Lauf nicht deinem Glück davon: Der Bergpfarrer 143 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
»Das darf doch wohl nicht wahr sein! Du willst heiraten?«
Michaela Waldner sah ihre Freundin entgeistert an.
»Wann denn?«
Beatrice Grote, genannt Trixi, lächelte.
»In einem halben Jahr. Wenn Bert mit dem Studium fertig und in die Firma seines Vaters eingestiegen ist. Das hat er mir versprochen.«
Die Freundinnen saßen in einem Straßencafé und genossen den sonnigen Tag. Rings um sie schien nur gute Laune zu herrschen, was angesichts des Wetter allerdings auch kein Wunder war. Es war Sonntagnachmittag, und die Augsburger Innenstadt war voller Spaziergänger, die einen Schaufensterbummel machten oder sich in den zahlreichen Cafés und Eisdielen niederließen. Seit Tagen kletterten die Temperaturen über die Fünfundzwanzig-Grad-Marke, und die Freibäder verzeichneten Rekorde bei den Besucherzahlen.
Michaela war von Trixis Ankündigung völlig überrascht worden. Sie hatten sich auf der Uni kennengelernt, wo sie beide Betriebswirtschaft studierten. Da es in der Stadt kaum noch Zimmer für Studenten gegeben hatte und sie sich auf Anhieb sympathisch waren, hatten sie kurzerhand zusammen eine kleine Wohnung gemietet. Seit zwei Jahren lebten sie in der Augsburger Altstadt, und das Zusammenwohnen klappte immer noch.
»Also, ich weiß ja nicht.« Die Dreiundzwanzigjährige schüttelte den Kopf. »Heiraten, das kommt für mich nicht in Frage. Dazu müßte mir erst mal der Richtige über den Weg laufen, und dann würde ich ganz genau prüfen, ob wir wirklich zusammenpassen.«
Sie sah Trixi an.
»Na ja, von dir und Bert kann man das wohl behaupten. Lange genug seid ihr ja zusammen.«
Die Freundin hatte Bertram Weber kennengelernt, während sie in einer Kneipe jobbte. Seit über einem Jahr waren sie ein Paar, und Michaela
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Buchvorschau
Lauf nicht deinem Glück davon - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer –143–
Lauf nicht deinem Glück davon
Heiraten? Kommt gar nicht in Frage!
Toni Waidacher
»Das darf doch wohl nicht wahr sein! Du willst heiraten?«
Michaela Waldner sah ihre Freundin entgeistert an.
»Wann denn?«
Beatrice Grote, genannt Trixi, lächelte.
»In einem halben Jahr. Wenn Bert mit dem Studium fertig und in die Firma seines Vaters eingestiegen ist. Das hat er mir versprochen.«
Die Freundinnen saßen in einem Straßencafé und genossen den sonnigen Tag. Rings um sie schien nur gute Laune zu herrschen, was angesichts des Wetter allerdings auch kein Wunder war. Es war Sonntagnachmittag, und die Augsburger Innenstadt war voller Spaziergänger, die einen Schaufensterbummel machten oder sich in den zahlreichen Cafés und Eisdielen niederließen. Seit Tagen kletterten die Temperaturen über die Fünfundzwanzig-Grad-Marke, und die Freibäder verzeichneten Rekorde bei den Besucherzahlen.
Michaela war von Trixis Ankündigung völlig überrascht worden. Sie hatten sich auf der Uni kennengelernt, wo sie beide Betriebswirtschaft studierten. Da es in der Stadt kaum noch Zimmer für Studenten gegeben hatte und sie sich auf Anhieb sympathisch waren, hatten sie kurzerhand zusammen eine kleine Wohnung gemietet. Seit zwei Jahren lebten sie in der Augsburger Altstadt, und das Zusammenwohnen klappte immer noch.
»Also, ich weiß ja nicht.« Die Dreiundzwanzigjährige schüttelte den Kopf. »Heiraten, das kommt für mich nicht in Frage. Dazu müßte mir erst mal der Richtige über den Weg laufen, und dann würde ich ganz genau prüfen, ob wir wirklich zusammenpassen.«
Sie sah Trixi an.
»Na ja, von dir und Bert kann man das wohl behaupten. Lange genug seid ihr ja zusammen.«
Die Freundin hatte Bertram Weber kennengelernt, während sie in einer Kneipe jobbte. Seit über einem Jahr waren sie ein Paar, und Michaela meinte beurteilen zu können, daß Trixis Freund ein prima Kerl war.
»Ich versteh dich nicht«, sagte Beatrice. »Eigentlich hatte ich von dir angenommen, daß du vor mir zum Traualtar schreiten würdest...«
Michaela winkte ab.
»Erst mal mache ich mein Studium fertig«, antwortete sie. »Und dann ist immer noch Zeit, sich nach dem passenden Mann umzusehen.«
Den hatte sie bisher nicht gefunden, obwohl es ihr an Verehrern nicht mangelte, indes war Michaela nicht sicher, ob die Burschen, die es ständig darauf anlegten, mit ihr zu flirten, wirklich sie meinten oder das Vermögen, das hinter dem Namen Waldner stand...
Ihr Vater war ein reicher Unternehmer. Seine Geschäfte reichten vom Im- und Export bis hin zu Beteiligungen an anderen Firmen. Die Tochter sollte nach dem Studium in das Unternehmen einsteigen, um es eines Tages ganz zu übernehmen. Das war auch der Grund, warum Michaela Betriebswirtschaft studierte, obwohl sie viel lieber Architektin geworden wäre. Daß sie einmal Chefin eines bedeutenden Imperiums, das sogar an der Börse vertreten war, sein würde, hatte sich unter den Kommilitonen herumgesprochen, und entsprechend groß war die Zahl derjenigen, die versuchten, mit ihr anzubändeln.
Trixi schaute auf die Uhr.
»Du, ich muß los«, entschuldigte sie sich. »Bert und seine Eltern warten schon auf mich.«
Sie zückte ihre Geldbörse.
»Laß nur, ich übernehme das«, winkte Michaela ab.
Die Freundinnen umarmten sich, und Trixi war wenig später in einer Seitenstraße verschwunden.
Michaela lehnte sich zurück und trank ihren Cappuccino aus. Dann winkte sie der Bedienung und bezahlte. Während sie zu ihrem Auto ging, das außerhalb der Fußgängerzone stand, dachte sie über die Neuigkeit nach, mit der Trixi sie überrascht hatte.
Nein, war sie überzeugt, so schnell werde ich bestimmt nicht heiraten. Und wenn mir jetzt gleich der absolute Traummann vor die Füße fiele.
Als sie an ihrem Auto ankam, stellte sie fest, daß es von einem anderen Wagen zugeparkt war. Rechts und links stand jeweils ein Fahrzeug, dahinter war eine Mauer, und direkt vor ihrem Mini hatte sich ein unverschämter Fahrer mit seinem Luxusschlitten hingestellt.
Michaela starrte auf die Bescherung, als könne sie es nicht fassen, daß jemand so dreist sein konnte. Kopfschüttelnd blickte sie sich um, aber der Übeltäter war nirgendwo zu sehen. Sie nahm ärgerlich den Schlüssel aus der Tasche, setzte sich in ihr Auto und ließ die Hupe ertönen. Laut. Sehr laut.
Plötzlich sah sie jemanden über die Straße hetzen. Der Mann kam direkt auf sie zu und winkte entschuldigend.
Michaela war wirklich sauer.
Was bildete sich der Kerl eigentlich ein? Denkt der vielleicht, mit seinem Neunzigtausend-Euro-Auto kann er sich hinstellen, wo er will und die Rechte anderer Verkehrsteilnehmer mißachten?
Ihre Wut schlug plötzlich um, als sie ihn genauer betrachtete. Der Mann mochte Mitte zwanzig sein, also unwesentlich älter als sie. Er war schlank und sah unverschämt gut aus. Die graue Hose und das hellblaue Strickhemd verrieten Chic und Eleganz, ohne dabei protzig zu wirken. Er hatte kurzes, blondes Haar, das modisch geschnitten war.
»Bitte entschuldigen Sie«, sagte er mit einer angenehmen Stimme. »Ich war wirklich nur eine Minute da drüben in dem Haus. Und hier war doch nichts mehr frei. Sie müssen im selben Moment zurückgekommen sein, als ich hineinging.«
Er lächelte sie so warm an, daß ihr Herz dahinschmolz.
»Können Sie mir noch einmal verzeihen?« bat er.
Der Mann hatte sich zu ihr hinuntergebeugt und schaute in ihr geöffnetes Seitenfenster.
Michaela wußte überhaupt nicht, was sie antworten sollte. Ihre Stimme versagte plötzlich.
»Bitte«, setzte der Mann hinzu, »sonst bin ich gezwungen, so lange hier stehen zu bleiben, bis Sie mir sagen, daß Sie mir nicht böse sind!«
Jetzt endlich brachte sie auch ein Lächeln zustande.
»Schon gut«, erwiderte sie. »Ich habe ja nur einen Moment warten müssen.«
»Gott sei Dank!« entfuhr es ihm. »Als Dank für Ihre Geduld würde ich Sie furchtbar gerne zu einem Kaffee einladen. Leider...«
Er tippte auf seine Armbanduhr.
»Ich habe keine Zeit, was mir schrecklich leid tut.«
»Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder«, meinte sie.
Während sie das sagte, wurde ihr bewußt, daß ihre Stimme einen hoffnungsvollen Klang hatte, und sie errötete.
»Ganz bestimmt«, nickte er, und es klang wie ein Versprechen.
Er lächelte und stieg in sein Auto. Als er davonfuhr, winkte der Mann ihr noch einmal zu.
Michaela starrte ihm wie hypnotisiert hinterher. Als der Wagen um die Ecke bog, spürte sie einen eisigen Schrecken bis zum Herz hinauf.
Sie wußte weder, wie der Mann hieß, noch hatte sie sich in der Aufregung das Kennzeichen seines Autos gemerkt!
Schade, dachte sie und startete endlich den Mini, das wäre doch mal einer gewesen, der mir hätte gefallen können...
*
Der Mann hatte die Statur eines Bären. Das schwarze, wuschelige Haar hing ihm über die Ohren, und ein Bart von gleicher Farbe bedeckte sein Kinn und die Oberlippe. In einem Geländewagen brauste er über die Landstraße und sang dabei aus voller Kehle ein Lied mit, das aus dem CD-Player erklang.
Richard Carpenter hatte ausgesprochen gute Laune. Am Morgen war er losgefahren, nachdem er die Nacht im Hotel am Flughafen verbracht hatte. Erst gestern abend war er angekommen, das Flugzeug landete mit gut sechs Stunden Verspätung in München.
Schöne Gegend, dachte er, während er aufmerksam aus dem Fenster schaute. Vielleicht ein bißchen wenig Wald, aber sonst...
Er hielt einen Moment an und vergewisserte sich anhand einer Karte, daß er sich auf der richtigen Straße befand, dann nickte er zufrieden und fuhr weiter. Bis nach St. Johann waren es nur noch ein paar Kilometer, und Richard Carpenter, der in