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"Du erinnerst mich an Schnee"
"Du erinnerst mich an Schnee"
"Du erinnerst mich an Schnee"
eBook297 Seiten4 Stunden

"Du erinnerst mich an Schnee"

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Über dieses E-Book

Eigentlich sollte diese Geschichte eine Liebesgeschichte werden, aber das ist sie wohl nicht ganz geworden. Es wurde die Geschichte einer jungen Frau auf der Suche nach sich selbst und ihrer Liebe zu einem Jungen, den sie nicht halten konnte. Sie liebten und hassten sich, zerstörten sich gegenseitig, auch weil sie ohne einander nicht konnten, bis alles ein sehr tragisches Ende fand.
Aber diese Geschichte erzählt nicht nur von einer ungewöhnlichen Liebe, sondern wie Erlebnisse aus der Kindheit ein Leben vom Grunde zerstören können. Wie auch nur ein einziger Augenblick alles für immer ändern und eine Kettenreaktion ausgelöst wird. Ein Teufelskreis, Machtlosigkeit macht sich in den Herzen breit, weglaufen zwecklos. Zum sich stellen und begreifen, sind die Liebenden zu jung und unerfahren. Alles in allem ist es eine Geschichte über Missbrauch, Sucht, Sterben, Hoffnung und Liebe geworden. Und es ist eine Geschichte die oft auf der Welt so oder ähnlich geschieht und doch ist sie nicht dieselbe.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum14. Apr. 2015
ISBN9783738023107
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    Buchvorschau

    "Du erinnerst mich an Schnee" - D. Puella

    Kapitel 1

    Ein Erlebnis:

    Es war ungefähr 14.00 Uhr als ein kleines ängstliches siebenjähriges Mädchen mit schwarzen langen Haaren, zum Zopf geflochten, an einer Tür klingelte. An einer Tür, die sich direkt neben der Tür befand, hinter der sie mit ihren Eltern und Geschwistern lebte. Ihr Herz schlug hoch, ihre Hände zitterten. Sie war voller Vorfreude auf die Katzenbabys. Ein großer Mann mit braunen, kurzen Haaren öffnete die Tür, seine Haut wirkte ungepflegt, er hatte sich wohl mehrere Tage nicht rasiert. Es war der Berufssoldat Sascha Augustin, der Lebensgefährte der Nachbarin.

    „Hallo, wie geht es den Katzen" fragte sie leise und zögerlich:

    „Komm doch rein, ich beiße nicht" und er lächelte aus seinem müden Gesicht. Sie gingen durch die Wohnung, vom Vorzimmer direkt in das Wohnzimmer, was auch gleichzeitig das Schlafzimmer war. Ein eigenartiger Geruch stieg ihr in die Nase, offensichtlich wurde die Wohnung schon länger nicht gelüftet, es roch nach Tierurin und die Rollladen waren in den Zimmern halb runter gezogen, so dass nur wenig Licht in die Wohnung dringen konnte. Die Couch, welche wohl auch als Schlafplatz diente, war durcheinander. Zigarettenstummel lagen am Boden. Neben der Couch befand sich die Kiste mit den Katzenbabys. Die großen blauen Augen des kleinen Mädchens strahlten vor Glück als sie die kleinen Katzenbabys sah, sie kniete sich zu ihnen nieder. Eines der kleinen schwarz-weißen Kätzchen nahm Kontakt zu ihren dünnen langen Fingern auf, sie wurde mit einer feuchten Nase an gestupst. Sie lachte kurz auf. In jenem Augenblick wusste das kleine Mädchen, dass sie diese eine Katze, von der sie mit der feuchten Nase an gestupst wurde, unbedingt haben wollte. Sie war so glücklich von dieser Vorstellung ihre eigene kleine Katze zu haben. Sascha stand nur da und lächelte. Er sagte erst einmal lange nichts. Er ließ das Mädchen diese Sekunden genießen, bis er dann anfing mit ihr ein Gespräch beginnen zu wollen. Sie war so vertieft in den Anblick der Katzen, dass sie ihn nur kaum wahrnahm. Er wurde immer lauter:

    „JULIA, hattest du mal Haustiere, oder deine Eltern?"

    „Ähm... ja, ja …. wir hatten schon viele Haustiere, so … kleine Vögel, blau-gelb...",

    „ohhhhh das ist schön..... und... ach ja, Du bist doch in Ballett... hast Du doch mal erzählt, wie oft hast du eigentlich in der Woche Unterricht?"

    „.....ähm... nur einmal in der Woche am Freitag."

    Julia wollte mit Sascha nicht sprechen, sie fühlte sich in seiner Gegenwart immer merkwürdig, weil sie nicht verstand, was er manchmal von ihr wollte und sie verstand auch nicht ob das auch wirklich normal war, was er mit ihr tat. Er wollte immer, dass sie auf seinem Schoss saß, egal welche Leute noch mit im Raum waren. Aber wenn nur andere Kinder mit im Raum waren, die ohnehin nicht auf alles achteten und mit Spielen beschäftigt waren, schob er seine Hand in ihre Unterhose. Sie traute sich nie ihn zu fragen, warum er das machte. Sie war dann immer wie gelähmt, aber sie half ihm dabei dass es niemanden auffiel, weil es ihr selbst sehr peinlich war.

    „Willst du die Katze haben?... Ich könnte sie dir schenken... Was hältst du davon? Natürlich nur wenn deine Eltern einverstanden sind" sagte Sascha mit leicht aufgeregter Stimme.

    „Was?... Ehrlich?.. Das wäre so schön, ich werde alles dafür tun, dass ich meine Eltern überreden kann.". Sie sprang auf und wollte ihm schon am liebsten um den Hals fallen, aber ihre Scham und ihr Ekel vor diesem Mann hielten sie davor zurück.

    „Aber Julia, die Kätzchen verkaufen wir eigentlich für sehr viel Geld, aber da ich weiß, dass deine Eltern nicht viel Geld haben, habe ich eine Idee. Wenn du ganz lieb zu mir bist, dann bekommst du sie umsonst". Julia sank wieder auf die Knie, mit ihren Finger streichelte sie die kleine Katze die sie unbedingt haben wollte.

    „Hm, ich weiß nicht genau wie ich lieb sein soll? Ich bin doch immer lieb" sagte sie leise, ohne ihren Blick von der Katze zu wenden.

    „Ich möchte, dass du mir vertraust. Ich möchte, dass du keine Angst hast, es ist nichts Schlimmes, es ist nur lieb zueinander sein, glaub mir es ist nichts Schlimmes sie sah ihn erschrocken an „ich weiß nicht so recht er nahm ihre Hand und zog sie nach oben.

    „Ich möchte nur, dass du dich ausziehst, wie als wenn du Baden gehen willst, das machst du doch zuhause auch, also es ist nichts Schlimmes. Sie dachte sich, na ja vielleicht hat er ja recht und es ist nichts Schlimmes und sie bekommt dafür etwas was sehr sehr teuer ist, ihre erste eigene Katze. Nicht mehr irgendwelche Stofftiere, sondern ein richtiges kleines Wesen, was man füttern und liebhaben kann. Sie fing an sich langsam auszuziehen, er ging in das Badezimmer und zog sich dort aus. Sie war noch nicht ganz entkleidet als er nackt vor ihr stand. Sie erschrak, er war überall sehr behaart und zwischen seinen Beinen baumelte etwas, was in ihr Ekel auslöste und Angst machte. Sie mochte keine nackten Männer, deren Anblick befremdete sie schon immer. Er zog sie auf die Couch. In seinen Händen wurde ihr Körper wie Stein, hart und kalt. Sie brachte keinen Ton mehr raus, sie wollte wegrennen, aber sie konnte nicht mehr, ihre Beine waren nicht mehr ihre Beine, ihr Mund war nicht mehr ihr Mund, ihr gesamter Körper war nicht mehr ihr Körper. Er küsste sie, in ihrem Mund war eine glitschige lange Zunge, sie hatte das Gefühl ersticken zu müssen. Sie wusste auch überhaupt nicht, was sie mit ihrer Zunge machen sollte. Für einen Augenblick dachte sie, dass sie jetzt sterben muss. Ihr war es anerzogen, Erwachsenen immer Folge zu leisten und er war auch kein Fremder. Sie versuchte ihm zu vertrauen, er hat ihr gesagt, dass sei nur „lieb zu einander sein. Sie versuchte sich mit diesem Gedanken zu beruhigen. Der Kuss dauerte für sie eine gefühlte Ewigkeit doch dann verließ er mit seiner übel riechenden Zunge ihren Mund. Er erhob sich von der Couch um sich vor ihr hinzustellen.

    „Sei lieb zu ihm, streichele ihn so wie du das Kätzchen gestreichelt hast, denk dir das wäre dein Kätzchen" sie wusste nichts und sie konnte auch nichts mehr sagen, sie wollte auch nichts mehr, nur diesen Raum für immer verlassen, das war ihr einziger Wunsch. Sie zögerte weil sie ihn auch nicht verstand. Er wiederholte immer wieder, dass sie ihn streicheln solle, doch sie konnte sich einfach nicht bewegen, doch dann nahm er ihre Hand und zeigte ihr, was er von ihr wollte.

    „So sollst du das machen, es ist echt nichts Schlimmes, wirklich, das ist auch ein Kätzchen", aber jedes Mal, wenn er ihre Hand wieder los ließ, sank die Hand zu Boden.

    „So wird das doch nichts, wenn du nichts tust! Warum sollte ich dir dann so eine teure Katze geben?... und mach deine Beine auseinander!!!... Julia du bist einfach überhaupt nicht lieb!" Er nahm wieder ihre Hand, er stöhnte leicht, sie versuchte ohne hinzuschauen hin und her zu streichen mit steifer Hand.

    „Weißt du was Kätzchen auch ganz besonders gern haben, wenn man sie küsst" er stöhnte erneut und nahm ihren Kopf, angewidert versuchte sie auszuweichen. Immer wieder nahm er ihren Kopf, während er stöhnend sagte:

    „Mach gefälligst den Mund auf". Sie schloss ihre Augen, sie drohte erneut zu ersticken und eine Träne rann über ihr Gesicht, bis etwas Nasses, Schleimiges aus ihrem Mund über ihr Gesicht, über ihren Hals herunter lief und auf ihre Beine tropfte. Daraufhin ging Sascha wieder in sein Badezimmer und holte ein Badehandtuch was er auf sie warf. Nachdem sie sich abgewischt hatte zog sie sich schnell an. Sie wusste nicht was sie denken sollte, sie wollte das nur vergessen.

    „Aber Julia, das ist unser Geheimnis, denk daran" sagte er als sie Richtung Tür ging, sie sah nur zu Boden und erwiderte kein Wort. Er stand immer noch nackt im Wohnzimmer als die Tür hinter ihr wieder ins Schloss fiel.

    Kapitel 2

    Als Julia Lukas kennenlernte (Anfangsphase):

    Aus der kleinen Julia ist ein junges 16-jähriges Mädchen geworden, ihre langen Haare hat sie beibehalten. Sie ging hier und da mit Freunden fort. Sie hatte eine sehr gute Freundin, namens Fiona Schmidt, mit der sie ihre meiste Freizeit verbrachte. An jenem Tag wurde sie und Fiona in ein Haus in Fischbach eingeladen, 20 Autominuten von ihrem Wohnort entfernt. Um 20.00 Uhr wurden die zwei bei Fiona abgeholt. Während der Fahrt wäre Julia beinahe eingeschlafen, denn auf der Fahrt waren wenig Lichter zu sehen und es war kalt und dunkel. Dort angekommen fing Fiona, die einen kurzen Minirock trug, alsbald an mit dem Hausherren, Sebastian Morines, zu kokettieren.

    „Hey Leute, ich habe eine coole Idee, lasst uns Plätzchen backen" rief Sebastian in die Gruppe. Diese Idee wurde allseits bejaht. Die Eltern waren zum Glück nicht da. Julia war immer noch im Halbschlaf. Fiona dagegen schien äußerst munter mit ihren kurzen, blond gelockten Haaren, die ihr wild ins Gesicht fielen. Es war alles hell und fröhlich. So standen die jungen Leute in der modern eingerichteten, hellen Küche eines gepflegten Reihenhauses in Fischbach und veranstalteten mit dem Mehl eine kleine Sauerei. Aber alle lachten fröhlich. Doch da war dieser Lukas, der Julia sofort aufgefallen ist, sie fand ihn sehr unterhaltsam und frech, sein Lachen gefiel ihr. Er hatte schönes, schwarzes, etwas längeres Haar und hellblaue Augen. Es wurde nicht wenig Wein getrunken. Als die Plätzchen fertig waren, begannen sich Gruppen zu bilden die sich kurze Zeit später trennten. Julia befand sich mit Lukas im Elternschlafzimmer. Fiona war mit Sebastian im Wohnzimmer geblieben, während die anderen noch in der Küche Alkohol tranken und rauchten. Julia saß mit Lukas auf dem Bett und sie redeten und redeten und beide lachten. Sie hatte wohl zu viel getrunken, so dass sie irgendwann auf dem Bett umkippte, er wollte sie küssen, doch sie wich seinen Lippen aus. Sie war einfach nur müde, sie drehte sich von ihm weg und wollte sich wohl kurz ausruhen. Doch plötzlich glitten Lukas' Hände unter ihren rot-weiß gestreiften Pullover. Kurz war sie wie benebelt und ließ die Berührung zu, zumal ihr auch der Rotwein zu Kopf gestiegen war. Aber nur kurz, denn dann sprang sie sehr schnell auf, sie fühlte sich angewidert, sie schämte sich, sie schämte sich für die Berührung und für ihren Körper. Eine nackte Hand auf ihrer nackten Haut, ihre Haut die etwas fühlen wollte, aber ihre Seele die das nicht akzeptieren kann, will und wird.

    „Ich muss unbedingt nach Hause, ich habe vollkommen die Zeit vergessen" sagte sie kurz bevor sie die Tür aufmachte um rauszugehen, Lukas folgte ihr. Sofort suchte Julia Fiona, musste allerdings nicht lange suchen, sie war noch in ein Gespräch mit Sebastian vertieft. Aber es bedurfte keiner langen Überredungskünste bis sie beide von Lukas heimgefahren wurden, der sich gleich freundlich dazu angeboten hatte.

    Es vergingen einige Tage und Wochen ohne Kontakt doch eines Tages, da rief Lukas bei den Eltern von Julia an. Sie freute sich sehr über seinen Anruf und war verblüfft zugleich, sie hat nicht mehr daran gedacht, dass er sich noch bei ihr melden würde. Das war der Anfang einer langen und sehr intensiven, tiefen Freundschaft. Eine Freundschaft die wenig Grenzen kannte, eine Freundschaft die sich nicht mal selbst kannte, die nicht wusste warum und weshalb sie so tief war, nur dass sie sehr tiefe Wurzeln hatte, nahezu untrennbar wurde. Er wurde ihr Vater, ihr einziger richtiger Bruder, ihr Verbündeter, ihre einzige Schwester, ihr bester Freund, ihr Vertrauter. Lukas war sehr intelligent, aufstrebend und keineswegs hässlich, eher schien er eitel und sehr gepflegt zu sein, aber das änderte nichts daran, dass Julia ihn nicht sexuell anziehend fand, denn sie konnte zu keinem Mann eine sexuelle Anziehung aufbauen. Sie hatte keinen Bedarf, bzw. keinen Wunsch sich von Männern berühren zu lassen, ihr Körper hatte Sehnsucht nach Nähe, aber ihr Verstand konnte das nicht zulassen. Bei jedem Mal wenn sie es doch tat, empfand sie so einen Hass, Ekel und Wut gegen sich selbst, dass sie solche Erlebnisse immer schnell wieder vergessen wollte. Wenn sie mit Lukas und seinen Freunden unterwegs war und von Jungs angemacht wurde, spielte sie mit diesen Jungs und für Lukas wurde das immer zu einer schweren Belastungsprobe. Für Julia war das irgendwie so eine Art Spiegel, denn wenn Jungs sie gut fanden, dann fühlte sie sich gut, weil sie dachte dann ist sie vielleicht doch nicht so fett und hässlich wie sie sich selbst immer fühlte und sah. Sie wollte lange nicht merken, was das für Lukas wirklich bedeutete. Lukas empfand Julia als sehr anziehend, er hatte sich an jenem Abend im Hause von Sebastian in sie verliebt. Unendlich viele Stunden saß er mit Julia in seinem Auto, fuhr mit ihr irgendwo hin, nur um in ihrer Nähe zu sein, hörte sich all das an was sie zu sagen hatte. Hauptsache er habe sie um sich und höre ihre Stimme. Sein erstes Auto war lustig giftgrün. Oft haben sie so lange im Auto gesessen bis es gar nicht mehr angesprungen ist, weil die Musik zu lange lief. Lukas und Julia hatten eine Lieblingsstelle für dieses im Auto-herum-sitzen, es war ein eingezäunter Sportplatz, welcher so hoch mit Gras bewachsen war, dass sich beide fragten, wie man da wohl noch Sport treiben konnte. Es gab selten einen Tag, an dem sich die beiden nicht nach der Arbeit von Julia trafen. Aber es fing sehr bald an, dass Lukas allmählich immer unzufriedener wurde, er wollte sogar die Freundschaft beenden, wenn Julia nicht langsam anfangen würde, mehr Körperkontakt zuzulassen. Es war an einem kalten Tag im Oktober, als er ihr das sehr deutlich mitteilte. Es war schon dunkel, das viele hellgelb-grüne Laub auf dem Boden erhellte die Straßen. Und sie saßen wiedermal im geparkten Auto gegenüber vom Sportplatz, das Radio lief.

    „Julia, ich muss was ganz Ernstes mit dir besprechen."

    „Was ist denn los mit dir?"

    „Ich habe gemerkt, dass ich so nicht mehr mit dir befreundet sein kann. Es ist besser für uns beide."

    „Es tut mir wirklich leid, dass du so empfindest. Ich finde es schön so, wie es zwischen uns ist. Du leider nicht."

    „Du wirst wieder neue Freunde finden. Klar ist es schön für dich, wenn ich dich in der Gegend herumfahre, aber das reicht mir einfach nicht mehr und das weißt du auch. Du findest es lästig, wenn ich dich berühren will. Ja, ich will dich berühren, ich will dich küssen und ich darf es nicht. Ich will keine normale Freundschaft mit dir und das macht mich einfach traurig. Ich werde dich jetzt heimfahren und wir werden uns vielleicht nie wieder sehen."

    „Ach Lukas, ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll. Wir haben uns jetzt fast täglich gesehen. Sicher werde ich dich sehr vermissen. Ja, fahr mich heim."

    Während der kurzen Fahrt sprachen sie kein Wort mehr miteinander.

    In Gedanken versunken lief sie die Treppen hoch, in den vierten Stock, in die fünf Zimmer-Wohnung mit Balkon, ihrer Eltern. Ihr Vater, Levente Kovasz, war gerade am Baden als sie ins Badezimmer ging um ihre Hände zu waschen. Ihr Vater sperrte beim Baden nie die Tür ab. Sie fühlte sich eigenartig, sie wusste nicht was sie tun soll. Ihr Vater merkte, dass sie sehr in ihren Gedanken vertieft war:

    „Und: Warst du wieder mit diesem Lukas unterwegs?" Sie setzte sich auf den Badewannenrand und erzählte ihrem Vater von den Wünschen ihres Freundes.

    „Julia, du musst wissen, ob du eine ernsthafte Beziehung möchtest, wenn du das nicht möchtest, dann musst du das lassen". Sie erwiderte:

    „Ich glaube, ich bin noch nicht soweit für eine richtige Beziehung, oder vielleicht ist er nicht der Richtige dazu, aber ich verstehe mich sehr gut mit ihm und ich fühle mich sehr wohl bei ihm, aber es ist sicher besser das Ganze zu beenden."

    „Siehst du, ich finde auch du solltest das beenden, der Junge leidet nur unter so einer Freundschaft, du solltest ihn wirklich in Ruhe lassen und ihm nicht immer wieder Hoffnungen machen."

    In der darauffolgenden Zeit hat Julia wirklich versucht, diese Freundschaft zu beenden, aber es gelang ihr nicht. Lukas gab Julia ein Gefühl, nachdem sie von Tag zu Tag mehr süchtig wurde. Es war das Gefühl von Zuhause, das Gefühl geliebt und angenommen zu werden, dieses Gefühl kannte sie vorher nicht, oder nur kaum. Sie wurde von zwei ihrer drei Brüder gehänselt seitdem sie denken konnte und war der Überzeugung, dass ihr Vater sie nicht ertragen konnte. Es gab nur ihre Mutter von der sie sich geliebt gefühlt hat oder ihrer Oma, die in Rumänien lebte. Lukas wurde für sie die Familie die sie nie hatte. Sie war nicht in der Lage körperliche Nähe zu ihm zuzulassen aber sie musste ihm nah sein, sie musste seine Stimme hören, allein seine Stimme vermochte sie zu beruhigen, wenn es ihr mal schlecht ging. Und umgekehrt war es wohl nicht anderes. Weder Julia noch Lukas hatten Vernunft was diese Freundschaft betraf. Sie war nicht wirklich gut zu ihm und er nicht immer gut zu ihr. Er musste verstehen, dass er sie nicht anfassen darf, was er allerdings leider nie verstand. Sie litt oft darunter, dass immer wieder etwas gegen ihren Willen geschah. Aber auch Julia hat Fehler gemacht, sie hat ihn nicht richtig zu schätzen gewusst, weder für das was er für sie tat, noch für das was er nicht für sie tat, obwohl er alles für sie war, was sie besaß. Drogen linderten ihrer beider Schmerz und ließ sie beide immer wieder vergessen.

    An einen Tag sollte sich Julia ein Leben lang zurückerinnern, es war ein Tag im Dezember, es war frischer Schnee gefallen. Er holte sie, wie so oft, mit seinem giftgrünen Auto ab. Er parkte immer gegenüber von ihrem Fenster, so dass sie, wenn sie aus ihrem Fenster sah, einen direkten Blick auf sein Auto hatte. Er blieb immer in seinem Auto, hat auch niemals zu ihr hoch gesehen wenn er auf sie wartete. Sie eilte sofort aus der Wohnung ihrer Eltern und lief die Treppen runter.

    „Hallo Lukas."

    „Hallo Julia" grinste er sie an und dann fuhren sie los.

    „Wo willst du hinfahren Julia?"

    „Mir egal, wohin du willst, ich will einfach nur irgendwo raus in den Schnee, ich liebe Schnee" dann kicherte sie fröhlich.

    Lukas ist einfach erst mal ziellos umher gefahren. Alles duftete nach frischem Schnee. Als Lukas in eine ländliche Gegend fuhr mit viel Ackerland, fing Julia's Herz an zu pochen und sie wurde ganz aufgeregt.

    „Kannst du bitte anhalten, ich möchte unbedingt in den Schnee, hier ist es wundervoll." Beide stiegen aus, der Schnee war sehr hoch und Julia sank zu Boden, sie wollte sich am liebsten in den Schnee legen. Der Himmel war sternenklar. Sie nahm seine Hand und zog sich wieder hoch. Sie umarmte ihn innig. Sie war so ergriffen von allem, dem Duft des Schnees, den Sternen und von Lukas, der ihr das erst ermöglicht hatte. Ihr Blick war hoch in den Himmel gerichtet und sie wollte tanzen. Das war einer der schönsten Momente ihres Lebens. Auch wenn dieser Moment so schön war hielten es beide nicht allzu lange aus, denn allmählich merkten sie die Kälte, die der Schnee nun mal mit sich brachte.

    Lukas versuchte sich daran zu gewöhnen, dass es keinen oder nur wenig Körperkontakt gab. Weil er sie liebte. Manchmal gelang es ihm und manchmal konnte er es nicht aushalten und suchte deswegen Streit mit ihr. Sie schrieben sich viele Briefe und telefonierten oft. So richtig Schluss machen wollte er ungefähr ein Jahr, nachdem sie sich bereits kannten. In einem Brief versuchte er sich zu erklären. Es war einer von vielen Versuchen die Freundschaft zu beenden:

    14.01.1993

    Hallo Kleine

    Abschiedsbrief

    Irgendwie gehen wir uns doch zurzeit nur noch auf die Nerven. Deswegen ist es besser, dass wir uns gar nicht mehr sehen! Auch wenn es für mich schwer ist, Dir das sagen zu müssen, ist es trotzdem besser so. Ich war wirklich verliebt und bin es vielleicht immer noch, aber da Du in diesem Dingen alles etwas anders siehst, wären wir nie richtig glücklich geworden. Für Dich war das immer ganz schön, wenn ich Dich abgeholt habe und wenn Du mit mir über alles reden konntest, aber ich war mit dem, was Du mir gegeben hast irgendwie nie zufrieden: Einerseits hatte ich das Gefühl, Du magst mich nicht nur so als „normalen" Freund haben, sondern mehr, aber auf der anderen Seite wolltest Du immer nicht so ganz sagen, was Du wirklich denkst. Und damit komme ich zurzeit nicht mehr zurecht. In der Woche, in der Du in Rumänien warst, ist es mir in Wirklichkeit total gut gegangen, weil ich mit anderen mal wieder weggehen konnte und nicht immer irgendwelche Gewissensbisse haben musste, was Du jetzt wohl machst, oder ob Du sauer auf mich bist, wenn ich mal keine Zeit für Dich hatte. Du denkst jetzt bestimmt wieder, dass wir doch so noch Freunde bleiben können und uns vielleicht nur noch 2 x in der Woche sehen. Aber für mich gibt es nur die Entscheidung, dass wir getrennte Wege gehen sollten, weil ich Dich nicht als normale Freundin betrachten kann und eigentlich auch gar nicht möchte! Auch wenn Du jetzt denkst, dass ich total verrückt geworden bin, ist das mein voller Ernst, dass ich Dich nicht mehr sehen möchte! Also dann LEBE WOHL JULIA Dein (durchgestrichen) Lukas

    PS: Take it easy!

    PPS: Julia, es tut mir wirklich leid, das jetzt alles so gekommen ist, aber ich hab das schon seit einigen Wochen geahnt. Früher oder später hätten sich unsere Wege sowieso getrennt. Du bist zwar nicht daran schuld, aber ich kann einfach nicht mehr so weitermachen, wir waren irgendwie doch zu verschieden. Also, bye und ich ruf Dich mal irgendwann wieder an....oder auch nie wieder

    HDL Lukas

    Ohne Datum:

    Hi Julia!

    Bitte komme zu mir! Ich muss mit dir reden! Ich kann die ganze Zeit an nichts anders denken. Ich weiß nicht, was ich machen soll? Bitte lass uns über alles reden, sonst weiß ich auch nicht, wie das alles weitergehen soll. Ich brauche dich und das weißt du! Bitte lass mich jetzt nicht alleine! Bye Dein Lukas.

    Kapitel 3

    Julias Tagebuch:

    15.05.1993

    Liebes Tagebuch

    Also zunächst stelle ich mich erst einmal vor, ich heiße Julia Kovasz und ich bin 19 Jahre alt seit genau einem Monat und 2 Tagen. Im Moment befinde ich mich in einem Büro in dem ich als Bürokauffrau im zweiten Lehrjahr arbeite. Es kann sein, dass ich daher öfter unterbrochen werde, weil ich keine reguläre Pause habe. Eigentlich wollte ich kein Tagebuch mehr schreiben, aber irgendetwas fehlt mir wenn ich keines schreibe, na ja ist ja egal!

    Die letzten Sätze hören sich, um ehrlich zu sein, etwas komisch an, vielleicht bin ich ja heute etwas blöd? Mir geht es soweit ganz gut heute ist Freitag 11.00 Uhr, also bald Wochenende. Heute holt mich mein bester Freund Lukas (du wirst noch viel von ihm hören) ab. Er holt mich fast immer von der Arbeit ab. Ich freue mich schon riesig hier endlich weg zu kommen und vor allem auf mein Wochenende!! Juhu. Bussi

    16.05.1993

    Liebes Tagebuch

    Erst gestern hatte ich meinen ersten Eintrag in dieses neue schöne Buch gemacht. Und heute kann ich dir auch schon erzählen, dass eine sehr gute Freundin von früher aus Berlin zu mir kommt, in wenigen Minuten müsste es an der Tür klingeln, sie hat heute früh angerufen und mich gefragt, ob sie paar

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