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Wunschpost auf Wolke 9: Wolken-Reihe: Band 3
Wunschpost auf Wolke 9: Wolken-Reihe: Band 3
Wunschpost auf Wolke 9: Wolken-Reihe: Band 3
eBook397 Seiten4 Stunden

Wunschpost auf Wolke 9: Wolken-Reihe: Band 3

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Über dieses E-Book

Von einem ruhigen Leben kann bei Alicia und Kathrin nicht die Rede sein. Ständig ist etwas los bei ihnen. Ihre Tiere und Freunde sorgen dafür, dass es niemals langweilig wird.

Zodiak jagt Alicia und Kathrin eines Morgens einen großen Schreck ein und als Sylvies Pferd Flocke von der Koppel verschwindet, beginnt eine nervenaufreibende Suche.

Kathrin bekommt die Möglichkeit in der Adventszeit im Weihnachtsmann Büro mitzuhelfen und die Post der Kinder und Erwachsenen zu beantworten, die an den Weihnachtsmann ihre Wünsche schicken. Eines Tages entdeckt sie den verzweifelten Brief einer alten Dame und für sie steht sofort fest, dass sie und Alicia ihr helfen müssen.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum6. Dez. 2022
ISBN9783755426820
Wunschpost auf Wolke 9: Wolken-Reihe: Band 3

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    Buchvorschau

    Wunschpost auf Wolke 9 - Michelle Zerwas

    1. Kapitel

    Alicia und Kathrin erwachten durch einen lauten Knall  im Haus.

    „Was ist denn da schon wieder los?", murmelte Alicia schläfrig und öffnete blinzelnd ein Auge.

    „Wahrscheinlich sind unsere Chaoskatzen wieder im Einsatz", sagte Kathrin.

    Beide waren noch sehr müde und wollten einfach noch ein wenig weiter schlafen. Wenn etwas zu Bruch gegangen war, war es jetzt sowieso kaputt, da half alles Schimpfen nichts. Sie dämmerten gerade wieder weg, als es auf einmal so laut schepperte, dass sie vor Schreck senkrecht im Bett saßen.

    „Mein Gott, was veranstalten die da unten?, fragte Kathrin. Sie kletterte aus dem Bett. „Ich schau mal nach.

    Alicia überlegte, ob sie ihr folgen sollte, blieb aber erstmal im Bett und wartete ab. Sie fürchtete sich ein wenig davor, was sie unten erwartete. Nach einer Weile hielt sie es allerdings nicht mehr aus. Unten war es erschreckend still und sie musste wissen, was los war. Sie krabbelte aus dem Bett und machte sich auf den Weg nach unten. Sie fand Kathrin in der Küche, die dort gerade das Chaos beseitigte.

    Die Katzen hatten es geschafft den Topf mit der restlichen Suppe vom Vorabend vom Herd zu schubsen. Sowohl der Fußboden als auch die Wände ringsherum waren mit Suppe bespritzt. Außerdem waren die Katzen mitten durch gelaufen und verteilten nun mit ihren Pfoten die Suppe im ganzen Haus.

    „Ach du meine Güte."

    „Das kannst du laut sagen."

    „Ich helfe dir", sagte Alicia. Sie nahm sich ebenfalls einen Lappen und half Kathrin beim Aufwischen.

    „Hoffentlich geht der Tag nicht so beschissen weiter", sagte Kathrin als sie fertig waren und ließ sich auf einen Stuhl fallen.

    „Ich mache uns jetzt erstmal Kaffee, verkündete Alicia. „Danach sieht die Welt schon wieder anders aus.

    „Das halte ich für eine sehr gute Idee."

    Ein paar Minuten später erfüllte köstlicher Kaffeeduft die Küche. Die Katzen hatten offensichtlich ganz in der Nähe gelauert und nur auf die passende Gelegenheit gewartet sich wieder heran zu schleichen. Kaum saßen Alicia und Kathrin beim Frühstück waren die Katzen auch schon da und schlichen um den Tisch herum.

    „Hab ich was an den Augen oder sind es tatsächlich fünf Katzen statt vier?", fragte Kathrin verwundert.

    Alicia zählte durch, was gar nicht so einfach war, weil die Samtpfoten die ganze Zeit in Bewegung waren. Doch dann zählte sie eine dritte getigerte Katze, obwohl es nur zwei hätten sein dürfen.

    „Du hast Recht. Es sind fünf Katzen."

    „Unsere Rasselbande hat Besuch mitgebracht."

    „Hoffentlich nur vorübergehender Besuch und keinen Dauergast", meinte Kathrin.

    „Wir haben wirklich genug Katzen", stimmte Alicia ihr zu.

    „Trotzdem sind wir gastfreundlich und füttern sie heute ausnahmsweise mal mit durch", zeigte Kathrin sich großzügig. Sie stand auf und nahm mehrere Dosen Katzenfutter aus dem Schrank.

    „Hältst du das für eine gute Idee?, gab Alicia zu bedenken. „Wenn du sie jetzt fütterst, werden wir sie nie wieder los.

    „Bringst du es übers Herz sie hungrig vor die Tür zu setzen?"

    „Nein, eigentlich nicht."

    „Siehst du und ich auch nicht, deshalb darf sie oder er heute mit essen." Kathrin verteilte rasch das Futter auf fünf Portionen und versuchte sich von dem hysterischen Mauzen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Alle fünf Katzen machten sich gierig über ihr Futter her.

    Kathrin wollte sich wieder zurück an den Tisch setzen, da fiel ihr auf einmal etwas ein. „Wo ist eigentlich Zodiak? Normalerweise taucht er doch sofort auf, wenn er hört, dass ich eine Dose Futter öffne."

    „Jetzt wo du es sagst, das ist tatsächlich ungewöhnlich, erwiderte Alicia. „Wo steckt er bloß?

    „Wir sollten besser mal nachsehen", schlug Kathrin vor. Sie ahnte, dass etwas nicht in Ordnung war.

    Alicia machte sich sofort auf die Suche, während Kathrin alle essbaren Dinge wieder katzensicher unterbrachte.

    „Zodiak, komm her!", rief Alicia unterdessen, doch er reagierte nicht auf ihr Rufen.

    „Sturkopf", murmelte Alicia und suchte angestrengt weiter.

    Sie warf einen Blick ins Wohnzimmer. Auf den ersten Blick wirkte es leer und verlassen, doch dann hörte sie ein Geräusch, das wie ein Röcheln klang und sie augenblicklich in Panik versetzte. Voller Angst vor dem, was sie erwartete, suchte sie das Zimmer ab. Sie fand Zodiak hinter dem Sofa. Er lag röchelnd und nach Luft schnappend auf dem Boden und reagierte nicht, als Alicia neben ihm niederkniete. Im selben Moment betrat Kathrin das Wohnzimmer.

    „Komm schnell!, rief Alicia ihr zu. „Mit Zodiak stimmt was nicht.

    Kathrin war sofort an Alicias Seite. „Oh, mein Gott. Sie schlug erschrocken die Hand vor den Mund. „Wir müssen ihn sofort zum Tierarzt bringen. Kathrin schob ihre Arme unter Zodiaks schlaffen Körper. „Hol den Autoschlüssel! Wir müssen sofort los." Sie rannte mit Zodiak auf dem Arm los.

    Alicia erhob sich zitternd. Sie stand völlig neben sich, aber sie schaffte es Kathrin zu folgen. Im Flur angelte sie mit zitternden Fingern den Schlüssel vom Schlüsselbrett und folgte Kathrin zum Auto.

    Kathrin verfrachtete Zodiak auf den Rücksitz des Autos, nahm den Schlüssel von Alicia entgegen und setzte sich ans Steuer. Mit quietschenden Reifen raste sie los. Es zählte jede Sekunde.

    In halsbrecherischem Tempo heizte Kathrin durch die Gegend und erreichte schließlich die Tierklinik. Das Auto parkte sie quer auf dem Parkplatz. Sie schnappte sich Zodiak und raste mit ihm los. Alicia folgte ihr. Sie stand immer noch unter Schock, die Angst um Zodiak schnürte ihr die Kehle zu.

    Zodiaks Zustand war sehr ernst, das erkannten die Mitarbeiter der Tierklinik auf den ersten Blick. Sie nahmen ihn sofort mit und baten Alicia und Kathrin im Wartezimmer Platz zu nehmen.

    Kathrin legte ihren Arm um Alicia und brachte sie ins Wartezimmer. Alicia zitterte vor Angst und sank erschöpft auf einen der Stühle.

    „Es wird alles wieder gut, flüsterte Kathrin ihr zu. Sie hielt Alicia im Arm und wiegte sie tröstend. „Zodiak schafft das.

    Alicia erwiderte nichts. Sie konnte nichts sagen, der Schock saß zu tief. Stattdessen rannen lautlos Tränen über ihre Wangen.

    Eine gefühlte Ewigkeit bangten Alicia und Kathrin gemeinsam um Zodiaks Leben. Die ganze Zeit hielt Kathrin Alicia im Arm und versuchte ihr Trost zu spenden.

    „Frau Stoll?!", vernahmen sie auf einmal eine Stimme. Sie wussten nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit sie gekommen waren, aber dass sie nun endlich neue Infos bekamen, ließ sie erleichtert aufatmen.

    „Ja, das bin ich", meldete sich Kathrin bei der jungen Tierarzthelferin, die im Türrahmen zum Wartezimmer stand und sich suchend umsah.

    „Kommen Sie bitte mit. Der Arzt möchte mit Ihnen sprechen."

    Kathrin wurde erneut etwas mulmig zumute. War es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?

    Auf dem Weg ins Behandlungszimmer wischte Alicia sich ihre Tränen weg, aber man konnte dennoch deutlich sehen, dass sie geweint hatte. Die Sorge um Zodiak machte sie beinahe verrückt.

    „Guten Tag", begrüßte sie der Tierarzt mit ruhiger Stimme und bedachte Alicia mit einem mitleidigen Blick. Es ging ihm immer sehr nah die Tierbesitzer leiden zu sehen.

    „Was ist mit Zodiak?", fragte Kathrin.

    „Wir konnten ihn stabilisieren, aber er ist noch nicht über den Berg."

    „Er wird es aber schaffen, oder?"

    „Wir möchten erstmal zuversichtlich sein. Im Moment gehen wir von einem Schwächeanfall aus, sein Kreislauf ist zusammen gebrochen. Etwas scheint mit seinem Herzen nicht in Ordnung zu sein."

    „Was bedeutet das?", fragte Kathrin.

    „Wir müssen weitere Untersuchungen machen. Heute Nacht muss er auf jeden Fall hier bleiben, vielleicht auch länger."

    „Darf ich ihn sehen?", fragte Alicia mit leiser Stimme.

    „Besser nicht, lehnte der Tierarzt ab. „Es würde ihn zu sehr aufregen. Sie können sich sicher sein, er ist bei uns in den besten Händen und wenn etwas ist, melden wir uns sofort bei Ihnen.

    „Vielen Dank erstmal für alles", sagte Kathrin und lächelte den Tierarzt an.

    „Sehr gerne. Er erwiderte Kathrins Lächeln und wandte sich danach an Alicia. „Seien Sie nicht so traurig. Zodiak wird es schon schaffen.

    Die liebevollen Worte des Tierarztes brachten Alicia wieder zum Weinen. Es fiel ihr unendlich schwer Zodiak zurückzulassen, obwohl sie wusste, dass er in der aktuellen Situation in der Tierklinik am besten aufgehoben war.

    „Wenn im Laufe des Tages oder in der Nacht etwas ist, melden wir uns. Ansonsten sehen wir uns morgen, sprach der Tierarzt weiter. „Auf Wiedersehen.

    Alicia und Kathrin verabschiedeten sich ebenfalls von dem Arzt und verließen mit gemischten Gefühlen die Tierklinik.

    Kathrin setzte sich ganz selbstverständlich ans Steuer, da Alicia in ihrer Verfassung nicht in der Lage war mit dem Auto zu fahren. In den ersten Minuten herrschte Schweigen. Kathrin warf Alicia immer wieder heimliche Blicke zu. Alicia saß zusammen gesunken wie ein Häufchen Elend da und kämpfte mit den Tränen.

    Als sie an einer roten Ampel halten mussten, legte Kathrin ihre Hand auf Alicias Bein.

    „Er wird es schaffen, Schatz. Morgen geht es ihm bestimmt wieder besser."

    „Und wenn nicht?"

    „Daran darfst du gar nicht denken. Die Ärzte geben ihr Bestes und bisher war Zodiak putzmunter und gesund. Die Ärzte finden raus was er hat und dann wird es ihm bald wieder richtig gut gehen."

    „Meinst du wirklich?" Alicia nahm Kathrins Hand und hielt sie eine Weile fest.

    „Ja, ganz sicher. In ein paar Tagen ist er wieder ganz der Alte."

    „Ich hoffe, du behältst Recht."

    Kathrin hoffte es auch. Sie mochte sich gar nicht vorstellen wie furchtbar es wäre, wenn Zodiak es nicht schaffte. Er gehörte zu ihrem gemeinsamen Leben.

    Als sie in die Einfahrt ihres Zuhauses einbogen, stand Sylvies Auto vor dem Haus. Von Sylvie war nichts zu sehen. Sie war vermutlich schon im Stall.

    „Ich habe Sylvie ganz vergessen, sagte Kathrin. „Wir waren zum Reiten verabredet, aber ich sage ihr lieber ab. Ich will dich nicht allein lassen.

    „Das musst du nicht, versicherte Alicia ihr. „Ich komme schon klar.

    „Bist du sicher?"

    „Ja, außerdem braucht Blitz die Bewegung." Alicia wollte nicht, dass Kathrin ihr Pferd vernachlässigte. Die Sache mit Zodiak war schlimm, aber sie hatten schließlich noch weitere Tiere, die trotz allem versorgt werden mussten.

    „Du rufst mich aber sofort an, wenn etwas ist", sagte Kathrin.

    „Ja, mach ich."

    Sie stiegen aus dem Auto und während Alicia zum Haus eilte, machte sich Kathrin auf den Weg zum Stall.

    Sylvie trat gerade aus Flockes Box auf die Stallgasse.

    „Guten Morgen, ich dachte schon, du hast mich vergessen", scherzte Sylvie.

    „Hab ich tatsächlich auch, aber wir hatten einen Notfall."

    „Was ist passiert? Ist was mit Alicia?"

    „Wir mussten Zodiak in die Tierklinik bringen. Er hat keine Luft mehr bekommen. Der Tierarzt meint, es kommt vom Herz."

    „Oh nein. Das tut mir leid. Wie ist die Prognose?"

    „Er muss erstmal bis morgen da bleiben, vielleicht auch länger. Danach sehen wir weiter. Alicia ist ziemlich fertig."

    „Das kann ich mir vorstellen. Wenn du lieber hier bleiben möchtest, kann ich das verstehen."

    „Alicia meint, es geht in Ordnung, wenn wir zusammen reiten. Ich kann ihr ja sowieso nicht helfen. Man fühlt sich so hilflos, wenn jemand traurig ist."

    „Ja, das stimmt. Vor allem, weil man selbst ja auch mitleidet. Es ist furchtbar, wenn es dem Mensch, den man liebt, schlecht geht."

    Einige Minuten später ritten sie gemeinsam los. Alicia hingegen hatte eine andere Beschäftigung gefunden. Sie musste etwas tun, das sie ablenkte, damit sie nicht ins Grübeln geriet und so machte sie sich daran das ganze Haus zu putzen. Überall entdeckte sie Pfotenabdrücke der Katzen. Sogar das Sofa war voll davon. Sie putzte wie eine Wahnsinnige, doch die Gedanken an Zodiak ließen sich dennoch nicht vollständig verdrängen, aber alles war besser, als untätig herum zu sitzen. Ihr Telefon ließ sie keine Sekunde aus den Augen, falls die Tierklinik anrief, aber es klingelte nicht. Alicia wertete das als gutes Zeichen, denn es bedeutete, dass es Zodiak zumindest nicht schlechter ging.

    Kathrin kehrte nach Hause zurück, als Alicia sich gerade erschöpft auf dem Sofa niedergelassen hatte.

    „Wow, der Fußboden glänzt ja richtig", sagte Kathrin anerkennend.

    „Ich hab mal durchgewischt. Die Katzen haben heute Morgen mehr Sauerei gemacht, als wir auf den ersten Blick gesehen haben.

    „Schade, dass es nie lange sauber bleibt", meinte Kathrin und ließ sich neben Alicia auf dem Sofa nieder.

    „Ja, leider. Unsere tierische Rasselbande trägt viel Dreck ins Haus. Wie war es mit Sylvie?"

    „Schön. Wir haben uns total verquatscht und dadurch die Zeit vergessen. Ich hoffe, du bist nicht sauer, weil ich so lange weg war."

    „Nein, bin ich nicht."

    „Sylvie hat gefragt, ob wir morgen mit ihr, Annelie und Clara ins Schwimmbad gehen möchten. Vorausgesetzt natürlich, dass es Zodiak wieder besser geht."

    „Ich weiß noch nicht", antwortete Alicia ausweichend.

    „Kein Problem. Sylvie meinte, wir sollen es morgen spontan entscheiden."

    „Ich muss die ganze Zeit an Zodiak denken", sagte Alicia.

    „Ich auch. Es ist so still im Haus ohne ihn."

    „Ich frage mich die ganze Zeit, ob es in der letzten Zeit irgendwelche Anzeichen gab, dass etwas mit ihm nicht stimmt."

    „Ich glaube nicht. Ich denke, es kam total überraschend. Bei Menschen ist es ja auch oft so, dass sie einen Herzinfarkt oder so bekommen, ohne dass es dafür im Vorfeld irgendwelche Anzeichen gab. Du bist nicht schuld."

    „Vielleicht hätte ich Zodiak häufiger durchchecken lassen müssen."

    „Ich glaube nicht, das hätte nichts geändert. Unzählige Menschen gehen zu Vorsorgeuntersuchungen und obwohl da noch alles in Ordnung ist, erkranken sie wenig später. Man kann sich nicht gegen alles absichern und alles voraus ahnen, auch wenn man das gerne möchte."

    „Wahrscheinlich hast du Recht."

    „Soll ich uns einen Tee oder Kaffee machen und was zu essen?"

    „Tee wäre schön, aber Appetit habe ich keinen."

    „Okay, dann mache ich uns mal was."

    Kathrin ging in die Küche. Alicia griff nach einer Zeitschrift auf dem Wohnzimmertisch und blätterte lustlos darin. Sie konnte sich nicht auf die Artikel konzentrieren, aber einfach nur so da sitzen konnte sie auch nicht. Auf einmal sprang eine Katze zu ihr aufs Sofa. Alicia erkannte sofort, dass es keine von ihren Katzen war. Offenbar war der Besucher vom Vormittag wieder zurückgekehrt.

    „Wer bist du denn?", fragte Alicia.

    Die Katze antwortete mit einem kurzen Mau und als Alicia sie streichelte, begann sie zu schnurren.

    „Du hast Gesellschaft bekommen", stellte Kathrin wenig später fest.

    „Ja, es ist die fremde Katze von heute Morgen."

    „Sie scheint bei uns einziehen zu wollen", stellte Kathrin fest.

    „Ja, aber wir haben doch schon so viele."

    Kathrin verteilte den Tee und machte sich über ein Käsebrot her, das sie für sich gemacht hatte.

    „Wir sollten in der Nachbarschaft nachfragen, ob sie jemandem gehört. Katzen suchen sich ganz gerne mal ein neues Zuhause. Falls sie jemandem gehört, sollten wir sie besser nicht füttern, aber wenn sie kein Zuhause hat, können wir sie nicht im Stich lassen."

    „Vielleicht sollten wir das gleich heute Nachmittag in Angriff nehmen, schlug Alicia vor. „Ich kann gerade jede Ablenkung gebrauchen.

    „Von mir aus. Ich bin dabei."

    2. Kapitel

    Den ganzen Nachmittag hatten Alicia und Kathrin die Nachbarschaft unsicher gemacht und jeden nach der Katze gefragt, aber leider kannte niemand das Tier. Es handelte sich offenbar um einen weiteren Streuner.

    „Uns bleibt wohl nichts anderes übrig, als ihn zu behalten oder ihn ins Tierheim zu bringen", sagte Kathrin, während sie gerade das Abendessen zubereitete.

    Alicia verteilte das Katzenfutter an die hungrige Meute.

    „Warum finden die immer alle den Weg zu uns?", wunderte sich Alicia.

    „Keine Ahnung. Vielleicht hat es sich unter den Streunerkatzen herum gesprochen, dass es sich bei uns gut leben lässt. Es gibt nun mal sehr viele Straßenkatzen, auch in Deutschland."

    „Und was machen wir? Behalten wir ihn oder geben wir ihn ab?"

    „Das fragst du ausgerechnet mich. Du weißt doch, dass ich sogar eine Ameise adoptieren würde."

    Alicia musste trotz ihres Kummers lachen. Oh ja, sie kannte Kathrins Tierliebe und Hilfsbereitschaft nur zu gut.

    „Wenn wir ihn behalten, müssen wir erstmal herausfinden, ob unser Streuner ein Männlein oder Weiblein ist. Nicht, dass er uns am Ende Nachwuchs anschleppt", sagte Alicia.

    „Ich habe nachgeschaut. Es ist ein Kater."

    „Wann hast du das denn festgestellt?"

    „Vorhin, als du im Bad warst."

    „Okay, dann ist das ja schon mal geklärt."

    „Also behalten wir ihn?", hakte Kathrin nach.

    „Ich denke schon. Wo vier Katzen satt werden, wird auch noch eine fünfte satt. Außerdem sind die Tierheime alle voll bis unters Dach. Ich will ihm das nicht zumuten. Womöglich sitzt er dann da ewig und wartet auf ein neues Zuhause. Bei uns hat er es gut."

    Somit war die Sache beschlossen.

    „Jetzt brauchen wir bloß noch einen Namen für ihn", sagte Alicia.

    „Merlin wäre doch ganz schön", schlug Kathrin vor.

    „Ja, das klingt gut."

    „Schön, also heißt unser neues Familienmitglied von jetzt an Merlin", sagte Kathrin. Sie freute sich, dass ihr Vorschlag bei Alicia so gut angekommen war.

    „Unsere Familie wächst und wächst", sagte Alicia lachend.

    Kathrin fiel in ihr Lachen ein. „Wenn das so weiter geht, müssen wir irgendwann anbauen."

    „Oder umziehen."

    „Nein, auf keinen Fall ziehe ich hier weg."

    Nach dem Abendessen wollten sie es sich gerade auf dem Sofa gemütlich machen, da klingelte es an der Haustür.

    „Wer ist das denn?, wunderte sich Kathrin. „Erwartest du jemanden?

    „Nein."

    „Hm, ich schaue mal nach." Kathrin machte sich auf den Weg zur Tür und Alicia musste sofort wieder an Zodiak denken. Normalerweise sprang er immer sofort auf, wenn jemand an der Tür war. An diesem Abend blieb alles still und sie vermisste ihn schmerzlich.

    Kathrin öffnete die Tür und sah sich einem jungen Mann gegenüber, den sie nicht kannte.

    „Guten Abend", grüßte er höflich.

    „Guten Abend." Kathrin musterte ihn fragend. Was wollte er von ihr? Vielleicht hatte er sich in der Tür geirrt.

    „Ich bin Paco."

    Der Name sagte Kathrin etwas, aber sie wusste immer noch nicht, was der junge Mann von ihr wollte.

    „Ich glaube, Sie müssen mir mal auf die Sprünge helfen. Kennen wir uns?"

    „Ich bin der Freund von Pedro. Begegnet sind wir uns noch nicht, aber vielleicht hat er mal von mir erzählt. Das Sie kannst du übrigens gerne durch ein Du ersetzen."

    „Ach ja, jetzt erinnere ich mich. Er hat uns ein Foto gezeigt und uns von dir vorgeschwärmt."

    Paco freute sich über die Worte. Er lächelte, aber in seinen Augen las Kathrin auch Besorgnis und er wirkte müde.

    „Magst du vielleicht rein kommen?", fragte Kathrin.

    „Das wäre sehr lieb."

    Kathrin gab die Tür frei und ließ Paco eintreten. Sie führte ihn zu Alicia ins Wohnzimmer.

    „Wir haben Besuch bekommen", sagte sie an Alicia gerichtet.

    Alicia musterte Paco, erkannte ihn aber offenbar auch nicht.

    „Nimm gerne Platz", sagte Kathrin.

    „Danke. Bevor er sich hinsetzte, reichte er Alicia die Hand. „Hi, ich bin Paco.

    Und da Alicia mit dem Namen offensichtlich auch nichts anfangen konnte, fügte Kathrin hinzu. „Er ist Pedros Freund."

    „Ach ja, jetzt wo du es sagst, erinnere ich mich."

    „Magst du etwas trinken?", fragte Kathrin.

    „Nein, vielen Dank. Ihr wundert euch sicher, warum ich hier bin. Wir kennen uns schließlich nicht."

    „Ein wenig schon, sagte Alicia. „Hast du Ärger mit Pedro? Alicia wusste nur zu gut, dass sie und Kathrin ständig Ansprechpartner für ihre Freunde waren, wenn es Ärger gab.

    „Pedro ist im Krankenhaus", erzählte Paco.

    „Oh mein Gott. Ist es sehr schlimm?", fragte Alicia.

    „Schon, ja. Vielleicht habt ihr in der Zeitung von dem Überfall vor einem Restaurant in der Stadt gelesen." Er sah Kathrin und Alicia fragend an.

    „Nein, ich habe nichts mitbekommen", sagte Alicia.

    „Ich auch nicht, sagte Kathrin. „Ich lese aber auch nur selten die Zeitung.

    „Pedro ist vor seinem Lokal überfallen und verprügelt worden, als er abends nach Hause gehen wollte."

    „Das ist ja schrecklich", sagte Kathrin.

    „Ja, es ist sehr schlimm. Sie haben die Tageseinnahmen geraubt und ihn krankenhausreif geprügelt. Er hat mehrere Knochenbrüche, ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und lag die letzten Tage im Koma."

    „Was für eine furchtbare Welt", sagte Alicia betroffen.

    „Pedro ist gestern wieder aufgewacht, aber es wird noch Wochen dauern, bis er wieder ganz der Alte ist."

    „Können wir irgendwie helfen?", fragte Alicia.

    „Deswegen bin ich hier. Ich klappere heimlich Pedros Kontakte ab, denn er ist zu stolz und würde niemals um Hilfe bitten. Er machte eine kurze Pause, bevor er weiter sprach. „Unter den jetzigen Umständen muss Pedro sein Lokal schließen, was ihm finanziell sehr schaden wird und da dachte ich, vielleicht könnten wir gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Einer allein schafft es nicht, aber wenn wir mehrere Freunde und Bekannte mit ins Boot nehmen, schaffen wir es vielleicht sein Restaurant am Laufen zu halten.

    „Wie soll diese Hilfe denn genau aussehen?", fragte Kathrin.

    „Pedros Mutter könnte die Küche übernehmen und Francesca, seine Mitarbeiterin im Service, kann auch ein wenig kochen, aber sie kann sich ja nicht teilen. Das heißt, wir bräuchten ein paar Leute, die sich um die Gäste kümmern."

    „Ich habe noch nie als Bedienung gearbeitet, sagte Kathrin, „aber ich kann es gerne versuchen.

    „Lässt sich das denn mit deiner Arbeit vereinbaren?", fragte Pedro.

    „Ich fange früh an, sodass ich nachmittags Feierabend habe."

    „Ich habe mir das so vorgestellt, dass jeder nur wenige Stunden am Stück aushelfen soll, alles auf freiwilliger Basis, jeder nur so, wie er kann. Je mehr Helfer wir sind, umso weniger muss jeder machen."

    „Das klingt ziemlich chaotisch, meinte Alicia. „Wäre es nicht besser eine feste Aushilfe einzustellen, bevor am Ende keiner da ist, weil alle schon anderweitig verplant sind?

    „Das kostet aber wieder Geld und ich dachte mehr an freundschaftliche Hilfe. Ich weiß auch noch nicht, ob Pedros Mutter es auf Dauer schafft mit der Küche. Sie ist gesundheitlich nicht gut dran. Womöglich brauchen wir über kurz oder lang an dieser Stelle auch Ersatz."

    „Keine leichte Aufgabe", meinte Kathrin.

    „Nein, wirklich nicht. Im Moment schaue ich bloß, wer bereit wäre zu helfen. Wie wir das dann am Ende organisieren, müssten wir noch schauen."

    „Natürlich helfe ich Pedro, sagte Alicia. „Ich muss allerdings oft bis 20 Uhr arbeiten, sodass ich die Woche über eher wenig helfen kann.

    „Wie gesagt, ich stelle jetzt erstmal ein Helferteam zusammen und dann schauen wir weiter. Ich bin ja auch eingeschränkt durch meinen Laden. Pedros Mutter möchte das Restaurant am liebsten schließen, aber wenn Pedro wochenlang geschlossen hat, suchen seine Gäste natürlich Alternativen und es ist fraglich, ob sie dann wiederkommen."

    „Ich kann eine Freundin fragen, schlug Alicia vor. „Nikki kennt unglaublich viele Leute. Bestimmt finden sich da noch ein paar Helfer.

    „Das wäre toll. Ich lasse euch meine Nummer da, dann könnt ihr euch bei mir melden."

    „Können wir Pedro besuchen?", fragte Kathrin.

    „Ja, er freut sich bestimmt, wenn ihr kommt. Heute liegt er noch auf der Intensivstation, aber er wird morgen auf die Normalstation verlegt. Falls ihr ihn besucht, erzählt ihm aber besser nichts von meinen Plänen."

    „Warum nicht? Ich finde es total süß von dir, dass du Pedro helfen willst", sagte Kathrin.

    „Aber vielleicht möchte Pedro das nicht", sagte Alicia.

    „Ich möchte ihm doch bloß helfen."

    „Das müsst ihr unter euch klären, meinte Alicia. „Wir erzählen ihm nichts.

    „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, mischte sich Kathrin ein. „Solche Überraschungen gehen oft nach hinten los, auch wenn sie gut gemeint sind.

    „Du meinst, ich sollte es ihm sagen?", fragte Paco.

    „Ehrlich gesagt, halte ich das für die bessere Idee. Dann könnt ihr die Aktion gemeinsam planen."

    „Vielleicht hast du Recht, lenkte Paco ein. „Am besten rede ich nachher mit ihm. Ich wollte sowieso noch zu ihm ins Krankenhaus.

    „Das ist gut, meinte Alicia. „Pedro sollte es wissen, sonst ist er am Ende noch sauer auf dich.

    „Okay, ihr habt mich überzeugt. Ich werde mit ihm reden."

    Sie lächelten sich alle drei zu.

    „Das ist die richtige Entscheidung", sagte Kathrin.

     „Wurden die Täter geschnappt?", fragte Alicia.

    „Nein, sie laufen noch frei herum. Die Polizei fahndet nach ihnen und nimmt Hinweise aus der Bevölkerung entgegen, aber bisher ist das nicht sehr erfolgreich."

    „Meistens werden sie nicht erwischt", sagte Kathrin.

    „Hoffen wir das Beste, sagte Paco und faltete kurz seine Hände zum Gebet. „Ich möchte euch jetzt auch nicht länger stören. Außerdem muss ich mich beeilen, sonst ist die Besuchszeit im Krankenhaus vorbei.

    Paco stand auf. „Danke, für eure Gastfreundschaft und für eure Hilfe."

    „Gerne. Wenn was ist, melde dich", sagte Alicia.

    „Das mache ich."

    Sie verabschiedeten sich voneinander.

    „Ich finde allein raus, sagte Paco. „Du musst nicht extra mitkommen, fügte er an Kathrin gewandt hinzu, die mit ihm aufgestanden war.

    „Ich muss sowieso die Pferde rein holen", sagte Kathrin.

    „Ich komme mit", entschied Alicia. Wenn schon der abendliche Spaziergang mit Zodiak ausfiel, wollte sie wenigstens Kathrin mit den Pferden helfen. Alles war besser als auf dem Sofa allein mit den Sorgen zurück zu bleiben.

    Sie verließen alle gemeinsam das Haus.

    „Also dann, man sieht sich bestimmt mal wieder", verabschiedete sich Paco.

    „Ja, ganz sicher, sagte Alicia. „Richte Pedro liebe Grüße und gute Besserung von uns aus und sag ihm, dass wir ihn besuchen kommen.

    „Das mache ich. Vielen Dank. Tschüss ihr beiden."

    „Tschüss Paco."

    Während Paco auf sein Auto zu eilte, machten Kathrin und Alicia sich auf den Weg zum Stall.

    „Paco ist richtig nett", stellte Kathrin fest.

    „Ja, das ist er wirklich. Jetzt verstehe ich, warum Pedro so von ihm schwärmt."

    „Ich hole die Pferde von der Koppel", sagte Kathrin.

    „Ist gut. Dann mache ich schon mal das Futter für sie fertig."

    Sie arbeiteten Hand in Hand. Inzwischen waren sie ein eingespieltes Team.

    Ein wenig später hatten sie es sich wieder im Wohnzimmer gemütlich gemacht und hingen beide ihren Gedanken nach.

    „Das war ein furchtbarer Tag, sagte Alicia. „Am liebsten möchte man ihn aus dem Kalender streichen.

    „Ja, wirklich, zwei Hiobsbotschaften an einem Tag. Das muss man erstmal verdauen."

    „Ich finde es schlimm, was mit Pedro passiert ist. Wie können Menschen so brutal sein?"

    „Ich verstehe es auch nicht. Die Welt wird immer grausamer. Aber zumindest scheint es Zodiak nicht schlechter zu gehen, meinte Kathrin. „Sonst hätten wir was von der Tierklinik gehört. Ich finde, das ist ein gutes Zeichen.

    „Das hoffe ich sehr. Ich habe trotzdem große Angst."

    „Ich weiß, mein Schatz. Ich mache mir auch Sorgen." Kathrin nahm Alicia in den Arm. Sie kuschelte sich eng an Kathrin und genoss die Nähe, ein paar Tränen flossen, weil sie Zodiak vermisste, aber Kathrins Liebe und Zuneigung

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