DRECKSPACK
Von Irene Dorfner
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Über dieses E-Book
Als wäre das nicht genug, hat Leo auch noch einen Hexenschuss und quält sich mit den Schmerzen vom Tatort zur nächstgelegenen Apotheke. Dort lernt er eine Frau kennen – und die führt ihn direkt zu einem lange gesuchten Terroristen, der im verschlafenen Kastl vor über 30 Jahren untergetaucht ist…
Irene Dorfner
Irene Dorfner - Die Autorin wurde 1964 in Reutlingen/Baden-Württemberg geboren und ist auch dort aufgewachsen. Die gelernte Großhandelskauffrau lebt seit 1990 mit ihrer Familie in Altötting/Bayern. 2013 hat sie ihren ersten Krimi veröffentlicht, kurz darauf erschien der nächste Fall. Seitdem widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben von Krimis/Thriller. Aus der Leo-Schwartz-Reihe sind bisher 30 Fälle erschienen - und ein Ende ist nicht in Sicht...
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Buchvorschau
DRECKSPACK - Irene Dorfner
1.
DRECKSPACK
Leo Schwartz Fall 31
IRENE DORFNER
Die Personen und Namen in diesem Buch sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig (bis auf die Namen: Hildegard Bückler, Regine Liebers, Jörg Greisinger und Enno Jakobs – hier liegen Einverständnisse vor).
Der Inhalt des Buches ist reine Fantasie der Autorin. Auch hier sind Ähnlichkeiten rein zufällig. Die Örtlichkeiten wurden den Handlungen angepasst.
Ich bedanke mich bei meinen Lesern für die Treue, denn ohne euch wäre ich nie so weit gekommen. Vielen Dank auch an Frank und Tommy – für die Geduld und die Unterstützung!
Die Reise mit Leo Schwartz & Co. geht auf jeden Fall weiter!!
Viel Spaß mit diesem neuen Fall,
Eure Irene Dorfner
Copyright © 2019 Irene Dorfner
All rights reserved
Lektorat: FTD-Script, D-84503 Altötting
1.
Die Umgebung für das Treffen war unwirklich. Die Schritte der zweiundvierzigjährigen Frau hallten im Kreuzgang der Altöttinger Stiftskirche. Weit und breit war niemand zu sehen. Wo war diese verdammte Tilly-Kapelle? Endlich fand sie sie, stellte sich direkt vor das Gitter und klammerte sich mit der linken Hand daran fest. Eigentlich war sie eine taffe Frau, aber jetzt hatte sie doch Schiss. Suchend blickte sie sich um. Es war nach einundzwanzig Uhr und ihre Verabredung ließ sich nicht blicken. Warum hatte sie sich auf dieses Treffen eingelassen? Sie hätte auf einen anderen Ort bestehen sollen, aber dafür war es jetzt zu spät. Nach Minuten, die sich unendlich lange anfühlten, hörte sie Schritte. Endlich!
„Ich bin hier", rief sie. Ihre Worte waren sehr laut, weshalb sie erschrak. Die Schritte entfernten sich. Sie war enttäuscht. Unpünktlichkeit hasste sie wie die Pest. Warum konnte man sich nicht an Vereinbarungen halten? Schließlich tat sie es ja auch.
Warum wollte sie der Mann gerade hier treffen? War das überhaupt ein Mann? Die Nachricht, die sie heute Morgen in ihrem Briefkasten fand, war nicht handgeschrieben. Normalerweise hätte sie auf so etwas nicht reagiert, aber sie war neugierig geworden und fuhr die knapp einhundert Kilometer von München nach Altötting. Zweihundert Euro Spritgeld lagen dem Schreiben bei, was sie zusätzlich lockte. Es interessierte sie nicht nur, was das hier sollte, sondern wer sich dahinter versteckte. Wer würde auf solch einen abstrusen Treffpunkt kommen? Sie war zum ersten Mal in Altötting, Dörfer waren nicht so ihr Ding. Sie liebte Großstädte und die Möglichkeiten, die sich ihr dort boten. Was sollte sie auf dem Land?
Sie wartete und wurde ungeduldig. Beinahe jede Minute sah sie auf die Uhr ihres Handys, dessen Display die Umgebung gespenstisch ins Licht setzte.
Es war kurz vor halb zehn. Wo war ihre Verabredung? Seit sie hier war, war sie niemandem begegnet, was sie so nicht erwartet hatte. Sie kannte die Stiftskirche nicht, mit Kirchen hatte sie noch nie etwas am Hut gehabt. War es nicht so, dass es in solch riesigen Kirchen von Personal wimmelte? Gab es keine Mönche oder Nonnen? Was war mit dem Reinigungspersonal oder dem Hausmeister?
Es wurde kalt und sie zog den Mantel enger um das leichte Kleid, das für diese Temperaturen viel zu dünn war. In den offenen, hohen Schuhen spürte sie ihre Zehen kaum mehr. Langsam hatte sie genug. Sie gab sich noch fünf Minuten, dann würde sie diesen Mist hier abblasen.
Die fünf Minuten waren um und sie war sauer. Die zweihundert Euro würde sie auf jeden Fall behalten. Und sollte sie noch ein einziges Mal eine ähnliche Nachricht in ihrem Briefkasten finden, würde sie sie an Ort und Stelle in tausend Stücke reißen. Festen Schrittes ging sie los.
Die klappernden Geräusche ihrer teuren Schuhe füllten beinahe den ganzen Kreuzgang der Stiftskirche. Von dem beklemmenden Gefühl, das sie seit einer halben Stunde hatte, war nichts mehr zu spüren. Bis München bräuchte sie mit ihrem neuen Wagen um diese Uhrzeit sicher nicht lange. Es blieb genug Zeit für einen Drink in ihrer Lieblingskneipe.
Aber dazu kam es nicht mehr. Sie spürte einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf - und dann wurde es schwarz.
2.
Die Schmerzen waren für den vierundfünfzigjährigen Leo Schwartz kaum auszuhalten. Heute Morgen verspürte er beim Anziehen seines Cowboystiefels einen heftigen Schmerz im unteren Rücken. Für einige Sekunden war ihm die Luft weggeblieben. Was war das? Umständlich hatte er es geschafft, den zweiten Stiefel anzuziehen. Der Gang von seiner Wohnung die Treppe nach unten war für ihn kaum zu bewältigen. Stufe für Stufe ging es abwärts, was ewig dauerte. Die Umgebung des idyllisch gelegenen Bauernhofes vor den Toren Altöttings war ihm im Moment herzlich egal.
„Was ist denn mit dir los?" Tante Gerda kümmerte sich seit über einer Stunde um ihr Gemüsebeet, das nur darauf wartete, endlich bepflanzt zu werden. Der Winter war sehr lange und kalt gewesen, der Frühling ließ sich lange bitten. Jetzt Ende Mai war es endlich warm geworden und die Meteorologen sagten einen ähnlich heißen Sommer wie im letzten Jahr voraus. Tante Gerda glaubte nicht daran. Sie beobachtete die Vegetation und die Tiere – und die prophezeiten einen eher durchwachsenen Sommer. Auch deshalb wollte sie endlich ein Gewächshaus haben, dessen Bau fürs nächste Wochenende anstand. Die Pflanzen dafür waren gekauft und warteten nur darauf, endlich einziehen zu dürfen. Bis dahin versorgte Tante Gerda das Gemüsebeet, das zum Schutz vor Wildtieren mit einem Zaun umgeben war und das sie nicht vorhatte, nur wegen eines Gewächshauses aufzugeben. Leos Vermieterin und Ersatzmutter war mit ihren siebenundsiebzig Jahren noch sehr rüstig, was jetzt besonders deutlich wurde.
„Nun sag schon: Was ist los?", drängelte Tante Gerda und stellte sich ihm in den Weg.
„Kreuzschmerzen", sagte Leo kleinlaut, als er am Ende der Treppe angekommen war. Erst jetzt bemerkte er, dass ihm sogar das Sprechen schwerfiel. Konnte das sein?
„Was habe ich dir gesagt? Zwei Wochen lang bist du nur im Liegestuhl gelegen und hast dich kaum bewegt. Wie oft habe ich dir vorgebetet, dass das noch schlimm enden wird, wenn du nur herumliegst? Aber du wolltest ja nicht auf mich hören! Der gnädige Herr hat all meine Ratschläge in den Wind geschlagen. Und jetzt haben wir den Salat! Komm mit!"
Leo wusste, dass Tante Gerda mit ihrer Predigt richtig lag. Den Urlaub hatte er sich redlich verdient und ihn so gestaltet, wie er es für richtig erachtete. Da es seine Verlobte Sabine Kofler vorzog, statt eines gemeinsamen Urlaubs einen Job in Frankreich anzunehmen, konnte er endlich die Bücher und Zeitschriften lesen, für die er in den letzten Monaten keine Zeit gehabt hatte. Dafür hatte er im Schuppen einen alten Liegestuhl gefunden, den Tante Gerda als viel zu unbequem erachtete. Er hingegen war damit zufrieden, das alte Ding würde seinen Zweck schon erfüllen. Entgegen Tante Gerdas Rat, sich einen neuen Liegestuhl zu kaufen, benutzte er dieses antike Stück und sparte sich das Geld, was ihm als gebürtigem Schwaben sehr entgegen kam. Das Wetter spielte einigermaßen mit. Wenn nicht, dann legte er sich eine Decke über. Ja, er hatte schnell bemerkt, dass sich der alte, klapprige Liegestuhl als sehr unbequem erwies, trotzdem dachte er nicht daran, ihn durch ein neues Modell zu ersetzen. Ob davon diese Rückenschmerzen kamen? Vermutlich. Tante Gerda hatte wieder einmal Recht behalten.
„Zieh dein T-Shirt hoch, sagte die alte Dame, als sie mit einer Schachtel aus dem Bad zurückkam. „Du meine Güte! Was ist denn auf dem T-Shirt abgebildet? Ist das eine Hanfpflanze?
Leo hatte einfach nur in den Schrank gegriffen und hatte nicht darauf geachtet. Ja, das war eine Hanfpflanze, was er jetzt auch als schlechte Wahl erachtete. Das T-Shirt musste bleiben, denn den Weg zurück in seine Wohnung würde er nicht mehr schaffen.
„Du solltest dich schämen, Leo! Als Kriminalbeamter solltest du dich nicht so respektlos kleiden. Damit wirst du dich blamieren! Wann wirst du endlich erwachsen? Tante Gerda schüttelte den Kopf. „Was ist nun mit dem T-Shirt? Zieh es endlich hoch!
„Du musst mir helfen, ich schaffe es nicht."
Tante Gerda griff beherzt zu. Leo stiegen Tränen in die Augen, die Schmerzen waren unerträglich. Die alte Dame schien kein Mitleid mit ihm zu haben. Sie stellte sich hinter ihn und drückte ihm ein Pflaster auf die nackte Haut, die während seines Urlaubes kaum Farbe angenommen hatte. Er sah aus wie ein einseitig gegrilltes Hähnchen, denn die Vorderseite passte nicht zu seiner Rückseite.
„Das wird jetzt ordentlich warm werden. Wenn die Schmerzen nicht leichter werden, musst du zum Arzt gehen. Der wird dir eine Spritze geben und dir hoffentlich auch Krankengymnastik verschreiben. Wie kann man in deinem Alter nur so dumm sein! Ich habe dir gesagt, dass es dir nicht guttut, auf der klapprigen Liege zwei Wochen faul herumzuliegen." Während Leo das T-Shirt in Zeitlupentempo herunterzog, hielt ihm Tante Gerda eine Strafpredigt, die sich gewaschen hatte. Wenn seine Schmerzen nicht so groß gewesen wären, hätte er vielleicht auch mitbekommen, was sie sagte.
Nach einigen Minuten begann das Wärmepflaster zu wirken. Ob er es schaffte, so Auto zu fahren? Er sah auf die Uhr. Schon kurz nach acht. Die Kollegen warteten sicher schon.
„Wo willst du hin?", sagte Tante Gerda, die ihren Vortrag noch nicht beendet hatte.
„Zur Arbeit."
„So kannst du ganz sicher nicht Autofahren!"
„Wer sagt das?"
„Ich!"
„Das geht schon. Vielen Dank für Deine Hilfe."
„Du darfst so nicht fahren, sei doch vernünftig! Wenn dir dein Leben egal ist, solltest du an die anderen Verkehrsteilnehmer denken!"
Leo überhörte die Warnungen und ging langsam zu seinem Wagen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er hinter dem Steuer saß. Schon allein den Wagen zu starten kostete unendlich viel Mühe. Immer wieder sah er auf die Uhr, die Minuten rasten dahin. Als er es geschafft hatte, den Rückwärtsgang einzulegen, parkte neben ihm ein Wagen. Es war sein Kollege und Freund Hans Hiebler. Neidisch musste Leo mit ansehen, wie der fünf Jahre ältere Mann beschwingt aus dem Wagen sprang.
„Na, du Invalide?", grinste ihn Hans frech an.
„Was machst du denn hier?", fragte Leo.
„Tante Gerda rief mich an. Sie hat mir bereits ausführlich geschildert, wie schlecht es dir geht. Steig aus, ich fahre dich zum Arzt."
„Danke, aber das ist nicht nötig."
„Okay, wie du willst. Wir haben einen Mordfall. Bevor ich jetzt zum Tatort fahre, möchte ich sehen, ob du dich bewegen kannst. Steig aus!"
„Nein, das werde ich nicht tun! Leo wurde übel, was vermutlich von der Anstrengung kam. Oder vielleicht nur, weil er noch nichts gegessen hatte? Nein, das waren ganz sicher die Schmerzen. „Ich werde jetzt nicht aussteigen. Weißt du eigentlich, wie lange ich gebraucht habe, bis ich hinterm Steuer saß?
„Steig aus und setz dich in meinen Wagen, du sturer Bock! Ich fahre dich jetzt zum Arzt. Das ist mein letztes Angebot. Danach kannst du zusehen, wie du zurecht kommst."
Leo sah ein, dass er Hans‘ Hilfe brauchte. Dass er so nicht fahren konnte, war ihm klar. Also begann er, umständlich einen Fuß nach dem anderen aus dem Fahrzeug zu bekommen. Hans griff beherzt zu und zog Leo aus dem Auto. Die Schmerzen waren unvorstellbar. Ihm wurde schwindelig und konnte dem, was Hans mit ihm machte, nichts entgegensetzen. Nur wenige Augenblicke später saß Leo in Hans‘ Wagen und konnte vorsichtig durchatmen.
„Danke für den Anruf, Tante Gerda!", rief Hans der alten Dame zu, die tatsächlich seine echte Tante war. Er hatte Leo die Wohnung auf dem alten, renovierten Hof vermittelt, als der nach seiner Versetzung vor fünf Jahren eine Bleibe suchte.
„Das ist die Adresse des Arztes in Tüßling. Kümmere dich um Leo! Und bring ihm bei, dass man in seinem Alter nicht zwei Wochen auf einer alten, kaputten Liege verbringt! Er soll endlich kapieren, dass man sich bewegen muss!"
„Ich kann dich hören", sagte Leo.
„Wenn das, was ich dir sage, auch in deinem Dickschädel ankommen würde, wäre ich zufrieden."
„Stimmt das? Bist du in den letzten zwei Wochen nur im Liegestuhl gelegen, während wir dazu verdammt waren, alte Fälle durchzuarbeiten?"
Leo nickte nur. Er hatte bereits erfahren, dass sich der Chef in den Kopf gesetzt hatte, diese unliebsame Arbeit endlich umzusetzen. Leo musste zugeben, dass er sich gefreut hatte, davonzukommen.
„Na toll! Und wegen deiner Faulenzerei muss ich jetzt auch noch den Krankenpfleger spielen! Tante Gerda hatte völlig Recht. Wie kann man nur…."
„Hör schon auf! Nicht du auch noch! Ich hatte Urlaub und muss mich vor niemandem rechtfertigen, wie ich den verbracht habe. Kannst du dir vorstellen, dass ich große Schmerzen habe? Wie wäre es mit etwas Mitgefühl?"
„Kannst du vergessen! Tatjana, Diana und ich mussten uns durch staubige Akten wühlen, was übrigens nichts gebracht hat. Diesbezüglich vermisse ich auch dein Mitgefühl!"
„Du sprachst vorhin von einem Tatort", lenkte Leo vom Thema ab.
„Es gibt einen Toten in der Tilly-Gruft."
„Wo?"
„In der Tilly-Gruft in der Altöttinger Stiftskirche. Der Feldherr Tilly sagt dir nichts?"
„Nein, nicht wirklich."
„Arbeite gefälligst an deiner Allgemeinbildung! Tilly war ein berühmter Feldherr während des Dreißigjährigen Krieges. Er wurde zwanzig Jahre nach seinem Tod in die Altöttinger Stiftskirche überführt und ist dort in der Tilly-Gruft beigesetzt. Sein Herz ruht in der Gnadenkapelle. Hast du echt noch nie seinen gefensterten Sarg gesehen?"
„Nein."
„Da hast du was verpasst! Man kann durch das kleine Fenster den Schädel von Graf Tilly sehen."
„Warum soll ich mir den ansehen? Was hätte ich davon?"
„Das ist Geschichte, mein Lieber. Hast du daran kein Interesse?"
„An Toten ganz sicher nicht. Damit muss ich mich schon von Berufs wegen herumschlagen, das tue ich mir während meiner Freizeit sicher nicht an."
„Ich fasse es nicht, dass du noch nie etwas von Graf Tilly gehört hast! Wie lange lebst du jetzt schon in Altötting? Das müssten doch schon fünf Jahre oder noch länger sein!"
„Jetzt fang dich mal wieder! Es gibt sicher Dinge, die auch dir nicht geläufig sind. Wer ist das Opfer? Was ist passiert?"
„Keine Ahnung. Statt am Tatort zu sein, muss ich dich ja zum Arzt chauffieren!"
Die Behandlung dauerte nicht lange. Leo wurde bereits erwartet und konnte trotz des vollen Wartezimmers sofort in die Praxis durchgehen. Wie Tante Gerda das geschafft hatte, war ihm ein Rätsel. Als der Arzt das Wärmepflaster sah, entfernte er es, was nicht ohne Schmerzen möglich war. Leo schrie auf, was dem Arzt nur ein Lächeln entlockte.
Hans flirtete in der Zwischenzeit mit der hübschen Sprechstundenhilfe, was er leider nicht auskosten konnte. Nach wenigen Minuten war Leo bereits fertig und sie konnten gehen.
„Und?"
„Spritzen und ein Rezept für Schmerzmittel. Außerdem muss ich zur Krankengymnastik, aber das kann der Arzt vergessen. Was soll ich dort? Es habe mir sicher nur einen Nerv eingeklemmt, das wird schon wieder. Können wir? Ich bin gespannt, was uns in dieser Tilly-Gruft erwartet."
Hans musste lachen. Leo ging es deutlich besser, auch wenn er immer noch etwas gebückt ging und sogar humpelte. Dass sein Freund und Kollege maßlos übertrieb, war ihm klar. Was für ein Weichei! Er hätte an dessen Stelle die Zähne zusammengebissen und den Schmerz ertragen.
Tatjana Struck hatte den Tatort fest im Griff. Die achtunddreißigjährige Leiterin der Mordkommission hatte bereits einige Zeugen vernommen und sogar schon einen Streit mit Friedrich Fuchs vom Zaun gebrochen. Der Leiter der Spurensicherung hatte den Tatort abgesperrt und jedem verboten, auch nur einen Fuß über die Absperrung zu setzen. Der Streit war dadurch entstanden, als sich Fuchs erlaubte, Tatjana vor allen Kollegen zu maßregeln, was sich diese nicht