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Verräter müssen sterben
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eBook236 Seiten3 Stunden

Verräter müssen sterben

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Über dieses E-Book

Die Köpfe des berüchtigten Münchner Bottas-Clans wurden verhaftet, die Gerichtsverhandlung steht unmittelbar bevor. Der Buchhalter des Clans ist bereit, vor Gericht auszusagen - und steht dadurch auf deren Abschussliste, denn Verräter müssen sterben.
Leo Schwartz und seine Kollegen sollen den Kronzeugen schützen. Die Aufgabe sieht anfangs einfach aus, wird aber durch eine undichte Stelle brandgefährlich…
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum11. Sept. 2019
ISBN9783748560791
Verräter müssen sterben
Autor

Irene Dorfner

Irene Dorfner - Die Autorin wurde 1964 in Reutlingen/Baden-Württemberg geboren und ist auch dort aufgewachsen. Die gelernte Großhandelskauffrau lebt seit 1990 mit ihrer Familie in Altötting/Bayern. 2013 hat sie ihren ersten Krimi veröffentlicht, kurz darauf erschien der nächste Fall. Seitdem widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben von Krimis/Thriller. Aus der Leo-Schwartz-Reihe sind bisher 30 Fälle erschienen - und ein Ende ist nicht in Sicht...

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    Buchvorschau

    Verräter müssen sterben - Irene Dorfner

    Vorwort

    Copyright © Irene Dorfner 2019

    All rights reserved

    Lektorat: FTD-Script, D-84503 Altötting

    "Man fällt nicht über seine Fehler. Man fällt immer über seine Feinde, die diese Fehler ausnutzen."

    Kurt Tucholsky

    ANMERKUNG

    Die Personen und Namen in diesem Buch sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Auch der Inhalt des Buches ist reine Fantasie der Autorin. Auch hier sind Ähnlichkeiten rein zufällig. Die Örtlichkeiten wurden den Handlungen angepasst.

    1.

    Die junge Frau ahnte, was jetzt kommen würde, auch wenn sie kein Wort verstand. Sie hatte sich seit ihrer Entführung gewehrt, sobald sie die Möglichkeit dazu hatte. Die anderen hatten sie gewarnt, aber sie wollte nicht hören. Sie war die stolze Tochter eines Grundbesitzers in der Osttürkei und ihre Familie war in der Gegend sehr angesehen, auch wenn sie nicht wirklich reich waren. Ihre Eltern achteten immer darauf, dass sie gut gekleidet war und ermöglichten ihr nicht nur einen Schulbesuch, sondern auch einen Privatlehrer mit Namen Alaron, der sich in diese karge Ecke der Welt verirrt hatte und sich mit ihr und einem weiteren Schüler den Lebensunterhalt verdiente. Sie hatte keine Geschwister, weshalb die volle Aufmerksamkeit der liebevollen Eltern ihr allein galt. Ihre Welt war in Ordnung – bis sie vor einer gefühlten Ewigkeit auf dem Nachhauseweg vom Besuch ihres Onkels entführt wurde. Natürlich hatte sie sich mit aller Kraft gewehrt, aber die fremden Männer waren stärker, sie hatte nicht den Hauch einer Chance gehabt. Sie fand sich nach einer langen und ungemütlichen Fahrt zusammen mit acht anderen jungen Frauen, von denen viele nicht ihre Sprache sprachen, in einer dreckigen Hütte wieder. Trotzdem fanden sie einen Weg, sich zu verständigen. Keine hatte eine Ahnung, wo sie waren und was mit ihnen geschehen würde – aber jede einzelne hatte eine Vorahnung, die niemand wagte, auszusprechen. In den zwei Tagen Gefangenschaft bekamen sie nur altes Brot und schmutziges Wasser. Dann wurden sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen und auf die Ladefläche eines Lastwagens gepfercht. Es war dunkel und kalt. Anfangs war die Fahrt holprig, dann wurde sie ruhiger. Draußen wurde es lauter und Zisan schöpfte Hoffnung. Der Lastwagen stoppte. Waren sie am Ziel ihrer Reise angekommen? Zwei Männer zogen eine Frau nach der anderen von der Ladefläche und führten sie auf ein Schiff. Dort wurden sie wie Vieh in einen Container getrieben, in dem bereits weitere Frauen auf dem Boden kauerten. Einer der Männer reichte jeder zwei große Flaschen Wasser, dann wurde der Container beladen und verschlossen. Zisan bemerkte einige Packungen Brot auf dem Boden. Wie lange das wohl für die zweiundzwanzig Frauen reichen würde? Sie nahm sich vor, sparsam mit ihrem Wasser umzugehen. Nach wenigen Stunden fühlten alle, dass das Schiff ablegte. Viele weinten, andere sprachen Gebete. Zisan blieb ruhig. Sie hatte sich vorgenommen, keine Angst zu zeigen und sich nicht gehen zu lassen. Sie machte sich Sorgen um ihre Eltern, die sicher schon längst nach ihr suchten. Ob sie sie je wiedersehen würde?

    Wie lange sie unterwegs waren, konnte Zisan nicht sagen. Sie schätze etwa sieben Tage, es könnten aber auch mehr oder weniger sein. Das Wasser war längst zu Ende, Durst und Hunger wurden unerträglich. Alle mussten sich in die beiden Eimer erleichtern, was mehr und mehr zum Problem wurde. Einige Frauen waren seekrank geworden und hatten sich übergeben, was das Atmen zusätzlich erschwerte. Als endlich der Container geöffnet und entladen wurde, versuchte jede einzelne, die frische Luft tief einzuatmen. Draußen war es hell, die Augen der Frauen konnten sich nach der langen Dunkelheit nur langsam an das Licht gewöhnen.

    Zisan erkannte die beiden Männer, die sie hier eingesperrt hatten. Stolz hob sie den Kopf und kletterte allein aus dem Container, als einer ihr helfen wollte, auch wenn sie sehr wacklig auf den Beinen war. Sie wollte keine Schwäche zeigen, was ihr sehr gut gelang. Bei dem ihr angebotenem Wasser und den Broten langte sie zu, schließlich musste sie bei Kräften bleiben. Sie wurden in einen Lieferwagen gesetzt, der überraschenderweise sehr sauber und bequem war. Allerdings gab es keine Fenster, weshalb es nicht möglich war, herauszufinden, wo sie sich befanden. Ob eine der Frauen das überhaupt erkennen würde? Vermutlich nicht.

    Nach einer mehrstündigen Fahrt waren sie an ihrem Ziel angekommen. Sie durften duschen und bekamen frische Kleidung. Sie wurden in einen Raum geführt, bei dem ihr sofort klar war, was das zu bedeuten hatte: Prostitution! Sie hatte nicht nur darüber gelesen, sondern auch mit ihrem Vater darüber gesprochen, auch wenn ihm das Thema sehr unangenehm gewesen war. Sie sehnte sich nach ihrem Vater, der sie sehr liebte und der sie immer beschützt hatte. Jetzt war sie auf sich allein gestellt.

    Zisan machte es den Männern nicht leicht, die versuchten, ihren Stolz zu brechen, was ihr sehr viel Ärger einbrachte. Sie kratzte, biss und schlug um sich. Vor allem einer der Entführer, der offenbar Patrick hieß, bekam ihren Widerstand ab. Aber der Mann war ebenso stur wie sie und wollte nicht so schnell aufgeben. Immer wieder lockte er sie aus der Reserve. Wenn sie sich wehrte, schlug er sie. Die Schläge wurden heftiger. Schnell hatte sie erkannt, dass man sie ein, zwei Tage in Ruhe ließ, wenn sie geschlagen wurde. Das nutzte sie aus. Während ihrer Erholungsphasen fiel ihr ein Mann auf, der zu ihren Entführern gehörte, aber im Gegensatz zu den anderen sehr gütige Augen hatte. Sie lächelten sich nur an, was Balsam für ihre Seele war. Ein einziges Mal hatten sie die Möglichkeit, ein paar Worte zu wechseln. Der Mann schien überrascht, dass sie Englisch sprach, auch wenn sie mit der Grammatik Probleme hatte. Während sie die Worte aussprach, musste sie an den alten Alaron denken, der sich große Mühe gab, ihr die Worte beizubringen. Sie hätte weinen können, aber sie riss sich zusammen.

    Die hohe Stimme des fremden Mannes schreckte sie nicht ab. Sie hatte einen Nachbarn, der ähnlich sprach und über den sich viele lustig machten. Das hatte sie immer gehasst. Schon nach wenigen Worten tauchte dieser widerliche Patrick auf und zog sie mit sich. Trotzdem hielt sie immer wieder Ausschau nach dem netten Mann, der hier irgendwie nicht dazuzugehören schien. Vielleicht bekam sie mit ihm die Möglichkeit zur Flucht?

    Irgendwann wurde es hektisch. Allen Frauen wurde befohlen, die ihnen gereichte Kleidung anzuziehen, die kaum das Nötigste bedeckten. Zisan weigerte sich, diese Fetzen anzuziehen, die nicht mit ihrem Glauben und ihrer Erziehung vereinbar waren.

    Patrick war kurz davor, sie erneut zu schlagen. Langsam hatte er genug von dieser Kratzbürste. Sie machte nur Probleme und rebellierte, wo sie nur konnte. Er musste aufpassen, dass sich das nicht auf die anderen Frauen übertrug. Da er wusste, dass der Chef keine Blessuren an seinen Frauen sehen wollte, hielt er sich zurück und gab nach. Zisan wurde in einen Raum geführt, in dem die anderen Frauen bereits aufgereiht standen. Sie sahen alle wie billige Nutten aus und jede einzelne schämte sich für ihren Aufzug. Zisan sah sich um und bemerkte den Mann in einer Ecke stehen, der ihre einzige Hoffnung gewesen war. Warum ließ er das zu? Warum machte er nichts? Patrick schob sie grob zu den anderen. Sie war die einzige, die ein Kleid trug und damit aus der Reihe der dürftig gekleideten Frauen herausstach. Der Fremde, den alle ehrfürchtig behandelten und mit Stefan ansprachen, kam sofort auf sie zu. Er stand dicht vor ihr, sie konnte seinen schlechten Atem riechen. Am liebsten hätte sie den Kopf zur Seite gedreht, aber sie hielt seinem Blick stand.

    Stefan gefiel diese Frau. Sie zeigte keine Furcht und ihr Stolz war spürbar. Diese Art Frauen waren zwar nicht besonders gefragt, brachte aber auch eine hübsche Summe ein, wenn er den richtigen Käufer fand. Er packte sie am Kinn und sah ihr in die Augen.

    „Das ist die Frau, mit der es Probleme gibt?", wandte er sich an Patrick, ohne den Blick von Zisan zu wenden.

    „Ja, das ist sie. Sie wurde in der Osttürkei aufgegriffen. Sie hat von Anfang an nur Ärger gemacht. Ich habe hart durchgegriffen, aber das schien ihr nichts auszumachen."

    „Eine Türkin? Sagte ich nicht, dass ich keine mehr haben möchte?"

    „Die wurde uns angeboten und kostete nicht viel, also habe ich zugeschlagen. Wenn ich geahnt hätte, wie schwierig sie ist, hätte ich sie nicht genommen."

    Stefan sah sie sich von allen Seiten an, blieb aber immer an ihren fast schwarzen Augen hängen, die ihn anzogen.

    „Du tust dir mit deiner Gegenwehr keinen Gefallen, meine Schöne. Je eher du verstehst, dass du keine Chance hast, desto besser."

    „Das wird nichts, Chef. Diese Sorte kenne ich. Mit der werden wir nur Probleme haben."

    Stefan vermutete eine Frau aus gutem Hause und versuchte, ihr in den Mund zu sehen, denn die Zähne sagten viel über die Herkunft aus.

    Zisan hatte kein Wort verstanden. Sie war voller Hass. Als der Fremde auch noch seine dreckigen Finger in ihren Mund steckte, war sie außer sich. Mit aller Kraft biss sie zu. Und zwar so heftig, bis sie sein Blut schmecken konnte. Der Mann erschrak und schrie wie am Spieß. Als sie den Mund öffnete, zog er seine Finger zurück. Zu allem Überfluss spuckte sie ihn auch noch an. Die mit Blut durchtränkte Spucke landete direkt in seinem Gesicht und war für alle sichtbar. Patrick eilte hinzu und reichte Stefan ein Tuch, mit dem er die blutenden Finger rasch einband. Unruhe machte sich breit, alle starrten Zisan an.

    Die hielt stolz den Kopf gerade und sagte keinen Ton. Sie fühlte sich im Recht. Dieser Stefan hatte sie betrachtet wie ein Stück Vieh, und das erlaubte sie ihm nicht. Sie hatte sich mit aller Kraft gewehrt – und als sie das wütende Gesicht des Mannes sah, hatte sie verstanden, dass das ihr Todesurteil war.

    2.

    Zehn Wochen später

    „Jetzt hör endlich mit deiner Bockerei auf, du beleidigte Leberwurst!" Der achtundfünfzigjährige Kriminalhauptkommissar Hans Hiebler hatte die Nase gestrichen voll. Er war seit drei Monaten aus Las Vegas zurück, wo er seine Freundin Anita geheiratet hatte. Er hatte niemandem davon erzählt, was er auch nicht als seine Pflicht ansah. Das war eine Sache zwischen ihm und seiner Anita - und ging niemanden etwas an. Als die Nachricht durchsickerte, gratulierten ihm alle Freunde und Kollegen. Sie alle freuten sich mit ihm – aber nicht Leo Schwartz. Der reagierte sauer und war beleidigt. Leo vermied jeglichen Kontakt, der über das Berufliche hinausging und sprach seitdem nur das Nötigste mit ihm.

    „Leck mich!", sagte Leo und verschränkte die Arme vor der Brust. Den vierundfünfzigjährigen gebürtigen Schwaben hatte die Nachricht sehr getroffen. Waren er und Hans nicht die besten Freunde, die alles voneinander wussten und sich blind vertrauten? Offensichtlich nicht, denn sonst hätte wenigstens er Bescheid gewusst, anstatt wie ein Trottel dazustehen. Nein, diesen Vertrauensbruch würde er Hans niemals verzeihen. Seitdem vermied er es so gut es ging, mit ihm zusammenzuarbeiten oder ihn auch nur anzusehen. Worte wurden nur wenige gewechselt. Leo hatte seinen Jahresurlaub längst aufgebraucht, weshalb es jetzt seit Wochen keinen Grund mehr gab, nicht zur Arbeit zu gehen. Er hätte eine Krankheit vorschieben und zuhause bleiben können, aber das war nicht sein Ding.

    „Leute, bitte!", versuchte die Leiterin der Mordkommission Tatjana Struck zu schlichten – wie so oft in den letzten Monaten. Sobald die beiden aufeinandertrafen, war die Stimmung im Keller. Außerdem waren die beiden mehrmals kurz davor gewesen, sich an die Gurgel zu gehen, wobei die Provokationen von beiden Seiten ausgingen. Tatjana fühlte sich wie im Kindergarten und hatte langsam keine Lust mehr, zur Arbeit zu gehen. Es gab keinen neuen Mordfall, weshalb sie und die beiden Streithähne gezwungen waren, andere Aufgaben zu übernehmen und die Kollegen zu unterstützen, was keinem besonders gefiel. Sie hatten keine Wahl, denn die Kriminalpolizei Mühldorf war durch Urlaub und ungewöhnlich viele Krankheitsfälle völlig unterbesetzt. Für die verletzte Kollegin Diana Nußbaumer, die sich sehr gut erholte, war immer noch kein Ersatz eingetroffen, der vielleicht die Stimmung etwas anheben könnte. Krohmer versprach immer wieder, dass das Problem nur ein kurzfristiges sei, aber trotzdem hatte sich noch nichts an der Situation geändert.

    Warum hatte der Chef um eine Besprechung gebeten? Alle hofften inständig, dass es eine neue Aufgabe gäbe, mit der alle auf andere Gedanken kämen.

    Es herrschte wieder Schweigen, was allen aufs Gemüt schlug.

    Endlich betrat Rudolf Krohmer gemeinsam mit dem Staatsanwalt Eberwein das Besprechungszimmer. Krohmers Laune war nicht die beste, was alle sofort merkten.

    „Wo ist Fuchs?", raunte Krohmer und sah Tatjana an.

    „Keine Ahnung!"

    „Na, dann holen Sie ihn!", sagte der Staatsanwalt, dessen Laune auch nicht besser war.

    „Bin ich hier das Kindermädchen?" Tatjana war sauer. Solch eine Behandlung brauchte sie sich nicht gefallen lassen. Sie nahm ihr Handy und rief Fuchs an.

    „Was?", maulte der Leiter der Spurensicherung, nachdem er es hatte lange klingeln lassen.

    „Wir warten auf Sie im Besprechungszimmer. Los, Tempo!" Tatjana legte auf und sah Krohmer an, der nur nickte.

    Fuchs hatte die Zeit vergessen und erschrak. Er war sonst immer pünktlich und mochte es selbst nicht, wenn man sich nicht an Vereinbarungen und Termine hielt. Er ließ alles stehen und liegen und machte sich auf den Weg. Ob er sich entschuldigen sollte? Das war das mindeste, was er tun konnte.

    „Ich bitte vielmals…"

    „Setzen Sie sich!, unterbrach Krohmer. „Jetzt, da wir vollständig sind, können wir endlich anfangen. Bitte, Herr Eberwein.

    „Ihnen sagt der Name Wolfgang Terpitz etwas?"

    „Nein", sagte Tatjana.

    „Wer soll das sein?", rief Leo.

    Eberwein schüttelte den Kopf, denn es war augenscheinlich so, dass niemand den Leitenden Oberstaatsanwalt der Wirtschaftskammer des Landgerichts München II kannte, was ihm unbegreiflich war. Terpitz war im bayerischen Justizkreis eine Berühmtheit und hatte sich in den letzten fünfzehn Jahren einen sehr guten Ruf erarbeitet. Zum Glück hatte Eberwein ein Infoblatt des Landgerichts München II dabei, auf dem auch Terpitz‘ Bild abgedruckt war.

    Er gab den Mühldorfer Kriminalbeamten einen Moment.

    „Na? Dämmerts?"

    „Ich kenne den Mann trotzdem nicht", sagte Leo, der mit Unwissenheit kein Problem hatte. Man konnte schließlich nicht alles wissen.

    „Ich bin Terpitz einmal begegnet, sagte Hans Hiebler. „Sie erinnern sich, Chef?

    Krohmer nickte.

    „Schleimscheißer", flüsterte Leo.

    „Halt die Klappe!", flüsterte Hans zurück.

    Beide ernteten von Krohmer einen Blick, der sich gewaschen hatte. Natürlich hatte auch er mitbekommen, dass es zwischen den beiden große Diskrepanzen gab, die ihn aber nichts angingen. Das sollten die beiden mal schön unter sich ausmachen. Sobald er aber mitbekäme, dass dieser Streit offen in seiner Polizei ausgetragen wurde oder gar die Arbeit beeinflusste, musste er einschreiten. Noch war es nicht so weit, denn er hatte noch nichts davon mitbekommen. Das lag auch daran, dass Tatjana kein Wort darüber verlor.

    „Sie haben sicher alle von dem bevorstehenden Strafverfahren gegen den Bottas-Clan gehört."

    „Logisch, die Medien berichten ja von nichts anderem mehr", sagte Fuchs und sah auf die Uhr. Warum war er hier? Was ging ihn das hier an?

    „Die Verbrechen, die diesem Clan angelastet werden, wurden hauptsächlich in Süddeutschland verübt. Man hat sich dafür ausgesprochen, dass die Gerichtsverhandlung im Landgericht München II stattfindet, was Terpitz als zuständiger Oberstaatsanwalt angeregt hatte. Diese Information sollte eigentlich geheim bleiben, ist aber trotzdem durchgesickert. Dass der Ort der Gerichtsverhandlung bekanntgeworden ist, ist nicht mehr zu ändern. Es wissen nur sehr wenige, wann die Gerichtsverhandlung stattfindet und das soll auch so bleiben. Die Freunde des festgenommenen Franco Bottas und seines Bruders Stefan werden alles versuchen, die Verhandlung zu sabotieren."

    „Woher wollen Sie das wissen?", maulte Leo, der kein Interesse an dem hatte, was Eberwein von sich gab. Was ging das die Mühldorfer Kriminalpolizei an?

    „Wir haben unsere Quellen, Herr Schwartz. Wenn ich sage, dass von Seiten des Bottas-Clans alles unternommen wird, um das Strafverfahren zu verhindern, dann ist das so! Und daran werden auch die Anwälte nichts ändern, die die Bottas-Brüder vertreten."

    „Aber was haben wir….?"

    „Wenn Sie jetzt endlich den Staatsanwalt ausreden lassen würden, kämen wir auf den Punkt",

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