Dein Kuss sagt mehr als 1000 Worte
Von Alison Roberts
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Über dieses E-Book
Warum trägt Dr. Andrew Barrett plötzlich keinen Ehering mehr? Der attraktive Arzt gibt Schwester Alice Rätsel auf - und lässt ihr Herz heimlich höher schlagen. Aber auch wenn er sich mit einem Kuss bedankt, heißt das noch lange nicht, dass er so empfindet wie sie. Oder?
Alison Roberts
Alison wurde in Dunedin, Neuseeland, geboren. Doch die Schule besuchte sie in London, weil ihr Vater, ein Arzt, aus beruflichen Gründen nach England ging. Später zogen sie nach Washington. Nach längerer Zeit im Ausland kehrte die Familie zurück nach Dunedin, wo Alison dann zur Grundschullehrerin ausgebildet wurde. Sie fand eine Stelle als Lehrerin im Norden des Landes, wo sie ihren Traummann kennenlernte, der einen Wirbelsturm aus romantischen Gefühlen in ihr auslöste. Der Sturm gipfelte in der Hochzeit mit dem jungen Doktor und jetzigen Professor Mark. Es folgten zwei Jahre in Glasgow, Schottland. In dieser Zeit vollendete sie ihren ersten Roman – einen Medizinthriller mit einer ordentlichen Portion Romantik. Mit der Rückkehr nach Neuseeland begann ein neues turbulentes Kapitel in ihrem Leben, in dem sich alles darum drehte, sich um ihre kleine Tochter zu kümmern, ein altes Farmhaus zu renovieren, einen großzügigen Garten zu gestalten und ihre kleine Menagerie – Esel, Schafe, Hühner, Hunde und Katzen – zu versorgen. Neben ihrem Zuhause, der Familie und dem Schreiben engagiert sich Alison leidenschaftlich beim Rettungsdienst. Bei dieser Arbeit erhält sie viele Anregungen für ihre Arztromane. Die aufregenden Stunden im Einsatz und die Rettung von Patienten bilden den perfekten Ausgleich für die einsamen Stunden des Schreibens.
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Buchvorschau
Dein Kuss sagt mehr als 1000 Worte - Alison Roberts
IMPRESSUM
Dein Kuss sagt mehr als 1000 Worte erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2010 by Alison Roberts
Originaltitel: „Nurse, Nanny…Bride!"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN
Band 47 - 2012 by HARLEQUIN ENTERPRISES GmbH, Hamburg
Übersetzung: Michaela Rabe
Umschlagsmotive: Getty Images_petrunjela
Veröffentlicht im ePub Format in 10/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733759636
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
So also fühlte es sich an, wenn man ohnmächtig wurde.
Als würde einem ein Stöpsel aus dem Kopf gezogen, alles Blut schlagartig aus dem Gehirn verschwinden und stattdessen eine merkwürdige Taubheit zurückbleiben …
Alice versuchte einen Schritt zu machen, aber ihre Beine waren schwer wie Blei. Immerhin konnte sie noch ihren Arm bewegen. Sicherheitshalber, falls ihre Knie nachgeben sollten, packte sie das Gitter des leeren Notaufnahme-Betts.
„Alles okay, Ally?, fragte ihre Kollegin, die gerade das Gitter auf der gegenüberliegenden Bettseite herunterließ. Ihre Stimme schien wie aus weiter Ferne zu kommen. „Du bist ja weiß wie die Wand.
„Ich …" Alice umklammerte das Gitter, als hinge ihr Leben davon ab. Sie musste sich geirrt haben. Der Mann, der dort am Ausgang der Station stand, das konnte einfach nicht Andrew sein. Er befand sich auf der anderen Seite der Welt. In London. In einer Welt, aus der sie vor Jahren geflüchtet war.
„Komm, setz dich!" Kräftige Hände schoben Alice zu dem Stuhl neben dem Bett.
„Es geht schon, Jo, wehrte sie ab. Tatsächlich hatte sich die Benommenheit inzwischen gegeben, und ihr Gehirn wurde dank der erhöhten Herzfrequenz wieder mit der nötigen Blutmenge versorgt. „Ich bin nur ein wenig …
Geschockt.
Weil sie unverhofft an eine Vergangenheit erinnert wurde, die sie nur sehr schwer hinter sich hatte lassen können. Wahrscheinlich war er es gar nicht. Einfach nur jemand, der ihm ähnlich sah. Hochgewachsen, gut gebaut, mit leicht zerzaustem dunkelblondem Haar und der sonnengebräunten Haut eines Mannes, der sich viel im Freien aufhält. Eine breitschultrige Gestalt, vertraut genug, um an längst vergangene Gefühle zu erinnern.
Zum Beispiel Verlangen.
Aber auch unangenehme wie Eifersucht.
„Erschöpft?, ergänzte Jo ihren angefangenen Satz. „Das wundert mich nicht. Wann bist du denn gestern ins Bett gekommen?
„So gegen elf."
„Und wie lange hat die Fahrt gedauert?"
„Über zehn Stunden. Weil mein Kühler anfing zu kochen, als ich mit dem Pferdeanhänger bergauf fahren musste."
„Oh nein, du Arme. Und das alles nach einer Woche, in der du den Nachlass deiner Großmutter regeln musstest. Jo umarmte Alice kurz. „Hast du überhaupt gefrühstückt, Kindchen?
„Nein." Alice konnte kaum sagen, wann sie das letzte Mal etwas gegessen hatte. Kein Wunder, dass sie beinahe umgekippt war – oder Gespenster sah.
„Ab in den Personalraum und mach dir ein Sandwich. Trink eine heiße Schokolade. Ich räume hier auf."
Wieder schüttelte Alice den Kopf. Wenn sie zum Personalraum wollte, musste sie an den beiden Männern vorbei, die sich am Lichtkasten gerade eine Röntgenaufnahme ansahen. Und es konnte ja gut sein, dass es doch keine Einbildung war. Vielleicht war einer der Männer doch jemand, den sie hier nie erwartet hätte und den sie auch nicht sehen wollte. Nie wieder.
„Mir geht’s gut, wirklich. Alice lächelte. Sie ließ das Gitter herunter und griff nach dem Bettlaken, das gewechselt werden musste. „Außerdem war es den Aufwand wert. Ohne Aufsicht hätte ich Ben keine Woche allein lassen können, und die morgendlichen Ausritte am Strand haben mich für den Stress beim Ausräumen von Grandmas Haus entschädigt. Die letzten Mieter hatten leider einen echten Saustall hinterlassen. Kein Wunder, dass der Verkauf gerade genug brachte, dass ich die restliche Hypothek abtragen konnte.
„Immerhin ist das jetzt ein für alle Mal erledigt. Jo begab sich auf die andere Bettseite, als Alice das Laken abzog und in den Schmutzwäschebeutel stopfte. „Zu deiner Miete auch noch ein ganzes Jahr die Hypothekenzinsen bezahlen zu müssen, hat dich finanziell ziemlich in den Keller gestürzt, stimmt’s?
Alice nickte. Was hätte sie auch sagen sollen? Die Sache war abgehakt und erledigt. Man konnte sich nicht drücken, wenn’s einmal schwierig wurde im Leben. So hatte sie es immer gehalten. In Ohnmacht zu fallen, half nichts und würde ihr auch jetzt nicht weiterhelfen.
Sie holte einmal tief Luft und straffte die Schultern. „Wer ist das da – mit dem Peter sich gerade unterhält?", fragte sie möglichst unbeteiligt.
Jo warf einen Blick über die Schulter und grinste. „Andy Barrett. Der neue Chefarzt. Schnuckelig, was?"
Alice schluckte. Also doch, er war es!
„Er ist Engländer, hat einen Tag, nachdem du letzte Woche Urlaub genommen hattest, hier angefangen. Wir waren alle ziemlich überrascht, denn keiner von uns wusste, dass Dave gesundheitliche Probleme hatte. Aber es sieht so aus, als hätten wir mit Dr. Barrett einen Volltreffer gelandet. Er war leitender Chefarzt an einem ziemlich großen Krankenhaus in London. Ich glaube, in Hammersmith."
Nein, nicht in Hammersmith, sondern in dem Krankenhaus, in dem Alice ein gutes Jahr lang gearbeitet hatte, bis sie mehr oder weniger hinausgeworfen worden war.
Und zwar von Dr. Barrett höchstpersönlich.
Jo kannte die Geschichte nicht. Niemand hier wusste davon, und so sollte es auch bleiben. Alice war froh gewesen, endlich wieder ein normales Leben führen zu können.
Bis jetzt. Der Mann dort drüben am Lichtkasten konnte ihr gefährlich werden, sowohl beruflich als auch persönlich.
Musste er um die halbe Welt reisen und sich ausgerechnet an dem Ort niederlassen, an dem sie lebte? So klein war Neuseeland nun auch wieder nicht, oder? Er hätte sich doch eine der größeren Städte auf der Nordinsel aussuchen können. Sicher, dort gab es nicht so viele Skigebiete oder Berge zum Klettern, aber dafür viel Meer. Er hätte doch Segeln oder Surfen lernen können!
Vielleicht wusste Pam mehr. Sie hätte sich schon längst bei der einzigen Freundin melden müssen, die ihr aus der Londoner Zeit geblieben war. Eigentlich mochte sie keinen Tratsch, aber in diesem Fall ging es um Selbsterhaltung.
Allein schon der Entschluss, Pam eine E-Mail zu schreiben, gab ihr das Gefühl, die Dinge wieder besser unter Kontrolle zu haben. Sie riss den Blick von der athletischen Gestalt los, bekam aber noch mit, wie Andrew die linke Hand hob, um etwas auf dem Bildschirm zu zeigen.
Unwillkürlich runzelte sie die Stirn.
Andrew Barrett trug keinen Ehering mehr. Der schmale goldene Reif, der damals all ihre dummen Träume im Keim erstickt hatte, fehlte …
In Schockraum 1 lag eine Patientin mit Mehrfachverletzungen. Die Fünfunddreißigjährige war in der Notaufnahme gut bekannt. Sie tauchte immer wieder hier auf, weil ihr Freund sie mit Fäusten und Fußtritten bearbeitete, wenn ihm etwas gegen den Strich ging. Leider hatte sich Janine bisher geweigert, gegen ihn Anzeige zu erstatten.
Heute war sie besonders schlimm zugerichtet. Sie lag still im Bett, das Gesicht so zugeschwollen, dass sie beim Sprechen Schmerzen hatte.
„Nein!, brachte sie mühsam hervor, als Andrew ihr vorschlug, die Polizei einzuschalten. „Keine Polizei. Das hab ich doch schon gesagt. Ich bin die Treppe runtergefallen.
Na sicher. Eine Treppe mit geballten Fäusten und schweren Stiefeln. Die Platzwunden an Augenbraue und Unterlippe mussten mit mehreren Stichen genäht werden, und ein Wangenknochen war wahrscheinlich gebrochen. Andrew gefielen auch die hässlichen dunklen Schwellungen an den Rippen nicht, die er zu sehen bekam, nachdem die Schwester die Kleidung der Patientin aufgeschnitten hatte.
„Atmen Sie bitte einmal tief durch." Andrew tastete vorsichtig die Rippen ab.
„Au!" Janine stöhnte auf.
„Das tut ziemlich weh, nicht? Sie atmete normal, aber flach, was Andrew nicht weiter überraschte. „Wie würden Sie den Schmerz auf einer Skala von eins bis zehn einordnen, Janine?
„Es ist alles in Ordnung mit mir." Janina hielt den Atem kurz an. Sie hatte die Augen geschlossen, und Schweiß mischte sich mit dem Blut auf der Stirn.
In Ordnung war gar nichts mit ihr.
„Haben Sie woanders noch starke Schmerzen?"
Eine Träne drang durch die geschwollenen Lider. „Mein Arm …"
Der Arm ihrer Wolljacke wurde aufgeschnitten, und deutlich war nun der seltsam verrenkte Unterarm zu sehen. Noch eine Fraktur. Andrew konnte die gebrochenen Knochen unter der Haut erkennen. Weitere Untersuchungen mussten unterbleiben, bis der Bruch gesichert war. Jede noch so kleine Bewegung konnte dazu führen, dass Knochenstücke die Haut durchbohrten, und dann drohte eine Infektion.
Er drehte sich zur Schwester um und senkte die Stimme. „Sie wurde nicht von einem Krankenwagen gebracht, oder?"
Jo schüttelte den Kopf. „Im Privatwagen. Jemand hat sie draußen vor dem Eingang abgesetzt, und sie musste sich allein zum Empfang schleppen."
Andrew presste die Lippen zusammen und unterdrückte seine Wut. Was für ein Mann war das, der eine Frau so behandelte? Wäre der Kerl in der Nähe gewesen, er hätte ein paar deutliche Worte zu hören bekommen!
Rasch vertrieb er die Erinnerung an den Albtraum, als er beschuldigt worden war, selbst ein solcher Kerl zu sein. „Legen wir einen Zugang und schienen wir den Arm, ordnete er knapp an. „Wenn die Schmerzmittel wirken, schauen wir uns die Patientin noch einmal an, bevor wir Röntgenaufnahmen machen.
Noch während er den Stauschlauch um Janines Arm legte und festzog, kam eine weitere Schwester herein. „Ich werde Ihnen jetzt eine dünne Kanüle in die Handvene schieben, sagte er zu Janine gewandt. „Dann können wir Ihnen etwas gegen die Schmerzen geben.
Sie nickte, zuckte aber zusammen, als er den Zugang legte. Aus dem Augenwinkel sah Andrew, wie die neue Schwester mit geübten Bewegungen Janines gebrochenen Arm mit einer gepolsterten Pappschiene sicherte.
Er klebte die Kanüle mit einem Pflaster fest und schaute auf, um der Schwester einen anerkennenden Blick für ihre behutsame Art zuzuwerfen – und erstarrte.
Alice Palmer?
Er hatte gewusst, dass sie aus Neuseeland stammte. Warum war ihm nie der Gedanke gekommen, dass er ihr hier begegnen könnte?
Weil die Wahrscheinlichkeit, dass sie in derselben Klinik Kollegen wurden, gleich null war? Oder weil er an jene Episode seines Leben nicht mehr erinnert werden wollte?
Welch eine Ironie des Schicksals, dass ihn alles, was er hinter sich lassen wollte, hier am anderen