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Die Opfer der Straßenräuber: Kriminalroman
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Die Opfer der Straßenräuber: Kriminalroman
eBook332 Seiten3 Stunden

Die Opfer der Straßenräuber: Kriminalroman

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Über dieses E-Book

Tanja Strauch, die strenge Personalchefin und Sebastian Großmann, der gewissenhafte kaufmännische Leiter sind nur Kollegen. Dass sie mehr sein könnten erwartete bis zu dieser Fahrt zu einem Seminar keiner der beiden. Erst der Überfall durch brutale Straßenräuber bringt sie einander näher. Doch dieser Überfall ist nur der Beginn einer Jagd auf eine raffiniert arbeitende Bande.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum20. Jan. 2020
ISBN9783748726852
Die Opfer der Straßenräuber: Kriminalroman

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    Buchvorschau

    Die Opfer der Straßenräuber - Ole Altmann

    - 1 -

    Straßenraub, prangte es auf der Innenseite der Regionalausgabe des Boulevardblatts. Von der Aufmachung her hätte diese Story auch auf die Titelseite gepasst. Diese war jedoch dem ehebrecherischen Treiben eines Fernsehstars vorbehalten. Der Überfall auf ein Ehepaar war doch eher von regionalem Interesse. Michael Merkhun interessierte dies jedoch weit mehr als die Pseudo-investigativen Enthüllungen der Titelstory.

    Die Räuber, wenn Michael der Zeitung glaubte hatten ihre Opfer unter einem Trick auf einer einsamen Straße angehalten und aus dem Auto gelockt. Das angeblich begüterte Unternehmer-Ehepaar um die 50 besaß gegen die mehrköpfige Bande keine Chance. Sie wurden ausgeraubt, der Ehemann arg verprügelt und beide im Wald zurückgelassen. Erst am nächsten Vormittag stießen Wanderer auf die beiden hilflos im Wald herumirrenden Eheleute. Beide wurden mit Unterkühlung in eine Klinik eingeliefert. Während ihre Opfer im Dunkeln durch den Wald irrten statteten die Räuber der Villa des Paares einen Besuch ab.

    „Ist alles zu Ihrer Zufriedenheit, Herr Merkhun?", hörte Michael plötzlich eine Stimme neben sich. Er ließ die Zeitung sinken. Vor ihm stand eine junge Frau. Anfang bis Mitte zwanzig. Mit dichten dunklem Haar. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug. Darunter ein weißes Top. Beides von guter Qualität. Die junge Frau lächelte ihn offen an. Obwohl er sich in diesem Hotel als eine Art Stammgast betrachtete hatte er diese Frau noch nie gesehen. Sie arbeitete sicher nicht im Service. Ihrer Garderobe und Haltung nach gehörte sie eher zum Management.

    Michael lächelte zurück. „Danke. Ich bin zufrieden. Wie immer, Frau….?" Er versuchte den Namen auf dem Schild am Revers zu entziffern. Die Frau kam ihm zuvor.

    „Einfach Katharina, Herr Merkhun."

    Ihr Blick fiel auf die Zeitung. „Straßenraub? Ich dachte so etwas gibt es gar nicht mehr."

    „Anscheinend doch.", antwortete Michael.

    Die junge Frau wechselte das Thema. „Sie reisen heute ab, Herr Merkhun?"

    Diese Katharina war offensichtlich gut informiert. Für Michael gab es zurzeit hier nichts mehr zu tun. Er hatte sich mit seinem Kunden getroffen. Die Details ihres Geschäfts waren ausgehandelt. Jetzt musste Michael die Ware beschaffen.

    „Leider. Ein dringender Termin.", erklärte er.

    „Wir hoffen Sie bald wieder in unserem Haus begrüßen zu dürfen, Herr Merkhun.", erwiderte diese Katharina und verabschiedete sich. Ohne einen weiteren Gast anzusprechen durchquerte sie den Raum und strebte dem Ausgang zu.

    Michael sah ihr nach. Ein schöner runder Po und gutproportionierte Beine. Sie ist verdammt hübsch, dachte er. Ein wenig zu jung um wirklich an ihm interessiert zu sein. Michael kannte seine Wirkung auf Frauen. Groß, durchtrainiert mit vollem von leichtem Grau durchzogenem Haar. Dazu dunkle energisch blickende Augen in einem Gesicht dem man ansah, dass er seine Zeit nicht hinter dem Schreibtisch verbrachte. Der Typ sympathisches Raubein. Die Frauen ab einem bestimmten Alter mochten das. Michael seufzte. Diese Katharina war leider fünf Jahre zu jung oder er zehn Jahre zu alt.

    ___________________________

    Die Tür wurde aufgerissen. Sebastian zuckte zusammen. Im Rahmen stand Lea, seine Assistentin. Über diese unschöne Angewohnheit musste er mit der jungen Frau noch einmal in einer ruhigen Minute sprechen. Die Tür zu seinem Büro stand meist offen. War sie geschlossen wollte Sebastian nicht gestört werden oder hatte wie jetzt gerade Besuch.

    „Das Hotel hat die Reservierung bestätigt, Herr Großmann. Eine Anreise nach 18:00 Uhr ist kein Problem."

    Erst jetzt bemerkte die junge Frau seinen Gast. „Hi, Chris."

    „Hi, Lea.", antwortete Christoph. In der Stimme des 35-jährigen lag das Selbstbewusstsein aller IT-Leute. Ohne sie funktionierte in einer Firma eben nichts. Buchhalter waren dagegen nur ein notwendiges Übel.

    Lea schloss die Tür. Chris sah ihr nach. „Du nimmst sie mit?"

    „Wie kommst du darauf?", fragte Sebastian verwundert.

    „Wegen der Vorabendanreise? Das macht doch sonst keinen Sinn."

    „Ich habe keine Lust um sechs Uhr morgens loszufahren., widersprach Sebastian. „Lass auf der Autobahn nur mal ein Stau sein. Abends ist mir das sicherer.

    „Lea kannst du trotzdem mitnehmen?", blieb Christoph bei dem Thema.

    „Das ist ein Seminar für Personalkostenplanung. Was soll Lea dort?"

    „Einen guten Eindruck machen und was lernen., gab der IT-Leiter trocken zurück. Er grinste. „Du bist geschieden und Lea ist, wenn ich meinen Leuten glauben darf solo.

    „Der Beziehungsstatus meiner Assistentin interessiert mich nicht., antwortete Sebastian leicht genervt. „Lea ist 24.

    „Und du 38. Das ist doch perfekt., blieb der IT-Leiter bei dem Thema. „Ich würde sie mitnehmen. Aber bei mir muss das der Chef genehmigen. Du Glückspilz hast ja Prokura.

    Es klopfte. Eine Frau in den Vierzigern trat ein. Tanja Strauch. Die Personalchefin. Wie immer im schwarzen Rock und einer weißen Bluse über der eine lange Kette baumelte. Die Beine bedeckte eine hautfarbene Strumpfhose. Tanjas Füße steckten in dunklen Büropumps. Auch der Knoten im Haar und die dunkelgraue Strickjacke fehlten nicht. Sebastian hatte sie noch nie ohne gesehen.

    Jetzt entdeckte sie Christoph.

    „Entschuldigung, Sebastian. Ich wusste nicht das du Besuch hast."

    Chris machte eine großzügige Handbewegung. Tanja ignorierte sie.

    „Nur eine Frage. Wann holst du mich ab? Ich muss vorher nochmal nach Hause."

    „Gegen sechs. Ist das in Ordnung?"

    „Vollkommen.", erklärte die Personalchefin.

    Kaum das die Tür geschlossen war prustete Chris los. „Du fährst mit Tanja?

    „Das ist doch das einfachste. Wir müssen beide zu dem Seminar."

    Chris sah ihn erstaunt an. „Tanja hat auch einen Firmenwagen. Warum fahrt ihr zusammen? Läuft zwischen euch was?"

    „Nein.", widersprach Sebastian entschieden. Christophs Gerede nervte ihn. Er mochte Tanja als Kollegin. In Besprechungen bildete sie mit ihrer ruhigen Art einen angenehmen Gegenpol zu ihrem manchmal recht aufbrausenden Geschäftsführer Dr. Tahler und hatte so manche aus dem Ruder gelaufene Diskussion wieder auf das Wesentliche zurückgeführt.

    „Mal ehrlich, Bastian., holte ihn Christophs Stimme ein. „Bei Frauen redet man nicht über das Alter und gleich gar nicht mehr sobald eine Vier davorsteht. Das ist bei unserer Tanja bereits eine ganze Weile der Fall. Wie alt ist sie eigentlich?

    Sebastian reichte es jetzt. „Tanja ist 44 und Lea bleibt hier. Chris hob abwehrend die Hände. „Ist ja gut. Ich will dich nicht zu deinem Glück zwingen.

    ___________________________

    Dieser Satz ging Sebastian noch durch den Kopf als er seinen Wagen vor Tanja Strauchs Haustür stoppte. Chris mochte das anders sehen, aber Männer in seinem Alter weckten bei Frauen unter dreißig nur Interesse, wenn sie aussahen wie Brad Pitt vor zehn Jahren oder einen Beruf der Prestige und ein hohes Einkommen versprach ausübten. Buchhalter mit Ansatz zum Wohlstandsbauch und Eigentumswohnung besaßen keine Chancen. Das hatten ihn die Erfahrungen auf verschiedenen Datingplattformen eindeutig klar gemacht.

    „Ich komme, Bastian.", drang eine erstaunlich fröhliche Stimme aus der Sprechanlage.

    Sebastian ging zum Auto zurück und öffnete den Laderaum. Eine Frau trat aus der Haustür. Er musste zweimal hinschauen. Es war tatsächlich Tanja. Das in der Firma stets zu einem Knoten gebundene Haar fiel in weichen dunklen Wellen über die Schulter. Statt Rock und Strickjacke sah er Röhrenjeans und eine kurze rote Jacke. Die weiße Bluse war geblieben. Deren nicht zu übersehenden Ausschnitt bedeckte ein buntes Tuch.

    Das Highlight dieses Outfits waren jedoch die Stiefel. Ein Wunder, das Tanja damit überhaupt so schnell die Treppe herunter sausen konnte. Die Absätze waren gigantisch. In diesen Dingern wirkten ihre Beine keineswegs stämmig. Das galt auch für den runden Po in der engen Jeans. Dieses Outfit passte überhaupt nicht zu der trockenen langweiligen Personalchefin. Die Kollegen würden überrascht sein. Sebastian war es jedenfalls. Tanja warf ihren Rolli in den Kofferraum.

    „Mach den Mund zu und steig ein, Bastian."

    Seine Überraschung war offensichtlich nicht zu übersehen. Irgendwie musste er aus dieser Nummer wieder heraus. Nur nicht sofort. Das wäre zu offensichtlich. Die Fahrt zu diesem Tagungshotel dauerte gut zwei Stunden. Genug Zeit eine Strategie zu überlegen mit der er sich nicht vollkommen lächerlich machte.

    „Ich habe dich im ersten Augenblick überhaupt nicht erkannt., erklärte Sebastian als sie die Stadt hinter sich gelassen und die Autobahn erreichten. „Ich hatte ein etwas anderes Outfit erwartet.

    Tanja lachte. „Das war nicht zu übersehen, Bastian. Sie sah zu ihm herüber. „Aber was überrascht dich daran? Du trägst doch auch keinen Anzug.

    Das war korrekt. „Warum sollte ich? Es ist Feierabend."

    „Aber bei mir erwartest du dunklen Rock, Strickjacke und das Vogelnest auf dem Kopf."

    Sebastian musste schmunzeln. „Nennt man das so? Das du lange Haare hast wusste ich wirklich nicht."

    „Eigentlich wissen wir privat überhaupt nichts voneinander. Mal ehrlich. Ich weiß, dass du geschieden bist. Das ist aber auch schon alles. Hast du zum Beispiel Kinder?"

    „Das müsstest du als Personalchefin eigentlich herausfinden können."

    „Ok., gab seine Begleiterin zu. „Aber warum hast du keine.

    „Hast du Kinder?", drehte Sebastian den Spieß um.

    „Eine Tochter., antwortete Tanja. „Sie hat studiert und wohnt nicht mehr bei mir.

    Sebastian versuchte zu rechnen. Da passte doch etwas nicht. Tanja kam ihm zuvor. „Katharina ist 23. Ich habe mit 20 geheiratet. Übrigens sehr zu Freude meiner Eltern. Nächstes Jahr hätte ich Silberhochzeit."

    Tanja warf ihm einen Blick zu. „Jetzt bist du dran. Warum hast du keine Kinder?"

    „Weil meine Frau erst ihre Karriere als Unternehmensberaterin ins Laufen bringen und dann an die Familienplanung gehen wollte., erklärte Sebastian. „Ich fand es sogar ganz vernünftig. Das Frauen in den Dreißigern Kinder bekommen ist ja nicht ungewöhnlich.

    Sebastian wechselte auf die Überholspur. Rechts kam ein Motorradfahrer auf. Er verlangsamte das Tempo, wartete bis Sebastian den LKW erreicht hatte und ordnete sich hinter ihm ein.

    „Warum bist du dann geschieden?", wollte Tanja wissen.

    „Meine Frau fand es auf die Dauer doch zu ermüdend ihren Teil zum Familieneinkommen beizutragen. Sie ließ sich scheiden, heiratete einen ihrer Mandanten und kümmert sich jetzt um dessen Karriere."

    Tanja lachte los. „Das hätte mein Ex sein können."

    Die Stimme des Navigationsgerätes unterbrach sie. Sebastian horchte erstaunt auf.

    „Warum soll ich hier abfahren?"

    Tanja wies auf die Routenplanung. „Am Autobahnkreuz ist Stau. Fahr besser ab."

    Von der Autobahn ging es auf die Bundesstraße. Nach einer Weile wies das Navigationsgerät Sebastian an abzubiegen.

    „Mach es einfach., empfahl Tanja. „Ich kenne die Strecke. Sie führt wirklich zu diesem Hotel.

    Sebastian blinkte. Ein Motorrad schoss an ihnen vorbei.

    Die Straße war schmal. Die bis an den Rand reichenden Bäume schirmten die letzten Sonnenstrahlen beinahe vollständig ab. Nur gelegentlich leuchtete ein heller Fleck auf die Straße.

    „Vorsicht!", schrie Tanja.

    Sebastian hatte es bereits gesehen.

    Halb auf der Fahrspur stand eine Frau. Sie wedelte mit den Armen und rannte auf sie zu. Sebastian ließ die Scheibe herunter.

    „Gott sei Dank., stöhnte die Frau. Sie trug eine Wetterjacke, Jeans und feste Schuhe. Das dunkle Haar quoll in langen Strähnen unter der Mütze hervor. „Mein Mann. Er ist gestürzt. Sie wies auf einen Weg. „Sein Bein. Die Frau zog ein Mobiltelefon aus der Tasche ihrer Jacke. „Ich hab keinen Empfang. Bitte helfen Sie uns.

    Ohne ein weiteres Wort rannte die Frau los. Sebastian legte den Gang ein und folgte ihr. Er hielt den Rücken der Frau in seinem Scheinwerferkegel.

    Tanja hatte sich vorgebeugt. „Wo will die denn hin?" Sie griff ihn ihre Handtasche und zog das Smartphone heraus.

    „Ich hab Netz. Tanja wies auf die Anzeige im Display seines Wagens. „Du auch.

    Ohne Vorwarnung bog die Frau ab und verschwand im Wald. Sebastian stieg auf die Bremse. Hinter ihnen flammten Scheinwerfer auf. Das Licht traf den Rückspiegel. Sebastian hob schützend seine Hand. Die Fahrertür wurde aufgerissen. Eine Faust schoss in das Innere des Wagens. Rote Punkte kreisten vor Sebastians Augen. Neben ihm schrie Tanja. In was waren sie hier hineingeraten?

    - 2 -

    Langsam schlich Michael Merkhun näher an die Lichtung heran. Er konnte nicht glauben was er dort sah. Der Fahrer wurde aus dem Wagen gezogen. Sofort waren zwei Kerle bei ihm. Einer zerrte ihm die Arme nach hinten. Der Zweite schlug zu. Immer wieder. Ein Dritter kümmerte sich um die Frau. Diese stellte keine Gefahr mehr dar. Über ihrem Kopf lag eine dunkle Tüte. Die Hände waren mit Kabelbindern auf den Rücken gefesselt. Einer der Männer zerrte sie zu einem Auto. Einen SUV. Im Licht der Abendsonne wirkte der Wagen auf eine eigenartige Weise fleckig. Die dunkle Lackierung war unsauber. Improvisiert. Wie selbstgemacht. Die Frau vom Straßenrand war wieder da. In aller Ruhe durchsuchte sie die Handtasche ihre Geschlechtsgenossin.

    Plötzlich war ein dritter Mann bei dem männlichen Opfer. Wollten sie jetzt zu dritt auf ihn einprügeln? Der arme Kerl hing doch nur noch in den Armen des Mannes hinter ihm. Dieser lockerte seinen Griff. Der Wehrlose sank auf die Knie. Ein Stoß in seinen Rücken beförderte ihn bäuchlings auf die Erde. Während der neu hinzugekommene Mann dessen Jacke durchsuchte und die Brieftasche ans Licht förderte stülpte einer der anderen dem auf dem Boden legenden Opfer eine dunkle Tüte über den Kopf. Dann kamen die Kabelbinder an die Reihe. Zwei der Männer schleppten den Wehrlosen zu dem SUV und beförderten ihn in den Laderaum. Der aus dem nichts aufgetauchte Mann ging mit der Brieftasche zu seiner Komplizin. Diese steckte sie ein. Die beiden stiegen in den Audi ihres Opfers und gaben dem Wagen die Sporen.

    Michael drückte sich tiefer in den Waldboden. Die Lichtkegel des Wagens erreichten die Straße. Die Heckklappe des SUV schlug zu. Wenn diese hübsche Katharina diese Szene gesehen hätte würde sie nicht mehr fragen, ob es Straßenraub heute noch gäbe. Diese Bande dort hatte es gerade bewiesen. Die beiden Opfer besaßen nicht den Hauch einer Chance. Trotzdem hatten diese Leute einen Fehler gemacht. In diesem Wagen saß kein Ehepaar. Die Frau hieß Tanja Strauch und der arme geprügelte Hund Sebastian Großmann. Die beiden waren noch nicht einmal zusammen. Sie arbeiteten lediglich in derselben Firma.

    Er war wohl so was wie der Hauptbuchhalter und sie die Personalchefin. Außerdem Michaels Schlüssel zu dieser Firma. In deren Lager gab es alles was sein Kunde wollte. Michaels Plan war einfach wie genial. Die Personalchefin arbeitete oft länger. Michaels Leute würden sich diese Tanja einfach schnappen. In ihrer Position konnte sie den Wachdienst, der die Alarmanlage überwachte erklären warum diese noch nicht aktiv war. Dann hatten sie praktisch die ganze Nacht.

    Dafür mussten sie die Gewohnheiten ihrer Opfer kennen. Aus diesem Grund stand Tanja Strauch unter Beobachtung von Michael und seinen Partnern. Dass dies ein längerer Ausflug würde war nicht geplant. Schuld war dieser Großmann. Gewöhnlich verbrachte Tanja Strauch ihre Abende allein. Das galt auch für die Wochenenden. Keine Verabredungen. Keine Besuche. Warum tauchte plötzlich dieser Großmann bei ihr auf.

    Dazu kam die Tatsache, dass Michael Tanja Strauch beinahe nicht erkannt hatte. Bisher trug sie meist unauffällige Kleidung. Doch in den Wagen dieses Großmann stieg eine außergewöhnlich attraktive Frau. Michael blieb keine Wahl. Er hatte an diesem Abend die Beobachtung von Tanja Strauch übernommen also musste er den beiden folgen. Diese Straßenräuber passten Michael überhaupt nicht in das Konzept.

    Der Motor des SUV startete. Er fuhr tiefer in den Wald. Michael stand auf. Zum Glück hatte er sich ein Motorrad geliehen. Mit einem Auto wäre die Verfolgung jetzt zu Ende gewesen. Michael ging zu dem Motorrad und lies es an. Bei dem Lärm, den ihr eigener Wagen machte waren die Männer im SUV so gut wie taub. Er musste einfach nur den Lichtern folgen.

    ___________________________

    Tanja wankte. Sie saß mit einem Sack über dem Kopf blind auf der Rückbank eines Wagens. Wenn die beiden Männer rechts und links neben ihr nicht gewesen wären hätte sie bereits auf dem Sitz gelegen. Der Wagen musste über einen Waldweg fahren. Aus dem Laderaum drang gelegentlich ein Stöhnen. Dort lag Sebastian. Die Männer hatten die Autotüren aufgerissen. Sie schlugen sofort auf Sebastian ein. Auch Tanja wurde gepackt und aus dem Wagen gezogen. Das letzte was sie sah war wie einer der Männer seine Faust in Sebastians Unterleib rammte. Seine Beine sackten weg. Nur der Mann, der seine Hände auf den Rücken zwang verhinderte, dass Tanjas Begleiter zusammenbrach.

    Dann wurde es vor ihren Augen dunkel. Sie wurde in einen Wagen geschoben. Der Höhe des Einstiegs nach musste es kein PKW sein. Von draußen hörte sie Sebastians Stöhnen. Türen klappten. Der Wagen setzte sich in Bewegung. Mit jeder Minute die sie sich von der Stelle entfernten wuchs die Angst in Tanja. Bilder brannten sich in ihr Gehirn. Sebastian blutend und zusammengeschlagen auf dem Waldboden. Sie den Männern hilflos ausgeliefert.

    Der Wagen stoppte. Sebastians Körper knallte an die Rückbank. Er stöhnte kurz auf. Tanja flog gegen die Vordersitze. Jemand zog sie zurück.

    „Deine PIN.", forderte eine Männerstimme.

    Tanja gab Auskunft. Sie spürte einen Luftzug an ihrer Seite. Die beiden Männer stiegen aus. Die Heckklappe wurde geöffnet. Jetzt war Sebastian an der Reihe. Er quetschte die PIN seiner Karte heraus. Tanja fühlte eine Hand in ihrem Rücken. Es klackte. Die Kabelbinder fielen.

    „Zieh deine Stiefel aus.", forderte eine andere Männerstimme.

    Tanja tastete nach den Reißverschlüssen und zog sie herunter. Blind wie sie war dauerte es eine Weile bis sie die Stiefel ausgezogen hatte.

    „Deine Jacke.", forderte der Mann. Tanja streifte ihre Jacke ab. Hinter ihr stöhnte Sebastian.

    „Hören Sie auf., stieß Tanja hervor. „Sie haben ihn doch schon genug geschlagen.

    „Halt die Klappe.", herrschte sie der Räuber an.

    Ohne Vorwarnung wurde ihr der Sack vom Kopf gerissen. Tanja blinzelte. Der Mann vor ihr trug eine Maske. Er packte ihren Arm und zerrte sie aus dem Wagen. Sie standen im Wald. Es war jetzt vollkommen dunkel. Nur die Rücklichter des Wagens erhellten die Szenerie. Sebastian kniete von einem der Männer bewacht neben dem Wagen. Seine Hände waren mit Kabelbindern auf den Rücken gefesselt. Über seinem Kopf lag noch der Sack. Die Schuhe fehlten.

    Einer der Männer stand etwas abseits und telefonierte. Ein Zweiter lehnte am Wagen.

    „Ausziehen." Die Worte des Mannes vor ihr trafen Tanja wie ein Blitz.

    Sie schluckte.

    „Ausziehen!", wiederholte der Räuber.

    Tanja zog ihr Tuch von der Schulter. Der Räuber riss es ihr aus der Hand. Der Mann am Wagen veränderte die Haltung. Sein Interesse galt jetzt eindeutig ihr.

    Der Sack über Sebastians Kopf wurde heruntergezogen. „Dein Kerl wird dir dabei zusehen."

    „Er ist nicht mein Mann., klärte Tanja den Räuber auf. „Wir sind nur Freunde.

    „Egal. stieß einer der Räuber hervor. Er packte Sebastians Kinn. „Ich wette, davon hast du schon ewig geträumt.

    „Sie Schwein.", stieß Sebastian hervor.

    Der Räuber hob seine Faust. „Nein., schrie Tanja. „Ich tue es ja.

    Tanja knöpfte ihre Bluse auf und streifte sie ab. Zufrieden sah der Räuber ihr zu. Auch die Augen von Sebastians Bewacher leuchteten erwartungsvoll.

    „Her damit.", forderte er. Tanja reichte ihm die Bluse. Er warf sie in den Laderaum.

    Wie aus dem Nichts war Sebastian plötzlich auf seinen Beinen. Mit immer noch auf den Rücken gefesselten Händen rannte er auf den Räuber vor Tanja zu. Der war zu überrascht und landete auf dem Waldboden.

    Sebastian senkte den Kopf. „Lauf, Tanja. Renn um dein Leben." Wie ein Stier ging er auf seinen Bewacher los.

    Es war zu spät. Die beiden anderen waren bereits über ihm. Eine Faust lies Sebastian herumwirbeln. Er rutschte über den Waldboden. Der zweite Mann hob den Fuß. Tanja warf sich dazwischen. Der Fuß traf ihre Schulter. Es brannte wie Feuer.

    „Bitte. Lassen Sie ihn. Ich tue alles was Sie verlangen."

    Damit hatte sie sich den Kerlen ausgeliefert. Tanja zog Sebastian enger an sich. Sie wusste nicht warum. Er konnte ihr nicht helfen. Aber sie würde danach auch nicht allein sein.

    Plötzlich flammte ein Scheinwerfer auf. Die Männer sahen sich erschrocken um. Im Wald heulte ein Motor.

    „Nichts wie weg hier.", schrie einer der Räuber.

    Sie stürzten zum Wagen. Das unbekannte Licht erlosch. Der SUV setzte sich geräuschvoll in Bewegung.

    Tanja sah ihnen nach. Sie brauchte ein paar Sekunden bis sie begriff. Es war vorbei.

    ___________________________

    Im Dunkeln das Motorrad durch die Schneise zu steuern war weit schwieriger als dem SUV zu folgen. Diesmal war der Wagen hinter ihm und Michael hoffte, dass diese Räuber nicht umkehren würden. Falls doch konnte er nichts mehr für Tanja und ihren Begleiter tun.

    In dem Artikel des Boulevardblatts stand nichts davon, dass die Opfer sich entkleiden mussten. Trotzdem war Michael felsenfest davon überzeugt, dass es sich um diese Bande handelte. Der Hinweis auf eine Unterkühlung des entführten Paares unterstützte diese Vermutung. Ein anderer Gedanke drängte sich geradezu auf. Falls diese Männer die Finger nicht von dieser Unternehmergattin gelassen hatten verschwieg der Artikel noch etwas anderes. Michael wollte kein Risiko eingehen. Er konnte weder eine Tanja Strauch mit Unterkühlung in der Klinik noch eine Frau an der sich diese Räuber vergangen hatten gebrauchen.

    Seinen Informationen nach hatte Tanja Strauch zwar die Vierzig bereits überschritten. Aber der Hunger kam beim Essen und diese Tanja war mehr als ein Appetithappen. Das mussten auch diese Räuber erkennen. In den Aufnahmen, die Michaels Partner vor der Firma gemacht hatten wirkte diese Frau auf den ersten Blick keineswegs attraktiv. Eher unauffällig und grau. Aber ihre energischen Schritte, mit denen sie den Parkplatz überquerte ließen ahnen, dass sich unter diesem grau mehr verbarg. Seit

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