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Pfefferkuchenküsse im Sternschnuppenschein
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Pfefferkuchenküsse im Sternschnuppenschein
eBook269 Seiten3 Stunden

Pfefferkuchenküsse im Sternschnuppenschein

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Über dieses E-Book

Manchmal sind sich zwei Seelen so nah und wissen nichts voneinander, obwohl sie wie geschaffen füreinander sind. Genauso ergeht es Vera und Lars. Sie leben in derselben Stadt, nicht weit voneinander entfernt und kennen sich nicht. An einem kalten Winterabend schließt Lars das Fenster nicht richtig und seine Katze Schneeflocke entwischt. Er und vor allem seine Tochter Elisabeth sind untröstlich. Nach einer abenteuerlichen Reise durch den Schnee landet Schneeflocke auf Veras Terrasse und die Lebenswege von Vera und Lars kreuzen sich auf magische Weise.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum6. Aug. 2019
ISBN9783748711827
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    Buchvorschau

    Pfefferkuchenküsse im Sternschnuppenschein - Michelle Zerwas

    1. Kapitel

    Lars betrat das Kinderzimmer, seine Tochter Elisabeth saß auf dem Fußboden und spielte Mensch - ärgere - dich - nicht gegen ihre Stofftiere.

    „Zeit ins Bett zu gehen, sagte Lars. „Es ist schon spät.

    „Nicht jetzt, Papa. Ich gewinne grade." Elisabeth sah ihren Vater nicht an. Stattdessen würfelte sie und rückte mit einer der Spielfiguren fünf Felder weiter.

    Lars schmunzelte. Elisabeth hatte denselben Dickkopf wie ihre Mutter und ließ sich nicht gerne etwas vorschreiben. Es fiel ihm schwer sich dennoch gegen sie durchzusetzen, denn sie wusste genau, wie sie ihren Vater um den Finger wickeln konnte.

    „Für heute hast du genug gespielt. Wenn du morgen aus der Schule kommst, kannst du weiter spielen."

    „Das dauert aber so lange."

    „Elisabeth, sagte Lars etwas strenger. „Ich werde das jetzt nicht mit dir diskutieren.

    Maulend stand sie auf.

    „Ab ins Bad, umziehen, Zähne putzen!", bestimmte Lars.

    „Ich hab schon Zähne geputzt", behauptete Elisabeth, sah ihren Vater aber nicht an.

    „Schwindelst du mich wieder an?, fragte Lars. „Du weißt, dass ich es sehen kann, wenn du lügst. Zähne putzen ist wichtig, sonst kommt heute Nacht das böse Zahnmonster und malt alle deine Zähne schwarz.

    Elisabeth lachte. „Jetzt lügst du mich an, Papa. Das Zahnmonster gibt es nicht."

    Lars fiel in das Lachen seiner Tochter ein. „Kann sein, aber Zähne putzen musst du trotzdem."

    „Liest du mir danach noch eine Geschichte vor?"

    „Es ist schon spät."

    „Bitte, Papa", bettelte sie und sah ihren Vater mit großen Augen an. Sie hatte die blauen Augen ihrer Mutter und es war unmöglich bei diesem Anblick nicht schwach zu werden.

    „Na gut. Du ziehst dich um und putzt deine Zähne ordentlich, während ich ein Buch aussuche. Einverstanden?"

    „Ja!", jubelte Elisabeth und flitzte aus dem Zimmer.

    Lars sah ihr lächelnd hinterher. Er hätte sich nie träumen lassen einen Menschen jemals so sehr lieben zu können, wie er seine Tochter liebte.

    Er ging hinüber zu dem kleinen Bücherregal und besah sich die bunten Buchrücken. Er kannte sie alle, jedes einzelne Buch, weil er sie Elisabeth bereits unzählige Male vorgelesen hatte. Ponybücher standen neben Märchenbüchern, dicht an dicht mit spannenden Abenteuergeschichten und liebevoll illustrierten Tiergeschichten. Neben bekannten deutschen Autoren, standen auch viele Bücher von schwedischen Autoren im Regal. Seine Frau war Schwedin gewesen und der Liebe wegen, seinetwegen, nach Deutschland gekommen. Sein Blick fiel auf das gerahmte Foto seiner Frau Freya, das ebenfalls auf dem Regal stand. Es zeigte sie gemeinsam mit Elisabeth. Sie hatten es an einem strahlenden Sommertag aufgenommen, beide lächelten in die Kamera und trugen einen bunten Blumenkranz im Haar, der in Schweden am Mitsommer unumgänglich war.

    Lars musste für einen kurzen Moment lächeln, als er an den Tag zurückdachte, an dem das Foto aufgenommen worden war. Doch fast im selben Augenblick kehrte der Schmerz zurück. Das Leben konnte so grausam sein, so ungerecht und hart. Er spürte wie ihm Tränen in die Augen traten und wischte sie rasch weg. Elisabeth sollte ihn so nicht sehen. Er musste stark sein für seine kleine Tochter.

    „Da bin ich wieder, Papa", sagte Elisabeth, mit einer Selbstverständlichkeit wie sie nur Kinder kennen. Manchmal wünschte er sich die Leichtigkeit der Kindheit zurück. Das Unbeschwerte. Es bedeutete nicht, dass Kinder keine Sorgen hatten oder schwere Zeiten sie nicht belasteten, aber sie gewannen schneller ihren Lebensmut zurück, während Erwachsene oftmals lange in ihrer Schwermut gefangen waren.

    „Hast du eine Geschichte ausgesucht?"

    Lars wollte nicht zugeben, dass er mit den Gedanken woanders gewesen war. Er griff blind nach einem Buch und wendete sich seiner Tochter zu.

    „Natürlich habe ich das."

    Elisabeth sah zufrieden aus und drückte ihre kleine weiße Katze Schneeflocke an sich, die dabei ganz bestimmt wieder entspannt schnurrte.

    Schneeflocke war schon immer eine besondere Katze gewesen, anhänglich, verschmust, verspielt und liebevoll. Eigentlich ganz untypisch für eine Katze, die ja für ihre Eigenständigkeit und Sturheit bekannt sind. Von Elisabeth ließ sich Schneeflocke alles gefallen und sie war in den letzten Jahren unentbehrlich für sie geworden.

    „Ab ins Bett, Prinzessin", sagte Lars.

    Elisabeth kam seiner Aufforderung nach, schlug die Bettdecke zurück und kuschelte sich mit Schneeflocke ins Bett. Das Kätzchen machte es sich schnurrend auf dem Kopfkissen bequem. Lars deckte Elisabeth liebevoll zu, setzte sich auf die Bettkante und schlug das dünne Büchlein auf.

    „Es war einmal ein kleiner Drache…", begann er zu lesen.

    Elisabeth lauschte hingerissen der Geschichte, obwohl sie sie bereits kannte. Erst letzte Woche hatte Lars sie ihr vorgelesen. Von manchen Geschichten konnte man eben nie genug bekommen und es machte ihm nichts aus die Geschichte immer und immer wieder zu lesen, solange er Elisabeth damit glücklich machen konnte.

    Auch an diesem Abend zeigte die Geschichte ihre beruhigende Wirkung. Elisabeths Augen wurden schwerer und schwerer und schließlich konnte sie sich nicht mehr länger gegen die Müdigkeit wehren. Den Rest der Geschichte hörte sie nicht mehr, weil sie tief und fest schlief.

    Leise schloss er das Buch und betrachtete seine Tochter eine Weile. Dabei spürte er wie ein Gefühl tiefster Liebe in sein Herz strömte. Elisabeth war für ihn das Wichtigste auf der Welt. Er hatte immer geglaubt niemanden so sehr lieben zu können wie Freya, aber Elisabeth hatte ihn eines Besseren belehrt. Es war eine andere Liebe, die er für seine Tochter empfand, aber nicht weniger tief.

    Als er sicher war, dass sie nicht wieder aufwachte, stand er vorsichtig auf. Er zog die Bettdecke noch ein Stückchen höher und küsste Elisabeth auf die Stirn.

    „Schlaf gut, meine kleine Prinzessin", flüsterte er innerlich für sich.

    Schneeflocke hob kurz wachsam den Kopf, ließ ihn aber gleich wieder sinken, als sie feststellte, dass alles in Ordnung war. Das Kätzchen ließ einen tiefen Seufzer hören und schloss die Augen.

    Lars stellte das Buch ins Regal zurück, löschte die Nachttischlampe und schlich aus dem Zimmer. Die Tür lehnte er nur an. Elisabeth mochte es nicht, wenn er die Tür ganz schloss, was ihm nur recht war, weil er nachts häufiger nach ihr sah, um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Außerdem wollte Schneeflocke kommen und gehen wie sie wollte. Die Freiheit außerhalb des Hauses blieb ihr zwar verwehrt, aber im Haus hatte sie jederzeit freien Zugang zu allen Räumen.

    2. Kapitel

    Lars ging die Treppe hinunter und ins Wohnzimmer. Er war erschöpft von seinem langen Tag, wusste aber genau, dass er nicht einschlafen konnte, wenn er sich jetzt ins Bett legte. Egal wie müde er war, sobald er im Bett lag, begannen seine Gedanken zu kreisen und ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Viel zu lange ging das nun schon so, niemand konnte ihm helfen und Schlaftabletten waren auf Dauer keine Lösung.

    Er trat ans Fenster und sah hinaus. Es war eine sternenklare Nacht und am Firmament funkelten die Sterne wie Diamanten. Freya hatte diesen Anblick geliebt, stundenlang hatte sie am Fenster gestanden, besonders in den Sommermonaten, wenn die Wahrscheinlichkeit hoch gewesen war Sternschnuppen zu sehen. Sie hatte es spannender gefunden als jedes Fernsehprogramm, darauf zu warten, dass ein Stern vom Himmel fiel und mit einem letzten Aufleuchten verglühte. Unzählige Nächte hatten sie im Sommer draußen im Liegestuhl gelegen, eingekuschelt in eine Wolldecke. Lars hatte jede Sekunde mit Freya genossen, umso mehr schmerzte jetzt die Erinnerung.

    Lars öffnete das Fenster und sog tief die kalte Dezemberluft ein. Für einen Moment glaubte er, Schnee in der Luft zu riechen, vielleicht täuschte er sich aber auch. Elisabeth würde es auf jeden Fall freuen. Sie liebte Schnee, genau wie ihre Mutter. Wenn es nach Elisabeth ging, konnte es nie kalt genug sein. Daran erkannte man die nordische Herkunft ihrer Mutter. Er selbst mochte es lieber warm.

    Sein Blick schweifte über den Himmel, so als suchte er nach etwas und er wusste, er würde es nicht finden. Er hoffte auf ein Zeichen, irgendeins, dass Freya da draußen irgendwo war und von dem Ort, an dem sie sich nun befand, zu ihnen sah und jeden ihrer Schritte begleitete. Er wollte daran glauben, dass es möglich war.

    Nach einer Weile schloss er das Fenster wieder, blieb aber noch etwas stehen und betrachtete den Sternenhimmel. Er sandte einen stummen Wunsch ans Universum ihm endlich die unendliche Trauer zu nehmen und das Glück in sein Leben zurückzubringen.

    Nicht weit von Lars entfernt, in einem alten, frisch renovierten Stadthaus, lief eine weitere unruhige Seele durchs Haus. Oft wissen wir nicht, dass ganz viele Menschen gerade ähnlich fühlen wie wir selbst und sich ganz in unserer Nähe befinden. Manchmal kreuzen sich die Wege dieser Menschen auf magische Weise. Das Schicksal weiß immer, was zu tun ist und nicht selten schickt es uns zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Menschen in unser Leben, einen, den wir gerade brauchen und der vielleicht genauso sehr uns braucht. Von all dem konnten Lars und Vera, die gerade beide betrübt am Fenster standen und nach draußen sahen, nichts ahnen. Beide waren in ihrer Schwermut gefangen, von der Erwachsene häufig befallen wurden.

    Vera hatte fast zwei Stunden vergeblich versucht einzuschlafen und sich im Bett ruhelos von einer Seite zur anderen gewälzt. Schließlich hatte sie aufgegeben. Sie war in die Küche gegangen, hatte sich einen Kakao zubereitet und stand nun am Fenster, in der Hand die Tasse heiße Schokolade, zu ihren Füßen ihre Labrador Hündin Arielle.

    Sie öffnete das Fenster weit und atmete die frische Luft ein. Es roch nach Schnee. Die eisige Luft wehte um sie herum und Vera umklammerte die warme Tasse mit ihren Händen noch etwas fester. Ihr Blick ging hinauf zu den Sternen. Sie liebte diesen Anblick. Die Unendlichkeit des Universums faszinierte sie. Von hier unten sahen die Sterne so klein aus und es war schwer zu glauben, dass sie in Wahrheit riesengroß waren, während sie von der Erde aus wie winzige Kristalle den Himmel mit ihrem Leuchten verschönerten. In solchen Momenten wurde einem bewusst wie winzig man als Mensch war im Vergleich zum Universum.

    Gedankenverloren trank Vera ihren Kakao in kleinen Schlucken, während ihr Blick über den Sternenhimmel schweifte. Schon als Kind hatte sie der Anblick fasziniert und bis heute hatte er seine Anziehungskraft nicht verloren. Im Stillen hoffte sie, eine Sternschnuppe am Himmelszelt zu entdecken. Im Dezember und Januar war die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, weil sie vermehrt vom Himmel fielen. Bisher hatten sich ihre Wünsche, die sie an die Sternschnuppen gerichtet hatte, immer erfüllt, zwar nicht sofort und es konnte deshalb reiner Zufall sein, dass die Wunscherfüllung tatsächlich mit den Sternschnuppen in Verbindung stand, aber sie wollte weiter daran glauben. Vielleicht war es auch der Glaube selbst, der ihr am Ende ihre Wünsche erfüllt hatte, aber war es nicht viel magischer und romantischer an die Kraft der Sternschnuppen zu glauben?

    Als hätte Arielle ihre Gedanken erfasst, stand sie auf und sprang mit den Vorderpfoten aufs Fensterbrett.

    „Na, hast du auch einen Wunsch ans Universum?", fragte sie ihre Hündin. Sie legte ihren Arm um Arielle und streichelte sie.

    So standen sie einträchtig da und obwohl keine Sternschnuppe zu sehen war, sandte Vera einen stillen Wunsch nach oben zu den Sternen. Vielleicht fiel genau in diesem Moment irgendwo auf der Welt eine Sternschnuppe vom Himmel und sie konnte sie bloß nicht sehen. Alles was sie sich wünschte war ein bisschen Liebe. Während sie an ihren Wunsch dachte, stupste Arielle sie mit der Nase.

    „Ich weiß, meine Süße, ich hab ja dich, aber ein lieber Mann an meiner Seite wäre auch nochmal schön. Endlich wieder die Verliebtheit spüren und das Glück einer tiefen Liebe."

    Nach einer Weile war die Tasse leer und Vera begann zu frieren am offenen Fenster. Die Sternschnuppen ließen immer noch auf sich warten.

    „Wir sollten ins Bett gehen", sprach sie zu Arielle.

    Arielle hatte verstanden, nahm die Pfoten von der Fensterbank und trottete bereits zurück zum Bett, während Vera sorgfältig das Fenster schloss und sich vom Sternenhimmel abwendete.

    Noch jemand wendete sich im selben Moment vom Fenster ab. Mit gesenkten Schultern und einem Herzen so schwer wie Blei, schlurfte Lars zu dem großen, gemütlichen Ohrensessel und ließ sich darin nieder. Freya hatte ihn im Internet entdeckt und sich gleich verliebt. Er passte nicht zur restlichen Einrichtung, aber das war ihr egal gewesen.

    Er knipste die Stehlampe neben dem Sessel an und griff nach dem Foto auf dem kleinen Beistelltisch. Es zeigte Freya. Wie immer lächelte sie unbeschwert in die Kamera. Sie hatte eigentlich immer gelächelt und das Leben leicht genommen. Vielleicht hatte er deshalb die vielen Fotos von ihr im Haus aufgestellt, damit die Fröhlichkeit zurückkehrte. Sicher nicht nur, um sie nicht zu vergessen, denn eine Frau wie Freya konnte man nicht vergessen.

    Zärtlich strich er mit dem Finger über das Foto, fuhr die Konturen ihres Gesichtes nach, strich über ihre Haare und stellte sich vor wie es sich angefühlt hatte Freya zu berühren. Er rief sich ihren Duft in Erinnerung und fast glaubte er, ihn wahrnehmen zu können. Er wusste, es war nicht gut die Vergangenheit festzuhalten. Wenn er wieder glücklich werden wollte, musste er das Vergangene respektieren, lernen damit zu leben und wieder nach vorne schauen, aber es fiel ihm so unglaublich schwer. Der Schmerz war nach all der vergangenen Zeit immer noch zu groß, als dass er ihn einfach ignorieren konnte.

    In dem Moment fiel eine Sternschnuppe vom Himmel und erhellte für den Bruchteil einer Sekunde den nächtlichen Himmel. Weder Lars noch Vera sahen sie, aber ihre Wünsche waren klar und deutlich vernommen worden.

    Manchmal sind sich zwei Seelen so nah und wissen nichts voneinander. Dann muss das Schicksal nachhelfen oder eine Sternschnuppe, damit sie einander finden. Eine einzige Sternschnuppe kann nicht nur einen Wunsch erfüllen, sondern sie erfüllt alle Wünsche, die zum Zeitpunkt ihres Verglühens an sie gerichtet werden.

    Es war eine magische Nacht und wundersame Dinge sollten geschehen, doch davon ahnten Lars und Vera in diesem Augenblick nichts. Während Lars irgendwann gegen Morgen völlig erschöpft im Sessel einnickte, hatte Vera sich in ihrem Bett eng an Arielle gekuschelt und träumte von Dingen, an die sie sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnerte.

    3. Kapitel

    Schneeflocke erwachte mitten in der Nacht. Sie hob den Kopf und lauschte angestrengt, dabei zuckten ihre Ohren hin und wieder aufgeregt. Was war das für ein Geräusch gewesen, das sie geweckt hatte?

    Ihr Blick fiel auf ihre Freundin Elisabeth. Sie schlief tief und fest und außer tiefen Atemzügen verursachte sie kein Geräusch.

    Schneeflocke wollte der Sache auf den Grund gehen. Sie erhob sich von Elisabeths Kissen und vergewisserte sich, dass das Menschenkind nicht aufgewacht war. Dann sprang sie geschmeidig und fast lautlos vom Bett zu Boden. Sie landete auf dem flauschigen Teppich vor dem Bett, wo sie sich erstmal ausgiebig streckte. Danach konnte es losgehen. Schneeflocke startete ihren Erkundungsgang durchs Haus. Nachts, wenn alles schlief, war das besonders schön, weil ihr das Haus ganz allein gehörte.

    Auf leisen Pfoten schlich sie die Treppe hinunter und ging auf direktem Wege ins Wohnzimmer. Sie sah sofort, dass jemand im Sessel kauerte und vor sich hin schnarchte. Das Schnarchen war nicht besonders laut, konnte also nicht dafür verantwortlich sein, dass sie mitten in der Nacht aufgewacht war. In all den Jahren hatte sie sich daran gewöhnt, denn manchmal schlief sie auch bei Lars, wenn sie spürte, dass er sie dringender brauchte als Elisabeth.

    Auf einmal hörte sie draußen ein Klappern. Schneeflocke spitzte die Ohren und sprang mit einem Satz auf die Fensterbank. Sie sah nach draußen, konnte aber nichts entdecken, was das Geräusch verursacht hatte. Doch ihr fiel etwas anderes auf. Das Fenster stand einen Spalt offen und ein kühler Luftstrom wehte ihr entgegen.

    Ich könnte kurz draußen nachsehen, überlegte Schneeflocke. Sie versuchte, mit ihrer Pfote das Fenster noch ein Stück mehr zu öffnen, damit sie nach draußen schlüpfen konnte. Es funktionierte. Sie war bisher nie draußen gewesen und ihr war etwas mulmig zumute, aber draußen war etwas und sie musste der Sache nachgehen. Es handelte sich sozusagen um einen Notfall. Ein letzter Blick zu Lars bestätigte sie in ihrem Vorhaben. Er schlief tief und fest und bekam nicht das Geringste mit. Schneeflocke huschte nach draußen, verharrte kurz auf dem Fensterbrett, dann sprang sie. Sie landete im Blumenbeet und sank mit ihren Pfoten in die Erde ein. Erschrocken machte Schneeflocke einen Satz nach vorne. Das Gefühl an ihren Pfoten fand sie eklig. Sie war eben eine echte Hauskatze und kannte das Leben draußen nicht. Das feuchte Gras, in dem sie sich nun wiederfand, war allerdings auch nicht viel besser. Es reichte ihr fast bis zum Bauch und durchnässte ihr Fell.

    Nichts wie zurück ins Haus, dachte Schneeflocke. Dort war es warm, gemütlich und sicher. Doch im selben Moment hörte sie wieder ein Geräusch. Sie zuckte erschrocken zusammen, denn hier draußen klang es viel lauter. Es musste von der anderen Seite des Hauses kommen.

    Auf leisen Sohlen schlich Schneeflocke durchs Gras und lugte um die Hausecke. An den Mülltonnen machte sie eine dunkle Gestalt aus, die offensichtlich in den Tonnen herum wühlte.

    Wie eklig. Schneeflocke schüttelte sich. Obwohl sie weit genug entfernt war, nahm sie den Geruch wahr, der von den Tonnen ausging. Undenkbar darin herum zu wühlen. Schneeflocke fühlte sich jetzt schon schmutzig, weil die Erde aus dem Blumenbeet an ihren Pfoten klebte. Das Leben draußen war nichts für sie. Sie war es nicht gewohnt.

    Eine Weile beobachtete sie die Gestalt, folgte jeder ihrer Bewegungen. Eine ernste Gefahr schien nicht von ihr auszugehen, aber es schadete nicht, wachsam zu bleiben. Doch Schneeflockes Gefühl bestätigte sich nach einer Weile, als die Gestalt die Tonne zuklappte und sich daran machte das Grundstück zu verlassen. Schneeflocke sah ihr hinterher, um sicher zu gehen, dass die Person wirklich verschwand. Sobald die Anspannung von Schneeflocke abfiel, spürte sie wie kalt es draußen war. Ihr Winterfell war nicht so dick wie das einer Freigängerkatze und sie sehnte sich nach der Wärme des Hauses zurück. Gerade als sie sich auf den Weg machen wollte, spürte sie etwas Feuchtes auf ihrer Nase.

    „Huch, was war das denn?", fragte sich das Kätzchen.

    Schneeflocke schleckte mit der Zunge über ihre Nase, kam dem Rätsel jedoch nicht auf die Spur. Sie sah nach oben zum Himmel und stellte fest, dass es anfing zu schneien. Staunend sah Schneeflocke den dicken weißen Flocken zu, wie sie durch die Luft tanzten und gen Erde schwebten. Es war nicht das erste Mal, dass sie Schnee sah, aber bisher hatte sie die weiße Pracht immer nur vom Fenster aus gesehen. Deshalb war es etwas ganz Besonderes für sie. Wenn sie vom Fenster aus den

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