Der Liebe auf der Spur: Der kleine Fürst 150 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Neue Erschütterung auf Schloss Sternberg: Der Butler wird entführt! Eine Verwechslung, denn die dreiste Ganovengang meinte eigentlich einen anderen. Und das macht alles noch viel schlimmer …
Eberhard Hagedorn lag auf einem schmalen Bett in dem Raum, in dem sie ihn eingeschlossen hatten, und lauschte. Bisher waren es drei gewesen, zwei Männer und eine Frau. Jetzt war ein weiterer Mann dazugekommen, die Stimme hatte er bisher noch nicht gehört. Sie musste dem Chef gehören, dem ›Boss‹, wie sie ihn nannten. Er hatte das aufgeschnappt, einmal, als sie sich nicht vorgesehen und ein bisschen lauter gesprochen hatten. Meistens konnte er sie nicht verstehen.
Sie stritten, dem Klang der Stimmen nach zu urteilen. Der Boss schimpfte, er schien sehr wütend zu sein. Manchmal schrie er so laut, dass sogar einzelne Wörter oder Satzfetzen zu verstehen waren. Leider zu wenig, um sich einen Reim auf die ganze Geschichte machen zu können.
Er war entführt worden, so viel immerhin stand fest. Darüber hinaus wusste er nichts, denn sie sprachen praktisch nicht mit ihm. Der Einzige, der manchmal zögerte, war der Junge. Er nannte ihn so, Namen kannte er ja nicht. Auch der Junge trug immer eine Maske, aber Eberhard Hagedorn war im Laufe seiner Zeit als Butler auf Schloss Sternberg ein guter Beobachter geworden, und er konnte anhand der Figur, der Körperhaltung und der Bewegungen erkennen, dass der Junge höchstens zwanzig Jahre alt und damit zehn bis fünfzehn Jahre jünger war als der andere Mann und die Frau. Den Boss hatte er noch nicht zu Gesicht bekommen.
Er
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Buchvorschau
Der Liebe auf der Spur - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 150–
Der Liebe auf der Spur
… denn Felicias und Martin sind nicht nur unfreiwillige Detektive
Viola Maybach
Neue Erschütterung auf Schloss Sternberg: Der Butler wird entführt! Eine Verwechslung, denn die dreiste Ganovengang meinte eigentlich einen anderen. Und das macht alles noch viel schlimmer …
Eberhard Hagedorn lag auf einem schmalen Bett in dem Raum, in dem sie ihn eingeschlossen hatten, und lauschte. Bisher waren es drei gewesen, zwei Männer und eine Frau. Jetzt war ein weiterer Mann dazugekommen, die Stimme hatte er bisher noch nicht gehört. Sie musste dem Chef gehören, dem ›Boss‹, wie sie ihn nannten. Er hatte das aufgeschnappt, einmal, als sie sich nicht vorgesehen und ein bisschen lauter gesprochen hatten. Meistens konnte er sie nicht verstehen.
Sie stritten, dem Klang der Stimmen nach zu urteilen. Der Boss schimpfte, er schien sehr wütend zu sein. Manchmal schrie er so laut, dass sogar einzelne Wörter oder Satzfetzen zu verstehen waren. Leider zu wenig, um sich einen Reim auf die ganze Geschichte machen zu können.
Er war entführt worden, so viel immerhin stand fest. Darüber hinaus wusste er nichts, denn sie sprachen praktisch nicht mit ihm. Der Einzige, der manchmal zögerte, war der Junge. Er nannte ihn so, Namen kannte er ja nicht. Auch der Junge trug immer eine Maske, aber Eberhard Hagedorn war im Laufe seiner Zeit als Butler auf Schloss Sternberg ein guter Beobachter geworden, und er konnte anhand der Figur, der Körperhaltung und der Bewegungen erkennen, dass der Junge höchstens zwanzig Jahre alt und damit zehn bis fünfzehn Jahre jünger war als der andere Mann und die Frau. Den Boss hatte er noch nicht zu Gesicht bekommen.
Er drehte sich vorsichtig auf die Seite, aber seine Lage blieb unbequem. Das lag nicht am Bett, die Matratze war sogar recht gut. Nein, es lag an seinen gefesselten Händen und Füßen. Sie hatten ihn mit den Füßen an einen der unteren Bettpfosten gekettet. Einmal pro Stunde kam jemand, um nach ihm zu sehen. Er hatte den Gedanken an Flucht trotzdem noch nicht aufgegeben.
Ich bin über sechzig, dachte er. Seit mehr als drei Jahrzehnten arbeite ich auf Sternberg, ich werde nicht hier sterben, an einem Ort, den ich nicht einmal kenne. Ich will zurück, und ich werde es schaffen, koste es, was es wolle.
Den Gedanken, ob vielleicht schon nach ihm gesucht wurde, verbot er sich. Er wollte sich keine falschen Hoffnungen machen. Er musste sehen, dass er trotz seiner misslichen Lage einigermaßen fit blieb, körperlich, aber auch im Kopf. Deshalb sagte er Gedichte auf, die er in der Schulzeit hatte auswendig lernen müssen und machte kleine, unauffällige gymnastische Übungen, spannte seine Muskeln an und lockerte sie wieder. Außerdem überdachte er immer wieder systematisch seine Lage.
Warum sie ausgerechnet ihn entführt hatten, war ihm noch immer nicht klar. Er war kein reicher Mann, was glaubten sie denn? Dass Baronin und Baron von Kant Lösegeld für ihren Butler bezahlten? Er stöhnte leise, denn er wusste, dass sie genau das tun würden, wenn man sie dazu aufforderte. Er durfte nicht einmal daran denken. Wie war er nur in diese missliche Lage geraten, seine hochgeschätzten Arbeitgeber in Verlegenheit zu bringen?
Leichtsinnig war er jedenfalls nicht gewesen, den Vorwurf konnte ihm niemand machen. Er hatte, ungewöhnlich genug, um einen Tag Urlaub gebeten und sich in einem der Nachbarorte von Sternberg mit seinem alten Freund Roland Meyerkorn getroffen, am Sonntag. Roland hatte eine schwere Krebserkrankung überstanden und den Wunsch geäußert, sich mit ›Hardy‹ Hagedorn zu treffen.
Eberhard Hagedorn lächelte unwillkürlich bei der Erinnerung an seine Reaktion auf diesen Namen von früher. Er hatte schon fast vergessen, dass er damals so genannt worden war. Heute schien der Name nicht mehr zu ihm zu passen, kein Mensch wäre auf die Idee gekommen, ihn so zu nennen. Aber damals … Sie hatten einen sehr schönen Tag miteinander verbracht, Roland und er. Am späten Nachmittag war er mit dem Freund zurück zu dessen Hotel gegangen und hatte sich dort von ihm verabschiedet. Roland hatte müde, aber glücklich ausgesehen, und so war er guten Mutes zum Bahnhof aufgebrochen, um zurück nach Sternberg zu fahren.
Noch immer fragte er sich, wo die beiden Männer so schnell hergekommen waren. Plötzlich hatten sie ihn eingerahmt, einer links, einer rechts. Der Ältere hatte mit gedämpfter Stimme gesagt: »Das, was du an deiner Seite spürst, ist der Lauf einer Pistole. Ich schieße sofort, wenn du auch nur einen Mucks von dir gibst.«
Er war viel zu perplex gewesen, um etwas zu sagen. Nach wenigen Schritten hatten sie bereits einen Wagen erreicht, an dessen Steuer eine Frau mit blonder Perücke und Sonnenbrille gesessen hatte. Sie waren eingestiegen – er war eher gestoßen worden – und schon hatte sich der Wagen in Bewegung gesetzt. Der ältere Mann hatte ihm etwas auf die Nase gedrückt, er hatte daraufhin das Bewusstsein verloren.
Aufgewacht war er in diesem Raum, auf diesem Bett, bereits an Händen und Füßen gefesselt. Er hatte starke Kopfschmerzen gehabt und um etwas zu trinken gebeten. Das hatte er bekommen, auch etwas zu essen. Dazu hatten sie ihm die Fesseln an den Händen abgenommen.
Die Nacht war furchtbar gewesen, alles in ihm hatte gegen seine Lage rebelliert. Mittlerweile war er ruhiger geworden. Er würde das hier nur dann einigermaßen überstehen, wenn er sich irgendwie damit arrangierte.
Wieder wurde der Boss lauter, so laut, dass sogar ein ganzer Satz zu verstehen war. »Ihr habt den Falschen erwischt, ihr Idioten, begreift ihr das denn immer noch nicht?«
Eberhard Hagedorn lag ganz still, während er diesen Satz auf sich wirken ließ. Den Falschen! Natürlich, das war die Erklärung für das, was geschehen war, so einfach also war des Rätsels Lösung. Er musste nicht einmal lange nachdenken, um zu wissen, wen sie eigentlich hatten entführen wollen: Den vermögenden Alexander von Roggen natürlich, der mittlerweile ein guter Kunde des Sternberger Gestüts geworden war. Er war in den letzten Monaten öfter dort gewesen, aber nie würde er den ersten Besuch des Mannes im Schloss vergessen, als er das Hauptportal geöffnet hatte, um ihn willkommen zu heißen. Es war wie ein Blick in den Spiegel gewesen: Sie sahen einander so ähnlich wie Brüder. Wären da nicht etliche Jahre Altersunterschied gewesen, man hätte sie für Zwillinge halten können.
Er lauschte mit angehaltenem Atem, aber die Stimmen waren wieder so leise, dass er nichts mehr verstehen konnte. Er hatte keine Papiere bei sich gehabt, sonst hätten sie ihren Irrtum schon früher entdeckt – oder wenn sie mit ihm gesprochen, ihm Fragen gestellt hätten. Was würden sie nun tun? Ihn laufen lassen, da sie ihn für nutzlos hielten? Das war ein verführerischer Gedanke, er versuchte, ihn zu verdrängen. Falsche Hoffnungen schwächten ihn nur. Er musste realistisch bleiben, auch wenn es ihm schwerfiel.
Wieder einmal fragte er sich, wo er sich eigentlich befand. Er war sicher, dass das Haus irgendwo im Wald