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Rabenlieder: 2. Band der "Raben..." Reihe
Rabenlieder: 2. Band der "Raben..." Reihe
Rabenlieder: 2. Band der "Raben..." Reihe
eBook235 Seiten3 Stunden

Rabenlieder: 2. Band der "Raben..." Reihe

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Über dieses E-Book

Saya ist eine junge Vampirin, die es nicht immer leicht hatte. Bevor sie zum Vampir wurde, war sie ein ganz normaler Teenager, der an Jungs dachte, mit Freunden wegging und ab und an die Schule schwänzte. Doch, das ist nun schon ein paar Jahre her. Sie ist jetzt ein Vampir, hat tolle übernatürliche Freunde und verbringt heiße Nächte mit dem Werraben Kris. Doch dann passiert etwas, was Sayas Glück erschüttert und auch ihre Vergangenheit droht, sie einzuholen. Doch als sie dem kleinen Jungen namens Eric begegnet, der ein ähnliches Schicksal durchmacht, wie Saya es vor einigen Jahren erlebt hatte, ist sie entschlossen ihm zu helfen und tüftelt mit ihren Freundinnen, Shania, Shina und Aniola einen Plan aus, der Grausamkeit ein für alle Mal ein Ende zu bereiten. Wird Kris ihr dabei helfen? Wie wird es mit den beiden weitergehen? Und was wird aus dem jungen Eric?
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum14. Sept. 2014
ISBN9783737507165
Rabenlieder: 2. Band der "Raben..." Reihe

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    Buchvorschau

    Rabenlieder - Janine Senkel (geb. Günther)

    Deutschsprachige Erstausgabe September 2014

    Copyright

    Rabenlieder© 2014 by Janine M. SENKEL

    Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de ISBN 978-3-7375-0716-5

    RABENLIEDER

    Ich widme dieses Buch meiner Freundin Angie, ohne die ich vermutlich nicht die wäre, die ich jetzt bin, ohne die ich einige Leute nicht kennengelernt hätte und ohne die ich einfach ein ganz anderes Leben geführt hätte. Ich hoffe, ich kann ihr mit den Büchern ein wenig zurückgeben.

    5 Jahre zuvor

    Sie war gerade auf dem Heimweg von The Egg, einer angesagten Londoner Disco. Obwohl sie nicht auf die Musik dort - es wurde ausschließlich Techno gespielt - stand, ging sie da öfters hin, allein schon weil ihr die Location gefiel, die Cocktails gut waren und einige ihrer Kollegen - sie arbeitete im Hard Rock Café Shop als Verkäuferin - dort immer hingingen, weswegen sie sich ihnen ab und zu anschloss.

    Ihre rotbraunen Haare waren heute ausnahmsweise einmal geglättet und hingen ihr lässig über die Schultern. Sie trug einen kurzen engen Rock und darauf ein locker hängendes rotes Top, das oben eng geschnitten war, so dass es ihre Kurven gut betonte.

    Sie lief die einsame Straße entlang, Richtung Baker Street Station. Es war dunkel und beunruhigend ruhig. Ständig drehte sie sich verängstigt um, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches erkennen. Ihre Schritte wurden größer, ihr Gang immer schneller, bis sie fast zu rennen begann.

    Ängstlich drehte sie sich immer wieder um und sah zurück.

    Sie konnte niemanden erblicken. Doch als sie sich wieder nach vorne drehte, stand plötzlich eine dunkle Gestalt vor ihr. Lange, fettige Haarsträhnen hingen dem großgewachsenem Mann ins Gesicht. Seine Haut war fahl, seine Augen leer und er sah sie mit einem Blick an, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie erstarrte und blieb regnungslos vor ihm stehen. Stille. Nur ihr pochendes Herz war zu hören. Angstschweiß rann ihre Stirn hinab, ihre Knie zitterten und ihre Augen wurden feucht. Sie wollte rennen, sie wollte schreien, doch es ging nicht. Auf einmal streckte die Gestalt ihre Hände aus und packte ihren Arm. Wie angewurzelt blieb sie stehen. Mit einem Satz wurde sie nach hinten geschleudert und knallte gegen die Hauswand hinter ihr. Ihre Beine drohten nachzugeben, aber die Gestalt war blitzschnell da und presste sie gegen die Wand. Etwas Spitzes und Scharfes bohrte sich plötzlich in ihre Haut und als sie schaute, was das war, sah sie wie der düster wirkende Mann an ihrem Hals hing, spitze Zähne blitzten hervor. Sie schrie innerlich auf. Das musste ein Alptraum sein. Es konnte gar nicht real sein. So etwas wie Vampire gab es schließlich nicht. Die spitzen Zähne drangen immer tiefer in ihr zartes Fleisch und der brennende Schmerz durchzog ihren ganzen Körper. Plötzlich spürte sie, wie auf der anderen Seite ebenfalls etwas Spitzes sich in ihren Hals bohrte und ein eklig vergammelter Geruch stieg ihr in die Nase. Sie drehte ihren Kopf ein wenig und sah einen schmuddelig aussehenden Mann, der wie der andere ein Vampir zu sein schien. Fassungslos starrte sie ihn an. Ihre Kraft schwand, je mehr Blut sie verlor, ihre Beine gaben nach und der Schmerz wurde so unerträglich, dass sie kurze Zeit später ohnmächtig zusammensackte.

    Schmerz. Sie spürte nichts als Schmerz. Ihr Hals brannte, ihre Beine taten weh, ihr Kopf pochte. Unerträgliche Schmerzen. Sie öffnete ihre Augen, alles war noch verschwommen. Sie blinzelte und langsam wurde alles schärfer. Sie konnte sich kaum bewegen, deswegen sah sie nur mit ihren Augen umher. Sie war in einem leeren, dunklen Raum. Kein Möbelstück, keine Geräte, nichts. Der Boden auf dem sie lag fühlte sich feucht an und es roch modrig. Außerdem war es relativ kalt. Sie zitterte leicht und auf ihren Armen hatte sich Gänsehaut gebildet. Vermutlich war sie in einem Keller eingesperrt. Plötzlich kamen ihr wieder die Bilder von den zwei Gestalten in den Sinn. Das letzte woran sie sich erinnern konnte. Sie mussten sie hier eingesperrt haben. Tränen liefen ihre Wangen hinab. Auf einmal wurde eine schwere Tür aufgerissen und Schritte waren zu hören. Es waren zwei Personen. Ihr Zittern wurde stärker. Sie konnte den penetranten Geruch der zwei Männer erkennen, die sie angegriffen hatten. Mit einem Ruck wurde sie nach oben gerissen und gegen die dreckige Kellerwand gepresst. Ängstlich schloss sie die Augen. Ein kaltes Lachen ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Dann rammten die beiden erneut ihre spitzen Zähne in ihren Hals. Das Brennen wurde heftiger und sie schrie lauthals auf. Die Männer lachten nur hämisch und raubten ihr all ihre Kraft. Sie konnte sich nicht wehren. Dann begannen sie auch noch, mit ihren dreckigen Händen unter ihr Oberteil zu fahren und sie zu begrabschen. Auch vor ihrem Höschen machten sie keinen Halt. Sie schändeten ihren Körper bis aufs Äußerste und fügten ihr immer mehr Schmerzen zu, was sie auch noch zu genießen schienen. Nach einer Weile, durchfuhr sie ein noch schlimmeres Brennen am Hals, als ob Gift ihre Venen durchlief. »Was habt ihr mit mir gemacht?« Sie presste diese Worte schwach und kaum hörbar hervor und sackte zusammen. Reglos, nackt und geschändet blieb sie auf dem kalten, feuchten und schmutzigem Kellerboden liegen. Die beiden Männer stiegen über sie hinweg, als wäre sie Abfall und die Tür knallte, als sie verschwunden waren.

    Sie konnte sich nicht rühren und dann verschwamm erneut alles vor ihren Augen.

    1

    Schweißgebadet wachte Saya auf, ihre Augen weit aufgerissen vor Schreck. In letzter Zeit hatte sie immer wieder diesen Traum. Diese schreckliche Erinnerung, wie sie vor einigen Jahren gequält und zum Vampir verwandelt wurde. Tränen stiegen ihr in die Augen und sie krallte ihre Finger fest in die Decke. Die Sonne war bereits untergegangen, das konnte sie spüren. Sie kroch also aus ihrer dunklen Höhle und ging ins Bad, um zu duschen.

    Fertig angezogen schlenderte sie in die Küche. Da klingelte das Telefon. Saya nahm ab und am anderen Ende war eine helle weibliche Stimme zu hören. »Hallo Saya. Kannst du ins Bat kommen?« Irritiert über diesen frühen Überfall - 22

    Uhr kann man zwar normalerweise nicht gerade früh nennen, aber für einen Vampir, der tagsüber schläft, sieht das Ganze wieder anders aus - wusste sie erst gar nicht, was sie antworten sollte und stammelte vor sich hin. »Shina? Was ist denn los?« Ein Lachen schallte aus dem Hörer. »Bist wohl gerade erst aufgestanden, was?« Shina war zwar kein Vampir, aber eine Werleopardin und sie hatte zudem viel Kontakt mit Vampiren, weswegen sie die Angewohnheiten dieser Spezies gut kannte. Sie kannte Saya nun seit einem Jahr und sie waren öfters zusammen ausgegangen.

    Zusammen mit ihren zwei anderen Freunden, Shania und Aniola, eine Hexe und eine Vampirin. Ihr Stammlokal war das Bat in the Moon - von ihnen auch liebevoll oft nur Bat genannt - einem Vampirclub, der sich in Harrow on the Hill befand, direkt neben dem Pub the Moon on the Hill, wodurch der Club auch seinen Namen erhalten hatte.

    »Natürlich bin ich gerade erst aufgestanden. Aber jetzt erzähl mir doch mal bitte, warum ich jetzt so dringend ins Bat kommen soll? Ist irgendetwas passiert?« Stirnrunzelnd wartete Saya die Antwort ihrer Leopardenfreundin ab.

    »Ehrlich gesagt, weiß ich das auch nicht so genau. Shania will irgendetwas mit uns besprechen. Ani hatte mich gerade angerufen.« Saya knirschte mit den Zähnen. Shania wollte ihnen was mitteilen und sie erfuhr das über drei Ecken? Sie war doch ihre beste Freundin. Und Aniola, oder Ani, wie Shina sie so schön nannte, kannte sie erst seit einem Jahr.

    »Warum hat sie mir denn nichts erzählt?« Erneut war ein herzhaftes Lachen am anderen Ende zu hören.

    »Eifersüchtig?« Saya schnaubte nur. »Aber im Ernst, Saya, das wird schon einen Grund haben.« Erneut war ein verächtliches Schnauben zu hören. »Pah!« Shina seufzte verzweifelt über die Sturheit ihrer Freundin. »Du hättest sie doch wahrscheinlich nicht in Ruhe gelassen, bis sie dir alles erzählt. Wahrscheinlich wollte sie das vermeiden und es uns allen zusammen mitteilen.« Nun seufzte auch Saya und ließ sich auf den Stuhl im Esszimmer nieder. »Du hast ja Recht.«

    Sie lehnte sich zurück. »Ok, dann komm ich gleich vorbei.

    Bis dann!« Noch bevor Shina antworten konnte, hatte Saya auch schon aufgelegt. Mit einem Schwung war sie wieder auf den Beinen, stellte das Telefon zurück in die Ladestation, nahm ihre Handtasche von der Couch, ihren Schlüssel aus dem Schlüsselkasten und schon war sie aus der Tür verschwunden. Schnurstracks lief sie auf die Bushaltestelle zu, um nach Harrow on the Hill zu fahren. Von ihr aus war es ein Katzensprung dort hin, aber dennoch zog sie es vor den Bus zu nehmen und nicht zu laufen. Manchmal wünschte sie, Vampire hätten wie im Fernsehen die Fähigkeit, sich in Fledermäuse zu verwandeln. Deprimiert darüber stieß sie einen lauten Seufzer aus, woraufhin sie alle umstehenden Leute ansahen. In London waren die Menschen wirklich an einiges gewohnt, aber wenn man Geräusche von sich gab oder Selbstgespräche führte, wurde man meist dennoch schief angeguckt. Saya war daran gewohnt, da sie öfters einfach mal laut loslachte, wenn Shania oder Aniola ihr eine lustige Nachricht schickten.

    *

    Einige Minuten später stand sie vor einem kleinen alten Gebäude, das aussah, als wäre es ein leerstehendes Wohnhaus. Die Fassade blätterte ab, die Fenster waren dunkel, kein Schild, nichts. Allerdings konnte man, wenn man genauer hinsah, eine kleine Fledermaus erkennen, die in die alte dunkle Holztür geritzt war. Saya drückte die Türklinke hinunter, stieß die Tür auf und trat ein. Es war ziemlich voll, Temple of Love von Sisters of Mercy schallte aus der Anlage, im ganzen Raum waren überall runde Tische verteilt, an denen sich bleiche schwarzgekleidete Leute -

    besser gesagt Vampire - tummelten und am Ende des Raums befand sich die Bar. Alle Möbel in diesem Club waren aus dunklem Holz, so dunkel, dass es fast schwarz war. An einigen Tischen standen anstelle von Holzstühlen, schwarze Cocktailsessel. Saya ließ ihren Blick durch den Raum schweifen und entdeckte ihre Freunde an einem Tisch neben der Bar sitzen. Schnurstracks eilte sie auf die drei zu und streifte dabei die Bedienung. Diese schwankte kurz, bevor sie wieder Halt fand und hätte beinahe das Tablett fallen lassen. Das hätte im wahrsten Sinne des Wortes ein Blutbad gegeben. Zornig funkelte sie Saya an. »Sorry«, murmelte sie ihr zu und ging dann weiter zum Tisch ihrer Freunde. Diese hatten den kurzen Aufschrei der Bedienung gehört und als sie aufsahen, bemerkten sie Saya, die sie nun herzlich begrüßten. Shania fiel ihr sofort um den Hals und wäre Saya kein Vampir, hätte Shania sie zerquetscht. Aniola knuffte ihr erstmal in die Seite und knuddelte sie dann auch. Shina, die ausnahmsweise einmal vor Saya da war, drückte sie auch freundschaftlich. Nachdem sich alle umarmt hatten, setzten sie sich an den Tisch. Shania, Aniola und Shina hatten bereits Getränke vor sich stehen. Aniola, die wie Saya ein Vampir war, nahm natürlich Blut zu sich. Saya konnte riechen, dass es noch relativ frisch war - The Bat in the Moon war bekannt dafür, dass sie ihre Blutkonserven immer frisch bezogen und es gab auch öfters Spenden von Menschen - und es sich hierbei um AB positiv handelte.

    Dies war nicht gerade ihr Favorit, aber schlecht roch es trotz allem nicht und es machte sie ziemlich durstig. Shania und Shina hatten beide Cocktailgläser mit Orangen verziert vor sich. Es roch nach Sahne, Ananas und Kokosnuss. »Ihr mit eurer Piña Colada« Sie lachte laut. Die Hexe und die Werleopardin grinsten ihre Freundin an. »Kennst uns doch«, erwiderte Shania und sog dann an ihrem Strohhalm. Saya warf ihr einen sarkastischen Das-Ist-Ja-Das-Schlimme Blick zu und winkte dann der Bedienung, die sie zuvor angerempelt hatte. Diese kam sofort angelaufen, aber als sie Saya bemerkte verfinsterte sich ihr Gesicht schlagartig und sie sah aus, als würde sie einfach auf dem Absatz kehrt machen wollen. Bevor sie das jedoch konnte, ergriff Saya das Wort. »Entschuldigung nochmals wegen vorhin. Ich hoffe, es ist nichts passiert.« Die Gesichtszüge der Bedienung entspannten sich ein wenig und sie strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht, wobei ein kurzes Lächeln über ihre Lippen huschte. »Schon ok, es ist zum Glück nichts passiert.« Sie zückte ihren Block und ihren Stift und sah die junge Vampirin fragend an. »Was darf ich denn bringen?« Sayas spitze Eckzähne blitzten hervor.

    »Einmal A positiv, bitte!« Die blonde großgewachsene Kellnerin schrieb es auf ihren Zettel und sah dann Saya wieder an, ihre Mundwinkel hatten sich zu einem leichten Lächeln verzogen. »Eine gute Wahl. Es wurde gerade frisch gezapft.« Dann schlenderte sie in Richtung Bar davon.

    Frisch gezapft bedeutete in diesem Fall, dass sich ein Spender gerade das Blut auspumpen hat lassen. Es war schon wirklich eigenartig, wie manche Menschen freiwillig ein paar Liter ihres Blutes abzapfen ließen, damit sich Vampire nähren konnten. In den letzten Jahren hatte es einen ziemlich großen Hype gegeben, was die Geschöpfe der Nacht mit Reißzähnen anbelangte. Früher wurde Dracula gefürchtet und seit Twilight, True Blood und Vampire Diaries wollten die jungen Mädchen alle am liebsten von einem Vampir gebissen werden. Nachdenklich starrte Saya auf den Tisch. Wenn die Mädchen wüssten, was für eine Hölle das wirklich war, würden sie das garantiert nicht wollen, aber so wie die Vampire in den Filmen dargestellt wurden, waren sie die neuen Traumprinzen, nur, dass sie nicht auf einen Schimmel ritten und Drachen töteten.

    Vampire lebten eigentlich, wie alle anderen übernatürlichen Wesen versteckt und Menschen wussten von ihrer Existenz nichts. Dennoch gab es wenige, die durch ihre Vorliebe zu Vampiren auf welche getroffen waren und seitdem wussten, dass diese real sind. Die meisten davon boten sich dann als Mahlzeit an, nur um Zeit mit ihnen verbringen zu können.

    Saya fand das Ganze ziemlich krank, aber trotz allem schmeckte das frische Blut einfach noch am besten.

    »Was bist du denn so nachdenklich?« Aniola legte ihr eine Hand um die Schulter und sah sie verwundert an.

    Schlagartig war Saya aus ihrer Gedankenwelt aufgewacht und sah ihre Freundinnen nacheinander an. Diese hatten ihre Augenbrauen nach oben gezogen und schauten sie fragend an. »Ach, ich versteh nur die Menschen nicht.« Shania und Shina sahen immer noch ziemlich verwirrt aus. Aniola hingegen schien verstanden zu haben und nickte zustimmend. »Da gebe ich dir vollkommen Recht. Ich würde mir auch kein Blut abzapfen lassen.« Nun schienen auch die anderen zwei verstanden zu haben, um was es ging.

    Angewidert über diese Vorstellung verzogen sie ihre Gesichter und schoben ihre Cocktailgläser ein Stück von sich weg. »Ich möcht gar nicht wissen, was die alles mit sich machen lassen.« Shania sah aus, als hätte sie in eine Zitrone gebissen. Saya musste über diesen Anblick laut loslachen und auch Aniola fiel in das Gelächter mit ein. Die Kellnerin sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an, als sie Saya das Blut brachte. Sie stellte es vor ihr auf den Tisch. Dabei schwappte ein wenig Blut hinaus und tropfte auf den dunklen Holztisch, der es sofort aufsaugte. Dann war die Bedienung auch schon wieder verschwunden. Die jungen Frauen sahen sich an und nun lachten alle herzhaft los.

    Nach einer Weile, die sie nur dasaßen, an ihren Getränken schlürften und lachten, stellte Saya ihr mit roter Flüssigkeit gefülltes Glas zur Seite, verschränkte ihre Arme und sah ihre langjährige Freundin fragend an. Sie hatte es sofort bemerkt und das Lachen verstummte. Mit ernstem Blick stellte nun auch sie ihr Glas zur Seite und erwiderte Sayas Blick.

    Verwundert sahen Aniola und Shina ihre Freundinnen an.

    Hatten sie irgendetwas verpasst? Ein leises Räuspern drang aus Sayas Kehle. »Nun, es ist ja wirklich lustig und alles, aber jetzt möchte ich doch schon gern wissen, weswegen wir eigentlich hier sind.« Ihre Augenbrauen waren neugierig nach oben gezogen und sie kaute mit den Zähnen an ihrer Unterlippe, bis sie einen rostigen Geschmack auf der Zunge spürte. Sie hatte sich die Lippe blutig gebissen. Sie fuhr sich mit der Zunge darüber, leckte das Blut ab und die Wunde heilte sofort. Shania seufzte laut und lehnte sich im Cocktailsessel zurück. Diese Sessel waren wirklich sehr bequem. Saya und Shania waren oft kurz davor gewesen, einfach für zuhause welche mitzunehmen. »Du kannst auch nichts abwarten, Mädel!« Shania verdrehte die Augen, auf ihren Lippen zeichnete sich aber ein Grinsen ab. Sayas Augenbrauen wanderten noch weiter nach oben und sie schnaubte leicht, wobei sie durch die Nase ein wenig Luft ausstieß. Die rotbraunen Haarsträhnen, die ihr ins Gesicht gefallen waren, wurden davon ein Stück weit weggeblasen.

    Shanias Grinsen wurde breiter. »Genau deswegen hatte ich vorher noch nichts erwähnt. Du hättest es doch nicht abwarten können.« Sie kratzte sich an der Nase. »Aber gut.

    Jetzt, da wir schon einmal hier sind, kann ich es euch ja auch gleich erzählen.« Von der Neugier gepackt, stellten nun auch Aniola und Shina ihre Gläser beiseite und rückten ihre Sessel ein wenig vor. Mit erwartungsvollen Blicken starrten sie ihre Freundin an. »Es geht um Raven und mich.«

    Entsetzt riss Saya ihre Augen auf. »Du bist schwanger!«

    Shania fing an loszulachen. Es erfüllte den ganzen Raum.

    Einige Gäste starrten zu ihnen hinüber, so stark schallte ihr Lachen durch den Club. »Nein nein!« Sie rieb sich belustigt das Kinn. »Da lassen wir uns noch Zeit, keine Sorge.«

    Förmlich erleichtert, stieß Saya einen lauten Seufzer aus.

    Ihre Gesichtsmuskeln entspannten sich und ihre Schultern hingen auch wieder locker herunter. Eine Fledermaus huschte über ihre Köpfe hinweg. Passend zum Logo und dem Namen des Clubs, hatten die Besitzer ein paar Fledermäuse angeschafft, die sich frei im Raum bewegten.

    Da sie daran gewöhnt waren, ließen sie sich davon nicht ablenken. Die drei Freundinnen sahen Shania nach wie vor neugierig an und Saya wusste, dass ihre Freundinnen genauso wenig locker lassen würde, wie auch sie. Shania holte tief Luft. Die Zeit schien still zu stehen. Doch anstatt etwas zu sagen, hob sie ihre rechte Hand. Verwirrt sah Saya von Aniola zu Shina und starrte dann wieder stirnrunzelnd auf Shanias Hand. Dann funkelte plötzlich etwas auf und Saya bemerkte einen Ring an Shanias Finger. Erstaunen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, ihr Mund weit aufgerissen. Aniola und Shina saßen genauso da. Keiner sagte ein Ton. Stille. Fassungslosigkeit umgab sie alle. Saya fand als erstes ihre Stimme wieder. »Er hat dir einen Antrag gemacht?« Verschmitzt grinsend, aber immer noch erstaunt, sah sie ihre beste Freundin an. Diese nickte, ein breites glückliches Lächeln auf den Lippen. »Ernsthaft?« Aniola sah fassungslos von dem Ring zu Shania, deren Grinsen

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