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Nr. 1444: Ein Hund aus dem Nirgendwo
Nr. 1444: Ein Hund aus dem Nirgendwo
Nr. 1444: Ein Hund aus dem Nirgendwo
eBook169 Seiten2 Stunden

Nr. 1444: Ein Hund aus dem Nirgendwo

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Über dieses E-Book

Der kleine Mischlingshund Nr. 1444 sitzt in einer Tötungsstation im Ausland. Er ist sehr krank und hat kaum eine Chance zu überleben. Doch er hat Glück im Unglück. Tierschützer kommen in die Tötungsstation, um einige Hunde zu retten. Eine von ihnen ist Elise. Sie verliebt sich in Nr. 1444 und setzt alles daran ihn nach Deutschland zu holen, um ihm ein sicheres Zuhause zu schenken. Zum ersten Mal in seinem Leben darf er Liebe und Geborgenheit spüren und erhält einen richtigen Namen statt einer Nummer. Mit der Hündin Moon, die bereits bei Elise lebt, verbindet ihn schon bald eine enge Freundschaft und die beiden erleben viele Abenteuer zusammen.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum2. Apr. 2020
ISBN9783748734413
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    Buchvorschau

    Nr. 1444 - Michelle Zerwas

    1

    Vergessener Ort, vergessene Seelen

    An einem Ort, irgendwo im Nirgendwo, rieseln Schneeflocken sanft zur Erde, verwandeln den tristen Ort in eine romantische Winterlandschaft. Sie bedecken die Erde, lassen die Tristesse verschwinden, eine unberührte Landschaft, mitten im Nirgendwo.

    Nur wenige besuchen diesen verlassenen Ort, zufällig verirrt sich niemand dorthin und die wenigen, die kommen, wollen schnell wieder weg, weil sich die Geschehnisse an diesem Ort tief ins Herz und in die Seele einbrennen. Der Ort wirkt friedlich, aber der Eindruck täuscht. Die Stille, die man an einem verlassenen Ort wie diesem erwartet, sucht man vergeblich, denn sie wird zerrissen von andauerndem Hundegebell, Jaulen, Winseln… Oft sind es stille Schreie, die nicht nach außen dringen und die nur von besonders feinfühligen Wesen wahrgenommen werden können. Die stillen Schreie sind die schlimmsten, denn sie sind da, obwohl sie nicht da sind. Angst und Tränen hängen wie schwere Wolken in der Luft, umkreisen diesen Ort und hüllen ihn in einen undurchdringlichen Nebel. Die seltenen freudigen Ereignisse vermögen nichts dagegen auszurichten, denn sie sind nicht stark genug. Mit einem einzigen Sonnenstrahl kann man nicht die ganze Welt erleuchten, genauso wenig kann man mit einem einzigen guten Ereignis all das Leid, die Trauer und die Ängste vertreiben.

    Zwischen Feldwegen, Schotterstraßen, Wiesen, Feldern und undurchdringlichen Wäldern, gibt es diesen Ort, gebaut aus Beton und Holz, Fliesen, Gittern und Zäunen, Stacheldraht, all jenen Resten, die sonst niemand mehr braucht, die an diesem Ort jedoch einen großen Wert haben. Hunderte verlassene Seelen warten dort auf ein wenig Glück. Sie hoffen auf Rettung, die nur für wenige kommt. Das Warten ist oft vergeblich, denn die meisten schaffen es nicht. Viele verlassen diesen Ort erst, wenn sie zu einem anderen Ort gerufen werden, zu einem Ort, der jenseits der Erde liegt, den niemand sehen kann und an dem das Paradies auf einen wartet, fernab von allem Leid und Schmerz.

    An diesem Ort im Nirgendwo sind die Tage alle gleich, jahrein, jahraus. Nichts geschieht, die Langeweile ist erdrückend und nicht wenige geben sich völlig auf, verlieren den Glauben an ein wenig Glück, ein bisschen Freude.

    An einem kalten Wintermorgen, an einem beliebigen Tag, tauchten wie an jedem Morgen Menschen auf im Nirgendwo. Sie eilten durch die Gänge, rechts und links bellende Hunde, die um ein wenig Liebe und Zuneigung betteln, eine sanfte Berührung, Futter und Wärme. Die wenigen Menschen, die sich an diesen Ort wagen, kämpfen sich durch Kälte, Gestank und Dreck. Sie wirken abgestumpft, als ob sie nichts empfinden. Auf einige mag es zutreffen, aber sie sind nicht alle gleich. Einige verschließen sich mit aller Macht, versuchen, das Elend nicht zu tief in sich eindringen zu lassen. Die Bilder dürfen sich nicht in ihr Gedächtnis eingraben, um auch am nächsten Tag zurückkehren zu können, nicht daran zu zerbrechen, an all dem Leid. Genau wie die Tiere, haben viele dieser Menschen keinen Namen, scheinbar keine Identität. Sie kämpfen tagtäglich und schaffen es nicht zu gewinnen. Vielleicht liegt es an dem Ort im Nirgendwo. Jeder, der dorthin kommt, verwandelt sich automatisch in einen Niemand, ein Wesen ohne Namen, ein vergessenes Wesen. Seelen, die leben, atmen, fühlen und dennoch vergessen werden.

    In einem der Verschläge, inmitten so vieler Hunde, liegt an diesem Morgen Nr. 1444 auf dem eisigen Betonboden, inmitten all der anderen bellenden Hunde, unbeachtet von allen. Immer wieder laufen Pfoten über Nr. 1444 hinweg, kleine Pfoten, große Pfoten, Pfoten mit viel oder wenig Fell, mit langen Krallen, die piksen. Doch Nr. 1444 merkt es kaum noch, hat kaum noch die Kraft aufzustehen, sein Bellen ist schon lange verstummt. Die Aufregung lohnt nicht, das hat er gelernt. Er weiß, dass Essenszeit ist, die Aufregung der anderen Hunde sagt es ihm. Nr. 1444 hat keinen Appetit, nicht mehr.

    Am Gitter taucht ein menschliches Wesen auf. Die Hunde springen am Gitter hoch, bellen aufgeregt, kriegen sich kaum noch ein. Nr. 1444 sieht nur noch zu. Schon seit Tagen sickert das Leben immer mehr aus ihm heraus. Die Schmerzen in seinem kleinen Körper werden jeden Tag stärker. Er wird den Winter nicht überleben. Er spürt es und er hofft, dass es schnell geht und ihm ein langes Leiden erspart bleibt.

    Das Gitter des Verschlags öffnet sich, die aufgeregten Hunde werden von einem Menschen zurück gedrängt. Futter wird verteilt, einfach so, unkontrolliert rieseln Futterstücke zu Boden. Die Hunde stürzen sich gierig darauf, auf das Wenige, das nicht ausreicht, um richtig satt zu werden. Es wird geknurrt und um jeden Bissen entbrennt ein Kampf auf Leben und Tod. Der Mensch hockt sich kurz neben Nr. 1444, streicht mit seiner behandschuhten Hand behutsam über den Hundekopf und verliert wie zufällig etwas Futter, genau vor der Nase von Nr. 1444. Der Mensch bleibt einen Moment länger als sonst, bringt ein winziges bisschen Wärme mit und vertreibt damit die eisige Kälte, die nicht nur von der kalten Winterluft herrührt. Er wartet darauf, dass Nr. 1444 frisst, doch das Futter bleibt unangetastet. Der Mensch seufzt leise, unterdrückt die aufsteigenden Tränen, dann geht er, verlässt den Zwinger und nimmt die Wärme mit sich, das Gefühl von ein wenig Liebe und Zuneigung. Als er die Tür hinter sich schließt, wirft er einen letzten Blick zurück. Nr. 1444 liegt noch immer regungslos da, sein Futter ist verschwunden, verschlungen von den anderen Hunden. Dann geht er weiter, verrichtet weiter seine Arbeit, verteilt Futter, bis die Schubkarre leer ist und schickt immer wieder Gebete gen Himmel, bittet um ein wenig Glück für jeden einzelnen dieser vergessenen Hunde, aber ganz besonders für Nr. 1444.

    2

    Der Engel der Wünsche

    Im Universum schwirren Abermillionen Wünsche herum, überwinden Raum und Zeit, wie kleine Lichtblitze, die einen hellen, leuchtenden Schweif hinter sich herziehen. Kein Wunsch wird jemals vergessen. Manche erfüllen sich rasch, andere brauchen etwas Zeit, aber keiner bleibt unbeachtet. Die Wünsche landen früher oder später alle im Reich der Engel. Sie werden dort vernommen und geordnet, jeder einzelne Wunsch wird notiert, damit er eines Tages Erfüllung findet.

    Stille hat sich am Ort im Nirgendwo ausgebreitet. Mit der Dunkelheit der Nacht kehrt die Stille zurück. Die Hunde haben gelernt, dass nachts nichts passiert und es keinen Sinn macht zu bellen, nur hin und wieder erklingt ein Seufzen oder leises Winseln in der Stille der Nacht. Kräfte werden gespart für den nächsten Tag. Nicht alle überleben die Nächte, vor allem im Winter. Sie verlassen heimlich und leise diese Welt, niemand bemerkt ihr Verschwinden, bis das Tageslicht zurückkehrt.

    In dieser Nacht geschieht jedoch etwas Ungewöhnliches, etwas Magisches, Unglaubliches.

    Der Zwinger, in dem Nr. 1444 untergebracht ist, wird in ein helles Licht getaucht, das eine Wärme mitbringt, die die eisige Kälte der Nacht vertreibt.

    Nr. 1444 spürt eine liebevolle Berührung auf seinem Rücken und ein warmes Gefühl, das sich in seinem ganzen Körper ausbreitet, von den steif gefrorenen Pfoten, bis in die vor Kälte taube Schwanzspitze. Sogar die Schmerzen in seinem kleinen Körper wüten nicht mehr so stark wie zuvor, sind nur noch eine dumpfe Erinnerung.

    Die Wärme geht von einem menschenähnlichen Wesen aus, das von gleißendem, hellem Licht umgeben ist. Die Erscheinung ist so ungewöhnlich, dass kein einziger Laut aus den anwesenden Hundekehlen dringt. Staunend betrachten sie das Schauspiel, das sich ihnen bietet, können nicht glauben, was sie sehen.

    Nr. 1444 schlägt die Augen auf und die Wärme in seinem Körper gibt ihm die nötige Kraft den Kopf ein wenig zu heben. Er betrachtet das Wesen, das vor ihm kniet, dessen Hand noch immer auf seinem Rücken ruht, ihm dadurch Kraft, Energie und Wärme schenkt. Auf den ersten Blick erinnerte das Wesen an einen Menschen, seine Augen strahlten viel Liebe aus und ein herzliches Lachen umspielte seine Lippen. Nr. 1444 fasste sofort Vertrauen.

    „Wer bist du?", fragt Nr. 1444 mit schwacher Stimme.

    „Ich grüße dich, geliebtes Wesen. Ich bin der Engel der Wünsche und bin gekommen, um dir einen Wunsch zu erfüllen."

    Nr. 1444 wusste, was Wünsche waren, aber mit der Zeit hatte er den Glauben daran verloren. Seine Wünsche gingen nie in Erfüllung, deshalb konnte er sein Glück nicht fassen.

    „Warum ausgerechnet mir?", fragte Nr. 1444.

    Der Engel nahm seine Hand vom Pelz des Hundes und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „Weil du es verdient hast", sprach er.

    „Ich habe es nicht weniger verdient, als alle anderen hier. Warum hast du mich ausgewählt?"

    „Weil du an der Reihe bist und den anderen noch mehr Zeit bleibt wie dir?"

    Nr. 1444 wagte es noch nicht, sich über das unerwartete Glück zu freuen. Wahrscheinlich träumte er nur oder er war im Himmel, hatte lautlos die Welt der Lebenden verlassen, ohne dass er es gemerkt hatte.

    „Du wirkst ungläubig, geliebtes Wesen. Ich weiß, dass du den Glauben an dein Glück verloren hast. Ich bin gekommen, um dir den Glauben zurückzubringen. Wie lautet dein Wunsch?"

    Nr. 1444 musste nicht lange darüber nachdenken. „Wir alle hier wünschen uns dasselbe", sagte er leise. „Wir sehnen uns nach Wärme und Liebe, genug Futter für unsere knurrenden Mägen.

    Der Engel nickte wissend. Er hatte mit dieser Antwort gerechnet. „Deine Wünsche werden sich bald erfüllen", sagte er.

    „Wie?", fragte Nr. 1444, der es noch immer nicht glauben konnte.

    „Vertraue."

    „Und was ist mit meinen Artgenossen?"

    „Heute ist dein Tag und für alle anderen wird der Tag eines Tages auch kommen."

    „Versprichst du es?", fragte Nr. 1444.

    „Ich verspreche es dir und nun werde ich dich verlassen. Glaube an Wunder und vertraue, dann ist alles möglich." Nach diesen Worten verschwand der Engel so lautlos in der Dunkelheit, wie er erschienen war.

    „Was war das?", sprach einer der Hunde, der mit Nr. 1444 den Zwinger teilte.

    „Ich weiß es nicht, antwortete Nr. 1444. „Bestimmt haben wir alle nur geträumt.

    „Nein. Es war kein Traum, sagte Nr. 311 mit Nachdruck. „Wir haben es alle gesehen.

    Die anderen Hunde stimmten Nr. 311 zu. Die Aufregung wurde immer größer, waberte durch den Zwinger und von dort in den nächsten Zwinger und den nächsten… Immer weiter verbreitete sich das wundersame Erlebnis dieser dunklen Winternacht, bis auch der Hund im letzten Winkel davon gehört hatte. Hoffnung verbreitete sich. Ihre Wünsche waren vom Universum erhört worden. Das Unglaubliche war Wirklichkeit geworden, hatte Einzug gehalten in ihrer aller Leben. Der Engel der Wünsche hatte ihnen den Glauben zurückgebracht und das Leben an diesem Ort für jeden einzelnen ein klein wenig heller gemacht. Einige Hunde stimmten ein Jaulen an, in das immer mehr Hunde einstimmten. Sie schickten ihre Wünsche gen Himmel, in die Dunkelheit der Nacht und hofften, dass sie erhört wurden. In dem Moment fielen erneut Schneeflocken vom Himmel. Waren sie eine Antwort der Engel? Die Hunde glaubten fest daran.

    3

    An einem anderen Ort

    An einem Ort, weit entfernt vom Ort im Nirgendwo, starteten gerade viele Menschen in einen neuen Arbeitstag. Auch an diesem Ort lebten Tiere, die von ihren Menschen verlassen wurden oder noch nie ein Zuhause hatten. Doch anders als im Nirgendwo erfuhren sie Liebe und Zuneigung, bekamen genug Futter, Wärme und Medizin, wenn es ihnen schlecht ging. Einzig ein

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