Eine Nacht mit Dr. Tate
Von Annie O'Neil
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Über dieses E-Book
Ausgerechnet am Valentinstag strandet Alexis auf dem Weg zu ihrem neuen Job am Flughafen - genauso wie der überaus attraktive Dr. Aidan Tate! Alexis verliert sich in seinen fordernden Blicken. Nicht ahnend, dass sie in den Armen ihres zukünftigen Chefs liegt!
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Buchvorschau
Eine Nacht mit Dr. Tate - Anja Neudert
IMPRESSUM
Eine Nacht mit Dr. Tate erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2016 by Annie O’Neil
Originaltitel: „One Night…with Her Boss"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN
Band 109 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Anja Neudert
Umschlagsmotive: GettyImages_Deagreez
Veröffentlicht im ePub Format in 04/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733716530
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Ali kniff die Augen so fest zusammen, wie sie nur konnte, und riss sie wieder auf. Nichts. Keine Chance. Nicht einmal das schneebedeckte, bis zum Rand mit jubelnden Rugbyfans gefüllte Stadion konnte ihr helfen, diese Nacht in die hinterste Ecke ihres Gedächtnisses zurückzudrängen. Wer hätte gedacht, dass ein Techtelmechtel in einem Flughafenhotel noch zwei Wochen später heiße Blitze durch ihren Körper jagen würde?
Vierzehn Tage waren vergangen, und sie spürte alles, als wäre es gestern gewesen. Sie hatte sich eine Veränderung gewünscht – und jetzt kam sie da nicht mehr raus. Ali rieb sich die Arme, als ob das helfen würde, die hitzigen Gedanken zu verscheuchen. Nichts da!
„Doc! Einer der Spieler fing an, an der Seitenlinie Sternsprünge zu machen. „Ist Ihnen kalt? Machen Sie ein paar davon, dann wird Ihnen richtig schnell warm.
Ali warf dem Spieler ein Lächeln zu und tat so, als würde sie auf der Stelle laufen. Sie war hier oben „nur" Vertretungsärztin, aber die Jungs hatten sie herzlich aufgenommen und gaben ihr das Gefühl, bereits selbst zur berüchtigten Rugbymannschaft ‚North Stars‘ zu gehören. Sie fragte sich, wie es wohl sein würde, wenn der Mannschaftsarzt aus seinem Urlaub zurückkommen würde. Sie war daran gewöhnt, ihre eigene Klinik zu leiten, deshalb würde es nicht leicht sein, jemandem unterstellt zu sein. Doch von einem Experten auf dem Gebiet der Sportmedizin lernen zu können, wäre es definitiv wert.
Danach … wer wusste schon, was vor ihr lag? Zu ‚En Pointe Physio‘ zurückzugehen, hatte sie keine Lust und würde sie vielleicht auch nie wieder haben. An dem Tag, als sie in London ihr Lieblingscafé betrat und nicht einmal den Mund aufmachen musste, um ihren Spezial-Mochaccino zu bestellen, begann sie, nach einer Vertretungsstelle zu suchen. Vorhersehbarkeit war nicht ihr Ding. Beständigkeit war nicht Alis Ding. Je länger man an einem Ort blieb, desto größer war die Gefahr, verletzt zu werden. Wenn man etwas Neues ausprobierte, wie beispielsweise einen unerwarteten One-Night-Stand am Abend vor dem Antritt eines neuen Jobs, das – sagen wir mal so – brachte etwas Leben in die Bude.
Sie schauderte, und obwohl das mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit am Winterwetter lag, schloss sie erneut die Augen. Diese Nacht hinter sich zu lassen, war nahezu unmöglich, besonders, weil ihr Körper immer noch reagierte, wenn sie an seine Berührungen dachte, seine Hände auf ihrer nackten Haut. Sein Name? Ein Geheimnis – und das würde es bleiben.
Warum auch immer sie an diesem Abend zusammen auf ihr Hotelzimmer gegangen waren – während ihre Flüge wegen nicht einmal zehn Zentimeter Schnee ausgefallen waren –, es hatte sich mehr als gelohnt. Wem wollte sie etwas vormachen? Sie wusste ganz genau, warum das passiert war. Pur wie der frisch gefallene Schnee, heiß wie flüssige Lava: Lust. Sie hatte keinen Vergleich, aber heißer als diese Nacht konnten One-Night-Stands wohl kaum sein.
Das Grölen und Singen der Zuschauer trat in den Hintergrund, während sie immer wieder an die zehn Stunden und siebenundvierzig Minuten zurückdachte, die sie zusammen verbracht hatten. Ausgerechnet am Valentinstag! Normalerweise hatte sie für Turteltäubchen und rote Herzen nur zynische Kommentare übrig. Das Leben hatte ihr gezeigt, dass es so etwas wie den „Richtigen" nicht gab. Doch zumindest für diese eine Nacht schien das Universum etwas anderes mit ihr vorgehabt zu haben.
„Hat Amor Ihren Flieger abgeschossen?" Er hatte seinen Drink neben ihr leeres Glas auf die Bar gestellt. Kitschige Anmache – doch das Lächeln auf seinen Lippen hatte verraten, dass er sich dessen bewusst war.
Sie fühlte sich sofort zu ihm hingezogen.
„Ist das so offensichtlich?", erwiderte sie lachend.
Der Barkeeper hatte ihr einen neuen Cocktail hingestellt. Einen, den sie nicht bestellt hatte. Einen Cosmopolitan, sogar mit etwas Orangenschale garniert. Ihr Lieblingsdrink.
Normalerweise ließ Ali sich von gut gekleideten Männern nicht beeindrucken, aber dieser … Ganz egal, was an diesem Abend geschehen würde, sie wusste sofort, dass er in ihrer Erinnerung immer Der Anzug sein würde.
Er schien ihm wie auf den Leib geschneidert. Und sie hatte nicht eine Sekunde daran gezweifelt, wie appetitlich er darunter aussehen würde.
„Sind Sie schon lange hier?"
Sie bemerkte, wie sein Blick von ihren Biker-Stiefeln hochwanderte zu dem Stück Bein, das zu sehen war, bevor der fließende Stoff ihres Wickelkleids anfing.
„Lang genug."
Schon jetzt hatte sie nur noch Augen für ihn. Seine magnetische Energie hielt sie in einem Kokon gefangen, in dem nur sie beide existierten. Noch ein Schluck vom Cosmo, erstaunlich wenig Small Talk, seine fast unmerklich gehobene Augenbraue – wollen wir? – und schon waren sie auf dem Weg zu den Aufzügen.
Es war eine rein animalische Anziehungskraft. Sie mussten nicht darüber sprechen. Sie wussten es einfach. Keine Namen. Keine tiefgründigen, bedeutungsschweren Vorstöße in die Psyche des anderen. Nur ungezügelte, ungetrübte Lust. Ali hatte noch nie erlebt, dass etwas sie so vollständig verzehren konnte.
Die Aufzugtüren hatten sich kaum geschlossen, da begann er, sie mit den Händen zu erkunden. Hitzige Küsse zogen sie näher zusammen. Sie fühlte sich verwegen, schamlos und genau am richtigen Platz. Sie war ganz in seinem Bann gefangen, und dieser völlig Fremde machte sich mit allen Winkeln und Kurven ihres Körpers vertraut. Er strich ihre Taille entlang, packte besitzergreifend ihre Hüften, schmeckte und neckte sie, und sie konnte nur reagieren.
Ali wusste nicht mehr, wie sie auf ihr Zimmer gelangt waren. Doch sie erinnerte sich noch genau an den Moment, in dem ihr Kleid zu Boden gefallen war. Ihre Haut war elektrisiert vor Verlangen, als sie sich an diesen Mann presste, der immer noch jedes einzelne Stück seines Dreiteilers trug. Sie hätte sich verletzlich fühlen sollen, entblößt. Aber so war es nicht. Weit davon entfernt. Sie fühlte sich weiblich, sexy, und zum ersten Mal verstand sie die Macht der Lust.
Das Verlangen, ihn in sich zu spüren, nahm zu, während er sie an immer intimeren Stellen berührte. Ihre Brustspitzen stellten sich auf, als sie sich an den Wollstoff seines Jacketts drückte. Er schob eine Hand zwischen ihre Beine, ließ seine Finger langsam vor- und zurückgleiten, vor und zurück. Ihr stockte der Atem, und er neigte den Kopf, um seine Zungenspitze mit ihren Nippeln spielen zu lassen.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen. In einer flüssigen Bewegung, als ob sie noch immer tanzen würde und der Unfall nie geschehen wäre, schlang sie zunächst ein Bein und dann mit einem kleinen Hüpfer auch das andere um seine Hüften. Er hatte keine Mühe, sie durch das Zimmer zum hohen Bett zu tragen. Nachdem er sie eilig, fast grob abgesetzt hatte, drehte er sie herum, die Hände an den Seiten ihrer Brüste, und ließ dann eine Hand vorn herunterwandern und eine an ihrem Rücken, bis er sie mit beiden Händen zwischen den Beinen packen konnte. Ihre Haut fühlte sich an, als würde sie brennen. Sie hatte noch nie jemanden so sehr gewollt wie Den Anzug.
Sie fühlte seine kräftigen Barstoppeln an ihrer Wange, und als ob er ihre Gedanken lesen konnte, hatte er ihr ins Ohr geflüstert: „Ich hab nur zwei – also wirst du geduldig sein müssen."
Zwei Kondome. Eine Nacht mit einem Mann, den sie nie wiedersehen würde.
Ali erinnerte sich noch, wie sie gedacht hatte: Diese Wände sind hoffentlich schallgeschützt. Sie hatte ihr Ebenbild getroffen, und so genussvoll, wie seine Hände ihren Körper erkundet hatten, hatte offenbar auch er es empfunden …
„Jaaaaa! Haben Sie das gesehen, Doc?"
Ali wurde aus ihrem Tagtraum herausgerissen und schaute schnell zum Spielfeld, um zu verstehen, worum es ging. Muss besser aufpassen!
Die Assistenztrainer, neben die sie sich gestellt hatte, waren kaum zu halten, und auf der Anzeigetafel flackerten neue Zahlen auf. Die ‚North Stars‘ liefen ihren Gegnern davon.
Sie lächelte und zog sich ihre Teammütze über die Ohren. Mann, war das kalt hier! Nicht zu vergleichen mit ihrem schicken, wohlig beheizten Therapiezentrum mitten in London.
Der Gedanke war gleichzeitig angenehm und schmerzlich.
Das reicht.
Der Mannschaftsarzt sollte im Laufe des Tages – vielleicht sogar mitten im Spiel – zurückkommen, und dann sollte sie besser keine glasigen Augen vom Tagträumen haben. Zumal von solch unanständigen Träumen!
Sie zwang sich, sich auf die Spieler auf dem Feld zu konzentrieren. Schließlich war sie für sie verantwortlich.
Als das Spiel fortgesetzt wurde und dann abrupt zum Stillstand kam, wurden Alis Sinne geschärft. Das Zusammenkrachen der Schultern, das Knirschen der Schädel war nie ein schönes Geräusch, aber diese Rugbyjungs machten keine halben Sachen.
Die Schmerzensschreie vom Spielfeld brachten sie in Bewegung. Diese Männer waren vielleicht manchmal Schauspieler, aber bestimmt keine Memmen. Ein Spieler war verletzt.
Sie nahm das Grölen Tausender von Fans beim hitzigen Testspiel zwischen ‚North‘ und ‚South‘ gar nicht wahr, während sie immer schneller über das weiß gesprenkelte Spielfeld lief, begleitet von den Krankenträgern. Ein Gedränge auf einem rutschigen Rasen konnte schnell zu einer Wirbelsäulenverletzung führen. Sie hoffte inständig für den Spieler, dass das nicht der Fall war.
Der Haufen verschwitzter, mit Schlamm verschmutzter Männer teilte sich, als sie ankam.
„Hoffentlich sind Sie nicht zimperlich, Harty", murmelte einer der Spieler, als sie sich bis zur Mitte vorgearbeitet hatte.
Auf dem Boden lag Chris Trace, der Hakler der Mannschaft, und versuchte, seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Ihn als ungewöhnlichen Anblick zu bezeichnen, wäre untertrieben gewesen. Ali musste fast lachen. Sie hatte eine Veränderung gewollt, und das war ganz sicher nicht die Art Verletzung, die man beim ‚Royal Ballet‘ zu sehen bekam.
Ihr Spieler hatte die volle Wucht eines Spielers von ‚Southern Cross‘ abbekommen. Aus einer klaffenden Wunde an seiner Stirn floss das Blut, und als er sich die Augen freiwischte, wurde klar, dass er mit einem prächtigen Veilchen aus dem Spiel gehen würde.
Im Stadion wurde es still, während beide Mannschaften gespannt auf ihr Urteil warteten.
„In Ordnung, Chris. Ali holte ein paar Tücher aus ihrer Arzttasche. „Wollen wir mal sehen, welchen Preis du für den Sieg gezahlt hast.
Der Spieler spuckte seinen Mundschutz aus und versuchte sie anzugrinsen. Ein gutes Zeichen.
„Ich bin im Nullkommanichts wieder auf dem Feld, Doc. Kleben Sie einfach ein Pflaster drauf, und ich bin wieder fit." Er verzog schmerzerfüllt sein breites Gesicht, als er versuchte den Kopf zu heben.
„Nein, lass das! Ali drückte ihn zurück auf den Boden. „Du gehst nirgendwohin, bevor ich dich untersucht habe. Was ist mit deiner Schutzbrille passiert?
Sie musste lächeln – seine Entschlossenheit, das Spiel zu Ende zu spielen, war bewundernswert. Die ‚North Stars‘ kämpften unbeirrbar dafür, als Favorit in den berüchtigten Showdown „Norden gegen Süden" in etwas mehr als drei Monaten einzuziehen. An diesem Tag würde ihr Vertrag auslaufen. Wegen einer Verletzung einen Spieler zu verlieren, war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnten.
Sie fing an, ihm mit einem Schwamm das Blut von der Stirn zu wischen, um zu