Das Haus Zamis 55 - Wer ohne Sünde ist …
Von Logan Dee und Michael Markus Thurner
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Über dieses E-Book
Dass Michael Zamis zudem von den Toten auferstanden zu sein scheint, rückt indes die alten Verhältnisse keineswegs wieder gerade. Georg, sein Sohn, hat Blut geleckt und will sich nicht ohne Weiteres damit abfinden, wieder ins zweite Glied zu rücken.
Schließlich kommt es zum endgültigen Showdown zwischen den Zamis und Baalthasar Zebub …
Der 55. Band von "Das Haus Zamis".
"Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ›Dorian Hunter‹ und sein Spin-Off ›Das Haus Zamis‹ vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction." Kai Meyer
enthält die Romane:
125: "Familienbande"
126: "Wer ohne Sünde ist ..."
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Buchvorschau
Das Haus Zamis 55 - Wer ohne Sünde ist … - Logan Dee
Fußnoten
Was bisher geschah:
Die junge Hexe Coco Zamis ist das weiße Schaf ihrer Familie. Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht sie den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Auf einem Sabbat soll Coco endlich zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an. Doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut – umso mehr, da Cocos Vater Michael Zamis ohnehin mehr oder minder unverhohlen Ansprüche auf den Thron der Schwarzen Familie erhebt.
Nach jahrelangen Scharmützeln scheint endlich wieder Ruhe einzukehren: Michael Zamis und seine Familie festigen ihre Stellung als stärkste Familie in Wien, und auch Asmodi findet sich mit den Gegebenheiten ab. Coco Zamis indes hat sich von ihrer Familie offiziell emanzipiert. Das geheimnisvolle »Café Zamis«, dessen wahrer Ursprung in der Vergangenheit begründet liegt und innerhalb dessen Mauern allein Cocos Magie wirkt, ist zu einem neutralen Ort innerhalb Wiens geworden. Menschen wie Dämonen treffen sich dort – und manchmal auch Kreaturen, die alles andere als erwünscht sind.
Michael Zamis, seine Frau Thekla und Coco reisen nach Rumänien. Dort, auf der Temeschburg, findet die Testamentseröffnung der Fürstin Bredica statt, einer Großtante Michaels. Hier trifft er seine ehemalige Geliebte Florentina wieder – und seine uneheliche Tochter Juna, die er bisher verschwiegen hat. Juna hat eine grausame Vergangenheit hinter sich – die sie auf der Temeschburg einzuholen droht.
Das in Aussicht gestellte Erbe der Fürstin erweist sich als Lockvogel, damit diese ihre Jugend wiedererlangen kann. Michael, Thekla und Coco Zamis sowie Juna und auch Skarabäus Toth entkommen der tödlichen Intrige nur knapp. Der Rückweg nach Wien führt durch den sagenumwobenen, dämonenverseuchten Hoia-Baciu-Wald. Dort werden sie von einem unsichtbaren Gegner attackiert. Jeder Einzelne muss fortan um sein Leben kämpfen: Coco Zamis gelangt in ein Dorf, das von der Außenwelt abgeschnitten scheint. Bei dem verzweifelten Versuch, daraus zu fliehen, wird sie von Schwärmen von Fliegen attackiert. Ihr Vater, Michael Zamis, hat unterdessen in demselben Dorf eine Unterredung mit einem Dämon namens Beelzebub, der über die Ansiedlung herrscht. Der Dämon versucht Michael dazu zu gewinnen, mit ihm gegen Asmodi vorzugehen, doch Michael lehnt ab …
Unterdessen wird klar, dass Skarabäus Toth, der Schiedsrichter der Schwarzen Familie, einmal mehr ein doppeltes Spiel betreibt: Er bereitet für Beelzebub dessen Herrschaft in Wien vor.
Die verbliebenen Zamis-Sprösslinge Adalmar, Lydia und vor allem Georg, der das Erbe seines für tot erklärten Vaters Michael anzutreten anstrebt, halten dagegen.
Georg hat jedoch keinen leichten Stand. Er wird von den Wiener Dämonen nicht akzeptiert. Zudem wird auch noch Lydia entführt. Da tauchen Coco und ihre Eltern unverhofft wieder auf …
Erstes Buch: Familienbande
Familienbande
von Logan Dee
nach einem Exposé von Uwe Voehl
1.
»Mutter! V… Vater! Coco!«
Georg sah aus, als würde er drei Gespenster erblicken, als Thekla und Michael Zamis und seine Schwester das Haus betraten.
»Hi, Georg«, begrüßte ihn Coco. Und als er nichts sagte, sondern sie nur mit versteinertem Blick anschaute, sagte sie rasch: »Ich glaube, ich verzichte lieber auf den Tee. Macht ihr die Begrüßung mal allein unter euch aus.«
Und schon verschwand sie wieder.
»K… Kommt doch hoch. In mein Büro.«
Michael Zamis warf seinem Sohn einen misstrauischen Blick zu. »Seit wann hast du ein Büro?«
»Na ja, euer Schlafzimmer war ja – verwaist.«
Er ging voraus. Das Ehepaar folgte ihm ins Arbeitszimmer, in dem er sich bis vor wenigen Minuten noch mit hochkomplizierten Mindmapping-Analysen beschäftigt hatte.
Mit Gespenstern kannte sich Georg natürlich aus. Ebenso mit Vampiren, lebenden Toten und Wiedergängern jeglicher Art. Und daher war ihm nach den ersten Schrecksekunden auch klar, dass es sich bei seinen Eltern mitnichten um Gäste aus dem Totenreich handelte.
»Wen hast du erwartet?«, knurrte Michael Zamis. Ungläubig sah er sich in dem Zimmer um. In der Luft flimmerten noch immer die fragilen Gebilde, auf denen Georg – statt auf Papier – seine aktuellen Gedanken zum Thema »Festigung meiner Vormachtstellung in Wien« skizziert hatte.
»Ich meine, w… wo kommt ihr plötzlich her?«
Thekla seufzte. »Eine lange Geschichte, Georg … Ist sonst noch jemand zu Hause?«
»Adalmar muss jeden Moment eintreffen. Wir wollten eigentlich …«
Michael Zamis unterbrach ihn mit einer herrischen Handbewegung. »Egal was ihr wolltet. Dieses Chaos muss raus! Ich will mein Schlafzimmer wiederhaben! Außerdem habe ich auf dem Weg hier einige andere Veränderungen bemerkt …«
»Lydia …«, begann Georg, aber sein Vater unterbrach ihn erneut.
»Wir müssen beratschlagen …«
»Genau das wollten wir auch. Außerdem …« Georg stockte. Man sah ihm an, dass er um die richtigen Worte rang.
»Außerdem was? Spuck’s aus, Junge!«
»Außerdem wart ihr lange fort. Sehr lange. Ehrlich gesagt, man hat euch für tot erklärt.«
»Das ist keine Neuigkeit für mich. Daher der Familienrat. Toth steckt hinter der Intrige. Wir müssen dem alten Geier endlich das Handwerk legen!«
»Nicht nur Toth macht uns das Leben schwer«, sagte Georg, »sondern ein gewisser Baalthasar Zebub, seines Zeichens …«
»Ich weiß, wer Zebub ist. Wir werden ihm seine widerlichen Fliegenflügel schon stutzen. Was wolltest du gerade sagen …?«
»Nun ja …« Georg wand sich. »Wie gesagt, du bist für tot erklärt worden. Ich bin gewissermaßen jetzt das neue Oberhaupt … Es lässt sich sicherlich rückgängig machen, aber da ich nun offiziell eingesetzt bin, ist das eine juristische Angelegenheit und bedarf …«
»Unsinn!«, bellte Michael Zamis. »Ich bin wieder da und übernehme ab sofort wieder das Kommando, basta!«
Thekla legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm. »Vielleicht wäre das aber gar nicht so klug …«
Brüsk drehte er sich zu ihr. »Was soll das, Frau? Was fährst du mir ins Wort?«
»Ich meine, Georg könnte recht haben. Toth hat ihn als neues Familienoberhaupt eingesetzt, und Toth wäre es auch, der die Sache rückgängig machen müsste …«
»Aber das ist …«
»Lass mich ausreden!«, bestimmte Thekla. Ihr Tonfall ließ keinen Widerspruch zu. »Der Hauptgrund, dass du dich bedeckt halten solltest, ist aber ein anderer. Zebub alias Beelzebub strebt, soweit wir informiert sind, die Vorherrschaft über die Wieder Sippen an. Diese wiederum sind uneinig. In einer Zeit des Vakuums brechen alte Feindschaften und Händel wieder auf, manch einer träumt selbst davon, deine Stelle einzunehmen …«
»Das alles ist doch nicht neu!«, wetterte Michael. »Komm zur Sache, Frau!«
»Alle gehen davon aus, dass wir tot sind. Allenfalls Beelzebub kennt die Wahrheit, aber er wird sich hüten, sie auszuplaudern …«
»Ich verstehe, worauf du hinauswillst, Mutter!« Georgs Gesicht begann sich aufzuhellen.
»Dafür verstehe ich kein Wort«, grummelte Michael.
»Wir werden weiterhin unter den Toten weilen«, erklärte Theka. »Natürlich nur offiziell.«
Michael rieb sich nachdenklich das Kinn mit dem Bart. Schließlich entschied er: »Das kommt gar nicht infrage. Die Sache gefällt mir nicht. Ich spiele lieber mit offenen Karten …«
Eine Fliege setzte sich auf seine Nase. Blitzschnell hatte er sie gefasst und hielt sie in der Hand gefangen. Dann drückte er zu. Als er die Faust wieder öffnete, fiel das zerquetschte Insekt zu Boden. »Auf diese Art, versteht ihr?«
Die Hausglocke schlug an.
»Das wird Adalmar sein«, sagte Georg und sprang auf.
»Hat er keinen Hausschlüssel mehr?«, fragte Michael.
Abermals zögerte Georg mit einer Antwort, schließlich sagte er: »Ich habe die Schlüsselgewalt an mich genommen. Jeder, der die Villa betreten will, braucht meine Erlaubnis …«
Abermals klingelte es.
»Diesen Unsinn wirst du sofort wieder rückgängig machen. Und außerdem …«, Michael Zamis grinste breit, »scheint es mit deiner Schlüsselgewalt nicht allzu weit her zu sein, sonst wären wir nicht ohne Weiteres ins Haus gelangt.«
»Das hat einen anderen Grund.«
»So, und welchen?«
Ein drittes Mal schlug die Hausglocke an.
»Ihr habt noch eure alten magischen Schlüssel. Die habe ich bei den anderen natürlich konfisziert …«
»Nun mach schon endlich auf! Es wird Zeit, dass auch deine Geschwister erfahren, dass wir noch leben.«
»Oskar übernimmt das. Ich frage mich, warum …«
»Ich hasse Fliegen!« Michael zerquetschte ein zweites Insekt, das sich diesmal auf seiner Wange niedergelassen hatte.
Oskar war der Hüter des Hauses. Zu seinen ersten Lebzeiten hatte er zweiunddreißig sadistische Morde auf dem Gewissen. Seine Spezialität war es, sich als Butler in betuchte Häuser einzuschleimen und die Bewohner grausam zu foltern und schließlich zu töten, um an ihr Vermögen zu kommen. Am Ende seines Lebens geriet Oskar an den Falschen. Er erschlich sich unter falscher Identität eine Anstellung in einem Dämonenhaushalt. Dort setzte man seinem Treiben ein jähes Ende und versteigerte ihn auf Debay.
Seine ehemaligen Besitzer bestraften ihn, indem sie ihn bei lebendigem Bewusstsein in Salzsäure badeten. Da sein Aussehen selbst hartgesottene Dämonen auf Dauer schockierte, blieb er meistens unsichtbar.
Georg schaltete den Bildschirm ein, der mit den magischen Überwachungskameras verbunden war. »Seltsam, ich kann Adalmar nirgendwo sehen. Vielleicht …«
Erneut brachte er den Satz nicht zu Ende. Von außerhalb des Zimmers näherten sich eilige Schritte. Erstickte Laute waren zu hören. Im nächsten Moment stolperte eine groteske Gestalt in den Raum. Sie war über und über mit Fliegen besetzt. Es waren keine normalen Fliegen, sondern dicke Brummer, die überaus aggressiv wirkten.
Kaum hatte die Kreatur das Zimmer betreten, ließen die Fliegen von ihr ab und stürzten sich auf die Zamis.
»Hatten wir das nicht schon mal?«, knurrte Michael. Er wirkte blitzschnell einen Schutzzauber um sich. Die Insekten prallten tödlich getroffen an der unsichtbaren Mauer ab und fielen zu Boden.
Thekla fing ihre Angreifer schon vorher ab – indem sie Blitz um Blitz aus ihren Zeigefinger abschoss und die Fliegen in der Luft geröstet wurden. Wie hunderte winzige Feuersterne gingen sie in Flammen auf.
Georg reagierte am langsamsten. Er verschwand unter einer schwarzschillernden Wolke, als die Angreifer ihn unter sich begruben. Man hörte ihn einen Fluch murmeln, der wenig bewirkte. Wild schlug er um sich. Dann jedoch schien er sich endlich auf einen kompetenteren Abwehrzauber zu besinnen. Von einem Moment zum anderen fielen die Fliegen von ihm ab. Die letzten Biester zertrat er mit den Füßen.
Die Gestalt, die die Fliegen angeschleppt hatte, war verschwunden.
Oder vielmehr war sie in ihrer Unsichtbarkeit nicht mehr zu sehen. Erst die Fliegenschwärme hatten ihr Kontur verliehen.
»Was sollte das, Oskar?«, stellte Georg den Hüter des Hauses wütend zur Rede.
»Verzeihen Sie, Herr. Als ich die Pforte öffnete, stürzten sie sich schon auf mich …«
»Und sonst?«, bohrte Michael nach. »Hast du sonst niemanden gesehen?«
»Nein, ich bedaure …«
»Den Angriff haben wir garantiert Zebub zu verdanken! Ein netter, kleiner Willkommensgruß von ihm.«
»Er weiß also, dass wir zurückgekehrt sind«, stellte Thekla fest.
»Umso dringlicher sollten wir unsere nächsten Schritte planen!«
Michael und Thekla sowie Georg und Adalmar hielten Kriegsrat im Wohnzimmer. Die Stimmung war gereizt. Adalmar hatte nur genickt, als er seiner Eltern ansichtig wurde. Wiedersehensfreude, so hatte Michael festgestellt, sah anders aus.
Und zu allem Überfluss musste er auch noch erfahren, dass Lydia spurlos verschwunden war.
»Und ihr habt nichts unternommen?«
»Das werden wir noch. Sobald wir wissen, wo Lydia sich befindet«, sagte Georg. Es klang kläglich.
»Mach mir nichts vor, Sohn! Das Schicksal eurer Schwester ist euch herzlich egal!«
»Sagen wir mal so«, sagte Adalmar. »Sie ist nur ein Teil des großen Ganzen, das wir im Auge behalten müssen. Die Gegenseite hätte sicher gern, wenn wir uns auf die Suche nach Lydia konzentrieren.«
Michael schüttelte wütend den Kopf. »Ihr seid vielleicht Taktiker, um die eine oder andere Schlacht zu gewinnen, aber dies alles, meine Söhne, bedeutet Krieg!«
»Auch im Krieg zählt immer die nächste Schlacht«, widersprach Georg.
»Und deswegen werdet ihr ihn verlieren, wenn ihr so weitermacht. Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass ab sofort ich wieder das Steuer übernehme …«
Thekla seufzte. »Aber das Thema hatten wir doch …«
»Für die Öffentlichkeit bin ich nach wie vor gestorben, aber das heißt nicht, dass ich …«
»Doch, das heißt es«, sagte Thekla bestimmt. Und an Georg gewandt: »Also, was hattet ihr als Nächstes vor?«
Georg räusperte sich. »Nun ja, das größte Problem ist im Moment, dass wir die Villa räumen sollen …«
»Was!« Michael hielt es nicht mehr in seinem Sessel. »Was heißt ›sollen‹? Wer hat das verlangt?«
»Skarabäus Toth«, erwiderte Georg. »Er hat behauptet, du hättest die Villa an Baalthasar Zebub verkauft.«
»Unsinn!«, tobte Michael. Doch dann fuhr er eiskalt fort: »Betrachte Problem Nummer eins so gut wie erledigt. Ich werde heute noch ein ernstes Wörtchen mit Toth reden. Problem Nummer 2?«
»Ist und bleibt Zebub«, erklärte Georg. »Er hat die meisten anderen Sippen auf seiner Seite, so wie es aussieht. Einige sind noch uneins oder sehen lieber sich selbst auf dem Thron als einen dahergelaufenen Dämon …«
»Auch dafür sehe ich eine Lösung. Sie wird dir nicht gefallen, Sohn.«
»Und welche wäre das?«
»Dass du meine Nachfolge antreten solltest, war von Anfang an eine Chimäre, die dir Toth untergejubelt hat. Ich hatte jemand anders als Erben eingesetzt.«
»Du hast – du hast was?«
Während Georg wie vor den Kopf geschlagen schien, grinste Adalmar breit. »Ich habe es von Anfang an gewusst, Vater.«
»Freu dich nicht zu früh«, blaffte Michael ihn an. »Du bist es auch nicht!«
»Aber wer dann? Doch nicht etwa – Lydia!« Adalmar schüttelte fassungslos den Kopf.
»Lydia würde ich noch nicht mal meinen Frack anvertrauen, geschweige denn das Wohl unserer Familie! Nein, ich meine Coco.«
»Coco? Aber du hast sie verstoßen!«, empörte sich Georg. »Wer erzählt uns jedes Mal, dass sie das Schwarze Schaf der Familie ist?«
»Ein Schwarzes Schaf, ja, aber sie steckt euch nun mal beide in die Tasche. Das ist so!«
Eine Weile herrschte Schweigen. Georg schüttete sich einen doppelten Whisky ein. Adalmar lehnte ab, als sein Bruder die Flasche an ihn weiterreichen wollte.
»Verzock dich nur nicht«, sagte Adalmar. »Außerdem würde das nur einen Aufschub bedeuten. Irgendwann musst du dich outen, dass du wieder unter den Lebenden weilst. Oder …«
Er grinste erneut. »Moment mal, ich ahne, was du vorhast! Du willst sie ins Feuer schicken …!«
»… während ich ihr den Rücken freihalte, ja!«
»Darauf lässt sich Coco nie und nimmer ein. Sie wird dich durchschauen.«
»Sie wird sich darauf einlassen, glaubt mir«, knurrte Michael entschlossen. »Familienbande sind unzerstörbar. Hat noch jemand Fragen dazu?«
Adalmar räusperte sich. »Nun, da gibt es noch ein drittes Problem. Es betrifft mein Verhältnis zu Zebub … Ich habe ihm meine Unterstützung versprochen.«
»Bist du irre?« Georg sah seinen Bruder fassungslos an.
»Ich tat es für die Familie, für euch – und natürlich, weil er mir falsche Tatsachen vorspiegelte. Insofern könnte ich mein Wort jederzeit zurückziehen … Allerdings habe ich auch erreicht, dass sich dadurch Problem Nummer eins erledigt hätte. Er würde vorerst auf die Villa verzichten …«
»Dann wirst du ihn weiterhin in dem Glauben lassen, dass du mit ihm paktierst!«, erklärte Thekla. »Soll er ruhig glauben, dass du nach wie vor auf seiner Seite stehst.«
Das Lächeln auf ihren schmalen Lippen verhieß nichts Gutes.
Für ihren Gegner.
»Ein Herr Adalmar Zamis möchte Sie sprechen.«
Die junge Schnepfe hatte Skarabäus Toth erst vor zwei Tagen eingestellt. Er hatte einen gewaltigen Verschleiß an diesen jungen Dingern. Er bevorzugte äußerst gutaussehende junge Mädchen, und manch einer seiner dämonischen Klienten fuhr auf dieses Frischfleisch ab. Nun ja, eine Hand wusch die andere. Seit einiger Zeit nahmen auch immer mehr gutbetuchte arabische Familien seine Dienste in Anspruch. Auch hier konnte er jederzeit mit Nachschub für den Harem dienen.
»Ich möchte ihn aber nicht sprechen. Sagen Sie ihm, es ist alles gere…«
Ein Schatten schob die Assistentin beiseite. Im nächsten Moment stand Adalmar Zamis in seinem Büro. In seinem Schlepptau betraten zwei weitere Personen sein Allerheiligstes. Toth hatte sie noch nie zuvor gesehen. Der Mann war riesig, über zwei Meter groß und erinnerte Toth an Frankenstein. Hätte er nicht einen normalen Straßenanzug getragen, hätte er ihn für eine Reinkarnation für das von Boris Karloff gespielte Monstrum gehalten.
Die Frau an seiner Seite war das genaue Gegenteil: Klein und unscheinbar,