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Küss die Froschkönigin
Küss die Froschkönigin
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eBook281 Seiten3 Stunden

Küss die Froschkönigin

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Über dieses E-Book

Die erste Begegnung zwischen Martina und Zera verläuft nicht gerade erfreulich. Zera beschädigt aus Versehen Martinas Auto beim Zurücksetzen des Umzugswagens. Da trifft es sich gar nicht gut, dass Zera ins Nachbarhaus einzieht und sie von da an Nachbarinnen sind. Noch dazu bringen Zera und ihr Hund Kendo Chaos und Unruhe in die bis dahin ruhige Wohngegend. Innerhalb kürzester Zeit hat Zera ungewollt die gesamte Nachbarschaft gegen sich aufgebracht. Einzig Martina ist auf ihrer Seite und bekommt dadurch ebenfalls den Unmut der Nachbarn zu spüren. Während Martina sich immer mehr in Zera verliebt, schrecken die Nachbarn vor nichts mehr zurück und spinnen eine Intrige nach der anderen, um Zera zu vertreiben.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum12. Nov. 2019
ISBN9783748720485
Küss die Froschkönigin

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    Buchvorschau

    Küss die Froschkönigin - Michelle Zerwas

    1. Kapitel

    Martina genoss die Ruhe im Auto. Der heutige Tag hatte ihr wieder alles abverlangt. Als sie an einer roten Ampel halten musste, schloss sie für einen Moment die Augen und rieb sich die Schläfe. Die verdammten Kopfschmerzen quälten sie heute wieder besonders übel. Bereits am frühen Morgen hatten sie sich hinterhältig angeschlichen, waren ihren Nacken hinauf gewandert, um es sich danach in ihrem Kopf gemütlich zu machen. Nun pochten sie unangenehm über ihrem rechten Auge. Verantwortlich dafür waren die zahlreichen verzogenen Kinder, mit denen sie sich tagtäglich herum ärgern musste und die einen Lärm verursachten, der sie mitunter schier in den Wahnsinn trieb.

    Seit sie ein kleines Mädchen war, hatte sie davon geträumt, Lehrerin zu werden und beharrlich ihren Weg dorthin verfolgt. Da hatte sie aber auch noch nicht gewusst, wie furchtbar Kinder und Jugendliche sein konnten. Leicht war der Job nie gewesen, aber seit einiger Zeit wurde es immer schlimmer. Martina hatte immer mehr den Eindruck, dass den Jugendlichen vieles im Elternhaus heutzutage nicht mehr vermittelt wurde, was früher selbstverständlich gewesen war. Umso mehr kam sie als Lehrerin an ihre Grenzen. Es war ein täglicher Kampf um alles, ums Gehör finden, um Ordnung, Frieden, Ruhe… und wenn es mal nicht die Schüler und Schülerinnen waren, die sie zur Verzweiflung brachten, waren es deren Eltern, die oft keine Einsicht zeigten, wenn Martina sich über deren Sprösslinge beschwerte. Sie hatte ja schließlich keine Ahnung, den Job verfehlt oder wollte ihren Schülern und Schülerinnen bloß eins rein würgen. Das waren noch die harmlosesten Unterstellungen, die sie sich von den Erziehungsberechtigten anhören musste.

    Doch daran wollte sie jetzt nicht denken. Der Unterricht war für heute beendet, sie musste sich nicht mehr mit Schülern, Eltern und Kollegen rum ärgern, lediglich 30 Klassenarbeiten warteten an diesem Tag noch auf sie, die bis morgen korrigiert sein mussten. Das war das Schönste an ihrer Arbeit, weil währenddessen absolute Ruhe herrschte. Doch bevor sie sich an die Korrekturen setzte, wollte sie sich ein Stündchen hinlegen, damit die Kopfschmerzen Zeit hatten aus ihrem Kopf zu verschwinden.

    Als sie in ihre Straße einbog und sich ihrem Haus näherte, lösten sich ihre gemachten Pläne in Luft auf, denn ein gewaltiger LKW versperrte ihr den Weg, machte ein Vorbeifahren unmöglich und blockierte noch dazu ihre Einfahrt.

    „Das darf ja wohl nicht wahr sein, fluchte Martina. „Was soll das denn? Sie war versucht die Hupe zu betätigen, doch gegen den gigantischen LKW konnte sie vermutlich sowieso nichts ausrichten. Bevor sie noch darüber nachdenken konnte, was sie nun tun sollte, setzte sich der LKW in Bewegung, rollte langsam rückwärts und kam ihrem Wagen immer näher. Martina sah das Ungetüm auf sich zurollen, es kam näher und näher, machte keine Anstalten anzuhalten. Martinas Herz begann zu rasen, der LKW war nur noch wenige Meter von ihr entfernt. Sie wollte zurücksetzen, um einem Zusammenstoß zu entgehen, doch ihre Hand war schweißnass und rutschte vom Schaltknüppel ab. Als letzten Ausweg blieb ihr die Hupe, die sie verzweifelt betätigte, aber da knallte es auch schon. Durch ihr Auto fuhr ein Ruck. Sie fingerte mit zitternden Händen am Gurt herum und schaffte es, sich abzuschnallen, riss die Autotür auf und stieg stolpernd aus. Ihr erster Blick fiel auf die Front ihres Autos. Der linke Scheinwerfer war zerstört und lag in bunten Scherben am Boden. Martina sog die Luft ein und versuchte sich zu beruhigen, was nicht sehr erfolgreich war.

    Sie wollte losstürmen, am LKW vorbei, Richtung Führerhaus, prallte jedoch gegen ein Hindernis, das sich als Mensch herausstellte.

    „Hoppla", hörte sie eine Stimme. Vor ihr stand eine Frau, schätzungsweise zehn Jahre jünger als sie selbst. Sie sah zerknirscht drein, ihre blauen Augen sahen sie entschuldigend an und sie strich sich verlegen eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht.

    „Es tut mir leid. Das wollte ich nicht."

    Sie sind die Fahrerin dieses Ungetüms?", fragte Martina. Eine LKW Fahrerin hatte sie sich immer ganz anders vorgestellt, irgendwie burschikoser, kräftig gebaut, mit kurzen Haaren. Martina wurde bewusst, wie sehr man sich täuschen konnte und wie oft man in Schubladen dachte.

    „Ja, die bin ich."

    „Schauen Sie, was Sie angerichtet haben", schimpfte Martina drauflos und deutete auf ihr demoliertes Auto.

    „Es tut mir wirklich leid. Es war keine Absicht. Normalerweise fahre ich so große Autos nicht."

    Martina wollte weiter schimpfen, stutzte allerdings nach den Worten ihres Gegenübers. „Moment mal, wollen Sie mir damit sagen, dass Sie keinen LKW Führerschein besitzen?"

    „Na ja, … nein, ehrlich gesagt nicht."

    Das wurde ja immer besser. „Und was in Dreiteufelsnamen machen Sie dann hier? Sie können doch nicht einfach drauflos fahren ohne gültige Fahrerlaubnis."

    „Ich wollte ja nur einen Meter zurücksetzen", verteidigte sich die Unfallverursacherin.

    „Das war aber mehr als ein Meter", belehrte Martina sie altklug.

    „Kann sein. Ich habe die Strecke vorher nicht ausgemessen."

    „Das wäre besser gewesen, denn dann wäre das hier vielleicht nicht passiert." Abermals deutete Martina auf ihren Wagen.

    „Ich hab mich doch schon entschuldigt, reagierte die Unfallverursacherin ungehalten. „Hinten habe ich nun mal keine Augen. Woher sollte ich wissen, dass Sie hinter mir sind?

    „Möglicherweise lernt man das, wenn man den LKW Führerschein macht. Nur so als kleinen Tipp, bevor Sie sich wieder ans Steuer setzen."

    „Keine Sorge, ich hatte nicht vor das beruflich zu machen."

    „Ist vielleicht auch besser so, erwiderte Martina. „Können Sie jetzt wenigstens den Weg frei machen? Sie blockieren gerade meine Einfahrt. Um ihre Absicht zu verdeutlichen, deutete Martina auf das Haus, in dem sie wohnte.

    „Sie wohnen hier?", fragte Martinas Gegenüber.

    „Ja, stellen Sie sich vor, ich wohne hier und deshalb bestehe ich darauf, dass Sie dieses Ungetüm von einem LKW wieder ein wenig vor fahren, damit ich in meiner Einfahrt parken kann. Vorwärts fahren kann ja nicht so schwer sein. Wenn Sie nicht komplett blind sind, müssten Ihnen Hindernisse auffallen, die vor Ihnen liegen."

    Obwohl ihre Worte nicht gerade freundlich waren, ging die LKW Fahrerin nicht darauf ein, denn ein anderes Detail schien sie wesentlich mehr zu beschäftigen.

    „Wie cool ist das denn, dann sind wir in Zukunft Nachbarn."

    Martina klappte vor Überraschung der Mund auf und es dauerte einen Moment, bis sie etwas erwidern konnte.

    „Nachbarn, warum?"

    „Ich habe das Haus neben Ihrem gekauft und ziehe heute ein, deshalb auch der riesen LKW. Damit lassen sich meine Habseligkeiten alle auf einmal transportieren."

    Martina war fassungslos und musste sich von dem soeben Gehörten erstmal erholen. Das war zu viel. Zuerst wurde ihr Auto beschädigt und nun erfuhr sie, dass das kein Geringerer gewesen war als ihre neue Nachbarin. Das ging ja gut los. Bereits in dem Moment spürte sie, dass die neue Nachbarin nichts als Unheil und Chaos bringen würde. Wenn es schon so anfing, konnte das doch nur ein übles Vorzeichen sein.

    „Hi, ich bin Zera." Sie streckte Martina ihre Hand entgegen.

    Martina zögerte einen Moment sie anzunehmen. Schließlich wusste sie nicht was geschah. Vielleicht brach Zera ihr aus Versehen ein paar Finger oder gleich die ganze Hand und glaubte dann mit einer einfachen Entschuldigung sei alles getan, so wie bei ihrem Auto. Schließlich nahm sie die dargebotene Hand.

    „Martina", stellte sie sich knapp vor.

    „Freut mich, deine Bekanntschaft zu machen, Martina", sagte Zera, setzte ein Lächeln auf und schüttelte kurz Martinas Hand.

    „Wenn ich jetzt sage, die Freude ist ganz meinerseits, entspricht das nicht ganz der Wahrheit", erwiderte Martina sehr direkt aber ehrlich.

    Zeras Lächeln verflüchtigte sich auf der Stelle.

    „Bist du immer noch sauer wegen deines Wagens?"

    Martina wusste nicht, was sie mehr verärgerte, die unverschämte Frage oder, dass Zera ungefragt zum Du übergegangen war.

    „Ich hab doch schon zweimal gesagt, dass es mir Leid tut."

    „Das ist überaus freundlich, aber davon repariert sich mein Wagen nicht."

    Bevor Zera zu einer Entgegnung ansetzen konnte, trat ein Mann zu den beiden Streitenden.

    „Ist jemand verletzt?", fragte er besorgt.

    „Nein, alles in Ordnung, Papa, versicherte Zera schnell, was ihr einen bösen Blick von Martina einbrachte. „Mir ist da ein kleines Missgeschick passiert, gestand sie.

    „Kleines Missgeschick ist gut, ereiferte sich Martina. „Da kommt einiges zusammen, fahren ohne Führerschein, Sachbeschädigung…, zählte sie auf.

    „Wir wollen mal die Kirche im Dorf lassen. Es ist ja nichts passiert", beschwichtigte Zeras Vater.

    „Nichts passiert?, entfuhr es Martina. In der Familie war anscheinend einer uneinsichtiger als der andere. „Sehen Sie sich mein Auto an und da behaupten Sie, es ist nichts passiert.

    „Es ist niemand ernsthaft zu Schaden gekommen. Und das da, er deutete auf Martinas Auto, „ist nur ein Blechschaden. Ich werde den Unfall heute noch meiner Versicherung melden. Nach diesen Worten reichte er ihr ebenfalls die Hand. „Meyerling, mein Name. Bernd Meyerling. Mir gehört die Spedition Meyerling."

    „Martina Münster", stellte sie sich vor.

    „Sie ist meine neue Nachbarin, informierte Zera ihren Vater. „Stell dir vor, sie wohnt gleich nebenan.

    „Da hast du dich ja gleich von deiner besten Seite präsentiert, wandte er sich in gespieltem Tadel an seine Tochter. „Nicht wirklich ein gelungener Start für eine gute Nachbarschaft. Er wandte sich wieder an Martina. „Bitte, entschuldigen Sie. Zera ist manchmal etwas ungeduldig. Ich wollte den LKW gleich weg fahren, aber sie konnte wieder einmal nicht warten."

    Noch so ein verzogenes Töchterchen, vermutlich Einzelkind, sinnierte Martina gedanklich. Unter ihren Schülern gab es unzählige von dieser Sorte und nun konnte sie sich in Zukunft auch noch in der Nachbarschaft damit herumschlagen. Auch wenn Zera erwachsen war, blieb sie Papas Liebling. Das hatte ihr gerade noch gefehlt.

    „Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie den LKW ein Stückchen vorfahren könnten, damit ich in meine Einfahrt fahren kann."

    „Wird sofort erledigt, sagte Bernd Meyerling. Er machte sich auf den Weg zum Führerhaus des LKWs, drehte sich aber auf halbem Wege nochmal zu Martina um. „Ich melde mich dann bei Ihnen wegen der Schadensregulierung.

    Martina nahm die Info nickend zur Kenntnis.

    „Ähm, wir sehen uns", verabschiedete sich Zera und machte sich ebenfalls aus dem Staub.

    Martina blieb allein zurück, mit einem kaputten Auto, schlechter Laune und Fassungslosigkeit.

    „Was für ein beschissener Tag, murmelte sie vor sich hin. „Wäre ich doch bloß heute Morgen im Bett geblieben.

    2. Kapitel

    Als Martinas Auto endlich in der Einfahrt stand, begann sie, ihre Schulsachen aus dem Auto zu räumen. An manchen Tagen konnte der Eindruck entstehen sie war nicht in der Schule gewesen, sondern hatte einen Kurztrip unternommen, weil sie mit mehreren Taschen behangen nach Hause zurückkehrte. In Wahrheit waren es nur Klassenarbeiten.

    Während sie in ihrem Auto herum kramte, tat sie so, als ob im Haus nebenan kein neues Leben einzog, sondern es immer noch still, leer und schweigend da stand und ihr großes Bedürfnis nach Ruhe befriedigte. Die Vorbesitzer waren schon älter gewesen und immer sehr ruhig. Martina hatte es genossen sie als Nachbarn zu haben. Nun waren sie im Altenheim und um den Aufenthalt dort finanzieren zu können, hatten sie sich schweren Herzens dazu entschieden ihr Haus zu verkaufen. Nun zog neues Leben ein und es versprach turbulent zu werden. Mit der Ruhe war es vorbei. Das spürte sie gleich, als sie endlich wieder in ihren vier Wänden war. Immer wieder drang lautes Rufen an ihr Ohr, die von den Möbelpackern her rührten, Hubwagen ratterten die Einfahrt nebenan rauf und runter und transportierten die zahlreichen Umzugskartons. An ein kurzes entspanntes Schläfchen, wie sie es eigentlich geplant hatte, war an diesem Nachmittag nicht zu denken. Bei dem Lärm konnte man unmöglich Ruhe finden. Es musste also doch die gute alte Schmerztablette her halten. Danach gönnte sie sich eine Tasse Kaffee, die sie gemütlich auf dem Sofa sitzend in kleinen Schlucken trank, während sie darauf wartete, dass ihre Kopfschmerzen weniger wurden. Dabei versuchte sie die Geräusche, die von draußen zu ihr herein drangen, weitgehend auszublenden. Danach widmete sie sich den Klassenarbeiten ihrer Schüler. Sie nahm einen Packen Schulhefte aus einem Stoffbeutel und platzierte sie auf dem Esszimmertisch, auf dem mehrere rote Stifte bereit lagen. Sie lagen eigentlich immer dort, weil sie, bis auf wenige Ausnahmen, dort saß und korrigierte. Es war eine dieser zahllosen Gewohnheiten, die sich allmählich ins Leben einschlichen und irgendwann einfach blieben.

    Sie schlug eines der Hefte auf und besah sich die erste Matheaufgabe. Bereits der Rechenweg war meilenweit davon entfernt, wie sie es im Unterricht erklärt hatte, absolut verworren und nicht nachvollziehbar und das Ergebnis war natürlich falsch. Sie malte ein rotes f an die Aufgabe und notierte am Rand eine 0. Das Elend zog sich durch die gesamte Klassenarbeit und am Ende konnte sie mit Mühe und Not drei Punkte finden, die jedoch nicht ausreichten. Seufzend schrieb sie ein ungenügend unten auf die letzte Seite, versehen mit dem Datum und ihrer Unterschrift. Sie konnte es nicht verstehen. Tag für Tag gab sie sich die größte Mühe den Lernstoff in die Köpfe ihrer Schüler zu bekommen, aber es schien nicht zu funktionieren. Lag es an ihr, an mangelndem Interesse der Jugend oder war schlicht Faulheit dafür verantwortlich. Bisher hatte sie keine Antwort darauf gefunden. Natürlich wusste sie, dass über 90 Prozent der Schüler mit Mathematik auf Kriegsfuß standen, was sie nicht verstand, weil es eine faszinierende Wissenschaft war.

    Das zweite Heft versprach vielversprechender zu sein, bereits die erste Aufgabe war richtig gelöst und auch bei der zweiten Aufgabe stand das richtige Ergebnis. Martina lächelte glücklich. Es war eine Freude, ordentlich Punkte zu vergeben, denn entgegen der Meinung vieler Eltern war sie nicht darauf aus den Schülern eins rein zu würgen. Sie verteilte lieber gute Noten als schlechte.

    Es folgten einige Flüchtigkeitsfehler und noch zwei weitere korrekt gelöste Aufgaben. Am Ende unterschrieb sie die Klassenarbeit mit einem „Gut. Damit war sie zufrieden. Ein „Sehr gut war selten in diesem Fach. Nur wenige ihrer Schüler erreichten diese begehrte Note.

    Sie arbeitete sich Heft für Heft voran und war nach einer Weile so vertieft darin, dass es ihr sogar gelang die störenden Geräusche von nebenan ein wenig auszublenden.

    Die Türklingel ließ sie erschrocken zusammen zucken. Mit wild klopfendem Herzen machte sie sich auf den Weg zur Haustür.

    „Hi, ich schon wieder", sagte Zera.

    Nicht die schon wieder, dachte Martina. Sie waren gerade mal einen Nachmittag lang Nachbarn und schon war Martina genervt von ihr.

    „Ähm, ich wollte fragen, ob du rüber kommen willst? Wir haben einen kleinen Umtrunk vorbereitet für die Nachbarschaft."

    „Das ist sehr nett, aber ich muss noch arbeiten. Ein anderes Mal vielleicht."

    „Schade. Zera sah bedauernd drein. „Ich hätte dich echt gerne dabei.

    „Wie gesagt, ich muss arbeiten."

    „Kannst du nicht mal eine kleine Pause machen? Nur kurz." Ein beinahe schon flehender Blick traf sie. War es Zera wirklich wichtig sie dabei zu haben oder legte sie sich aus schlechtem Gewissen so ins Zeug?

    Martina fiel es schwer hart zu bleiben. „Also gut, aber nur kurz", hörte sie sich sagen und ärgerte sich im selben Moment darüber.

    Zera strahlte. „Okay, cool. Kommst du sofort mit oder kommst du nach?"

    „Ich komme gleich rüber."

    „Toll, bis gleich." Mit beschwingten Schritten ging Zera wieder rüber.

    Martina sah ihr kurz nach, bevor sie die Haustür schloss und sich von innen dagegen lehnte.

    Was passiert hier gerade? , fragte sie sich. Zera brachte ihren Alltag völlig durcheinander. Das konnte ja in Zukunft noch heiter werden.

    Sie ließ sich noch ein paar Minuten Zeit und machte sich anschließend auf den Weg zum Nachbarhaus. Lust hatte sie nicht auf Geselligkeit, sie hielt sich lieber für sich, aber manchmal musste man im Leben über seinen Schatten springen.

    Sie wurde mit großem Hallo empfangen, Zera lächelte ihr zu, drängelte sich neben sie und drückte ihr ein Glas Sekt in die Hand.

    „Ist Sekt okay? Du kannst auch was anderes haben."

    „Ich trinke nur selten Alkohol."

    Zera nahm ihr das Sektglas aus der Hand. „Was magst du haben? Es gibt Cola, Limo, Wasser, Saft…"

    „Cola, bitte."

    Zera rauschte davon, war schneller wieder da, als Martina gucken konnte und reichte ihr ein Glas Cola.

    „Danke."

    „Schön, dass du gekommen bist."

    „Danke, für die Einladung."

    Kurz darauf ergriff Bernd Meyerling das Wort. „Vielen Dank, dass Sie alle gekommen sind. Heute vertraue ich Ihnen allen meine Tochter an und ich hoffe sehr, Sie nehmen sie in Ihrer Nachbarschaft auf. Besonders Frau Münster bitte ich, den heutigen Zwischenfall zu verzeihen."

    Sofort waren alle Augen auf Martina gerichtet, was ihr sehr unangenehm war und ein wildes Getuschel unter den Nachbarn setzte ein.

    „Ich möchte Sie auch nicht lange mit meinem Gebrabbel nerven. Trinkt, habt Spaß und stärkt euch mit Frikadellen und Kartoffelsalat."

    Ein kurzer Applaus setzte ein.

    „Magst du was essen?", wandte sich Zera an Martina.

    „Nein, danke. Ich muss auch gleich wieder rüber." Sie nippte an ihrer Cola.

    Bevor Zera etwas erwidern konnte, trat jemand aus der Nachbarschaft zu ihnen, der am anderen Ende der Straße wohnte. Er reichte Zera die Hand. „Hi, ich bin Jochen."

    „Zera. Schön, dass du kommen konntest."

    „Danke, für die Einladung. Er nickte Martina kurz zu. „Welchen Zwischenfall meinte dein Vater?

    Martina rollte mit den Augen. Nachbarn konnten so furchtbar neugierig sein, nichts blieb ihnen verborgen.

    Zera schien mit Jochens Neugier jedoch kein Problem zu haben und gab ihm bereitwillig Auskunft.

    „Ich habe Zeras Auto versehentlich mit dem LKW beschädigt."

    „Ups, da müssen wir wohl in Zukunft gut auf unsere Autos achten", bemerkte Jochen scherzhaft.

    „Normalerweise bin ich nicht mit dem LKW unterwegs und mit meinem PKW kann ich ganz gut umgehen, erklärte Zera. „Euren Autos passiert nichts.

    „Da hat mein Auto wohl einfach Pech gehabt", konnte sich Martina nicht verkneifen zu sagen. Sie war immer noch sauer deswegen. Zwar hatte Bernd Meyerling ihr zugesichert sich darum zu kümmern, dennoch bedeutete es nichts als Scherereien.

    „Da bekommt der Ausdruck auf gute Nachbarschaft eine ganz neue Bedeutung, bemerkte Jochen. „Wenn das mal kein schlechtes Vorzeichen ist. Er sah zwischen Zera und Martina hin und her.

    „Für solche Fälle gibt es ja glücklicherweise Versicherungen, meinte Zera und lächelte Martina kurz zu. „Magst du was essen, Jochen? Greif zu, bevor alles weg ist.

    Jochen zockelte von dannen und Zera und Martina waren wieder allein.

    „Ich glaube, hier werde ich mich wohlfühlen, stellte Zera fest. „Ich hätte schlechtere Nachbarn erwischen können.

    „Das kannst du jetzt schon beurteilen, nach so kurzer Zeit?"

    „Ja, bis jetzt sind doch alle nett. Besonders du."

    Martina reagierte überrascht. „Danke, für das Kompliment."

    Eine kleine Gruppe näherte sich Zera, um sie näher kennenzulernen. Martina wurde es zu viel und sie machte Anstalten zu gehen.

    „Ich muss wieder rüber. Die Arbeit wartet."

    „Jetzt schon? Bleib doch noch." Zera wollte sie mit aller Macht dazu bringen zu bleiben.

    „Nein, ich muss wirklich weiter machen."

    „Na gut, wir sehen uns." Ein weiteres Lächeln traf Martina.

    „Ganz bestimmt", sagte Martina und erwiderte kurz Zeras Lächeln. Sie drückte Zera ihr halbleeres Glas in die Hand und machte sich aus dem Staub. Innerlich fühlte sie sich sehr angespannt und sie konnte nicht mal wirklich sagen warum. Diese Anspannung löste sich erst, als sie wieder allein in ihrem Haus war. Zera brachte Chaos in ihr Leben, was ihr gar nicht gefiel. Um nicht darüber nachdenken zu müssen, setzte sie sich wieder an ihre Arbeit und versuchte konzentriert weiter zu machen. Es fiel ihr sehr schwer bei der Sache zu bleiben, weil ihre Gedanken immer wieder abschweiften. Sie musste sich immer wieder selbst ermahnen und sich zu Selbstdisziplin aufrufen, um ihre Arbeit ordentlich erledigen zu können. Zahlreiche Aufgaben musste sie mehrfach durchgehen, um keinen Fehler zu übersehen, deshalb saß sie viel länger

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