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Mord auf der Liebesinsel: Ein Holledaukrimi
Mord auf der Liebesinsel: Ein Holledaukrimi
Mord auf der Liebesinsel: Ein Holledaukrimi
eBook364 Seiten4 Stunden

Mord auf der Liebesinsel: Ein Holledaukrimi

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Über dieses E-Book

Die Enkelin Sabrina des pensionierten Polizisten Gerhard Feiler findet auf der Liebesinsel in Abensberg eine männliche Leiche. Es handelt sich dabei um einen alten Bekannten Feilers Paul Schneider. Gerhard verspricht dem Toten, dass er seinen Mörder finden wird. Bei seinen Ermittlungen lernt er Evelyn, die junge Freundin des Toten, kennen. In ihm erwacht der "zweite Frühling". Als er der Lösung des Mordes nahe ist, wird Evelyn überfallen und schwer verletzt. Ein weiterer Mord passiert.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum18. Feb. 2017
ISBN9783741893551
Mord auf der Liebesinsel: Ein Holledaukrimi

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    Buchvorschau

    Mord auf der Liebesinsel - Walter Bachmeier

    Kapitel 1

    Paul nahm den Anruf entgegen, den ihm sein Handy mit einem durchdringendem Musikton meldete. Er lauschte kurz in den Hörer, nickte ein paarmal, ohne daran zu denken, dass dies sein Gesprächspartner nicht sehen konnte. „Ich komme sofort!, sagte er, bevor er das Handy zusammenklappte. „Ich muss nochmal weg!, rief er seiner Freundin Evelyn zu, bevor er die Wohnung verließ. Sein Verhältnis mit Evelyn begann, als er feststellen musste, dass sich seine achtundzwanzigjährige Frau Sandra anderweitig orientiert hatte. Evelyn war zunächst in der Produktion tätig, wurde dann aber von ihm in die Rezeption versetzt, da sie durch ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau für diese Tätigkeit durchaus geeignet war. Außerdem benötigte er einen Ersatz für Sandra, die diesen Job zuvor innehatte. Evelyn war ihm bei einem Rundgang durch die Firma aufgefallen, denn sie bestach nicht nur durch ihre schüchterne und zurückhaltende Art, sondern sie war außergewöhnlich hübsch, mit halblangen blonden Haaren, die zwar durch eine Haube verdeckt, aber dennoch zu erahnen waren. Ihre strahlenden tiefblauen Augen hatten ihn ebenso beeindruckt, wie ihr fein gezeichnetes Gesicht, die zarte Haut und ihre zierliche, beinahe mädchenhaft Figur.

    Er fuhr mit seinem Wagen bis zum Kuchlbauer Weißbierstadel, stellte es dort ab und ging, den Anordnungen das Anrufers folgend, zur Liebesinsel in der Abens. Es war bereits zweiundzwanzig Uhr, als er an den Parkbänken auf der Insel wartend stand. War er zu früh? War der Anrufer zu spät? Er hatte es dringend gemacht. Er wollte ihn sprechen! Unbedingt jetzt! Was wollte der Anrufer von ihm? Er sagte etwas von Pauls Geheimnis! Ein Geheimnis, das Paul Ruhm, Reichtum und Ansehen gebracht hatte. Ein Geheimnis, von dem nur wenige wussten. Wollte ihn der Mann erpressen? Unsinn, niemand konnte ihn erpressen! Aber sein dunkles Geheimnis, wer wusste noch davon? Paul überlegte und kam dabei auf einen Namen. Schilcher! Schilcher wusste davon. Aber wo war der? Seit damals hatte er nichts mehr von ihm gehört. Sollte er der unbekannte Anrufer sein? Wie auch immer, Paul ließ sich nicht mit einem Geheimnis erpressen, das bald keines mehr sein sollte. Er hatte bereits alles entsprechende in die Wege geleitet. Die Firma würde wohl draufgehen dabei. Aber das war ihm egal. Paul hatte vorgesorgt, gut vorgesorgt. Seine und Evelyns Zukunft war gesichert. Die anderen? Der Rest der Familie? Sie hatten ihn ohnehin nur ausgenutzt und auf seine Kosten gelebt. Wieder und wieder schaute Paul auf seine Uhr. Schon fünf Minuten über der Zeit! Paul war es nicht gewohnt, warten zu müssen. Er war ein Mensch, der Unpünktlichkeit hasste. Er hörte leise Schritte hinter sich, die auf dem Kopfsteinpflaster klappernde Geräusche verursachten. Als er sich umdrehte, sah er ihn: „Du? Was willst du hier?"

    „Das wirst du gleich sehen. Der Mann kam auf Paul zu, nahm ihn in den Schwitzkasten und stach zu. So sehr sich Paul auch wehrte und strampelte, es half nichts. Mit leisem Knirschen durchdrang das Eisen das Brustbein des Opfers und mit einem weiteren Knirschen trat es am Rücken wieder aus. „Warum? Warum tust du das? Was habe ich dir getan?, röchelte Paul.

    „Das fragst du noch?" Der Mann wartete noch ein paar Minuten, bis Paul sich nicht mehr rührte. Mit einem letzten Blick und einem höhnischen Grinsen im Gesicht wandte er sich ab und ging.

    Kapitel 2

    Am frühen Vormittag, es war etwa zehn Uhr, spazierte Gerhard Feiler mit dem Jagdhund Vroni, der seiner Nachbarin gehörte und seiner Enkelin Sabrina über die Gillamooswiese. Gerhard war zu der Zeit, als er noch nicht in Pension war, Stadtpolizist in Abensberg. Stets war er gewissenhaft und vorbildlich. Er war etwa einmeterfünfundsiebzig groß, schlank, und hatte, trotz seines Alters, immer noch eine sportliche Figur. Dies kam vermutlich davon, dass er regelmäßig Sport trieb. Er war in der Judoabteilung des TSV Abensberg. Er ging regelmäßig zum Training, denn es war ihm ein großes Anliegen, auch zu zeigen, dass man selbst im Alter noch gut mithalten konnte. Auch die Tatsache, dass die Judoabteilung im internationalen Vergleich ständig an den Spitzenplätzen zu finden ist, machte ihn stolz und es war ihm eine Freude, Mitglied bei diesem Verein zu sein. Seine Enkelin hatte zurzeit Ferien und durfte sich deshalb bei ihrem Großvater aufhalten. Sabrina war ein fröhliches und aufgeschlossenes Mädchen, das ebenso wie ihr Großvater dem Judosport frönte. Sie war jetzt zwölf Jahre alt, schlank, aber trotzdem kräftig, hatte dunkelbraune Haare, fast schwarze Augen und ein fein geschnittenes, ebenmäßiges Gesicht, das stets zu lachen schien. Sabrina lief mit dem Hund an der Leine voraus und Gerhard hatte trotz seiner Fitness Mühe, ihr zu folgen. Irgendwann waren sie aus seinen Augen verschwunden, aber Gerhard wunderte dies nicht weiter.

    Plötzlich hört er ein lautes Gebell und einen schrillen Schrei. „Sabrina!, er lief los in die Richtung, aus der er den Schrei und das noch immer anhaltende Gebell des Hundes hörte. Er rannte den Weg entlang, überquerte die Abens über die kleine Brücke hinüber zur Liebesinsel. Als er an den Parkbänken ankam, blieb ihm beinahe das Herz stehen. Das stand Sabrina vor einem Bündel, das offenbar ein Mensch war, und hielt sich die Hände vor das Gesicht. Der Hund stand daneben und bellte. Schnell eilte er auf das Mädchen zu, packte es und zog es zur Seite. Das Mädchen schrie immer noch und schien sich nicht beruhigen zu wollen. „Bleib hier stehen und rühr dich nicht vom Fleck., sagte er zu ihr. Danach ging er zurück, nahm den Hund bei der Leine, die das Mädchen vorhin fallen hatte, lassen und zog ihn zu Sabrina. „Hier nimm!", er drückte dem Mädchen die Leine in die Hand. Danach ging er zurück zu dem Bündel, unter dem sich eine große Blutlache auf dem Kopfsteinpflaster gebildet hatte. Er blieb davor stehen und sah es sich an . „Das ist ein Mensch! Das ist tatsächlich ein Mensch! Ob der wohl tot ist?" Gerhard beschloss, die Polizei anzurufen, das Bündel anzufassen, wagte er nicht. Er griff in seine Hosentasche, in seine Hemdtasche, aber nichts. Er hatte das Handy zuhause liegen gelassen. „Sabrina!" , fiel ihm ein! „Die muss doch ein Handy dabei haben!" Er ging zurück zu ihr: „Sabrina! Hast du dein Handy dabei? Sabrina hatte alle Hände voll zu tun, den Hund an der Leine festzuhalten, da er immer wieder zu dem Mann zog, der unweit von ihnen auf dem Boden lag. Gerhard nahm ihr die Leine aus der Hand und Sabrina zog ihr Handy aus der Jeanstasche. Sie sah ihren Großvater fragend an: „Wen soll ich anrufen? Die Polizei? Ist der Mann tot? Soll ich einen Arzt rufen?

    „Ruf erst einmal die Notrufnummer an! Da muss zuerst ein Arzt her, ich weiß nicht, was los ist."

    Sabrina drückte die Notruftaste, und als sich jemand meldete, konnte sie nur sagen: „Hier liegt ein Mann! Ich weiß nicht, was mit ihm ist! Gerhard dauerte dies zu lange, deshalb nahm er ihr das Handy aus der Hand. Er meldete sich vorschriftsgemäß und gab alles Relevante durch. Die Stimme am anderen Ende bestätigte und meinte nur, dass er dort bleiben solle, wo er jetzt war. Gerhard klappte das Handy wieder zusammen und gab es Sabrina zurück. „Du bleibst jetzt mit Vroni hier! Hast du mich verstanden? Sabrina nickte nur kurz. Gerhard begab sich zurück zu diesem Bündel Mensch. Er ging um den Blutfleck herum, besah sich den leblosen Körper und erschrak, als er das Gesicht des Menschen sah. Die Augen erstarrt und weit aufgerissen, lag der Tote auf der Seite.

    Gerhard sah den Eisenstab, der augenscheinlich von einer Baustelle stammte, denn es war ein Stück, das aussah wie Baustahl. Etwa zwanzig Zentimeter ragte das Eisen noch aus der Brust und am Rücken sah er ebenfalls noch ein kleines Stück, das scharf und spitz geschliffen schien. „Um Gottes willen!" , schoss es durch seinen Kopf. „Das ist doch Paul! Paul Schneider!" Paul Schneider war Inhaber einer der größten Firmen in Abensberg. Zugleich auch ein großer Gönner und Sponsor des TSV. Er hatte dazu beigetragen, dass so mancher Traum des Vereins verwirklicht werden konnte. Nun lag er da, tot, mit einer Eisenstange in der Brust. „Wer war das? Wer hat Paul so gehasst, dass er ihn umbrachte?"

    Von Weitem hörte Gerhard das Martinshorn des Notarztfahrzeugs. Er ging zurück zu Sabrina, die immer noch weinte, und legte seinen Arm um ihre Schulter: „Ist ja schon gut, Mädchen. Der Arzt wird gleich hier sein und dann sehen wir weiter. Sabrina schmiegte sich an ihn und sah ihn mit verweinten Augen an: „Ist der Mann tot? Ist er wirklich tot? Wer macht denn so was? Was hat der Mann getan? Gerhard zuckte hilflos die Schultern: „Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht. Soweit ich weiß, hat der Mann niemandem etwas getan."

    „Kennst du ihn?"

    „Ja, ich kenne ihn und ich glaube nicht, dass er dieses Ende verdient hat." Inzwischen war der Notarztwagen auf der Gillamooswiese zum Stehen gekommen und die Sanitäter rannten mit einer Bahre zu ihnen hin. Gerhard hörte sie, wie sie über die Brücke liefen und als er sie sah, winkte er ihnen.

    Der Notarzt, der die beiden Sanitäter begleitet hatte, kam zu Gerhard: „Was ist los? Was ist passiert? Wortlos zeigte Gerhard auf den am Boden liegenden Toten: „Das ist Paul Schneider. Ich glaube, er ist tot. Der Arzt ging zu dem leblosen Körper, ungeachtet dessen, dass er dazu in die Blutlache steigen musste. Er untersuchte ihn kurz und nickte Gerhard zu: „Sie haben recht, der Mann ist tot. Wir müssen die Polizei rufen. Er stand auf und ging mit den beiden Sanitätern zurück zu ihrem Fahrzeug. Sabrina zupfte Gerhard am Ärmel: „Opa, gehen wir wieder nach Hause? Mir gefällt es hier nicht.

    „Geh du schon mal mit Vroni heim. Ich muss noch etwas hierbleiben, denn die Kollegen werden sicher noch Fragen haben."

    „Kollegen? Opa, du bist doch schon längst nicht mehr bei der Polizei!"

    „Weißt du Sabrina, für mich sind das immer noch meine Kollegen, auch wenn ich nicht mehr im Dienst bin. Sabrina schüttelte den Kopf: „Das verstehe ich nicht.

    „Musst du auch nicht, ich verstehe es ja selbst manchmal nicht. Sabrina nahm die Leine und zog daran: „Komm Vroni, wir gehen heim.

    Gerhard sah den beiden nach, wie sie auf dem Weg zurück zur Wiese gingen. Als sie aus seinem Blickfeld verschwunden waren, setzte er sich auf eine der Parkbänke und sah zu dem Toten hin: „Das hast du nicht verdient Paul! Das hast du sicher nicht verdient. Ich werde tun, was ich kann, um den Kerl zu fassen, der dir das angetan hat!, flüsterte er leise vor sich hin. Gerhard saß eine ganze Weile, bis er die Martinshörner der Polizeifahrzeuge hörte. Bald darauf kamen etliche Beamte in Uniform und zwei Männer in Zivil, die Gerhard noch aus seiner Dienstzeit bei der Polizei kannte. Einer von ihnen kam auf Gerhard zu und reichte ihm die Hand: „Servus Gerhard, was ist passiert?

    „Servus Albert, das da ist passiert., dabei zeigte er auf den leblos daliegenden Körper. Da der Kollege nicht auf das Gesicht sehen konnte, fragte er: „Wer ist das?

    Albert Gradinger war in der Zeit, als Gerhard noch als Stadtpolizist tätig war, sein direkter Vorgesetzter und hatte es mit der Zeit zum Kripobeamten geschafft. In dieser Funktion war er auch der Vorgesetzte Karls, Gerhards Sohn.

    „Das ist Paul, Paul Schneider."

    „Was ist passiert?, der Kollege schien unbeeindruckt, aber Gerhard sah ihm an, dass es ihn schon etwas getroffen hatte. Er erzählte ihm, was er wusste, bis jemand von der Spurensicherung auf sie zukam: „Wir haben da was. Da sind Fußspuren.

    „Wo? Wo sind Fußspuren?, Gerhard schien aufgeregt, deshalb bremste ihn Albert aus: „Das geht dich nichts an. Halt dich zurück. Der Beamte von der Spurensicherung antwortete trotzdem: „Mitten im Blutfleck sind Fußspuren. Da muss jemand nach der Tat hineingetreten sein. Gerhard war erleichtert: „Das? Das war nur der Notarzt, er musste ja zu ihm hin. Nun kam auch der Gerichtsmediziner auf sie zu: „Darf ich stören? Albert wandte sich ihm zu: „Was hast du für mich? Todesursache, Tatzeit, na du weißt schon.

    „Ja ich weiß, aber du weißt auch …"

    „Jaja, ich weiß, Genaues nach der Obduktion. Aber was du jetzt hast, kannst du mir schon verraten?"

    „Ja kann ich. Also die Tatwaffe ist ein abgesägtes Stück einer Baustahlstange. Sie wurde, vermutlich um die Tat damit auszuführen, vorne scharf geschliffen."

    „Ja und? Die Todeszeit?"

    „Genaues kann ich noch nicht sagen. Aber es dürfte etwa zwölf Stunden her sein. Plusminus einer Stunde. Albert sah auf seine Uhr: „Jetzt ist es elf Uhr. Also zwischen zweiundzwanzig und vierundzwanzig Uhr?

    „Ja so in etwa. Gerhard hatte aufmerksam zugehört: „Das heißt also, der oder die Täterin müsste ein Alibi für diese Zeit haben? Albert fuhr herum und drückte ihm den Zeigefinger an die Brust: „Du hältst dich heraus! Du bist in Pension! Verstanden? Gerhard hob abwehrend beide Hände: „Das würde ich mich doch nie trauen, dass ich dir die Arbeit wegnehme!

    „Na dann ist es ja gut."

    „Wenn du nichts weiter von mir willst, dann kann ich ja gehen."

    „Kannst du, und wenn ich noch Fragen habe.."

    „Weißt du, wo du mich findest!, grinste ihn Gerhard an. „Ja, sicher beim Kuchlbauer., grinste Albert zurück. Gerhard wandte sich ab und machte sich auf den Weg nach Hause. Als er vorne beim Weißbierstadel ankam, sah er Sabrina auf einer Bank sitzen. Sie machte einen unruhigen Eindruck: „Sabrina! Was machst du hier noch? Ich habe doch gesagt, dass du nach Hause gehen sollst. Sie sah ihn an und Gerhard bemerkte, dass sie weinte: „Ach Opa, mir ist nicht gut. Ich möchte nicht alleine nach Hause gehen.

    „Komm her. Sie stand auf und Gerhard nahm sie in die Arme. Dabei merkte er, wie das Mädchen zitterte. Er drückte sie ganz fest und strich ihr über die Haare: „Hat dich das so erschreckt? Hast du Angst?

    „Ja Opa, fürchterliche Angst. Was ist, wenn der Mörder uns gesehen hat und in der Nacht zu uns kommt und dich und mich umbringt?"

    „Warum sollte er das tun? Er hat uns nicht gesehen, glaub mir, der ist längst über alle Berge."

    „Wirst du ihn fangen und einsperren Opa?"

    „Ja, das werde ich. Ich werde den Kerl fangen und einsperren. So lange, dass er nicht mehr herauskommt."

    Sie sah ihn wieder an: „Ganz bestimmt Opa? Du sperrst ihn ganz bestimmt ein?"

    „Ganz bestimmt. So sicher war Gerhard seiner Sache zwar nicht, aber er schwor sich, zumindest seinen Teil dazu beizutragen, dass der Kerl gefasst werden würde. „So, aber jetzt gehen wir heim. Gerhard nahm Sabrina die Hundeleine ab und sie liefen nach Hause.

    Kapitel 3

    Gerhards Haus war ein gemütliches, kleines Einfamilienhaus, das er sich vor langer Zeit gemeinsam mit seiner Frau Susanne gekauft hatte. Schon beim Betreten des Hauses umfing den Besucher eine wohlige Atmosphäre, die noch aus der Zeit war, als Susanne noch lebte. Gleich hinter der Haustüre befand sich das Bad und daneben führte eine Treppe ins Obergeschoss, wo Sabrina ihr Zimmer hatte und ein zweites Zimmer als Rumpelkammer benutzt wurde. Unter dem Treppenaufgang befand sich Gerhards kleines Büro, in dem er alte Akten und Bücher, die er nicht mehr benötigte abgestellt hatte. Auch ein kleiner Schreibtisch mit einem Computer befand sich darin, den er eigentlich nur selten nutzte, der aber für seine Enkelin ein willkommenes Gerät gegen Langeweile war. Sie beschäftigte sich oft damit, wenn sie bei ihrem Großvater zu Besuch war.

    Nach dem Treppenaufgang befand sich die Türe zu Gerhards Allerheiligsten, dem Schlafzimmer, in dessen Bett er niemals eine andere Frau schlafen ließ, da er Susanne immer noch nachtrauerte und ihr versprochen hatte, dass es niemals eine andere nach ihr geben würde. Es war sehr konservativ eingerichtet, noch mit furniertem Holz, was aber der Heimeligkeit keinen Abbruch tat. Gegenüber dem Schlafzimmer befand sich das Wohnzimmer, das ebenfalls noch für die jetzige Zeit altmodisch eingerichtet war. Die Wand, die der Türe gegenüber war, wurde durch ein großes Fenster, und eine Glastüre, die in den kleinen Garten führte, durchbrochen. Alles in allem waren die Möbel aus einem Kaufhauskatalog, aber Gerhard wäre es nie in den Sinn gekommen, neue Möbel zu kaufen. Die Wohnung war beinahe noch so eingerichtet, wie er es damals mit Sabine beschlossen hatte. Nichts deutete darauf hin, dass er vermögend gewesen wäre, denn ein kleiner Polizist hat nicht gerade ein großes Einkommen, sodass Luxus möglich wäre. Selbst die kleinen Andenken, die sie sich auf diversen Reisen gekauft hatten, standen noch in der Vitrine des Schranks und draußen im Flur auf der kleinen Kommode, die als Schuhschrank diente. In der Küche, die neben dem Wohnzimmer war, hatte Susanne damals alles so eingerichtet, dass sie bequem darin kochen und arbeiten konnte. Die Essecke befand sich gleich rechts neben der Türe und als einzige Neuerung hatte Gerhard einen Mikrowellenherd gekauft, als Susanne noch lebte. Alles andere stammte ebenfalls aus dem Kaufhauskatalog.

    Als sie zuhause ankamen, brachte Sabrina den Hund zurück zu Frau Eisele, seiner Nachbarin, die froh war, wenn der Hund mal ausgeführt wurde. Sabrina folgte Gerhard in die Küche, wo dieser im Kühlschrank nachschaute, was er wohl heute für sie beide kochen könnte. Sabrina stand neben ihm und sah ihn an: „Du Opa?, fragte sie mit zuckersüßer Stimme. Gerhard kannte dies schon und lächelte sie an: „Was möchtest du denn? Ein Eis oder Gummibärchen?

    Sie sah ihn ernsthaft an: „Nein Opa! Wir essen doch gleich, da darf ich nichts Süßes vorher essen. Das weißt du doch. Gerhard legte verlegen eine Hand auf den Mund: „Ach Gott, daran habe ich jetzt gar nicht mehr gedacht. Aber was möchtest du dann?

    „Ich möchte gerne an deinen Computer. Darf ich?"

    „Du willst wohl wieder mit deinen Freunden reden?"

    „Chatten Opa, chatten nennt man das heute."

    „Ach so ja, daran habe ich auch wieder nicht gedacht. Wo habe ich nur meinen Kopf?"

    „Du bist aber schon sehr verwirrt heute Opa, kommt das von dem Toten?", meinte sie altklug.

    „Wie? Nein, ja vielleicht?"

    „Was ist jetzt, darf ich oder darf ich nicht?"

    „Meinetwegen, aber pass auf, auf welche Seiten du gehst. Nicht dass du mir wieder so einen Bazillus auf den Rechner holst."

    „Aber Opa, sie stampfte leicht mit dem Fuß auf. „Das heißt nicht Bazillus, das ist ein Virus.

    „Umso schlimmer! Viren sind heutzutage gegen alles Mögliche resistent. Da muss man schon sehr aufpassen."

    „Aber Opa, Papa hat dir doch so ein Programm draufgemacht, da kann gar nichts passieren."

    „Ich gebe mich geschlagen!", Gerhard hob beide Hände und grinste Sabrina an.

    „Opa, du verarscht mich!"

    „Das würde ich mich niemals trauen!", grinste er sie wieder an.

    „Ich gehe jetzt in dein Büro."

    „Gut mach das! Aber keine Bazillen auf meinen Computer."

    „Opa!? Sabrina verschwand und Gerhard widmete sich wieder dem Kühlschrank. Er suchte und suchte, fand aber nichts, was ihm, geschweige denn Sabrina, schmecken würde. Schließlich gab er auf: „Was soll‘s? Dann gibt es heute eben Pfannkuchen. Im Grunde genommen war ihm heute eher nach einer deftigen Schlachtplatte. So mit Blut- und Leberwurst, gekochtem Wammerl und einem Stück Kasseler Rippchen. Dazu Sauerkraut und Bratkartoffeln. Aber dazu war es heute schon zu spät, selbst wenn er die Sachen noch einkaufen würde, hätte er es nicht mehr geschafft, rechtzeitig fertig zu werden. Er setzte sich auf einen Küchenstuhl und seufzte: „Also gut, dann eben Pfannkuchen."

    Seine Frau war vor ein paar Jahren gestorben und so war er gezwungen, für sich selbst zu sorgen. Lediglich seine Schwiegertochter, Sabrinas Mutter, kam ab und zu vorbei, um ihm die Wäsche zu machen und zu kochen. Gerhard stand auf, suchte ein Kochbuch und blätterte darin, um ein Rezept für Pfannkuchen zu finden. Als er endlich eines gefunden hatte, legte er das Buch auf den Tisch und begann damit, streng nach Buch, den Teig anzurühren. Als er so mitten in der Arbeit war, kam Sabrina in die Küche: „Du Opa? Was essen wir denn heute? Gerhard drehte sich zu ihr um und sie begann plötzlich, laut loszulachen: „Opa! Wie siehst du denn aus? Kochst du etwa mit der Nase?

    Unvermittelt fasste er sich an die Nase: „Was ist denn da?"

    „Mehl! Du hast eine ganz weiße Nase vom Mehl."

    „Das glaube ich dir nicht!"

    „Warum denn nicht? Schau dich doch im Spiegel an."

    Gerhard lief ins Bad und sah im Spiegel, dass er tatsächlich ein wenig Mehl auf seiner Nase hatte. Woher das kam, war ihm im Moment unerklärlich, aber es befand es auch nicht für wichtig. Trotzdem wischte er sich mit einem Waschlappen übers Gesicht und ging freudestrahlend wieder in die Küche. Sabrina war verschwunden, aber wahrscheinlich hatte sie gerade mal wieder jemanden Wichtigen, mit dem sie plaudern musste. „Plaudern? Das heißt nicht plaudern! Das heißt, wie heißt das nochmal?" , überlegte er. „Naja ist ja auch egal." Plötzlich ein Ruf aus seinem Büro: „Opa! Opa! Komm mal! Komm schnell! Gerhard ließ sofort den Schneebesen fallen, den er soeben in die Hand genommen hatte und rannte aus der Küche: „Was ist los? Ist was kaputt?

    Sabrina kam aus seinem Büro: „Mensch Opa, wo bleibst du denn so lange? Sie packte ihn an der Hand und zog ihn in sein Büro. Dort stellte sie sich vor den Schreibtisch und zeigte auf den Bildschirm: „Da! Opa, das ist doch unser toter Mann? Neugierig beugte sich Gerhard vor und zog den Bildschirm zu sich: „Ja, das ist Paul Schneider. Da steht es auch geschrieben. Aber warum regst du dich darüber so auf? Sie zeigte auf den jungen Mann, der neben Paul stand: „Da! Das ist der Mörder! Der hat den Herrn Schneider umgebracht. Du musst sofort in diese Firma und ihn verhaften! Gerhard besah sich das Bild und las, was darunter stand. Dann lachte er kurz auf und legte seinen Arm um ihre Schultern: „Kind, du musste erst lesen, bevor du etwas behauptest. Das ist Marinus, der Sohn von Paul."

    „Das ist mir egal! Der hat ihn umgebracht, auch wenn es sein Vater war."

    „Warum hätte er das tun sollen?"

    „Er wollte die Firma und die junge Frau daneben ist sicher seine Freundin. Mit der wollte er die Firma haben."

    „Du hast aber eine mächtige Fantasie Sabrina, das muss ich dir lassen. Er zeigte auf die Frau, die zwischen den beiden stand: „Schau mal, das ist Sandra Schneider, das ist die Frau von Paul.

    „Das ist mir auch egal. Sieh mal wie sie diesen Mari.., wie heißt er nochmal?"

    „Marinus heißt er und sie ist seine Stiefmutter."

    „Das ist mir auch egal! Schau nur, wie sie ihn anschaut! Die haben doch was miteinander!"

    Achselzuckend gab Gerhard auf: „Na gut, wenn du meinst, dann fahre ich noch heute zur Familie Schneider und verhafte ihn. Sie stellte sich vor ihn, verschränkte beide Arme und nickte: „Das lob ich mir Opa! Endlich hörst du mal auf deine Enkelin.

    „Gut, dann komm jetzt mit in die Küche zum Essen. Du musst mir ein wenig dabei helfen."

    „Was gibt es denn?"

    „Pfannkuchen mit .., was möchtest du dazu?"

    „Preiselbeeren! Ich möchte Preiselbeeren!"

    „Gut, gnädiges Fräulein, dann eben Pfannkuchen mit Preiselbeeren. Gerhard machte dazu eine leichte Verbeugung, wie ein Butler, worauf Sabrina kicherte: „Opa, du machst dich lächerlich.

    „Iich lächerlich? Dass ich nicht lache! Jetzt aber auf. Pfannkuchen backen!"

    Die beiden gingen in die Küche und buken die Pfannkuchen. Dass dabei der eine oder andere etwas dunkler wurde als geplant, machte ihnen nichts aus. Sabrina musste nur fürchterlich lachen, als Gerhard versuchte einen Pfannkuchen

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