Du sollst Mutterliebe nicht vermissen: Sophienlust Bestseller 74 – Familienroman
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Das Kinderheim Sophienlust erfreut sich einer großen Beliebtheit und weist in den verschiedenen Ausgaben der Serie auf einen langen Erfolgsweg zurück. Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, mit Erreichen seiner Volljährigkeit, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
Leuchtend stieg die Sonne im Osten auf und vergoldete mit ihrem Leuchten die Wasserfläche des Genfer Sees. Wie gebannt blieb Angelika Berger an dem großen Fenster der Wohnhalle stehen und bewunderte fasziniert diesen zauberhaften Ausblick. Plötzlich füllten sich ihre Augen mit Tränen. Der Abschied von der so herrlich gelegenen Villa fiel ihr doch bedeutend schwerer, als sie gedacht hatte. Als die alte Standuhr sechs dumpfe Schläge ertönen ließ, wandte das junge Mädchen sich vom Fenster ab, um noch ein allerletztes Mal durch die Räume zu gehen, in denen sie so viele frohe, aber auch traurige Stunden verlebt hatte. In wenigen Minuten würde sie bereits unterwegs sein, um endlich ihre Halbschwester Monika, die sie eine kleine Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte, in Deutschland zu besuchen. In dem Schlafzimmer ihrer verstorbenen Tante Lizzy hielt Angelika sich etwas länger auf. Hier hatte die alte Dame, die für sie mehr als ihre eigene Mutter war, ihre letzten Tage verbracht, hier hatte sie ihr die Augen zugedrückt. »Liebe Tante Lizzy«, flüsterte Angelika ergriffen, »ich werde alles so tun, wie du es dir gewünscht hast. Noch einmal danke ich dir, dass du all die Jahre so unendlich lieb zu mir warst.« Sie trocknete hastig ihre Tränen, als sie Schritte hörte. Frau Zwingli, die Haushälterin von Tante Lizzy, hatte ihre Koffer zum Auto getragen. Eben kehrte sie, mit vom vielen Weinen dick verschwollenen Augen, wieder ins Haus zurück. Arme Seele, dachte Angelika voll Mitleid, denn sie wusste, dass die alte Frau sich nur schwer mit den neuen Verhältnissen abfinden konnte. Der Tod ihrer Herrin, der sie ein Menschenalter gedient hatte, war für sie sehr schmerzlich. Frau Lizzy Bürger war nicht unerwartet gestorben. Durch ein heimtückisches Leiden war sie fast zwei Jahre ans Bett gefesselt gewesen. Angelika hatte die geduldige Kranke mit aufopfernder Liebe betreut, auch Frau Zwingli hatte ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Frau Zwingli war in dem Testament von Frau Lizzy Bürger mit einem Legat bedacht worden, das sie in die Lage versetzte, ihren Lebensabend sorgenfrei zu verbringen.
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Dr. Norden Aktuell
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Buchvorschau
Du sollst Mutterliebe nicht vermissen - Patricia Vandenberg
Sophienlust Bestseller
– 74 –
Du sollst Mutterliebe nicht vermissen
Patricia Vandenberg
Leuchtend stieg die Sonne im Osten auf und vergoldete mit ihrem Leuchten die Wasserfläche des Genfer Sees. Wie gebannt blieb Angelika Berger an dem großen Fenster der Wohnhalle stehen und bewunderte fasziniert diesen zauberhaften Ausblick. Plötzlich füllten sich ihre Augen mit Tränen. Der Abschied von der so herrlich gelegenen Villa fiel ihr doch bedeutend schwerer, als sie gedacht hatte.
Als die alte Standuhr sechs dumpfe Schläge ertönen ließ, wandte das junge Mädchen sich vom Fenster ab, um noch ein allerletztes Mal durch die Räume zu gehen, in denen sie so viele frohe, aber auch traurige Stunden verlebt hatte. In wenigen Minuten würde sie bereits unterwegs sein, um endlich ihre Halbschwester Monika, die sie eine kleine Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte, in Deutschland zu besuchen.
In dem Schlafzimmer ihrer verstorbenen Tante Lizzy hielt Angelika sich etwas länger auf. Hier hatte die alte Dame, die für sie mehr als ihre eigene Mutter war, ihre letzten Tage verbracht, hier hatte sie ihr die Augen zugedrückt.
»Liebe Tante Lizzy«, flüsterte Angelika ergriffen, »ich werde alles so tun, wie du es dir gewünscht hast. Noch einmal danke ich dir, dass du all die Jahre so unendlich lieb zu mir warst.« Sie trocknete hastig ihre Tränen, als sie Schritte hörte.
Frau Zwingli, die Haushälterin von Tante Lizzy, hatte ihre Koffer zum Auto getragen. Eben kehrte sie, mit vom vielen Weinen dick verschwollenen Augen, wieder ins Haus zurück. Arme Seele, dachte Angelika voll Mitleid, denn sie wusste, dass die alte Frau sich nur schwer mit den neuen Verhältnissen abfinden konnte. Der Tod ihrer Herrin, der sie ein Menschenalter gedient hatte, war für sie sehr schmerzlich.
Frau Lizzy Bürger war nicht unerwartet gestorben. Durch ein heimtückisches Leiden war sie fast zwei Jahre ans Bett gefesselt gewesen. Angelika hatte die geduldige Kranke mit aufopfernder Liebe betreut, auch Frau Zwingli hatte ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen.
Frau Zwingli war in dem Testament von Frau Lizzy Bürger mit einem Legat bedacht worden, das sie in die Lage versetzte, ihren Lebensabend sorgenfrei zu verbringen. Angelika war ihre Haupterbin. Sie war nun sehr wohlhabend. Ganz plötzlich hatte sie sich entschlossen, die Villa zu verkaufen, als ihr ein Interessent ein mehr als großzügiges Angebot machte. Reibungslos waren die Formalitäten erledigt worden. Schon morgen übernahm der neue Besitzer den Park und die prunkvolle Villa, die für Angelika allein viel zu groß und kostspielig gewesen wäre.
Angelika stieg langsam die breite Treppe hinunter und lächelte Frau Zwingli traurig an. Nun hieß es Abschied nehmen. Die alte Frau übersiedelte zu ihrer verheirateten Schwester, und sie kehrte in ihr Heimatland zurück. Der Gedanke, Monika wiederzusehen, half ihr über den Abschiedsschmerz hinweg.
»Frau Berger, fahren Sie bitte vorsichtig«, ermahnte Frau Zwingli sie. »Heutzutage passiert doch so viel.«
»Keine Sorge, Frau Zwingli, ich fahre bestimmt vorsichtig. Sollte ich wieder in diese Gegend kommen, besuche ich Sie bestimmt.«
»Das wäre sehr lieb von Ihnen, Frau Berger.«
»Auf Wiedersehen, Frau Zwingli!« Angelika drückte herzlich die raue verarbeitete Hand der Frau und stieg dann in ihren Wagen. Er war das letzte Geschenk ihrer Tante.
Lautlos glitt das Auto über die asphaltierte Straße. Ein strahlend blauer Himmel wölbte sich über das Land und kristallisierte die leuchtenden Farben der üppigen Vegetation klar heraus.
Angelika dachte an ihre Schwester, die vor mehr als sechs Jahren den berühmten Pianisten Andreas Treßlow heiratete und Mutter von zwei reizenden Kindern war. So sonderbar es auch scheinen mochte, Angelika hatte ihren Schwager in all den Jahren noch nicht kennen gelernt. Immer war etwas dazwischengekommen.
Monika schien aber nicht so glücklich zu sein, wie sie es vermutet hatte. Daran war die blinde Eifersucht ihres Mannes schuld. Zwar hatte Monika ihn nie in ihren Briefen angeklagt, aber Angelika hatte zwischen den Zeilen gelesen, dass in dieser Ehe irgendetwas nicht stimmte. Jedenfalls brauchte ihre Schwester sie, und das allein war ausschlaggebend für Angelika.
Monika hatte in ihrem letzten Brief geschrieben, dass ihre Freundin Vera Rodensky und ihr Bruder die alte Mühle, die als Atelier und Wohnung ausgebaut worden war, verkaufen wollten. Sie lag in der Nähe des Ortes, in dem Monika mit ihrer Familie lebte. Ein glücklicher Zufall, denn sie hatte den Beruf einer Keramikerin erlernt und könnte sich dort eine Existenz aufbauen.
Den ganzen Tag hielt das herrliche Wetter an. Trotz der anstrengenden Fahrerei fühlte Angelika sich frisch, als sie die ersten Häuser des Ortes sah, der ihre neue Heimat werden sollte.
Angelikas Augen strahlten vor erwartungsvoller Freude. Endlich lernte sie nun ihren Neffen und ihre Nichte kennen, die sie bisher nur auf Fotos gesehen hatte. Der kleine Günther musste fünf und sein Schwesterchen Rosi vier Jahre alt sein. Am meisten jedoch beglückte sie das Wiedersehen mit Monika. Obgleich sie Halbschwestern waren, hatten sie sich stets verstanden.
Angelika musste oft fragen, bevor sie das hübsche Haus der Treßlows fand und vor dem niedrigen schmiedeeisernen Tor halten konnte. Im gleichen Augenblick stoppte hinter ihr ein zweiter Wagen. Im Rückspiegel konnte Angelika beobachten, dass ein junger Mann ausstieg und schnell auf das Tor zuging.
Da wurde auch schon die Haustür geöffnet, und ein älteres Mädchen, allem Anschein nach das Hausmädchen, kam mit hektisch geröteten Wangen angelaufen. »Gut, dass Sie da sind, Herr Doktor!«, rief sie aufgeregt. »Frau Treßlow geht es sehr schlecht.«
Angelika spürte plötzlich einen harten Druck im Herzen. »War Monika denn krank?«, fragte sie sich besorgt.
Die etwas zu laute Stimme des Mädchens war nicht zu überhören. »Frau Treßlow hat einen schweren Kreislaufanfall gehabt. Ich habe ihr die Tropfen gegeben, aber sie haben nicht gewirkt.«
»Machen Sie sich keine Sorge, Lotti«, beruhigte Dr. Wolfram das erregte Mädchen. »Gleich nach Ihrem Anruf habe ich mich mit Frau von Schoenecker in Verbindung gesetzt. Wir bringen Frau Treßlow nach Sophienlust. Dort wird sie ausgezeichnet gepflegt.«
»Oh, das ist gut, Herr Doktor. In Sophienlust wird sich die gnädige Frau bestimmt erholen. Alle werden dort wieder fröhlich. Wissen Sie, Herr Doktor, Frau Treßlow quält sich schrecklich ab. Ich glaube, ihr fehlt ganz einfach der Lebenswille … Nicht einmal mehr die Kleinen muntern sie auf, dabei liebt sie ihre Kinder abgöttisch.«
»Ich weiß, Lotti, darum habe ich mich ja an Frau von Schoenecker gewandt.«
Angelika war inzwischen ausgestiegen und hatte mit wachsender Besorgnis dem Gespräch der beiden zugehört. »Bitte«, sprach sie nun den Arzt an. »Ich bin Angelika Berger, die Schwester von Frau Treßlow. Was ist geschehen? Was fehlt meiner Schwester? Darf ich sie sehen?« Angelika war außer sich vor Sorge und Angst.
Dr. Bert Wolfram blickte die hübsche blonde Frau prüfend an. »Frau Berger? Ja, Frau Treßlow sagte mir vor einigen Tagen, dass sie Sie erwarte. Bitte, haben Sie Verständnis, Frau Berger, aber im Augenblick halte ich es für gefährlich, dass Sie zu ihr gehen. Denn in ihrem Zustand kann ihr die kleinste Aufregung schaden, selbst eine freudige.«
»Aber was fehlt ihr denn?«
»Sie erwartet ein Kind. Die Schwangerschaft schien anfangs völlig normal zu verlaufen, aber dann stellten sich unerwartete Komplikationen ein, hervorgerufen durch seelische Erregungen. Ihre Schwester ist übersensibel.«
»Ich weiß, Herr Doktor. Doch dass sie wieder ein Kind erwartet, das war mir nicht bekannt.« Sie überlegte. Warum hatte Monika ihr nichts von diesem freudigen Ereignis geschrieben? »Wann kommt denn das Kind?«
»In wenigen Tagen, Frau Berger. Wie ich sehe, sind Sie mit dem Wagen da. Sie würden mir einen großen Gefallen tun, wenn Sie sich um die Kinder kümmerten. Es wäre mir sehr lieb, wenn sie nicht direkt mitbekämen, dass wir ihre Mutti wegbringen. Die daraus entstehende Aufregung könnte Ihrer Schwester Schaden.«
»Ja, Herr Doktor«, erklärte sich Angelika sofort einverstanden. Im Augenblick war sie noch so verwirrt von dem soeben erlittenen Schock, dass es ihr schwerfiel, das alles zu begreifen.
»Am besten fahren Sie mit den Kleinen schon voraus nach Sophienlust.«
»Sophienlust?«
»Sophienlust liegt nur wenige Kilometer von hier entfernt. Es ist ein Haus, wo man Frieden und Glück findet, einfach ein Ort der Nächstenliebe. Sophienlust gehört Denise von Schoenecker und ihrem Sohn Dominik.«
»Ach so.« Mehr wusste Angelika nicht zu sagen. »Wo sind denn die Kinder?«
»Sie spielen im Sandkasten hinter dem Haus«, mischte sich Lotti ein. »Dort bauen sie eine Burg und sind auf diese Weise abgelenkt.«
»Danke!«, erwiderte Angelika benommen. »Ich werde sie schon finden.« Als sie um das Haus ging, nahm sie all ihre Kraft zusammen, um den beiden Kindern ruhig gegenübertreten zu können. Schon von Weitem hörte sie die hellen Kinderstimmen. Nach der Lautstärke zu urteilen, schienen sie sich augenblicklich uneinig zu sein. Sie hatte sich nicht getäuscht.
Das kleine dunkellockige Mädchen schlug wütend mit einer Sandschaufel auf seinen blondhaarigen Bruder ein.
»Hör auf!«, schrie Günther zornig und drehte ihr gewaltsam die Schaufel aus der Hand.
Noch hatten die Kinder sie nicht gesehen, denn sie standen sich wie zwei kleine Kampfhähne gegenüber. Wieder wollte Rosi auf ihren Bruder losgehen, aber sie besann sich doch, als sie die fremde Dame entdeckte. Auch Günther drehte sich um und blickte sie überrascht an.
»Günther, Rosi, guten Tag«, sagte Angelika und ging auf die beiden zu.
»Wer