Zeuge der Wahrheit: Der kleine Fürst 233 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Ich verstehe dich nicht, Olivia«, sagte Alexander von Granthen. »Wieso kannst du nicht einfach zugeben, dass du den Unfall verursacht hast? Ich meine, alles spricht gegen dich, niemand versteht dein Verhalten. Ich habe mit Andy gesprochen, er ist fassungslos. Er sagt, er hätte sich beinahe in dich verliebt, und nun sieht er erst, was für ein Mensch du bist.« »Wie kann ich etwas zugeben, woran ich mich nicht erinnere?« Olivia hatte sich zunächst über den Besuch ihres alten Freundes gefreut, doch schon kurz nach der Begrüßung war diese Freude verflogen. Sie begriff, dass er war nicht aus alter Verbundenheit gekommen war, sondern um ihr Vorhaltungen zu machen. »Aber du behauptest ja, dich zu erinnern!«, rief Alexander. Er war ein gutmütiger Mensch, nur selten verlor er die Beherrschung, doch jetzt war ihm anzusehen, dass er kurz davor war. »Du behauptest, du seist nicht gefahren. Wenn du das so sicher weißt, musst du dich ja wohl erinnern, dass du dich nicht hinters Steuer gesetzt hast.« Sie blinzelte, etwas zuckte durch ihren Kopf, sie sah sich selbst ganz deutlich, wie sie auf der Rückbank Platz nahm, hinter Andreas. Oder war das an der Burg gewesen, nicht vor der Bar? Nein, an der Burg hatte sie neben Andreas gesessen, auf dem Beifahrersitz, und gehofft, er werde ihre Hand nehmen. Seltsam, dass sie sich jetzt ausgerechnet an eine solche Einzelheit erinnerte. Als interessierte es in diesem Zusammenhang, was sie gehofft hatte! »Aber ich erinnere mich«
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Buchvorschau
Zeuge der Wahrheit - Viola Maybach
Leseprobe:
Enttäuscht – verfolgt – verliebt!
LeseprobeAlexandra von Waldenburg sah sich im Spiegel an, dann schüttelte sie den Kopf. Nein, das war sie nicht! Hier hatte sie einfach zu tief in den Farbtopf gegriffen. Sie ging nicht zu einem Fernsehauftritt, wo sie wegen der vielen starken Scheinwerfer mehr als üblich geschminkt sein musste. Sie wollte zu Mike fahren, und der kannte sie eigentlich eher naturgelassen und würde sich sehr wundern, sie so zu sehen. Also herunter mit allem. Als Alexandra sich wenig später wieder ansah, war sie zufrieden. Ja, das war sie. Ein wenig Wimperntusche, Rouge und Lippenstift, das reichte vollkommen. Das passte auch zu der beigen Leinenhose, dem weißen T-Shirt und der leichten Sommerjacke. Und die Haare? Mit denen machte Alexandra auch kurzen Prozess und bürstete sie nur einfach glatt herunter. Jetzt konnte sie zufrieden sein. Sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, welche Schnapsidee sie in die Tat umsetzen wollte. Es war verrückt! Aber dennoch wusste Alexandra, dass sie, wenn sie es jetzt nicht tun würde, die Finger ganz davon lassen würde. Sehr eilig verließ sie ihre privaten Wohnräume und rannte die Treppe hinunter. Zum Glück sah sie niemanden vom Personal, der Köchin hatte sie Bescheid gesagt, dass sie zum Essen nicht daheim sein würde, und im Gegensatz zu Klara, die noch immer Urlaub hatte, schien es deren Vertretung nichts auszumachen. Im Gegenteil, Alexandra hatte den Eindruck, dass sie froh darüber war, wenn sie zum Essen nicht zu Hause war, das ersparte der Guten Arbeit. Für Klara war ihr Beruf im wahrsten Sinne des Wortes Berufung.
Der kleine Fürst
– 233 –
Zeuge der Wahrheit
Erst der Barmann sorgt für die Wende
Viola Maybach
»Ich verstehe dich nicht, Olivia«, sagte Alexander von Granthen. »Wieso kannst du nicht einfach zugeben, dass du den Unfall verursacht hast? Ich meine, alles spricht gegen dich, niemand versteht dein Verhalten. Ich habe mit Andy gesprochen, er ist fassungslos. Er sagt, er hätte sich beinahe in dich verliebt, und nun sieht er erst, was für ein Mensch du bist.«
»Wie kann ich etwas zugeben, woran ich mich nicht erinnere?«
Olivia hatte sich zunächst über den Besuch ihres alten Freundes gefreut, doch schon kurz nach der Begrüßung war diese Freude verflogen. Sie begriff, dass er war nicht aus alter Verbundenheit gekommen war, sondern um ihr Vorhaltungen zu machen.
»Aber du behauptest ja, dich zu erinnern!«, rief Alexander. Er war ein gutmütiger Mensch, nur selten verlor er die Beherrschung, doch jetzt war ihm anzusehen, dass er kurz davor war. »Du behauptest, du seist nicht gefahren. Wenn du das so sicher weißt, musst du dich ja wohl erinnern, dass du dich nicht hinters Steuer gesetzt hast.«
Sie blinzelte, etwas zuckte durch ihren Kopf, sie sah sich selbst ganz deutlich, wie sie auf der Rückbank Platz nahm, hinter Andreas. Oder war das an der Burg gewesen, nicht vor der Bar? Nein, an der Burg hatte sie neben Andreas gesessen, auf dem Beifahrersitz, und gehofft, er werde ihre Hand nehmen. Seltsam, dass sie sich jetzt ausgerechnet an eine solche Einzelheit erinnerte. Als interessierte es in diesem Zusammenhang, was sie gehofft hatte!
»Aber ich erinnere mich«, sagte sie langsam.»Ich habe hinten gesessen.«
»Nein, hast du nicht. Vor der Burg bist du vorne eingestiegen, das habe ich selbst gesehen. Und als ihr aus der Bar gekommen seid, hast du dich ans Steuer gesetzt, sagen die anderen vier. Und sie werden ja wohl nicht alle lügen, oder? Und vermutlich hast du in der Bar nicht nur Wasser getrunken.«
»Die anderen haben auch nicht nur Wasser getrunken.«
»Aber sie sind nicht mehr Auto gefahren, das hast nur du gemacht. Du hast dich für fahrtüchtig erklärt, sie haben dir geglaubt, und das Unheil nahm seinen Lauf. Oder kannst du beschwören, dass du nicht gefahren bist?«
Olivia hätte jetzt gern aus voller Überzeugung mit ›ja‹ geantwortet, aber das Schreckliche war: Sie konnte es nicht. Zwar glaubte sie, dass sie nicht gefahren war, aber einen Eid hätte sie darauf nicht leisten können.
»Siehst du? Du kannst es nicht!« Alexanders Stimme klang beinahe beschwörend, als er sich jetzt vorbeugte und sagte: »Gib es zu, Olivia, dann hört die Polizei vielleicht endlich auf, meine Freunde zu belästigen.«
»Deine Freunde? Gehöre ich nicht mehr dazu?« Schlagartig begriff sie, dass er nur gekommen war, um sie zu einer Aussage im Sinne der vier anderen zu bewegen. Es ging ihm nicht um sie, Olivia, es ging ihm um die anderen. Diese Erkenntnis war bitter. Er war einer ihrer ältesten Freunde, und sie hatte ihn verloren.
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, als er aufstand. »Wenn du weiterhin leugnest, ganz bestimmt nicht. Ich kann nicht mit jemandem befreundet sein, der nicht zu seinen Fehlern steht und dadurch andere in Schwierigkeiten bringt.«
»Ich kann nicht zu einem Fehler stehen, von dem ich sicher bin, ihn nicht gemacht zu haben.«
Olivia hörte selbst, wie brüchig ihre Stimme klang, und ihr war auch klar, wie wenig überzeugend sie wirkte. Kein Wunder, dass niemand ihr glauben wollte. Wobei, das stimmte nicht: Die Sternberger Teenager glaubten ihr, aber sie waren die Einzigen. Selbst bei Sofia und Friedrich stellte sie mittlerweile Zweifel fest, aber immerhin hatten sie ihr deshalb nicht die Freundschaft gekündigt.
»Schade«, sagte Alexander. »Sehr schade, dass unsere Freundschaft so enden muss.« Er lächelte höflich, wie ein Fremder, der sich in der Tür geirrt hatte, und verließ ohne weiteres Wort das Zimmer.
Olivia schloss die Augen, um die aufsteigenden Tränen zurückzudrängen. Sie hatte, seit sie in der Klinik lag, mehr Tränen vergossen als sonst in einem Jahr. Sie wusste nicht mehr ein noch aus. Wie würde ihr Leben in Zukunft aussehen, wenn der Schatten dieses Unfalls sie von jetzt an begleitete, für immer? Sie würde nie mit letzter Sicherheit wissen, was passiert war.
Es gab Nächte, in denen sie mit wild klopfendem Herzen aufwachte und sich fragte, ob sie nicht doch gefahren war. Man veränderte sich, wenn man Alkohol getrunken hatte, wurde lockerer, leichtsinniger, tat Dinge, die man sonst nicht tat. Vielleicht setzte man sich dann sogar ans Steuer eines fremden Wagens und hielt sich für fahrtüchtig?
Aber sie erinnerte sich immerhin daran, dass Andreas ihr zu Beginn des Abends gesagt hatte, er trinke hauptsächlich Wasser, weil er versprochen habe, die anderen nach der Party zu fahren. Und er hatte ihr angeboten, sie mit nach Sternberg zu nehmen, wo er und seine drei Freunde in einem Hotel übernachten würden. Und schließlich hatte er ihr ja selbst mehrfach Wein geholt, also wusste er, dass sie nicht mehr ganz nüchtern gewesen war. Sie hatte das auch der Polizei gesagt, aber genützt hatte es nichts.
Als es klopfte, wischte sie sich hastig über die Augen, bevor sie: »Herein!«, rief
Es war Baronin Sofia, die es seit der Unfallnacht trotz ihrer vielen ehrenamtlichen Verpflichtungen geschafft hatte, Olivia jeden Tag wenigstens einen kurzen Besuch abzustatten. Sie lächelte zur Begrüßung, wurde aber sofort ernst, als sie sah, in welcher Verfassung Olivia war. »Schlechte Neuigkeiten?«,