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Grenzenlos wie meine Lust
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eBook222 Seiten3 Stunden

Grenzenlos wie meine Lust

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Über dieses E-Book

Seit Wochen jettet Juliana um die halbe Welt; sie testet beruflich den Service einer Airline. Völlig gestresst verpasst sie beinahe den letzten Flug nach Hause - da kommt ihr ein überwältigend gut aussehender Fremder zu Hilfe. Ein kleiner Flirt mit einem heißen Typen könnte doch für Entspannung sorgen! Die Begegnung mit Law über den Wolken endet grenzenlos erotisch … Er geht Juliana unter die Haut - und nicht mehr aus dem Kopf! Kurz darauf begegnen sie sich wieder - Zufall? Welche Pläne verfolgt der einflussreiche Law wirklich?

SpracheDeutsch
HerausgeberMIRA Taschenbuch
Erscheinungsdatum1. Apr. 2021
ISBN9783745752878
Grenzenlos wie meine Lust
Autor

Cara Lockwood

Cara Lockwood, Bestsellerautorin bei USA TODAY, hat mehr als achtzehn Bücher geschrieben, unter anderem I Do (But I Don’t), das als Lifetime Original Movie verfilmt wurde. Sie ist die Autorin von Bard Academy, einer Serie für junge Erwachsene. Weltweit ist ihr Werk in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. Geboren und aufgewachsen ist Cara in Dallas. Jetzt lebt sie mit ihrem Ehemann und ihren fünf Kindern in der Nähe von Chicago. Mehr Infos über Cara auf caralockwood.com, per Freundschaftsanfrage auf Faceboock, facebook.com/authorcaralockwood oder auf Twitter, @caralockwood.

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    Buchvorschau

    Grenzenlos wie meine Lust - Cara Lockwood

    MIRA® TASCHENBUCH

    Copyright © 2021 by MIRA Taschenbuch

    in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2018 by Cara Lockwood

    Originaltitel: „First Class Sin"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    in der Reihe: DARE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V. / SARL

    Übersetzung: Olivia Kay

    Coverabbildung: Harlequin Books S.A. / Fotolia

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN E-Book 9783745752878

    www.harpercollins.de

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    PROLOG

    In der Toilettenkabine des Airbus A380 blinkte das Anschnallzeichen auf, doch Juliana bemerkte es gar nicht. Die Lippen des Mannes hatten die ihren erobert, und er ließ seine kräftigen Hände über ihren übergroßen Kaschmir-Tunikapullover nach unten gleiten, schob sie unter den Stoff und legte sie heiß und schwer auf ihre Hüften. Sie drängte sich ihnen entgegen und erhaschte in dem kleinen Spiegel über dem winzigen Stahlwaschbecken einen Blick auf ihr Gesicht. Ihr dunkles Haar war zerzaust, ihre Wangen waren gerötet und ihre Pupillen geweitet, sodass ihre normalerweise hellbraunen Augen beinahe schwarz aussahen. Der Mann war so groß, so durchtrainiert … Seine Rücken- und Schultermuskeln bewegten sich unter seinem dünnen T-Shirt, als er sich mit dem Mund zu ihrem Hals vorarbeitete.

    Würde sie es tun? Würde sie wirklich Sex auf einer Toilette haben? Jenseits der dünnen Plastiktür saß ein ganzes Flugzeug voller Passagiere, die zweifellos alles mitanhören konnten, sofern sie nicht mit Kopfhörern auf den Ohren an ihren Handys, Tablets und Notebooks klebten, deren flackernde Displays auf diesem Nachtflug die einzige Lichtquelle in der abgedunkelten Kabine waren. Der Mann, der ihr vor zwei Stunden noch völlig fremd gewesen war, zog eine Spur aus Küssen über ihren Hals. Sie stöhnte unwillkürlich auf, als er mit der Zunge ihr Ohrläppchen liebkoste und hauchzart mit den Zähnen daran knabberte.

    Es war schon zu lange her, dass sie ihren Kopf das letzte Mal abgeschaltet und den Bedürfnissen ihres Körpers nachgegeben hatte. Sie hatte vergessen, wie gut sich das anfühlen konnte. Ihr Körper schrie förmlich nach dieser Erlösung, stand lichterloh in Flammen. So etwas hatte Juliana noch nie im Leben getan – Sex mit einem Fremden? Sex in einem Flugzeug?

    Doch sie wollte ihn tief in sich spüren; sie wollte, dass er sie so ausfüllte, wie nur ein Mann es konnte. Genau das wollte sie: diesen Mann, zu ihren Bedingungen. Sie hatte das hier angefangen, und sie würde es auch zu Ende bringen.

    Abrupt wurde ihr klar, dass sie nicht einmal den Nachnamen des Mannes kannte, ja, nicht einmal wusste, wo er lebte, und doch stand sie hier und küsste ihn, als gäbe es kein morgen, spürte ihn an sich gepresst in dem beengten Räumchen, spürte den immer härter werdenden Beweis seines Verlangens nach ihr an ihrem Bauch. Ja, sie wollte es. Hier. Jetzt. Schnell, schmutzig, praktisch anonym. Wie zwei Tiere, die einfach ihren Instinkten folgten. Dieses eine Mal in ihrem so überaus hektischen Leben würde sie ihren überaktiven Verstand ausschalten und sich nur auf das hier konzentrieren, auf diese eine Sache, den Mund dieses Mannes auf ihrem, seinen starken, muskulösen Körper vor ihr.

    Keuchend unterbrach er den Kuss, dann drehte er sich mit ihr um und hob sie auf den schmalen Rand des Waschbeckens, als wäre sie leicht wie eine Feder, und plötzlich wurde ihr klar, wie stark er tatsächlich war, wie kompakt und kräftig seine Muskeln sein mussten. Sie fing seinen Blick aus diesen unglaublich blauen Augen auf und spürte, wie sich ihr eigenes Verlangen zwischen ihren Beinen Ausdruck verlieh. Sie hatte ihn schon in dem Augenblick gewollt, als sie ihn gesehen hatte, und jetzt würde sie ihn bekommen. Ich bin ein brünstiges Tier, das nur noch von seinen Instinkten gesteuert wird, von purer Begierde. Er griff in den Taillenbund ihrer Stretch-Leggins, zog sie hinunter und deckte damit Julianas Geheimnis auf: Sie trug keine Unterwäsche.

    Er ließ die Hände ihr Bein hinaufwandern und stieß auf ihre Nacktheit. Er grinste und zog fragend eine Augenbraue hoch. Eigentlich trug sie bloß der Bequemlich halber keine Unterwäsche, doch jetzt wurde ihr klar, dass er dem Ganzen eine völlig andere Bedeutung zumaß. „Sieh mal an, murmelte er überrascht, während er sich weiter vortastete und zärtlich ihre empfindsame Klitoris streichelte. Julianas Herz begann zu rasen, als er über ihre feuchte Mitte strich. „Warst du schon bereit, als du hier reingegangen bist?

    Sie wollte ihm sagen, dass sie so etwas noch nie getan hatte, in ihrem ganzen Leben noch nicht, doch ihr schnürte sich der Hals zu, und sie brachte kein Wort heraus. Nicht in diesem Moment, da seine Lippen ihren so nah waren. Die nackte Wahrheit war, dass sie überhaupt noch nie etwas getan hatte, das dem hier auch nur ansatzweise nahekam: Sex mit einem Fremden in einem Flugzeug oder überhaupt an irgendeinem öffentlichen Ort. Der Mile-High-Club? Diese Mitgliedschaft hatte sie nie angestrebt und auch nie erwartet, dass sie sie je erhalten würde.

    Plötzlich drang er mit den Fingern in sie ein, und sie schnappte nach Luft. Seine Berührung trieb sie in den Wahnsinn, und ihr wurde klar, dass er jetzt wohl unweigerlich gemerkt haben musste, wie sehr sie ihn wollte, wie feucht er sie gemacht hatte.

    „Ja, du warst schon bereit, als du hier reingegangen bist", murmelte er, und sie stellte fest, dass er damit richtiglag. Sie hatte das Gefühl, schon immer bereit für das hier gewesen zu sein. Für ihn.

    Das Herz hämmerte ihr in der Brust. So war es noch nie mit einem Mann gewesen – so heiß, animalisch, drängend. Die Angst, erwischt zu werden, war allgegenwärtig, und das Bewusstsein, dass sie hier gerade gegen alle Regeln des Anstands verstießen, verwandelte jede Berührung in glühend heiße Begierde. Für gewöhnlich bestand Juliana immer erst auf einem gemeinsamen Abendessen, und der Mann musste eine ganze Reihe von Bewährungsproben bestehen, bevor sie ihm auch nur einen Blick auf ihre Unterwäsche gestattete. Doch jetzt, hier, in diesem Flugzeug, würde sie diesem Fremden alles geben. An Ort und Stelle. Ohne irgendwelche Bedingungen. Ohne jegliche Verpflichtung.

    Vielleicht hatte sie das ja schon seit Langem gebraucht. Schmutzigen, schnellen Sex mit einem Fremden, bei dem sie zur Abwechslung mal nicht die korrekte, förmliche Gutachterin sein musste, nicht die Expertin im adretten Businesskostüm, die sie den ganzen Tag lang spielte. Hier konnte sie sein, wer sie sein wollte: eine Frau, die sich einen Mann nahm, wann und wo es ihr gefiel; eine Frau, die halbnackt mit gespreizten Beinen auf dem Waschbecken einer Toilettenkabine saß, so erregt wie noch nie zuvor.

    Jede Minute konnte die Flugbegleiterin an die Tür klopfen. Oder ein anderer Passagier. Sie konnten hier jederzeit erwischt werden. Und doch fühlte sie sich auf merkwürdige Weise … frei. Zum ersten Mal seit Langem fühlte sie sich lebendig. Sie war dabei, etwas Falsches zu tun, und doch fühlte es sich vollkommen richtig an. Das hier war ihre Entscheidung. Und es war einfach herrlich.

    Er bewegte seine Finger in ihr, und sie ließ mit einem wohligen Stöhnen den Kopf in den Nacken fallen und stieß dabei gegen den Waschbeckenspiegel. Sie wiegte die Hüften im Rhythmus seiner Hände. Es fühlte sich so gut an, wahnsinnig gut. Vielleicht würde er sie direkt hier kommen lassen. Sie gab sich ganz ihrem Verlangen hin und stöhnte noch lauter auf.

    Hat das jemand gehört? fragte sie sich. Lauschte vielleicht gerade jetzt jemand an der Tür. Und kümmerte es sie überhaupt?

    Der Mann trat in dem beengten Raum ein Stück zurück, und sie stürzte sich auf seinen Reißverschluss, begierig darauf, die Sache voranzutreiben, begierig darauf, es endlich zu tun. Er küsste sie erneut leidenschaftlich, und wieder stöhnte sie auf, als der Rausch des Verlangens, ein Tsunami der Begierde, all ihre Sinne überflutete. Sie befreite sein bestes Stück, und es lag schwer, hart und gleichzeitig samtig weich in ihren Händen.

    Ja, danach lechzte sie. Nach ihm, danach, ihn ganz in sich zu spüren. Zum Teufel mit den Konsequenzen. Denn aller Wahrscheinlichkeit nach würden sie sich nie wiedersehen. Sie kannte ja noch nicht einmal seinen vollen Namen, und dabei hielt sie gerade den intimsten Teil von ihm in den Händen. Und der war ganz schön beeindruckend. Dick. Ziemlich groß und, oh, so unglaublich bereit für sie.

    Er stöhnte auf, als sie die Hände um ihn legte und spürte, wie groß auch sein Verlangen war. Er begehrte sie ebenso sehr wie sie ihn. Mit einem Mal fühlte sie sich ganz trunken, mächtig, während sie ihn so in Händen hielt.

    Es würde wirklich passieren. Sie konnte es kaum glauben. Sie war diesem Mann gerade erst begegnet, einem x-beliebigen Fremden, der zufällig in der Sitzreihe am Notausstieg neben ihr gesessen hatte, und jetzt stand sie kurz davor, ihn in sich eindringen zu lassen, was sie in ihrem ganzen bisherigen Leben nur einer Hand voll Männern erlaubt hatte. Sie sah in seine blauen Augen und betrachtete sein sexy, markantes Kinn. Ja, sie wollte ihn. So sehr. Ohne Reue. Nicht für das hier.

    Er drängte sich an sie, und seine pralle Spitze drückte gegen ihre empfindlichste Stelle wie ein Versprechen der Wonne, der reinsten animalischen Lust, der köstlichen, süßen Erlösung. Ständig hielt sie in ihrem Leben die Zügel fest in der Hand, und jetzt würde sie sie endlich einmal loslassen. Sie würde einfach alles loslassen. Sie hielt sich an seinen Schultern fest und sehnte sich tief im Innern danach, ausgefüllt zu werden, gedehnt zu werden, zu neuen Höhen emporgetragen zu werden, während dieser Blechvogel Tausende von Fuß über dem Boden durch die Wolken segelte.

    „Bist du so weit?", fragte er und rieb erneut seine Eichel an ihr. Eine Welle heißen Verlangens schoss ihr durch die Schenkel bis in die Knie.

    „Ja", flüsterte sie heiser und krallte ihm die Fingernägel in die Schultern. In ihrem ganzen Leben war sie noch nie so bereit gewesen.

    1. KAPITEL

    Zwei Stunden vorher.

    Juliana konnte es nicht ausstehen, sich zu verspäten. Sie rannte durch das Terminal am JFK Airport, vorbei an Vätern, die Kinderwagen vor sich her schoben, und sonnenverbrannten College-Studenten auf dem Rückweg aus dem Spring Break, und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie das Gate noch erreichte, bevor es schloss. Sie musste diesen Flug – den letzten Heimflug nach Chicago – unbedingt erwischen.

    Sie hatte ihrer Schwester nämlich versprochen, zu ihrem Geburtstagsessen morgen Abend zu erscheinen, doch ihre Gutachtertätigkeit im Rahmen des Blue-Sky-Projekts spannte sie dermaßen ein, dass sie schon seit Wochen nicht mehr zu Hause gewesen war. Stattdessen war sie kreuz und quer durchs ganze Land gejettet, um die größte Fluggesellschaft der USA zu beurteilen. Sie wäre eigentlich pünktlich am JFK eingetroffen, aber der Verkehr war die Hölle gewesen und um den Flughafen herum sogar noch schlimmer als üblich. Plötzlich verkündete ihre Smartwatch mit einem Piep, dass eine neue Textnachricht eingegangen war. Juliana sah aufs Display.

    Garrison hatte ihr geschrieben.

    Wir müssen reden.

    Juliana stöhnte. Sie hatte jetzt keine Zeit für ihren Boss. Er konnte warten. Sie rannte weiter durch den Flughafen, ihr schicker Handkoffer wirbelte auf seinen Rollen hinter ihr her, und ihr dunkles Haar, das sie, wie üblich, in einem strengen Knoten trug, drohte sich zu lösen, während sie so durch den Terminal hechtete. Wenn sie diesen Flug nicht erwischte … würde sie einen ganzen Tag lang auf den nächsten warten müssen, und sie brauchte diesen Tag, um ihr Gutachten zu erstellen – mit dem sie aber erst anfangen konnte, wenn sie den Service der Fluglinie auf eben diesem Flug beurteilt hatte.

    Sie näherte sich dem Gate und sah dort eine Mitarbeiterin in Blue-Sky-Uniform – dunkelblauer Hosenanzug mit blauweißem Halstuch – stehen. Gott sei Dank!

    Keuchend erreichte sie den Schalter und hielt ihr Ticket hoch. „Gerade … noch … geschafft", keuchte sie völlig außer Atem.

    „Ich bedaure, Miss, erwiderte die Airline-Mitarbeiterin, „aber wir sind schon beim Boarding der Standby-Passagiere und haben Ihren Platz bereits vergeben.

    „Aber … das Gate ist doch noch offen, und ich habe ein Ticket. Juliana hielt ihr Business-Class-Ticket hoch wie ein Beweisstück vor Gericht. „Ist der Standby-Passagier denn schon an Bord?

    Die Airline-Angestellte – „Bette, ihrem Namenschild zufolge – sah widerstrebend auf ihren Computermonitor und tippte mit einem Gesichtsausdruck, an dem abzulesen war, wie lästig sie diese zusätzliche Arbeit fand, auf der Tastatur herum. „Nein, noch nicht. Ihre Stimme klang abgehackt, gereizt. Und genau deshalb steckt ihr in diesem Social-Media-Marketing-Schlamassel, dachte Juliana. Genau deshalb beschweren sich eure Kunden über euren herablassenden Umgang mit ihnen.

    „Dann lassen Sie mich bitte an Bord." Sie war schließlich die zahlende Kundin, die eigentliche Kundin, wohingegen ein Standby-Passagier eben nur jemand ohne Ticket war, der bloß darauf hoffte, noch eins zu ergattern. Sie machte sich im Geist einen Vermerk über das mürrische Verhalten der Airline-Angestellten und über ihre mangelnde Hilfsbereitschaft. Zahlenden Kunden den Flug zu verwehren, hatte Blue Sky in letzter Zeit in arge Schwierigkeiten gebracht, nachdem sich eine Reihe vernichtender Videos rasend schnell im Internet verbreitet hatte. Und hier stand schon wieder eine wenig hilfsbereite Mitarbeiterin, der anscheinend gar nicht bewusst war, welches schlechte Licht sie hier gerade auf das Unternehmen warf. Auf jeden Fall würde Juliana das in ihr Fusions- und Übernahmegutachten für AM Airlines mit aufnehmen.

    „Aber der Standby-Passagier ist ein Mitarbeiter der Airline, und ich fürchte …"

    „Kann ich vielleicht helfen?" Eine tiefe Baritonstimme hinter ihr ließ Juliana zusammenzucken. Sie wirbelte herum und vor ihr stand ein großer Mann, schätzungsweise in den Vierzigern, mit den schönsten blauen Augen, die sie je gesehen hatte. Er trug dunkle Jeans und ein eng anliegendes Polohemd über seiner breiten Brust und sah eher wie der Hauptdarsteller eines Films aus als wie ein x-beliebiger Flugpassagier. Normalerweise achtete Juliana nicht darauf, ob jemand attraktiv war oder nicht, wenn sie sich unter Fremden befand, doch dieser Mann hatte irgendetwas an sich, das es ihr unmöglich machte, ihn zu ignorieren. Sie konnte seine Anziehungskraft beinahe spüren, wie eine Macht, die ihre volle Aufmerksamkeit verlangte, wie ein Wikinger, der eine fremde Küste eroberte.

    „Sir …" Die Angestellte wirkte zunehmend griesgrämiger.

    „Ich bin ein Standby-Passagier, erklärte er, und seine tiefe Baritonstimme ging Juliana durch und durch, so kraftvoll klang sie. „Wenn es hilft, verzichte ich auf meinen Platz. Er reichte der Mitarbeiterin sein Standby-Ticket, sodass diese seinen Namen lesen konnte.

    Juliana warf ihm einen überraschten Blick zu. Sie hatte immer geglaubt, es gäbe keine Ritterlichkeit mehr, vor allem nicht an Flughäfen. Jeder war nur sich selbst der Nächste, ob an den Gates, in den Fliegern oder an der Gepäckausgabe. Sein Angebot überraschte sie. Der Mann sah Juliana an und lächelte, ein strahlend weißes, blendendes Lächeln. Ob er berühmt war? Er schien diese gewisse Ungezwungenheit zu besitzen, wie jemand, der es zu etwas gebracht hatte. Ihr Blick fiel auf seine Bruno-Mali-Wildlederslipper. Ja, er besaß eindeutig ein prall gefülltes Bankkonto. Dennoch zögerte Juliana. Wollte sie sich wirklich von einem Fremden helfen lassen? Sie war ja schließlich keine Jungfrau in Nöten. Sie kam ganz gut allein zurecht. Sie bat nie um Hilfe, denn das war ein Zeichen von Schwäche, und sie war nicht schwach.

    Eine zweite Blue-Sky-Mitarbeiterin sah vom benachbarten Schalter hoch. „Bette, kann ich Sie kurz sprechen?", rief sie ihre Kollegin zu sich. Die beiden Frauen steckten die Köpfe zusammen und unterhielten sich, und innerhalb von Sekunden wurde Bette kreidebleich. Was war passiert? Was hatte die Kollegin zu ihr gesagt? War Julianas Tarnung aufgeflogen? Sie hatte nicht damit gerechnet, dass die einfachen Angestellten von ihrer Identität als Gutachterin wussten, die Inkognito-Flüge unternahm, um den Kundenservice zu bewerten.

    „Es tut mir furchtbar leid, stammelte Bette, als sie an ihren Schalter zurückkam. „Wir haben Platz für Sie beide auf diesem Flug, das ist gar kein Problem. Sie warf einen Blick auf Julianas Ticket, nickte rasch und tippte mit klackernden Fingernägeln hastig auf ihrer Tastatur herum, und schon spuckte der kleine Drucker am Schalter zwei neue Tickets aus. „Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass ich Ihnen neue Plätze zugewiesen habe. Sie sitzen jetzt in der Touristenklasse, aber …"

    „Das macht mir nichts aus, erwiderte Julianas Retter. „Es sei denn, Sie haben etwas dagegen?

    Juliana sah den faszinierenden Mann neben sich an und musste den Hals recken, weil er so groß war. Sie fragte sich, ob sie sich überhaupt auf ihre

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