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Miss Susanna - Zur Liebe verführt!
Miss Susanna - Zur Liebe verführt!
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eBook258 Seiten3 Stunden

Miss Susanna - Zur Liebe verführt!

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Über dieses E-Book

„Fahren Sie los!“ Das Feuer in den smaragdgrünen Augen der rassigen Schönheit funkelt verlockend. Aber Justin Connor denkt gar nicht daran, ihr zu gehorchen. Schließlich ist die Fremde einfach in seine Kutsche gestürmt! Auch wenn ihr Anblick ihm alle Sinne raubt, muss Justin herausfinden, was sie im Schilde führt …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum21. Aug. 2021
ISBN9783751512817
Miss Susanna - Zur Liebe verführt!

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    Buchvorschau

    Miss Susanna - Zur Liebe verführt! - Georgie Lee

    IMPRESSUM

    Miss Susanna - Zur Liebe verführt! erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

    © 2016 by Georgie Reinstein

    Originaltitel: „A Too Convenient Marriage"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises, Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL SAISON, Band 44

    Übersetzung: Vera Möbius

    Umschlagsmotive: Novel Expression, LiuSol, HbrH, seamartini/GettyImages

    Veröffentlicht im ePub Format in 08/2021

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783751512817

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    1. KAPITEL

    London, Mai 1818

    Oh, du willst mich heiraten?" Helena Gammon rückte ein wenig von Justin Connor weg, ihre Hand immer noch auf seiner Brust unter dem Hemd. Irgendwo hinter seiner Kutsche, die in einer langen Wagenreihe vor den Vauxhall Gardens stand, schnaubte ein Pferd.

    „Das meine ich ernst, weil wir gut zusammenpassen, vor allem nachts, murmelte Justin am Hals der vollbusigen jungen Witwe. „Bald werde ich genug Geld haben und mich im Weinhandel etablieren. Und dazu brauche ich eine Ehefrau, die in meiner Branche ebenso gut zurechtkommt wie in meinem Bett.

    Sie befreite sich aus seiner Umarmung und faltete sittsam die Hände, als würden sie in der Kirche sitzen. „Da gibt es andere Dinge zu bedenken."

    Diese mangelnde Begeisterung über seinen Heiratsantrag hatte er nicht erwartet. „Zum Beispiel?", fragte er, lehnte sich in die Polsterung zurück und fürchtete, was er hören würde, könnte ihm missfallen.

    „Auch diesmal wirst du’s nicht schaffen." Mit einem gleichmütigen Achselzucken bekundete Helena, sein Fehlschlag wäre vorhersehbar gewesen.

    „Ein Sturm hat mein Frachtschiff versenkt." Und mein Geschäft ruiniert. Eigentlich müsste das jeder verstehen, dachte er. Offenbar ein Irrtum. „Ein Schicksalsschlag. Dagegen kann man nichts machen." Monatelang hatte er sein Unternehmen sorgsam geplant, Nachforschungen angestellt, einen tüchtigen Kapitän engagiert und ein stabiles Frachtschiff für diverse Waren gechartert. Trotzdem lag sein erster Vorstoß in die Geschäftswelt auf dem Grund des Kanals, mit einem Großteil seines Investments. Er hasste Schiffe.

    „Selbst wenn du erfolgreich gewesen wärst, ich habe kein Interesse mehr daran, als unbezahlte Dienstmagd die Projekte eines Ehemanns zu unterstützen. Viel zu lange habe ich mich für Mr. Gammon abgerackert. Jetzt will ich mein Leben genießen, betonte Helena und zog das Oberteil ihres Kleids höher über die üppigen Brüste. „Heute Morgen habe ich Mr. Prestons Heiratsantrag angenommen.

    Was hast du getan?" Justin hatte nicht bemerkt, dass der Pelzhändler um die Witwe herumscharwenzelte, geschweige denn erwartet, der alte Mann würde sich verlieben und vor ihr auf die Knie fallen.

    „Nun, er schwimmt im Geld und hat Angestellte, die sich um seine Geschäfte kümmern."

    „Aber er ist weit über sechzig, und er wird dich im Ehebett wohl kaum amüsieren."

    „Deshalb bin ich hier. Herausfordernd berührte Helena ihn im Schritt. „Ich dachte, wir setzen unsere Liaison fort.

    Justin hielt ihre Finger fest. „Nachdem du mich seit einem Jahr kennst, solltest du mir Affären mit den Frauen anderer Männer nicht zutrauen. Niemals würde ich mich mit einer verheirateten Dame einlassen und sie zur Ehebrecherin machen."

    Irritiert zog sie ihre Hand zurück. „Seit wann nimmst du irgendetwas so ernst, abgesehen von Mr. Rathbones Geldverleih?"

    „Alles, was zu Gewaltakten führen könnte, nehme ich sogar sehr ernst." Zum ersten Mal erkannte er Helenas wahres Wesen und verachtete sie dafür. Er hatte geglaubt, das Arrangement zwischen ihnen würde auf Respekt und Zuneigung beruhen, und sich offensichtlich getäuscht.

    „Wenn das so ist … Sie streifte ihre Röcke über die Knie hinab. „Dann werde ich mich verabschieden. Mr. Preston erwartet mich in den Gardens.

    „Diese Heirat wirst du bitter bereuen. Justin stieß den Wagenschlag auf. „Jetzt verspricht er dir das Blaue vom Himmel herunter. Das wird er vergessen, sobald du seine Frau bist.

    „Ach, du hast ja keine Ahnung!" Helena kletterte aus der Kutsche und eilte zum Eingang des Vergnügungsparks.

    Seufzend schloss Justin die Tür und sank in die Polsterung zurück. Wie niederträchtig, dass sie ihm erst nach seinem Heiratsantrag verraten hatte, was sie wirklich von ihm hielt … Andererseits wäre es schmerzlicher, wenn er das erst nach der Hochzeit erfahren hätte. Er stopfte sein offenes Hemd in die Breeches und knöpfte die Hose zu, doch er bemühte sich nicht, die Knöpfe an seinem Hemd zu schließen, seinen Gehrock oder das verrutschte Krawattentuch in Ordnung zu bringen.

    Draußen schlenderten mehrere Paare auf dem Weg zu den Vauxhall Gardens dicht an der Kutsche vorbei, fröhliches Stimmengewirr erfüllte die Luft.

    Plötzlich wurde der Wagenschlag aufgerissen, und Justin beugte sich abrupt vor, in der Annahme, Helena würde zurückkehren.

    Aber nicht sie war es, sondern eine schöne Fremde mit leuch-tenden Augen. Mit ihrer besonders intensiven Farbe erinnerten sie ihn an die Smaragde, die er einmal in Philip Rathbones Auftrag als Sicherheit für einen Kredit begutachtet hatte. Die Frau musterte ihn – nicht mit der koketten Berechnung einer Abenteurerin, sondern voller Willenskraft. Anscheinend wollte sie etwas sagen, denn sie öffnete ihre vollen Lippen, besann sich jedoch anders und presste sie zusammen. An zierlichen Ohren hingen goldene Ringe, während sie einen Fuß hob, um in die Kutsche zu steigen. Beim Anblick seiner unordentlichen Erscheinung zuckte sie zurück. Doch als Männerstimmen erklangen und ihre Aufmerksamkeit erregten, spähte sie über ihre Schulter.

    Hastig kletterte sie in den Wagen und zog die Tür zu. „Fahren Sie weg, sofort!", befahl sie. Atemlos setzte sie sich ihm gegenüber, in die Polsterung gedrückt, möglichst weit vom Fenster entfernt – vermutlich, damit sie von draußen nicht entdeckt werden konnte.

    „Nein." Justin machte den Wagenschlag auf und bedeutete ihr, auszusteigen. In welchen Schwierigkeiten sie auch stecken mochte, er war nicht in der Stimmung, sich damit abzugeben, ganz egal, wie reizvoll diese Person wirkte.

    „Bitte, Sie müssen …" Sie beugte sich vor, um die Tür wieder zu schließen. Dabei näherte sie ihr Gesicht seinem, und er sah ein paar Sommersprossen auf ihrer Nase. Dichte dunkle Wimpern umrahmten die grünen Augen. Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über ihre Lippen, sodass sie im schwachen Licht glänzten. Der Duft ihres Jasminparfüms mischt sich mit der kühlen Abendluft, die hereinwehte.

    Gewiss, die junge Frau war verführerisch, aber sie würde Probleme aufwerfen, das spürte er. „Für heute hatte ich genug weibliche Gesellschaft, und es widerstrebt mir, für weitere Lustbarkeiten zu zahlen."

    Sie schloss die Tür und starrte ihn entrüstet an. „Weder Geld noch … sonst was will ich von Ihnen!", zischte sie und schwenkte eine Hand in seine Richtung. Da sie keine Handschuhe trug, sah er ein goldenes Armband glitzern.

    „Und was wollen Sie?" Einen Ellbogen auf das Fenstersims gestützt, inspizierte er die junge Frau, mittlerweile eher interessiert als verärgert. Ihr Kleid zeigte keine der grellen Farben, die von Nachtschwalben bevorzugt wurden. Stattdessen umhüllte schimmernde apfelgrüne Seide ihre hoch angesetzten Brüste, deren Ansatz im dezenten Dekolleté lockte.

    „Möglichst schnell von hier verschwinden." Vor lauter Ungeduld konnte sie kaum stillsitzen. Trotzdem gab er seinem Fahrer noch immer keine Anweisungen. Zorn und Furcht ließen ihre Augen immer heftiger funkeln.

    „Warum?"

    „Das geht Sie nichts an."

    „Da Sie in meinem Wagen sitzen, geht mich das sehr wohl etwas an. Außerdem scheinen Sie nicht zu der Sorte junger Frauen zu gehören, deren Eltern es gutheißen würden, wenn ihre Töchter in die Kutschen fremder Männer springen."

    Die Wangen gerötet, schaute sie angstvoll aus dem Fenster. „Gar nichts wissen Sie …"

    „Erklären Sie mir alles, ich höre zu. Heute Abend habe ich nichts mehr vor."

    Doch sie fand keine Zeit, irgendetwas zu erzählen, denn die Tür schwang erneut auf. Zwei Männer starrten in den Wagen, für Zuhälter viel zu vornehm gekleidet. Seufzend legte der Ältere eine Hand über seine Augen. Der Jüngere holt tief Luft und musterte zuerst die Frau, ehe er Justins offenes Hemd und das lose Krawattentuch bemerkte.

    „Wie können Sie es wagen!", schrie er, packte ihn an den Revers des Gehrocks und zerrte ihn aus der Kutsche.

    Bevor Justin sein Gleichgewicht erlangte, stolperte er die Trittleiter hinab, dann befreite er sich aus den Händen des Angreifers und schlug ihn kraftvoll ins Gesicht.

    Der junge Mann fiel rücklings zu Boden und wirbelte eine Staubwolke auf. Verdutzt, aber keineswegs entmutigt, stand er auf. „Dafür werden Sie büßen!"

    „Sie wären besser liegen geblieben. Justin hob beide geballten Hände. „Dann hätten Sie weniger Schmerzen.

    Wütend stürzte sich der Bursche auf ihn. Justin rammte ihm eine Faust in den Magen, worauf sich sein Gegner zusammenkrümmte, und presste ihm beide Ellbogen in den Nacken. Das Gesicht nach unten, sank der Mann hilflos in den Staub. Stöhnend drehte er sich um und drückte beide Hände auf seinen Bauch.

    Justin zog seine Hemdmanschetten zurecht. „Habe ich Sie nicht gewarnt? Wären Sie besser liegen geblieben."

    „Nein, Vater!, rief die Frau hinter ihm. „Es ist nicht das, was du vermutest!

    Justin wandte sich zu ihr und sah den älteren Mann drohend seinen Spazierstock schwingen.

    Sofort sprang die Frau dazwischen, breitete die Arme aus, und eine abwehrende Hand berührte seine Brust. Justin blickte auf schmale, gespreizte Finger über seinem offenen Hemd hinab, der Daumen rutschte in den V-Ausschnitt und schien die erhitzte Haut zu liebkosen. Nur ein ganz leichter Kontakt, doch er brachte ihn aus dem inneren Gleichgewicht. Die Fremde riss schockiert die Augen auf ihn. Heftige Atemzüge hoben und senkten seine Brust unter der verwirrenden Berührung ihrer Handfläche, während er wartete, dass die Frau ihn loslassen würde. Seltsamerweise jagte der subtile Druck auf seiner Haut die Gefahr, die von den beiden Männern ausging, aus seinem Bewusstsein. Helenas Berührung hatte ihn niemals dermaßen erschüttert, niemals ein so betörendes Feuer in seinem Innern entfacht.

    „Und was genau ist es?" Der ältere Mann senkte den Stock und starrte die junge Frau immer noch erbost an.

    Endlich entfernte sie ihre Hand und erleichterte die knisternde Spannung, ohne sie ganz zu vertreiben.

    Der Jüngere hustete und rappelte sich vom Boden auf. Schwankend trat er neben den Älteren. Ein roter Fleck zeichnete sich auf einer seiner Wangen ab. Noch immer presste er beide Hände auf seinen Magen und konnte nicht gerade stehen. „Ist das der Mann, mit dem du dich kompromittiert hast, Susanna?", würgte er hervor.

    „Diese Frau habe ich nie zuvor gesehen", knurrte Justin. Seine aggressive Haltung drohte beiden Gentlemen an, was ihnen blühen würde, falls sie weitere Attacken wagten. Nun war endgültig verflogen, was ihn mit der schönen Fremden verbunden hatte.

    „Nein, das ist er nicht. Ich bin in seine Kutsche gestiegen, um mich vor euch zu verstecken. Mit einer stummen Bitte um Entschuldigung schaute sie Justin an, bevor sie sich zu ihrer Familie wandte. „Seinetwegen kam ich nicht hierher. Ich habe auf Lord Howsham gewartet, wir wollten heiraten. Aber er ist nicht erschienen.

    Von dieser Tatsache und dem vernichtenden Blick ihres Vaters bezwungen, verebbte ihr herausforderndes Selbstvertrauen. Trotz seiner schmerzenden Fingerknöchel empfand Justin ein gewisses Mitleid. Auch seine Hoffnungen waren enttäuscht worden

    „Und wer ist er?" Der junge Spund zeigte auf ihn.

    „Wer zum Henker sind Sie?", konterte Justin. Allmählich verlor er die Geduld.

    Nun trat der ältere Gentleman vor und bekundete seine Autorität auf die gleiche Weise, wie Justin es mehrmals bei seinem eigenen Vater beobachtet hatte. „Ich bin der Duke of Rockland, das sind mein Sohn Edgar, Marquess of Sutton, und meine … äh … Tochter Susanna."

    Dass er seine verwandtschaftliche Beziehung zu der jungen Frau nur zögernd bestätigt hatte, entging Justin nicht, und er hob die Brauen. Doch das interessierte ihn nicht weiter. „Falls Sie mich beeindrucken möchten, gelingt Ihnen das nicht." Oft genug hatte er Philip Rathbone geholfen, Schulden von Gentlemen wie dem Duke of Rockland einzutreiben. Erlauchte Adelstitel imponierten ihm nicht.

    „Was erdreisten Sie sich?" Lord Sutton schwang eine Faust empor, bereit für eine weitere Schlägerei.

    „Hör auf! Die dröhnende Stimme des Dukes gebot ihm sofort Einhalt. „Für heute Abend musste ich genug Handgreiflichkeiten mit ansehen. Ich glaube, wir sollten uns entschuldigen, Mr. …?

    „Connor." Justin deutete eine Verbeugung an.

    „Tut mir leid, dass wir Sie für eine ungebührliche Situation verantwortlich machten, an der Sie keine Schuld tragen, Sir. Als der Duke of Rockland eine Hand auf seine Brust legte, funkelte ein Diamantring im Laternenlicht. „Sie verstehen sicher, wie leicht es war, einem solchen Irrtum zu erliegen.

    „Eigentlich nicht, Sir."

    „Dann begreifen Sie vielleicht, dass absolute Diskretion vonnöten ist."

    „Um meine Diskretion müssen Sie sich nicht sorgen." Justin wandte sich zu der Tochter des Dukes, die seinen Blick erwiderte, ohne mit der Wimper zu zucken. Eins musste er der jungen Dame zugestehen – sie ließ sich nicht einschüchtern.

    „Gewiss, aber ich möchte mich Ihres Taktgefühls versichern, Mr. Connor. Wenn Sie so freundlich wären, mich morgen Nachmittag zu besuchen, könnte ich Sie für die Unannehmlichkeiten entschädigen …"

    Mit diesem Trio wollte Justin nichts mehr zu tun haben. Aber er brauchte Geld, um mit seinem letzten Fehlschlag abzuschließen und ein neues Unternehmen zu gründen. Deshalb würde er die Chance nutzen, die ihm der Zufall durch die Kutschentür offeriert hatte. „Ich glaube, das können Sie."

    „Gut, bis morgen." Der Duke verbeugte sich knapp und führte seinen ungebärdigen Nachwuchs davon.

    „Das verdient er nicht …", begann sein Sohn zu protestieren.

    „Da er dich zusammengeschlagen hat, solltest du den Mund halten", mahnte sein Vater.

    Nur die schöne Susanna wagte sich umzudrehen und warf ihm einen bittenden Blick zu. Aber er war nicht in versöhnlicher Stimmung, und er verspürte auch kein Mitleid mehr.

    Weil seine Pläne für den Abend gescheitert waren, stieg Justin in die Kutsche und ließ sich nach Hause fahren. Der nächste Tag würde erfreulicher verlaufen. Mit der sicher beträchtlichen Summe, die er vom Duke of Rockland als Entschädigung und für seine Diskretion erhalten würde, konnte er Philip das Investment zurückzahlen, das er bei seinem letzten Unternehmen verloren hatte. Zudem müsste das Geld für die Eröffnung seines Weinhandels reichen. Diesmal würde er Erfolg haben – ganz egal, was Helena oder andere Leute glauben mochten.

    „Was hast du dir bloß dabei gedacht?", herrschte der Duke seine Tochter an, die ihm in der Karosse gegenübersaß.

    „Wie eine Hure hat sie sich benommen, höhnte Susannas Halbbruder. „Hast du von einem Bastard was anderes erwartet, Papa?

    „Halt den Mund, Edgar! Der Duke of Rockland trommelte mit den Fingern auf sein Knie. „Warum hast du dich selbst und die von mir versprochene Mitgift weggeworfen, Susanna?

    Weil ich mir ein eigenes Heim und eine eigene Familie gewünscht habe, statt mich ständig daran erinnern zu lassen, wie dankbar ich dir sein muss. Diese Gedanken wagte Susanna nicht auszusprechen. Nun schämte sie sich ihrer Dummheit, mit der sie die Situation noch verschlimmert hatte. „Das sagte ich bereits, ich war mit Lord Howsham verabredet. Wir wollten nach Gretna Green fahren."

    „Nach all den Gerüchten, die über seine Schulden kursieren, überrascht es mich nicht, dass er hinter dir her war – oder eher hinter deiner Mitgift. Hat er dich kompromittiert?"

    Worauf wollte ihr Vater hinaus? Sie war nicht seine legitime Tochter, also würde er den Earl nicht zwingen, sie zu heiraten.

    „So dumm, wie du glaubst, bin ich nicht", log sie.

    Wenn sie die Wahrheit gestand, würde der Vater sie aufs Land verbannen. Dann wäre alle Hoffnung, den Gemeinheiten der Familie des Dukes zu entkommen, verloren. Zum Glück verbarg das Dunkel im Wagen die Schamröte auf ihren Wangen. Welch eine naive Närrin war ich, weil ich Lord Howshams heuchlerischen Komplimenten glaubte …

    Aber sie war so einsam gewesen – und er so aufmerksam und beharrlich. Dabei hatte sein Interesse nur ihrer Mitgift gegolten.

    „Ich brachte dich nach London, um eine gute Partie für dich zu finden, betonte der Duke. „Wie konnte ich ahnen, dass du auf die Schmeicheleien des erstbesten Mannes hereinfallen würdest? Offenbar wäre es besser gewesen, ich hätte dich auf dem Land in Rockland Place zurückgelassen.

    Hätte er das bloß getan, dachte Susanna. Doch sie schwieg, denn sie durfte ihn nicht noch mehr provozieren. Nun blieb ihr nichts anderes übrig, als die pflichtbewusste Tochter zu spielen und die Demütigungen zu erdulden, die der Vater und seine Familie ihr zumuteten. „Es tut mir leid, du hast recht. Ich war unbesonnen."

    „Allerdings. Was immer Howsham dir versprochen haben mag – heute Morgen erzählte mir meine Frau, er würde in zwei Wochen die Tochter des Earl of Colchester heiraten."

    „Auch ich würde eine Aristokratin und ihr reiches Erbe einem Bastard und einer bescheidenen Mitgift vorziehen", spottete Edgar.

    Susanna ballte die Hände. Am liebsten hätte sie in das geschwollene Gesicht ihres Halbbruders geschlagen. Was für eine Schmach … Einzig um sie zu verführen, hatte Lord Howsham sie mit seinen Liebesschwüren übertölpelt.

    „Du solltest hoffen, Mr. Connor und Howsham werden dichthalten, andernfalls kann ich nichts mehr für dich tun", drohte ihr Vater.

    Und wenn schon, dachte sie resignierend. Trotz aller Mühe, die er sich nach seiner Meinung ihretwegen gab – er hatte keine Zuneigung oder echte Sorge um ihre Zukunft gezeigt. So wie seine Gemahlin Augusta versuchte er wohl nur, den Makel ihrer Existenz in seiner Familie möglichst schnell loszuwerden.

    „Warum hast du diesen vulgären Menschen in unser Haus eingeladen, Papa? Edgar strich über den Bluterguss auf seiner Wange. „An deiner Stelle hätte ich ihn hinter Gitter gebracht, nachdem er mir das angetan hat.

    „Und ich an deiner Stelle würde lieber nicht in allen Londoner Zeitungen lesen, in welch eine peinliche Schlägerei ich verwickelt war, entgegnete der Duke. „Außerdem glaube ich, Mr. Connor wird uns von Nutzen sein.

    „Was

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