Einsame Herzen ...: Der Bergpfarrer 168 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
»Hallo, da bist du ja.«
Kerstin Winkler begrüßte die Freundin. Es war später Nachmittag, als sie sich trafen. Michaela Berghofer ließ sich erschöpft auf den Stuhl des Bistros fallen.
»Endlich Feierabend!« stöhnte sie. »Mir tut alles weh. Wenn das so weitergeht, dann liege ich in absehbarer Zeit selbst auf unserer Station.«
Die hübsche Dreiundzwanzigjährige arbeitete im Krankenhaus als Pflegeschwester. Erst vor einem Jahr hatte sie ihre Ausbildung abgeschlossen und war von der Klinikleitung übernommen worden. An sich machte ihr die Arbeit Freude. Es war schön, Menschen helfen zu können, auf ihrem Weg, wieder gesund zu werden, auch wenn es, das wußte Michaela inzwischen sehr genau, nicht immer leicht war in ihrem Beruf. Vielleicht mehr als anderswo bekam sie im Krankenhaus sehr genau mit, wie kurz das Leben sein konnte.
»Du brauchst Urlaub«, stellte Kerstin fest. »Und ich weiß auch schon, wohin wir fahren werden.«
»Wieso wir?«
»Weil ich dich nicht alleine fahren lasse. Nicht, nachdem, was du erlebt hast…«
Über Michaelas Gesicht huschte ein dunkler Schatten. Die Freundin sprach auf Mathias Engel an. Dr. Engel, der Stationsarzt, der vor einem halben Jahr im Krankenhaus angefangen hatte und gleich die Herzen der Schwestern im Sturm eroberte. Leider kam Michaela erst später dahinter, daß Mathias nicht nur ihr schöne Augen machte. Vor allem wenn sie Nachtdienst hatte, amüsierte er sich mit den Lernschwestern, die er tagsüber ausbildete.
Zunächst konnte sie es gar nicht glauben, doch dann wurde Michaela Zeugin eines solchen Liebesgeplänkels. Eine Woche war es erst her, daß sie Mathias mit der sehr viel jüngeren Tina erwischte. Natürlich gab
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Der Bergpfarrer (ab 375)
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Buchvorschau
Einsame Herzen ... - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 168–
Einsame Herzen ...
Auf einem Ausflug ins Glück?
Toni Waidacher
»Hallo, da bist du ja.«
Kerstin Winkler begrüßte die Freundin. Es war später Nachmittag, als sie sich trafen. Michaela Berghofer ließ sich erschöpft auf den Stuhl des Bistros fallen.
»Endlich Feierabend!« stöhnte sie. »Mir tut alles weh. Wenn das so weitergeht, dann liege ich in absehbarer Zeit selbst auf unserer Station.«
Die hübsche Dreiundzwanzigjährige arbeitete im Krankenhaus als Pflegeschwester. Erst vor einem Jahr hatte sie ihre Ausbildung abgeschlossen und war von der Klinikleitung übernommen worden. An sich machte ihr die Arbeit Freude. Es war schön, Menschen helfen zu können, auf ihrem Weg, wieder gesund zu werden, auch wenn es, das wußte Michaela inzwischen sehr genau, nicht immer leicht war in ihrem Beruf. Vielleicht mehr als anderswo bekam sie im Krankenhaus sehr genau mit, wie kurz das Leben sein konnte.
»Du brauchst Urlaub«, stellte Kerstin fest. »Und ich weiß auch schon, wohin wir fahren werden.«
»Wieso wir?«
»Weil ich dich nicht alleine fahren lasse. Nicht, nachdem, was du erlebt hast…«
Über Michaelas Gesicht huschte ein dunkler Schatten. Die Freundin sprach auf Mathias Engel an. Dr. Engel, der Stationsarzt, der vor einem halben Jahr im Krankenhaus angefangen hatte und gleich die Herzen der Schwestern im Sturm eroberte. Leider kam Michaela erst später dahinter, daß Mathias nicht nur ihr schöne Augen machte. Vor allem wenn sie Nachtdienst hatte, amüsierte er sich mit den Lernschwestern, die er tagsüber ausbildete.
Zunächst konnte sie es gar nicht glauben, doch dann wurde Michaela Zeugin eines solchen Liebesgeplänkels. Eine Woche war es erst her, daß sie Mathias mit der sehr viel jüngeren Tina erwischte. Natürlich gab sie ihm sofort den Laufpaß, aber es tat immer noch weh, wenn sie daran dachte.
»Urlaub wäre wirklich nicht schlecht«, meinte sie jetzt, während sie ihren Milchkaffee umrührte, den die Bedienung gebracht hatte. »Ich müßte mal mit der Oberschwester reden. Überstunden habe ich sowieso ohne Ende.«
»Dann mach’ das gleich«, ermunterte Kerstin sie. »In drei Wochen habe ich Urlaub und ich würde so schrecklich gerne mit dir nach St. Johann fahren.«
»Wohin?«
»Nach St. Johann, in die Berge. Du, es ist super da. Es ist schon ein paar Jahre her, daß ich mit meinen Eltern dort war, aber bestimmt wird’s dir genauso gefallen, wie es uns damals gefallen hat.«
Als sie am Abend in ihrer kleinen Wohnung saß und über Kerstins Vorschlag nachdachte, kam ihr der Gedanke gar nicht mehr so abwegig vor, wie noch am Nachmittag. Ganz im Gegenteil – Michaela konnte sich sehr gut vorstellen, wie wohltuend der Urlaub und vor allem der Abstand von Mathias für sie sein würde.
Gerade wegen ihm war es an der Zeit, für ein paar Tage aus Ingoldstadt rauszukommen. Auch wenn sie ihm ganz deutlich zu verstehen gegeben hatte, daß er dahin gehen solle, wo der Pfeffer wächst, so ließ der junge Arzt nicht locker und stellte ihr immer wieder nach.
Zwei Tage später sprach Michaela mit der Oberschwester, die auch für die Dienst- und Urlaubspläne zuständig war. Ihre Vorgesetzte hatte keine Einwände, und am Abend trafen sich die Freundinnen wieder in ihrem Lieblingslokal.
»Mensch, das ist ja prima!« freute sich Kerstin. »Ich werde mich gleich morgen ans Telefon hängen und schauen, daß wir eine Unterkunft bekommen. Wollen wir mit dem Auto fahren oder mit der Bahn reisen?«
Michaela zuckte die Schultern.
»Mit dem Auto sind wir unabhängig«, antwortete sie. »Vor allem, wenn wir Ausflüge in die Gegend unternehmen wollen.«
»Stimmt«, nickte die Freundin. »Das Benzingeld teilen wir uns, und was die anderen Kosten betrifft, werden wir später weitersehen.«
»Einverstanden.«
Die beiden tranken ein Glas Wein auf ihre Urlaubspläne, und dann wurde es ein sehr langer Abend. Glücklicherweise war es Wochenende, und weder Michaela noch Kerstin mußten am nächsten Tag arbeiten.
Als die Krankenschwester am darauf folgenden Montag wieder ihren Dienst antrat, da machten ihr die Blicke, mit denen Mathias sie verfolgte, nichts mehr aus.
Guck, soviel du willst, dachte sie, mich bekommst du nicht wieder herum!
Gut vierzehn Tage mußte sie noch durchhalten, dann würde sie fahren und alles andere hier zurücklassen.
Einschließlich des untreuen Stationsarztes, der sich ohnehin anderweitig trösten würde.
*
»Grüß Gott!« rief Sebastian Trenker und öffnete die Gartenpforte.
Marion und Andreas saßen auf der Terrasse ihrer Pension und legten gerade eine Pause ein. Sie winkten zurück.
»Du riechst wohl den Kaffee, was?« lachte der Cousin des Bergpfarrers. »Kommst grad recht.«
»Setz’ dich«, sagte Marion. »Ich hole noch eine Tasse.«
Rasch lief sie ins Haus und kehrte nach kurzer Zeit mit Tasse und Kaffeekanne zurück.
»Schön, daß du vorbeischaust«, freute sie sich. »Gibt’s was Neues im Pfarrhaus?«
Sebastian hatte Platz genommen. Er schüttelte den Kopf.
»Alles in bester Ordnung. Und bei euch?«
»Könnt’ net besser sein«, erwiderte Andreas. »Alle Zimmer sind belegt. Heut’ nachmittag erwarten wir noch zwei Gäste, dann ist das Haus voll.«
Andreas und seine Frau hatten erst vor einem knappen Jahr die Pension ›Edelweiß‹ in dem idyllischen Bergdorf eröffnet und von Anfang an Erfolg damit gehabt. Es gab zwar das große Hotel und einige Privatunterkünfte, doch war die Nachfrage groß genug. St. Johann war ein begehrtes Urlaubsziel vor allem bei denjenigen, die ihre Ferien in Ruhe und Beschaulichkeit verbringen wollten. Hier hatten sie Gelegenheit dazu.
»Was ich erstaunlich finde«, bemerkte Marion, »ist, daß gerade viele junge Leute herkommen. Früher sind die doch immer auf die Balearen geflogen, dorthin, wo jede Nacht Party gemacht wird. Aber der Trend scheint vorüber zu sein. Jedenfalls haben wir überwiegend junge Gäste.«
»Die wohl inzwischen eingesehen haben, daß die wenigen Wochen, die sie im Jahr Urlaub haben, wirklich wichtig sind, um auszuspannen und neue Kraft zu tanken«, ergänzte Andreas.
Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile über dieses Thema, und Sebastian stellte fest, daß seine Argumente doch die Richtigen waren, wenn es darum ging, Markus Bruckner, den emsigen Bürgermeister von St. Johann, davon abzuhalten, aus dem Dorf einen ›angesagten‹ Urlaubsort zu machen. Denn wenn es nach ihm ging, dann gäbe es in St. Johann längst ein Großhotel, eine Diskothek und bestimmt sogar eine Seilbahn zum Gletscher hinauf, um auch im schneearmen Winter noch mehr Touristen anzulocken.
Die Unterhaltung wurde unterbrochen, als die beiden erwarteten Gäste eintrafen. Zwei junge Frauen, die aus Ingoldstadt angereist kamen. Sebastian verabschiedete sich, und Marion und Andreas nahmen die Ankömmlinge in Empfang.
»Michaela Berghofer und Kerstin Winkler«, stellten die beiden sich vor.
»Ich hoffe, Sie hatten eine gute Fahrt?« erkundigte sich die Pensionswirtin.
Ihr Mann kümmerte sich schon um das Gepäck.
»Ja, vielen Dank«, antwortete Michaela. »Wir sind gut durchgekommen.«
Die Zimmer lagen nebeneinander im Erdgeschoß und besaßen eine Verbindungstür. Sie waren im typisch alpenländischen Stil eingerichtet und verfügten über jeden erdenklichen Komfort.
»Herrlich!« riefen die beiden jungen Frauen einstimmig, nachdem sie sich umgesehen hatten.
Marion Trenker erklärte, zu welchen Zeiten es Frühstück gab, und daß die Gäste ansonsten jederzeit Kaffee, Tee oder kalte Getränke erhalten konnten. Zum Mittag- und Abendessen wurde das Wirtshaus empfohlen, oder man konnte auch in die nahegelegene Kreisstadt fahren, um dort italienisch oder griechisch zu essen, wenn einem der Sinn danach stand.
»Na, was sagst du nun?« fragte Kirsten, als sie alleine waren. »War doch keine schlechte Idee, was?«
Michaela nickte.
»Ich muß sagen, wir haben es gut getroffen.