die Monate waren wie im Traum vergangen - ohne Schwierigkeiten. Die Deutschen waren zwar wirklich schon im Haus gewesen, und die Comtesse war ihren Forderungen mit kühler Würde nachgekommen, die eine größere Beleidigung war als es Schimpfworte hätten sein können.
Das Château lag etwas abseits, und man hatte keine Offiziere oder Soldaten einquartiert. Die Deutschen hatten die Damen zuvorkommend behandelt, nur ein Teil der landwirtschaftlichen Erträge, Luciens Wagen und Maschinen und Werkzeuge wurden ohne Erklärung oder Entschuldigung beschlagnahmt.
Im Übrigen ging das Leben ohne Veränderungen weiter. Nur wurden die Schloßbewohner seit diesen Ereignissen von einer unbestimmten Furcht beherrscht. Niemand sprach darüber, aber alle hatten Angst, daß noch etwas Schreckliches geschehen könnte.
»Wir müssen nachdenken, Marie«, meinte sie jetzt. »Irgendeine Lösung wird uns schon einfallen.«
Sie trank langsam ihren Kaffee aus und genoß jeden Schluck. Er war köstlich. Und auch die Kekse! Wie sehr hatte sie sich manchmal nach etwas Süßem gesehnt!
Marie zog die Vorhänge zurück, und die heiße, goldene Nachmittagssonne erhellte den Raum.
»Waren heute noch keine Flugzeuge zu sehen?«
Marie schüttelte den Kopf.
»Kein einziges«, antwortete sie. »Aber Fabian kam vor einer Weile vom Dorf herauf und erzählte, daß gestern zwei Maschinen abgeschossen wurden, eine ist ungefähr zehn Meilen von hier in ein Feld gestürzt. Die Dorfbewohner sind zu Hilfe geeilt, aber es war schon zu spät. Die Männer sind alle, bis auf einen, verbrannt, und den haben die Deutschen ins Lazarett gebracht.«
»War er schwer verwundet?«
»Fabian wußte es nicht, aber ich wäre lieber in Gottes Händen als der Gnade dieser Teufel ausgeliefert.«
Fleur strich sich das Haar aus den Augen. Zum tausendsten Mal fragte sie sich, ob es ihr lieber gewesen wäre, wenn Lucien ein Gefangener gewesen wäre, anstatt sich, wie Marie es ausdrückte, in Gottes Händen zu befinden.
Nach dem Abzug der British Expeditionary Force aus Dünkirchen machten Gerüchte die Runde, daß die Gefangenen in deutschen Lagern hungerten und froren. Aber jetzt sollte alles - wenn man den Leuten Glauben schenken durfte - besser werden, und es bestand die schwache Hoffnung, daß die französischen Gefangenen wieder in die Heimat zurückkehren durften. Es wurde viel geredet, der Optimismus war unerschütterlich, aber dennoch geschah nichts, na ja, vielleicht entwickelte sich doch noch alles zum Guten. Fleur fiel es schwer, das zu glauben, wenn sie daran dachte, daß Lucien bereits zwei Wochen nach Beginn der Feindseligkeiten abgeschossen worden war.
In der zweiten Woche! Fleur erinnerte sich noch so gut an die ungläubige Überraschung, an das Staunen und den Schmerz, die sie nach der Schreckensnachricht, daß Lucien beim Überfliegen der Maginot-Linie getötet worden war, empfunden hatte. An diesem Tag war die Kälte zwischen ihr und Luciens Mutter geschwunden, war die Barriere gefallen. Die beiden Frauen hatten zusammen geweint, vereint durch den Verlust, vereint wie sie es nie hätten sein können, hätte Lucien gelebt. Es war merkwürdig, wenn sie jetzt daran dachte, wie sehr sie die Comtesse gefürchtet hatte, denn Fleur war nicht auf jemanden wie Luciens Mutter vorbereitet. Erst jetzt konnte sie verstehen, was das Geheimnis war, das ihre eigene französische Großmutter zu umgeben schien, nach der sie benannt worden war, konnte begreifen, warum ihre Mutter immer mit mehr Ehrfurcht als Zuneigung von ihr gesprochen hatte.
Aristokraten! Es war unmöglich, fand Fleur, daß sie oder eine andere Frau ihrer Generation jemals eine solche Würde und Haltung ausstrahlen würden.
Uns fehlt die Muße, graziös und ruhig zu sein, dachte sie einmal. Wir müssen gierig nach allem greifen, was wir haben wollen, damit nicht jemand anderer es zuerst bekommt.
Dieser Gedanke erinnerte sie an Sylvia - Sylvia, mit ihren rotlackierten Nägeln, dem geschminkten, geschwungenen Mund und dem herausfordernden Blick ... Sylvia, die bis zum Mittagessen in einem schmuddeligen Hausmantel und einem alten Paar Hausschuhe mit abgelaufenen Absätzen durchs Haus schlurfte ... Sylvia, unordentlich und nachlässig, und doch immer auf triumphierende Art schön - aufreizend durch eine Sinnlichkeit, die man nicht übersehen konnte - grell und doch begehrenswert.
Fleur schauderte noch heute, wenn sie an den Tag dachte, an dem ihr Vater Sylvia in ihr Heim gebracht hatte. Sylvia stellte das ganze Haus auf den Kopf und erfüllte es mit ihrem schrillen Gelächter. Fleur konnte nicht fassen, daß ihr Vater wollte, daß diese Frau den Platz ihrer Mutter einnahm; und dennoch, trotz ihres Schmerzes, trotz ihrer bitteren Abneigung verstand Fleur doch ein wenig, daß er von Sylvia fasziniert war.
In der ersten Zeit war Fleur verwirrt und zog sich zurück. Erst später begriff sie, wie verdorben Sylvia war. Sie hatte sich heimlich an einen jungen Mann herangemacht, den Fleur ihrem Vater vorgestellt hatte. Fleur ließ sich zunächst von Sylvias Charme, mit dem sie den jungen Mann willkommen geheißen hatte, täuschen, doch dann fiel ihr auf, daß ihr Freund anfing, ihr aus dem Weg zu gehen und beschämt vor ihr zurückzuweichen. Fleur war tief verletzt und - auch um ihres Vaters willen - entsetzt.
Sie würde nie vergessen, wie sie damals aus dem Haus in den strömenden Regen gelaufen und blindlings über die Klippen gerannt war, ungeachtet ihrer durchnäßten Kleidung.
Sie kehrte nur nach Hause zurück, weil sie ihren Vater trotz all seiner Schwächen liebte. Arthur Garton war ein kluger Mann, was die Literatur betraf; was Frauen anging, war er ein Narr.
Kurz nach seinem fünfundvierzigsten Geburtstag hatte er sich aus dem Familienunternehmen zurückgezogen und widmete sich seit dieser Zeit nur noch der Schriftstellerei und dem Golfspiel. Er baute ein Haus am Ortsrand von Seaford. Arthur Garton war glücklich dort, saß bequem an seinem eigenen Kamin und schrieb.
Nach dem Tode von Fleurs Mutter hätte er vielleicht in diesem Stil weitergelebt, wäre er nicht Sylvia begegnet.
Sylvia suchte jemanden, der ihre Rechnungen bezahlte und ihr ein Dach über dem Kopf bot. Es war ganz einfach für sie, einen so schwachen und idealistischen Mann wie Arthur Garton zu umgarnen. Nur einen Monat nachdem sie sich zum ersten Mal begegnet waren, heirateten sie, und Fleur erfuhr erst nach der Zeremonie davon. Natürlich war es dann zu spät für Protest. Fleur konnte ihren Vater nicht mehr an die Frau erinnern, die ihr zwanzig Jahre zuvor das Leben geschenkt und die ihn, bis sie starb, geliebt hatte. Sylvia sorgte dafür, daß Fleur nicht mit ihrem Vater sprechen konnte, und bewies damit, daß sie ein untrügliches Gespür für Gefahr hatte und sie abwehrte, ehe sie ihr schaden konnte.
Doch nach vier Jahren Ehe mit Arthur Garton wurde sie sorglos. Sie unterschätzte ihn, unterschätzte auch den Anstand eines Gentleman. Als er bestätigt fand, was er wohl schon lange vermutet hatte, ging Arthur Garton eines Morgens sehr früh zum Schwimmen.
Es war August, und es war nicht ungewöhnlich, einen Mann zu sehen, der seine Kleider säuberlich auf den steinigen Strand von Seaford legte und in den Ärmelkanal hinauswatete.
Er hinterließ keine Nachricht und keinen Abschiedsbrief. Die Welt hielt das Ereignis für einen tragischen Unfall. Nur Fleur kannte die Wahrheit, denn es war mehr als zehn Jahre her, seit ihr Vater zum letzten Mal im Kanal geschwommen war.
Kurz zuvor hatte sie Lucien kennengelernt. Sie war ihm begegnet, als sie in London eine Schulfreundin besuchte.
Er wurde ihr beiläufig vorgestellt, und doch wußte Fleur in dem Augenblick Bescheid, als sich ihre Hände berührten und Lucien mit dieser graziösen Bewegung den Kopf neigte, die charakteristisch für ihn war.
Sie spürte, wie etwas sie zu ersticken drohte, und glaubte, ihre Augen müßten wie Leuchtfeuer strahlen und ihm ihre Botschaft übermitteln.
Vielleicht fühlte er, daß ihre Finger zitterten, vielleicht nahm er auch in diesem Augenblick wahr, daß sich eine wunderbare, schöne Flamme entzündete..
Nur sehr kurze Zeit verging, bis sie sich ihre Liebe gestanden, die sie nur noch stärker füreinander empfanden, weil Lucien fort mußte. Er kehrte nach Frankreich zurück. Er war Offizier der Luftwaffe und war im Auftrag des Luftfahrtministeriums in England gewesen. Jetzt mußte er seinen Bericht daheim abgeben.
»Wann sehe ich dich wieder?«
»Bald - sehr, sehr bald, mein Liebling.«
»Aber wann?« wollte sie wissen.
Er zuckte mit den Schultern und beantwortete ihre Frage mit Küssen.
In einem solchen Augenblick war es unmöglich, sich vorzustellen, daß das Schicksal sie für lange Zeit trennen würde. Lucien reiste ab, und fast sofort nachdem sie nach Seaford zurückkehrte, brachte sich ihr Vater um.
Fleur war verzweifelt - so verzweifelt, daß sie fast den Verstand verloren hätte. Sie wollte unbedingt das Haus verlassen, das sie einst als Heim angesehen hatte und das jetzt die Frau bewohnte, die am Tod ihres Vaters Schuld hatte.
Sie packte in aller Eile, und ohne jemandem ein Wort über ihr Vorhaben zu verraten, überquerte sie den Ärmelkanal. Bleich und erschöpft gelangte sie bei Lucien in dessen Château an.
Lucien freute sich sehr, sie zu sehen. Wenn er erstaunt über ihren unangemeldeten Besuch war, ließ er sich das ebenso wenig wie seine Mutter anmerken. Seine Miene und seine Worte zeigten keine Spur von Vorwurf.
Er hielt sie fest in seinen Armen und versprach, daß sie bald heiraten würden. Fleur war überglücklich.
Genau zwölf Stunden waren sie in dem Château zusammen, bevor Lucien wieder einberufen wurde, was weder Fleur noch seine Mutter besonders beunruhigte. Sie hatten sich kaum um die Gerüchte gekümmert, die über die Schwierigkeiten in den internationalen Beziehungen im Umlauf waren. Erst als Frankreich und England Deutschland den Krieg erklärten, begannen sie sich ernsthaft Sorgen zu machen. Nun begriffen sie allmählich, was diese Einberufung für Lucien und für sie selbst bedeutete: Zwei Wochen nachdem der Krieg erklärt worden