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Das Haus Zamis 067 - Der Engel und die Hexe
Das Haus Zamis 067 - Der Engel und die Hexe
Das Haus Zamis 067 - Der Engel und die Hexe
eBook226 Seiten2 Stunden

Das Haus Zamis 067 - Der Engel und die Hexe

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Über dieses E-Book

Guardian und Coco befinden sich auf der Flucht vor dem Hohen Gremium. Auch Coco erfährt nun die Wahrheit, warum man ihr nachstellt – und weshalb Guardian sie begehrt. Aber ist sie wirklich eine Wiedergeburt Auroras – jener Geliebten, die Guardian in all den Jahrhunderten immer wieder aufs Neue schmerzlich verlor?
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum3. März 2023
ISBN9783955722678
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    Buchvorschau

    Das Haus Zamis 067 - Der Engel und die Hexe - Madeleine Puljic

    Was bisher geschah:

    Die junge Hexe Coco Zamis ist das weiße Schaf ihrer Familie. Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht sie den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Auf einem Schwarzen Sabbat soll Coco endlich zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an. Doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut – umso mehr, da Cocos Vater Michael Zamis ohnehin mehr oder minder unverhohlen Ansprüche auf den Thron der Schwarzen Familie erhebt.

    Nach jahrelangen Scharmützeln scheint endlich wieder Ruhe einzukehren: Michael Zamis und seine Familie festigen ihre Stellung als stärkste Familie in Wien, und auch Asmodi findet sich mit den Gegebenheiten ab. Coco Zamis indes hat sich von ihrer Familie offiziell emanzipiert.

    Die intriganten Spiele, auch innerhalb der Zamis-Sippe, gehen unvermindert weiter.

    In ihrer Halbschwester Juna findet Coco eine Gleichgesinnte: Auch Juna stößt das Treiben der Dämonen eher ab.

    Unterdessen schart ein mächtiger Dämon weltweit Jünger um sich: Abraxas. Niemand weiß, was genau er bezweckt, doch selbst Asmodi, der amtierende Fürst der Finsternis, sieht in ihn einen gefährlichen Gegenspieler. Abraxas bedient sich in Wien eines treuen Vasallen: Monsignore Tatkammer.

    Coco verlässt Wien. In Hamburg lernt sie Merle kennen, die sich als eine weitere ihrer Halbschwestern entpuppt. Da erreicht Coco der Todesimpuls ihrer Geschwister – Adalmar und auch Lydia werden Opfer von Tatkammers Intrigen.

    Nun ist Coco gefragt, ihren Eltern beizustehen und den Tod der Geschwister zu rächen.

    Sie tötet Monsignore Tatkammer, doch Abraxas erweckt ihn wieder zum Leben – wovon die Zamis aber zunächst nichts ahnen …

    In Wien kommt es zum Showdown. Mit Abraxas‘ Macht im Rücken gelingt es Tatkammer, Coco wie eine Marionette zu benutzen und sie zu zwingen, ihr Elternhaus, die Villa Zamis, in Brand zu setzen. Ihre Eltern Thekla und Michael Zamis kommen in den magischen Flammen um. Auch ihr Bruder Georg und Juna befinden sich zu dem Zeitpunkt in der Villa. Ob sich die beiden haben retten können, ist nicht bekannt, jedenfalls sind sie spurlos verschwunden. Genauso wie Dorian Hunter, der Dämonenkiller und Cocos ehemaliger Liebhaber, der sich ebenfalls in dem Haus aufgehalten hatte.

    Schwer verletzt erwacht Coco in einem Krankenhaus. Sie wird von dämonischen Schwestern und Ärzten gesund gepflegt und wohnt schließlich der Beerdigung ihrer Eltern bei, deren Seelen in einem Scheingrab auf einem Friedhof, der sich in einer anderen Dimension befindet, beigesetzt werden.

    Wien ist nun in Abraxas‘ Hand. Wie überall immer mehr Mitglieder der Schwarzen Familie zu Abraxas überlaufen.

    Coco hat von allem genug. Sie will nur noch ihren Frieden.

    Sie setzt sich in einen Zug und fährt einem unbekannten Ziel entgegen …

    Als der Zug auf offener Strecke hält und sie verwirrt aussteigt, trifft sie auf sechs weitere Reisende, die fortan ihr Schicksal bestimmen. Denn niemand ist der, der er zu sein vorgibt.

    Es entbrennt ein tödlicher Kampf. Coco stirbt – und erwacht wieder zum Leben. Ein geheimnisvoller Fremder, der sich Guardian nennt, erklärt ihr, dass es sich um eine Prüfung handelte. Da sie sie nicht bestanden habe, müsse sie weitere zu meistern versuchen. Dahinter steckt das geheimnisvolle Hohe Gremium, für das nach eigenen Angaben weder Gut noch Böse existiert und das allein dafür sorgt, dass das Gleichgewicht gewahrt bleibt.

    Coco besteht auch die nachfolgenden Prüfungen nicht. Sie wird auf den Dämonenfriedhof verbannt. Dort, so teilt ihr Guardian mit, wird sie so lange bleiben müssen, bis das Hohe Gremium endgültig über ihr Schicksal entschieden hat.

    Zunächst jedoch kann Coco entkommen, doch wieder gerät sie in die Fänge des Gremiums.

    Georg und Juna konnten dem von Coco gelegten Feuer entkommen. Georg ist voller Rachedurst. Auch ist er überzeugt, dass Coco die Schuldige ist. Da erscheint ihm Guardian, der ihm das Gegenteil beweisen will. Er weiß zudem, wo sich Coco aufhält: im Haus der schwarzen Tränen. Guardian glaubt in Coco die Reinkarnation seiner geliebten Aurora gefunden zu haben …

    Mit Guardians Hilfe gelingt es Georg, Coco zu befreien. Ausgerechnet Asmodi kommt ihnen am Schluss zur Hilfe. Was treibt den Fürsten der Finsternis dazu? Will er womöglich etwas vertuschen?

    Erstes Buch

    Grausame Erinnerung

    von Madeleine Puljic

    nach einem Exposé von Uwe Voehl

    Kapitel 1

    Sentas Leichenstaub war mit ihrem Blut zu einer dicken Pampe verronnen, die unter meinen Absätzen schmatzte. Voller Zorn stiefelte ich über die Überreste meiner einstigen Freundin hinweg.

    Ich hatte sie verschont. Das war es, was mich so wütend machte.

    In einem Anflug von blödsinniger Sentimentalität hatte ich darauf verzichtet, meine Leidensgeschichte aus ihr herauszupressen. Dabei hätte sie mir endlich Einblicke geben können in die Zeit, die ich als Kind im Haus der schwarzen Tränen festgesessen hatte. In das, was man mir in diesem Gemäuer angetan und an das ich keine Erinnerung hatte. Aber nein, ich hatte sie laufen lassen, weil ich in ihr immer noch meine Jugendfreundin Senta Altmann gesehen hatte – und nicht Schwester Maria, die grausame Foltermeisterin, die alle zu braven Dämonen fürchteten.

    Und was hatte ich jetzt davon? Sie war bloß noch Dreck! Und ich würde kein Sterbenswörtchen mehr aus ihr herausbekommen.

    Am liebsten hätte ich auf Sentas Leichenbrei gespuckt, aber das hätte die Sauerei nur schlimmer gemacht, der mir ohnedies bereits an den kitschigen strassbesetzten High Heels klebte. Ich wischte mir die Sohle an der nächsten Treppenstufe ab, direkt neben einem abgerissenen Unterkiefer, der dort kopflos auf dem Stein lag und vor sich hinsaftelte. Es war zu deformiert, um zu erkennen, ob er einem der Dämonen gehört hatte, die mich hier gequält hatten. Aber im Zweifelsfall hatten sie das ohnehin alle getan. Mein Mitleid hielt sich also in Grenzen.

    Es war an der Zeit, all das hier zurückzulassen. Das nuttige Outfit, das mir die jüngst verblichene Senta Altmann höchstpersönlich zusammengestellt hatte. Vor allem aber diese sogenannte Heilanstalt für unwillige Dämonen, in der ich einen ganzen verdammten Monat lang schikaniert worden war.

    Und wenn es nach mir ging, hätte ich mich auch von meinen beiden Rettern verabschiedet, die hinter mir die Treppe aus dem Kellergewölbe emporkamen.

    Mein Bruder Georg erreichte mich als Erster. »So.« Mit gekonntem Tritt beförderte er eine Ratte beiseite, die sich an dem Unterkiefer gütlich tun wollte. »Nachdem das erledigt ist, können wir ja nun endlich nach Wien aufbrechen.«

    Nach Wien? Nichts lag mir ferner. Alles, was ich wollte, war meine Ruhe!

    »Tut mir leid, Georg, aber diese Reise wirst du ohne mich antreten müssen.«

    »Es reicht!« Grob packte mein Bruder mich am Arm und riss mich herum. »Du und Guardian, ihr glaubt wohl, mich endlos an der Nase herumführen zu können! Aber meine Geduld hat ein Ende, Coco, und zwar jetzt. Ich habe mich lange genug hinhalten lassen. Du kommst mit mir, und wenn ich deinen wertlosen Hintern mit Gewalt nach Wien schleifen muss!«

    Ich riss mich los und warf ihm eine Flammenlanze entgegen. Er verschwand vor meinen Augen und tauchte im nächsten Augenblick auf den Stufen über mir wieder auf. Wut verzerrte seine Miene. Hätte er nicht in den schnelleren Zeitablauf gewechselt, hätte ich ihn erwischt. Dabei war das gar nicht meine Absicht gewesen. Er sollte bloß verschwinden.

    »Du schleifst mich nirgendwohin, verstanden?« Ich hatte genug Demütigungen erlitten für die nächste Zeit. Von Georg würde ich sie nicht dulden. In Kindertagen hatten meine Geschwister mich oft genug drangsaliert. Weil ich nicht bösartig und kaltblütig genug war, weil ich im Gegensatz zu ihnen keinen Spaß daran hatte, Tiere oder meine Mitmenschen zu quälen. In den Augen meiner Familie war ich eine Schande.

    Tja, was sollte ich dazu sagen? – Die meisten meiner Geschwister und auch meine Eltern waren inzwischen tot. Bei einigen war ich an ihrem Ableben – unfreiwillig zwar – zumindest beteiligt gewesen. Das sollte Georg lieber nicht vergessen.

    »Wenn du meine Unterstützung willst«, erklärte ich, »mit Drohungen bekommst du sie nicht.«

    »Na schön.« Er warf einen Blick die Treppe hinab. Lautlos wie ein Geist war die weiße Gestalt Guardians uns gefolgt. Die Schraubköpfe, die aus seinen verbundenen Augen ragten, richteten sich unverwandt auf meinen Bruder. Georg deutete auf seinen stillen Begleiter. »Was er mir vorgehalten hat, gilt ebenso für dich, Schwester. Ein jedes Sippenmitglied steht dem anderen im Falle einer Gefahr jederzeit zur Seite. So lauten die Regeln der Schwarzen Familie.«

    »Richtig.« Ich schenkte ihm ein gehässiges Lächeln. »Aber es besteht nun mal keine akute Gefahr für unsere Sippe, oder, Bruder? Es existiert außer uns beiden niemand mehr aus dem engeren Familienkreis.« Ich verschwieg ihm, dass zumindest die Lebensfunken unserer Eltern noch aktiv waren. Und zwar in mir. »Es ist Rache, die dich nach Wien treibt. Die kannst du suchen, wenn du es nicht lassen kannst. Aber allein.«

    Diesmal war es der tropfende Unterkiefer selbst, den er durch die Gegend schoss. Der morsche Knochen prallte gegen die Steinmauer und zersplitterte, sodass sich die schiefen Zähne in alle Richtungen verteilten.

    »Und dein kleines Intermezzo mit Senta, das du unbedingt erledigen musstest?«, fauchte Georg. »Wozu haben wir uns durch dieses ganze Haus geprügelt? War das etwa keine Rache?«

    Von seinem aggressiven Getue ließ ich mich nicht beeindrucken.

    »Das war Informationsbeschaffung«, erwiderte ich kühl. »Und hätte ich gewusst, dass auch du über meinen damaligen Aufenthalt hier Bescheid weißt, hätten wir uns das sparen können!«

    Das entsprach nur zum Teil der Wahrheit. Auch ohne meine Wissenslücken hätte ich Senta stellen wollen – ob nun aus Rache oder aus einem anderen Grund, darüber wollte ich im Augenblick nicht nachdenken.

    Da Georg allerdings erst zum Ende des Gemetzels damit herausgerückt war, dass er zumindest einen Teil der Antworten auf meine Fragen kannte, hatte er es sich vollkommen selbst zuzuschreiben, wenn die Angelegenheit länger gedauert hatte, als er veranschlagt hatte.

    »Darüber werden wir uns unterhalten müssen«, erklärte ich bestimmt. »Erst einmal will ich aus diesen Sachen raus.« Ich zupfte an meiner halb durchsichtigen Bluse, die mittlerweile auch noch mit Blut und anderen, geruchsintensiveren Körperflüssigkeiten bespritzt war. »So setze ich mich in keinen Zug.«

    Vom Mondsee nach Wien waren es gute zweihundertfünfzig Kilometer, die wollte ich nicht als stinkende Prolonutte zurücklegen. Ich hatte nichts gegen aufreizende Kleidung, solange sie meinem Geschmack entsprach. Über Geschmack ließ sich jedoch bekanntermaßen streiten. Es hatte jedenfalls seine Gründe, weshalb Senta dieses Outfit zu meiner Bestrafung eingesetzt hatte.

    Georg lachte knapp. »Welcher Zug denn? Du verbringst zu viel Zeit unter Menschen, werte Schwester. Davon abgesehen …« Er deutete auf seinen Begleiter, der immer noch kein Wort gesprochen hatte, seit wir meine ehemaligen Kerkermeister samt einem Gutteil meiner Mitgefangenen ausradiert hatten. »Mit Guardians Hilfe sind wir in wenigen Augenblicken in Hietzing. Du brauchst dich also überhaupt nicht aufzutakeln. Oder wen willst du beeindrucken? Ihn etwa?«

    Die süffisante Art, mit der er dabei auf Guardian deutete, gefiel mir nicht.

    »Danke, ich verzichte. Da fahre ich lieber mit dem Zug.« Ich wandte mich direkt an meinen zweiten Retter. »Von dir lasse ich mich jedenfalls nirgendwohin schleppen«, sagte ich Guardian in das bandagierte Gesicht. »Ich traue dir nicht. Diesmal hast du mir geholfen, schön und gut. Aber davor hast du mich diesem ominösen Hohen Gremium ausgeliefert, und die haben mich lebendig begraben lassen.« Neben mir zuckte Georg zusammen. »Und davor«, betonte ich, »hast du mich eigenhändig erstochen.«

    »All das war notwendig«, beharrte Guardian.

    »Das macht es nicht besser. Davon abgesehen hast du gerade vorhin erst vor meinen Augen jemanden getötet, der mir im vergangenen Monat beigestanden hat. War das etwa auch notwendig?«

    Ich hatte wenig Mitleid mit Charles, immerhin hatte er mir kurz vor seinem Tod noch gestanden, dass er selbst zum Morden bereit war, wenn es ihm nur endlich die Freiheit bescherte. Das Haus der schwarzen Tränen hatte sein Werk an ihm vollbracht.

    Aber mir ging es ums Prinzip. Ich akzeptierte keine Verbündeten, deren Beweggründe ich nicht kannte. Und das Verhalten meines Gegenübers war dermaßen undurchschaubar, dass ich bei ihm lieber doppelt und dreifach auf Nummer sicher ging.

    Wieder einmal zeigte Guardian keine Emotion. »Dass der Vampir dir beigestanden hat, lag allein an meiner Suggestion«, behauptete er. »Ich war es, der ihm eingebläut hat, auf dich zu achten. Und dich mit auf seinen Freigang zu nehmen, damit wir, Georg und ich, dich retten konnten.«

    »Ach ja?« Ich stemmte die Fäuste in die Seiten. Es war mir egal, dass ich dadurch vermutlich aussah wie die billige Dorfmatratze, die ihren zahlungsunwilligen Stecher zur Rede stellte. »Umso weniger Grund sehe ich, ihn zu töten.« Charles war einer von den netten Vampiren gewesen.

    Zu Guardians fragwürdiger Moral passte das dafür umso besser. Hatte er nicht auch mir vorgegaukelt, dass er mir helfen wollte, nur um mich dann eigenhändig zu erdolchen? Charles war für ihn nur ein Werkzeug gewesen, das seinen Zweck erfüllt hatte. Also hatte er ihn entsorgt.

    »Ich bleibe dabei. Ich traue dir kein Stück.« Und bei meinem eigenen Bruder lag die Sache auch nicht viel besser.

    Guardian schüttelte den Kopf. »Du hast dich wirklich sehr verändert. Manchmal frage ich mich, ob … Aber nein. Ich irre mich nicht. Ich kann mich nicht irren!«

    »Wovon sprichst du?«

    Georg schnaubte ungeduldig. »Das spielt jetzt keine Rolle. Aussprechen könnt ihr euch später. Du willst Antworten von mir, Coco? Dann komm endlich mit nach Wien.«

    »Ich sagte doch, dass ich Zeit brauche! Und eine Dusche. Und …«

    Weiter kam ich nicht. Ein kräftiger Arm packte mich von der Seite. Im nächsten Augenblick wurde Georg an mich gequetscht, ebenso in Guardians Umklammerung gefangen wie ich.

    Ich hörte ein Rauschen, wie von mächtigen Schwingen – und das Kellergewölbe um uns herum verschwand.

    Nach einer heißen Dusche fühlte ich mich tatsächlich besser. Guardian hatte mir Kleidung in meiner Größe besorgt – ich fragte nicht, weshalb er die kannte oder woher die Sachen stammten. In meiner Situation musste man dankbar sein für Kleinigkeiten. Und die dunkle Hose und die dazu passende Bluse entsprachen immerhin mehr meinem Geschmack, auch wenn mir die Glitzer-High Heels vorerst erhalten blieben.

    Ich setzte mich quer über den breiten Polstersessel, einen Arm um die Lehne gelegt, und schlug die Beine übereinander.

    »Hier hast du also auf der Lauer gelegen?«, fragte ich meinen Bruder. Wir waren allein, von Guardian war nichts zu sehen.

    Georg saß zurückgelehnt auf dem Sofa auf der anderen Seite des Glastischs, die Arme vor der Brust verschränkt, und beobachtete mich missmutig.

    Mein Blick glitt über die Überreste diverser Liefermahlzeiten, die der Hotelzimmerservice noch nicht beseitigt hatte. »Charmant.«

    »Treib es nicht zu weit, Coco. Denk nicht, dass ich dich von aller Schuld freispreche, nur weil du unter Tatkammers Einfluss gestanden hast, als du unsere Villa angezündet hast. Wärst du eine stärkere Hexe …«

    Ich hörte ein gehässiges Lachen, irgendwo in meinem Hinterkopf, von dem ich nicht gänzlich sicher war, ob es bloß meiner Einbildung entsprang.

    »Wenn ich so eine schwache Hexe bin, wozu brauchst du mich dann?« Ich beugte mich vor. »Wir sind uns fremd geworden, Georg. Warum fragst du nicht Juna?«

    Zu meiner Überraschung zog Georg eine angewiderte Grimasse. Als er nichts erwiderte, fühlte ich zum ersten Mal Besorgnis. Ich setzte mich auf. »Wenn wir schon dabei sind – wo ist Juna?«, fragte ich. »Sie ist nicht tot, oder?« Ich hätte ihren Sterbeimpuls gespürt. Immerhin war sie meine Halbschwester.

    »Sie lebt«, antwortete er so knapp, dass klar war, dass er nicht darüber reden wollte. Ich fügte diese Frage im Geiste zu der Liste

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