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Das Haus Zamis 46 – Der Sturm der schwarzen Seelen
Das Haus Zamis 46 – Der Sturm der schwarzen Seelen
Das Haus Zamis 46 – Der Sturm der schwarzen Seelen
eBook231 Seiten3 Stunden

Das Haus Zamis 46 – Der Sturm der schwarzen Seelen

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Über dieses E-Book

Ein Unwetter zwingt Coco und ihre Vampirfreundin Rebecca, in einer Geisterstadt mitten im Nirgendwo der USA Rast zu machen – und wie aus dem Nichts taucht eine Frau namens Miranda auf, die angeblich dort wohnt. An ihrer Seite wacht ein riesiger Wolf, den sie Caliban nennt … Zur gleichen Zeit betritt in Wien eine junge Frau das Café Zamis und behauptet, die Schwester des verschollenen Dorian Hunter zu sein. Sie ist auf der Suche nach einer gewissen Coco Zamis …

Der 46. Band von "Das Haus Zamis".

"Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ›Dorian Hunter‹ und sein Spin-Off ›Das Haus Zamis‹ vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction." Kai Meyer

enthält die Romane:
108: "Der Sturm"
109: "Gefangen hinter den Spiegeln"
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum3. Juni 2016
ISBN9783955722463
Das Haus Zamis 46 – Der Sturm der schwarzen Seelen

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    Buchvorschau

    Das Haus Zamis 46 – Der Sturm der schwarzen Seelen - Logan Dee

    Der Sturm der schwarzen Seelen

    Band 46

    Der Sturm der schwarzen Seelen

    von Logan Dee und Michael Marcus Thurner

    nach einem Exposé von Uwe Voehl

    © Zaubermond Verlag 2016

    © Das Haus Zamis – Dämonenkiller

    by Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

    Titelbild: Mark Freier

    eBook-Erstellung: Die Autoren-Manufaktur

    http://www.zaubermond.de

    Alle Rechte vorbehalten

    Was bisher geschah:

    Die junge Hexe Coco Zamis ist das weiße Schaf ihrer Familie. Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht sie den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Auf einem Sabbat soll Coco endlich zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an. Doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut – umso mehr, da Cocos Vater Michael Zamis ohnehin mehr oder minder unverhohlen Ansprüche auf den Thron der Schwarzen Familie erhebt.

    Nach jahrelangen Scharmützeln scheint endlich wieder Ruhe einzukehren: Michael Zamis und seine Familie festigen ihre Stellung als stärkste Familie in Wien, und auch Asmodi findet sich mit den Gegebenheiten ab. Coco Zamis indes hat sich von ihrer Familie offiziell emanzipiert. Das geheimnisvolle »Café Zamis«, dessen wahrer Ursprung in der Vergangenheit begründet liegt und innerhalb dessen Mauern allein Cocos Magie wirkt, ist zu einem neutralen Ort innerhalb Wiens geworden. Menschen wie Dämonen treffen sich dort – und manchmal auch Kreaturen, die alles andere als erwünscht sind …

    Unterdessen wird Coco Zamis von Asmodi erpresst. Der Fürst der Finsternis entreißt ihr das noch ungeborene Kind und benutzt es als Pfand. Während die junge Hexe bisher sicher war, dass sie es von dem Verräter Dorian Hunter empfangen hat, behauptet Asmodi, dass er es ist, der sie geschwängert hat.

    Um ihr ungeborenes Kind wiederzuerlangen, begibt sie sich in Asmodis Hände. Doch keine der Aufgaben, die er ihr stellt, erfüllt sie zu seiner Zufriedenheit. Behauptet zumindest er und erpresst sie weiterhin.

    Schließlich gelingt es ihr mit der Hilfe ihrer Familie, Asmodi den Fötus zu entreißen.

    Aber jetzt ist es ihr eigener Vater, Michael Zamis, der ihr den Fötus verweigert.

    Auf der Suche nach ihrem gestohlenen Dämonen-Fötus reist Coco Zamis nach London. Zufällig trifft sie ihren tot geglaubten Liebhaber wieder: Dorian Hunter. Doch der erkennt sie nicht, lädt sie aber in seine Villa in der Baring Road ein. Dort stößt Coco auf ein entsetzliches Geheimnis: Hinter einer mit magischen Schutzzeichen versperrten Kellertür wird ihr ungeborenes Kind versteckt gehalten. Dorian Hunter entpuppt sich als Marionette ihrer Familie. Er lebt in einer magisch erzeugten Scheinwelt. Coco kämpft mit allen Mitteln um ihr Kind. Mithilfe des geheimnisvollen Damon Chacal gelingt es ihr schließlich, den Fötus an sich zu bringen. Um ihn fürs Erste allen Widersachern zu entziehen, beschwört sie den einstigen Hüter des Hauses Zamis aus dem Reich der Toten und gibt ihr Ungeborenes in dessen Obhut.

    Coco Zamis hat vorerst genug von ihrer Familie. Um Abstand zu gewinnen, flüchtet sie aus Wien und Europa. Es trifft sich gut, dass ihre alte Freundin, die Vampirin Rebecca, gerade ein neues Domizil in New York bezogen hat und Coco einlädt, sie zu besuchen. Es handelt sich um das legendäre Dakota Building. Schnell stellt Coco fest, dass ihre Freundin in größter Gefahr schwebt.

    Rebecca ist schwanger und steht unter dem Einfluss der Vanderbuilds, einer mächtigen Dämonenfamilie, die im legendären Dakota Building residiert.

    Coco erhofft sich Hilfe von der Voodoo-Priesterin Mama Wédo, doch nach dem Ritual behauptet Rebecca, mit Mama Wédo den Körper getauscht zu haben.

    Gleichzeitig zeigen die Bewohner im Dakota Building ihr wahres dämonisches Gesicht. Immer deutlicher wird, dass sie Rebeccas Baby für ihre teuflischen Machtspiele benötigen. Und auch Coco gerät in die Fänge der Vanderbuilds. Als Rebeccas Kind auf die Welt kommt, entpuppt es sich als dämonische Kreatur.

    Schließlich gelingt es Coco, ihre Widersacher zu besiegen, das Dämonenkind zu töten und mit Rebecca aus dem Dakota zu fliehen.

    Coco und Rebecca finden, dass sie es verdient haben, sich von den Strapazen zu erholen und reisen durch die USA. Zudem hat Rebecca eine Botschaft ihrer verschollen geglaubten Tante Elvira erreicht. Diese steckt jedoch in Schwierigkeiten und schließt sich ihnen an …

    Erstes Buch: Der Sturm

    Der Sturm

    von Logan Dee

    nach einem Exposé von Uwe Voehl

    Prolog

    Vergangenheit (1959)

    Der Tod erreichte New Mill am 26. April 1959. Er kam in einem schwarzen Leichenwagen angefahren. Auf den Türen stand jedoch nicht der Name eines Bestatters, sondern in bunten Lettern FLYING MOVIES.

    Vor dem New Mill Theatre hielt der Wagen an. Nicht wenige Passanten warfen ihm einen schrägen Blick zu. Hinter den abgedunkelten Scheiben war von draußen nicht zu erkennen, dass vier Personen darin saßen.

    Oan Kazar nannte sich der Mann am Steuer. Er war ein uralter Dämon, der nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen schien. Die nikotingelben Finger, die das Lenkrad umklammerten, erinnerten an Spinnenbeine. Der fast kahle Schädel war eiförmig, und die buschigen Augenbrauen und die tief in den Höhlen liegenden Augen verliehen ihm ein eher abschreckendes Aussehen. Er griff nach einer Zigarette, zündete sie mit einem Fingerschnipsen an und inhalierte tief.

    »Diesmal also New Mill!«, sagte er mit näselnder Stimme. »Immerhin ein Ort, dem wir noch nie zuvor unsere Aufwartung gemacht haben …«

    »Red nicht so geschwollen daher!«, keifte seine schlechtere Hälfte vom Beifahrersitz her. »Wir waren noch nie hier, weil das Kaff am Ende der Welt liegt!« Sie seufzte, als hätte sie all das nicht verdient. Barbarya Kazar stammte tatsächlich aus einer angesehenen Bostoner Dämonenfamilie. Mit ihrer Sippe ging es bergab, als eine andere Sippe die Vorherrschaft beanspruchte. Schließlich war nur noch Barbarya am Leben. In Boston war sie nicht mehr erwünscht, also begann eine lange Leidensodyssee, an dessen Ende die Heirat mit Oan stand – eine Entscheidung, die sie längst bereute, aber nicht mehr rückgängig machen konnte, ohne ihren Tod zu riskieren. Oder noch schlimmer: in einen Freak verwandelt zu werden.

    Sie wirkte wie Anfang vierzig und sah noch immer gut aus. Ihre Figur war vielleicht ein wenig zu füllig, ihre Haare zu blond, und das Gesicht zu übertrieben geschminkt, aber es gab genügend Männer unter den Menschen wie den Dämonen, die gerade darauf abfuhren. Außerdem verstand sie sich, genau wie ihr Ehemann, in den Künsten der Hexerei.

    »Ich muss pissen!«, meldete sich der Jüngling auf der Rückbank zu Wort. Er erinnerte ein bisschen an den jungen James Dean, und genauso rebellisch war er auch. Jo und seine Schwester Miranda waren Zwillinge, obwohl man es ihnen kaum ansah. Allerdings war Miranda ebenso bockig. Sie kleidete sich lieber wie ein Junge und trug die Haare genauso kurz. Während Jo ein lausiger Hexer war, war es Mirandas Spezialität, alle möglichen Hilfsdämonen herbeizubeschwören.

    »Im Kino wird es sicherlich eine Toilette geben«, sagte Oan, dem der rüde Umgangston seines Sohnes ein Gräuel war. »Komm einfach mit mir, und dann sehen wir weiter.«

    »Miranda und ich sehen uns unterdessen ein wenig in diesem Nest um. Vielleicht läuft mir ja ein richtiger Mann über den Weg«, erklärte Barbarya und stieg bereits aus.

    Oan rauchte die Zigarette zu Ende und sah seiner Frau und seiner Tochter nach. Sein Leben war wirklich kein Zuckerschlecken, aber als Dämon alter Schule sah er darin eine Prüfung.

    »Was ist jetzt, Alter?«, drängte Jo. »Oder soll ich auf die Rückbank pissen?«

    Seufzend stieg Oan aus, wartete, bis sein Sohn zu ihm aufgeschlossen hatte, und gemeinsam betraten sie das Kino, in dem am Vormittag nur das Betreiberehepaar anwesend war.

    Wie immer wurde Oan bereits erwartet. Es wurde immer schwerer, Kunst zu verkaufen. Oan hatte Filme im Gepäck, die als verschollen galten. Oder von denen die meisten Experten bis zuletzt nicht geglaubt hatten, dass sie jemals gedreht worden waren. Im Gepäck hatte er diesmal eine Shakespeare Verfilmung von »Der Sturm« aus dem Jahre 1937. Kein einziges Verzeichnis auf der Welt listete diesen Film auf. Chapman, der Besitzer des Movie Palace, begrüßte Oan entsprechend skeptisch.

    »Sie haben einen Abend, um mich und die Leute zu überzeugen, dass es sich lohnt, Ihren Film zu sehen. Die Bewohner hier mögen keine Experimente. Western laufen immer gut. Und weil wir hier einen Männerüberschuss haben, bloß keine Schmachtfetzen. Action, Horror, Krimis, das wollen die Leute hier sehen.«

    »Keine Sorge, ›Der Sturm‹ wird die Zuschauer begeistern. Ich habe da meine Erfahrungen. Ich plane, den Film eine Woche lang zu zeigen. Natürlich vor ausverkauften Rängen …«

    Jo kam von der Toilette wieder. Im Mundwinkel hing eine Zigarette. »Sauerei, alles verdreckt da drin! Die Putze habe ich mir gleich mal vorgeknöpft.«

    »Die Putze ist meine Frau, du Halbstarker!«, wetterte Chapman mit hochrotem Kopf. »Wenn du ihr nur ein Haar gekrümmt hast, dann …« Er verstummte mitten im Satz und schnappte röchelnd nach Luft. Wenn er auch kein begnadeter Hexer war, ein paar wirkungsvolle Tricks beherrschte er trotzdem.

    Während Chapman zu Boden ging und sich wälzte, fragte Jo lässig: »Brauchen wir den Kerl noch oder kann ich ihn verrecken lassen?«

    »Was hast du nur wieder angestellt? Was ist mit seiner Frau?«

    »Die ist patzig geworden, weil die Toilette angeblich geschlossen ist. Da musste ich ihr den Kopf waschen.«

    »Was hast du ihr getan?«

    »Ich sagte doch: den Kopf gewaschen. In der Toilette. Leider hat die Schlampe das nicht überlebt.« Er blies lässig den Rauch aus.

    »Du verdammter Idiot! Du bringst noch über uns alle das Verderben!«

    »Was ist jetzt mit dem Kerl hier?«, wollte Jo wissen. Seinen Vater nahm er eh nicht ernst. Allerdings war er offiziell noch immer das Familienoberhaupt.

    Chapman zuckte nur noch. Sein Gesicht war blau angelaufen.

    Oan überlegte nur kurz, dann stand seine Entscheidung fest: »Wenn seine Frau tot ist, wird er natürlich Ärger machen. Schaff die beiden fort. Wir übernehmen für eine Weile dieses Theater.«

    »Keine Sorge, Dad, ich weiß auch schon, wie ich die beiden spurlos verschwinden lasse.« Er gab ein demonstratives Schmatzen von sich.

    Oan drehte es fast den Magen um. Er wusste nicht, welches Gen von welchem Vorfahren bewirkte, dass Jo kannibalische Gelüste hatte. Von klein auf hatte er Menschenfleisch allem anderen vorgezogen.

    Er schüttelte den Kopf. Nein, das war kein guter Start, den sie in New Mill erwischt hatten. Jetzt galt es, das Beste daraus zu machen.

    1.

    Gegenwart

    »Silber! Ich bin auf eine Silberader gestoßen!«, schrie Johnny begeistert. Das Gesicht des achtjährigen Jungen glänzte vor Erregung. Triumphierend hielt er einen mit Mineralien durchsetzten, glitzernden Stein hoch.

    Sein Bruder Steve sah skeptisch zu ihm hinüber. Steve war im Oktober zehn Jahre alt geworden, und es war seine Idee gewesen, auf dem Gebiet der alten Minen nach Silber zu suchen. Dann würde er endlich ein neues Fahrrad bekommen und sich öfter ein Superheldenheft leisten können. Im Moment reichte sein karges Taschengeld nur für das Nötigste.

    Seufzend stieg er aus seiner Grube. Seit einer Woche arbeiteten er und Johnny bereits hier im »Bergwerk« auf der Abraumhalde, und jeder von ihnen hatte seitdem ein rund ein Meter fünfzig tiefes Loch gegraben. Mr Snyder, der zweijährige Mischlingsrüde bellte aufgeregt und lief schwanzwedelnd zwischen beiden Löchern hin und her. Der Hund war der Garant dafür, dass ihnen ihre Eltern überhaupt erlaubt hatten, sich so weit von der Farm zu entfernen. Wobei Steve ihnen nicht auf die Nase gebunden hatte, dass es ihn und seinen Bruder zu den alten Minen zog.

    1920 waren in dieser Gegend große Silbervorkommen entdeckt worden. Bis in die sechziger Jahre hinein hatte der Boom angedauert. Rings um die Bergwerke waren Städte wie Pilze aus dem Boden geschossen. Die meisten standen heute leer, galten als Geisterstädte, die die Wüste bereits wieder zurückeroberte. Auch Johnnys Großvater hatte die Gier nach dem Silber hierhergezogen. Aber er war klüger als die meisten gewesen. Als er genügend geschürft hatte, hatte er sich in der Nähe ein Grundstück gekauft und eine Straußenfarm darauf errichtet. Das Straußenfleisch war begehrt bei den Arbeitern, und Steves Großvater, Opa Walter, hatte es dadurch zu bescheidenem Wohlstand gebracht. Nach dem Abflauen des Silberbooms sank auch der Absatz für das Fleisch. Dennoch betrieben Steves Eltern bis heute die Straußenfarm. Mehr recht als schlecht, wenn es nach den Streitereien ging, denen er oft heimlich lauschte.

    Er nahm Johnnys Stein und betrachtete den Fund ausgiebig. Er war faustgroß und mit silbernen Quarzeinschüssen versehen. Aber dass das kein echtes Silber war, erkannte ein Blinder. Sein Vater besaß noch einen kleinen Silberbrocken zu Hause, ein Erbstück. Daher wusste Steve, wie Silber aussah.

    Trotzdem wollte er seinen kleinen Bruder nicht enttäuschen. Allein, um ihn bei der Stange zu halten. »Könnte gut sein, dass der Stein was wert ist«, sagte er daher. »Wir sollten ihn zu den anderen packen.« Es war nicht das erste »Silber«, das Johnny gefunden hatte. Er sah sich bereits als erfolgreicher Schatzsucher und hatte seinen bisherigen Berufswunsch – Polizist – wieder verworfen.

    »Guck mal da!«, sagte Johnny und wies nach Osten. Von der Abraumhalde aus hatten sie einen Rundumblick über das ganze Land. Sogar ihre Farm konnten sie in der Ferne als winzigen Fliegenschiss erkennen. Im Süden lag Eden, eine der Geisterstädte, die bereits fast vollständig wieder vom Wüstensand bedeckt war. Nur noch wenige Holzbaracken zeugten von ihrer einstigen Anziehungskraft. Mit ihren zahlreichen Saloons, Bordellen und anderen Vergnügungsstätten war sie so etwas wie ein El Dorado der Glückritter gewesen.

    Ganz im Gegensatz zu Dead Mill. Eigentlich hieß die Stadt Great Mill, und ihre Erbauer hatten offensichtlich Großes vorgehabt. Sogar die Eisenbahnlinie führte einst direkt bis an die Stadt. Great Mill war die letzte der Silberstädte, die verlassen worden war. Am Ende hatte man nur noch von Dead Mill gesprochen. Ein Investor hatte sogar versucht, aus Dead Mill eine Touristenattraktion zu machen, und die Ortsschilder entsprechend umgestaltet. Aber Dead Mill lag, genau wie die anderen, viel zu weit weg von den großen Städten.

    Außerdem spukte es dort. Aber das war wieder eine andere Geschichte.

    Jetzt sah auch Steve, dass sich am Himmel etwas zusammenbraute. Ein Unwetter zog auf, und es trieb direkt auf sie zu. Wenn sie Glück hatten, schafften sie es vielleicht noch rechtzeitig zurück zur Farm.

    »Los, Johnny, wir brechen für heute unsere Zelte hier ab und sehen zu, dass wir vor dem Regen nach Hause kommen!«

    Plötzlich fing Mr Snyder an zu bellen. Es war ein wütendes Bellen, und das war eigentlich untypisch für den Hund.

    »Ruhig, Snyder!«, befahl Steve, aber der Hund gebärdete sich eher noch wilder.

    »Vielleicht hat er eine Klapperschlange gerochen«, sagte Steve. Eigentlich war es zur Beruhigung gedacht, aber er erreichte dadurch nur, dass Johnny wie von der Tarantel gestochen herumsprang und mit panischen Blicken den Boden absuchte.

    »Vielleicht war es ja auch nur ein Erdhörnchen«, sagte Steve rasch, und nachdem sich Mr Snyder auch weiterhin nicht beruhigte, fasste er ihn am Halsband und schüttelte ihn.

    »Au weia!«, rief Johnny und zeigte hinunter auf einen Punkt im Westen.

    Steve zerrte Mr Synder mit sich und trat neben seinen Bruder. Jetzt sah er es auch: dieses Ding, das in riesigen Sprüngen vor dem Sturm davonlief und sich der Abraumhalde erstaunlich schnell näherte.

    »Ein streunender Hund!«, entfuhr es ihm.

    »Aber ein großer!«, sagte Johnny.

    Das rennende Tier erzeugte eine riesige Staubwolke. In dieser Wolke war schemenhaft noch eine andere Gestalt zu erkennen. Doch schien diese nicht zu laufen, sondern zu schweben. Jedenfalls war das der Eindruck, der infolge des aufgewirbelten Sandes erzeugt wurde. Steve hatte Mühe, Mr Snyder zu bändigen.

    »Was ist, wenn der fremde Hund Mr Snyder nicht leiden kann?«, fragte Johnny.

    Was ist, wenn er uns nicht leiden kann, dachte Steve. Aber er wollte seinen kleinen Bruder nicht noch zusätzlich ängstigen. Er schaute erneut in die Richtung und wunderte sich, wie schnell der Hund herangesprungen kam. Dabei schien es Johnny so, als würde auf einem alten Projektor eine wacklige Zeitrafferaufnahme ablaufen, sodass

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